Endometriose - Stéphanie Mezerai - E-Book

Endometriose E-Book

Stéphanie Mezerai

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Beschreibung

  • Ein wertvoller Leitfaden zur Linderung von Endometriose auf naturheilkundlicher, ernährungswissenschaftlicher und ganzheitlicher Basis, der auch die psychosomatische Dimension dieser Krankheit beleuchtet.

  • Eine vollständige Darstellung für ein besseres Verständnis der häufigsten chronischen Frauenkrankheiten, die nicht nur schmerzhaft ist, sondern auch zu Unfruchtbarkeit führen kann.

  • Richtige Ernährung als Therapie: ausführliche Empfehlungen für eine entzündungshemmende, heilsame Ernährungsweise mit Rezepten und Heilkräuteranwendungen.

  • Neben einem 14-tägigen Entgiftungsprogramm für den Körper sind Kompressen und Bäder sowie leicht verständliche Pilates- und Yogaübungen zur Beckenbodenentspannung Teil der Strategie gegen den Schmerz.

  • Fragebögen zur Standortbestimmung, Tipps für Wochenpläne und ein Schmerztagebuch sowie Übungen zur mentalen Neuausrichtung helfen dabei, wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu gewinnen.

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Seitenzahl: 260

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Stéphanie Mezerai Sophie Pensa

ENDOMETRIOSE

Ein ganzheitlicher Weg zur Linderung der schmerzhaften Krankheit

Impressum

Stéphanie Mezerai und Sophie Pensa

ENDOMETRIOSE

Ein ganzheitlicher Weg zur Linderung der schmerzhaften Krankheit

1. deutsche Auflage 2024

ISBN: 978-3-96257-309-6

©2024 Narayana Verlag GmbH

Titel der Originalausgabe:

Soulager L´endométriose SANS MÉDICAMENTS

ALIMENTATION, HOMÉOPATHIE, PLANTES, RELAXATION, YOGA... Votre programme en 2 semaines pour surmonter la douleur

Copyright © 2019 by Leduc Éditions

Übersetzung aus dem Französischen: Monika Berger

Layout und Satz: Angelika Marx

Coverlayout: Narayana Verlag

Coverabbildungen: Vorne: Im Uhrzeigersinn: Shutterstock 665547724_©Cora Mueller,

Shutterstock 1940730787_©NIKCOA, Shutterstock 1905500254_©Kamyshnikova Viktoria, Shutterstock 552134401_©Dani Vincek, Shutterstock 1051033280_©Sergey Saulyak, Shutterstock 148025582_©Elena Schweitzer

Hinten: Von oben nach unten: Shutterstock 2138294175_©New Africa, Shutterstock 1914640642_©sweet marshmallow, Shutterstock 2359923923_©Funstock

Illustrationen: Fotolia, Nicolas Trève, Delétraz

Herausgeber:

Unimedica im Narayana Verlag GmbH,

Blumenplatz 2, D-79400 Kandern

Tel.: +49 7626 974 970-0

E-Mail: [email protected]

www.unimedica.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).

Die Empfehlungen in diesem Buch wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Der Verlag schließt im Rahmen des rechtlich Zulässigen jede Haftung für die Inhalte externer Links aus. Für Inhalte, Richtigkeit, Genauigkeit, Vollständigkeit, Qualität und/oder Verwendbarkeit der dargestellten Informationen auf den verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

Erkenntnisse in der Medizin unterliegen einem laufenden Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Autor und Übersetzer dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben (insbesondere hinsichtlich Indikation, Dosierung und unerwünschten Wirkungen) dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes jedoch nicht von der Verpflichtung, anhand einschlägiger Fachliteratur und weiterer schriftlicher Informationsquellen zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Werk abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen.

Für die Vollständigkeit und Auswahl der aufgeführten Medikamente übernimmt der Verlag keine Gewähr. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden in der Regel besonders kenntlich gemacht (*). Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann jedoch nicht automatisch geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Anmerkung des Verlags:

Die Gleichberechtigung aller Geschlechteridentitäten ist in unserem Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Wir sehen daher davon ab, diese Haltung auch in unseren Publikationen zu betonen und verzichten zugunsten des Leseflusses auf Mehrfachnennungen, um einzelne Geschlechter ansprechen. Mit der Verwendung des generischen Maskulinums als neutrale, klassische Schreibweise sind alle Identitäten gemeint.

Ich widme dieses Buch meinem Ehemann Dr. Mezerai als Dank für seine wertvolle Hilfe.

Meinen Kindern, meinen Eltern, meiner Oma, meiner Schwester Angel,

meinen Brüdern, meiner Freundin Sanaa.

Stéphanie Mezerai

Für meine Tochter Clara in der Hoffnung, dass dieses Buch für sie von Nutzen sein wird.

