Elora, das regenbogenbunte Einhorn - Renate Schweitzer - E-Book

Elora, das regenbogenbunte Einhorn E-Book

Renate Schweitzer

4,8

Beschreibung

In diesem Märchen geht es um Elora, ein Einhorn-Kind, das von einer Zauberin den Wunsch erfüllt bekommt, so bunt wie ein Schmetterling zu sein. Nach einem Zauber leuchten Eloras Schweif und Mähne in allen Regenbogenfarben. Zusammen mit ihren Freunden, bestehend aus weiteren Einhörnern, Feen, Elfen, Zauberinnen und einer Menge weiterer Wesen aus der Anderswelt, erlebt sie viele spannende Abenteuer. Iri, das grüne Drachenbaby kann anfangs nicht richtig sprechen und es klingt total drollig, wie es die Worte verdreht. Die Koboldin Macbeah bringt mit ihren lustigen Streichen alle immer wieder zum Lachen. Die Zauberin Melvine ist perfekt im herbei zaubern von Festtafeln mit den leckersten Speisen, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Selbst in der schwierigsten Situation halten die Freunde fest zusammen und können so jedes Abenteuer bestehen und jede Gefahr besiegen.

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Seitenzahl: 354

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Inhalt

Vorwort

Der kleine Schmetterling

Eloras Wunsch

Satu

Der Zauberwald

Die Kristallhöhle

Das Wünschelkraut

Shina und Karmi

Eloras Eltern

Storm kommt zurück

Ein Magier verwirrt

Die Rutschbahn

Zurück im Einhornwald

Macbeah und Iri

Der Schatz

Das Buch des Wissens

Iris neues Element

FEEnzauberin

Der Baum des Lebens

Das Schloss der Finsternis

Der Bann

Gefangen

Wieder zu Hause

Das Kräuterpentagramm

Almorosa

Mokla

Große Gefahr im Einhornwald

Conway

Jagd auf die Zenturie

Ein Fluch wird gebannt

Ein Fest

Ein neuer Fluch

Aufbruch ins Ungewisse

Abschied

Das Kolibri-Tal

Conways Herde

Im Krater

Figuren-Beschreibung:

Schlusswort:

Vorwort

Diese Geschichte entstand aus einem Rollenspiel in einem Internet-Club. Die Clubmitglieder kannten sich zum Großteil nicht persönlich, jeder, der einen Internet-Zugang hatte, konnte diesem Club beitreten. Somit sind die Autoren dieser Geschichte über ganz Deutschland und sogar bis ins Ausland verteilt.

Die Clubmitglieder spielten eine oder mehrere der vorkommenden Charaktere und Wesen, die sich jeder Teilnehmer selbst ausgedacht hat.

Ich habe den Grundstein zu der Story gelegt und jedes Clubmitglied konnte dann an der Stelle, an der die Geschichte sich gerade befand, seine eigenen Gedanken einbringen. Die Geschichte nahm daher oft einen völlig unerwarteten Verlauf. Manchmal tauchten neue Charaktere auf, andere verschwanden mittendrin plötzlich. Es war sehr spannend und dauerte ca. zwei Jahre, bis zum Ende der Story.

Zum Schluss habe ich dann aus Hunderten von Einzel-Postings die Geschichte im Zusammenhang geschrieben.

Ich danke all meinen treuen Internetfreunden, die an dieser wunderschönen Geschichte mitgewirkt haben und ohne die dieses Märchen nie entstanden wäre.

Der kleine Schmetterling

… hat einen langen Weg hinter sich gebracht, als er sich endlich auf einem Baumwipfel nieder lässt. „Welch atemberaubende Aussicht!“ denkt er sich. Er kann von diesem Punkt aus sehr viel überblicken, er sieht eine kleine Lichtung mit einem Bächlein, einen bis an den Horizont reichenden Wald, der bestimmt so manches Geheimnis birgt. Rechts von diesem Wald bauen sich riesige Berge auf.

Der Schmetterling hat gehört, dass in diesem Wald die wundersamsten und seltensten Wesen Zuhause sind, es soll hier Elfen, Kobolde, Gnome, Zauberer und sogar Einhörner geben.

Er seufzt leise, endlich hat er es geschafft, endlich ist er dort angekommen wo die ganzen Sagen ihren Ursprung haben. Auf der Lichtung vor dem Wald steht eine Hütte mit einem kleinen Kräutergarten und einer kunterbunten Auswahl an Blumen. Da zieht es den kleinen Schmetterling hin, --- aber diese Geschichte beginnt anderswo...

Eloras Wunsch

Die Sonne strahlt aus einem blauen Himmel herab. Vöglein zwitschern ihre schönsten Lieder. Ein Einhorn bewundert den schönen bunten Schmetterling, der sich auf der gelben Blüte niedergelassen hat. Was für ein schöner Tag. Ein zweites Einhorn streckt sich, steht auf und geht zur Wasserstelle. Verzückt schaut es auf sein Spiegelbild: “Schon bald werden wir hier zu dritt sein im Einhornwald.“

Die Tage vergehen wie im Flug, und eines Tages stehen die beiden Einhörner gespannt vor einem großen Ei, in dem es verdächtig rumpelt. Die Schale bekommt einen ersten Riss, dann einen zweiten. „Unser Kind wird nun geboren“, freuen sich die Einhörner. Aus den großen dunklen Augen von Mama Einhorn kullern dicke Freudentränen, und wo sie hinfallen erblühen die schönsten Blumen, die es je im Einhornwald zu bewundern gab.

Nun springt die Schale vollends auf und ein kleines Einhorn krabbelt daraus hervor. „Oh, wie bunt hier alles ist und wie es duftet!“ ruft es aus. Die Eltern stehen glücklich neben der zerbrochenen Eierschale und begrüßen ihr Kind liebevoll. „Du sollst Elora heißen“. Elora versucht aufzustehen, wackelt aber noch sehr auf den kleinen Beinchen. „Hallo Welt, hier bin ich, lass mich Dich entdecken“, ruft sie mit ihrer hellen Kinderstimme aus. Sie läuft ein paar Schritte auf die kleine Lichtung zu. „Uiii, was bist denn du für ein buntes Wesen?“ „Ich bin ein Schmetterling“. Elora schaut dem Schmetterling zu, wie er munter auf und ab flattert, von Blüte zu Blüte fliegt und dort den Nektar trinkt. „Mami, werde ich auch mal so schön bunt sein wie der?“ Die Mutter lacht, „nein mein Kind, Du bist ein Einhorn, und Einhörner sind schneeweiß.“

