Elite - Akardia Götz - E-Book

Elite E-Book

Akardia Götz

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Beschreibung

Wir waren fünf. Eine Gruppe der besten Elitekrieger, die es je gegeben hatte. Wir waren Freunde fürs Leben. Doch der Krieg riss uns auseinander. Wir wurden verwundet, ohne es wirklich zu wollen. Wir alle hatten uns ein Wiedersehen erhofft. Wir fünf. Zusammen. Doch am Ende mussten zwei von uns einen hohen Preis bezahlen ...

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Seitenzahl: 446

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhaltsverzeichnis

Kinder des Krieges…

Kapitel 1: Timothy

Kapitel 2: Maggie

Kapitel 3: Timothy

In Blut getränkt…

Kapitel 4: Siva

Kapitel 5: Matthias

Kapitel 6: Rhydian

Kapitel 7: Maggie

Kapitel 8: Timothy

Kapitel 9: Siva

Werden Unschuldig

Kapitel 10: Matthias

Kapitel 11: Maggie

Kapitel 12: Siva

Kapitel 13: Nathanael

Kapitel 14: Siva

Kapitel 15: Maggie

…aber siegen mit dem Herzen

Kapitel 16: Timothy

Kapitel 17: Matthias

Kapitel 18: Maggie

Kapitel 19: Namir

Kapitel 20: Siva

Kapitel 21: Maggie

Kapitel 22: Elihas

Kapitel 23: Nathanael

Kapitel 24: Matthias

Kapitel 25: Maggie

Kinder des Krieges…

1

Timothy

Es ist kein Geheimnis, dass meine Familie die wohl kaltherzigste, mächtigste, brutalste, aber jedoch die geachtetste Königsfamilie ganz England ist. Wir Davids regieren schon seit Jahrhunderten in Harrow. Soweit ich zurückdenken kann, ist es noch niemanden gelungen uns vom Thron zu stürzen. Seitdem es uns gibt, ist bekannt, dass jede Generation in der Kampf- und der Kriegskunst-, sowie auch mit dem Umgang von Waffen geschult wird – was auch ein möglicher Grund für unsere Unbesiegbarkeit wäre. Und genau diese Unbesiegbarkeit verleiht unserem Volk Sicherheit, den sie uns wieder um mit Respekt und Vertrauen zeigen. Doch wohl eher ist meine Familie für die harte Verbrechensbekämpfung bekannt. Mein Ururururururur Großvater Falco David hat zu Zeit seiner Herrschaft eine Elite gegründet. Die gesamte Familie erlernte damals das, was wir nun in 3 Jahren Militärausbildung lernen, in nur einer Woche. Sein damaliges Zitat ging in die Geschichte ein:

„An Hand des Volkes, erkennt man wie gut oder schlecht es deinem Königreich geht. Geht es dem Volk schlecht, geht es auch dem Reich nicht gut und sie werden seinen König misstrauen und verachten. Wenn es beiden Parteien wohl ergeht, werden sie den König lieben und ehren und ihm Respekt erweisen.“

Und das hat sich bis heute nicht geändert.

Doch wie jede Tradition ging auch diese vor ein paar Jahren in eine Veränderung. Mein Vater, König Erasmus David von Harrow, beschloss vor 7 Jahren auch sein Volk auszubilden. Doch er ließ sie selbst entscheiden wer zur Elite gehen wollte. Er verfolgte damit das Ziel, einen stärkeren Zusammenhalt zwischen den Menschen herzustellen. Viele fragten ihn damals, warum er die Entscheidung dem Volk überließe, doch er meinte nur darauf:

„Ein König, der über den Köpfen des Volkes entscheidet, ist ein schlechter König. Er würde damit Unterdrückung und Missachtung zeigen. Mein Volk ist frei und gehört zum Königreich dazu. Wieso sollten sie kein Entscheidungs- und Mitspracherecht besitzen, wie jeder von uns auch?“

Wäre er nicht der mächtigste König gewesen, hätte er am Galgen gehangen. Trotz diesem Angebot, blieb die Elite klein – sie war jedoch einer der stärksten:

Meine Schwester Maggie: lange, braune, gelockte Haare, schokoladen braune Augen, mittelgroß, wenig einfühlsam, wachsam, brutal, manchmal aber auch gutherzig. Ich liebe sie und würde für sie durchs Feuer gehen. Dann gibt es noch die Mikaelson Geschwister, Siva und Matthias. Siva ist die wohl aufgeschlossenste der Geschwister. Sie hatte langes, goldenes, gewelltes Haar, dass sie immer hochgesteckt trug und strahlende blaue Augen. Sie ist konzentriert, brutal, schlagfertig, gutherzig. Matthias kann sich vom Aussehen, gegenüber seiner Schwester, nicht verstecken. Er trug seine Haare kurz und war um einiges muskulöser als sie. Er ist ein abenteuerlustiger Charmeur, den man seine brutale, scharfsinnige Seite nicht ankennt. Seit ihrer Ausbildung leben sie, zusammen mit ihren Eltern, in einem kleinen Dorf im Wald. Dann wäre da noch Rhydian Parker. Ein gewöhnlicher Junger aus der Stadt. Groß, dürr, rote Haare, grüne Augen. Rhydian ist zwar kein Mitglied der Elite, aber ein sehr guter Freund, der uns mit seiner Nerdigen- lustigen Art hin und wieder unterstützt. Und dass bin ich: Timothy David. Wie auch Matthias sehe ich meiner Schwester sehr ähnlich. Ich bin ein brutaler, kaltherziger, wachsamer Elite Krieger, dem die Gerechtigkeit und Schutz des Königreiches sehr am Herzen liegt und bereit ist für das Reich zu sterben.

Es war Sonntagmorgen. Ich saß neben Maggie in der dritten Reihe, auf einer der Kirchenbänke. Die Kirche war mittelgroß. Die Wände waren weiß, ohne jeglichen Prung, die eine normale Kirche sonst immer besaß. Vom Deckengewölbe hingehen Kronleuchter herab. Der Altar bestand aus einem Tisch purem Marmor und einem gleichschenkligen Herzkreuz, dass mit seiner Größe aus dem Hintergrund hervorstach. Durch die Fenster drang die Sonne und ließ den Raum sogleich um einiges heller wirken. Ich zog an meiner kratzigen Wolljacke, die ich zur Tarnung angezogen hatte. Auch wenn ich es hasste, für verdeckte Missionen in Kostüme schlüpfen zu müssen, war ich doch immer hin froh, wenn mich niemand erkannte. Obwohl uns die Leute kannten, realisierten sie nicht, dass ihre Elite in Bauernklamotten, unter ihnen saß. Ich drehte unauffällig meinen Kopf nach hinten, um Siva und Matthias, die rechts in der letzten Reihe saßen, einen fraglichen Blick zu zuwerfen. Ich brannte darauf unsere Zielperson endlich das Handwerk zu legen. Siva, die meinen scharfen Blick bemerkte, schüttelte unauffällig mit dem Kopf. Ihre Augen glänzten in einem intensiven Blau. Ich biss meine Zähne zusammen und wandte mich wieder der Messe zu. „Wie lange müssen wir uns diesen Schwachsinn noch bieten lassen?“, knurrte Maggie leise mit einem starren, wachsamen Blick nach vorn gerichtet, während der Pfarrer aus der Bibel predigte. „So lange bis sich unsere Zielperson endlich zu erkennen gibt, Schwesterherz!“, zischte ich angespannt zurück. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie Maggie die Augen verdrehte. Mir entkam ein lächeln. Im nächsten Moment ertönte ihre konzentrierte Stimme in meinem Ohr. Mich durchfuhr jedesmal ein Schreck, wenn Rhydians Erfindung zu arbeiten begann. Er nannte sie Spay. Dadurch konnte er mit uns aus der Entfernung kommunizieren. Außerdem konnte er alles mit hören was um uns herumgesprochen wurde. Und per Knopfdruck erlaubte es uns das Gerät mit ihm zu kommunizieren.

