Elizabeth, die Dämonenprinzessin - Sylvia Schwetz - E-Book

Elizabeth, die Dämonenprinzessin E-Book

Sylvia Schwetz

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Beschreibung

Elizabeth Baker scheint ein ganz normales Kind zu sein, das eine behütete und glückliche Kindheit und Jugend bei ihrem Vater verlebt. Sie ist ehrgeizig und fleißig und verfolgt entschlossen ihr Ziel, Ärztin zu werden, das sie auch erreicht. Ihr Vater ist stets an ihrer Seite und unterstützt sie bei all ihren Unternehmungen. Elizabeth ist glücklich. Nur, dass sie sich weder an ihre Kindheit noch an ihre Mutter erinnern kann, macht sie eines Tages stutzig. Und warum benimmt ihr Vater sich manchmal so komisch? Huschte da nicht jemand durch sein Arbeitszimmer, das sie nie betreten durfte? Aber dieser hat für alles eine Erklärung.

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Seitenzahl: 382

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-282-8

ISBN e-book: 978-3-99146-283-5

Lektorat: Isabella Busch

Umschlagabbildungen: Mallivan, Bisams,GBArtStudio | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Vorwort

Die Frau, von der ich hier erzählen möchte, heißt Elizabeth Baker und wurde in eine Welt hineingeboren, die man auf der Erde Hölle nennt. Ihr Vater Luzifer und ihre Mutter Sarah, ein Mensch, hatten sich einst auf der Erde kennengelernt. Luzifer war für eine Mission auf die Erdoberfläche gekommen, und dort sah er eines Tages ihre Mutter, die in einem Café saß. Er war sofort in sie verliebt und wollte sie auf jeden Fall kennenlernen. Er ging auf die Frau zu und stellte sich als Mr. Baker vor. Er fragte sie, ob er sich zu ihr setzen dürfe. Sie lächelte ihn an und zeigte auf den leeren Platz neben sich. Sarah war eine wunderschöne Frau mit langem braunem Haar und blaugrauen Augen. Mr. Baker, der in Wirklichkeit Luzifer war, setzte sich und sie verstanden sich sofort. Luzifer war auf der Erde genauso wie jeder andere Mann. Er war groß gewachsen, hatte schwarze kurze Haare und seine Augen waren ebenfalls schwarz. Seine Statur war muskulös und er hatte einen schwarzen Anzug an. Seine Augen bedeckten eine dunkle Sonnenbrille, die er nie abnahm. So begann die Liebesgeschichte zwischen ihren Eltern. Nach einem Jahr heirateten die beiden und Sarah wurde schon bald schwanger. Neun Monate später kam ihre Tochter Elizabeth zur Welt. Sie lebten alle zusammen eine Zeitlang in einem kleinen, abgeschiedenen Häuschen in den Wäldern. Nach einem halben Jahr musste Luzifer wieder in die Hölle und versprach, jede Woche einen Tag vorbeizuschauen. Doch leider hatte das Schicksal andere Pläne mit den beiden. An einem der Tage, als sie allein waren, passierte es plötzlich und keiner versteht bis heute, wie dieses Schicksal so hart zuschlagen konnte. Es war ein sonniger Tag und Sarah war lange mit ihrer Tochter unterwegs gewesen. Als sie dann am Abend nach Hause kamen, wurde es schon dunkel und Sarah badete Elizabeth und legte sie anschließend in ihr Gitterbett. Sie gab ihrer Tochter noch einen Kuss auf die Stirn und schaltete das Nachtlicht an. Als sie kurz darauf das Zimmer verließ, klingelte es unten an der Tür. Sarah ging hinunter, um nachzuschauen. Sie lächelte, da sie dachte, ihr Mann Luzifer kommt sie besuchen. Doch als sie die Tür erreichte und diese öffnete, schaute sie erstaunt auf die Person. Es war ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet und er hatte eine attraktive Ausstrahlung. Das Einzige, das Sarah sofort ins Auge stach, war die Blässe seiner Haut. Aber sie dachte sich nichts weiter dabei. Sarah schaute ihn an und fragte ihn, ob sie ihm helfen könne. Er lächelte und stellte sich als Baron Mendes vor. Er sagte ihr, dass er im Auftrag von Luzifer hier sei. Dann fragte er, ob er eintreten dürfe. Sarah wusste nicht so recht, ob sie sollte, denn Luzifer hätte ihr sicher Bescheid gesagt, wenn er jemanden vorbeischicken würde. Aber als sie immer mehr in die Augen dieses Mannes blickte, stellte sie fest, dass sie eine gewisse Willenlosigkeit spürte. So als ob man sich jemandem hingibt, obwohl man gar nicht dazu bereit war. Sie trat zur Seite und ließ ihn herein. Der Baron verbeugte sich und ging durch die Tür ins Haus. Kaum war er eingetreten, veränderte sich sein Blick und er schaute Sarah fordernd an. Diese wusste sofort, dass sie einen Fehler gemacht hatte, und ging ängstlich ein paar Schritte zurück. Sie drehte sich um und rannte zum Telefon, das im Wohnzimmer auf einem kleinen Tisch stand. Sie hatte es erreicht und den Hörer schon in der Hand. Sie wollte gerade die Nummer ihres Ehemannes wählen, als der Baron schneller war, sie packte und mit sich schleifte. Dabei ließ sie den Hörer fallen und schrie und trat nach ihm. Er lachte nur laut auf und war nun über ihr. Während er sie mit kaltem Blick anstarrte, öffnete er langsam den Mund. Dabei schob er die Oberlippe so weit nach oben, dass sie seine langen Fangzähne sehen konnte. Mit angstvollem Blick starrte sie in sein Gesicht und sah mit Entsetzen, wen sie hereingelassen hatte. Es war ein Vampir. In Gedanken versuchte sie Kontakt mit Luzifer aufzunehmen und hoffte, dass er sie hörte. Sie flehte den Vampir an, ihr nichts zu tun und sie zu verschonen. Ein kehliges Lachen ertönte aus seinem Mund. Noch immer versuchte sie, sich von ihm zu befreien. Aber alle Versuche scheiterten, denn er war einfach zu stark für sie. Sarah liefen die Tränen herunter und sie dachte an ihre Tochter, die oben im Kinderzimmer lag. Noch einmal stemmte sie sich gegen ihn, aber der Griff wurde nicht lockerer um ihre Arme. Der Baron kam mit seinem Gesicht immer näher an sie heran und als er dicht genug war und sie seinen Atem spüren konnte, schwanden ihr die Sinne und sie war einer Ohnmacht nahe. Plötzlich warf er den Kopf zurück und biss ihr ohne Vorwarnung in die Kehle. Sarah spürte noch den Schmerz, als die Fänge in ihre Kehle eindrangen, und dann verlor sie das Bewusstsein und war Sekunden später tot. Genüsslich labte sich der Baron noch an ihrem Blut und sog jeden Tropfen langsam ein. Dann spürte er, dass sich die Atmosphäre änderte und fühlte, dass jemand auf dem Weg zum Haus war. Er ließ von seinem Opfer ab und war so schnell verschwunden, dass man es mit bloßem Auge nicht sehen konnte. Es vergingen keine zehn Minuten und Luzifer stand in der Tür und wunderte sich, dass diese offen stand. Er betrat das Haus und spürte die Veränderung. Langsam ging er ins Wohnzimmer und trat erschrocken einen Schritt zurück. Da lag seine Liebe, seine Frau tot. Mit aufgerissener Kehle. Er hatte schon manchen Anblick in seinem langen Dasein gesehen, aber das brachte ihn so in Wut, dass sich die Atmosphäre noch mehr verdunkelte und er vor Schmerz derart zu brüllen begann, dass das ganze Haus erzitterte. Dann ging er zu seiner Frau, die in ihrer eigenen Blutlache lag und starr an die Decke schaute. Er kniete nieder, schloss ihre Augen und legte ihre Hände auf die Mitte ihres Körpers. Er versprach ihr, denjenigen, der ihr das angetan hatte, zu verfolgen und zu vernichten. Er würde ihren Tod rächen. Noch eine Weile blieb er kniend vor ihr, stand dann auf und gab seinen Wachen den Befehl, den Leichnam in den Tempel zu bringen. Die beiden Wächter nickten und führten sofort seinen Befehl aus. Sie holten eine Decke von der Couch und wickelten Sarah behutsam darin ein. Dann trugen sie die Tote gemeinsam aus dem Haus. Luzifer schaute ihnen nach. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er ganz vergessen hatte, nach seiner Tochter Elizabeth zu schauen. Er hoffte, dass sie wohlauf in ihrem Gitterbett lag und friedlich schlief und ging dann die Treppe nach oben. Dort wandte er sich nach rechts und betrat das Kinderzimmer. Als er vor dem Gitterbett stand, schaute er seine Tochter eine Weile an. Wie friedlich sie schlief. Er war froh, dass sie nichts von dem Massaker im Wohnzimmer mitbekommen hatte. Auch war er erleichtert, dass er Elizabeth nicht auch noch verloren hatte. Luzifer strich seiner Tochter sanft über die Stirn und sagte laut:

„Meine liebe Tochter Elizabeth, ich bin so froh, dass du das mit deiner Mutter nicht mit ansehen musstest. Es wäre ein viel zu großer Schock für dich gewesen. Deine Mutter hat dich sehr geliebt und sie wird mir auch sehr fehlen.

Wenn du älter bist, werde ich dir alles erklären und erzählen. Aber nun nehme ich dich mit in eine Welt, die für dich bestimmt ist. Eine Welt, in der du unter meiner Obhut aufwachsen wirst. Ich werde immer für dich da sein. Ich liebe dich, meine kleine Prinzessin.“

Mit Tränen in den Augen hob Luzifer sanft seine Tochter aus dem Gitterbett, wickelte sie in eine Decke und legte sie in seine Arme. Dann verließ er das Kinderzimmer und das Haus. Er schaute nicht zurück und verschwand nach einiger Zeit. Der Weg führte ihn in die Hölle und zu seinem Domizil, das sich ganz unten in der Hölle befand. Dort angekommen überquerte Luzifer eine Brücke, die über einen Lavastrom führte. Dieser Lavastrom floss um das ganze Domizil, das das Aussehen einer großen Burg hatte. Kaum hatte er die Brücke verlassen, schlangen sich seine Arme fester um das kleine Bündel, das er in den Armen hielt. Er klopfte an das Burgtor und es wurde geöffnet. Luzifer trat ein und wurde sofort von einigen großen, schwarzen, zähnefletschenden Hunden angebellt. Mit ihren leuchtend roten Augen fixierten sie jeden seiner Schritte. Aber Luzifer ließ sich nicht einschüchtern und befahl ihnen, sofort zu verschwinden. Die Hunde zogen sich nach seinem Befehl wieder auf ihre Plätze zurück. Zufrieden setzte er seinen Weg fort und ging rechts von der Halle in einen Gang. Diesen ging er entlang, bis er an einer Tür stehen blieb, sie öffnete und in den Raum trat. Es war ein Kinderzimmer, liebevoll eingerichtet. Luzifer ging zum Gitterbett und legte seine Tochter vorsichtig hinein. Elizabeth bewegte sich ein wenig, aber schlief sofort wieder ein. Er deckte sie zu und verließ leise das Zimmer.

1. Teil - In der Hölle

Erstes Kapitel

Seit diesem Tag sind nun drei Jahre vergangen.

Elizabeth war zu einem wunderschönen kleinen Mädchen herangewachsen. Sie hatte lange, braune Haare und eine zierliche Statur. Vom Wesen her war sie fröhlich und spielte am liebsten mit ihren Puppen. Sie war für ihr Alter schon sehr selbstständig. Das musste sie auch sein, denn ihr Vater, Luzifer, hatte als Herrscher der Hölle manchmal nicht die Zeit, um mit seiner Tochter zu spielen oder sie ins Bett zu bringen. Elizabeth hatte dafür Verständnis, da ihr Vater ihr schon früh gesagt und gezeigt hatte, wie sie manche Dinge im Alltag meistert. Aber alles konnte Elizabeth dann doch nicht allein schaffen. Sie war dafür doch noch zu klein. So hatte Luzifer beschlossen, seiner Tochter ein Kindermädchen zur Seite zu stellen, die mit ihr spielt und den Tag gestaltet. Dieses Kindermädchen hieß Annette und war eine Dämonin. Sie hatte ein nettes Wesen und wenn man nicht wusste, welcher Entität sie angehört, so hätte sie glatt als menschliche Frau durchgehen können. Annette hatte schwarze Haare, die ihr bis zu den Schultern reichten, und ihr Körper war mit einigen Symbolen versehen. Als Elizabeth sie einmal fragte, welche Symbole das sind, antwortete Annette ihr, dass sie sie zum Schutz trägt.

Elizabeth liebte das Kindermädchen, denn es unternahm mit ihr immer tolle und lehrreiche Ausflüge. Manchmal, wenn ihr Vater zu sehr beschäftigt war, durfte Annette auch über Nacht bleiben. In diesen Nächten erzählte das Kindermädchen Elizabeth oft Geschichten. Diese Geschichten waren manchmal lustig, traurig, aber auch geheimnisvoll. Eine Erzählung gab es, die Elizabeth besonders gut gefiel. Sie handelte von einer jungen Frau, die in ihrem richtigen Leben durch eine unerfüllte Liebe den Freitod gewählt hatte.