Ein paar Tage später äsen die Einhorn-Eltern auf der sonnenbeschienenen Lichtung des Einhornwaldes und Elora hüpft übermütig durch die bunten Blumen und versucht, ebenso wie der bunte Schmetterling durch die Luft zu fliegen. Ein Hops und *platsch* landet sie genau in dem kleinen Bach, der quer durch die Wiese fließt. „Blubber grrr, so ein Missgeschick“ Elora blickt verdutzt, aber das Wasser ist nicht unangenehm. Es umschmeichelt den kleinen Körper wie Streicheleinheiten und es glitzert dabei fein silbern. „Mami, was ist das? Es ist toll!“ ruft Elora. „Das ist Wasser. Es gibt Lebewesen, die benötigen Wasser zum Trinken.“ „Solche wie der bunte Schmetterling?“ fragt Elora. „Nein, der trinkt den Nektar aus den Blüten dieser Wiese.“ „Und wir? Können wir Wasser trinken?“ „Wir können, müssen es aber nicht. Ein Einhorn kommt sein ganzes Leben lang ohne Wasser aus, aber wir baden sehr gerne darin, so wie Du es gerade tust, weil es die Haut streichelt und dieses Gefühl ist angenehm.“

Elora steht auf und schüttelt sich, so dass tausend silberne Tropfen um sie herum verspritzt werden. Und überall da, wo ein Tropfen die Erde berührt, sprießt eine schöne bunte Blume hervor.

Dann entdeckt Elora eine Hütte, die in der Mitte der Lichtung steht. Feine Rauchschwaden ziehen aus dem Kamin, also muss die Hütte bewohnt sein. „Mami, darf ich hinüberlaufen zu der Hütte?“ „Ja, mein Kind, lauf nur. Dort wohnt Melvine, die Zauberin des Einhornwaldes. Sie wird sich über Deinen Besuch freuen.“

Elora trippelt fröhlich der Hütte entgegen. Vor dem Eingang ist ein wunderschöner Kräutergarten angelegt, in dem es die ausgefallensten Kräuter gibt. Elora nascht an einem Blättchen. „Hmm, köstlich.“ Sie genießt den besonderen Geschmack der Pflanze.

„Hallo Melvine, bist Du zu Hause? Ich möchte Dich besuchen.“ Mit dem Huf scharrt sie an der Haustüre, die sich daraufhin öffnet. Melvine tritt heraus und freut sich wirklich über den kleinen Besucher. Sie nimmt ihre Schürze ab und setzt sich auf die Bank vor der Hütte. Elora möchte gerade noch ein Kräutlein pflücken, als Melvine sie ermahnt: „Sei vorsichtig Elora, die Kräuter dieses Gartens haben Zauberkräfte. Es könnte unangenehme Folgen für Dich haben, wenn Du ein falsches erwischt.“ Elora schaut erschreckt drein, sie hat ja schon eines vernascht. Hoffentlich fällt ihr nun nicht der Schweif ab oder so was. Aber Melvine beruhigt sie: „Von nur einem Pflänzchen wird nicht viel passieren, keine Angst also.“

Elora ist erleichtert und hüpft übermütig durch den Garten der Zauberin. Dann entdeckt sie, dass über den Blüten des Blumenbeetes eine große Anzahl bunter Schmetterlinge flattert. Sie bleibt abrupt stehen, legt den Kopf schief und überlegt... „Du Melvine, bist Du eigentlich eine mächtige Zauberin?“ „Das will ich wohl meinen“, nickt Melvine. „Warum fragst Du?“ „Oh bitte Melvine, ich wäre soooo gern auch so bunt wie die Schmetterlinge da, kannst Du das machen?“ Melvine lächelt. „Ja, Elora, das kann ich schon. Ich muss nur ein paar Kräuter mischen und einen Zauberspruch aufsagen, während Du die Mixtur trinkst. Du musst aber vorher Deine Eltern fragen, ob sie es erlauben.“

Elora ist ganz aufgeregt und läuft schnell zu den Eltern. „Mami, Mami, Melvine kann mich so bunt machen wie ein Schmetterling, darf ich Mami? Ich wünsche es mir so sehr.“ Mama Einhorn lächelt ihren Spross liebevoll an. Sie weiß, dass der Zauber nach kurzer Zeit seine Wirkung wieder verlieren wird und denkt sich, warum soll sie der kleinen Elora diese Freude nicht gönnen. „So lauf schnell zu Melvine und las Dir Deinen Wunsch erfüllen.“ Elora ist völlig aus dem Häuschen, weil die Mama es erlaubt hat und galoppiert wie wild zu Melvines Häuschen zurück. Sie stolpert mehrfach über die eigenen langen Beine, so aufgeregt ist sie.

Melvine hat inzwischen die Kräuter gesammelt, die für den Zauber nötig sind, hat daraus eine Mixtur zubereitet und erwartet das Einhorn-Kind bereits. „Hier Elora, diese Mixtur musst Du trinken, sie wird aber nicht sehr gut schmecken. Möchtest du immer noch bunt werden?“ Elora lässt sich von dem bitteren Geschmack der Mixtur nicht abhalten. Melvine murmelt einen Spruch, während Elora mit verzerrtem Gesicht todesmutig das Gebräu trinkt. Und siehe da, kaum ist der Becher leer, beginnen sich die Haare ihrer Mähne und des Schweifes in allen Regenbogenfarben zu verändern. Elora ist entzückt und bedankt sich artig bei Melvine. Dann läuft sie schnell zu den Eltern, damit auch diese die bunte Pracht bewundern können.

Eine Gestalt wandert auf dem Weg zu Melvines Häuschen. Sie ist nicht größer als einen halben Meter und trägt einen dunklen, breitkrempigen Hut „Welch eine freudige Überraschung!“ ruft Melvine, als sie ihren alten Freund entdeckt. Es ist Mellock, der Hüter der Wurzeln. Sie nimmt ihn an ihrem Gartentor in Empfang und bittet ihn, auf der Bank Platz zu nehmen. Dann geht sie ins Haus, um Teewasser aufzusetzen. Kurz darauf taucht eine weitere Gestalt in Melvines Garten auf. Es ist die Zauberin Ankhara. Sie begrüßt Mellock und setzt sich zu ihm auf die Bank. Mellock lächelt sie an und erwidert freundlich ihre Begrüßung. Dann steht er doch noch einmal auf und geht ins Haus. „Ich habe Dir ein paar seltene Wurzeln aus dem Wurzelwald mitgebracht“, sagt er zu Melvine. Sie freut sich sehr über die Wurzeln weil es diese in ihrem Teil des Waldes leider nicht gibt.

Melvine bittet ihn, das Tablett mit den Tassen vom Tisch zu nehmen, während sie selbst mit dem Teekessel hantiert. Dann gehen beide wieder nach draußen, wo Melvine nun auch Ankhara begrüßt.

