Ellas Geheimnis - Hans Ihlenfeldt - E-Book

Ellas Geheimnis E-Book

Hans Ihlenfeldt

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Beschreibung

Dies ist der vierte Band einer Saga: Ella’s Geheimnis: Golden Gate Thriller, wo der Präsident durch eine kühne Begnadigung die Weichen stellt und Ella Tylers Flucht möglich wird. Wenn Sie diese Seiten aufschlagen, betreten Sie erneut eine Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Mystik verschwimmen, in Diversity, in der jede Entscheidung das Schicksal formt und in der Schatten oft mehr verbergen, als sie preisgeben. In diesem Buch, Ellas Geheimnis, kehren wir zu Figuren zurück, die uns längst ans Herz gewachsen sind – und zu neuen, die uns mit ihrer Rätselhaftigkeit in Atem halten. Ella, die unbeugsame Kämpferin, mag hinter Gefängnismauern sitzen, doch ihre Seele ist frei und ihre Pläne reichen weit hinaus in die Welt jenseits der Gitter. Unterstützt von Rosas neu erlangtem Reichtum, der wie ein unsichtbares Netz aus Einfluss und Macht über San Francisco und Sausalito gespannt ist, schmiedet sie Intrigen, die selbst die kühnsten Erwartungen übertreffen. Doch die Fäden, die sie zieht, könnten auch sie selbst verstricken, denn eine geheimnisvolle Gestalt, die am Ende des dritten Bandes aus dem Dunkel trat, erhebt sich nun als unberechenbare Kraft. Ist sie eine Verbündete, eine Feindin oder etwas gänzlich anderes? Ihre wahre Natur bleibt ein Rätsel, das dieses Buch zu lüften verspricht – oder noch tiefer ins Unbekannte führt. Während Ella im Gefängnis ihre nächsten Schritte plant, Bestechungsgelder an Wärter fließen lässt und Rosas Reichtum als Werkzeug nutzt, brodelt die Welt draußen vor Gefahren und Möglichkeiten. Ellas Code ohne das Wissen um die Orte der Verstecke bringt nur wenig Aufklärung. Isabel und Oliver, deren Liebe durch Stürme aus Blut und Tränen gehärtet wurde, stehen erneut an einem Scheideweg. Olivers esoterische Visionen, gespeist von Nahtoderfahrungen und der mystischen LED-Maske, die ihm Einblicke in verborgene Sphären gewährt, leiten ihn auf Pfade, die ebenso erleuchtend wie gefährlich sind. Doch kann er die Dunkelheit bannen, die Ella und ihre Verbündeten über sie alle werfen? Isabel, deren Mut und Entschlossenheit sie zur Stütze dieses fragilen Gefüges machen, wird ebenfalls auf die Probe gestellt, denn die Vergangenheit lässt sich nicht so leicht abschütteln. Trotz des Titels geschieht hier kein Mord – vielmehr erinnern sich die Antagonisten an vergangene Taten, die ihre dunklen Seelen prägen, während die Geschichte selbst außergewöhnliche Wege einschlägt.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Hans Ihlenfeldt

Ellas Geheimnis

Golden Gate Thriller

In Ellas Geheimnis: Golden Gate Thriller, jagt eine Gruppe Ellas versteckte Schätze – von San Franzisco bis Morro Bay. Der Präsident ermöglicht Ellas außergewöhnliche Flucht.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1 Schatten hinter Gittern

Kapitel 2 Olivers Erkenntnisse

Kapitel 3 Riskante Schritte

Kapitel 4 Im Auge des Sturms

Kapitel 5 Donald Trump

Kapitel 6 Die Flucht

Kapitel 7 Die Jagd endet im Dunkel

Kapitel 8 Los Angeles

Kapitel 9 Premiere Fieber

Kapitel 10 Rückkehr

Kapitel 11 Die Fäden der Spinne

Kapitel 12 San Francisco

Kapitel 13 Akupunktur

Kapitel 14 Rosa’s Geheimnisse

Kapitel 15 Die Jagd nach 345

Kapitel 16 Geheimnisse und Verrat

Kapitel 17 Die Suche nach 345

Kapitel 18 Ellas neuer Zug

Kapitel 19 Das Treffen

Kapitel 20 Die Teilung

Kapitel 21 Liebe und Kinder

Kapitel 22 Ein neues Band

Epilog: Ellas Vermächtnis

Nachwort

Rezension

Impressum

Ellas

Geheimnis

Golden Gate Thriller

Hans Ihlenfeldt

Band 4

Ausgabe 1.2 2025

Impressum

Copyright © 1. Auflage 2025 · Hans Ihlenfeldt

Umschlaggestaltung und Bildrechte:

Hans Ihlenfeldt

Hauptstraße 79

D­51491 Overath

E­Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Website: KSK­Kopfschmerzkiller

https://www.youtube.com/watch?v=ra4rzaFTHHc

Haftungsausschluss

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d­nb.de abrufbar.

Dieses Buch wurde nach den Ideen und Vorgaben des Autors mit Hilfe der künstlichen Intelligenz Grok erarbeitet: Umschlaggestaltung: Hans Ihlenfeldt, Sora, Canva

Vorwort

Präsident Donald Trumps kühne Begnadigung hat die Welt in Atem gehalten und mit Band vier einen Kreis geschlossen, doch die Reise durch Licht und Schatten endet nicht – sie lebt in den Herzen der Leser und den Seelen der Charaktere weiter.

Dies ist der vierte Band einer Saga, die weit über bloße Abenteuer hinausgeht – eine Erzählung von Verrat, esoterischen Geheimnissen und dem unstillbaren Drang nach Freiheit und Liebe. Wenn Sie diese Seiten aufschlagen, betreten Sie eine Welt, wo Realität und Mystik verschmelzen, wo jede Entscheidung das Schicksal lenkt und Schatten mehr verbergen, als sie offenbaren.

Ellas Geheimnis: Ein Golden Gate Thriller

Hier kehren vertraute Figuren zurück – und neue, rätselhafte Gestalten treten auf. Ella Tyler, unbeugsam hinter Gefängnismauern, schmiedet Pläne, die über die Gitter hinausreichen, unterstützt von Rosas Einfluss, der ein unsichtbares Netz über San Francisco und Sausalito spannt. Ihre Codes, ohne die Orte der Verstecke fast nutzlos, treiben ein Spiel der Intrigen, das selbst die kühnsten Erwartungen übertrifft.

Doch die Fäden könnten sie selbst fesseln. Eine geheimnisvolle Gestalt, erhebt sich als unberechenbare Kraft. Verbündete? Feindin? Ihre Natur bleibt ein Rätsel, das dieses Buch zu lüften versucht – oder tiefer ins Ungewisse führt. Während Ella Bestechungsgelder fließen lässt und die Welt draußen brodelt, stehen Isabel und Oliver an einem Scheideweg.

Olivers esoterische Visionen, genährt von Nahtoderfahrungen und der mystischen LED­Maske, öffnen gefährliche Pfade. Isabels Mut wird auf die Probe gestellt, als die Vergangenheit sie einholt.

Dieser Band ist ein Tor zu einer Welt voller Spannung und spiritueller Tiefe. Bei aller Dramatik und emotionaler Tiefe bleibt auch Raum für Hoffnung, Humor, Liebe und die kleinen Freuden des Lebens. Das macht die Geschichte nicht nur spannend, sondern auch menschlich.

Die Straßen San Franciscos, die nebeligen Ufer Sausalitos und die kalten Zellen bilden die Kulisse eines Dramas, das nicht loslässt.

Eine Einladung, Gut und Böse zu hinterfragen, verborgenen Fragen zu spüren. Trotz aller Spannung geschieht kein Mord, ein außergewöhnliches Phänomen dieses Thrillers.

Das Finale wird sie ebenso überraschen; aber bis dahin bereiten Sie sich darauf vor, in eine Geschichte einzutauchen, die Sie mit jeder Seite fester in ihren Bann zieht.

Hier erwarten Sie Charaktere, die so lebendig sind, dass sie Ihre Träume heimsuchen könnten, und Wendungen, die Sie atemlos zurücklassen.

