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Ella ist eigentlich ein ganz normales Mädchen. Aber ihr Leben gerät mehr und mehr ausser Kontrolle. Doch auf ihre besten Freundinnen Gina und Miu kann sie zählen. Schafft es Ella, ihr Leben unter Kontrolle zu bringen und glücklich zu werden?
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Seitenzahl: 54
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Neue Welt
Umzug in die Stadt
Die Gucci Girls
Mamas Geheimnis
Der Weg ins Verderben
Familie
Glück im Unglück
Ein Ausflug mit Überraschung
Überraschender Besuch
Geburtstag
Neue Familienmitglieder
Miu ist…
Weihnachten
Paris wir kommen!
Liebeschaos
Anouk und Jonas
Ich bin Ella und ich bin zwölf Jahre alt.
Manchmal bin ich auch neun, zum Beispiel wenn Mama mal wieder zu wenig Geld dabeihat und den vollen Preis für das ÖV-Ticket nicht bezahlen kann. Wir wohnen nämlich auf dem Land, und Mama nimmt nie das Auto, weil sie die Prüfung nicht bestanden hat. Das sagt sie nicht, aber ich weiss es auch so.
„Tom, von wem ist dieser Brief?“, schrie Mama Papa an. Wenn sich meine Eltern anschreien, weine ich nicht. Nicht mehr. Denn in letzter Zeit streiten sich Mama und Papa wegen der kleinsten Dinge.
„Ach Laura, der ist von einer Arbeitskollegin.“
Sogar ich wusste, dass Papa gelogen hatte.
„Und wieso steht da ‘Kuss Cindy’?“, fragte Mama. Sie merkte wohl auch, dass Papa gelogen hatte.
Mehr bekam ich nicht mit, denn Papa kam die Treppe hoch. Schnell schloss ich meine Augen. Ich wollte nicht, dass meine Eltern merkten, dass ich alles mitbekam. Papa schloss die Türe so leise er konnte.
Am nächsten Morgen, als ich die Treppe hinunterkam, hatte ich ein komisches Gefühl, und später wusste ich auch wieso. Meine Mutter hockte im Wohnzimmer am Tisch und weinte ununterbrochen, so dass sie mich nicht einmal bemerkte.
Vorsichtig fragte ich, was los sei.
Sie antwortete schluchzend: „Liebes, das ist sehr kompliziert.“
Wieso tat Mama immer so, als wäre ich noch drei oder fünf, ich war doch schon zwölf. Aber manche Erwachsene bekamen einfach nicht mit, wie schnell ihre Kinder grösser, älter und reifer werden.
„Papa hat gesagt, dass ich dir einen Kuss von ihm geben soll, denn er sitzt jetzt gerade im Flugzeug nach Paris mit seiner neuen…“, weiter kam sie nicht, denn sie brach wieder in Tränen aus.
Ich umarmte sie und erklärte ihr, dass alles gut sei. Doch da berichtete sie mir etwas, mit dem ich nie gerechnet hätte.
„Nein, alleine kann ich diese Wohnung nicht bezahlen, und so müssen wir umziehen.“
„Was?!“, schrie ich ungläubig.
Das konnte nicht wahr sein. Nie würde ich unser schönes Zuhause verlassen. Ich war hier aufgewachsen. Hier genoss ich meine schönsten Abenteuer und Erlebnisse.
„Nein, ich bleibe hier, ich habe hier Freunde und…“, diesmal brach ich in Tränen aus.
Ich rannte die Treppe hoch in mein Zimmer. Wie immer knarzte die dritte Stufe laut, doch ich rannte einfach weiter. Oben angekommen warf ich die Türe zu, schloss sie ab und liess mich auf mein bequemes Bett, das ganz links in meinem Zimmer stand, fallen und weinte. Ich wusste, dass es nichts nützen würde, doch im Moment war mir das egal. Zuerst brennt Papa mit dieser Cindy durch und dann müssen wir ausziehen. Langsam wurde ich auf Papa richtig sauer.