Die Freunde trinken Tee und unterhalten sich angeregt. Melvine freut sich über den gemütlichen Nachmittag und hat das Einhorn-Kind längst vergessen.

Elora ist inzwischen bei den Eltern und zeigt voller Stolz ihren farbigen Schweif. Die Mutter blickt von den Gräsern auf und bewundert die Farbenpracht. Vater Einhorn ist der Meinung, dass es nie zuvor ein hübscheres Einhorn-Kind gegeben hat.

Inzwischen sind einige Tage vergangen und Elora hat die Zauberin jeden Tag besucht. Melvine denkt, dass nun langsam die Wirkung des Zaubers nachlassen müsste, aber es verändert sich nichts. Mähne und Schweif des Einhorn-Kindes leuchten auch weiterhin in allen Regenbogenfarben. Langsam wird es Melvine bewusst, dass die Dosis der Zauberkräuter wohl zu hoch gewesen ist. So wie es aussieht, wird Elora ihre Farben wohl behalten. Im Grunde steht es dem Kind ja gut und Elora freut sich so sehr über ihre Farben. Aber wie soll Melvine den Eltern beibringen, dass der Zauber eine dauerhafte Wirkung hat. Ihr ist leicht mulmig zumute bei dem Gedanken. Aber bei einem Gespräch mit Eloras Eltern stellt sich heraus, dass auch die beiden der Meinung sind, Ihr Kind hätte nie schöner ausgesehen.

Satu

Obwohl Elora jeden Tag zu Melvine kommt, ist es ihr doch langweilig. Immer nur den Schmetterlingen hinterher zu rennen, ist auf die Dauer nicht sehr lustig. Ein Spielkamerad, ja, das wäre etwas Tolles. Jemand, der so ist wie sie, mit dem man durch die Wiesen toben könnte. Elora lässt einen tiefen Seufzer hören. Sie geht zu Melvine und sagt: “Bitte Melvine, ich möchte einen Spielkameraden, mir ist immer so langweilig.“ Melvine lächelt über Eloras kindlichen Wunsch. Sie steht auf und geht ins Haus. Sie kommt mit einer schönen, großen Kristallkugel zurück. Diese Kugel gewährt der Zauberin einen Blick in die Zukunft. Melvine stellt die Kugel auf den Gartentisch und konzentriert sich. Dann lächelt sie vielsagend: “Elora, ich glaube, Dein Wunsch wird bald erfüllt, hab nur ein wenig Geduld. In meiner Kugel sehe ich ein fremdes Wesen, das auf dem Weg zu uns ist.“

Nicht weit von Melvines Haus entfernt trabt ein traurig blickendes Einhorn-Mädchen durch den Wald. Sie ist schneeweiß, nur die Mähne fällt ihr im prächtigen fuchsrot über den anmutigen Hals. Auch der Schweif hat diese Farbe, die so gar nicht zu der restlichen Erscheinung passen will. „Ach, wenn ich doch nur jemanden finden könnte, der mich lieb hat!“ seufzt sie. Schon viel zu lange ist es her, dass jemand mit ihr gesprochen oder sie in den Arm genommen hat.

Elora hat gespannt gelauscht, als Melvine von dem fremden Geschöpf in ihrer Kugel berichtet hat. „Wann kommt es denn endlich, dieses Wesen? Kann ich mit ihm spielen? Ist es so wie ich?“ Melvine sieht von ihrer Kugel auf und ihr Blick fällt auf das traurige Einhorn-Mädchen, das nun den Garten erreicht hat. „Schau Elora, da ist Deine neue Freundin schon. Sie hat einen weiten Weg hinter sich und ist sehr einsam. Geh hin und begrüße sie.“ Ganz aufgeregt springt das Fohlen der Gestalt entgegen, die eigentlich aussieht, wie sie selber. „Hallo fremdes Mädchen, wie heißt Du denn? Ich bin Elora und bin sehr glücklich, endlich jemanden zum Spielen gefunden zu haben. Wirst du bei uns bleiben?“ „Hallo Elora, Du bist aber hübsch mit Deinen Regenbogenfarben!“ staunend betrachtet das fremde Einhorn-Mädchen das bunte Einhorn-Kind.

„Mein Name ist Satu und es hat schon lange niemand mehr mit mir gespielt, denn ich habe vor einiger Zeit mein zu Hause verloren und muss mir ein neues Heim suchen. Dabei habe ich kaum jemanden getroffen, der nett zu mir war. Du meinst, ich darf wirklich bei Euch bleiben?“ Neugierig blickt sie sich um. Das Einhorn-Fohlen lebt sichtlich auf und viele Fragen sprudeln nur so aus ihm heraus.

Mellock und Ankhara sind wie beinahe jeden Tag bei Melvine zu Gast. Sie begutachten das Einhorn-Mädchen von weitem und Elora stellt Ihnen Satu schnell vor, obwohl sie vor Freude fast sprachlos ist, was so gar nicht zu ihrem eigentlichen Wesen passt. Übermütig hüpft sie um Satu herum und beantwortet ihre Fragen. Neugierig sind auch inzwischen die Einhorn-Eltern herangekommen und betrachten liebevoll das kleine fremde Einhorn-Kind. Sie lesen die Gedanken der Kleinen und versichern: „Natürlich darfst Du bei uns bleiben, Elora wird es gut tun, wenn sie eine Kameradin zum Spielen hat.“

Satu beginnt zaghaft, an ein neues Glück zu glauben. Sie hat das Gefühl, dass ihr die Anderen trotz ihrer Fremdheit vertraut sind. Erschöpft vom langen Weg und überwältigt von den Ereignissen legt sie sich an Ort und Stelle nieder und schläft ein. Elora legt sich neben Satu und schmiegt sich dicht an sie. Sie spürt die Körperwärme des fremden Mädchens und ist überglücklich. Sie schläft ebenfalls ein und träumt von ausgelassenen Ausflügen, die die beiden miteinander unternehmen werden. Es gibt ja so viel zu entdecken.

Der Zauberwald

Am anderen Morgen erwacht Satu und spürt, dass etwas anders ist. Verwirrt schaut sie sich um, -- ach ja, da liegt das fremdvertraute Einhorn-Kind, das sie so freundlich begrüßt hat. Melvine bemerkt, dass Satu wach ist und geht freundlich lächelnd zu ihr. Sie streichelt über das seidenweiche Fell des Kindes. Inzwischen ist auch Elora erwacht und stellt sich auf die kleinen Beinchen. Sie schüttelt sich kräftig, gähnt herzhaft und will gerade Melvine von einem wundervollen Traum berichten, als sie feststellt, dass es gar kein Traum war. Nein, Satu, das fremde Einhorn, steht tatsächlich neben ihr. Als sie begreift, dass alles wahr ist, hüpft sie wie toll um Satu herum, bis ihr schwindelig wird. „Komm, Satu, ich zeige Dir den Bach, der glitzert wie tausend Diamanten und man kann darin baden.“ Ungestüm galoppiert Elora davon.