Dies ist der vierte Akt eines Epos, das nicht nur erzählt, sondern gefühlt werden will – ein Tanz aus Licht und Schatten, der Sie bis zum letzten Wort gefangen hält.

Kapitel 1 Schatten hinter Gittern

Flüstern im Dunkel

Der Regen prasselt auf das Dach des Gefängnisses, ein dumpfes Trommeln, das die Stille der Nacht zerreißt. In Zelle 47 sitzt sie auf der Pritsche, die Knie angezogen, die Augen halb geschlossen. Das Neonlicht flackert, wirft harte Schatten auf die Wände. Ella atmet langsam, gleichmäßig, als wäre sie weit weg – irgendwo, wo Gitter keine Bedeutung haben. Ihre Finger gleiten über die grobe Decke, tasten nach etwas Unsichtbarem. Ein Lächeln zuckt um ihre Lippen, kaum wahrnehmbar, doch es ist da. Sie weiß, dass die Welt draußen nicht aufhört, nur weil sie hier ist.

„Du bist noch wach“, sagt eine Stimme, tief und rau, von jenseits der Zellentür. Der Wärter, ein bulliger Mann mit müden Augen, steht im Gang. Seine Hand ruht auf dem Schlagstock, doch seine Haltung ist entspannt. Zu entspannt.

Sie hebt den Blick, ihre Augen funkeln wie polierter Bernstein. „Schlaf ist was für die, die nichts zu planen haben.“ Ihre Stimme ist weich, fast melodisch, aber da ist ein Unterton, der die Luft schwer macht.

Er grunzt, schiebt ein kleines Päckchen durch die Durchreiche. Es landet mit einem leisen Klatsch auf dem Boden. „Von deiner… Freundin“, murmelt er, bevor er sich abwendet. Seine Stiefel hallen auf dem Beton, bis der Klang im Regen untergeht.

Ella wartet, bis die Schritte verklingen. Dann gleitet sie von der Pritsche, gelenkig wie eine Katze, und hebt das Päckchen auf. Es ist klein, in braunes Papier gewickelt, unscheinbar. Doch ihre Finger zittern leicht, als sie die Schnur löst. Darin liegt ein Zettel, die Schrift krakelig, aber klar: Sie kommt. Sei bereit. Kein Name, keine Erklärung. Nur diese drei Worte, die in ihrem Kopf nachhallen wie ein Gong.

Sie kommt. Wer? Die mysteriöse Besucherin, die vor Wochen in den Besucherraum geschlichen ist, ihr Gesicht halb verborgen unter einer Kapuze? Die Frau, die Ellas Namen flüsterte, als kenne sie jede Narbe auf ihrer Seele? Oder jemand Neues, jemand, der Rosas Gold nicht fürchtet? Ella spürt, wie ihr Puls schneller wird, ein vertrautes Kribbeln, das sie lebendig fühlt. Sie faltet den Zettel zusammen, schiebt ihn unter die Matratze. Rosa hat Wort gehalten. Das Geld fließt, die Wärter schweigen, und die Welt dreht sich weiter – nach ihren Regeln.

Draußen, jenseits der Mauern, erstreckt sich die Wüste unter einem endlosen Sternenhimmel, wo das größte Gefängnis der USA in der Stille der Nacht kauert. Der Wind trägt den Geruch von Staub und Freiheit, doch hier drinnen ist die Luft schwer von Geheimnissen. Ella schließt die Augen, stellt sich Rosa vor – irgendwo in einem gläsernen Penthouse, die Stadt zu ihren Füßen, die Finger an einem Glas Champagner, ein Mann an ihrer Seite... Sie hat es geschafft, hat Ellas Vermögen in ihren Händen, und sie weiß es zu nutzen. Ein Wärter hier, ein Gefallen dort. Rosa ist kein Bauer in diesem Spiel. Sie ist eine Königin.

Ein Licht in der Ferne

Hunderte Meilen entfernt, in Sausalito, sitzt Oliver im Dunkeln. Die Maske liegt auf seinem Schoß, ihre LED schimmern schwach im Mondlicht, das durchs Fenster fällt. Isabel schläft oben, ihr Atem ein leises Rauschen, doch er kann nicht ruhen. Nicht, seit die Visionen stärker geworden sind. Er setzt die Maske auf, spürt das kühle Plastik auf der Haut. Das rote LED­Licht beginnt zu pulsieren, langsam, wie ein Herzschlag. Seine Lider flattern, die Welt löst sich auf.

Da ist etwas – nein, jemand. Ein Gesicht, verschwommen, doch die Augen brennen sich in ihn ein. Ist es Ella? Nein, es ist… anders. Eine Frau, die er nicht kennt, doch ihre Präsenz ist wie ein kalter Wind. Sie spricht, aber die Worte sind nur ein Flüstern, unverständlich. Er sieht eine Zelle, dann einen Schatten, der sich bewegt. Sein Herz rast, die Maske summt leise, und plötzlich ist da Schmerz – ein stechender Druck hinter den Augen. Er reißt die Maske ab, keucht.

„Oliver?“ Isabel steht in der Tür, das Haar zerzaust, die Augen voller Sorge. Sie trägt sein altes T­Shirt, ihre Füße sind nackt auf dem Holzboden. „Was ist los?“

Er wischt sich den Schweiß von der Stirn, die Maske fällt zu Boden. „Ich hab was gesehen“, murmelt er. „Jemand Neues. Sie ist… bei ihr.“

Isabel erstarrt. Sie muss den Namen nicht hören, um zu wissen, wen er meint. Ella. Immer Ella. „Das ist vorbei“, sagt sie, doch ihre Stimme zittert. „Sie ist eingesperrt. Für immer.“

Er schüttelt den Kopf, die Augen weit. „Nichts ist vorbei. Nicht, solange sie atmet.“

Die Fäden ziehen sich zusammen

Zurück in der Wüste, in Zelle 47, öffnet Ella die Augen. Das Lächeln ist jetzt ein Grinsen, scharf wie eine Klinge. Sie weiß nicht, wer die Besucherin ist, aber sie spürt, dass sich etwas verändert hat. Der Zettel unter der Matratze ist mehr als Papier – er ist ein Versprechen. Rosa hat die Fäden geknüpft, aber da ist noch jemand, der das Spiel kennt. Jemand, der Ellas Sprache spricht.

Sie lehnt sich zurück, die Pritsche knarrt leise. Der Regen hat aufgehört, die Stille ist fast greifbar. „Komm nur“, flüstert sie in die Dunkelheit. „Ich bin bereit.“

Doch tief in ihr, hinter dem Grinsen, regt sich ein Funke Zweifel. Wer ist diese Frau, die kommt? Und was will sie wirklich?

Der Preis der Macht

Rosa lehnt sich in den Ledersessel, die Lichter der Stadt funkeln durch die bodentiefen Fenster ihres Penthouses. Der Champagner in ihrer Hand perlt leise, doch sie trinkt nicht. Ihre Augen sind auf einen Stapel Papiere gerichtet, die auf dem Glastisch liegen – Kontoauszüge, Überweisungen, verschlüsselte Notizen. Ellas Vermögen, jetzt ihres, doch noch nicht alles hat sie gefunden. Es ist wie ein Ozean aus Zahlen, der sie nicht mehr schlafen lässt. Aber er ist auch ein Anker, der sie in die Tiefe ziehen könnte.

Ein Klopfen an der Tür. Sie zuckt nicht, ihre Finger bleiben ruhig. „Herein“, sagt sie, die Stimme glatt wie Seide.

Die Tür öffnet sich, und ein Mann tritt ein – schlank, Mitte vierzig, das Haar akkurat gescheitelt. Sein Anzug ist maßgeschneidert, doch die Schatten unter seinen Augen verraten schlaflose Nächte. Er hält eine Aktenmappe, die er auf den Tisch legt, bevor er sich setzt, ohne zu fragen.

