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Der 15-jährige Nathan ist ein unscheinbarer Schüler und scheint gelangweilt von seinem Leben zu sein. Aufregende und spannende Abenteuer scheinen in weiter ferne für ihn zu liegen, bis er eines Tages bei einem Campingausflug mit seinen Eltern in das Abenteuer seines Lebens regelrecht zu stolpern scheint: Ein tiefes Loch, ein Sturz und Nathan findet sich in einer mystischen Parallelwelt wieder. Dem Land der Sagenwaldelben. Diese befinden sich im Krieg mit dem schwarzen Elbenprinzen Tristan und es scheint an Nathan selbst zu liegen, ob er das Land und seine Bewohner retten kann. Ihm zur Seite stehen der weise Priester Carlo und die hübsche Kriegerprinzessin Elara. Wird er seine Ausbildung zum Hüter erfolgreich meistern, das Land retten und wieder nach Hause zurückkehren können?
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Seitenzahl: 141
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Elben des Waldes - Der magische Wald- Von Marcel Nagel Der Autor: Marcel Nagel ist 1990 in Braunschweig geboren worden. Aufgewachsen ist er jedoch im hohen Norden, genauer gesagt in Lübeck. Schon als Kind jonglierte er mit Wörtern, schrieb kurze Geschichten und las unzählige Bücher. Zu seinen Lieblingsautoren gehören unter anderem Sebastian Fitzek und J.K. Rowling. Seit einigen Jahren schreibt er nun auch umfangreichere Geschichten und hat für einige Artikel als Ghostwriter gearbeitet. Zusätzlich hat Marcel Nagel schon selber Bücher herausgebracht. Elben des Waldes Der magische Wald von Marcel Nagel 1. Edition, 2021 © All rights reserved. Inhaltsverzeichnis Kapitel 1 6 Kapitel 2 21 Kapitel 3 35 Kapitel 4 52 Kapitel 5 65 Kapitel 6 81 Kapitel 7 96 Kapitel 8 110 Kapitel 9 125 Kapitel 10 137 Kapitel 11 152 Kapitel 12 167 Kapitel 13 181 Kapitel 14 197 Kapitel 15 212 Kapitel 1 Minneapolis, die Stadt im US-amerikanisches Bundesstaat Minnesota. Eine Stadt umgeben von zahlreichen Flüssen und Seen. Die Stadt stand kurz vor den großen Sommerferien und die Familien planten ihre großen Urlaube. Viele zog es ins Ausland, in fremde Länder. Zahlreiche Kulturen und fremde Menschen warteten nur auf jeden dort draußen. Doch nicht jeder war von diesem „Fernweh“ angetan. Es gab auch Leute, die lieber die ganzen Sommerferien in der Stadt verbringen wollten und sich eher freuten, ihre Koffer nicht packen zu müssen. Genauso erging es dem fünfzehnjährigen Nathan Cleves. Er war in Einzelgänger, schon immer still und verschlossen gewesen. Wenn du andere in seinem Umfeld fragen würdest, wie Nathan Cleves wäre, würde man dich wahrscheinlich nur fragend ansehen. Denn Nathan war geschickt darin sich unsichtbar zu machen. Nicht aufzufallen und im Schulschwänzen war er einsame Spitze. Manchmal stahl er sich in der sommerlichen Hitze einfach aus dem Unterricht um so einer Doppelstunde Mathe zu entgegen und spazierte Eisschleckend durch die Parks, setze sich dort auf eine Bank oder ging am Mississippi entlang, welcher sich quer durch die Stadt schlängelte. Hättest du Nathan gefragt, wie er aussehen würde, würdest du auch dort auf unmissverständliche Gesichter treffen. Denn er hatte schon seit Jahren nicht mehr in den Spiegel gesehen. Er machte sich nicht viel aus sich. Nathan empfang sein Leben als schlicht und ergreifend stink langweilig. Nathan