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Die Zwillinge Fienchen und Bienchen träumen von einem Land hinter dem Spiegel. Dort wohnen Elfen und Wichtel. Sie schauen durch ihre Spiegel und schreiben auf was so in der Menschenwelt passiert. Flori ein kleiner Wichtel ist durch den Spiegel in die Welt der Menschen gefallen und nun verschwunden. Das vorwitzige Elfenmädchen Elfinchen vermisst ihn sehr. Auch Fienchen und Bienchen machen sich Sorgen. Sie möchten gern helfen, aber wie? Fienchen und Bienchens Papa hat eine Holzwerkstatt und dort restauriert er alte Möbel. Als ihm nun ein alter Spiegelschrank gebracht wird, beginnt eine abenteuerliche Rettungsaktion.
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Seitenzahl: 85
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Elfinchens wundersame Reise
Ingrid Kunze
Texte:© Copyright by Ingrid Kunze
Verlag: [email protected]
Vertrieb: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Elfinchen stand wieder einmal im großen Spiegelsaal und träumte vor sich hin. Das tat sie jedes Mal, wenn sie zu Doktor Ratlos gerufen wurde. Der Spiegelsaal war riesig groß und überall an den Wänden standen Schränkchen mit dreiseitigen Spiegeln. Vor den Spiegeln, saßen kleine Wichtel und Elfen. Sie alle schauten gespannt in die Spiegel hinein und schrieben ab und zu eifrig in ihre Notizbücher. Kein Ton war zu hören, nur die Stimme von Doktor Ratlos hallte durch den Raum. „Elfinchen, ich verstehe dich einfach nicht. Warum hörst du nicht auf den Rat deiner Schwestern? Irgendwann fällst du durch den Spiegel und bist gefangen in der Außenwelt. Willst du wie dein Freund Flori enden? Niemand hat je wieder von ihm gehört. Sei vernünftig Elfinchen! Wie oft muss ich dich denn noch ermahnen?“ Elfinchen hörte sich die Gardinenpredigt von Doktor Ratlos nun bestimmt schon zum hundertsten Male an. Und wie bereits 99 Male vorher wartete sie nun auf ihre Strafe. Natürlich wusste sie, dass sie sich nicht aus dem Spiegel lehnen durfte, aber erstens war sie neugierig, zweitens wollte sie ihren Freund Flori wieder finden und drittens mit Bienchen und Fienchen spielen. Warum nur, konnte man nicht in die Außenwelt schlüpfen und dann einfach wieder zurückkehren? Sie verstand das einfach nicht. Während Elfinchen so vor sich hin träumte, hatte Doktor Ratlos seine Predigt beendet. Elfinchen hatte ihre Strafe gar nicht verstanden. Elfinchen hörst du „Du kannst gehen“, sagte er nun ein wenig ärgerlich. Elfinchen stand immer noch wie angewachsen auf der Stelle und träumte vor sich hin. „Hast du mir überhaupt zugehört Elfinchen?“ Der Doktor runzelte die Stirn und schüttelte seinen silbernen Wuschelkopf. „Du kannst gehen Kind“, sagte er nun noch einmal etwas lauter. „Eine Woche Spiegelverbot! Melde dich bei Elfe Diamanti in der Spiegelkammer zum Spiegelputzen!“ Jetzt schaute Elfinchen doch erschrocken auf. Eine Woche Spiegel putzen? Ohne in ihn hineinschauen zu dürfen? Das geht doch nicht! Bienchen und Fienchen feiern doch in drei Tagen ihren siebten Geburtstag. Sie wollte doch wenigstens beim Feiern zuschauen - und wenn es nur durch den Spiegel wäre. Traurig und etwas trotzig hob sie den Kopf, Tränen liefen ihr über das Gesicht. Ohne sich noch einmal umzudrehen lief sie aus dem Spiegelsaal. Kopfschüttelnd blickte ihr Doktor Ratlos hinter her. Was sollte