Mit Höchstgeschwindigkeit und voller Neugier folgt Satu dem Regenbogenkind. Wie an dem Tag, als Elora den Bach zum ersten Mal sah, macht sie einen großen Hüpfer und landet mitten darin. Es spritzt und funkelt nach allen Seiten und ein paar Vögel flattern erschreckt in die Höhe. Als sie Elora erkennen, beruhigen sie sich aber wieder. Elora hüpft und tollt wie verrückt in dem klaren Wasser herum und scharrt mit dem Huf einige Spritzer zu Satu hin. So wie bei Eloras erstem Kontakt mit dem Wasser sprießen auch nun Blumen an den Stellen, wo die Tropfen die Erde berühren. “Hach, ist das herrlich, ich liebe diesen Bach. Er ist so lustig und es kitzelt, wenn die Wellen um die Hufe streichen.“ Sie blickt Satu aufmunternd an. Satu lässt sich nicht lange bitten. Auch sie stürzt sich geradezu ins Wasser. Übermütig tollt sie mit der neuen Freundin umher, bis diese anfängt zu japsen. Die beiden Kinder klettern aus dem Bach und schütteln sich kräftig. Eine kleine Maus ergreift schnell die Flucht, um nicht geduscht zu werden.

Zurück in Melvines Garten bitten die Kinder die Zauberin, ihr doch den Wald zu zeigen, in dem es sicher eine Menge zu entdecken gibt. Sie verspricht es den Kindern für den nächsten Tag, da es ein längerer Ausflug werden soll, der einige Vorbereitungen braucht. Auch sollen Ankhara und Mellock sie begleiten, die aber heute nicht hier sind.

Endlich ist es soweit, die Freunde machen sich auf den Weg und obwohl der Wald dicht bewachsen ist, ist er voller Licht, so dass es nirgendwo unheimlich ist. Alle Tiere sind zutraulich. Zuerst begegnen sie einem Hirsch mit seiner Familie. Auch ein paar Hasen treffen sie, einen Uhu, der verschlafen im Baum sitzt. „Huch!!!“ erschreckt macht Melvine einen Schritt zur Seite. Hätte sie doch beinahe auf einen kleinen, gelbgrünen Frosch getreten.

Melvine ist auf der Suche nach der Baumfee Fly, die sie schon sehr lange nicht mehr besucht hat. Da es jedoch ein recht weiter Weg ist bis zu der Baumwohnung der Fee, schlägt sie nun vor, erst einmal Rast zu machen. Sie zieht ihren Zauberstab aus der Tasche, schwingt ihn ein paar Mal durch die Luft, murmelt etwas dazu und *schwuppdidupp* stehen ein reich gedeckter Tisch und ein paar Stühle vor der kleinen Gruppe. Während es sich die drei Freunde an dem Tisch gemütlich machen, äsen die beiden Einhorn-Kinder den saftigen Klee des Waldes. Da sie von der langen Wanderung auch müde geworden sind, legen sie sich zum Schlafen nieder. Es dauert nicht lange und beide Kinder sind dicht an einander geschmiegt eingeschlafen.

Hin und wieder zucken Eloras Beinchen und sie schnaubt durch ihre Nüstern. Sie träumt: -- vom Himmel fallen lauter kleine zuckersüße Möhren und alles um sie herum wird orange. Sie hüpft wie wild mit Satu durch diese orangefarbene Pracht. Hmmm, sie liebt junge Möhren. Sie hebt eine auf und wirft damit nach Satu. „Hihi, Du triffst mich nicht“, ruft Satu ihr zu. -- Glücklich seufzt Elora im Schlaf. Nach einer ganzen Weile erwacht sie und ist fast ein wenig enttäuscht, dass die Möhren nur ein Traum waren. Sie legt den Kopf auf Satus Rücken und spürt die Wärme ihres Körpers. Sie ist glücklich. Dann sieht sie, dass Melvine sie beobachtet und steht auf, um zu ihr zu gehen. Sie erzählt ihr von dem Traum. „Bitte Melvine, kannst Du nicht ein paar Möhren regnen lassen? Du kannst das doch:“ Melvine lächelt. Diesmal überlässt sie es aber Ankhara, dem Kind diesen Wunsch zu erfüllen. Ankhara hebt ihren Zauberstab gen Himmel und augenblicklich beginnt es, kleine Möhren zu regnen. Elora weckt Satu und die Kinder machen eine kleine Möhrenschlacht. Sie toben wie wild und als sie außer Atem sind, fressen sie alle Möhren ratzeputz auf.

In diesem Moment hüpft ein kleines Eichhörnchen-Mädchen an einem Baum herunter. Sie erkennt Mellock wieder. „Ich bin Storm“ sagt das Eichhörnchen zu den anderen. „Mellock ich brauche Deine Hilfe“. Sie schaut den Gnom bittend an: „Ich habe im Wurzelwald schon nach Dir gesucht und wollte nun eigentlich Fly fragen, ob Sie mir helfen kann. Aber da Du dich in deinem Wald besser auskennst, wäre es vielleicht besser, wenn du mich begleitest.“

Für Mellock ist es überhaupt keine Frage, einem Tier zu helfen, das in Not ist. Er nimmt Melvine noch kurz zur Seite und fragt: „Wie kann ich Euch später wiederfinden?“ Melvine nimmt die Kette, die sie um den Hals trägt, ab und reicht sie Mellock mit den Worten: “Dieser Anhänger begleitet mich seit meiner Geburt, der Mondstein wird Dir später den Weg zu mir zeigen.“

Storm und Mellock verabschieden sich noch von den Anderen und gehen dann zusammen in Richtung Wurzelwald.

Melvine lässt den Tisch und die Stühle wieder verschwinden und die kleiner gewordene Gruppe setzt den Ausflug fort. Nach einer Weile kommen sie an einen hohlen Baum. Melvine ruft nach der Baumfee und sogleich erscheint deren Gestalt in der Öffnung des Baumes. Fly, die Baumfee, begrüßt Melvine herzlich und lässt sich dann die anderen Personen vorstellen. Sie freut sich sehr, gleich zwei Einhorn-Fohlen kennen zu lernen. Die beiden kleinen Einhörner sind schon ganz gespannt auf Flys Heimat.