Elizabeth wusste schon, dass sie dafür nicht in den Himmel kommen wird, und hörte Annette, dem Kindermädchen, gespannt zu, wie die Geschichte weiterging. Annette erzählte:

„Die junge Frau, ihr Name war Susan, kam nach ihrem Tod in die Hölle, um für ihre Sünden zu büßen. Als sie durch das Höllentor ging, wurde sie sogleich von einem Wächter auf den richtigen Pfad geschickt. Und jede Minute, die sie länger auf dem Pfad entlangging, musste sie immer wieder ihre Art des Todes durchlaufen. Susan sollte nicht vergessen, dass sie ihr Leben durch eigenes Verschulden beendet hatte. Sie wurde zu einer Verdammten.“

Elizabeth unterbrach das Kindermädchen und fragte sie, warum Susan so gequält wurde. Es musste doch einen anderen Weg geben, um seine Sünden abzubüßen. Annette schaute die Dämonenprinzessin an und erklärte ihr, dass das die Hölle ist und man nicht einfach begnadigt wird für seine Schandtaten. Außerdem erklärte sie Elizabeth, dass sie später, wenn sie alles über das Leben in der Hölle lernt, dies schon bald begreifen wird. Elizabeth nickte ihr zum Verständnis zu und das Kindermädchen erzählte die Geschichte weiter:

„Als Susan immer weiter den Pfad entlangging, kam sie zu einer Ebene mit einer großen Eisentür. Sie konnte auf der Ebene noch viele andere Sünder erkennen. Die Ebene, auf der Susan sich befand, war kahl und mit einigen dürren und blätterlosen Bäumen versehen. Außerdem gab es nichts, wo man sich hinsetzen oder anlehnen konnte. Denn die Mauer, die links und rechts von der Eisentür abging, wurde von Wächtern belagert. Die Wächter dieser Ebene sahen Furcht einflößender als die am Höllentor aus. Sie hatten alle eigenartige Symbole auf ihrer nackten Haut. Als Waffen besaßen sie Armbrüste und Schwerter. Ging man zu nahe an ihnen vorbei, so wurde man sofort von einem eigenartigen Knurren heimgesucht. Da ging auf einmal das Eisentor auf und die Wächter setzten sich in Bewegung, um die Sünder in den Raum dahinter zu treiben. Susan war zu erschöpft und schaffte es fast nicht bis zum Eisentor. Sie konnte fühlen, dass sie mit jedem Schritt, den sie sich in die Richtung des Tores bewegte, müder und müder wurde. Susan hätte sich am liebsten auf den Boden fallen lassen und wäre dort liegen geblieben. Aber aus den Augenwinkeln konnte sie eine Bewegung wahrnehmen. Als sie langsam den Kopf drehte, sah sie, dass sich einer der Wächter zu ihr bewegte und sie grob an den Oberarmen wieder in die Höhe zog. Dann schleifte er Susan mit sich bis zum geöffneten Tor. Susan war so erschöpft, dass sie nicht einmal laut aufschreien konnte und sich einfach dem Schicksal ergab. Als der Wächter mit ihr beim Tor ankam, schleuderte er die Frau einfach durch das Tor. Susan prallte gegen eine Erhebung. Dort blieb sie regungslos liegen. Es musste eine Weile vergangen sein, als sie wieder zu sich kam. Ihre Augen sahen an der Erhebung empor und es stockte ihr der Atem. Denn das, was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie sah genau in das Antlitz einer finsteren Kreatur, die sie von oben herab grimmig ansah. Susan bekam Angst und rutschte, so gut sie konnte, wimmernd zurück. Als sie die Wand hinter sich spürte, erhob sie sich langsam, ohne das Wesen aus den Augen zu lassen. Jetzt, nachdem sie stand, sah Susan genau, worauf diese Kreatur saß. Es war ein Thron. Dieser Thron sah so aus, als wäre er aus einem Felsen gehauen worden. Die Erhebung darunter besaß unter dem Thron einige Stufen. Susan zitterte am ganzen Körper. Sie konnte die Angst der anderen Sünder spüren. Plötzlich wurde es dunkel und die Atmosphäre hatte etwas Bedrohliches. Die Kreatur auf dem Thron erhob sich und stieg die Stufen hinunter, bis sie auf dem ebenen Boden stand. Sie richtete sich ganz auf und schaute mit einer grimmigen Miene jeden Einzelnen an. Dann begann sie zu sprechen:

„Ich heiße euch herzlich auf meiner Ebene willkommen. Mein Name ist Belial und ich bin ein Dämonenfürst. Mir gehören eure Seelen und ich bin der Herrscher dieser Ebene. Ich werde euch, so wie ihr das auf dem Pfad der Verdammten erlebt habt, auch in meiner Ebene fortführen. Ja, ihr habt richtig gehört. Ihr seid Verdammte, d. h. ihr müsst immer und immer wieder für den Rest eures Daseins in der Hölle die Schandtaten zu euren Lebzeiten durchfahren.

Ich werde mit meinen Dämonen dafür sorgen, dass ihr nie schlafen werdet und Minute für Minute eure Todesart wiederholt.

Nun sei es genug der Worte."

Damit beendete der Dämonenfürst seine Rede und rief verschiedene Dämonen zu sich. Sogleich erschienen diese und teilten sich die Verdammten untereinander auf. Susan wurde mit fünf anderen Frauen zusammen in eine Ecke des Raumes getrieben. Der Dämon schaute sie alle Furcht einflößend an. Er sagte zwar kein Wort, aber er war geschickt darin, mit seinen Augen zu sprechen. Denn als Susan ihm in die Augen sah, kam es ihr vor, als ob er sie mit seinen Augen hypnotisierte und ihr in Gedanken etwas sagte. Sie konnte einfach nicht wegsehen. Dieser starre Blick des Dämons hielt sie in Bann. Als alle Verdammten aufgeteilt waren, zog der Dämon auf einmal eine Peitsche heraus und schlug auf die Frauen ein. Sie schrien alle auf und setzten sich in Bewegung. Der Dämon trieb sie in einen der Gänge und verschwand mit ihnen.“

Annette, das Kindermädchen, schwieg und schaute die Dämonenprinzessin an. Elizabeth wollte aber unbedingt wissen, was mit der Frau mit dem Namen Susan passiert war, und drängte das Kindermädchen, weiterzuerzählen. Annette schaute das kleine Mädchen an und sagte dann, dass man bis heute nicht weiß, was mit Susan weiter geschah. Sie erklärte Elizabeth, dass Susan eine Verdammte in der Hölle wurde. Elizabeth gab sich mit der Antwort zufrieden und gähnte laut. Sie kuschelte sich unter ihre Bettdecke und schlief sofort ein. Annette betrachtete die kleine Dämonenprinzessin noch einen Augenblick, bis sie aufstand und beim Verlassen des Zimmers das Licht abdrehte.