„Es ist erledigt“, sagt er. „Die Wärter sind bezahlt. Sie hat das Päckchen bekommen.“

Rosa nickt, ihre Lippen ein schmaler Strich. „Und die andere Sache?“

Er zögert, seine Finger trommeln leise auf die Mappe. „Die Frau war wieder da. Im Besucherraum. Sie hat keinen Namen genannt, aber… sie wusste Dinge. Über die Konten. Über Mexiko.“

Ein kalter Schauer läuft über Rosas Rücken, doch ihr Gesicht bleibt unbewegt. Mexiko. Der Ort, wo Mary zu Ella wurde, wo die Maske ihre alte Haut ablöste. Niemand sollte das wissen. Niemand außer ihr. „Was wollte sie?“

„Sie hat nur gelächelt“, sagt er, seine Stimme leiser jetzt. „Und gesagt, sie kommt bald wieder. Mit einem Angebot.“

Rosa hebt das Glas, betrachtet die Bläschen, die an die Oberfläche steigen. Ein Angebot. Das Wort klingt wie eine Drohung, verpackt in Samt. Sie stellt das Glas ab, ohne zu trinken. „Behalt sie im Auge“, sagt sie. „Und finde heraus, wer sie ist.“

Der Mann nickt, steht auf, die Mappe unter dem Arm. „Das wird nicht billig.“

Sie lächelt, ein Hauch von Spott in den Mundwinkeln. „Geld ist das Einzige, was ich habe.“

Als die Tür sich hinter ihm schließt, lehnt sie sich zurück, die Augen auf die Stadt gerichtet. Sie hat alles – Macht, Reichtum, Kontrolle. Doch in der Stille hört sie ein Flüstern, das nicht verstummt: Wer ist diese Frau, und warum fühlt sich ihr Lächeln wie ein Dolch an?

Die Nähe der Wüste

Das Apartment in Fresno riecht nach frischer Farbe und Möglichkeiten. Rosa Best steht am Fenster, die Vorhänge zurückgezogen, und blickt auf die staubige Straße, die sich in die Ferne schlängelt. Das Gefängnis, eine graue Festung unter dem endlosen Wüstenhimmel, ist nur eine kurze Fahrt entfernt. Sie hat das Penthouse in der Stadt behalten, aber dieses kleine Versteck, bar bezahlt und unauffällig, ist ihr neuer Stützpunkt. Hier ist sie näher an Ella Tyler– näher an den Fäden, die sie gemeinsam spinnen.

Auf dem Küchentisch liegt ein Notizbuch, die Seiten gefüllt mit Rosas krakeliger Schrift. Kontonummern, Adressen, Namen von Mittelsmännern. Ellas Vermögen ist ein Puzzle, und Rosa hat nur Bruchstücke. Im Gegensatz zu Ella, deren Verstand wie ein Tresor jedes Detail bewahrt, muss sie sich auf diese Seiten verlassen. Verstecke in Mexiko, Bali, vielleicht sogar Europa – Ella hat Andeutungen gemacht, aber nie alles auf einmal preisgegeben. Jedes Treffen im Besucherraum ist ein Tanz, bei dem Rosa mehr Fragen als Antworten mitnimmt.

Sie greift nach dem Handy, scrollt durch verschlüsselte Nachrichten. Ein Kontakt in Mexiko hat ein weiteres Konto bestätigt, doch der Zugangscode fehlt. „Verdammt, Ella“, murmelt sie, die Stirn gerunzelt. „Was verschweigst du mir?“

Ein Klopfen reißt sie aus ihren Gedanken. Ihr Herz schlägt schneller, die Hand gleitet zur Schublade, wo ein kleiner Revolver liegt. Fresno ist nicht San Francisco – hier kennt sie niemanden, und niemand sollte wissen, dass sie hier ist. „Wer ist da?“ Ihre Stimme ist scharf, ein Kontrast zur Stille des Raums.

„Lieferung“, kommt die Antwort, gedämpft durch die Tür. Ein Mann, jung, mit einem Akzent, den sie nicht einordnen kann.

Sie öffnet die Tür einen Spalt, die Kette noch vorgelegt. Ein Umschlag liegt auf der Matte, kein Absender, keine Markierung. Der Mann ist schon weg, seine Schritte hallen im Treppenhaus. Sie hebt den Umschlag auf, ihr Atem flach. Drinnen ein einzelnes Blatt: Fresno war ein Fehler. Sie weiß, wo du bist. Die Handschrift ist nicht Ellas, aber die Worte treffen wie ein Faustschlag.

Rosa schließt die Tür, dreht den Schlüssel zweimal um. Sie weiß. Wer? Die Besucherin, die Ella im Gefängnis heimsucht? Die Frau, deren Lächeln Rosas Kontaktmann in Unruhe versetzte? Oder jemand anderes, der Ellas Geheimnisse jagt? Sie wirft das Notizbuch auf den Tisch, die Seiten flattern. Die Verstecke, die Konten, die Lügen – alles hängt zusammen, aber die Fäden entgleiten ihr. Ella hat sie reich gemacht, aber auch verwundbar.

Das Handy vibriert. Eine neue Nachricht, Absender unbekannt: Morgen, Besucherraum. Komm allein. Rosa starrt auf die Worte, ihr Mund trocken. Sie wollte näher an Ella sein, aber jetzt fühlt sich die Wüste bedrohlich nah an.

Stimmen im Nebel

Das Wohnzimmer in Sausalito ist warm, das Kaminfeuer knistert leise. Isabel steht am Fenster, die Arme verschränkt, und blickt auf die Bucht, wo der Nebel wie ein Schleier über dem Wasser liegt. Oliver sitzt auf der Couch, die LED­Maske neben sich, die Finger nervös ineinander verschlungen. Jack Carter, der Reporter, lehnt an der Wand, ein Notizbuch in der Hand, obwohl er heute nicht schreibt. Robert Wilson, der Detektiv, nippt an einem Kaffee, seine Augen wachsam, als erwarte er Ärger. Sie sind Nachbarn, Freunde, Verbündete – und doch liegt eine Spannung in der Luft, die niemand anspricht.

„Es ist zu ruhig“, sagt Isabel, ohne sich umzudrehen. Ihre Stimme ist fest, aber ihre Schultern sind angespannt. „Sie ist da drüben, in dieser Wüstenfestung, und trotzdem fühlt es sich an, als wäre sie hier.“

Oliver hebt den Blick, seine Augen müde. „Ich hab’s gesehen“, murmelt er. „Letzte Nacht, mit der Maske. Eine Frau, nicht Ella. Sie war… nah. Zu nah.“ Er reibt sich die Schläfen, die Visionen hinterlassen Spuren, die er nicht erklären kann.

Jack runzelt die Stirn, klappt sein Notizbuch auf, nur um es wieder zuzuschlagen. „Das gefällt mir nicht. Erst taucht David Drake wieder auf, und jetzt deine Visionen. Das ist kein Zufall.“ Seine Stimme ist rau, die Reporterinstinkte hellwach. David, der Antiquitätenhändler, der Ella verraten hatte und dann verschwand, wurde vor Tagen in Sausalito gesehen – ein Schatten, der durch die Straßen huschte, bevor er wieder untertauchte.