träumte von aufregenden Abenteuern, steckte seine Nase stundenlang in Fantasybücher und träumte von phantastischen Welten. Seine Eltern waren oftmals verzweifelt und verstanden einfach nicht, was Nathan daran so gefiel. Donald und Monica Cleves waren angesehene Rechtsanwälte und verbrachten oft stundenlang in ihrer Kanzlei. Sie gingen früh am Morgen aus dem Haus und kamen oft spät am Abend wieder. Nathan wurde schon früh auf sich allein gestellt. Die Nachbarin Miss Wood sah öfters nach ihm und brachte ihm ein warmes Mittagessen oder gesellte sich oft zu ihm. Eigentlich wollte Nathan das überhaupt nicht, doch seine Mutter hatte ihn darum gebeten, dass Miss Wood ein Auge auf ihn haben sollte. Schulisch war Nathan ziemlich abgerutscht und kam nur jedes Jahr knapp in die nächste Klasse. Nicht, weil er nicht intelligent genug war. Nur langweilte Nathan der Unterrichtsstoff einfach und er gab sich einfach keine Mühe. Donald und Monica saßen oftmals bis tief in die Nacht im Wohnzimmer und diskutierten, ob sie Nathan nicht auf ein Internat schicken sollten. Wenn Nathan dies zu Ohren bekam, dann absolvierte er den nächsten Test mit einem A und schon war die Welt wieder in Ordnung. Es war eben momentan alles andere als einfach ein Teenager zu sein. Heute war mal wieder ein Tag, es war ohnehin der letzte Schultag vor den Sommerferien, da schien es Nathan unmöglich einer Doppelstunde Sport beizuwohnen und so war er aus der Hintertür des Hausmeistereinganges geschlüpft und hatte sich davongemacht. In die nächste Klasse wurde er mit Ach und Krach versetzt und somit war er froh, für die nächsten zwei Monate niemanden aus seiner Schule sehen zu müssen. Nathan schlenderte durch seinen keinen Stadtteil Windom Park, nachdem er in den nächsten Bus gesprungen war, um nach Hause zu fahren. Er bewohnte ein kleines typisches amerikanisches Stadthaus mit drei Zimmern, einem kleinen Bad, Wohnzimmer und großer Küche. Als er auf die Veranda blickte, schaukelte dort eine Topfpflanze im Wind und die amerikanische Flagge war gehisst. Typisch eben. Nathan seufzte und gähnte. Wie langweilig konnte sein Leben eigentlich noch werden? „Nathan? Bist du schon zuhause?“ Vernahm er eine Stimme und sah sich um. Miss Wood, eine kleine untersetzte Frau mit mausgrauen Haaren und einer geblümten Schürze stand auf der gegenüberliegenden Veranda und hielt einen Kochlöffel in der Hand. „Hallo Miss Wood. Ja, ich hatte schon Schule aus.“ log er und rollte mit den Augen. „Möchtest du zum Mittagessen kommen? Ich habe Eintopf gemacht. Deine Eltern kommen bestimmt wieder später.“ rief sie ihm freudig zu. „Oh nein, nicht schon wieder Eintopf.“ murmelte Nathan leise und überlegte kurz. „Ich hab auch deinen Lieblingskuchen gebacken zum Nachtisch!“ rief Miss Wood erneut über die Straße. Aus dieser Nummer kam Nathan nicht mehr raus, das wusste er. „In Ordnung, ich komme! Ich zieh nur etwas anderes an!