Zeitig in der Früh weckte das Kindermädchen Elizabeth und half ihr beim Anziehen. Sie hatte heute etwas Besonderes mit ihr vor. Sie wollte mit Elizabeth einen Spaziergang machen. Es war nicht irgendein Spaziergang, sondern sie wollte mit ihr zu einem kleinen See gehen. Als Elizabeth mit dem Frühstück fertig war und sich von ihrem Vater verabschiedet hatte, verließen die beiden die Burg. Nachdem sie die Brücke überquert hatten, ging Annette mit Elizabeth einen kleinen, schmalen Weg entlang, der sie zu einem großen Platz führte. Elizabeth schaute erstaunt über den Platz hinweg und fragte Annette, als sie zu ihr hochsah, ob da vorne ein See wäre. Annette lächelte zu ihr herunter und nickte. Jetzt konnte Elizabeth nichts mehr aufhalten und sie riss sich los und stürmte über den Platz in Richtung See. Annette setzte sich sofort in Bewegung und folgte ihr mit schnellen Schritten. Sie erreichte Elizabeth und holte sie ein. Sofort nahm sie ihre Hand, da sie Angst hatte, dass das kleine Mädchen weiterlaufen könnte. Aber Elizabeth blieb abrupt stehen, als sie eine Bewegung im Wasser wahrnahm. Fragend schaute sie das Kindermädchen an. Diese deutete auf eine Bank, die sich in der Nähe befand. Elizabeth folgte ihr und sie setzten sich. Schweigend schauten sie auf das Wasser. Dort erklärte ihr Annette, dass sich im See Wasserdämonen und Fische befinden. Die Wasserdämonen waren eher friedliche, große Tiere, die sich von Zeit zu Zeit an der Oberfläche zeigen. Kaum hatte das Kindermädchen den Satz beendet, als plötzlich ein großer Fisch die Oberfläche des Wassers durchbrach. Eigentlich sah es nicht aus wie ein Fisch, sondern eher wie etwas Unheimliches. Wenn man genauer hinsah, hatte es einen Kopf mit zwei großen Flossen an jeder Seite. Das Wesen schwamm zum Ufer und trat aus dem Wasser. Der Körper war schlank und mit sechs kleinen Beinen versehen. An den Beinen befanden sich Füße mit langen Krallen. Der Schwanz des Fisches war lang und hatte lange Stacheln bis zum Ende. Am Ende befanden sich eine sehr große und eine kleinere Flosse. Die Farbe dieses Wesens war grau-schwarz gestreift. Elizabeth sah fasziniert zu dem Wesen. Plötzlich hatte dieses Wesen, ein Wasserdämon, wie Annette ihr inzwischen erklärt hatte, die beiden bemerkt und bewegte sich gezielt auf sie zu. Als sie beide nur noch einige Meter von dem Dämon trennte, kam auf einmal eine Gestalt aus dem Nichts neben ihnen hervor und preschte mit erhobenem Schwert auf den Wasserdämon zu. Das Kindermädchen und Elizabeth sahen, dass sich weitere Dämonen aus dem Wasser erhoben und auf sie zu schwammen. Das kleine Mädchen bekam Angst und klammerte sich an Annette. Diese stand auf und nahm die Hand von Elizabeth und bedeutete ihr, schnell über den Platz zu laufen. Elizabeth stand angstvoll da und konnte sich nicht bewegen. Sie wollte zwar auf das Kindermädchen hören, aber sie war auch von der Situation, die sich hier vor ihren Augen abspielte, fasziniert. Kein Laut kam über ihre Lippen und am liebsten hätte sie noch länger hier gestanden, wenn Annette sie nicht mit sich gerissen hätte. In hohem Tempo hatten sie den Platz überquert und blieben atemlos stehen. Als sie sich nach Atem ringend wieder beruhigt hatten, schauten sich beide an und begannen zu lachen. Nachdem sie noch eine Weile stehen geblieben waren und dem Treiben zugesehen hatten, drehten sie sich um und gingen wieder zurück zur Burg. Dort verabschiedete sich Elizabeth von Annette und dankte ihr für den schönen Tag. Sie wollte sofort ihrem Vater von dem Ereignis am See berichten und ging ins Wohnzimmer. Dieses war aber leer und sie konnte ihn auch sonst nirgends entdecken. Sie wollte schon den Gang geradeaus gehen, aber sie erinnerte sich an die strengen Worte ihres Vaters, der ihr strikt verboten hatte, diesen Gang entlangzugehen. Außer sie war mit ihm unterwegs. Traurig und müde beschloss sie, ihr Erlebnis heute Abend zu erzählen. Elizabeth ging in ihr Zimmer und zog sich sogleich bequemere Kleidung an. Dann holte sie die Kiste mit den Spielsachen aus der Ecke und öffnete sie. Als sie die verschiedenen Figuren darin sah, musste sie an die Wasserdämonen denken, die sie heute gesehen hatte. Sie wollte unbedingt so einen haben. Sie schloss die Kiste wieder und nahm eine kleinere Kiste, die ebenfalls in der Ecke stand. Als sie diese öffnete, erhellte sich ihr Gesicht und sie begann sofort damit zu spielen. Es waren ihre Lieblingspuppen. Sie waren mit schönen Gewändern ausgestattet und manche hatten auch einen Kopfschmuck, wie eine Krone oder ein Diadem. Auch kleinere Puppen waren darunter. Elizabeth war so mit ihren Spielsachen beschäftigt, dass sie nicht gemerkt hatte, wie die Zeit verging. Erst als jemand an die Tür klopfte, schaute sie auf und ging zur Tür. Sie öffnete diese und da stand eine Bedienstete und sagte ihr, dass es bald Abendessen gab. Elizabeth bedankte sich und ging wieder zu ihren Spielsachen, um diese in die Kiste zu räumen. Dann stellte sie beide Kisten wieder zurück in die Ecke und verließ ihr Zimmer. Auf dem Weg zum Wohnzimmer musste sie die Halle durchqueren. Ihr Blick ging dann immer ängstlich nach rechts, da sie wusste, dass sich dort die Höllenhunde befanden. Schnell beeilte sie sich, das Wohnzimmer zu erreichen, und öffnete hastig die Tür. Sie schlüpfte hinein und schloss sie sofort wieder hinter sich. Ihr Vater saß schon bei Tisch und schaute sie besorgt an. Er wollte sogleich wissen, was los ist. Aber Elizabeth schämte sich für ihr Verhalten und meinte nur, dass alles in Ordnung sei. Sie gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und lächelte ihn an. Gleich wollte sie ihm ihr Ereignis erzählen, das sie heute mit Annette erlebt hatte. Aber Luzifer schaute seine Tochter nur strafend an, da er es nicht schätzte, wenn vor und während des Essens Geschichten erzählt wurden. Auch wollte er nicht, dass man beim Essen sprach. So setzte sich Elizabeth auf ihren Platz und wartete geduldig, bis das Essen gebracht wurde. Nachdem ihr Vater das Besteck zur Seite gelegt hatte und aufstand, erhob sich auch Elizabeth und folgte ihrem Vater in den hinteren Teil des Wohnzimmers. Dort holte sich Luzifer von der Bar einen Drink und setzte sich auf die Couch. Seine Tochter setzte sich neben ihn und schaute ihn von der Seite an. Luzifer bemerkte ihren Blick und ihre Ungeduld. Er schaute sie ebenfalls an und forderte sie dann mit einem Lächeln auf, ihre Geschichte zu erzählen. Sofort begann Elizabeth das heutige Ereignis, das sie mit Annette erlebt hatte, freudig zu erzählen. Luzifer nickte ein paar Mal dabei. Als sie geendet hatte, schaute sie ihren Vater erwartungsvoll an. Dieser strich mit seiner Hand über ihre Haare und sagte, dass er sehr stolz auf sie sei. Als ihn aber Elizabeth fragte, wer denn da auf einmal erschienen war, als der Wasserdämon auf sie zugekommen war, erklärte er ihr Folgendes:

„Elizabeth, du bist eine Dämonenprinzessin und jeder Schutzdämon ist dazu verpflichtet, dir in schwierigen Situationen zu helfen. Ja, du hast richtig gehört. Ich habe dir zu deinem Schutz Dämonen zur Seite gestellt. Sie haben die Aufgabe, dich auf all deinen Wegen zu beschützen. Da du meine Tochter bist, wirst du eines Tages von noch mächtigeren Dämonen, den Dämonenfürsten, beschützt. Diese werden dir gegenüber einen Schwur leisten, der sie dazu verpflichtet, dich in ausweglosen Kämpfen oder Situationen zu verteidigen. Aber das wirst du noch alles genauer erfahren, wenn du größer bist.“

Elizabeth schaute ihren Vater mit großen Augen an, da sie nicht genau wusste, was er da sprach. Aber sie würde es schon zu gegebener Zeit genauer erfahren. Sie nickte ihrem Vater lächelnd zu und wünschte ihm eine „Gute Nacht“. Elizabeth stand auf und ging in ihr Zimmer. Sie zog sich um und legte sich ins Bett. Sofort schlief sie ein und träumte von dem heutigen Tag.

Zweites Kapitel

An diesem Morgen kam Luzifer zu seiner Tochter ins Zimmer und sagte, dass er mit ihr heute etwas Besonderes unternehmen möchte. Außerdem fand er, dass sie nun alt genug war, um mehr über ihr Leben zu erfahren. Zusammen verließen sie die Burg und machten sich auf den Weg. Elizabeth schaute ihren Vater gespannt an und fragte ihn neugierig, wohin sie gingen. Er lächelte und antwortete, dass sie sich heute den Eingang der Hölle, das heißt, das Höllentor ansehen würden. Elizabeth warf ihm einen angstvollen und erstaunten Blick zu. Luzifer bemerkte das und drückte die Hand seiner Tochter fester und nickte ihr aufmunternd zu. Der Weg dorthin führte an den Ebenen vorbei und immer mehr aufwärts. Plötzlich blieb Luzifer stehen und als Elizabeth seinem Blick folgte, sah sie ein Tor, das von zwei Fackeln erhellt wurde. Davor standen zwei große Wachen. Diese Wachen wirkten auf sie Furcht einflößend und außerdem hatten sie eigenartige Symbole an den Armen. Ihre Gesichter schauten starr geradeaus und sie bewegten sich kaum. Elizabeth berührte ihren Vater am Arm und er drehte sich zu ihr um. Er musste die Furcht in ihren Augen gesehen haben, denn er beruhigte sie und erklärte ihr, dass das der Eingang zur Hölle sei. Elizabeth schaute ihn verdutzt an und konnte seine Worte nicht glauben. Sie schaute sich das Tor, das geöffnet war, genauer an und konnte darauf viele Symbole erkennen. Außerdem war es mit einigen Verzierungen versehen. Diese Verzierungen bestanden aus Totenköpfen und dämonischen Gestalten. Als sie ganz nach oben schaute, konnte sie eine Inschrift erkennen. Da Elizabeth noch nicht lesen gelernt hatte, fragte sie ihren Vater, was da oben stünde. Er schaute Elizabeth an und antwortete: „TRITT EIN MIT ALL DEINEN SÜNDEN“. Elizabeth schaute ihn fragend an und wollte ihn gerade nach der Bedeutung dieser Wörter fragen, als sie die Stimme eines Mannes hinter sich wahrnahmen. Luzifer drehte sich um und ging ihm freudig entgegen. Elizabeth blieb noch eine Weile stehen und starrte die Inschrift an. Als sie den Blick wieder senkte, sah Elizabeth den Weg, der vom Tor geradeaus weiterging. Aber das Gruseligste und Abscheulichste waren die Kreaturen, die durch das Tor kamen und sofort von den Wachen weitergetrieben wurden. Elizabeth drehte sich um und lief schnell zu ihrem Vater. Als sie die beiden Männer erreichte, nahm sie die Hand ihres Vaters und schaute zu ihm hoch. Luzifer stellte seiner Tochter den anderen Mann als Belial vor. Er lächelte sie an, verneigte sich vor ihr und gab ihr die Hand. Danach folgten Luzifer und seine Tochter Belial den Pfad entlang wieder zu den Ebenen. Nach etwa 200 Metern sprang plötzlich ein riesengroßer Hund mit drei Köpfen vor ihnen auf den Pfad und hinderte sie daran weiterzugehen. Doch als der Hund Belial erkannte, wedelte er mit dem Schwanz und lief ihm entgegen. Elizabeth blieb abrupt stehen und wollte nur so schnell wie möglich wieder den Pfad zurücklaufen. Doch ihr Vater hielt sie am Arm fest und drehte sie wieder nach vorne. Als sie sich gerade umdrehte, war der Hund ganz dicht bei ihr und leckte ihr mit einer seiner großen Zungen über das Gesicht. Elizabeth verzog das Gesicht und schaute den Hund böse an. Belial kam zu ihnen und erklärte Elizabeth, dass man ihn Zerberus nannte und er der Bewacher des Höllentors und sein Eigentum war. Das hieß, er war für ihn verantwortlich. Elizabeth nickte ihm entgeistert zu und sie setzten ihren Weg fort. Nach einer Weile kamen sie zu einer Gabelung, von der drei Wege abgingen. Der rechte Weg, erklärte Luzifer seiner Tochter, führte zum „Pfad der Verdammten“. Der Weg geradeaus führte weiter in die Ebenen der Hölle und der linke Weg zu den Behausungen der Dämonenfürsten. Als er geendet hatte, konnte Elizabeth von rechts Schreie und lautes Klagen hören. Sie hatte ein unbehagliches Gefühl und wollte so schnell wie möglich von hier weg. Luzifer erkannte die Angst seiner Tochter und trieb Belial an, zu seiner Behausung zu gehen. So setzten sich alle drei in Bewegung und gingen den linken Pfad entlang.