Sophie Pensa

Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Dr. Luce Bergeret

Vorwort von Dr. Erick Petit

Einleitung: Ein ausgeglichenes Leben ist möglich

Kapitel 1: 22 Fragen und Antworten zum besseren Verständnis von Endometriose

1. Was ist Endometriose?

2. Ich leide unter Regelschmerzen – habe ich Endometriose?

3. Welche Ursachen hat Endometriose?

4. Besteht die Erkrankung nur in den Fortpflanzungsorganen?

5. Warum ist Endometriose so schmerzhaft?

6. Verstärkt sich die Erkrankung im Laufe der Zeit?

7. Ist Endometriose in Stadium 4 „schlimmer“ als Endometriose in Stadium 1?

8. Welche Erkrankungen können mit Endometriose einhergehen?

9. Bedeuten starke Schmerzen automatisch ein weit fortgeschrittenes Stadium?

10. Kann Endometriose eine Schwangerschaft verhindern?

11. Ich habe Endometriose, ist meine Tochter auch davon betroffen?

12. Kann die Erkrankung sich bereits in der Pubertät entwickeln?

13. Hört die Erkrankung mit der Menopause auf?

14. Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

15. Warum dauert es manchmal Jahre, bis Endometriose diagnostiziert wird?

16. Kann man an Endometriose sterben?

17. Ist der Besuch eines Endometriosezentrums sinnvoll?

18. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Medikamente

Operation

19. Ist eine Operation unbedingt erforderlich?

20. Muss ich mich einer Hormonbehandlung unterziehen?

21. Welchen Stellenwert hat eine gesunde Lebensweise?

22. Wie gut sind die Methoden der Komplementärmedizin?

Kapitel 2: Komplementärmedizin gegen Schmerzen

Osteopathie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit

Verhärtetes Gewebe führt zu Schmerzen

Osteopathie löst Verklebungen und Verhärtungen

Energetische Heilbehandlungen zur Harmonisierung des Organismus

Lebensenergie mit Akupunktur wiederherstellen

Schröpfmassagen

Moxibustion

Zum Weitermachen zu Hause: Akupressur

Eine vielversprechende Technik: Die Reflexzonenmassage

Thermalkuren gegen Entzündungen

Endometriose-Spezialtherapie

Homöopathie für eine ganzheitliche Behandlung

Die drei Grundprinzipien der Homöopathie

Notfallmittel bei Endometriose-Schüben

Einige homöopathische Konstitutionsmittel

Weitere hilfreiche Maßnahmen

Warme und kalte Sitzbäder im Wechsel

Die Wärmflasche

Rizinusöl-Packungen

Kälte

Kontrasttherapie für optimale Ergebnisse

Die Elektrotherapie

Kapitel 3: Pflanzliche Heilmittel bei Endometriose

Schmerzen auf pflanzlicher Basis lindern

Ätherische Öle: Aromatherapie

Die Pflanzenknospen: Gemmotherapie

Schmerzstillende Kräutertees und -kapseln

Pflanzenheilkunde zur Regulierung der Körperfunktionen

Die Leberaktivität anregen

Hormonhaushalt ausbalancieren

Menstruationsstau, Krämpfe und Regelschmerzen lindern

Starke Regelblutungen hemmen

Verdauungsbeschwerden lindern

Eine unumgängliche Operation begleiten

Kapitel 4: Ernährungstherapie

Entzündungsfördernde Nahrungsmittel, auf die ganz verzichtet werden sollte

Kuhmilch

Glutenhaltige Nahrungsmittel

Rotes Fleisch und gesättigte Fettsäuren

Zucker

Alkohol

Lebensmittelzusatzstoffe und Süßstoffe

Was ist mit Soja?

Problematische Nahrungsmittel

Bei Gemüse und Obst auf Nachtschattengewächse achten

Koffein

Zitrusfrüchte

Hefepilze

Schmerzlindernde Nahrungsmittel

Gehen Sie bei Obst und Gemüse in die Vollen!

Greifen Sie bei „guten Fetten“ beherzt zu

Zitronen

Kurkuma

Keimlinge und Sprossen

Frische Pollen

Algen

Ölsaaten

Die hypotoxische Ernährung

Mikronährstoffe

Entzündungen lindern

Oxidativen Stress abbauen

Was ist von Multivitaminpräparaten zu halten?

Fazit

Kapitel 5: Entgiftung mit Naturheilmitteln unterstützen

Fünf grundlegende Konzepte

Wie finde ich einen guten naturheilkundlichen Arzt oder Heilpraktiker?

Inwiefern kann Ihnen ein Heilpraktiker helfen?

Detox für eine höhere Schmerztoleranz des Organismus

Das Ziel der Entgiftung

Ist Entgiftung etwas für jeden?

Wie erkenne ich, dass ich genügend Vitalität habe?

Finden Sie selbst heraus, wie gut Ihre Ausscheidungsorgane arbeiten: ein Fragenkatalog

Kapitel 6: Die Umgebung entgiften: So mindern Sie Ihre Schadstoffbelastung

Wie wirken endokrine Disruptoren?

Im Bereich der Ernährung

Im Bereich der Haut

Im Haus

Textilien und Kleidung

Im Bereich Wohnungseinrichtung

Kapitel 7: Ein besseres Körpergefühl entwickeln

Bewegung ist wichtig!

Sich aufrecht und gerade halten

Heilende Moleküle ausschütten

Vom Schmerz ablenken

Nebenwirkungen von Therapieverfahren lindern

Täglich etwas Bewegung

Die Aktivität ausüben, die Ihnen Spaß macht

Pilates für den Muskelaufbau

Die Übungen

Eine beruhigende Yoga-Stunde

Ein therapeutisches Hilfsmittel

12 Übungen gegen Regelschmerzen

Die richtige Atmung

Bauchatmung lernen

Vollatmung lernen

In Herzkohärenz atmen

Kapitel 8: Emotionen regulieren, um Schmerzen zu lindern

Achtsamkeitsmeditation

Angst und Stress

Schmerzen

Veränderung des Selbstwertgefühls

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Bodyscan

Was passiert beim Meditieren im Gehirn?

Sophrologie

Für Fortgeschrittene: Der eigene mentale Zufluchtsort

Psychotherapie für mehr Resilienz

An der Krankheit wachsen

Kapitel 9: Das 14-Tage-Programm zur Schmerzlinderung

Erläuterungen zur Ernährung

Wenn diese Hürden überwunden sind, müssen Sie nur noch loslegen

Woche 1: Sanfte Entgiftung

Ziele der Woche

Was wird in Woche 1 vom Speiseplan gestrichen?

Vorbereitung der Woche

Einkaufsliste für Woche 1

Detox-Rezeptsammlung für Woche 1

Woche 2: Revitalisierung

Ziele der Woche

Was wird in Woche 2 vom Speiseplan gestrichen?