„Rhydian, siehst du schon was?“

„Bisher ist alles beim alten, Maggie. Tut mir leid!“ Ich hörte wie sie genervt aufstöhnte. „Was genau siehst du, Parker?“, knurrte ich leise, worauf jemand im Hintergrund mich ermahnte leise zu sein. „Nichts auffälliges, Tim.“ Ich schnaubte verächtlich und widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Gottesdienst:

„…und was würdet ihr tun, wenn der Teufel vor eurer Tür stehen würde, die Hand austrecke und Dich auffordere mit ihm zu gehen?“

Ich spürte wie sich alle in dem Raum anspannten. Ich musste über die Dummheit leise lachen. „Ich halte diesen Weihrauchgestank langsam nicht mehr aus!“, beklagte ich Maggie, während der Pfarrer seine Frage wiederholte, seine Augen über uns schweben ließ und schließlich bei ihr stehen blieb. Mir wurde heiß und kalt, als er sie mit seinen großen Augen beäugte. „Miss, dürfte ich Sie nach vorn bitten, damit Sie Ihre Antwort mit den Anwesenden teilen können?“ So verkrampft wie ich war, beobachtete ich wie Maggie, ohne zweite Aufforderung, das mittel Schiff passierte. Gleichzeitig hörte ich Rhydian schlucken. „Was ist los, Rhydian?“, erkundigte sich Matthias sofort besorgt.

„Eure verdächtige Person sitzt genau zwei Bänke vor euch, Matthias!“ Sofort spitzte sich meine Aufmerksamkeit zu. „Zielperson erkannt!“, bestätigte Siva ruhig, aber konzentriert. Ich hörte über den Spay, wie Maggie Kampfbereit auf lächelte, während mein Adrenalinpegel stieg. Unglaublich wie sie es schaffte eine eher schüchterne Bauerntochter zu spielen und gleichzeitig ihre brutale Seite mit einwirken zulassen, ohne dass die Deckung fiel. Als Maggie den Altar erreichte, streckte der Pfarrer ihr seine Hand entgegen. „Nun meine Tochter… wie würdest du vorgehen?“ Der Blick, mit dem er sie ansah, entblößte in mir ein gewisses Misstrauen. Ich legte den Kopf schief und kniff meine Augen zusammen. Maggie warf mir einen weichen Blick zu, ehe sie ihre Rolle weiter ausführte. Mit ihrem netzartigen Schal, denn sie sich über Hals und Kopf gewickelt hatte, wirkte Maggie zusammen mit dem rußigen Gesicht, um 5 Jahre jünger. Nicht wie 20.

„Nun, wenn ich dem Teufel gegenüberstehen sollte und er mich mit sich nehmen wolle, würde ich sein Angebot ablehnen und ihn segnen!“ Ein aufgebrachtes Raunen ging durch die Runde. Ich musste ein Lachen unterdrücken. „W… Warum segnen, meine Liebe?“, wollte der Pater verunsichert wissen und sah sie von der Seite direkt an. Maggie würdigte ihn keines Blickes, begann darauf gehässig zu grinsen und hob ihren Blick in der die Zielperson saß. „Ganz einfach Pater: Bisher hat niemand den Teufel gesehen. Woher wollt Ihr sicher sein, dass er auch wirklich böse ist?“ Sie wandte sich ihm nun zu. So viel ich erkennen konnte, war der Pfarrer blass geworden. „Sie ist eine verbündete Satans!“ Jetzt zog sich die ganze Aufmerksamkeit auf unsere Zielperson. Er hatte sich erhoben und deutete hasserfüllt auf meine Schwester. Niemand nannte Maggie eine verbündete Satans! Doch ehe ich reagieren konnte, hatte Maggie ihre Pistole schon gezogen und diese, mit einem Lächeln, gegen ihn gerichtet. „Und Sie sind eine Schande für ganz Harrow!“ Anmutig befreite sie ihren Kopf von dem Netzschal und gab sich zu erkennen, was jedem Anwesenden, außer uns, den Atem stocken ließ. „Miss David?“, keuchte der Pfarrer atemlos, wenn auch fassungslos. „Für Sie immer noch Prinzessin Maggie, Pater, aber wenn sie darauf bestehen?“ Unsere Zielperson holte daraufhin ein Messer hervor dies er der Frau, die neben ihm saß, in die Kehle stach. So gleich ging das panische Geschreie los, dass mich bei solchen Situationen immer so nervte. Ich beobachtete, während ich meine Pistole zog, wie das Blut aus dem Mund der Frau quoll, gleichzeitig schoss aus ihrer Kehle eine Fontäne Blutroter Flüssigkeit, dass sofort ihr ganzes Leinen Kleid getränkt hatte, bevor sie mausetot gegen die davorstehende Rückenlehne, mit dem Kopf voraus, aufschlug, was jedoch ihre Stirn aufplatzen ließ. Mit einer Mischung aus Ekel und Adrenalin, erkämpfte ich mir meinen Weg durch die Menschen, da unser Täter die Flucht ergriff. Ich sah zu den Mikaelson Geschwister hinüber. Die beiden waren die einzigen die noch ziemlich ungestört dastanden, als sei nichts passiert. Ich blieb stehen und richtete meine Waffe, schussbereit, in seine Richtung. Im selben Moment, als der Flüchtige an den Geschwistern vorbeilief, packte Matthias ihn rasendschnell und drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht auf die Rückenlehne, der Bank, die vor ihnen stand. Siva packte den Kragen des Täters und zog ihn zu Boden, wobei er ihr einen Schlag gegen den Kopf verpasste, sodass ihr, meiner Beobachtung nach, schwindlig wurde und ihn aus den Händen verlor. „Siva!“, brüllte ich besorgt auf und schoss nach vorn. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich biss meine Kiefer so heftig aufeinander, dass es weh tat. Ich sah zu den Mikaelsons hinüber. Matthias hielt Siva aufrecht so gut es ging. Ich richtete meine Augen erneut auf unseren Täter, der versuchte auf zu stehen. Doch ich holte aus und verpasste ihm einen kräftigen Schlag in den Rücken. „Liegen bleiben, du Schweinehund!“, brüllte ich, doch der Verbrecher zeigte Widerstand und schaffte es mich zu Fall zu bringen. Ich schrie auf, als ich den kalten Boden unter mir spürte. Sofort umzingelten mich die Kirchengänger, anstatt, dass sie ihren rechtmäßigen Thronfolger aufhalfen. Ich stöhnte einen kurzen Moment vor Schmerz auf und hörte einen kurzen Kampfschrei von Maggie. Sofort packte mich die Panik, dass ihr was passiert sein könnte und stand auf. Doch alles was ich noch sah, war ein eleganter Schlag von Siva, die ihn schließlich endgültig zu Boden brachte. Ich schubste ein paar Menschen zur Seite und eilte zu ihnen hinüber. Im Hintergrund hörte ich eine ältere Dame: „Barmherziger Gott!“ betteln, doch der wird ihr auch nicht helfen. Keuchend standen wir über ihm. Ich sah mein Team an. „Gute Arbeit! Siva, geht’s wieder?“, fragte ich sie mit kalter Stimme. Sie nickte.

„Wer hätte gedacht, dass der Friedhofsgärtner dahinterstecken würde?“, wollte Maggie mit einem erheblichen Ton wissen.

„Er weiß am besten wie man Leichen vergräbt!“, meinte Matthias Schulterzuckend, als Maggie ihn ansah. Ich presste meine Lippen aufeinander. „Na los, bringen wie ihn aufs Schloss! Maggie, Siva kümmert euch um die Leiche!“ Matthias und ich schlangen die Arme des Verbrechers um unsere Schultern und verließen die Kirche.

Im Schloss zog es Maggie vor den Friedhofsgärtner allein in den dunklen Verhörräumen zu vernehmen, von dessen Decken jeweils eine Lampe hing, die den Tisch beleuchtete. Ich stand zusammen mit den Mikaelsons, Rhydian und Vater im neben Raum und beobachteten von dort das Geschehen durch eine Scheibe. Laut Rhydian konnten die Personen in den Verhörräumen uns nicht sehen. Zusätzlich hatte er eine Sprechanlage installiert, dass uns ermöglichte alles mit anzuhören was sie sprachen, oder durch Knopfdruck mit ihnen zu sprechen.

Niemand von uns sprach ein Wort, als Maggie den Raum, mit aufrechter Haltung und emotionslosen Blick, betrat. Der Friedhofsgärtner sah hasserfüllt auf, als sie die Beweise, sowie eine Akte fallen ließ und sich ihm gegenübersetzte. Grimmig sah er ihr entgegen. Zum Glück hatten Matthias und ich ihn an den Stuhl gefesselt, sonst hätte er Maggie sicherlich angegriffen. Obwohl, er hätte sowieso keine Chance gegen sie. Bei diesen Gedanken fing ich an gehässig zu grinsen. Sie warf einen abfälligen Blick in seine Richtung und schlug gleichzeitig die Akte auf.