er nur mit diesem verstockten Elfenmädchen machen? Seit Flori in die Außenwelt gefallen war, hatte sie sich total verändert. Auch Doktor Ratlos machte sich Gedanken um Flori und hatte bereits die Wichtelspäher auf die Reise geschickt. Seufzend wandte er sich wieder seinen Aufzeichnungen zu. Er musste unbedingt mit Rosefina sprechen, am besten gleich heute Abend. Die jungen Elfen und Wichtel wollten eben auch auf Reisen gehen und die Außenwelt kennenlernen. Wer konnte es ihnen verübeln? Immer wieder schauten sie in die Spiegel und rieben sich die Nasen, wie an Schaufensterscheiben mit Spielzeug oder Leckereien. Doch seit dem großen Unglück, war das Reisen in die Außenwelt streng verboten. Wieder seufzte Doktor Ratlos in sich hinein. Ach wie schön war es doch in der Außenwelt durch die Wälder zu streifen! Die Vögel zwitscherten dort so schön und kleine Wesen wuselten über den Waldboden. Vor allem im Winter wenn glitzernder Schnee auf den Bäumen lag. Das alles gab es im Spiegelreich nicht. Der Gedanke an diese Zeit ließ ihn lächeln. Dann machte er sich entschlossen wieder an die Arbeit.
Bienchen drehte sich in ihrem Bettchen um und öffnete vorsichtig die Augen. Sie schaute zu Fienchen, aber die schlief noch, sie lächelte im Schlaf. Was mag sie nur träumen? Nachdenklich schaute Bienchen in den dreiteiligen Spiegel von Omas Spiegelschrank. Die Sonne spiegelte sich bereits darin und schickte bunte Regenbogenstrahlen auf die Reise. Was war nur hinter dem Spiegel? Sie hatte Papa einmal von ihren Beobachtungen erzählt. Er hatte aufmerksam zugehört, meinte aber dann, sie habe wohl ihre überschäumende Fantasie von Mama geerbt. Mama war Schriftstellerin und schrieb Kindergeschichten. Als Bienchen meinte, Papa solle doch die Frisierkommode von Omi mal ein wenig abrücken, damit sie dahinter schauen könne, schaute er nur ungläubig und griff sich lächelnd an den Kopf. Also mühte sie sich zusammen mit Fienchen ab, um den schweren Spiegelschrank zu verrücken. Dahinter wohnten aber nur ein paar Spinnen, die erschrocken davon rannten. Kurze Zeit später stibitzte Bienchen dann Papas Kamera. Sie fotografierte den Spiegel gerade, als eine kleine Elfe hervorlugte. Als sie die Bilder anschauten war außer Bienchen und Fienchen, die sich im Spiegel spiegelten, nichts darauf zu sehen. Sie hatten doch aber die kleine Elfe genau gesehen? Das konnten sie sich doch nicht alles eingebildet oder geträumt haben. Seit Monaten sahen Bienchen und Fienchen, vorm Einschlafen und vorm Wachwerden, die gleichen Bilder im Spiegel. Deutlich konnten sie sehen und hören, was im Spiegelreich so vor sich ging. Die niedliche Elfe mit Namen Elfinchen und der Wichtel Flori, gefiel ihnen von allen am besten. Elfinchen hatte schillernde Flügel auf den Rücken und schaute immer ganz neugierig und sehnsüchtig durch den Spiegel. Flori war immer zu kleinen Streichen aufgelegt und neckte die anderen Elfen und Wichtel gern. Er trug eine lustige gestreifte Zipfelmütze, aus der ein kleiner Propeller schaute. Eines Tages hatte er sich vorwitzig aus einem Spiegel gebeugt und war heraus gepurzelt. Wo mag er nur hingeraten sein? Beide Mädchen machten sich große Sorgen um ihn. Elfinchen sah nun auch oft sehr traurig aus.Im Spiegelreich gab es aber noch viele andere Elfen und Wichtel. Da waren da noch der immer nachdenklich