Vorbereitung der Woche

Einkaufsliste für Woche 2

Sammlung revitalisierender Rezepte für Woche 2

Anhänge

Anhang 1: Bin ich Melancholikerin oder Sanguinikerin?

Anhang 2: Mono-Diät

Wählen Sie das Schema, das Ihnen zusagt!

Im Laufe der Jahreszeiten

Welche Menge?

Das Vorkeimen

Das Abspülen der Samen

Das Keimen

Die Aufbewahrung der Keimlinge

Anhang 4: Top 9 der Nahrungsmittel mit mittlerem und niedrigem Glykämischen Index (GI)

1. Grünes Gemüse

2. Ölsaaten

3. Obst, aber nicht alle Sorten

4. Trockenobst

5. Keimlinge

6. Akazienhonig, Stevia, Birkenzucker (Xylit)

7. Nudeln al dente

8. Vollkorngetreide und Basmatireis

9. Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch, Eier, Milchprodukte

Anhang 5: Versteckten Zucker aufspüren

Zutatenverzeichnis auf Verpackungen entschlüsseln

Zunächst gilt es nachzuschauen, ob Zucker im Zutaten- verzeichnis aufgeführt wird

Die verschiedenen Angaben

Anhang 6: Liste der Nachtschattengewächse

Weitere Inhaltsstoffe/Produkte, die vermieden werden sollten

Anhang 7: Koffeinhaltige Nahrungsmittel

Anhang 8: Lebensmittelzusatzstoffe

Anhang 9a: Übersicht der Mikronährstoffe

Anhang 9b: Phytotherapie-Empfehlungen

Anhang 10: Den eigenen Therapieplan erstellen

Therapieplan 1

Therapieplan 2

Quellenverzeichnis

Rezeptverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Vorwort von

Dr. Luce Bergeret

Vielen Dank für dieses äußerst umfassende Buch, in dem sowohl das Krankheitsbild mit seinen Symptomen als auch die Heilmethoden der Schulmedizin in Verbindung mit der Komplementärmedizin zur Behandlung von Endometriose dargestellt werden. Es ist ein sachkundiger, unvoreingenommener und mit größter Sorgfalt zusammengestellter Leitfaden, der auch die jüngsten Forschungsergebnisse miteinbezieht.

Lebensqualität als ganzheitliches Konzept ist für jeden von uns von großer Bedeutung: Sie ist nicht nur eine notwendige, wenngleich für sich genommen nicht ausreichende Voraussetzung für das persönliche Wohlbefinden und die eigene Gesundheit, sondern auch immens wichtig bei Behandlungen, worauf in diesem Buch näher eingegangen wird. Sie schafft nämlich die Grundvoraussetzung, damit Betroffene sich auf die verschiedenen Therapien überhaupt erst einlassen können. Vorgestellt werden hier zum einen Methoden, um gesünder zu leben (Schlaf, ausgewogene Ernährung, Entgiftung, Bewegung), aber auch Maßnahmen, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen (Nährstoffe, Beckenbeweglichkeit, Umgang mit Schmerzen und Hormonhaushalt), und schließlich Techniken, um mit der Erkrankung besser leben zu lernen (Bewusstseinsarbeit, Auflösen von Traumata, Kenntnis des eigenen Körpers, des Krankheitsbilds und der Symptomatik).

In diesem Buch ist es zudem gelungen, die unterschiedlichen Heilmethoden der Schulmedizin und der Komplementärmedizin zur Behandlung von Endometriose aufeinander abzustimmen, indem es deren Vor- und Nachteile sowie die Möglichkeiten ihrer wechselseitigen Ergänzung ergründet. So lassen sich potenzielle Überschneidungen durch die gleichzeitige Inanspruchnahme mehrerer komplementärmedizinischer Therapien verringern. Ich habe in meiner beruflichen Praxis festgestellt, dass dieses Risiko tatsächlich besteht, wenn die Patientin verschiedene Therapeuten konsultiert, ohne diese darüber in Kenntnis zu setzen. Da weiß dann der eine nicht, was die andere tut. Daher ist dieses Buch so interessant: Es gibt den Leserinnen präzise und kompakte Ratschläge an die Hand, an denen sie sich orientieren können.

Mit diesem Buch erhalten Frauen die Selbstbestimmung über ihren Körper zurück, was bei einer schulmedizinischen Behandlung nur eingeschränkt der Fall ist. Es schafft einen Raum für Möglichkeiten, in dem Frauen die Therapien auswählen können, die zu ihnen passen, um auf den Körper und den Geist, auf die Symptome und den Krankheitsverlauf einzuwirken. Bei der Behandlung von Endometriose ist allein dieser Umstand der Selbstbestimmtheit an sich schon heilsam.

Ich kann Frauen daher nur raten, dieses Buch zu lesen und sich von ihm auf der Suche nach Ausgeglichenheit und dem „Schweigen der Organe“ inspirieren zu lassen. Endometriose ist zwar eine chronische Erkrankung, doch deshalb sind die Aussichten nicht zwangsläufig düster und hoffnungslos. Im Gegenteil, eine neue, andere Lebensweise ist möglich und muss vor dem inneren Auge Form annehmen und umgesetzt werden. Zugegeben, Ausgewogenheit ist relativ – ein dehnbarer Begriff. In meinen Augen steht sie vor allem für ein Gefühl von innerer Balance, von Bereitwilligkeit und Freiheit. Dies ist für Endometriose-Betroffene von unschätzbarem Wert.

Dr. Luce Bergeret, Allgemeinmedizinerin, Klassische Homöopathin und Phytotherapeutin

Vorwort von

Dr. Erick Petit

Als klassischer Schulmediziner und Spezialist für Endometriose habe ich dieses Buch mit großem Interesse gelesen, denn es bietet einen sehr umfassenden Überblick über alle Methoden der sogenannten Komplementär-, Parallel- oder Alternativmedizin, die von Endometriose betroffenen Frauen eine große Hilfe sein können.