„Mr. Thomson, ich hoffe Sie wissen warum wir Sie festgenommen haben?“ Sie faltete ihre Hände in einander, stützte ihre Arme mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab und sah ihn mit einem strengen-, gespannten Blick an. Ihre langen, braunen, gelockten Haare verschleierten ihr Gesicht von der Seite, aber da ich schon des Öfteren mit ihr Verbrecher gemeinsam vernommen hatte, wusste ich wie sie schaute. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum Sie mich auf so freundliche Weise festgenommen haben, Miss David.“ Ich zuckte bei dieser Aussprache, unseres Nachnamens, zusammen. Selbst Vater schien etwas beleidigt.

„Ich muss Sie darauf hinweisen, dass man unseren Nachnamen nicht auf die Englische Art ausspricht, Mr. Thomson. Unsere Vorfahren waren Israelis, deswegen wird das V wie ein W ausgesprochen. Es ist also kein Wunder, dass Sie bei dem Vorstellungsverfahren meine Eltern nur mit Majestät oder deren Vornamen angesprochen haben!“, erklärte sie ihm ruhig, während sie die Akte nach etwas Durchsuchte. Ich musste grinsen. „Das ist wahr.“, bestätigte Vater auf einmal neben mir. Ich warf ihm einen Seiten Blick zu. Er trug eine edle Perlmuttfarbende Samtjacke, dessen Kragen mit goldenen Rüschen versehen war. Über seinen Oberkörper verliefen der Länge nach zweimal zwei Fingerbreite blaue Rüschenstreifen. Dazu trug er eine dunkelblaue Kniehose und darüber seine schwarzen Reitstiefel. Seinen grauen Vollbart hatte er zurechtgestutzt. „Schon schwach, wenn man nicht mal den Namen seines Königs aussprechen kann.“, kritisierte Matthias belustigt in einem ernsten Ton.

„Mr. Thomson ist gerade erst hergezogen. Wenn du den Namen auch nur auf ein Blatt Papier bekämst, hättest du dich sicher auch blamiert, wenn die Aussprache falsch wäre!“ Siva sah ihren Bruder mit einem frechen Blick an und grinste. Ich sah wie Matthias sich aus Charm versteifte. „Ich hätte jemanden gefragt!“, verteidigte er sich mit verbissener Stimme.

„Ich hätte wohlmöglich Nachforschungen angestellt und somit dann herausgefunden wie man…“ Rhydians Nerdiges Grinsen verschwand, als er merkte, dass wir ihn alle ansahen. „…in ausspricht.“, fügte er leise, verunsichert hinzu und sah nervös zwischen uns her. Er trug immer noch sein Headset am rechten Ohr, sowie er es nannte, mit dem er uns von draußen, in der Kirche angeleitet hatte. „Spar dir das für später auf, Rhydian.“, meinte Vater mit dunkler, rauer Stimme, worauf wir uns wieder dem Verhör zu wandten. Ich schenkte Rhydian ein spöttisches lächeln, als er ergeben seinen Kopfsenkte und ein: „In Ordnung, Erasmus.“ erwiderte.

Wir hörten wie Mr. Thomson aufbrummte. „Es ist mir so egal wie Sie und Ihre verfluchte Familie heißen, Miss David!“ Dieses mal sprach er ihn richtig aus, was mich zum Teil innerlich befriedigte. Wäre da nicht dieser Spott gewesen…

Maggie holte im selben Moment ein paar Fotos hervor, die sie mit einer verbissenen, genervten Mine, vor ihn hinknallte. „Sie haben in den letzten Wochen insgesamt 15 Frauen und 5 junge Mädchen erst vergewaltigt, gefoltert und anschließend ermordet.“ Die beiden warfen sich scharfe Blicke zu. „Korrigiere: Mit dem heutigen Mord, in der Kirche, wären es 16 Frauen und 5 junge Mädchen!“ Könnten Blicke töten, wäre jetzt sicher jemand der beiden gestorben. „Sehen Sie sich die Fotos an. Diese Leichen dürften Ihnen wohl kaum fremd sein!“, zischte sie. Erwartungsvoll lehnte sie sich zurück und wartete darauf, dass er ihren Befehl befolgte. Doch er tat es nicht, was mich ungeduldig werden ließ. „Sehen Sie sich die Bilder an, Mr. Thomson!“, forderte sie ihn erneut auf. Mr. Thomson starrte jedoch weiterhin an die Wand, die hinter Maggie war und grinste gehässig. Maggie spielte mit ihren Fingernägeln, ohne dabei den Blick von ihm zu wenden. Im nächsten Moment sprang sie impulsartig auf, ging zu ihm hinüber, packte ihm am Nacken und schlug diesen Ruckartig gegen die Tischplatte. Dieses Verhalten überraschte sogar uns. Maggie tat es nicht oft. Normal gestanden alle sofort, wenn sie die Täter nur mit ihrem scharfen Blick ansah. Sie erzeugte damit, in ihnen Angst. Sie wendete in Verhören nur Gewalt an, wenn die Verdächtigen oder Täter nicht beeindruckt waren.

„Sehen Sie sich die Bilder an, Mr. Thomson!“, brüllte Maggie wütend. Man hörte ein leises, jedoch unüberhörbares knacks. Seine Nase war gebrochen. Ohne Gefühl zog sie ihn wieder nach oben und drückte ihm einen Dolch gegen die Kehle. „So viele Morde in so kurzer Zeit, ist schon eine Leistung!“, knurrte sie. Das Blut rannte ihm über den Mund, die Kehle hinunter, sodass ihr Dolch Farbe annahm. „Na schön: Ich sehe sie! Ich sehe sie!“ Maggie ließ ihn, wie als hätte sie sich verbrannt los und stolzierte zurück zum Stuhl. Allerdings setzte sie sich nicht, sondern blieb sehen. Sie strich sich ein paar Strähnen zurück hinters Ohr, bevor sie fortfuhr: „Lassen Sie mich raten: Der Blutrausch hat Sie überkommen und gleichzeitig haben Sie die Neugierigen umgebracht und anschließend alle in ein Massengrab im Friedhof begraben – ein sehr gutes Versteck übrigens. Doch…“, fing sie scharf an und setzte sich. „sicher fragen Sie sich wie wir Ihnen draufgekommen sind?“

„In der Tat, Miss David.“, meinte er gespannt. Maggie fing siegessicher an zu grinsen.

„Sollen wir ihr helfen?“, wollte Vater verunsichert wissen.

„Nein, Erasmus…“, fing Siva sanft an. „Maggie kann das!“

„Jeder in unserem Reich weiß, dass Mord mit dem Tod bestraft wird. Und da unser Volk weiß wie hart wir bei sowas vorgehen, wurde seit über 30 Jahren niemand mehr ermordet! Sie wissen, dass wir alle Eins sind und zusammenhalten müssen für Notsituationen. Und durch dieses fehlende Wissen, bei Ihnen, fiel es uns leicht sie zu entlarven. Außerdem sagen Tote mehr über ihren Mörder aus, als manche denken.“ Mr. Thomson lachte gehässig auf, was mich ein wenig wütend machte. „Was sollen diese nutzlosen Weiber schon gesagt haben?“ Er lachte auf, worauf Maggie erneut seinen Kopf gegen die Tischplatte krachen ließ. Als er mit einem hasserfüllten Blick wieder hochsah, stand seine Nase in einem ungesunden Winkel.

„Autsch!“, machte Rhydian. Ich sah zu ihm und erhaschte wie er angewidert sein Gesicht verzog.

„An Hand der Leichen kann man erkennen, welches Geschlecht der Mörder ist. Frauen lassen ihren Mord nach Suizid aussehen. Männer dagegen sind törichter. Und nach dem wir an jedem Ihrer Opfer zusätzlich Ihre DNA feststellen konnten, war uns sofort klar das nur einer in Frage käme!“

„Wieso hat die Elite mich nicht gleich festgenommen, in der Kirche?“, bohrte er nach. Maggie sah auf und musterte ihn gelangweilt. „Letzte Vorkehrungen können entscheidend sein, Mr. Thomson.“ Das Blut tränkte bereits sein Sonntagshemd. Maggie nahm die blutbefleckten Bilder, steckte diese in die Akte zurück und schloss dieses dann. „Sie sind hiermit festgenommen, wegen 21-fachen Mordes!“ Mr. Thomson knurrte zornig, doch das interessierte sie wenig. „Mein Vater wird über ihr Schicksal urteilen.“ Mit diesen Worten nahm sie die Beweise und die Akte und verließ den Raum.