Robert stellt die Tasse ab, das Porzellan klirrt leise. „Drake ist ein Feigling, aber kein Narr. Wenn er zurück ist, hat er etwas vor. Oder jemand hat ihn geschickt.“ Er lehnt sich vor, die Hände gefaltet. „Ich hab Kontakte in Fresno angerufen. Da unten passiert was. Gerüchte über Bestechung, Päckchen, die in Zellen wandern. Ella Tyler ist nicht einfach nur eingesperrt. Sie spielt.“

Isabel dreht sich um, ihre Augen funkeln. „Und Rosa? Sie war doch ihre kleine Helferin. Sie ist jetzt frei, hat ihre Strafe abgesessen. Wo ist sie jetzt?“

„Fresno“, sagt Robert, die Stimme flach. „Hat sich ein Apartment gekauft, ganz in der Nähe des Gefängnisses. Sie ist Ellas rechte Hand, und sie hat Geld. Viel Geld.“

Oliver schüttelt den Kopf. „Es ist nicht nur Rosa. Da ist jemand anderes. Ich hab’s gesehen – ein Gesicht, kalt, aber… vertraut. Sie weiß Dinge, die sie nicht wissen dürfte.“

Jack lacht, ein kurzes, bitteres Geräusch. „Großartig. Wir haben Ella im Knast, Rosa mit einem Geldberg, Drake, der wie ein Gespenst rumlungert, und jetzt eine mysteriöse Fremde. Was kommt als Nächstes?“

„Wir müssen was tun“, sagt Isabel, ihre Stimme schneidet durch die Stille. „Wir können nicht hier sitzen und warten, bis sie wieder zuschlägt. Oliver, deine Visionen – können sie uns helfen? Irgendwas Konkretes?“

Er zögert, die Maske schwer in seinen Händen. „Ich weiß nicht. Es ist, als würde ich durch Nebel sehen. Aber Fresno… da ist was. Ich spür’s.“

Robert nickt langsam. „Dann fange ich da an. Ich fahr runter, schnüffle rum. Wenn Drake in der Nähe ist, finde ich ihn. Und wenn Rosa Ellas Spiel weiterführt, kriegen wir sie.“

Isabel tritt näher, legt eine Hand auf Olivers Schulter. „Und wir? Was machen wir?“

Das Feuer knackt, ein Holzscheit bricht auseinander. Draußen zieht der Nebel dichter, verschluckt die Welt. Doch hier drinnen, in diesem Kreis aus Freunden, wächst ein Plan – zerbrechlich, aber real. Ella mag weit weg sein, aber ihr Schatten reicht bis nach Sausalito. Und keiner von ihnen wird zulassen, dass er sie verschlingt.

Im Netz der Lügen

Robert Wilson lenkt den Mietwagen durch die staubigen Straßen von Fresno, die Sonne brennt auf den Asphalt. Das Gefängnis, ein grauer Koloss der sich am Horizont abhebt, scheint die Hitze zu schlucken. Er hat einen Namen im Kopf: Rosa Best. Und einen Schatten: David Drake. Die Gerüchte, die er in Sausalito aufgeschnappt hat, summen in seinem Verstand wie Fliegen – Bestechung, geheime Päckchen, eine Frau, die zu viel weiß. Er greift nach der Wasserflasche auf dem Beifahrersitz, nimmt einen Schluck. Die Spur beginnt hier, und er wird sie nicht loslassen.

Er parkt vor einem unscheinbaren Café, zwei Straßen von Rosas Apartment entfernt. Drinnen ist es kühl, der Geruch von Kaffee und Fett liegt schwer in der Luft. Er setzt sich in eine Ecke, die Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen. Der Kellner, ein Junge mit pickliger Haut, bringt ihm einen schwarzen Kaffee, ohne Fragen zu stellen. Robert beobachtet die Straße durch die schmutzige Scheibe. Irgendwo da draußen ist Rosa. Und vielleicht Drake.

Sein Handy vibriert. Eine Nachricht von Jack: Drake in Fresno gesichtet. Bar an der 5th Street, gestern Abend. Robert nickt, als könnte Jack ihn sehen. Die 5th Street ist nah, zu nah. Er trinkt den Kaffee in einem Zug, lässt ein paar Dollar auf dem Tisch und tritt hinaus in die Hitze.

Die Bar hat an der Wand eine hässliche Neonreklame, sie flackert schwach. Drinnen ist es dunkel, nach Bier und Schweiß stinkend. Robert scannt die wenigen Gäste – ein Trucker, zwei Frauen, die kichern, ein Mann in der Ecke, der den Kopf gesenkt hält. Sein Nacken prickelt. Das ist er. David Drake, der Antiquitätenhändler, der Ella verraten hat und dann wie Rauch verschwand. Jetzt sitzt er hier, ein Glas Whisky vor sich, die Finger nervös am Glasrand.

Robert nähert sich, setzt sich an den Tresen, zwei Plätze entfernt. „Lange nicht gesehen“, sagt er leise, ohne Drake anzusehen.

Der Mann erstarrt, das Glas am Mund. „Falscher Typ“, murmelt er, doch seine Stimme zittert.

„Klar.“ Robert dreht sich, die Augen kalt. „Warum bist du hier, Drake? Und erzähl mir nicht, es ist Zufall.“

Drake schluckt, seine Augen huschen zur Tür. „Ich hab nichts mit ihr zu tun. Nicht mehr.“

„Mit Ella? Oder mit Rosa?“ Robert lehnt sich näher, die Stimme ein Zischen. „Oder mit der anderen, die im Gefängnis rumlungert?“

Drakes Gesicht wird bleich, das Glas klirrt, als er es absetzt. „Du weißt nicht, wovon du redest“, flüstert er. „Sie… sie findet dich. Egal, wo du bist.“ Er schiebt den Stuhl zurück, stolpert fast, als er zur Tür hastet.

Robert folgt ihm nicht. Noch nicht. Er hat, was er wollte – Angst. Drake ist ein loses Ende, und lose Enden führen irgendwohin. Er zieht ein kleines Notizbuch aus der Tasche, kritzelt: Drake, Fresno, panisch. Kennt die Besucherin. Dann steht er auf, die Hitze draußen trifft ihn wie ein Schlag. Die Fäden ziehen sich zusammen, aber das Netz ist größer, als er dachte.

Doppelte Spiele

Rosa sitzt in ihrem Fresno­Apartment, die Vorhänge zugezogen, das Notizbuch vor sich aufgeschlagen. Die Seiten sind ein Chaos aus Zahlen und Orten – Ellas Verstecke, die sie nur in Bruchstücken zur Hälfte kennt. Der Umschlag mit der Nachricht Fresno war ein Fehler. Sie weiß, wo du bist, liegt zerknüllt in der Ecke. Ihre Finger trommeln auf den Tisch, ein unruhiger Rhythmus. Sie hat Ellas Geld, aber auch Ellas Feinde. Und jetzt diese mysteriöse Frau, die wie ein Phantom auftaucht. Rosa weiß, dass sie handeln muss, bevor die Fäden reißen.

Das Handy leuchtet auf, eine neue Nachricht: Besucherraum, morgen, 10 Uhr. Bring die Liste. Kein Absender, aber Rosa kennt die Handschrift – nicht Ellas, sondern die der Besucherin. Liste? Welche Liste? Ellas Andeutungen im Gefängnis waren vage, ein Spiel aus Halbwahrheiten. Rosa flucht leise, reibt sich die Augen. Sie ist reich, aber gefangen in Ellas Netz. Wenn Robert Wilson, der Detektiv, sie findet – und sie spürt, dass er nahe ist –, wird er Fragen stellen, die sie nicht beantworten kann. Nicht ohne sich zu verraten. Und in den Knast will sie nie wieder.

Sie greift nach einem Stift, schreibt eine Adresse in Mexiko ins Notizbuch, dann streicht sie sie durch. Zu riskant. Stattdessen notiert sie: Wilson beobachten. Drake kontaktieren. David Drake, der Antiquitätenhändler, ist ein Risiko, aber auch eine Chance. Wenn er in Fresno ist, wie die Gerüchte sagen, könnte er wissen, wer die Besucherin ist. Rosa braucht Verbündete, und sie ist bereit, zu lügen, um sie zu bekommen. Ein doppeltes Spiel beginnt sich in ihrem Kopf zu formen – Ella treu bleiben, aber Wilson täuschen. Vielleicht sogar Drake benutzen, um die Wahrheit über die Fremde zu erfahren. Genau so.

Ein Geräusch draußen, ein Knirschen auf dem Kies. Sie erstarrt, die Hand gleitet zur Schublade mit dem Revolver. Doch es ist nur der Wind, der die Wüste durchpeitscht. Noch nicht, denkt sie. Aber bald. Sie muss schneller sein als Wilson, schlauer als Ella, und mutiger als sie selbst.

Rückkehr in die Lüfte

In San Francisco steigt Isabel die Stufen zur Flugzeugkabine hinauf, die Uniform sitzt wie eine zweite Haut. Nach Wochen der Pause hat sie ihre Arbeit als Purser wieder aufgenommen – San Francisco nach New York, hin und zurück, mehrere Tage hintereinander. Die Routine tut gut, gibt ihr Boden unter den Füßen, während Ella Tyler und ihre Schatten in der Ferne lauern. Oft ist sie abends für ein paar Stunden zu Hause, aber nicht jede Nacht. Die Crew begrüßt sie mit Lächeln, die Passagiere sind das übliche Gemisch aus Geschäftsmenschen und Touristen. Doch heute ist etwas anders.