Nach einem gut recherchierten Einführungskapitel über das Krankheitsbild der Endometriose und die Grundzüge ihrer Behandlung werden verschiedene Wege zur Schmerzlinderung genauestens erklärt und deren praktische Anwendung ausführlich beschrieben – von Ernährung über Naturheilverfahren bis hin zu Meditation oder Osteopathie. Diese Krankheit ist in der Tat dermaßen komplex und vielgestaltig und außerdem individuell so unterschiedlich stark ausgeprägt, dass der ganzheitliche Ansatz der Autorinnen überaus gerechtfertigt ist. Sie geben einen detaillierten Überblick über Techniken, anhand derer es den Betroffenen gelingen soll, sich eine neue, schmerzlindernde Lebensweise anzugewöhnen, worauf die Autorinnen großen Wert legen. Die Behandlung von Endometriose kann nicht nur auf eine Operation reduziert werden, was selbst heute noch allzu oft empfohlen wird, und auch nicht ausschließlich auf eine Hormonbehandlung. Die Hormontherapie – mit dem Ziel, die Menstruation zu unterbrechen und damit das Fortschreiten der Krankheit zu stoppen – bleibt meist der wesentliche Behandlungsansatz. Und in den schwersten Fällen (30 bis 40 Prozent) ist auch heute noch eine Operation zur kompletten Ausräumung der Endometrioseherde unumgänglich. Für eine optimale Schmerzbehandlung reicht dies jedoch bei Weitem nicht immer aus, wie unsere tägliche klinische Praxis im Rahmen eines multidisziplinären Ansatzes gezeigt hat. All diese schmerzlindernden Maßnahmen sollten daher sinnvoll eingesetzt und von ausgebildeten Schmerztherapeuten mit einem möglichst umfassenden paramedizinischen Team koordiniert werden. Idealerweise findet dies in einem Schmerzzentrum statt, das wiederum in ein Expertenzentrum und -netzwerk für Endometriose integriert ist. Dort könnten Patientinnen an einen neuen Lebensstil herangeführt und darin geschult werden, ohne den eine deutliche Verbesserung ihrer allgemeinen Lebensqualität nicht möglich wäre. So könnte es der einen oder anderen gelingen, komplett auf Medikamente und in leichten Fällen vielleicht sogar auf Hormonbehandlungen zu verzichten, wenn sich die Endometriose kaum oder gar nicht weiterentwickelt; Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie jährlich mit speziellen bildgebenden Verfahren überwacht werden.

In den meisten Fällen werden diese Ansätze jedoch per Definition komplementär bleiben, wobei sie für das maximale Wohlbefinden der Patientinnen nicht nur notwendig, sondern auch überaus hilfreich sind. Wir hoffen, dass dieses umfassende und kluge Buch mit seinen zahlreichen praktischen Tipps allen Frauen, die an dieser weit verbreiteten chronischen Erkrankung leiden, als Ratgeber dienen wird, denn Endometriose ist selbst im 21. Jahrhundert noch eine Herausforderung für die Medizin.

Dr. Erick Petit, Radiologe und Gründer des Endometriose-Zentrums der Krankenhausgruppe Paris Saint-Joseph sowie Vorsitzender des französischen Endometriose-Netzwerks RESENDO

Bitte beachten Sie:

Kein Buch kann einen Arztbesuch ersetzen, auch dieses nicht. Alle hierin enthaltenen Ratschläge und Empfehlungen sind unverbindlich und sollten mit Ihrem behandelnden Arzt und/oder Heilpraktiker besprochen werden.

Einleitung

Ein ausgeglichenes Leben ist möglich

Endometriose ist immer noch eine rätselhafte und tabuisierte Erkrankung, über die sehr wenig bekannt ist. Glücklicherweise finden immer mehr Frauen klare Worte, reden offen über ihre Beschwerden und heben so den Schleier des Mysteriösen, was auch der Öffentlichkeit nicht verborgen bleibt. Ihr tägliches Leiden wird nicht mehr auf die leichte Schulter genommen. In diesem Zusammenhang kann man die Grundlagenarbeit von Patientenvereinigungen und einigen engagierten Ärzten nur lobend anerkennen. Seit Jahrzehnten setzen sie sich gemeinsam dafür ein, dass dieses Krankheitsbild endlich an Bekanntheit gewinnt und nicht länger als eine Befindlichkeit von allzu empfindlichen Frauen angesehen wird. Denn die Zahlen sprechen für sich: Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen und viel weiter verbreitet, als man gemeinhin annehmen mag. Offiziellen Statistiken zufolge leiden 10 bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter an Endometriose, einige Studien sprechen sogar von 20 Prozent, d. h. fast jede fünfte Frau ist daran erkrankt! Ist man selbst nicht betroffen, hat man vielleicht eine Tochter, eine Schwester, eine Cousine, eine enge Freundin, eine Kollegin ... Endometriose betrifft uns also alle.