„Nun denn Vater:“ Ich räusperte mich. „Jetzt liegt es an dir.“ Mit kalter Mine sah ich ihm entgegen.

„Ich denke Tod durch Erschießen wäre eine angebrachte Strafe.“ Im selben Moment betrat Maggie den Raum. Wir sahen ihr entgegen. „Ah, Schwesterherz!“, begrüßte ich sie mit einem warmen lächeln.

„Ich hätte ihn erwürgen sollen!“, knurrte sie stattdessen was mich ein wenig stutzig machte. Sie stellte sich neben Vater und sah hasserfüllt in den Vernehmungsraum hinein. „Wie lautet dein Urteil?“

„Tod durch erschießen.“, wiederholte Vater ruhig.

„Du hast dich zurückgehalten, Maggie.“, stellte Matthias fest und trat neben sie. „Normal brichst du jedem immer was und renkst es dann wieder ein.“

„Hätte ich. Aber ich habe es nicht getan. Einem Dieb hätte ich die Nase wieder eingerenkt. Aber für so einen Schweinehund sind diese Schmerzen genau richtig!“

„Matthias, Siva holt Mr. Thomson daraus und werft ihn in das Fleet Gefängnis!“, befahl Vater entschlossen.

„Ja Erasmus.“, bejahte Matthias den Befehl und verließ, zusammen mit seiner Schwester, den Raum.

Während die Mikaelson Geschwister und Rhydian meinen Eltern halfen, beschlossen Maggie und ich uns aus den Kostümen zu befreien, die unerträglich auf der Haut kratzten. Es war zum Wahnsinnig werden. Wie hielten das die Leute nur aus? Obwohl es mich reizte Mr. Thomson persönlich in den Kerker zu werfen, beschloss ich jedoch Maggie in ihrem Zimmer auf zu suchen. Ich klopfte und trat dann ein. Ihr Zimmer war sehr groß. Die Wände blühten weiß. Der Boden aus purem Marmor. Wenn man das Zimmer betrat, was das erste was man sah, ihr Saphirblaues Himmelbett. Rechts, gegenüber, stand ihr riesiger Schrank. An den Wänden hingen die unterschiedlichsten Waffen. Schwerter, Dolche, Pistolen, Gewehre und so weiter und so fort. Auf dem Boden lag ein großer, kreisrunder, weißer Schafswollteppich. Neben dem Bett stand ein Sichtschutz, hinter dem sie sich An- und auszog. Wenn man weiter in den Raum vordrang, entdeckte man eine Art Kuppel, die sich nach außen dehnte. Dort hatte sie eine durchgehende Fensterbank. In der Mitte stand ein Spiegel, vor dem sie auch so eben stand.

„Du hast deine Sache gut gemacht, Schwesterherz.“, lobte ich sie warm lächelnd und blieb stehen. Sie band sich gerade ein Saphirblaues Seidenband um ihre Taille, dass passend zu ihrem himmelblauen Kleid war. Ihre Haare waren immer noch offen. „Danke, ich weiß!“, erwiderte sie ruhig ohne arrogant zu wirken.

„Oh ist da jemand wieder Ich bezogen?“, neckte ich sie. Sie warf mir ein hämisches Lächeln zu.

„Ich habe von den Besten gelernt und deswegen weiß ich was ich kann. Das hat nichts mit Ich-Bezogenheit zu tun, Tim. Wir können es uns nicht leisten schwach zu sein.“ Jetzt drehte sie sich zu mir um und funkelte mich mit ihren schokoladenbraunen Augen an. „Wie sehe ich aus?“ Sie lächelte, was mein Herz wärmer werden ließ. Maggie lächelte viel zu selten. „Fantastisch.“, antwortete ich lächelnd. Mein Blick fiel auf ihre Stirn. Mir fiel jetzt erst jetzt auf, dass sie ihre Tiara trug. In der Mitte thronte ein Smaragd. Dieser war zugleich von allen Seiten mit Keltischen Knoten umringt. „Es ist eigentlich viel zu schade, die Tiara zu tragen.“, meinte sie unbegeistert. „Aber Mutter hat gemeint, ich solle sie mal wieder tragen.“ Abschätzend musterte ich sie.

„Du bist die Prinzessin von Harrow. Warum solltest du es nicht auch zeigen dürfen?“ Maggie zuckte mit den Schultern. Sie wendete sich ab und schlenderte zu ihrem Bett hinüber. „Bei besonderen Anlässen trage ich sie immer. Aber so trage ich sie ungern.“ Während sie das sagte, hob sie ihr rechtes Bein- und den Saum an und steckte sich eine Klinge in ihren Stiefel. Mit den anderen tat sie es gleich. Anschließend steckte sie sich noch einen Dolch in einen Gürtel, der sich an ihrem Oberschenkel befand und einen zusammengefalteten Duelstab in ihr Dekolleté. „Was?“, fragte sie mich und sah mich mit einem scharfen Blick an. Offensichtlich hatte ich mal wieder zu sehr gestarrt. „Bitte verzeih!“ Sie ging auf mich zu und baute sich vor mir auf. Mit einem frechen Grinsen sah ich auf sie herab. Sie war zwei Köpfe kleiner als ich. Als nächstes hörte ich einen dumpfen Schlag. Darauf folgte ein Schmerz, der langsam mein Schienbein hinaufkroch. Ich stöhnte auf und verzog das Gesicht. „Idiot!“, beleidigte sie mich und wandte sich ab. Mit einem verbissenen, schmerzverzerrten Gesicht sah ich ihr hinter her.

Nach einem kurzen Moment hatte ich mich wieder und folgte ihr in den Thronsaal. Ich war kurz hinter ihr, als Maggie die edle Flügeltür aufschlug und anmutig den Raum betrat. Ich kam mir albern vor, so wie ich ihr hinterhergerannt war. Soweit ich sah, standen Siva, Matthias und Rhydian neben meiner Mutter und schienen ihr zu berichten, was in der Kirche vorgefallen war. Vater war nicht anwesend – was mich irritierte. „Sieh mal einer an, wer da kommt!“, grinste uns Matthias verschmitzt entgegen.

„Und ebenfalls unversehrt, wie schön!“, lächelte Mutter erfreut.

„Wir waren noch nie ernsthaft verletzt!“, stellte Maggie verteidigend klar, als sie sich zu den anderen gesellte. Ich hinten dran. „Stimmt nicht!“, wiedersprach Siva sofort. „Vor 3 Jahren hatten wir beide uns den Arm gebrochen, da wir uns vor einem Feuer retten wollten.“ Sie zog ihre Augenbrauen nach oben. „Stimmt, ich erinnere mich.“ Rhydian zog ein nachdenkliches Gesicht. „Ihr seit damals vom Dach des Rathauses gesprungen und dann miserabel gefallen…“ Ich warf Maggie einen Blick zu und sah wie sie unseren Rotschopf musterte. Es war derselbe, tödliche Blick wie bei dem Verhör vorhin. Rhydian verstummte sofort. „Macht sie das bei euch immer?“, wollte Mutter wissen.

„Des Öfteren.“, bestätigte Siva.

„Maggie, nicht in meiner Präsents!“, ermahnte Mutter sie, worauf Maggie ihr einen abschätzenden Blick zu warf. „Wo ist Vater?“, erkundigte ich mich, in der Hoffnung die Spannung zu lösen. „Er bereitet die Hinrichtung vor.“ Ich kniff meine Augen zusammen. Für seine Verhältnisse war das ein sehr schnelles Handeln. „Und soll ich ihn erschießen…“, teilte uns Matthias mit. Er hatte den Kopf gesengt, als er das sagte. Seine Stimme war leiser. „Wie jetzt? Vater will ihn heute noch hinrichten?“, fragten Maggie und ich gleichzeitig irritiert.

„Nein erst morgen.“, stellte Mutter klar und stand auf. „Und er erwartet eure Anwesenheit!“ Wir sengten unsere Köpfe. Ich hatte jedesmal das Gefühl, dass wir die Menschen damit abschreckten, auch wenn sie noch so viel jubelten. „Ich werde nach Erasmus sehen.“ Mutter setzte zu gehen an. Ich hörte die Wachen strammstehen, als Mutter den Saal verließ.

„Was machen wir jetzt?“, wollte Siva gespannt wissen.