Wenn Elizabeth sich so umsah, war die Umgebung atemberaubend. Da waren viele schwarze Felsen und der Himmel, wenn man es so bezeichnen konnte, war rot mit schwarzen Wolken, die langsam umherzogen, und dann gab es auch einen leichten Wind, fast schon wie eine Brise, den man kaum spürte. Außerdem war dieser Wind angenehm warm, zeitweise aber auch heiß. Die Luft ging geradeso zum Atmen, denn der Schwefel, den man überall hier roch, machte es immer wieder schwer, ein- und auszuatmen. Der Pfad bog nach ein paar Metern nach rechts und dann konnte man auch schon die ersten Häuser sehen.

Sie hielten vor dem ersten Haus und Belial erklärte Elizabeth, dass das sein Haus ist, und holte einen Schlüsselbund aus der Jackentasche. Mit einem der vielen Schlüssel öffnete er die Tür zu seinem Haus und sie gingen hinein. Als die drei in der Halle standen, wendete sich Belial nach rechts und öffnete eine Tür, hinter der sich das Wohnzimmer befand. Gemeinsam setzten sie sich dort an den großen Esstisch, der aus dunklem, massivem Holz bestand. Rund um den Tisch standen sechs Stühle. Als sie alle dort Platz genommen hatten, schaute Belial Elizabeth mit einem Lächeln auf den Lippen eindringlich an. Elizabeth konnte nur kurz seinen Blick erwidern, da sie nicht lange in diese stechenden Augen schauen konnte. Luzifer führte noch einige Gespräche mit Belial. Als die beiden alles fertig besprochen hatten, standen Luzifer und seine Tochter auf und verabschiedeten sich von Belial. Als sie aus dem Haus traten, gingen sie nach links und weiter diesen Weg entlang, der sie immer weiter nach unten und hinein in die Hölle führte. Elizabeth war froh, ihren Vater an ihrer Seite zu haben, denn die Geräusche und die Atmosphäre waren unheimlich und beängstigend. Endlich kamen sie nach einer langen Zeit wieder zu Hause an. Elizabeth schaute zu ihrem Vater hoch und er lächelte sie an. Gemeinsam durchschritten sie dann das Tor und fanden sich in einem riesengroßen Saal wieder, von dem einige Gänge wegführten. Sah man weiter nach oben, so konnte man rundherum über den Gängen die verschiedenen Siegel der Dämonenfürsten erkennen. Aber das größte Siegel, ihr Familienwappen, hing in der Mitte des Saales herunter. Wenn man das Siegel betrachtete, so hatte es in der Mitte einen Höllenhund und um diesen Hund herum waren verschiedene Symbole, die die dämonischen Wörter für Hölle und Verdammnis bedeuteten. Das Siegel war so befestigt, dass es sich nicht drehen konnte und man sofort den Blick darauf warf, wenn man den Saal durch das Tor betrat. Sogleich kamen ihnen große, schwarze Höllenhunde mit roten Augen und fletschendem Gebiss entgegengerannt, aber Luzifer hob die Hand und die Hunde verschwanden sofort wieder im Dunkeln. Elizabeth riss sich los und rannte nach rechts in ihr Zimmer. Dort zog sie sich aus und ging in das angrenzende Badezimmer, um sich zu waschen. Als sie damit fertig war, zog sie sich ein Nachthemd an und legte sich ins Bett. Elizabeth hatte es sich gerade gemütlich gemacht, als sich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und ihr Vater eintrat.

Elizabeth liebte ihren Vater sehr, denn er war immer freundlich zu ihr und sie konnte mit jedem Problem zu ihm kommen. Aber wenn sie ihn nach ihrer Mutter fragte, wich er ihr meistens aus und schaute traurig in die Ferne. Aber heute wollte sie keine Gutenachtgeschichte, sondern eine Antwort, denn in letzter Zeit träumte sie immer wieder von einer Frau, die sie anlächelte und ihr mit ihrer kalten Hand über das Gesicht strich. Es war etwas Vertrautes darin. Konnte es ihre Mutter sein?

Luzifer kam an das Bett seiner Tochter und setzte sich auf die Kante. Er richtete dabei die Decke. Dann schaute er seine Tochter an und fragte sie, welche Geschichte sie heute hören möchte. Elizabeth nahm seine Hand und erzählte ihm von ihren Träumen und erklärte ihm, dass sie heute keine Geschichte hören, sondern wissen möchte, wer ihre Mutter war.

Luzifer schaute seine Tochter lange an, bevor er zu erzählen begann:

„Elizabeth, es fällt mir schwer, von deiner Mutter zu reden, da ich nicht lange mit ihr glücklich sein durfte. Dass dir deine Mutter in deinen Träumen erscheint, ist ein Zeichen, dass sie dich nicht vergessen hat. Deine Mutter war eine Sterbliche und sehr schwach bei deiner Geburt. Dadurch verstarb sie einige Tage danach und ich war sehr, sehr traurig darüber, denn ich habe deine Mutter, das musst du wissen, sehr geliebt. Immer wenn du lächelst und ich dich ansehe, sehe ich deine Mutter und das ist mehr Trost für mich als alles andere. Du bist meine kleine Prinzessin und ich werde immer für dich da sein und dich beschützen, egal was passiert.“

Damit stand er auf und gab seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn und war dabei, das Zimmer zu verlassen, als sie ihn noch fragte, wie ihre Mutter geheißen hat. Luzifer drehte sich zu ihr um und sagte, dass sie Sarah geheißen hat. Dann sagte er ihr noch, dass sie gut schlafen soll und wenn sie von ihrer Mutter träume, soll sie sie von ihm grüßen. Elizabeth nickte, schloss ihre Augen und schlief sofort ein.