Die Tatsache, dass es abgesehen von einigen Erfahrungsberichten wie dem Bericht der französischen Schauspielerin Laëtitia Milot kaum Literatur für die breite Öffentlichkeit über diese Erkrankung gibt, hat uns dazu veranlasst, dieses Buch zu schreiben. Nur wenige Bücher enthalten praktische Ratschläge, wie man im Alltag besser mit Endometriose umgehen kann, wie man mit natürlichen und für jede erschwinglichen Mitteln die lähmenden Schmerzen lindern kann, wie man Atem-, Entspannungs- und Visualisierungstechniken erlernt, die es den Frauen ermöglichen, sich trotz der Erkrankung wieder wohl in ihrem Körper zu fühlen. Endometriose betrifft mehr als jedes andere Krankheitsbild die weibliche Intimsphäre, unsere Fortpflanzungsorgane und Sexualität und hat deshalb auch eine symbolische und psychosomatische Dimension, die nicht außer Acht gelassen werden darf. Wir haben dieses Buch mit dem Ziel verfasst, ganzheitliche und leicht anwendbare Behandlungsansätze zu bieten. Wir möchten vor allem, dass Sie, liebe Leserin, sich diese Ratschläge zu eigen machen, dass Sie hier Empfehlungen finden, die Ihnen zusagen, die Sie in Ihren Alltag übernehmen können und die Ihrer Gesundheit guttun. Wir bieten Ihnen genaue Behandlungsprotokolle für Naturheilkunde, Mikronährstoffe oder Pflanzenheilkunde, Reflexzonenmassage, Yoga oder Meditation. Uns ist bewusst, dass nicht jede Frau Zugang zu Therapeuten hat, die ihr helfen können, ihre Lebensweise zu verändern und ihre Gesundheit zu stärken. Daher hoffen wir, dass dieses Buch Ihnen dabei eine wertvolle Stütze sein wird. Denn trotz der Erkrankung ist ein gutes Leben möglich, und alle Ansätze, die wir Ihnen hier vorstellen, tragen dazu bei.

Kapitel 1

22 Fragen und Antworten zum besseren Verständnis von Endometriose

Selbst in der heutigen Zeit weiß man wenig über diese Erkrankung, über die immer noch zahlreiche Missverständnisse kursieren. Als tabuisierte Frauenkrankheit im Zusammenhang mit der Menstruation ist Endometriose immer noch von Mysterien, Geheimnissen, Unausgesprochenem und ungenauen oder falschen Vorstellungen umgeben. Es kommt sogar vor, dass medizinische Fachkräfte bestreiten, dass es Endometriose gibt. Unten finden Sie einfache Antworten auf Fragen und Unklarheiten zu Endometriose.

1. Was ist Endometriose?

Es handelt sich um eine gynäkologische Erkrankung, bei der Endometriumgewebe, also Gewebe, das die Gebärmutter normalerweise von innen auskleidet, sich außerhalb der Gebärmutterhöhle an abnormalen Stellen ansiedelt, etwa an Eierstöcken, Bauchfell, Darm oder Blase. Sie äußert sich in Form von starken Schmerzen während der Menstruation, starken Regelblutungen, Krämpfen im Becken, im Unterleib oder sogar im unteren Rücken. Diese Schmerzen können auch außerhalb der Menstruation auftreten und chronisch werden.

2. Ich leide unter Regelschmerzen – habe ich Endometriose?

Die Menstruation ist ein natürliches körperliches Phänomen, das bisweilen mit Beschwerden, einem Schweregefühl im Unterleib und leichter Abgeschlagenheit einhergehen kann. Manche Frauen haben Regelschmerzen, die noch erträglich sind und mit der Einnahme eines leichten Schmerzmittels vom Typ Paracetamol nachlassen. All dies ist völlig normal und hindert die Frau oder das Mädchen nicht daran, während ihrer Periode ein normales Leben zu führen, arbeiten zu gehen, Sport zu treiben, sich um ihre Kinder zu kümmern, einzukaufen, auszugehen und Spaß zu haben.

Nicht normal ist es, wenn eine Frau so starke Schmerzen hat und ihr Alltag deswegen so eingeschränkt ist, dass sie nicht die Schule besuchen oder arbeiten kann. Diese Frauen suchen jeden Monat die Schulkrankenstation oder die Notaufnahme auf. Sie müssen vor lauter Schmerzen erbrechen oder fallen in Ohnmacht. Sie haben das Gefühl, als würden sich Dolche in ihren Bauch bohren oder als müssten sie bei jeder Menstruation ein Kind gebären. Genauso wenig ist es normal, dass Ihre Schmerzen sich nicht mit Schmerzmitteln der Stufe I (Paracetamol und Ibuprofen) lindern lassen. Wenn der empfundene Schmerz auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 bei 7–8 liegt, ist dies ebenfalls nicht normal. Alle diese Anzeichen sind Alarmzeichen des Körpers. Dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen, da möglicherweise (sehr wahrscheinlich) Endometriose die Ursache dieser Schmerzen ist.

Diese Diagnose wird noch wahrscheinlicher, wenn weitere Symptome die Regelschmerzen begleiten: chronische Schmerzen im Becken (Unterleib), auch außerhalb der Menstruation, Verdauungsstörungen (abwechselnd Verstopfung und Durchfall), Blähungen, Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen, vor allem während der Menstruation, schmerzhafter Geschlechtsverkehr. Schließlich sollten Sie an Endometriose denken, wenn Sie Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden, insbesondere wenn eines der oben genannten Symptome vorliegt.

3. Welche Ursachen hat Endometriose?

Paradoxerweise weiß die Wissenschaft bis heute nicht genau, welche Ursachen dieser Erkrankung zugrunde liegen, obwohl sie seit dem alten Ägypten bekannt ist (die ersten Schilderungen von Endometriose stammen aus dem Jahr 1850 v. Chr.). Trotz erheblicher Fortschritte in der Medizin und der Forschung sind die pathophysiologischen Mechanismen, die zu ihrer Entstehung führen, noch immer nicht genau bekannt. Es wurden zu wenige Untersuchungen und Forschungen durchgeführt, um diese Mechanismen zu ermitteln. Selbst heute noch spricht man meistens von der Theorie der retrograden Menstruation, wie sie der amerikanische Gynäkologe John A. Sampson 1927, also vor über 90 Jahren, beschrieben hat. Normalerweise fließt während der Menstruation das Blut aus der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ab. Bei Frauen mit Endometriose, so die Theorie von Prof. Dr. Leyendecker (siehe Abbildung 1, S. 11), ist dies nicht der Fall, da sich die Gebärmutter zu stark, zu häufig und mit viel größeren Bewegungen als normal zusammenzieht. Diese übermäßigen Kontraktionen (Hyperperistaltik) gingen mit einer überdurchschnittlich hohen Östrogenausschüttung einher und hätten zwei Folgen:

•Ein massiver Rückfluss des Menstruationsblutes durch die Eileiter, wodurch sich Endometriumzellen außerhalb der Gebärmutter ansiedelten: auf den Eileitern oder Eierstöcken (in Form von Zysten), aber auch außerhalb der Fortpflanzungsorgane, insbesondere am Bauchfell (der Membran, welche die Bauchhöhle auskleidet), an der Blase, dem Rektum, dem Dickdarm und dem Dünndarm. Sie könnten sich auch an den Narben eines Kaiser- oder Dammschnitts einnisten oder entlang des Ligamentum sacrouterinum (das zum Bandapparat der Gebärmutter gehört und deren Lage nach hinten zum Kreuzbein stabilisiert); dieses Band befindet sich direkt über dem Boden der Vagina, was Schmerzen beim Geschlechtsverkehr erklären würde. Endometriumzellen könnten ebenso den Ischiasnerv einklemmen, was zu Ischiasschmerzen während der Menstruation führen würde.

•Die Bildung von kleinsten Rissen in der Gebärmutterwand. Die Endometriumzellen wanderten dann durch diese kleinen Risse und würden mit dem Muskel selbst verwachsen (in diesem Fall spricht man von Adenomyose oder Endometriose der Gebärmutter).

Abbildung 1: Eine der plausiblen Ursachen für Endometriose ist der Rückfluss von Menstruationsblut durch die Eileiter aufgrund von übermäßigen Kontraktionen der Gebärmutter.

Diese Beschreibung mag vielversprechend klingen, sie ist und bleibt jedoch nur eine Hypothese. Erwiesenermaßen haben etwa 90 Prozent der Frauen mit durchlässigen Eileitern eine retrograde Menstruation, bei der endometriale Fragmente in die Eileiter oder die Eierstöcke gelangen, anstatt mit der vaginalen Blutung abzufließen. Allerdings leiden nur 10 bis 15 Prozent der Frauen an Endometriose. Ihre Entstehung scheint also komplexer zu sein und es sind wahrscheinlich noch andere Phänomene an ihr beteiligt. Man spricht insbesondere von der Möglichkeit einer Verschleppung von gebärmutterschleimhautähnlichem Gewebe über Lymph- und Blutgefäße oder eine mögliche Umwandlung von Zellen anderer Organe und Gewebe (z. B. des Bauchfells) in Endometriumzellen. Es handelt sich hierbei um die gleiche Hypothese wie bei Krebs: Eines Tages entartet eine Zelle, ohne dass man weiß, warum. Eine Fehlregulation des Immunsystems könnte die Ursache sein. In der Forschung werden auch chemische Schadstoffe, die als endokrine Disruptoren wirken (sie stören die Funktion des Hormonsystems), als potenzielle Mitverursacher von Endometriose erachtet. Aber es gibt auch eine genetische Komponente. Kurzum: Wissenschaftliche Forschung ist mehr als notwendig, um all diese Rätsel zu lösen und die genauen Ursachen dieser Erkrankung zu ermitteln.

Denn ohne die genaue Ursache lässt sich keine Therapie vorschlagen, mit der die Erkrankung endgültig geheilt werden kann.

Doch eines ist sicher: Das gebärmutterschleimhautähnliche Gewebe vermehrt sich unkontrolliert, aber die Erkrankung ist trotz der Schmerzen, die sie verursacht, gutartig. Aus diesem Grund wird Endometriose manchmal auch als „Krebs ohne Krebszellen“ bezeichnet.

MENSTRUATION, GEBÄRMUTTER, HORMONE ... WIE HÄNGT DAS ZUSAMMEN?

Während der ersten Hälfte des Zyklus verändert sich die Gebärmutterschleimhaut (das Gewebe, das die Innenseite der Gebärmutter auskleidet): Sie wird dicker und zunehmend stärker durchblutet. Dieser Prozess wird durch die Östrogenausschüttung der Eierstöcke beeinflusst. Nach dem Eisprung bereitet das vom Gelbkörper produzierte Hormon Progesteron die Gebärmutterschleimhaut auf die mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vor, indem es deren weiteres Wachstum einschränkt. Wenn es nicht zu einer Befruchtung gekommen ist, sinken die Östrogen- und Progesteronspiegel abrupt ab. Die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut löst sich, die kleinen Blutgefäße in ihr öffnen sich und bluten, wodurch die Menstruation einsetzt. Die Gebärmutter, ein hohles und sehr kräftiges Muskelorgan, zieht sich wiederholt zusammen, was die Abstoßung der obersten Schichten der Gebärmutterschleimhaut fördert. Diese Kontraktionen erklären die Schmerzen, die viele Frauen empfinden. Bei Frauen, die an Endometriose leiden, sind die Schmerzen jedoch um das Zehnfache oder gar Hundertfache stärker.

4. Besteht die Erkrankung nur in den Fortpflanzungs- organen?

Endometriose entwickelt sich bevorzugt an den weiblichen Fortpflanzungsorganen – an der Gebärmutter, den Eileitern und Eierstöcken. Die Endometriumzellen können sich aber auch durch den gesamten Bauchraum bewegen und sich am Bauchfell, an der Blase oder an den verschiedenen Abschnitten des Verdauungstraktes (Mastdarm, Rektum, Dickdarm, Dünndarm) einnisten. Bei einem Drittel der Patientinnen ist der Verdauungstrakt betroffen. Bisweilen wandert dieses gebärmutterschleimhautähnliche Gewebe bis zum Zwerchfell hinauf, was zu einem sehr spezifischen Symptom mit Schmerzen in der rechten Schulter während der Menstruation führt. In seltenen Fällen können sie auch in den Brustkorb und in die Lungen gelangen. Die Einteilung der Endometriose in Stadien erfolgt in Abhängigkeit von ihrer Ausbreitung: Je mehr Endometrioseherde es gibt und je tiefer sie liegen, desto schwerer die Erkrankung.