„Ich habe gehört, dass in North Coven heute Nacht eine Feier zu ehren der Gründung stattfinden soll.“ Rhydian grinste und nässelte dabei in der Hosentasche seiner Jeans herum, die gerade in Mode gekommen war und zog ein zusammen geknülltes Papier hervor. „Und nach dem North Coven zu eurem Reich dazu gehört, wäre es sicher eine Ehre für die Bewohner, wenn ihr zwei da auftauchen würdet!“ „Ich weiß nicht.“, fing Maggie an. „Würde das den Mutter erlauben?“

„Ich würde es vorziehen Vater zu fragen.“, schlug ich mit rauer Stimme und schiefen lächeln vor.

„Ich denke, dass Erasmus und Anneleen nichts dagegen haben werden.“, überlegte Siva laut und sah uns tief in die Augen.

„Sie werden es erlauben!“, sagte ich scharf und machte am Absatz kehrt.

Da es noch ein wenig dauern würde bis es dunkel sein würde, beschloss ich ihm Schlossgarten ein bisschen zu trainieren. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein gewöhnlicher Garten mit Bäumen, Blumen und jede Menge Grünfläche. Doch wenn man genauer hinsah, erkannte man, dass es sich hier viel mehr um eine Art Trainingslager handelte. Ich grinste und packte mein Schwert am Heft. Wachsam sah ich mich um. Hier konnten wie aus dem Nichts plötzlich Puppen aus Stroh in die Höhe schießen, die den Gegner darstellen sollten. Ich hörte zu meiner rechten ein Klick. Sofort wirbelte ich herum, zog mein Schwert und begann auf die Puppe ein zu stechen. Sie bewegte sich wie ein echter Gegner hin und her, nach vorn und zurück. Man weiß einfach sofort wessen Idee das war. Welcher Erfindergeist hier daran getüftelt hatte. Nach einem kurzen Moment schaffte ich es die Puppe zu enthaupten.

Im selben Moment schoss eine neue nach oben und dann noch eine. Damit hatte ich bereits gerechnet, also schwang ich mein Schwert und enthauptete die Zweite. Die dritte zerteilte ich in zwei. Keuchend, aber zufrieden, betrachtete ich mein Werk. Ich genoss dieses Gefühl der Befriedigung. Ich grinste, wollte am Absatz schon kehrtmachen, doch ein dramatisches Klatschen, hinter mir, lässt mich zusammenzucken. Ich legte mein Schwert, schlagbereit, an und drehte mich Kampfbereit um. Das Adrenalin stieg mir in die Adern. Doch als ich die Person erkannte, entspannte ich mich wieder.

„Beeindruckend, Timothy. „Ich sengte mein Schwert und nahm eine entspannte Haltung ein. Mein Gesicht war jedoch angespannt. „Was suchst du hier, Torres?“ Ich betrachtete den etwa gleich großen Mann, der 30 Jahre älter war als ich. Sein Haar war grau. In seinem Gesicht zeichneten sich einige Narben. Auch er hatte mal für Harrow gekämpft. Wenn auch nicht in der Elite. Er war ursprünglich Mutters Leibwächter gewesen. Doch seitdem sie Königin war, hatte Torres einen sehr hohen Rang als Ausbilder in der Elite erhalten. Er trug wie immer eine schwarze Militärjacke, dazu eine schwarze Hose mit vielen Schnallen und Laschen. Dazu schwere Stiefel. „Ich habe dich hier unten gesehen. Deine Schwerttechnik ist besser geworden!“ Torres begann wie ein Raubtier, dass seine Beute begutachtete, mich zu umkreisen. „Ich ziehe eben das Pistolen schießen vor!“, erklärte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ich beobachtete ihn genauestens. Bei Torres konnte man nie wissen, wann er angreifen würde. Deshalb nahm ich mein Schwert von den Schultern und ließ es in einer unverdächtigen Position, Kampfbereit in meiner Hand positionieren. „Da hast du recht, junger Prinz!“ Seine Stimme klang noch normal, doch im nächsten Moment stieß er geschickt gegen meine linke Fußkante, sodass ich das Gelichgewicht verlor. Damit hatte ich um ehrlich zu sein, nicht gerechnet. Doch mit dem darauffolgenden Schlag schon! Ich packte mein Schwert stärker am Heft und schaffte es so, irgendwie wieder sicher auf beiden Beinen zu stehen. Als nächstes wehrte ich mit meinem freien Arm seinen ab, mit dem er mich als nächstes angriff. Doch da stellte ich fest, dass ein Schwert in der Hand nicht gerade optimal war zum Kämpfen. Also steckte ich es, nachdem ich Torres einen starken Tritt in den Magen verpasst hatte, in die Lasche zurück. Meine Konzentration stieg. Ich merkte, als ich Torres erneut angriff, wie sich mein Kampfrausch langsam einstimmte. Man könnte es mit einem Adrenalinschub vergleichen, aber noch viel intensiver. Es regt motivierend an weiter zu machen. Torres schlug mir mit der Faust gegen die Schläfe. Mit der anderen, gleichzeitig, in den Solarplexus. Ich fiel, beziehungsweise stolperte zur Seite. Mir war etwas schummrig vor Augen.

Im nächsten Moment hatte ich mich schon wieder gefasst, schlug Torres, kräftig, ein paarmal in das Gesicht, dann in den Bauch. Als Krönung warf ich ihn über die Schulter. Ich hörte meinen Lehrer vor Schmerz aufstöhnen. Keuchend stand ich über ihm und betrachtete Torres mit kalten Augen. Er öffnete seine Augen. Sie waren glasig. Er lächelte beeindruckt. „Was? Dachtest du wirklich, du könntest mich aufs Kreuz legen?“

„Das habe ich nie bezweifelt, junger Prinz!“ Torres streckte hilfesuchend seinen Arm entgegen. Eigentlich wiederstrebte es mir ihm zu helfen, tat es aber. „Ich hörte ihr habt Mr. Thomson geschnappt?“ Ich fuhr mit der Zunge über die Lippen und nickte. „Der Schweinehund wartet auf seine Hinrichtung. Vater lässt ihn erschießen.“ Torres warf mit einen Blick zu. „Erasmus hätte auch eine qualvollere Strafe aussuchen können, für dessen Tat er begangen hat.“

„Hat er aber nicht!“, entgegnete ich kühl. Vater hätte durchaus zu einer qualvolleren Strafe greifen können. Der Tod durch Ratten. Hierbei wird das Opfer an den Boden gefesselt. Anschließend wird eine Lucke geöffnet, aus der ausgehungerte Ratten freigelassen werden. Für Mr. Thomson ein geeigneter Tod – meiner Meinung nach. Doch Vater hat bereits entschieden. „Ich habe Maggie davor getroffen…“ Ich zog erwartungsvoll eine Augenbraue nach oben. „Sie erwähnte, dass ihr heute Abend in North Coven einkehren werdet?“ Jetzt zog ich verunsichert meine Augenbrauen zusammen. Im Hintergrund hörte ich die Bienen summen. „Stellt das, auf irgendeine Weise, ein Problem da, Torres?“, fragte ich mit unwissender Stimme. „Dein Unterton gefällt mir nicht.“ Wir setzten zum Gehen an, als Torres seufzte. Ich habe nie behauptet, dass es eine Gefahr da stellen würde, Timothy.“

„Wieso beruhigt mich das jetzt nicht?“, grinste ich und sah ihn erwartungsvoll an. Torres blieb stehen und sah mich an. Er war in manchen Fällen wie ein zweiter Vater für uns. Es gehen die Gerüchte um, dass jemand versucht, die Elite auszuschalten.“ Er sah mir tief in die Augen. In mir brach Unruhe aus, während ich mich äußerlich versteifte. „Mr. Thomson wird nicht der Erste gewesen sein, der versuchen wird euch schlecht aussehen zu lassen!“

Ich sah kurz zur Seite. „Das wird NIE passieren, Torres!“, versuchte ich ihm klar zu machen. Er schlug mir mit seiner linken Hand auf die Schulter und ließ diese dort liegen. „Nimm das nicht auf die leichte Schulter! Ihr seid die Besten, ich weiß und darauf bin ich stolz. Aber nimm diese Worte ernst!“

„Jeder der es auch nur wagt und Schaden zu zufügen, wird dafür bestraft!“, sagte ich kalt und ging weiter. Ich war noch keine 100 Meter gegangen, als hinter mir, auf einmal ein extrem lauter Knall ertönte. Es wurde extrem heiß und die Druckwelle drückte mich zu Boden. Brennende Erde regnete auf mich herab. Ich hörte nichts mehr, da meine Ohren pfiffen. Ich sah in jene Richtung, in der ich noch so eben gestanden hatte. Es roch nach Schwefel. Vor meinen Augen brannte alles. Ich biss meine Kiefer zusammen und suchte mit einem scharfen Blick nach Torres. Mir wurde schlecht, als ich ihn sah. Er lag mit Blut überströmter Schläfe, weit aufgerissenen Augen und Mund mit dem Rücken am Boden und rührte sich nicht mehr. Der dicke Qualm erschwerte es mir genaueres zu erkennen. Doch jetzt waren mir 3 Sachen klar:

Torres hatte nicht übertrieben, als er sagte jemand versuche uns zu töten. Doch jetzt waren anstatt wir, er Tod.