Fly entschließt sich, ihnen zuerst die Kristallhöhle zu zeigen. Sie hebt ihre Arme und eine Wind-Woge erhebt sich. Die Blätter rauschen und auf wundersame Weise ist plötzlich ein schmaler Pfad zu erkennen, der vorher vom Laub versteckt war. „Lauft ruhig voraus, Ihr zwei“, sagt sie zu Satu und Elora. „Es besteht keine Gefahr.“

Elora und Satu springen begeistert den Pfad entlang, um die Höhle zu erforschen. Das wird bestimmt aufregend. Melvine und die Anderen folgen den beiden in gemäßigtem Schritt, sie haben keine Eile.

Die Kristallhöhle

Als die Einhorn-Kinder den Eingang der Höhle erreichen, halten sie an, um auf die Anderen zu warten, aber als sie merken, dass diese noch ein gutes Stück zurück sind, wird es ihnen zu lange. „Fly wird sicher nichts dagegen haben, wenn wir schon reingehen und uns umsehen“, sagt Elora zu Satu. Und schon ist sie in der Höhle verschwunden.

Überall blinken und glitzern die unterschiedlichsten Kristalle, es sieht aus, wie in einem Märchenpalast. Ein kleiner See liegt etwas abseits in einer Nische und Elora kann es sich nicht verkneifen, mit einem großen Satz hinein zu springen. Nach allen Seiten spritzen funkelnde bunte Tropfen, die alle Farben der Kristalle wiederspiegeln. Man könnte meinen, Elora sei in dieser Höhle geboren worden, so gut passen die Farben ihres Schweifes zu den Edelsteinen.

Die drei Frauen erreichen nun auch endlich die Kristallhöhle. Sie müssen schmunzeln, als sie entdecken, dass die zwei Einhorn-Kinder es nicht abwarten konnten, in die Höhle zu gelangen. „Lasst uns ihnen folgen“ meint Fly und betritt die Höhle als erste. Sie entdeckt die beiden Kinder in dem innen liegenden See und lächelt, sie hatte sich schon gedacht, dass es eine gute Wahl war zuerst hier hin zu kommen. „Satu, Elora, habt ihr schon den Zufluss des Wassers entdeckt? Da müssen wir nämlich hin.“ Sie geht an eine Ecke des Sees und deutet wage in die Richtung, aus der das Wasser zu kommen scheint. Riesige Mondkristalle säumen das breite Ufer, sie strahlen eine wohltuende Energie ab und sind wunderschön anzusehen.

Die beiden Fohlen kommen neugierig an getrippelt, die Hufe klappern merkwürdig auf dem kristallenen Untergrund. Überhaupt scheint eine Art Musik zwischen den Kristallen hin und her zu schwingen. Es ist eine eigentümliche Stimmung in dieser Höhle, aber keinesfalls bedrohlich. Elora und Satu laufen vorsichtig voraus, weil der Boden so nah am Ufer doch recht glitschig ist, sie wollen ja nicht ausrutschen. Satu entdeckt einen Buchenspross am Ende der Höhle. Sie trippelt neugierig darauf zu und Elora folgt ihr. Das Echo von den Anderen hallt noch nach, während sie bereits am Buchenspross angekommen sind. Elora schaut sich das Bäumchen neugierig an und wundert sich, dass in dieser Höhle ein Bäumchen wächst. Aber eigentlich ist das gar nicht so erstaunlich, schließlich sind sie im Zauberwald, wo nichts unmöglich ist.

Satu entdeckt hinter dem kleinen Baum eine Öffnung im Fels, durch die Licht schimmert. Es ist kein gewöhnliches Licht, denn die Kristalle, die auch hier überall zu sehen sind, brechen das rötliche Licht in den unterschiedlichsten Farbtönen an die Wände der Höhle.

Fly geht als erste an Satu vorbei hinaus an das Tageslicht. Die Einhörner, Melvine und Ankhara folgen dicht hinter ihr. Draußen verschlägt es ihnen fast die Sprache, so schön ist das, was sie vorfinden. Zwei Sonnen stehen am wolkenlosen Himmel und darunter liegt ein Tal mit einem herrlichen See. Unter ihren Füßen wächst das saftigste Gras, was man sich nur denken kann, und an den Enden des Felsens wachsen Kräuter die noch nicht einmal Namen besitzen. Satu hebt den Kopf und möchte ihrer Freundin etwas sagen, aber ihr bleibt das Wort im Halse stecken. Dann fängt sie an, lauthals zu lachen. Die Anderen drehen sich verdutzt nach ihr um und entdecken, dass beide Einhorn-Kinder wie bunte Wirbelwinde immer wieder die Farben wechseln. Es sieht aus, als seien sie keine Einhörner sondern Chamäleons.

Elora schaut Satu an und umgekehrt - sie können sich kaum satt sehen an der Vielfalt der Farben, die über ihre Körper wandern. Irgendeines von den unbekannten Kräutern muss dieses Wechselspiel verursacht haben. Elora freut sich:“ Schau, jetzt bin ich nicht nur so bunt wie ein Regenbogen, jetzt wechseln die Farben auch noch. Ist das schön. Und du, Satu, siehst genauso aus, wie ich - das ist am allerschönsten“.

Melvine schlägt vor, ein Nachtlager am Rande des Felsens zu errichten. Und keiner mag ihr widersprechen, denn der Weg hierher war wirklich sehr anstrengend und alle freuen sich auf die Rast.

Das Wünschelkraut

Alle haben sehr gut geschlafen und die Zauberinnen haben von den besonderen Kräutern Ableger gesammelt und diese in ihre magischen Beutel gesteckt. Ankhara hat sogar das sehr seltene Experanduskraut gefunden, nach dem sie schon so lange gesucht hat. Sie erklärt, dass die beiden Einhorn-Kinder am Abend vorher wohl von diesem Kraut genascht haben müssen, da die Reaktion der beiden, das Farbenspiel auf ihrem Fell, typisch dafür war. Fly schaut Ankhara fragend an: „Wenn du diese seltenen Kräuter benennen kannst, dann weißt du doch bestimmt auch, wie das Wünschelkraut aussieht? Die alten Feen der Weisheit, meine Lehrer, haben mir von diesem Kraut erzählt. Ihm wird nachgesagt, dass es viel Wasser zum Wachsen braucht.“

Ankhara schaut nachdenklich drein, kann sich aber beim besten Willen nicht an dieses Kraut erinnern und schüttelt bedauernd den Kopf.

Melvine erzählt, dass sie von einem schönen Wasserfall in diesem Tal geträumt hat, an dem es ein eigenartiges Kraut gegeben hätte, das ja vielleicht das Wünschelkraut sein könnte. „Ich kann mich aber nicht an den Weg erinnern, den wir gehen müssten, um an diesen Wasserfall zu kommen“, sagt sie. Ankhara schlägt vor, sie könnte später Ihren Rätselkäfer befragen, aber erst einmal sollten sie zusammen Frühstücken.