Am nächsten Morgen weckte mich meine Mutter sehr früh, denn sie hatte am Abend – besser gesagt bis tief in die Nacht – gepackt. Im Flur standen etwa fünf Koffer. Und jetzt wollte sie meine Sachen packen, doch ich überredete sie, dass sie mich gleich in der Schule abmeldete und wir heute Abend um acht losfliegen. Denn von unserem Dorf nach NY (das ist die Abkürzung für New York) kann man nicht den Bus oder den Zug nehmen, so wie es Mama immer machte. Wir machten das, was ich nicht ausstehen kann: FLIEGEN!
„Ella, kommst du?“, fragte mich meine Mutter um sechs Uhr.
Ich antwortete schnell: „Ja, ich komme.“
Denn meine Mutter kann es nicht ausstehen, wenn sie eine Frage stellt und keine Antwort zurückkommt.
Etwa um viertel vor sieben waren wir am Flughafen in Zürich und dort war ein riesiges Chaos. Ich hatte Angst, Mama zu verlieren. Und genau das geschah!
Plötzlich war meine Mutter weg und ich kannte mich hier nicht aus.
Ich lief zu einem Schalter und sagte: „Ich habe meine Mutter verloren.“
„Oh warte, ich kann dir helfen. Wie heisst du denn?“, fragte mich der kleine Mann mit dem blonden, gelockten Haar.
Ich überlegte kurz. Meine Mutter sagte immer, ich dürfe Fremden meinen Namen nicht sagen, doch ich wollte hier nicht alleine sein.
„Ich heisse Ella“, sagte ich schliesslich.
„Okay, und deine Mutter?“, fragte der Mann.
„Sie heisst Laura“, beantwortete ich seine Frage.
„Wie heisst du zum Nachnamen?“, nuschelte er.
„Smith“, antwortete ich etwas angsterfüllt.
„Laura Smith, Ihre Tochter Ella vermisst Sie!“, schrie er ins Mikrofon. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Sie können sie am Schalter Nummer sieben abholen kommen.“
Als meine Mutter nach zehn Minuten immer noch nicht beim Schalter Nummer sieben war, dachte ich, sie wäre ohne mich nach New York geflogen.
Doch plötzlich rief eine bekannte Stimme:
„Ella!“
„Mama!“, kreischte ich zurück.
Meine Mutter hatte die Flugtickets vergessen. Das dachte sie auf jeden Fall, aber dann fand sie mich nicht mehr.
„Jetzt müssen wir uns aber beeilen“, Mama stürmte Richtung Flugsteig, „los nimm meine Hand, sonst verlier ich dich wieder.“
Endlich fanden wir unser Flugzeug. Die Frau an der Ticketkontrolle hatte langes, blondes Haar und sah sehr jung aus. Sie kontrollierte unsere Flugtickets, dann nickte sie uns zu und wünschte uns einen guten Flug. Das mit dem guten Flug konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Dafür war meine Flugangst zu gross.
„Welche Plätze haben wir Liebes?“, wollte Mama wissen.
Ich schaute nach und antwortete: „Vierzehn und fünfzehn.“
Der Flug dauerte neun Stunden und zwanzig Minuten. Die zweite Hälfte des Fluges schlief ich. Zum Glück, so bekam ich die Turbulenzen nicht mit. In dieser Zeit arbeitete Mama an ihrem Computer. Gerade als ich aufgewacht war, tönte eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher: „Bitte anschnallen, das Flugzeug landet in fünf Minuten. Danke, dass Sie mit uns geflogen sind. Guten Aufenthalt in New York.“
Als das Flugzeug im Landeanflug war, bekam ich so ein komisches Gefühl im Bauch und mir wurde schlecht. Ich dachte, ich muss mich gleich übergeben. Und dann setzte das Flugzeug endlich auf. Ich hatte den Flug überstanden. Es war also doch ein guter Flug. Alle Passagiere klatschten in die Hände. Nach ungefähr vierzig Minuten waren meine Mom und ich aus diesem wilden Durcheinander raus. Mama rief ein Taxi zu uns, das uns zu unserem neuen Zuhause fuhr.