“ rief Nathan gespielt freudig über die Straße und verschwand dann im kühlen Haus. Er lehnte sich kurz gegen die geschlossene Haustür und atmete tief durch. Miss Wood war nett, aber immer so überfürsorglich. Das hasste Nathan. Er war doch kein kleines Kind mehr. Miss Woods hatte selbst keine Kinder und ihr Mann war schon früh verstorben. Daher hatte sie sich total auf Nathan eingeschossen und war so dankbar und glücklich gewesen, als Monica Cleves eines Tages auf der Matte stand und sie gebeten hatte auf Nathan aufzupassen, wenn die Tage im Büro mal wieder länger wurden. Nathan wurde natürlich nicht nach seiner Meinung gefragt. Er hatte das zu tun, was seine Eltern von ihm verlangten, bis er volljährig war. Das hatte sein Vater ihm erst vor kurzem, mal wieder, in einem heftigen Wutanfall mitgeteilt. „Du musst endlich aufwachen und den Kopf aus den Wolken ziehen Nathan! Dein Leben rennt an dir vorbei und ich erwarte, dass du wie deine Mutter und ich nach Harvard gehst und Jura studierst! Die Kanzlei soll eines Tages von dir übernommen werden und ich werde nicht dabei zusehen, wie mein einziger Sohn alles vermasselt!“ „Aber Dad, interessiert es dich denn gar nicht, was ich wirklich will?“ konterte Nathan wütend. „In deinem Alter wissen die meisten Kinder noch nicht was sie wollen und werden von ihren Eltern auf die richtigen Bahnen gelenkt! Wenn ich noch einmal mitten aus einem Meeting gerissen werde und mir dein Direktor mitteilt, dass du mal wieder den Unterricht geschwänzt hast, dann sage ich dir klipp und klar kommst du auf ein Internat mit extra dicken Mauern, verstanden?“ schrie ihn sein Vater mit hochrotem Kopf an und warf dann die Tür hinter sich zu. Von diesem Zeitpunkt an überlegte es sich, Nathan mehrmals nicht das zu tun, was ihm seine Eltern sagten. Jedoch fiel ihm das sehr schwer. Nathan war schon immer ein Freigeist gewesen. Er hatte oftmals das Gefühl, als würde ihn niemand wirklich verstehen wollen. Als würde er die Welt mit anderen Augen sehen. Mit fremden Augen. Vollkommen in seinen Gedanken versunken schlurfte Nathan nach oben in sein Zimmer, warf seine viel zu kurze Schuluniform auf den Fußboden und zog sich bequeme Jeans und ein etwas zu großes rotes T-Shirt an. Einmal fuhr er sich kurz durch die Haare und zwängte dann seine Füße in ausgelatschte Sneakers. Er blickte auf sein schon ziemlich ramponiertes Handy, welches ihm schon mehrere Male auf den Boden gefallen war. Das Display hatte schon einen Sprung und war ziemlich zerkratzt. Keine Nachrichten. Na ja, wer sollte ihm auch schon schreiben? Einen Freund hatte Nathan nicht wirklich. Der Nachbarsjunge Thomas kam früher ab und an mal vorbei zum Zocken. Dann spielten sie stundenlang World of Warcraft. Das gefiel Nathan sehr gut, denn hier konnte er seiner Fantasie freien Lauf lassen in dieser phantastischen Welt. Zwar gefiel auch das nicht unbedingt seinen Eltern, aber zumindest war Nathan so von der Straße weg und in Gesellschaft eines ordentlichen Jungen aus der Nachbarschaft. Doch dann fing Thomas an, im örtlichen Verein Football zu spielen, und wenn Nathan etwas nicht mochte, dann war es dieses Sinnlose hintereinander und gegeneinander herjagen mit einem unförmigen Lederball in der Hand. Was nur allen an Amerikas Nationalsport so gut gefiel, fragte er sich bis heute. Allein wenn der Super Bowl lief und dadurch Ausnahmezustand herrschte, verkroch sich Nathan mit einem guten Buch und Kopfhörern in sein Zimmer. Schlurfend und mit leicht angesäuerter Laune kam Nathan bei Miss Wood an, welche schon freudig auf ihn wartete. Sie war zwei Köpfe kleiner als er und in ihrem Haus roch es stark nach Katze. Kein Wunder, wenn man sich von diesen Tieren gleich fünf Stück hielt. „Nathan wie schön dich zu sehen. Komm rein, komm rein. Magst du einen kalten Saft? Ich habe frische Limonade selbst gemacht. Bei der Hitze hält es man es ja auch im Kopf nicht aus.