„Isabel, du wirst nicht glauben, wer in 3A sitzt“, flüstert Max, der Nachwuchs­Purser mit dem schelmischen Grinsen, als sie die Bordküche vorbereiten. Seine Augen funkeln, die Hände gestikulieren wild. „Der Typ aus dem Viral­Video! Der mit dem Tanz in der U­Bahn!“

Sie lacht, das erste echte Lachen seit Tagen. „Was macht der denn hier?“

„Keine Ahnung, aber er hat schon drei Mimosen bestellt und versucht, die Crew zu einem Flashmob zu überreden.“ Max zwinkert, reicht ihr ein Tablett mit Wasserflaschen. „Ich sag’s dir, das wird ein Flug.“

Der Start verläuft reibungslos, die Lichter von San Francisco, der Golden Gate, schrumpfen unter ihnen. Isabel geht durch den Gang, checkt Gurte, lächelt höflich. In 3A sitzt tatsächlich der Tänzer – bunte Sneakers, Kopfhörer um den Hals, ein breites Grinsen. „Hey, du bist doch die Heldin, oder?“, ruft er, laut genug, dass die Nachbarn sich umdrehen. „Die das Flugzeug gelandet hat!“

Ihre Wangen werden warm, sie winkt ab. „Das war Teamarbeit.“ Doch er lässt nicht locker, erzählt von seinem Video, von New York, von einem Casting, das er besuchen will. Die Passagiere lauschen, einige kichern, und für einen Moment ist die Kabine voller Leben. Max nutzt die Chance, stiftet den Tänzer an, ein paar Moves im Gang zu zeigen – „nur für die Crew, keine Kameras!“. Die Passagiere klatschen, Isabel schüttelt den Kopf, aber sie grinst.

Doch als die Lichter gedimmt werden und die Maschine über den Kontinent gleitet, verblasst ihr Lächeln. Sie denkt an Oliver, an seine unruhigen Nächte, an Roberts Warnung über Fresno. Max plaudert weiter, aber ihre Gedanken sind woanders. Ella ist weit weg, doch ihr Einfluss sickert durch die Ritzen. Und Isabel weiß: Dieser Flug mag lustig sein, aber die Landung könnte holprig werden.

Kapitel 2 Olivers Erkenntnisse

Maske der Einsicht

Nach den Nachrichten war Oliver erschöpft. Die Welt da draußen schien jeden Tag lauter, chaotischer, und er fühlte sich wie ein Fremder in seinem eigenen Leben. Mit einem leisen Seufzen zog er sich ins Schlafzimmer zurück, die Tür hinter sich schließend, als wolle er die Stimmen der Welt aussperren. Sein Blick fiel auf die Gesichtsmaske, die auf dem Nachttisch lag – und ein Buch, das ihn seit Wochen beschäftigte: Gespräche mit Gott von Neil Donald Walsh. „Probier es mal“, hatte David gesagt, „es könnte dir guttun.“ Oliver war skeptisch, aber heute Abend war ihm nach einem Experiment.

Er legte sich aufs Bett, setzte die Maske auf und schaltete sie ein. Die 62 roten LEDs begannen zu blinken, ein rhythmisches Pulsieren, das seine Augenlider durchdrang. Ein sanftes Summen füllte den Raum, und Oliver ließ los. Sein Atem wurde langsamer, seine Gedanken verblassten, und plötzlich fiel er in eine tiefe Trance.

Es war kein Schlaf, sondern etwas anderes – ein Schwebezustand, in dem die Grenzen zwischen ihm und der Welt verschwammen. Da war keine Stimme, die zu ihm sprach, sondern eine Ahnung, ein Flüstern, das aus seinem Inneren kam und doch größer war als er selbst. Es fühlte sich an, als ob das Universum ihm etwas mitteilen wollte.

„Du kannst Gott nicht kennen, solange du nicht aufhörst, dir einzureden, dass du ihn bereits kennst.“

Vor seinem inneren Auge öffnete sich eine weite Landschaft, ein endloser Himmel über goldenem Gras. Oliver stand mittendrin, klein und doch Teil von etwas Unermesslichem. Er dachte an all die Male, die er geglaubt hatte, die Welt zu verstehen – Gott, das Leben, sich selbst. Wie oft hatte er sich in seinen eigenen Gewissheiten eingemauert? Die Ahnung schien ihn sanft zu tadeln, aber auch zu befreien.

Dann kam eine neue Einsicht, klar und warm: „Höre auf deine Gefühle, deine erhabensten Gedanken, deine Erfahrungen.“

Bilder flackerten auf – Momente seines Lebens, wie ein Film in Zeitraffer. Er sah sich als Kind, lachend im Garten, dann als Teenager, verloren in Zweifeln, und später als Erwachsener, getrieben von Ehrgeiz und Ängsten. Jede Szene war ein Schatz, erkannte er jetzt, ein Stück seines Weges. Die Ahnung schien zu sagen: Das bist du. Das hat dich geformt.

Plötzlich fühlte er eine Wärme in sich aufsteigen, als die Worte kamen: „Das korrekte Gebet ist nie ein Bittgesuch, sondern stets ein Dankgebet.“

Oliver lächelte in der Dunkelheit seiner Trance. Wie oft hatte er um mehr gebeten – mehr Erfolg, mehr Sicherheit, mehr Zeit? Jetzt sah er sich selbst, wie er einfach nur dankte: für die Sonne am Morgen, für die Menschen in seinem Leben, für die Herausforderungen, die ihn wachsen ließen. Es war, als würde eine Last von ihm abfallen.

Die Ahnung wurde intensiver: „Gott ist der Beobachter, nicht der Schöpfer deiner Umstände. Dein Wille für dich ist Gottes Wille für dich.“

Er stand jetzt auf einem Berg, die Welt unter ihm ausgebreitet wie ein Meer aus Möglichkeiten. Die Einsicht traf ihn wie ein Blitz: Er war frei. Niemand zwang ihn in eine Richtung, niemand richtete über ihn. Jede Entscheidung, die er traf, war sein Werk, seine Schöpfung. Es gab keine Strafe, kein Urteil – nur die Freiheit, zu wählen.

Ein leises Lachen entkam ihm, als ein weiterer Gedanke auftauchte: „Es liegt in der Natur der Menschen, das, was sie am meisten wertschätzen, erst zu lieben, dann zu zerstören und dann wieder zu lieben.“

Wie wahr das war! Er dachte an Freundschaften, die er durch Missverständnisse zerstört hatte, an Träume, die er aus Angst aufgegeben hatte – und daran, wie er immer wieder zurückgefunden hatte, zu sich selbst, zu anderen. Vielleicht war das Mensch­sein genau das: ein ewiger Tanz zwischen Zerstörung und Wiederaufbau.

Dann kam die Vision, die alles zusammenzog. Er sah sich selbst in einem Dilemma, das ihn seit Wochen quälte: Sollte er seinen Frust aufgeben und etwas Neues wagen? Die Ahnung flüsterte: „Trachte danach zu entscheiden, wer­du­sein­möchtest.“

Es war keine Antwort im klassischen Sinn, sondern eine Einladung. Oliver spürte, wie die Angst in ihm schmolz. Es ging nicht darum, was er verlieren könnte, sondern darum, wer er werden wollte. In diesem Moment fühlte er eine Klarheit, die ihn fast überwältigte.

Die LEDs der Maske blinkten langsamer so schien es, die Trance löste sich auf. Oliver lag still da, die Augen geschlossen, während die Lichter erloschen. Er fühlte sich fasziniert, fast überfordert von dem, was er erlebt hatte. Die Einsichten wirbelten noch in seinem Kopf, aber eine blieb hängen: „Es gibt nur einen Grund für alles Leben, nämlich dass ihr und alles, was lebt, diese Herrlichkeit in ganzer Fülle erfahrt.“

Er öffnete die Augen und starrte an die Decke, den Atem ruhig, den Geist weit. Er musste es erst verdauen, aber eines wusste er sicher: Etwas in ihm hatte sich verändert. Die Welt war dieselbe – doch er sah sie mit neuen Augen.