2

Maggie

Matthias, Rhydian, Siva und ich saßen gerade im Kaminzimmer, dessen Wände, Decke und Boden vollständig aus Holz bestanden und putzten unsere Pistolen, als wir die heftige Erschütterung zu spüren bekamen. Ein sehr lauter Knall, der sich in den Wänden wiederholte, ließ unsere Ohren klingen. Ich hörte wie die Glasscherben des Fensters zu Boden fielen. Ich hielt die Luft an und kniff meine Augen vor Schreck zusammen. „Was war das?“, fragte Siva alarmiert nach. Ihre Augen waren weit aufgerissen. „Warte kurz!“, hörte ich Rhydian konzentriert sagen. Als ich die Augen wieder öffnete, war er schon dabei irgendwas an seinem Gerät, dass er Tablet nannte, zu machen. „Euer Schlossgarten ist Opfer einer Bombe geworden…“, meldete er mit verunsicherter Stimme.

„Tim war doch trainieren oder?“, warf Siva panisch und verunsichert in die Runde. Mein Magen zog sich zusammen. Mein Blick versteifte sich. „Maggie… ganz ruhig!“, versuchte mich Matthias mich auf dem Boden zu halten, der meinen Blick bemerkte. Sie alle wussten wie sehr ich darauf reagierte, wenn irgendwas mit Timothy war. Mein Erster Gedanke war: Nein!

Anstatt auf Matthias Worte zu hören, sprang ich auf, ließ meine Pistole in mein Seidenband gleiten und rannte los. Ich musste sichergehen, dass ihm nichts passiert war. Mir wurde schlecht und mein Magen tat weh, als ich die Wendeltreppe hinab lief. Anschließend rannte ich den langen Gang entlang, der mich direkt zu der Tür brachte, die mich dort hinführte, wohin ich wollte. Ich erschrak, als ich den dicken Qualm und die Flammen zu Gesicht bekam. Für einen kurzen Moment verzog sich mein Gesicht zu einer weinerlichen Mine. Doch ich fasste mich schnell wieder, als ich meinen Bruder am Boden liegen sah. „Tim!“, rief ich erschrocken. Meine Mine wurde wieder ausdrucklos und stürmte darauf los. „Tim!“, brüllte ich dieses mal ihm entgegen. Ich hoffte dadurch ein Lebenszeichen zu bekommen. Auch wenn ich es niemals vor den anderen zugeben würde: ich hätte jetzt am liebsten geweint. Ich rannte den sandigen Weg hinunter, ohne auch ein Hauch Verlust der Selbstkontrolle. „Tim!“ Ich beugte mich über ihn und drehte meinen Bruder auf den Rücken. Neben uns brannte es und es würde nicht mehr lange dauern bis es sich noch weiter ausgebreitet hatte. „Steh auf!“, befahl ich ihm und tätschelte panisch seine Wange. „Wenn du nicht aufwachst, erschieße ich dich!“ Ich schloss meine Augen um Tränen zu verhindern, als sich plötzlich um mein Handgelenk eine kräftige Hand schloss. Ich öffnete die Augen, worauf mein Herz Luftsprünge machte. Er lebte! „Wenn du das machst, such ich dich heim!“ Seine Atmung war schwer. Aber er lebte. „Du musst weg hier!“ Ich entriss mich seinem Griff, umschloss seine Hand und zog ihn nach oben. „Wie ist das passiert?“ Ich funkelte ihn an, doch er schenkte mir ein Schulterzucken. Ich nahm ihn an der Hand und machte eine Kopfbewegung, dass wir gehen sollten. „Wir können noch nicht gehen, wie müssen Torres holen!“ Mit einem kalten, verwirrten Blick sah ich ihn an. Mir wurde kalt, meine Augen groß. „Was soll mit ihm sein?“ Timothy funkelte mich an. Seine Augen glänzten. Zeigten aber keine Gefühle. „Er ist tot, Maggie.“ Ich öffnete fassungslos den Mund. Ich fühlte mich so, als hätte mit jemand gerade eine Ohrfeige verpasst. Überfordert sah ich in die Flammen hinein. Dann spürte ich Tims Hände auf meinen Schultern. Eiskalt sahen wir uns gegenseitig an. „Jemand will uns töten. Doch anstatt mich, hat es ihn getroffen!“

„Welch Glück du doch hattest!“, erwiderte ich gefühllos. Ich war den Tränen nahe. Im selben Moment sprangen die Sprenkelanlagen an. Wessen Idee das war, muss ich ja nicht erwähnen.

Das Wasser durchnässte uns in Sekundenschnelle. „Komm jetzt Schwesterherz!“ Er wollte mich mitziehen, doch ich wich ihm aus. Meine Mine wurde eiskalt. „Wir müssen seine Leiche holen, Tim, schon vergessen?“ Ein kalter Blick wanderte über seine Schulter, der genau auf mich gerichtet war. Mein Magen füllte sich mit Wut. „Du willst ihn verbrennen lassen?“, fuhr ich ihn an. „Du warst doch der Jenige der gesagt hat, wir müssen ihn holen!“ Meine Haare hingen mir bereits wie Stäbchen herab. Während ich meinen Bruder düstere Blicke zu warf, löschte sich das Feuer bereits von selbst. Nur der Geruch von verbrannter Erde lag in der Luft. „Nein, will ich nicht, Schwester!“ Timothy baute sich vor mir auf und machte sich groß. Unbeeindruckt sah ich zu ihm hoch. Ich merkte wie meine Tiara zu drücken begann. Wie ich dieses Teil doch hasste. „Ich geh jetzt seine Leiche holen!“, verkündete ich und kehrte ihm den Rücken zu.

Ich verspürte im diesen Moment kein Mitleid oder sogar Schuld. Ich sah gerade aus und konzentrierte mich auf Torres` Leiche, die Hoffnungslos auf dem Boden lag. Ich hatte im diesen Moment das Gefühl, dass es hinter mir immer kälter werden würde umso näher ich der Leiche kam. Direkt vor ihm erhob sich ein riesiges Loch. Ich war bereits 20 Schritte gegangen, als ich es hinter mir, plötzlich, knacken hörte. Sofort schoss mir das Adrenalin in die Adern. Mein Atem wurde flach. Und ehe ich reagieren konnte, hörte ich wie etwas einschnappte und im nächsten Moment sich etwas um meine Kehle schloss und mir die Luft abdrückte. Ich keuchte vor Schreck auf und hielt dann die Luft an, die mir noch blieb. Meine Augen waren weit aufgerissen und der Rest meines Körpers wie gelähmt.

Ich wurde heftig nach hingen gerissen, sodass ich mit meinen Fersen tiefe Rillen in den Sand zog. Ich wollte schreien. Tim um Hilfe bitten. Doch all das konnte ich nicht mehr. Meine Sicht wurde verschwommen und nur fast hätte das Taubheitsgefühl meine Hände erreicht, hätte ich nicht mit bloßem Selbstwillen unter meinem Rock einen Dolch hervorgezogen und damit das Seil durchtrennt, dass an mir zog. Ich fiel mit dem Rücken zu Boden und verlor durch den Aufprall meinen Dolch. Ich stöhnte auf, da ich für einen Moment das Gefühl hatte, jemand hätte mir gegen die Lunge geschlagen. Meine Gedanken ordneten sich wieder. Ich blinzelte ein paarmal, damit meine Sicht wieder klarer wurde. Im selben Moment legte sich ein Schatten über mich. Ich spürte die außerordentliche Präsents eines männlichen Wesens. Ich hörte wie er spöttisch auf lächelte:

„Was haben wir dann hier?“ Seine Stimme klang jung und messerscharf zu gleich. „Eine Elitekriegerin und dazu auch noch die Prinzessin von Harrow persönlich!“ Um mich herum lachten zwei weitere siegessicher auf. Nur zu dumm für sie, dass ich soeben wieder klarsehen konnte. Alle drei waren in schwarzen Anzügen gekleidet, dass sie fast schon wieder unheimlich wirkten. Sie waren kaum bewaffnet, was ich als Vorteil nutzen konnte. Doch in der Ausbildung hatten wir gelernt: Umso leichter man bewaffnet ist, umso ein besserer Kämpfer ist man.