“ plapperte Miss Wood munter vor sich hin und zerrte an Nathans Arm. „Ja Miss Wood, danke.“ meinte dieser und setzte sich dann gelangweilt auf den unbequemen Holzstuhl in der Küche. Der alte Ventilator an der Decke gab immer ein knirschendes Geräusch von sich, als würde er in jenem Moment herabstürzen. „Kekse?“ fragte Miss Wood und hielt Nathan eine Schale frischer Schokokekse unter die Nase. „Oh, nein danke.“ wiegelte er ab und nahm einen Schluck von der kalten Limo. Sie schmeckte Gott sei Dank besser, als sie aussah. Schon kamen drei der fünf Katzen an und nahmen Nathan in Beschlag. Sie schnurrten und streiften um seine Beine, was diesem immer wieder einen Schauer über die Rücken jagen lies. Er mochte das noch nie. „Oh Nathan, du bist so ein Tierversteher!“ freute sich Miss Wood. „Nicht wirklich. Keine Ahnung, was die immer von mir wollen.“ „Wahrscheinlich hast du eine positive und freundliche Ausstrahlung. Tiere spüren so etwas viel schneller als wir Menschen.“ „Ich? Positive Ausstrahlung?“ lachte Nathan und verschluckte sich fast an seiner Limo. „Ich glaube das viele ein völlig falsches Bild von dir haben Nathan. Genauso wie du selbst. Du tust immer nur so, als wäre dir alles egal und würde dich nichts interessieren. Aber ich denke, dass ist nur eine Fassade. Kann das sein?“ fragte Miss Wood und schöpfte Eintopf aus dem Topf mit einer großen Suppenkelle. „Eine Fassade?“ Nathan runzelte die Stirn. „Ja. Du willst, dass dich alle anders sehen, als du eigentlich bist. Warum auch immer. Ich finde du bist ein äußerst intelligenter und warmherziger junger Mann, der einfach nur noch nicht seinen Platz im Leben gefunden hat. Du bist auf der Suche.“ sprach Miss Wood und stellte ihm den Teller vor die Nase. „Auf der Suche? Nach was?“ „Nach dir selbst.“ Antwortete Miss Wood und reichte Nathan eine Scheibe Brot dazu. Nathan sah alte Damen einen Moment lang schweigend an. Immer musste sie mit solchen komischen Gesprächen anfangen, worauf man zum Schluss keine Antwort mehr wusste. Das hasste Nathan besonders. Man kam sich vor, als säße man beim Psychologen. Nicht, dass seine Eltern dies nicht schon in Erwägung gezogen hatten, wenn er mal wieder so gar nicht aus seinen Traumwelten kommen wollte. Doch Nathan schaffte es immer wieder, sich geschickt aus der Affäre zu ziehen. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was ich eigentlich will.“ gestand Nathan und rührte mit dem Löffel in der Suppe herum. „Woher solltest du das auch? Du bist erst fünfzehn und hast das ganze Leben noch vor dir. Du musst jetzt noch nicht wissen, was du willst. Das habe ich deinem Vater auch schon oft gesagt. Die Jugend ist da, um zu erforschen wer man ist und was man will. Man darf Fehler machen. Und man darf auch mal den falschen Weg einschlagen, solange man wieder auf den richtigen Pfad zurückkommt. Nur solltest du aufhören die Schule ganz so leicht zu sehen. Schule ist wichtig, auch wenn sie uns manchmal langweilig und unnütz vorkommt. Aber eine gute Schulbildung ist der Grundstock für eine gesicherte Zukunft.