Ein Schatten in New York

Die Landung in New York ist weich, die Lichter des JFK­Flughafens glitzern durch die Fenster der Kabine. Isabel löst ihren Gurt, während die Passagiere ihre Taschen aus den Fächern ziehen. Max steht neben ihr, summt eine Melodie und zwinkert einem älteren Herrn zu, der ihm für den „unterhaltsamen Flug“ dankt. Der Tänzer aus 3A ist längst weg, hat eine Visitenkarte mit einer krakeligen Danke­Notiz hinterlassen. Doch Isabels Gedanken sind nicht bei der Crew oder den Passagieren. Sie sind bei Fresno, bei Ella Tyler, bei dem Netz, das sich immer enger zieht.

„Kommst du mit ins Hotel?“, fragt Max, während sie die Gangway hinuntergehen. Sein Grinsen ist ansteckend, aber heute prallt es an ihr ab. „Oder hast du wieder diesen Ich­muss­die­Welt­retten­Blick?“

Sie lacht leise, schüttelt den Kopf. „Nur müde. Und… besorgt.“ Sie zögert, dann senkt sie die Stimme. „Hast du jemals von jemandem gehört, der einfach… zurückkommt? Nach allem?“

Max runzelt die Stirn, die Fröhlichkeit weicht aus seinem Gesicht. „Du meinst sie, oder? Die Frau, die dich umbringen wollte…“ Er bricht ab, sieht sich um, als könnten die Wände lauschen. „Isabel, sie ist im Knast. Tausende Meilen weg. Lass das Robert und die anderen regeln.“

Sie nickt, aber ihr Magen zieht sich zusammen. Max weiß nicht alles – nicht von Rosas Geld, nicht von David Drakes Rückkehr, nicht von der mysteriösen Besucherin, die Oliver in seinen Träumen verfolgt. Sie will ihn nicht hineinziehen, nicht noch jemanden. „Du hast recht“, sagt sie, zwingt ein Lächeln hervor. „Hotel klingt gut.“

Doch als sie später in der Hotellobby steht, das Gepäck neben sich, bemerkt sie einen Mann am Empfang. Schlank, nervös, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Er spricht leise mit dem Portier, seine Hände zittern leicht. Etwas an seiner Haltung ist vertraut, ein Echo aus der Vergangenheit. Ihr Atem stockt. Drake? Hier? Sie blinzelt, und der Mann ist weg, verschwunden in der Menge.

„Alles okay?“ Max taucht neben ihr auf, eine Cola in der Hand.

„Ja“, murmelt sie, aber ihre Augen scannen die Lobby. „Nur… ein Gefühl.“ Sie greift nach ihrem Handy, tippt eine Nachricht an Robert: JFK, gerade. Jemand, der wie Drake aussah. Prüf das. Sie drückt auf Senden, ihr Puls ein dumpfes Hämmern. New York sollte ein Zufluchtsort sein, ein Job, der sie von Sausalito und seinen Schatten trennt. Aber die Schatten folgen ihr.

Falsche Fährten

Robert sitzt in seinem Mietwagen, die Nacht hat Fresno in ein Meer aus Lichtern und Schatten getaucht. Isabels Nachricht leuchtet auf dem Handy: JFK, gerade. Jemand, der wie Drake aussah. Prüf das. Er flucht leise, die Finger trommeln auf das Lenkrad. David Drake in New York? Unmöglich, wenn er gestern in Fresno war. Oder doch nicht? Der Mann ist ein Geist, rutscht durch die Maschen wie Rauch. Robert startet den Motor, die Reifen knirschen auf dem Kies. Er muss Rosa finden, bevor Drake – oder wer auch immer – die Spur verwischt.

Die Adresse ihres Apartments hat er von einem Kontakt, einem schmierigen Typen, der für ein paar Scheine plaudert. Es ist ein unscheinbares Gebäude, die Fassade bröckelt, die Fenster dunkel. Er parkt ein Stück entfernt, die Baseballkappe tief im Gesicht.

Er steigt aus, die Hand an der Waffe unter der Jacke. Rosas Apartment ist im zweiten Stock, die Treppe knarrt unter seinen Schritten. Vor der Tür bleibt er stehen, lauscht. Stille, bis auf ein leises Rascheln drinnen. Er klopft, einmal, zweimal. Keine Antwort. Doch die Tür ist nicht abgeschlossen – sie schwingt auf, nur einen Spalt. Ein Fehler, Rosa. Oder eine Falle.

Drinnen ist es dunkel, der Geruch nach Kaffee und Papier hängt in der Luft. Auf dem Tisch liegt ihr Notizbuch, aufgeschlagen, die Seiten voller Zahlen und Bemerkungen. Robert zieht eine kleine Taschenlampe, lässt den Strahl über die Seiten gleiten. Mexiko, Bali, ein Konto in Zürich. Ellas Verstecke. Er will nach dem Buch greifen, als ein Schatten hinter ihm auftaucht.

„Schlecht gewähltes Versteck, Wilson“, sagt eine Stimme, weich, aber scharf wie eine Klinge. Rosa. Sie steht im Türrahmen zum Schlafzimmer, die Arme verschränkt, ein Lächeln, das nicht ihre Augen erreicht. „Was willst du?“

Er dreht sich langsam, die Hand noch an der Waffe. „Antworten. Über Ella. Über Drake. Über die Frau, die im Gefängnis auftaucht.“

Ihr Lächeln verblasst, nur für einen Moment. „Du bist gut informiert“, sagt sie, tritt näher, die Bewegungen geschmeidig. „Aber du irrst dich, wenn du denkst, ich bin das schwache Glied.“

„Dann beweis es“, sagt er, die Stimme ruhig, aber kalt. „Wer ist sie? Und warum ist Drake in New York?“

Rosa lacht, ein kurzes, bitteres Geräusch. „New York? Du jagst Gespenster.“ Doch ihre Augen flackern, ein winziger Riss in der Fassade. Sie weiß etwas. Und sie weiß, dass sie in der Falle sitzt. Das doppelte Spiel hat begonnen, und Robert ist nicht der Einzige, der die Regeln kennt.

Im Visier

Rosa hält Roberts Blick, ihre Finger spielen mit dem Anhänger an ihrer Kette, ein nervöses Zucken, das sie nicht kontrolliert. Das Notizbuch liegt zwischen ihnen wie eine stille Drohung. Sie weiß, dass sie Zeit gewinnen muss, bevor Wilson tiefer gräbt. „Du willst Antworten?“, sagt sie, die Stimme honigsüß, aber ihre Augen sind kalt. „Dann frag Ella selbst. Ich bin nur die Botin.“

Robert schnaubt, tritt einen Schritt näher, die Taschenlampe immer noch in der Hand. „Botin? Du schwimmst in ihrem Geld, Rosa. Das macht dich zur Komplizin.“ Er zeigt auf das Notizbuch. „Mexiko, Bali, Zürich. Was versteckt sie? Und warum ist Drake plötzlich überall?“

Sie zuckt die Schultern, zwingt sich zu einem Lächeln. „Drake ist ein Niemand. Ein Feigling, der denkt, er kann mitspielen. Und die Verstöße…“ Sie macht eine Pause, um die Worte wirken zu lassen. „… sind Ellas Geheimnis. Selbst ich kenne nur Bruchstücke.“ Es ist nicht ganz gelogen, aber genug, um den Detektiv abzulenken. In ihrem Kopf formt sich ein Plan: Drake finden, bevor Wilson es tut, und die Besucherin benutzen, um Ella unter Druck zu setzen. Ein doppeltes Spiel, riskant, aber sie hat keine Wahl.