„Der Meister wird seine Freude an ihr haben!“, hörte ich den anderen grinsen, der bei meinen Füßen stand. Ich biss meine Kiefer aufeinander. „Die Freude lässt sich wohl leider nicht teilen!“, knurrte ich und brachte den Kerl, der zu meinen Füßen stand zu Fall. Ich sprang auf, haute dem links neben mir meinen Ellenbogen hinein, dann zog ich meine Waffe und schoss den anderen nieder. Dadurch gewann ich eine Zeitspanne von 10 Sekunden, die mir reichten um das Seil um meinen Hals zu lösen, die Pistole wegzustecken und dafür eine Klinge aus meinem Stiefel zu ziehen, die ich mit Schwung meinen Verspotter in den Hals jagte. Blut spritzte mir ins Gesicht, als die Kante seiner Halsschlagader traf. Mit roher Gewalt drückte ich ihm mein Messer tiefer und tiefer hinein, bis er zu Boden ging und den Kampf mit dem Tod begann. Sein Blut färbte sowohl meine Hände, sowohl als auch den sandigen Boden. Mich durch flutete der süße Rausch des Kampfes. Ungerührt sah ich ihn an und grinste Stolz. In der darauffolgenden Sekunde wurde ich von dem Jenigen, der zu meinen Füßen gestanden hatte, von hinten in den Würgegriff genommen. Ich schrie auf. Nicht aus Angst, Schmerz oder Verzweiflung. Es war viel mehr ein Kampfschrei. Ich krallte meine Fingernägel in seine Arme und strampelte mit meinen Beinen. „Jetzt bist du Tod, Prinzessin!“, knurrte er angriffslustig von hinten an. Ich stockte meine Versuche mich zu befreien und erstarrte stattdessen in meiner Position. Mein Gesicht wurde hart. Ich lachte belustigt auf. „Niemals!“ Ich schlug mit meinem Kopf gegen seine Nase. Anschließend noch gegen sein Schienbein, sodass er mich loslassen musste. Ich rieß mich los, packte seine linke Hand und rieß seinen Arm so heftig nach innen, dass er knackte und er vor Schmerz aufschrie. Ruckartig ließ ich seinen Arm fallen, drehte mich um meine eigene Achse und kickte ihm mit dem Fußrücken kräftig gegen den Kopf. Anschließend ging ich in die Hocke und brachte ihn zu Fall.

Mein Herz pochte, verlangte eine Pause, doch ich fühlte mich wacher denn je. Der Kerl schrie und weinte vor Schmerz, als ich ihn hochzog, dass Seil gegen seine Kehle drückte und von hinten anzog, sodass er nach Luft rang. Ich grinste finster. Wenn das Krieger sein sollten, waren sie extrem schlecht ausgebildet worden, sei es im Umgang mit Waffen oder in der Kampfkunst.

„Maggie!“, hörte ich Sivas Stimme neben mir sagen und sah in ihre Richtung. Ich keuchte und spürte erst jetzt die brennenden Wunden in meinem Gesicht. Siva und auch die anderen beiden standen mit erhobenen Blicken und Pistolen vor uns und hatten selbst einige Schrammen im Gesicht. Es waren also mehr als drei Angreifer gewesen. „Geht’s dir gut?“, fragte mich Tim konzentriert.

„Ja Tim.“, antwortete ich angestrengt, da ich Mühe hatte das Seil überkreuzt zu halten.

„Wen hast du uns da denn gefangen?“, grinste Matthias spöttisch.

„Das werden wir gleich erfahren!“, behauptete ich und zeigte Siva mit einer Kopfbewegung, dass sie ihn festnehmen konnte. „Aus mir werdet ihr kein Wort rauskommen!“, stöhnte er Schmerzverzehrt auf, als sie seinen gebrochenen Arm nahm. „Du hast ihm den Armgebrochen?“, fragte Matthias entsetzt nach und sengte seine Waffe. Ich sah wie Timothy amüsiert auf grinste, als ich, unschuldig, mit den Schultern zuckte. Es war mein Markenzeichen jemanden etwas zu brechen. „Hatte sie eine Wahl?“, konterte Siva ihrem Bruder mit hochgezogenen Augenbrauen entgegen. „Maggie, bitte, renk ihn wieder ein!“, bettelte Matthias mit genervter Mine. Ich schlenderte geradezu Timothy hinüber, als er mich damit anflehte. „Das werde ich – später vielleicht!“ Entnervt schüttelte er mit dem Kopf und sah mich dabei an. Meiner Meinung nach, sollte ein Verbrecher seine Schmerzen behalten, damit er reden würde. Als Belohnung renkte ich ihnen dann, meistens, die Sachen wieder ein. „Bring ihn Weg, Siva!“, befahl ich.

„Du hast es mal wieder blutig hergehen lassen, Schwesterherz.“, meinte Tim abschätzend mit einem Blick auf den Boden. Noch immer fühlte ich noch keinerlei Schuld. Matthias steckte seine Waffe ein und ging in die Hocke um die Leiche, dem ich das Messer hineingedrückt hatte, besser betrachten zu können. „Es ist Sonntag und du begehst einen Mord!“, zog mich Tim auf, worauf mein Gesicht wieder gefühllos wurde.

„Ihr wart auch nicht besser!“

„Wir haben die meisten nur K.O. geschlagen und dann von den Wachen in eine Zelle bringen lassen.“, behauptete Matthias konzentriert. Ich sah zu ihm hinab. „Du hast ihm fast den Hals vollständig aufgeschnitten!“ Matthias sag zu mir hoch. Ich zuckte mit den Schultern. „Wo ist Rhydian eigentlich?“, fragte ich stattdessen, wobei ich aus den Augenwinkeln sah, wie Matthias die Augen verdrehte, da ich nicht auf meinen Mord einginge. „Er ist mit seinem Technikkram beschäftigt.“, sagte er und erhob sich.

„3 Leichen.“, stellte Timothy fest. Ich warf ihm einen Blick von der Seite zu.

„3?“, hakte Matthias nach.

„Ja, Torres ist auch Tod!“, sagte ich so kalt ich konnte., damit keiner merkte wie tief der Schmerz eigentlich in mir saß. „Tod?“ Fassungslos sah Matthias zwischen uns her.

„Der Anschlag hat ihn getötet.“, sagte Tim. Ich sah wie blass Matthias wurde. „Torres ist Tod?“, kam es erschüttert von Siva hinter uns. Wir drehten uns um. „Ja.“, wiederholte ich gefühllos. Ich sah wie sich in ihren Augen Tränen sammelten. „Was ist hier los?“, hörten wie Mutters Stimme scharf nachfragen.

„Torres ist Tod, Mutter.“, berichtete ich mit zittriger Stimme, da ich fast den Kampf gegen die Tränen verlor. Wir sahen dem Königspaar entgegen. „Torres ist Tod?“, hakte Mutter ungläubig in einem scharfen Ton nach und sah nicht mich, sondern Tim an. Er nickte zur Bestätigung. „Und so wie ich sehe nicht nur er!“ Vater hatte seinen Blick zu Boden gerichtet und betrachtete die Leichen mit hoch gezogenen Augenbrauen, ehe er uns fragen ansah: „Wer war das?“ Jetzt deuteten alle verräterisch, mit dem Finger, auf mich. Grimmig sah ich die Drei an. Wenn Blicke töten könnten…

Mutter sah in die Ferne, bevor sie sich wieder an uns wandte: „Am besten ihr reitet jetzt schon los, damit ihr nicht zu spät in North Coven eintrifft.“

„Und wer kümmert sich um die toten, Anneleen?“, bohrte Siva empört nach. „Und um die Gefangenen?“ Mutter drehte sich mit einem scharfen Blick zu ihr um. „Das machen wir und wiedersetze dich nicht meinen Anordnungen, Siva!“ Sie kniff beschämt ihre Augen zusammen und zuckte zusammen. „Verzeihung.“

„Reitet los, Kinder!“, meinte Vater und blieb dann bei mir stehen: „Und Maggie: kein Gebreche, sei so gut!“ Dann wandte er sich, mit einem besorgten Blick, an Matthias: „Matthias, tu mir den gefallen und schwängere keine Frau!“ Matthias grinste listig auf. „Werde ich nicht!“

„Dann geht!“, befahl Vater, worauf wir genau das taten.