schauende Doktor Ratlos, Zuckerchen, die alles und jeden süß fand, Quasselinchen, die nie den Mund halten konnte, Ballino, der nie ohne seinen Fußball durch die Gegend rannte, na und der dicke Hugo, dem immer die Mütze vom Kopf rutschte. Eleganti nicht zu vergessen, sie hatte ständig eine andere schrille, Haarfarbe, ach und Klatschelinchen, die immer den neuesten Spiegellandklatsch kannte. Die Elfen und Wichtel ähnelten den Menschen, nur waren sie viel, viel kleiner. Es gab sie mit allen Haut-, Augen- und Haarfarben. Es gab dicke, dünne, brave schüchterne, freche, eben alles wie bei den Menschen. Alle Elfen trugen farbig schillernde Flügel auf dem Rücken und die Wichtel besaßen kleine Propeller, die kess durch die Zipfelmützen schauten. Hinter dem Spiegel schillerte die Welt in bunten Farben, allerdings wirkte alles ein wenig künstlich. Häuser und Straßen sahen aus als seien sie mit Edelsteinen gepflastert. An den Bäumen hingen Perlenschnüre, Tiere schien es gar nicht zu geben, obwohl es überall zwitscherte und summte. Bienchen hätte diese seltsame Welt gern einmal besucht. Vorsichtig stupste sie ihre Schwester an: „Fienchen bist du schon wach?“ Fienchen räkelte sich und streckte sich unter ihrer Decke. Dann schielte sie zu ihrer Schwester und grinste: „Ja jetzt, nachdem du mich geweckt hast. Ist denn etwa schon Zeit zum Aufstehen? Ich habe gerade so schön geträumt.“ Dabei steckte sie vorsichtig einen Fuß unter der Decke hervor. Jetzt war Bienchen aber gespannt: „Was hast du denn geträumt?“ Erzähl mal!“ Gerade als Fienchen loslegen wollte läutete die Frühstücksglocke. Schnell sprangen die beiden Mädchen aus den Betten, gingen ins Bad, machten eine kleine Katzenwäsche und putzten die Zähne. Beim Griff in den Kleiderschrank schauten sich beide lachend an. Wieder einmal hatten beide zu dem gleichen Kleid gegriffen. Sie mussten nicht die gleichen Sachen anziehen. Ihre Eltern ließen sie immer ihre Kleidung aussuchen, aber seltsamerweise gefiel ihnen immer das Gleiche. Sie verstanden sich meist wortlos. Hatten die gleichen Ideen und Vorlieben.
Bienchen und Fienchen waren Zwillinge. Eigentlich hießen sie ja Sabinella und Josefine, aber niemand nannte sie so. Papa meinte immer die zwei seien ja schon um die nächste Ecke verschwunden bevor er die Namen überhaupt ausgesprochen habe. Als Papa, seine Frau zum Geburtstermin der beiden Mädchen, ins Krankenhaus fuhr, fielen gerade zwei Sternschnuppen vom Himmel. Mama schloss die Augen und wünschte sich für ihre Kinder alles Glück dieser Welt. Der 12. August war nämlich Mamas absoluter Glückstag. An einem 12. August war Mama über Papa gestolpert. Zwei Jahre später hatten sie auch an diesem Tag geheiratet und schließlich sollten auch noch ihre beiden Mädchen zur Welt kommen. Fienchen war siebzehn Minuten älter als Bienchen. Fast hätten sie sogar an zwei verschiedenen Tagen Geburtstag gehabt, denn Bienchen ließ sich Zeit und kam genau eine Minuten vor Mitternacht auf die Welt gepurzelt. Nun feierten sie am Sonntag bereits ihren siebten Geburtstag. Im September kämen dann beide in die Schule und auch darauf freuten sie sich schon. Sie hatten sich eine Geburtstagsfeier im Garten gewünscht mit all ihren Freunden und ihrer Familie. An diesem Wochenende sollten wieder viele Sternschnuppen fallen.
Es war Bienchens und Fienchens größter Wunsch