„Bruchstücke, klar“, sagt er, die Stimme flach. Er klappt das Notizbuch zu, schiebt es in seine Jacke. „Das nehme ich mit. Mal sehen, wie lange du ohne deine Notizen klarkommst.“

Ihr Herz setzt aus, doch sie zwingt sich, ruhig zu bleiben. „Nimm es“, sagt sie, die Stimme scharf. „Aber es wird dir nichts nützen. Ohne Ella bist du blind.“

Er grinst, ein raues Zucken der Lippen. „Wir werden sehen.“ Er dreht sich zur Tür, hält aber inne. „Ach, und Rosa? Wenn ich Drake finde, wird er singen. Und du willst nicht, dass er deinen Namen nennt.“

Die Tür fällt ins Schloss, und Rosa bleibt allein, die Stille drückt wie ein Gewicht. Sie greift nach dem Handy, tippt eine verschlüsselte Nachricht an einen alten Kontakt: Drake.Fresno oder NY. Finde ihn. Schnell. Sie lehnt sich zurück, die Wüste draußen ist still, aber ihr Puls rast. Wilson ist nah, zu nah.

Im Labyrinth der Wahrheit

Isabel sitzt in der Hotellobby in New York, die Kaffeetasse in ihren Händen ist kalt geworden. Die Lichter der Stadt flackern durch die Fenster, doch ihre Augen sind auf die Menschenmenge gerichtet. Der Mann, der wie David Drake aussah, ist verschwunden, aber sein Schatten liegt schwer auf ihr. Sie checkt ihr Handy – keine Antwort von Robert. Nur eine Nachricht von Oliver: Sei vorsichtig. Ich hab ein schlechtes Gefühl. Keine Details, keine Visionen. Sie weiß, dass er die Maske meidet, doch die Unruhe in seinen Worten ist greifbar.

Max plaudert an der Bar, seine Stimme ein fröhliches Summen, das die Anspannung nicht durchdringt. Sie will ihn nicht beunruhigen, aber ihre Finger trommeln auf den Tisch. Etwas stimmt nicht. Sie steht auf, geht zum Empfang, wo der Portier, ein älterer Mann mit müden Augen, Papiere sortiert.

„Entschuldigung“, sagt sie, ihre Stimme ruhig, aber bestimmt. „Der Mann, der vorhin hier war – Kapuze, nervös. Haben Sie seinen Namen?“

Der Portier blinzelt, runzelt die Stirn. „Kein Gast. Hat nur nach jemandem gefragt.“ Er zögert, als wisse er, dass er zu viel sagt. „Nach einer Frau. Rosa irgendwas.“

Isabels Atem stockt. Rosa? In New York? Oder ist es ein Trick? Sie bedankt sich, ihre Gedanken rasen. Rosa ist in Fresno, nahe bei Ella, das weiß sie von Robert. Aber Drake… könnte er hier sein, um Rosa zu finden? Oder ist es die mysteriöse Besucherin, die alle Fäden zieht? Sie zieht ihr Handy, tippt eine neue Nachricht an Robert: Rosa erwähnt am JFK­Hotel. Drake oder jemand anderes sucht sie. Was weißt du?

Ein Geräusch hinter ihr, ein leises Scharren. Sie dreht sich, sieht Max, der mit zwei Cocktails wedelt. „Komm schon, Heldin“, sagt er grinsend. „Ein Drink, bevor wir morgen wieder fliegen.“ Doch sein Lächeln verblasst, als er ihren Blick sieht. „Was ist los?“

„Nichts“, lügt sie, nimmt den Drink, ohne zu trinken. „Nur… Arbeit.“ Sie zwingt ein Lächeln, aber ihre Augen scannen die Lobby. Irgendwo in dieser Stadt ist eine Spur, die zu Ella führt. Und sie wird sie finden, bevor die Schatten sie finden.

Kapitel 3 Riskante Schritte

In Fresno sitzt Rosa in ihrem Apartment, das Licht gedämpft, das Handy in der Hand. Sie hat Drake eine verschlüsselte Nachricht geschickt: Treffen. Morgen. Café an der 3rd. Keine Antwort, aber er hat sie gelesen. Drake, ein gehetzter Mann, der Ella verraten hat, könnte wissen, wer die Besucherin ist – und warum sie Rosas Namen kennt. Sie braucht ihn, auch wenn es riskant ist.

Das Notizbuch fehlt, gestohlen von Wilson. Ohne es ist sie halb blind. Sie notiert in einem neuen: ein Konto in Hamburg, eine Adresse in Mexiko. „Ella, du Miststück“, murmelt sie. Das doppelte Spiel wird enger – Wilson täuschen, Drake benutzen, Ella dienen.

Ein Klopfen. Sie greift zum Revolver. „Wer ist da?“ Keine Antwort, nur ein Umschlag: Hör auf zu suchen. Sie sieht dich. Rosa fröstelt.

Keine Antwort, nur ein Umschlag, der unter der Tür durchgeschoben wird. Sie hebt ihn auf, die Hände zittern. Drinnen ein Zettel: Hör auf zu suchen. Sie sieht dich. Die Schrift ist fremd, aber die Worte sind wie Eis. Rosa sinkt in den Stuhl, die Wüste draußen scheint näher zu rücken, sie fröstelt.

Falsche Masken

Im Gefängnis sitzt Ella im Besucherraum, das Glas fleckig. Sie weiß von Rosas Treffen mit Drake. Die Besucherin tritt ein, Augen wie Splitter. „Du spielst gefährlich, Ella. Wilson hat deine Notizen.“

„Und du? Wer bist du?“, fragt Ella.

„Ich weiß, wo deine Verstecke sind. Ich will einen Anteil oder Wilson kriegt alles.“

Ella lacht kalt. „Drohungen?“ Doch ihre Augen sind wachsam. Die Frau ist eine Klinge, und die Fäden reißen.

Geister der Wüste

Rosa Best lehnt an der Wand, der Umschlag zerknüllt. Ihr Atem geht flach, die Wüste draußen ist ein dunkler Spiegel ihrer Unruhe. Das Handy vibriert, eine fremde Stimme: „Morgen, Café. Komm allein. Oder Drake bereut es.“

„Was willst du?“, fragt Rosa.

„Ellas Geld. Einen Teil. Oder alles.“ Die Leitung bricht ab. Rosa weiß: Sie hat keine Wahl.

Ein Morgen in Sausalito

In Sausalito glitzert die Bucht. Oliver schiebt sein Fahrrad aus der Garage, die Reifen knirschen auf dem Kies. Mit seinen Freunden, Michael, Ava und Jack radeln sie zu Daniels Laden in San Francisco. „Ich brauch Klarheit“, sagt Oliver. Die Visionen von Ella und den Schatten sind zu vage.

Michael nickt, seine Augen ernst. „Gute Idee. Und danach Kaffee. Ich zahl.“ Er lacht, aber da ist eine Sorge in seinem Blick. Sie alle wissen von Ella, von Fresno, von den Schatten, die nicht verschwinden.

Die Radtour führt sie durch gewundene Straßen, vorbei an Booten und bunten Häusern, über die Golden Gate.

Im Laden begrüßt sie eine Frau mit silbernem Haar, die nach Lavendel duftet. „Willkommen“, sagt sie, ihre Augen mustern Oliver, als sehe sie mehr als die anderen. Daniel ist mit Kunden beschäftigt. Sie setzen sich an einen kleinen Tisch, Tassen mit Kräutertee dampfen. Jack blättert in einem Buch über Nahtoderfahrungen, von Kübler­Ross, seine Finger zögern. „Das Zeug macht mir Gänsehaut“, murmelt er, doch er liest weiter.

„Die Verfilmung läuft gut“, sagt Michael, um die Stimmung zu lockern. „Mord und andere Abenteuer wird ein Hit.“

Jack schnaubt, schließt das Buch. „Sollen sie. Ich bleib hier, wo’s echt ist.“ Doch seine Augen funkeln – die Verfilmung ist sein Werk, und er ist stolz, aber es gibt einen bitteren Nachgeschmack.

Oliver nippt am Tee, die Wärme beruhigt ihn. „Ich hab was gespürt“, sagt er leise. „In Fresno. Etwas Großes.“ „Dann sag’s Robert“, sagt Jack. „Er ist da unten. Lass ihn graben.“

Oliver nickt, aber die Unruhe bleibt. Der Laden, die Freunde, der Tee – es ist ein Moment der Ruhe, aber die Welt draußen dreht sich weiter. Und Ella Tyler ist noch lange nicht besiegt.