Die Fohlen sind schon lange wach und bereits auf Entdeckungstour. Ihr Fell schillert immer noch in allen Farben. Sie kommen an einen Bach, in dem sich merkwürdig glitzernde Fische tummeln, einer der Fische spricht Elora und Satu an. "Was seid denn Ihr für merkwürdige Tiere? So was wie Euch haben wir hier noch nie gesehen."

Elora erklärt dem Fisch, das sie beide Einhorn-Kinder sind, die von einem Kraut gefressen haben, das ihr Fell so schillern lässt. Sie erzählt abwechselnd mit Satu von ihrem Ausflug hierher und von den beiden Zauberinnen und der Fee, die sie begleiten. Zum Abschied verrät der Fisch den Kindern noch, dass es einige 100 Meter weiter einen wunderschönen Wasserfall gibt, den sie unbedingt anschauen müssen. Elora und Satu danken dem netten Fisch und beschließen, erst mal zu den Anderen zurück zu gehen, damit die sich keine Sorgen machen.

Die zwei sind in einem wilden Galopp sehr schnell wieder bei den Anderen angelangt und Elora und Satu beginnen sofort, von dem Fisch zu erzählen, der den Weg zum Wasserfall beschrieben hat. Welch ein Zufall aber auch. Hocherfreut macht sich die Gruppe nun auf den Weg zu diesem Wasserfall, in der Hoffnung, dort wirklich das Wünschelkraut zu finden.

Nach geraumer Zeit kommen die Einhorn-Kinder, dicht gefolgt von den Anderen, an dem Wasserfall an, der wirklich von beeindruckender Schönheit ist. Wortlos bleiben die Kinder stehen und schauen in die Ferne. Fly entdeckt als erste den Felsvorsprung, auf dem ein seltsam bläulich schimmerndes Kraut wächst. "Das muss das Kraut sein, welches ich gesucht habe!" ruft sie erfreut aus. Ein schmaler Pfad führt von der Oberkante des Wasserfalls in ein weiteres Tal hinab, aber die kleine Gruppe beginnt erst einmal mit dem Aufstieg zu dem Felsvorsprung, auf dem Fly das Kraut gesehen hat. Nach kurzem Anstieg erreichen sie den Vorsprung. Die weiße Gischt wirbelt hier besonders stark und benetzt das bläuliche Kraut, das durch die hohe Feuchtigkeit gläsern schimmert. “So Fly“, meint Elora, "hier hast Du nun das Kraut, das Du gesucht hast. Was wirst Du denn damit anfangen?" Fly lächelt das Mädchen an und zwinkert ihm geheimnisvoll zu. "Das wird jetzt noch nicht verraten, aber es ist eine Überraschung für Euch, Dich und Satu". Elora zieht einen Schmollmund. Das gefällt ihr nun gar nicht, dass das Geheimnis nicht gelüftet wird. Sie ist zum Zerreißen neugierig. Ankhara sieht Elora an und sagt: „Tröste Dich Elora, ich bin genauso neugierig wie Du.“

Während die Anderen sich angeregt unterhalten, klettert Fly vorsichtig auf die kleine Felsenspitze und pflückt das Kraut, wohl darauf bedacht, die Wurzeln der Pflanze nicht zu beschädigen. Sie findet genügend Pflänzchen und steckt sie in Ihren Beutel, den sie, wie auch die beiden Zauberinnen, stets bei sich hat. Dann kehrt sie zu der Gruppe zurück. Sie muss unwillkürlich über Eloras Schmoll-Schnute lächeln. "Wenn ich es jetzt schon verraten würde, wäre doch die Überraschung kaputt". Leicht enttäuscht nickt Elora, sie hofft, sie muss nicht zu lange auf Ihre Überraschung warten. Satu und Elora vermuten die tollsten Dinge hinter dem Geheimnis, aber so richtig können sie sich gar nicht einigen, was das Schönste wäre.

Die Gruppe beginnt nun langsam den Abstieg und beschaut sich dabei die wundervolle Gegend. Elora ist wieder so übermütig, dass sie über Ihre langen Beinchen stolpert und sich dabei eines verdreht. „Aua, Melvine es tut so weh“ ruft Elora aus, aber mit Melvines Kräuterkenntnissen und Ankharas Hilfe ist dieser Schmerz schnell vorbei. Ankhara meint, es wäre besser, eine Rast zu machen. Und so ruht sich die Gruppe auf einer saftigen Wiese erst einmal etwas aus.

Shina und Karmi

Nicht weit von Melvines Hütte entfernt, in dem großen weiten Einhornwald, steht ein kleines Mädchen mit feuerrotem Haar. Sie hat sich auf ihrem langen Weg verlaufen und weiß nun nicht mehr weiter. Melvine hat im Gespür, dass etwas Hilfloses den Einhornwald betreten hat. Sie spricht mit den Anderen darüber und alle sind damit einverstanden, die Erkundungsreise hier erst einmal abzubrechen. Denn wenn jemand in Not ist, muss man doch helfen. Da sind sich die Freunde einig.

Die beiden Einhorn-Kinder laufen den Weg zurück und die drei Frauen folgen ihnen, der Anstieg am Wasserfall ist ziemlich steil und Melvine pustet mächtig, denn sie ist nicht mehr die Jüngste und ihr Übergewicht macht ihr ziemlich zu schaffen. Oben angekommen, muss sie sich erst einmal verschnaufen. Aber dann geht es schnell weiter über die wunderschöne Wiese, durch die Kristallhöhle, und vorbei an Flys Heimatbaum, den ganzen langen Weg bis zu Melvines Häuschen.

Als sie dieses erreichen, ist es bereits Abend und es hat begonnen zu dämmern. Die beiden Fohlen legen sich erschöpft ins Gras vor der Hütte und schlafen sofort ein. Die Die Zauberinnen und die Baumfee machen es sich drinnen gerade bei einer Tasse Tee gemütlich, als es an der Tür klopft. Draußen steht ein schüchternes kleines Mädchen mit hellblonden Haaren, das auf leisen Sohlen um Melvines Häuschen herumgeschlichen ist. Einen Augenblick lang überlegt es noch, sich umzudrehen und wegzulaufen, doch der Hunger ist zu groß und sie ist so durchgefroren in ihrem dünnen Gewand, das sie es wohl nicht schaffen würde, flink wegzulaufen. So bleibt sie ängstlich stehen und wartet! Satu ist erwacht und sieht das Mädchen an der Türe stehen. Sie steht auf und geht zu dem Kind hin. „Wer bist Du denn? So wie Du aussiehst, könntest Du eine kleine Stärkung gebrauchen, habe ich recht?“