Unscheinbar schwer bewaffnet, ritten wir 5, am späten Nachmittag nach North Coven. Wir trugen festliche Gewänder, auch wenn diese nicht zum Tanzen gedacht waren. Es glich viel mehr einer Montur, die uns etwas von der Gesellschaft abhob. Darunter befanden sich messerscharfe Dolche, die nur darauf warteten eingesetzt zu werden. Sowie geladene Pistolen und jeweils eine Taschenlampe.

Es dämmerte bereits, als wir North Coven erreicht hatten. Schon von weiten hörte- und roch man die fröhliche, festliche Musik der Musikanten. Das Geplauder und Gelächter der Menschen und den genüsslichen Duft des Essens. Mir entfuhr ein spöttisches Lächeln, als ich das alles wahrnahm. Außerdem waren die Menschen hier mir einen Tick zu fröhlich.

„Ein ganz schönes Treiben hier!“, stellte Siva beeindruckt fest, als sie abstieg.

„Viele Menschen- viele Weiber!“, grinste Matthias und stieg ebenfalls ab. Tim, Rhydian und ich taten es ihnen gleich. „Nun, wo viele Menschen sind, ist die Gefahr nicht weit!“, stellte Timothy klar. Ich verdrehte die Augen und holte tief Luft. „Verschrei es nicht, Tim.“, sagte ich dunkel, band meinen Rappen an und sah in den Trubel hinein. „Wie lange werden sie brauchen bis sie uns erkennen?“, überlegte Rhydian laut. Ich legte den Kopf schief und kniff meine Augen zusammen. „Weiß nicht - Vermutlich sofort?“, gab ich zurück. „Parker, du bist nicht mal bei uns dabei, in der Elite!“, warf Tim verbissen in die Runde. Unbeeindruckt warf ich meinem Bruder einen Blick zu. Manchmal urteilte er einfach zu streng über unseren Rotschopf. „Ach Tim, er ist unser Freund. Also gehört er doch irgendwie zu uns.“, verteidigte ich Rhydian.

„Ob dazu gehörig oder nicht. Mir ist es auch egal ob wir sofort erkannt werden. Respekt bekommen wir so oder so!“, grinste Matthias. „Kommt!“ Er drängte sich an seiner Schwester vorbei und lief direkt auf das Treiben zu. Wir folgten. Wir mischten uns unters Volk. Doch es dauerte nur ein paar Minuten, bis sie realisiert hatten WER und WAS wir waren. Ich spürte in mir eine Art Stolz hochkommen, als die Menschen hier zu tuscheln begannen. „Welch Aufruhr doch entsteht, wenn ihre Elite ihren Boden betritt!“, hörte ich Tim begeistert auf grinsen.

„Denkst du nicht, dass es eher an dir und deiner Schwester liegt?“, überlegte Rhydian laut.

„Ja Tim.“, mischte sich Siva mit einem sarkastischen Ton ein. „Es kommt ja nicht oft vor, dass sich hier Mitglieder der Königsfamilie blicken lassen!“

„So lange wir ihnen Schutz vermitteln können, ist es mir egal was sie über uns sagen!“, antwortete ich ruhig, anstatt Tim, der vermutlich wieder etwas Kaltes geäußert hätte. Wir gingen genau 5 Schritte weiter, als uns wie aus dem Nichts, ein alter Freund in die Arme lief. Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem warmen Lächeln, als ich ihn sah. „Sieh mal einer an!“, grinste er uns entgegen. „Wenn das mal nicht die Königlichen David Geschwister- und zusätzlich noch die Elite ist!“ Mit den Armen zur Seite gestreckt, nahm er uns in Empfang. „Nathanael, wie schön dich wieder zu sehen!“, begrüßte Siva ihn und umarmte ihn herzlich. Nathanael war neben Rhydian einer unserer engsten Freunde. Er war so groß und muskulös wie Matthias. Er hatte Brose farbende, kurze Haare und trug einen schwarzen Mantel. Seine Augen waren türkisfarben. Andere würden es als Hellblau einstufen. Für mich allerdings waren sie Türkis. Er war sanft, stur, konnte aber auch sehr brutal werden, wenn es sein musste. Vor 5 Jahren, war er wie aus dem Nichts aufgetaucht, als wir es mit einem ziemlich gefährlichen Verbrecher zu tun hatten. Er tötete ihn damals und sagte zu uns, dass wir Glück hatten, dass der Himmel ihn geschickt hätte. „Was führt dich hier her, Nathanael? Ich dachte schon wir würden uns nie wiedersehen!“, lächelte ich, auch wenn es nicht meine Augen erreichte. Nathanael löste sich gerade aus der Umarmung, bevor er mich ansah. „Ich hatte Sehnsucht nach dem guten alten Harrow.“ Auf einmal wurde sein Blick musternd. Seine Augen fingen an zu glänzen. „Bist du verletzt, Maggie?“ Er fasst sich an den Hals, was sofort ein komisches Gefühl in meinen Bauch erzeugte. Ich wusste sofort was er meinte. Ich hatte tiefe, rote Striche erlitten, die auf die Strangulation zurück zu führen war. „Wir wurden angegriffen. Von wem wissen wir nicht. Unsere Eltern übernehmen die Verhörung.“ Nathanael zog eine Augenbraue nach oben. „Was gibt’s neues?“, erkundigte sich Matthias interessiert.

„Nichts Relevantes.“, erwiderte er und ließ seinen Blick über uns schweifen. „Doch!“, mischte sich Rhydian ein. Wir warfen ihm gespannte Blicke zu. „Die Schottische Flotte hat den Kampf gegen den heftigen Sturm verloren, der über den Atlantik gefegt hatte. Das müsstest du doch wissen, Nathanael?“

„Ich dachte, man hat es euch überliefert?“ Nathanael sah verlegen zwischen mir und Rhydian her. Dann meldete sich Tim zu Wort: „Hör zu, Parker: Mein absolutes Beileid- deinem Land gegenüber- aber das ist denen Problem.“ Rhydian stand, mit dem Tablet in der linken Hand, vor ihm, als hätte er soeben von meinem Bruder einen Korb bekommen. „Aber Tim…wenige Flotten bedeuten für uns im Falle eines Kampfes, nur wenig Unterstützung!“

„Er hat recht Tim!“, stimmte mir Siva zu. Ich sah wie er die Augen verdrehte. „Nun, ich schlage vor, dass wir den Rest des Abends mit anderen Dingen verbringen!“, schlug Matthias vor, der schon aufgeregt mit seinen Füßen wippte. Er kehrte uns den Rücken zu und steuerte direkt eine Gruppe Frauen an, die ihn begeistert in Empfang nahmen. Auch Timothy verließ uns, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich sah wie er sich an ein einer Bar nieder ließ. Ich biss meine Kiefer zusammen. Uns war es durchaus nicht gestattet Alkohol zu trinken. Man brachte uns bei, dass dieses Werk unsere Kräfte- und Sinne schwächen- und somit kampfunfähig machen würde.

„Alles in Ordnung bei dir, Rhydian?“, erkundigte sich Nathanael besorgt und rieß mich aus meinen Gedanken. Unser Rotschopf stand immer noch völlig perplex da. Als Nathanaels Worte ihn trafen, räusperte er sich uns starrte etwas verloren in sein Tablet. „Ja, alles bestens. Ich dachte nur, diese Information sei wichtig!“ Der schmächtige Junge tat mir leid. Ich legte ihm einen Arm um die Schultern und sah ihn an. „Nimm Tims Worte nicht ernst. Er ist eben… gestresst!“ Ich nahm meinen Arm wieder von seinen Schultern und stellte mich neben Siva. Rhydian hob mit einer verwirrten Mine den Kopf: „Was, Tim soll gestresst sein?“ Seine Stimme klang fast schon entsetzt. „Thema Wechsel!“, bat Siva und sah uns alle an. Ich war ihr dankbar dafür. „Funktionieren die Spay`s, Rhydian?“ Sofort blitzte seine Mine auf und war wieder bei der Sache. „Ähm… Moment…“ Er begann auf dem Bildschirm rum zu wischen, was in mir eine gewisse Unruhe hervorbrachte. „Sie müssten Funktionieren – ich habe euch alle auf dem Schirm!“

„Gut!“ Bestens gelaunt baute sich Siva vor uns auf. „Also was machen wir jetzt?“

„Ich würde den Vorschlag machen, dass wir uns erstmal stärken gehen!“, lächelte Nathanael. Er machte eine Gentleman hafte Bewegung und ließ uns Frauen zuerst den Weg passieren.