“ Erzählte Miss Wood und fing ebenfalls an zu essen. „Aber ich habe keine Lust auf Jura. Es gibt nichts langweiligeres, als den ganzen Tag seine Nase in irgendwelchen Gesetzestexten zu haben. Das ertrage ich nicht.“ seufzte Nathan und biss von seinem Brot ab. „Es sagt ja auch niemand, dass du Jura studieren sollst.“ „Doch, mein Vater!“ entgegnete Nathan sofort. „Er sagt das nur, weil du sonst mit nichts Besserem ankommst. Wenn du zum Beispiel sagen würdest, du möchtest Naturwissenschaften oder Betriebswirtschaftslehre studieren oder nach der High-School erstmal ins Ausland, dann denke ich, wird er mit Sicherheit nichts dagegen sagen. Nur kommt von dir eben rein gar nichts und das macht ihn Sorgen. Verstehst du das?“ fragte sie ihn und legte den Kopf etwas schief. „Keine Ahnung. Möglich. Ich bin eben nicht so, wer er mich haben will. Meine Mum hält sich völlig raus aus dem Thema. Die lässt mich immer mit ihm allein.“ seufzte Nathan tief. „Weil es ihr schwer fällt gegen deinen Vater anzukommen. Sie ist immer den Weg gegangen, welchen man von ihr erwartet hat. Ich kenne deine Mutter seit der High-School und weiß, dass sie schon immer nur das getan hat, was ihre Eltern ihr gesagt haben. Sie durfte sich nie ausleben. Studiere Jura, tat sie. Heirate mal einen ordentlichen Mann – tat sie. Baue ein Haus und bekomme ein gesundes Kind – tat sie. Doch sind meiner Meinung nach dadurch ihre eigenen Wünsche auf der Strecke geblieben.“ murmelte Miss Wood und leerte dann ihre Suppe. Nathan hörte ihr aufmerksam zu und seine Gedanken kreisten um sein eignes Dasein. Welchen Weg würde er mal einschlagen und würde er sich allem immer beugen müssen, was man von ihm erwartete oder würde er auch mal ausbrechen müssen, um diesem Teufelskreis zu entgehen? Kapitel 2 Es war spät am Abend, als Donald und Monica Cleves endlich nach Hause kamen. Nathan war nach dem Mittagessen und einem große Stück Kuchen nach Hause gegangen. Er hatte sich ausgiebig geduscht und dann den Fernseher mit seiner Lieblingsfantasieserie angemacht. Dabei aß er eine Tüte Chips und überlegte sich schon, wie er die zwei Monate Sommerferien in seinem langweiligen zuhause überhaupt überstehen sollte. Zwei Monate voller herumlungern und Langeweile. Andere Jugendliche in seiner Umgebung fuhren in die umliegenden Sommercamps, aber darauf hatte Nathan überhaupt keine Lust. Sinnloses und Belangloses herumsitzen um Lagerfeuer und Marshmallow grillen oder in muffigen engen Zelten schlafen. Den ganzen Tag an irgendwelchen Veranstaltungen teilnehmen und sich vor allen zum Deppen machen. Nein danke. Gott sein Dank hatten hier seine Eltern mit ihm ein Nachsehen. Diese schlossen gerade die Haustür auf, als Nathan seine Nase in der Chipstüte hatte. „Nathan? Wir sind wieder zuhause!“ rief seine Mutter Monica und kam gerade ins Wohnzimmer. Sie sah müde und blass aus. Ihre langen dunklen Haare hatten sich aus ihrem Knoten gelöst und fielen ihr schlaff ins Gesicht. Sie trug ein grasgrünes Kostüm, welches auch schon bessere Tage erlebt hatte. „Wie war dein Tag Schatz?“ fragte seine Mutter ihn und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange. „Hi Mum. Ganz gut. Miss Wood hat mir Mittagessen gemacht und auch einen Kuchen gab es. Schule war langweilig wie immer, aber kurz vor den Sommerferien machen die Lehrer ohnehin nichts mehr mit uns.