Das Mädchen ist erstaunt und zugleich sehr erfreut, einem richtigen Einhorn gegenüber zu stehen. „Ich bin Karmi“, sagt es schüchtern, „ja, ich habe wirklich großen Hunger. Ich bin irgendwann im Wald aufgewacht, mit riesigen Kopfschmerzen und kann mich an fast nichts mehr erinnern. Nur, dass ich spazieren gehen wollte und dann bin ich wohl gestürzt. Ich kann mich noch nicht einmal erinnern, wie ich wieder nach Hause komme, daher bin ich recht froh, ein Haus gefunden zu haben“. „Also ich bin Satu und das hier ist das Haus der Zauberin Melvine. Keine Angst, sie und ihre Freundinnen helfen jedem, der es nötig hat und der nichts Böses im Schilde führt. Klopf doch einfach noch einmal fester, damit sie dich hören, oder noch besser, komm einfach mit mir zusammen hinein. Melvine mag zwar nicht so gerne, wenn ich ins Haus komme, aber in dem Fall darf ich es bestimmt.“ Satu zwinkert Karmi zu, denn sie nutzt gerne die Gelegenheit Melvines Hütte von innen kennen zu lernen.

Satu lächelt Karmi fragend an: „Also kommst du mit rein? Mir geht es da übrigens fast wie dir Karmi, ich kann mich zwar an vieles erinnern, möchte es jedoch lieber nicht. Aber ich hab' auch kein zu Hause und bin hier sehr freundlich aufgenommen worden.“ Die zwei betreten Melvines Hütte. Melvine blickt erstaunt von ihrer Teetasse auf, als sie Satu ins Haus kommen sieht. Es ist doch sonst nicht Satus Art, sie weiß, dass die Hütte für Einhörner eigentlich tabu ist. Dann bemerkt sie das schüchterne kleine Mädchen, das sich hinter Satu versteckt. "Hallo, ich bin Melvine und wer bist Du?", fragt sie. Rasch steht sie auf und geht dem frierenden Mädchen entgegen. Sie legt ihm eine warme Decke um die Schultern, bietet ihr eine Tasse Tee an, führt sie zu dem großen Ohrensessel und bittet sie, sich dort hinein zu setzen.

Die anderen Frauen schauen das Mädchen erwartungsvoll an und so fängt es leise zu erzählen an: „Ich heiße Karmindra, aber eigentlich nennen mich alle Karmi, glaub ich zumindest. Ich habe meine Erinnerung bei einem Sturz im Wald verloren und kann mich kaum noch an etwas erinnern. Und als ich zitternd und frierend den Weg nach Hause gesucht habe, bin ich zu diesem Haus gekommen. Satu hat mich dann ermutigt und gesagt, ich bräuchte keine Angst zu haben. Der Tee schmeckt wirklich sehr gut und wärmt, danke Melvine.“

Melvine lächelt Karmi mitfühlend an. „Na das ist ja eine schaurige Geschichte, aber wir werden schon herausfinden, wohin du gehörst. Nun mach es dir erst mal gemütlich und nimm dir etwas zu essen, es steht genügend auf dem Tisch und dort drüben in der Ecke steht ein Bett, das du heute Nacht erst einmal benutzen kannst.“

Karmi langt tüchtig zu und legt sich kurze Zeit später in das ihr gezeigte Bett. Sie hat von Fly per Zauberspruch ein neues Kleid bekommen und ist nun warm und satt und rundum zufrieden eingeschlafen.

„Ich habe so ein Gefühl, als ob wir heute noch einen Gast bekommen“. sagt Melvine zu den Anderen. „Dieses Mädchen kann nicht das sein, welches ich in meiner Vorahnung gesehen habe. Denn das hatte rote Haare“. Dann scheucht sie aber erst einmal Satu hinaus. Und diese läuft ganz aufgeregt zu Elora hinüber und weckt sie. Elora ärgert es ein wenig, dass Satu sie nicht vorher schon geweckt hat und will gerade mit ihrer Freundin deswegen schimpfen. In dem Moment rumpelt etwas, es hört sich fast so an, als ob jemand einen Stuhl umgeschmissen hat.

Karmi stört das überhaupt nicht, sie ist schon längst tief und fest eingeschlafen. Melvine und die anderen eilen schnell heraus, um nach dem Rechten zu sehen. Vor der Hütte ist ein Mädchen mit feuerrotem Haar über einen der Gartenstühle gefallen. Sie steht vorsichtig auf und hebt den Kopf, um in die Runde zu schauen. Verlegen streicht sie sich durch das feuerrote Haar.... "Hallo, ich bin Shina Edea...." Dann weiß sie nicht mehr weiter. Es ist inzwischen wirklich richtig kalt draußen und sie zittert heftig, da sie ebenfalls nur ein dünnes Kleid anhat.

Diesmal legt Ankhara Shina eine Decke um die Schultern und Shina schaut sie dankbar an. Zusammen mit Ankhara und Fly betritt sie nun Melvines kleines Häuschen. Melvine, die noch draußen steht, schwingt ihren Zauberstab und zaubert neben ihre kleine Hütte eine weitere Hütte, in dem es einen Stall und einige Betten für alle Gäste gibt. Denn es ist nun inzwischen zu eng in ihrem Häuschen und für die Fohlen auch zu kalt hier draußen. Dann folgt sie den Anderen und schenkt Shina eine Tasse heißen, dampfenden Tee ein.

Sie tritt an das Bett der friedlich schlafenden Karmi, berührt sie kurz mit dem Zauberstab und im nächsten Moment liegt Karmi in einem der Betten in der Nachbarhütte. Melvine möchte nicht, das Karmi wieder aufwacht und drüben in der anderen Hütte wird sie nicht gestört. Shina genießt inzwischen den wohltuenden Tee.

„Da die Nacht nun schon weit fortgeschritten und Shina sicher auch von der Reise müde ist, wäre es sicherlich das Beste, wenn wir uns nun alle zu Bett begeben“, meint Melvine. Ich habe nebenan in einer Nachbarhütte für alle ein Lager gerichtet. Melvine nimmt die Kerze vom Tisch und begleitet die Anderen zu der zweiten Hütte hinüber, wo sich Ankhara und Shina je eines der Betten aussuchen. „Die Idee mit dieser zweiten Hütte ist wirklich toll, Melvine“, lobt Ankhara ihre Freundin.