Abbildung 2: Die verschiedenen Bereiche, die von Endometriose betroffen sein können

5. Warum ist Endometriose so schmerzhaft?

Mehrere Faktoren können zu Schmerzen bei Endometriose beitragen. Das abnormale Endometriumgewebe außerhalb der Gebärmutter kann entzündliche Reaktionen im Körper auslösen, die möglicherweise mit Nervenreizungen einhergehen.

Die Erkrankung entsteht durch die Wanderung von Fragmenten der Gebärmutterschleimhaut, die sich außerhalb der Gebärmutter ansiedeln. Diese Endometriumzellen verhalten sich weiterhin so, als ob sie sich in der Gebärmutterhöhle befänden. In jedem Menstruationszyklus verdicken sie sich, bluten in den Bauch und werden abgestoßen, denn sie stehen weiterhin unter dem Einfluss der von den Eierstöcken ausgeschütteten Hormone. Doch an ihrem neuen Standort können sie den Körper nicht verlassen und so reizen diese Blutungen außerhalb der Gebärmutter die betroffenen Organe, was zu Entzündungen und verstärkten Regelschmerzen führt. Im Laufe der Zeit begünstigen diese Blutungen die Bildung von Verklebungen, Knoten und Verwachsungen zwischen den Organen, welche wiederum chronische Schmerzen verursachen. Schlimmstenfalls können Endometriumzellen auch in Nerven (z. B. den Ischiasnerv) eindringen und neuropathische Schmerzen auslösen.

Ohne entsprechende Behandlung werden diese Schmerzen mit der Zeit immer stärker. Sie können von zyklischen zu chronischen Schmerzen, von entzündungsbedingten zu Nervenschmerzen oder zu einer Kombination aus beidem werden. Hinzu kommt eine fortschreitende Störung der für die Schmerzkontrolle zuständigen Schaltkreise im Gehirn. Anstatt uns zu schützen, ist das Gehirn überfordert und beginnt, die Schmerzempfindung zu verstärken (siehe Interview mit Dr. Bouhassira, S. 175).

6. Verstärkt sich die Erkrankung im Laufe der Zeit?

Auch hier gibt Endometriose Rätsel auf, denn sie kann sich verschlimmern oder auch nicht. Das Problem besteht darin, dass Fachleute bis heute nicht in der Lage sind, zu bestimmen, bei welchen Frauen sich die Endometriose-herde weiterentwickeln und bei welchen die Symptome stabil bleiben. Manche Frauen können bereits in der Pubertät unter einer schweren und schnell fortschreitenden Form leiden, während andere Frauen nur kleine Herde haben, die nicht weiter wachsen und sich nicht ausbreiten. In den meisten Fällen wird eine Hormonbehandlung durchgeführt, um die Menstruation zu unterdrücken. Es ist bekannt, dass bei jeder Menstruation Endometriumzellen in Bereiche außerhalb der Gebärmutter gelangen und die Erkrankung weiter vorantreiben.

7. Ist Endometriose in Stadium 4 „schlimmer“ als Endometriose in Stadium 1?

Die US-amerikanische Organisation American Society for Reproductive Medicine (ASRM), früher American Fertility Society (ASF), hat Endometriose in

verschiedene Stadien unterteilt. Diese Klassifizierung basiert auf der Anzahl der Endometrioseherde in den verschiedenen Bereichen und hängt davon ab, ob Zysten an den Eierstöcken bestehen oder Verwachsungen zwischen den Organen vorhanden sind. Nach dieser Einteilung spricht man von Endometriose im Stadium 1, 2, 3 oder 4. Tatsächlich wird diese Einteilung von der Fachwelt zunehmend aufgegeben, da diese nichts über die Stärke der Schmerzen oder die Fortpflanzungsfähigkeit einer Frau aussagt (im Gegensatz zur Meinung vieler Patientinnen, die allzu oft in Panik geraten, wenn ihnen die Diagnose Endometriose im moderaten bis schweren Stadium mitgeteilt wird). Außerdem setzt diese Klassifizierung die Durchführung einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) voraus, obwohl derartige Untersuchungen heutzutage nicht mehr notwendig sind. Die zuverlässigste diagnostische Untersuchung ist heute der endovaginale Ultraschall (oder die Kernspintomografie bei Frauen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatten).

8. Welche Erkrankungen können mit Endometriose einhergehen?

In der Tat ist es nicht ungewöhnlich, dass zum klassischen Bild der Endometriose andere Krankheitsbilder hinzukommen. Am häufigsten handelt es sich dabei um:

• das Reizdarmsyndrom,

• das chronische Erschöpfungssyndrom,

• periphere Muskel- und Skelettschmerzen, u. a. in den Gelenken,

• Fibromyalgie,

• Stimmungsschwankungen oder Depressionen im Zusammenhang mit chronischen Schmerzen und der dadurch verursachten Beeinträchtigung,

• Autoimmunerkrankungen (z. B. Schilddrüsenunterfunktion, Morbus Crohn, Multiple Sklerose, chronische entzündlich-rheumatische Erkrankungen), die auf eine Störung des Immunsystems hinweisen.