“ Meinte Nathan und versuchte, nicht ganz so genervt zu klingen, wie er eigentlich war. „Schön, wenn bei dir alles okay war. Bei uns war die Hölle los. Aber dein Vater und ich möchten mit dir etwas bereden. Hast du Zeit?“ fragte seine Mutter und Nathan setzte sich kerzengerade auf. Oje, etwas bereden? Das konnte nichts Gutes bedeuten. Hoffentlich sollte er nicht doch aufs Internat nach den Ferien oder in ein Sommercamp oder dergleichen. Nathans Gedanken fuhren Achterbahn und ihm wurde ganz schlecht. „Hallo Nathan. Hat dir deine Mutter schon erzählt, worum es geht?“ fragte sein Vater Donald, er streifte sich seine rote Krawatte ab. Donald Cleves war ein breitschultriger Mann mit blondem krausem Haar, strengen Gesichtszügen und himmelblauen Augen. „Hi Dad. Nein, hat Mum noch nicht.“ sagte Nathan und schluckte schwer. „Du machst ein Gesicht als würden wir dich ins Bootcamp schicken wollen.“ Grunzte sein Vater und machte sich ein kühles Bier auf, welches er sich aus dem Kühlschrank holte. „Würdet ihr das tun?“ fragte Nathan und seine Finger fingen an zu schwitzen. „Eine nette Idee, aber nein.“ lachte sein Vater, jedoch fand Nathan dies alles andere als zum Lachen. „Was hältst du davon, wenn wir morgen einen gemeinsamen Campingausflug machen Nathan?“ fragte ihn seine Mutter und lächelte. „Einen was?“ Nathan runzelte die Stirn und griff dann wieder zur Chipstüte. „Einen Campingausflug. So mit Zelt, Lagerfeuer, Marshmallows und dergleichen.“ meinte sein Vater und rollte mit den Augen. „Das haben wir noch nie gemacht.“ „Genau darum geht es Nathan. Dein Vater und ich haben uns in letzter Zeit ziemlich viel über unser gemeinsames Familienleben unterhalten und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir mehr machen müssen als Familie. Wir finden auch, dass wir daran schuld sind, dass du so unnahbar geworden bist.“ Versuchte ihm seine Mutter zu erklären. „Nicht wirklich, deine Mutter findet das. Ich hingegen denke eher, dass du zu viel Zeit hast und eher in einen Sportverein nach der Schule gehörst oder einem Lernkurs. Dann kommst du auch weniger auf dumme Gedanken. Aber gut, mit der Meinung stehe ich mal wieder alleine da.“ Sprach sein Vater und Nathan schüttelte nur den Kopf darüber. „Also, wegen mir müssen wir nicht Campen waren. Ich schlafe ohnehin viel lieber in meinem eigenen Bett und Marshmallows konnte ich noch nie leiden. Sind mit zu pappig und zu süß.“ Antwortete Nathan und rümpfte die Nase. „Siehst du Monica, was habe ich gesagt? Der Junge hat auf nichts Lust.“ Seufzte Donald Cleves und setzte sich in seinen breiten Wohnzimmersessel. Er schaltete den Fernseher an und sah sich ein Footballspiel an. „Nathan, bitte. Dein Vater und ich arbeiten momentan sehr viel und wir haben uns beide extra eine Woche Urlaub genommen. Tu es doch bitte mir zuliebe, okay?“ sprach Monica Cleves und nahm die Hände ihres Sohnes in ihre. Nathan sah sie an und überlegte. Er hatte so keine Lust. Überhaupt nicht. Aber seine Mum war noch nie einzige Person, die ihn ein bisschen verstand. Und er wollte sie keineswegs enttäuschen oder traurig machen. „Na gut. Aber ich muss nichts machen, was ich nicht möchte. Keine Abenteuertouren oder irgendwelche Mutproben, verstanden Dad?“ die letzten Worte sagte Nathan etwas lauter. „Ja, ja schon gut.“ wiegelte dieser ab und man spürte, dass er sich an dem Gespräch nicht weiter beteiligten wollte.