Drittes Kapitel

Obwohl Elizabeth erst drei Jahre alt war, beschloss Luzifer, dass es nun an der Zeit wäre, dass seine Tochter mit ihrer Ausbildung beginne, und erklärte ihr, dass er sie heute zu einem Dämonenfürsten bringen würde, der ihr einiges über die Gesetze und Regeln in der Hölle beibringen sollte. Auch werde sie die dämonische Schrift lernen und eine geeignete Kampfausbildung beginnen. Außerdem sagte er seiner Tochter, dass sie den Dämonenfürsten, bei dem sie unterrichtet würde, schon kennengelernt habe. Es sei Belial. Elizabeth schaute ihren Vater an und fragte ihn, welche Gesetze und Regeln er meinte, denn sie habe von ihm schon einige gelernt. Er erklärte ihr, dass sie eigene Gesetze und Regeln für die Familie haben und nicht für die Allgemeinheit. Außerdem werde sie auch noch zehn Vorsätze lernen, die wichtig seien, sollte sie einmal aus irgendeinem Grund die Hölle verlassen müssen. Das würde bedeuten, an diese Vorsätze müsse sich jeder Dämon halten. Denn tue er das nicht, so ginge er für jedes Vergehen zehn Jahre in den Kerker. „So, nun haben wir genug darüber geredet. Hol deinen Rucksack und nimm ein paar Schreibsachen und Blöcke mit und komm dann wieder zu mir, damit wir aufbrechen können“, schloss Luzifer seine Erklärungen ab.

Elizabeth trank noch ihren letzten Schluck Tee aus und stand auf. In ihrem Zimmer suchte sie ihren Rucksack, gab die besagten Dinge hinein und verließ es wieder. Als sie auf dem Weg zum Saal war, kam ihr Vater gerade aus dem Wohnzimmer und gemeinsam verließen sie die Burg durch das große Tor. Sofort schlug Elizabeth dieser schwefelartige Geruch in die Nase und die Luft war sehr heiß. Elizabeth nahm die Hand ihres Vaters und sie gingen einen gepflasterten Weg hinauf, der an verschiedenen Ebenen vorbeiführte. Als sie an der obersten Ebene ankamen, ging Luzifer in eine Art Höhleneingang und seine Tochter folgte ihm dicht, da es sehr dunkel war. Sie kamen dann bei einer Eisentür an und ihr Vater klopfte daran. Nach einer Weile hörte man Schritte und die Tür wurde kraftvoll geöffnet. Luzifer und seine Tochter gingen durch die Tür und nach einem kurzen Gang standen sie in einem großen Raum, wo auf der rechten Seite auf einer kleinen Erhebung ein Thron stand. Auf diesem Thron saß jemand, der sich nun erhob und zu ihnen kam. Diese Gestalt, die sich ihnen näherte, war groß und hatte zwei Hörner auf dem Kopf. Auch die Augen waren starr und eindringlich. Aber das Erstaunlichste war, mit jedem Schritt, den dieser Mann tat, verwandelte sich seine Gestalt immer mehr in etwas Ansehnlicheres. Bis der Dämon, der er noch auf dem Thron war, als normaler Mensch vor ihnen stand. Er begrüßte sie und umarmte Luzifer dabei. Dann beugte er sich zu Elizabeth herunter und gab ihr die Hand, dabei lächelte er sie schelmisch an. Ihr gefiel das und sie lachte laut auf.

Elizabeth verabschiedete sich von ihrem Vater und ging mit dem Mann weiter in den Raum hinein, wo sie jetzt erkannte, dass dieser Raum sehr groß war, in dessen Mitte ein großer Tisch aus dunklem Holz und einige Stühle darum herum standen. Auf der linken Seite, am Ende des Raumes, waren einige Gänge, von denen sie aber zurzeit nicht wusste, wohin sie führten. Der Dämon bedeutete ihr, dass sie auf einen der Stühle, es waren sechs an der Zahl, Platz nehmen sollte. Elizabeth nahm ihren Rucksack von den Schultern und setzte sich. Der Mann nahm ihr gegenüber Platz und sie schauten sich eine Weile an. Dann begann er zu sprechen:

„Ich bin ein Dämonenfürst und heiße Belial. Du hast mich gestern schon beim Höllentor kennengelernt. Ich bin auch der Hüter des Höllentores. Ich hoffe, du hattest nicht zu viel Angst, als du mich dort drüben auf dem Thron sitzen gesehen hast. Ich freue mich sehr, dass dich dein Vater zu mir geschickt hat. Bei mir wird dir nichts geschehen und ich werde dir die Geschichte der Hölle und deren Gesetze und Regeln und auch Vorsätze beibringen. Auch wirst du die dämonische Schrift, sie besteht aus Symbolen, lernen zu schreiben. Die Sprache hast du schon von deinem Vater gelernt. Wenn du irgendwelche Fragen hast, so kannst du sie jederzeit stellen. Ich möchte dich außerdem bitten, jeden Tag von Montag bis Freitag pünktlich um 8 Uhr bei mir zu erscheinen, und wir werden dann bis 12 Uhr lernen. Dazwischen wird es ein paar Pausen geben.

So, nun habe ich dir das Wesentlichste erklärt. Hast du momentan Fragen?“

Als Belial geendet hatte, schaute er Elizabeth erwartungsvoll an. Sie hatte sogleich eine Frage an ihn. Sie fragte ihn, ob sie wirklich eine Dämonenprinzessin ist? Belial bejahte die Frage und erklärte ihr, da sie die Tochter von Luzifer, dem Herrscher der Hölle, ist und das macht sie dadurch zur Dämonenprinzessin. Elizabeth lächelte und erklärte ihm, dass sie momentan keine weiteren Fragen hätte. Belial nickte und stand auf, um von einem Regal hinter sich ein paar Bücher und Blätter zu holen. Er legte alles auf den Tisch vor ihr und fragte sie, bevor er sich wieder setzte, ob sie hungrig oder durstig wäre. Elizabeth antwortete ihm, dass sie gerne ein Glas Wasser hätte, und er rief einen Namen und daraufhin erschien ein kleiner Dämon und verneigte sich vor dem Dämonenfürsten und fragte ihn nach seinem Begehr. Belial sagte ihm den Wunsch und der Dämon verschwand und kam nach einer kurzen Zeit mit einer Flasche Wasser und einem Glas zurück. Beides stellte er auf dem Tisch vor der Dämonenprinzessin ab und öffnete die Flasche und füllte das Glas. Dann verschloss er die Flasche wieder und stellte sie neben dem Glas ab, verneigte sich vor beiden und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Elizabeth schaute ihm hinterher, nahm dann das Glas und trank einen großen Schluck. Anschließend stellte sie das Glas wieder auf den Tisch und blickte den Dämonenfürsten an. Als er merkte, dass er wieder ihre Aufmerksamkeit hatte, nahm er eines der Bücher in die Hand und schlug eine Seite darin auf. Dann drehte er das Buch zu ihr und Elizabeth sah, dass in dem Buch lauter fremdartige Symbole waren und schaute Belial fragend an. Er verstand ihren Blick und erklärte ihr, dass dies ein Buch über die Hölle in dämonischer Schrift sei. Aber sie müsse jetzt nicht gleich alle Symbole verstehen. In den nächsten Tagen würden sie sich mit der Schrift beschäftigen. Er las Elizabeth auch noch einige Zeilen aus dem Buch vor und als er merkte, dass sie gerne in diesem Buch mitschauen wollte, stand er auf, kam um den Tisch herum und setzte sich neben sie. Gemeinsam schauten sie sich das Buch an und als Belial dann wieder zu lesen begann und seinen Finger über die Symbole gleiten ließ, war das sehr aufregend für die Dämonenprinzessin und sie konnte es gar nicht erwarten, endlich die Bedeutung der ganzen Symbole zu erfahren. Außerdem wollte Elizabeth wissen, aus welchen anderen Symbolen die dämonischen zusammengesetzt sind. Gemeinsam waren sie so in das Buch vertieft, dass die Zeit wie im Flug verging und Elizabeth sich schon wieder von Belial verabschieden musste. Elizabeth versprach ihm noch, am nächsten Tag pünktlich um 8 Uhr wieder da zu sein. Dann drehte sie sich um und verließ den Saal durch die Eisentür, durch die sie mit ihrem Vater heute Morgen den Saal betreten hatte, und als sie den Höhlengang entlang zum Pfad ging, stand da ihr Vater und sie umarmte ihn zur Begrüßung. Gemeinsam gingen sie nach Hause.