Fäden im Wind

Die Tassen sind leer, Lavendelduft weht herein. Jack erzählt von der Verfilmung: „Die Notlandung war stark.“ Oliver murmelt: „Es ist nicht vorbei. Ella, Rosa, diese Frau – das ist real.“

Michael klappt das Magazin zu, seine Stirn gerunzelt. „Lass uns über was Leichteres reden“, sagt er, ein Versuch, die Stimmung zu heben. „Jack, wie läuft’s mit der Verfilmung?“

Jack grinst, ein Funkeln in den Augen. „Oh, die Notlandung? Wo Isabel das Flugzeug runterbringt?“ Er lehnt sich vor, die Hände gestikulieren. „Die haben einen Hangar in L.A. gemietet am Flughafen, ein riesiges Set. Der Regisseur wollte, dass es echt wirkt – Rauch, Lichter, das volle Programm. Aber die Schauspielerin, die Isabel spielt? Zu viel Drama. Sie hat geheult, als wär’s ein Soap.“ Er lacht, schüttelt den Kopf. „Ich hab ihnen gesagt, Isabel war cooler. Wie ein Fels.“

Ava kichert, legt den Amethyst ab. „Ich wette, sie hassen dich am Set.“

„Nee, die lieben mich“, sagt Jack, zwinkert. „Aber ernsthaft, die Szene ist gut geworden. Sie wollen nächsten Monat die Explosion in Sausalito drehen – du weißt schon, Ellas Paket, die Drone.“ Seine Stimme wird leiser, das Lachen verblasst. „Komisch, wie echt das alles wirkt. Als ob es gestern war.“

Oliver sieht aus dem Fenster, die Bucht glitzert, aber seine Gedanken sind woanders. „Es ist nicht vorbei“, murmelt er. „Die Verfilmung… das ist nur eine Geschichte. Aber Ella, Rosa, diese Frau… das ist real.“

Michael legt eine Hand auf seine Schulter, die Geste schwer von Sorge. „Deshalb ist Robert in Fresno, oder? Er wird sie stoppen.“

„Hoffentlich“, sagt Ava, ihre Stimme sanft, aber angespannt. „Aber wenn diese Besucherin echt ist, die du gespürt hast… was will sie?“

Jack schiebt die Brille hoch, seine Reporterinstinkte wachen auf. „Das ist die Frage. Ich hab einen Kontakt bei der Gefängnisverwaltung. Er sagt, da ist was im Gange – Bestechung, geheime Besuche. Wenn wir wüssten, wer diese Frau ist…“

Oliver nickt, seine Finger lösen sich von der Tasse. „Ich rufe Robert an. Heute Abend. Wir müssen wissen, was er gefunden hat.“

Daniel tritt an den Tisch, ein Tablett mit frischem Tee in den Händen. „Ihr redet über Schatten“, sagt er, seine Stimme weich, aber eindringlich. „Aber Schatten gibt es nur, wo Licht ist. Findet das Licht.“ Er lächelt, doch seine Augen sind wissend, als sehe er mehr als er sagt.

Die vier Freunde schweigen, die Worte hängen in der Luft. Draußen zieht Wind auf, die Bucht wird unruhig. Die Verfilmung mag eine Geschichte sein, aber die Realität ist ein Sturm, der näher kommt.

Liebesnacht

Die Nacht lag schwer über Sausalito, der Nebel waberte in dichten Schwaden über die Uferpromenade und verschluckte die Lichter der Straßenlaternen in einem sanften, milchigen Schein. Oliver und Isabel hatten es sich nach der angespannten Besprechung zu Hause bequem gemacht. Durch das Dachfenster, schien der Mond schwach in ihr Zimmer. Die Luft war kühl, aber die Wärme ihrer Nähe füllte den Raum, während sie auf dem breiten Bett saßen, die Stille zwischen ihnen nur vom leisen fernen Rauschen der Wellen draußen unterbrochen.

Isabel sah in fragend an? Oliver nickte, seine Hand hob sich langsam, und seine Finger strichen sanft über ihre Wange, eine Berührung, die so zart war, dass sie einen Schauer über ihren Rücken jagte. „Ja“, sagte er, seine Stimme rau, aber voller Wärme. „Und ich will diesen Moment nicht verlieren.“ Seine Augen glänzten im schwachen Mondlicht, ein Hauch von Verletzlichkeit darin, der selten war für einen Mann, der so oft seine Stärke bewiesen hatte.

Sie lächelte schwach, ihre Hand legte sich auf seine, und sie hielt sie fest, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte. „Ich auch nicht“, flüsterte sie, ihre Stimme brach leicht, und sie lehnte sich näher, bis ihre Stirn seine berührte. Ihre Atemzüge vermischten sich, warm und beruhigend, und für einen Moment schien die Welt draußen – die Intrigen, die Gefahr, Ella – zu verschwinden.

Olivers Finger wanderten weiter, glitten über ihren Hals, hinab zu ihrem Schlüsselbein, jede Berührung ein leises Versprechen, das sie tiefer in den Moment zog. Isabel schloss die Augen, ließ sich von der Wärme seiner Hände tragen, die wie sanfte Wellen über ihre Haut rollten, und ihre eigenen Finger erkundeten seine Brust, spürten die rauen Narben unter seinem Hemd, die Zeugnisse eines Lebens voller Kämpfe und Nahtoderfahrungen, die ihn zu dem Mann gemacht hatten, der er war.

„Du machst mich verrückt“, gestand sie leise, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, und sie zog ihn enger an sich, ihre Hände glitten unter sein Hemd, um die Wärme seiner Haut direkt zu spüren. Ihr Herz schlug schneller, eine Mischung aus Verlangen und einem tiefen Gefühl der Geborgenheit, das sie in seiner Nähe immer wieder fand.

Oliver hielt inne, seine Augen suchten ihre, als ob er die Wahrheit ihrer Worte darin lesen wollte. Sein Blick war intensiv, aber weich, als hätte er Angst, dass dieser Moment zerbrechen könnte. „Isabel“, sagte er, seine Stimme heiser vor Emotion, „du bist alles, was ich mir je erträumt habe.“ Er hob eine Hand, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, seine Finger zitterten leicht, und dann fanden seine Lippen ihre, ein Kuss, der zunächst zart war, aber schnell an Intensität gewann, fordernder, voller Verlangen.

Ihre Körper bewegten sich im Einklang, ein stilles Versprechen, das sie in jeder Berührung, jedem Atemzug teilten. Olivers Hände glitten über ihre Brüste hinunter zu den Hüften, hielten sie fest, während sie sich ihm hingab, ihre Finger gruben sich in seine Schultern, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte. Die Welt draußen verblasste, und es gab nur noch sie beide, die Wärme ihrer Haut, das Pochen ihrer Herzen, das Knistern der Leidenschaft, das den Raum erfüllte.

Zwischen den Küssen lachte Isabel plötzlich auf, ein helles, unerwartetes Geräusch, das die Spannung durchbrach. „Weißt du noch, wie du versucht hast, mich mit deinem esoterischen Kram zu beeindrucken?“, fragte sie, ihre Augen funkelten vor Schalk, während sie sich leicht zurücklehnte, ihre Hände ruhten immer noch auf seiner Brust. „Du hast mir von dieser LED­Maske erzählt und behauptet, sie könnte ‚verborgene Sphären‘ zeigen – und dann hast du sie verkehrt herum aufgesetzt und bist gegen die Tür gelaufen.“

Oliver grinste, ein jungenhaftes Lachen entkam ihm, und er schüttelte den Kopf, seine Hände hielten sie weiter fest, als ob er sie nie loslassen wollte. „Das war ein Unfall“, sagte er, seine Stimme gespielt empört, aber das Funkeln in seinen Augen verriet, dass er den Moment ebenso liebte wie sie. „Ich wollte dich beeindrucken, nicht zum Lachen bringen. Aber wenn ich dich so sehe...

---ENDE DER LESEPROBE---