9. Bedeuten starke Schmerzen automatisch ein weit fortgeschrittenes Stadium?

Hierin liegt wieder eines der Paradoxa dieser Erkrankung. Die Schmerzen stehen nicht unbedingt im Verhältnis zum Schweregrad der Endometriose. Im Klartext heißt das: Nur weil man starke Schmerzen hat, muss die Erkrankung nicht zwangsläufig weit fortgeschritten sein. Bisweilen können oberflächliche Endometrioseherde je nach ihrer Lage starke Schmerzen verursachen. Umgekehrt sind bestimmte tiefere Endometrioseherde eher asymptomatisch und können lange Zeit oder gar ein Leben lang unbemerkt bleiben. Manchmal werden sie bei einer Untersuchung im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung aufgrund von Unfruchtbarkeit entdeckt. In einigen Fällen werden sie nie erkannt, weil die Frau keine Schmerzen oder Fruchtbarkeitsprobleme hat. Endometriose ist so verschieden wie die Frauen selbst. Genau deshalb ist diese Erkrankung so verwirrend und nebulös.

10. Kann Endometriose eine Schwangerschaft verhindern?

Viele Frauen mit Endometriose müssen sich auch heute noch von schlecht informierten Ärzten im Brustton der Überzeugung sagen lassen: „Sie haben Endometriose, also können Sie nicht schwanger werden.“ Eine völlig unangebrachte Verallgemeinerung. Wenn man den Zahlen Glauben schenkt, leiden 30 bis 40 Prozent der Frauen mit Endometriose an Unfruchtbarkeit. Das ist noch nicht einmal die Mehrheit! Demnach geht Endometriose nicht zwangsläufig mit Unfruchtbarkeit einher, und die meisten betroffenen Frauen können ihren Kinderwunsch auf völlig natürliche Weise verwirklichen. Bei anderen kann eine Operation zum Entfernen der Knoten und Lösen der Verwachsungen und/oder eine Kinderwunschbehandlung erforderlich sein. Der zweigleisige Ansatz führt in 50 bis 70 Prozent der Fälle zu einer Schwangerschaft.

OPERATIONEN SIND NICHT GANZ UNPROBLEMATISCH

Eine Operation kann helfen, schwanger zu werden, wenn dabei Verwachsungen, die sich zwischen den Organen gebildet haben (z. B. zwischen Gebärmutter und Mastdarm oder zwischen Eileitern und Gebärmutter) gelöst, und alle Endometrioseherde ausgeräumt werden. So wird die chronisch entzündliche Masse verringert. Durch eine Operation ist man in der Lage, auch entzündete oder durch äußere Kompression nicht mehr durchgängige Eileiter zu öffnen oder zu entfernen, wenn sie geschwollen sind und sich in ihnen Flüssigkeit angesammelt hat (Hydrosalpinx), sodass sie eine In-vitro-Fertilisation verhindern. Größte Vorsicht geboten ist dagegen bei der Entfernung von Endometriosezysten am Eierstock (Endometriome, auch Schokoladenzysten genannt). Denn es besteht die Gefahr, dass ein kleiner Teil des gesunden Eierstocks dabei verletzt wird, wodurch die ovarielle Reserve (der Vorrat an befruchtungsfähigen Eizellen im Eierstock) verringert würde. Daher ist es wichtig, dass diese Art von Zysten so selten wie möglich operiert wird und dass bei einer komplexen und mehrere Organe betreffenden Erkrankung auf jeden Fall ein oder mehrere Chirurgen (Gynäkologe, Internist und Urologe) hinzugezogen werden.

11. Ich habe Endometriose, ist meine Tochter auch davon betroffen?

Es gibt in der Tat eine genetische Komponente bei der Entwicklung von Endometriose. Studien mit Endometriose-Betroffenen haben gezeigt, dass das relative Risiko, daran zu erkranken, bei Verwandten ersten Grades (Schwestern und Töchter) fünfmal so hoch ist. Obwohl die genetische Komponente nicht zu vernachlässigen ist, liegt sie nicht bei 100 Prozent. Umwelteinflüsse, insbesondere die Exposition gegenüber endokrinen Disruptoren oder anderen Giftstoffen im Mutterleib, werden zunehmend als auslösende Faktoren von Endometriose in Betracht gezogen.

12. Kann die Erkrankung sich bereits in der Pubertät entwickeln?

Es ist durchaus möglich, dass Endometriose sich bereits ab der ersten Regelblutung entwickelt. Man sollte zwar die Menstruationsschmerzen eines jungen Mädchens nicht unterschätzen, aber auch nicht gleich in Panik geraten. Denn in der Pubertät kommt es häufig zu hormonellen Schwankungen. Das Einsetzen der Zyklen kann Schmerzen verursachen, die mit der Zeit nachlassen. Wenn herkömmliche Schmerzmittel (Paracetamol und Ibuprofen) jedoch nicht gegen die Schmerzen helfen, sollten Sie Endometriose in Betracht ziehen und einen qualifizierten Spezialisten aufsuchen. Schieben Sie den Arztbesuch und eine eventuelle Diagnose nicht auf die lange Bank. „Je länger sich Schmerzen manifestieren, desto schwerer lassen sie sich behandeln. Ihr Körper hat ein Schmerzgedächtnis und je öfter die Schmerzen auftreten, desto mehr bleiben sie im Gedächtnis haften“, so Prof. Michel Canis vom Universitätsklinikum in Clermont-Ferrand.1 Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser.

13. Hört die Erkrankung mit der Menopause auf?

In der Menopause versiegt die Östrogenausschüttung und die Menstruation bleibt aus. Damit verschwinden die beiden Faktoren, welche die Entwicklung der Erkrankung begünstigen. Infolgedessen sind die Endometriose-Herde nicht mehr aktiv und die Schmerzen lassen deutlich nach. Manchmal bleiben jedoch alte Läsionen, Verwachsungen, Nervenschädigungen oder Spasmen des Dickdarms, die bei manchen Frauen immer noch Schmerzen verursachen können.

14. Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Theoretisch ganz einfach! Nach den neuesten Empfehlungen der französischen Behörde für Gesundheitsfragen HAS (Haute Autorité de Santé