Im Stall schlafen bereits Satu und Elora, eingekuschelt im duftenden Heu. Sie hatten natürlich gleich den tollen Stall entdeckt und freuten sich, nicht in der Kühle der Nacht draußen schlafen zu müssen. Zwar hätten sie schon gerne noch einiges über die beiden fremden Mädchen erfahren, sahen aber schnell ein, dass das an diesem Abend nicht mehr möglich war. Nur Fly schläft auch in dieser Nacht, so wie eigentlich immer, auf einem Baum in der Nähe, dessen Krone sie erreicht, indem sie beide Hände in Richtung Himmel hebt, woraufhin sie zu schweben beginnt.

Eloras Eltern

Melvine verbringt die Nacht alleine mit Milana, ihrer Katze, in ihrer Hütte. Besonders ruhig schlafen kann sie jedoch nicht. Zu sehr beschäftigen sie die Ereignisse des letzten Tages. Als die ersten Sonnenstrahlen nun durchs Fenster blitzen, steht sie auf und bereitet den Frühstückstee zu. Dann setzt sie sich in den großen Ohrensessel, nimmt sich ein Kräuterbuch und wartet, bis die anderen kommen. Auch Elora hat einen sehr leichten Schlaf und vom warmen Stall aus hört sie nun die Geräusche in Melvines Hütte. Sie steht auf und geht hinüber. In der Morgensonne leuchten ihre Regenbogenfarben in Schweif und Mähne besonders schön. Das wechselnde Schillern im übrigen Fell hatte beim Verlassen der Kristallhöhle leider wieder aufgehört.

Sie scharrt mit dem Huf an der Haustüre. Melvine erhebt sich aus dem Sessel und öffnet die Tür. Sie freut sich über die kleine Frühaufsteherin und da die Sonne bereits wärmt, setzt sie sich auf die Bank vor der Hütte und unterhält sich mit Elora. Milana kommt ebenfalls heraus und rollt sich in Melvines Schoß laut schnurrend zusammen.

Ankhara ist inzwischen auch von den Sonnenstrahlen geweckt worden. Sie sieht Melvine vor ihrem Haus sitzen und leise mit Elora reden. Sie geht vom Gästehaus zur Hütte hinüber und auf dem Weg dorthin blickt sie nach oben zu jener Baumkrone, auf welcher Fly ihr Nachtlager errichtet hat. Leise, um die Anderen nicht aufzuwecken, flüstert sie ihr zu: „Fly, bist du wach? Aufstehen, es ist so ein wunderschöner Tag.“ Fly, die extrem gute Ohren hat und selbst das leiseste Flüstern hören kann, streckt sich zufrieden und bedankt sich bei Ankhara für das Wecken. „Ich komme gleich“, flüstert sie leise hinunter. Ankhara ist nun an der Hütte angekommen und schenkt Melvine ein strahlendes „Guten Morgen“, welches Melvine dankend zurückgibt. Sie setzt sich in einen der bequemen Korbstühle, die Melvine bereits hervorgezaubert hat, und nimmt den Tee, den Melvine ihr reicht, dankend an. Elora ist in der Zwischenzeit zu Satu in den Stall zurückgekehrt, legt sich neben ihre Freundin in das duftende Heu und wartet, dass diese wach wird.

Die Einhorn-Eltern erwachen anderswo von Ihrem Schlaf und spüren deutlich, dass die kleine Ausflugsgruppe zurückgekehrt ist. So machen sie sich auf den Weg zu Melvines Hütte um zu sehen, wie es ihnen und vor allem Elora inzwischen ergangen ist. Sie erreichen den kleinen Kräutergarten, in dem schon Melvine und Ankhara sitzen und Tee trinken. Sie begrüßen die beiden Frauen und legen sich auf dem Grasplatz neben der Bank nieder, um dann neugierig zu erfahren, was die zwei Frauen über die letzten Tage und die Neuankömmlinge zu berichten haben.

Auch Shina konnte nicht gut schlafen. Wie immer ist sie sehr früh auf. Sie geht ans Fenster und blickt hinaus, wendet sich kurz zu Karmi um, die noch immer schläft und schon viel besser aussieht, und wirft sich den Umhang über, den Ankhara ihr gestern Abend noch herbei gezaubert hatte. Sie geht zu den Vieren hinaus, um allen einen Guten Morgen zu wünschen. „Hallo Shina, ich hoffe du hast gut geschlafen und dich ein wenig erholt von deiner langen Reise“, sagt Melvine. Sie geht kurz ins Haus und kommt mit einer weiteren Tasse Tee zurück, die sie Shina reicht. „Setz dich und ruhe dich noch ein wenig aus, wir wollen noch auf die Anderen warten, bevor du uns von deiner Reise erzählen wirst, es sollen ja alle mitbekommen was du erlebt hast.“

Fly hat es nun auch von ihrem Nachtlager zu den Fünfen herunter geschafft. Sie unterhält sich kurz mit den Eltern von Elora, und sagt dann: „Bleib schön sitzen Melvine, ich hole mir schon eine Tasse Tee.“ „Jetzt wo die Einhorn-Kinder nicht da sind, kannst du uns doch von der Wirkung des Wünschelkrautes erzählen“, meint Ankhara zu Fly gerichtet. Diese lächelt: „Na gut, ich will mal so viel verraten, dass ich mit Hilfe des Krautes je einen wohl überlegten besonderen Wunsch der beiden erfüllen kann.“

Im Stall erwacht Satu von ihrem unruhigen Schlaf. Sie ist froh, dass Elora neben ihr liegt. Die beiden Fohlen unterhalten sich kurz und dann tollen sie hinaus. Sie entdecken die Eltern von Elora und natürlich hält die beiden nun nichts mehr. Sie haben sich ja schon so lange nicht mehr gesehen und folglich eine Menge zu erzählen. Melvine geht zur „Gästehütte“ um Karmi zu wecken, damit diese noch in Ruhe frühstücken kann.

Karmi ist leicht verwirrt, weil sie ja ganz woanders eingeschlafen ist, freut sich aber, die freundliche Zauberin wieder zu sehen und folgt ihr hinaus zu den Anderen.

Storm kommt zurück

Ein erfreutes „Hallo“ kommt von allen Anwesenden, als Karmi auftaucht. Melvine reicht ihr Tee und sagt: „Lass dir ruhig Zeit mit dem Frühstück, Karmi, der Tag ist so wunderschön, da wollen wir keinen Stress machen." Sie setzt sich wieder auf die Bank und genießt die warme Sonne. So vergeht der Vormittag wie im Flug. Nachdem Eloras Eltern nun beruhigt ihr Kind wiedergesehen haben, überlassen sie es gerne wieder Melvines Obhut und verschwinden leise im Einhornwald. Die Zauberinnen und die Fee, Satu und Elora und die beiden fremden Mädchen sitzen noch lange in Melvines Garten. „Ihr zwei könntet anfangen zu erzählen, woran ihr euch erinnert, Karmi und Shina“, meint Melvine.