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Obwohl "Engel kennen keine Grenzen" eine erfundene Geschichte ist, könnten die dort beschriebenen Ereignisse so stattgefunden haben. Es ist die Geschichte um das Liebespaar Igor und Tonya, um medizinische Hilfslieferungen ins Ausland einereits und Ausplünderungen eines "schwächelnden" Staates andererseits und um die Entdeckung, dass die berufliche Integrierung von Menschen mit Handicaps und Gewinn-Orientierung der Firmen nichts Gegensätzliches bedeuten müssen. Schon während der Entstehung der Geschichte im Blog auf Blumenfee3.de hat sich Beverly Hills eingeklinkt und interessiert bis zum Ende mitgelesen.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Im frühen 18. Jahrhundert siedelte die russische Regierung Tausende Familien aus Deutschland in der im Krieg erbeuteten Schwarzmeerregion rund um Odessa an.Voller Elan und Zuversicht brachen die Menschen nach Osten auf. Jeder Siedlungsfamilie war ein Stück Land versprochen worden, das sie urbar machen konnten. Doch als sie in ihrer neuen Heimat ankamen, fanden sie nur öde Steppe vor.
Im ersten Jahr litten sie furchtbar unter Lebensmittelknappheit und eisiger Kälte, die sie so nicht gewohnt waren. Viele von ihnen starben. Die Überlebenden rückten näher zusammen und organisierten ihr Zusammenleben nach Vorbild ihres Stammlandes. Sie bauten Kirchen und Schulen und ernährten sich von dem, was die Erde an Feldfrüchten und Obst hervorbrachte. Die deutsche Gemeinschaft wuchs und gedieh und schon bald waren sie der russischen Bevölkerung gleichgesetzt.
Als die Regierung für die Männer einen 6-jährigen Wehrdienst einführte, setzten sich Tausende in die USA ab und suchten dort ihr Glück. Pech für jene, die kein Geld für die Überfahrt nach Amerika hatten, denn da die deutsch-russischen Beziehungen sich verschlechterten, sahen sich die Zurückgebliebenen so mancher Schikane ausgesetzt, weil man in ihnen den Feind sah. Man schloss ihre Kirchen und erschoss ihre Pfarrer. Auch die deutsche Sprache wurde an den Schulen verboten. Diejenigen, die sich wehrten, wurden in Arbeitslager gesteckt. Um zu überleben, blieb nichts anderes übrig als sich anzupassen. Schließlich erkannte man die deutsche Herkunft nur noch an ihren Familiennamen.
Nach Ende des 2. Weltkrieges und mit Errichtung des "Eisernen Vorhangs" war die letzte Hoffnung auf Ausreise für viele Jahre dahin. Die deutsche Regierung bemühte sich zwar um die Rückführung der Ausreisewilligen, hatte aber nur wenig Erfolg. So vergingen die 50er, 60er, 70er und 80er Jahre. Dann endlich fiel der eiserne Vorhang und die UdSSR gehörte der Vergangenheit an. Die Ukraine, in der die Schwarzmeerdeutschen lebten, rief ihre Unabhängigkeit aus. Die Grenzen zum Westen waren gefallen und fast alle derjenigen, die deutscher Herkunft waren, reisten aus.
Als Filmbeginn würde ich eine schwarz-weiße Kamera-Einstellung wählen.
Szene 1,1: die Besiedlung neu erworbener russischer Gebiete durch deutsche Bauern.
Szene1,2: das harte Leben der Neubürger; der Hunger und die Kälte der ersten Jahre.
Szene 1,3: blühende Landschaften um Odessa.
Szene1,4: die Einführung des 6-jährigen Wehrdienstes und die Massenflucht nach Amerika.
Szene 1.5: die Anfeindungen und Schikanen der russischen Regierung. (Schliessung der Kirchen, Erschiessung der Pfarrer, Verbot der deutschen Sprache an Schulen, Arbeitslager)
Szene 1,6: Bemühungen der deutschen Regierung um Rückführung der deutschen Bevölkerung aus der UdSSR nach Deutschland. Deutsche Entwicklung in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren.
Szene 1,7: Zerfall der UdSSR, Grenzöffnung, Ausreisestrom nach Westen.
Weiter geht´s in Farbe.
Zu jenen, die Anfang der Neunziger Jahre mit dem Zug und Unmengen an Gepäck in Berlin ankamen, gehörte die Familie Bauer. Peter und Margareta Bauer waren beide Anfang 30. Ihre beiden Kinder, Igor und Julija, die in Odessa die Schule besucht hatten, waren 10 und 8 Jahre alt. Die Bauers waren einfache Leute, die beide in der Lebensmittelbranche tätig gewesen waren; er als Maschinenführer in einer Getränkefabrik und sie als Verkäuferin von Backwaren. "Gegessen wird überall" , dachten sie sich, als sie den Entschluss fassten, auszureisen. Die Menschen in der Ukraine waren arm; genau wie sie selber. Im reichen Deutschland würde das Leben besser sein. Daran glaubten sie felsenfest.
Nachdem sie in Berlin von den Behörden in Empfang genommen, begrüßt, registriert und mit neuen Papieren ausgestattet worden waren, wurden die Neuankömmlinge gleichmäßig auf die verschiedenen Bundesländer verteilt. Für die Familie Bauer sollte in Rheinland-Pfalz eine neue Bleibe gefunden werden. Die fand man nach einiger Suche in Linz am Rhein.
Linz war ein beschauliches, kleines Städtchen am Fuße des Westerwaldes gelegen und die kleine Schwester von Linz in Österreich, mit dem man in enger Partnerschaft verbunden war. Aber nicht nur das! Als frohsinnige Rheinländer waren die Linzer mit der ganzen Welt vernetzt, gastfreundlich und offen. Die Familie Bauer aus der Ukraine wurde bei ihrer Ankunft von einem Mitarbeiter des Rathauses durch die Stadt geführt; angefangen vom Rheintor, wo man ihnen zeigte, wie hoch der Wasserstand-Pegel des Rheins in den vergangenen Jahren schon gestanden hatte. Sie sahen die meterhohen Markierungen am Rheintor und blickten sich um, um die Entfernung zum Rhein abzuschätzen, der hinter ihnen vorbeifloss. Es mussten etwa 100 Meter sein, schätzten sie.
Am Burgplatz befand sich linker Hand vom Strünzerbrunnen die mittelalterliche Zoll-Burg der Erzbischöfe von Köln. Jetzt wurden dort allerdings in einem speziellen Verfahren Glaswaren hergestellt, die bei Sammlern begehrt waren und teuer verkauft wurden. Im Keller der Burg konnte man die mittelalterliche Folterkammer besichtigen, was die Bauers denn auch taten.
Die Rheinstraße hoch spaziert, mit den kleinen Geschäften und Lokalen links und rechts, kamen sie direkt auf den historischen Marktplatz, vor dessen malerischer Kulisse des Rathauses sich das meiste öffentliche Leben abspielte. Tanzdarbietungen der Karnevalsgesellschaften im Winter, Tanz in den Mai, Tanz beim Winzerfest im September und schließlich der Weihnachtsmarkt im Dezember.
Weiter ging´s die Mittelstraße entlang, die erst in den 70er Jahren zur Fussgängerzone umgestaltet wurde. Vorher fuhren auf der engen Straße Autos in beide Richtungen, sodass die Fußgänger höllisch aufpassen mussten, um ihre Einkäufe heil nach Hause zu bringen.