Zu Hause angekommen erzählte sie ihrem Vater nach dem Mittagessen, was sie heute alles erfahren hatte. Luzifer wollte wissen, ob sich seine Tochter wohlgefühlt hätte. Sie lächelte ihn an und bejahte seine Frage. Sie sagte ihm, dass Belial sehr nett und freundlich ist und sie sich schon auf die nächsten Unterrichtstage mit ihm freue. Erleichtert lächelte Luzifer sie an. In Gedanken wusste er, dass er sich immer auf seine alten Freunde verlassen konnte.

Elizabeth ging auf ihr Zimmer und legte sich auf das Bett. Dort dachte sie noch einmal über den heutigen Tag nach. Sofort kam ihr der Gedanke an das Buch, das Belial ihr gezeigt hatte. Sie wollte unbedingt so schnell wie möglich diese Symbole lesen und schreiben können. Sie hoffte, dass es nicht allzu schwer werden würde und freute sich schon auf den nächsten Tag. Mit diesem Gedanken und einem Lächeln im Gesicht schloss sie ihre Augen und schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen beeilte sich Elizabeth, nach dem Frühstück zu Belial zu kommen, denn sie hatte einige Fragen an ihn. Die Dämonenprinzessin betrat seine Ebene und der Dämonenfürst erwartete sie schon. Gemeinsam gingen sie zum Tisch und setzten sich. Elizabeth begann sofort mit ihrer ersten Frage.

„Wie sind die Dämonenfürsten eigentlich entstanden? Stimmt es, dass sie früher einmal heidnische Götter waren? Mein Vater hatte mir einmal erklärt, dass sie von den Menschen vergessen wurden und sich einige daher ihm anschlossen. Bist du auch einmal ein Gott gewesen?“

Belial antwortete ihr:

„Ja, es stimmt, dass die Dämonenfürsten alle einmal heidnische Götter waren und als sie von den Menschen durch den christlichen Glauben vergessen wurden, haben sie sich mit der Zeit Luzifer verschworen. Baal und ich sind schon kurz nach dem Engel- und Dämonenkrieg Luzifer beigetreten, wobei Baal der erste Dämonenfürst und Heerführer wurde. Er ist mit Lilith, deiner Schwester, damals liiert gewesen und Lilith hat ihn zu einem Dämon gemacht. Leider ist Lilith beim Krieg zwischen den Engeln und Dämonen ums Leben gekommen und Luzifer, euer Vater, hat ihre Seele aufgefangen und in einem Glas aufbewahrt. Das war vor vielen Jahrtausenden und bis hundert Jahre nach der Zeitrechnung, wo dann die ganze heidnische Welt von den Christen übernommen wurde, suchten immer mehr heidnische Götter Luzifer auf und gaben ihm ihr Versprechen,für ihn zu dienen. Und so geschah es, dass die Hölle die Götter mit ihren sieben Todsünden auf Ebenen aufteilte. Und so wurden von Luzifer sieben heidnische Götter ausgesucht, die er zu seinen Dämonenfürsten machte.

Einer dieser Götter, der den dämonischen Namen AZAZEL bekam, sagte Luzifer, dass er keine Todsünde übernehmen, sich aber an die Gesetze und Regeln, die für einen Dämonenfürsten bestimmt waren, halten wird. Er schlug Luzifer vor, damit er die Verbindung in den Himmel nicht verliere, diese mit seinen Erzengeln aufrechtzuerhalten. Dein Vater stimmte dem zu und so geschah es, dass AZAZEL zwar eine Ebene bewohnte, aber diese mit seinen Erzengeln GABRIEL, MICHAEL, URIEL, ZADKIEL und RAPHAEL teilte.“

Elizabeth wollte sogleich wissen, was mit der Seele ihrer Schwester Lilith passiert war, nachdem sie in einem Glas aufbewahrt wurde. Und wer würde über dieses Glas wachen? Belial schaute die kleine Dämonenprinzessin einen Augenblick an und antwortete ihr:

„Die Seele deiner Schwester wurde bis zu deiner Geburt von NEMESIS, der Todesdämonin, aufbewahrt. Als du geboren wurdest, wurde dir ein paar Tage nach deiner Geburt die Seele deiner Schwester Lilith eingepflanzt. Seitdem hast du zwei Seelen in deiner Brust.“

Nachdem der Dämonenfürst geendet hatte, schaute ihn Elizabeth ungläubig an. Aber sie hatte auch das Gefühl, dass Belial sie nie anlügen würde. Auch spürte sie, dass da etwas Eigenartiges war, wenn sie die Worte noch einmal im Kopf durchging. Wie immer war der Vormittag schnell um und sie dankte Belial für seine offene Redensart und ging dann nachdenklich nach Hause. Sie hatte gerade die Eisentür geschlossen, als ihr Zerbi entgegenkam. Elizabeth bedeutete ihm, draußen sitzen zu bleiben, und verließ den Höhleneingang. Draußen auf dem Weg umarmte sie einen der Köpfe von dem Höllenhund und streichelte ihn zwischen den Augen. Sie merkte, dass jemand hinter sie getreten war. Es war Belial, der Zerbi strafend ansah. Dieser neigte den mittleren Kopf etwas nach rechts und schaute seinen Herrn traurig an. Belial fing zu lachen an und streichelte ihn ebenfalls. Elizabeth verabschiedete sich von den beiden und trat den Heimweg an.