Enno, was machst du? - Iwona Swietlik - E-Book

Enno, was machst du? E-Book

Iwona Swietlik

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Beschreibung

Henny will einen Hund. Auf der Alp bei seinem Onkel Franz wird sein Traum wahr. Wäre nur Enno, der Welpe, ein echter Freund - und nicht nur ein Hund! Enno lebt aber ganz nach Hundemanier und verursacht eine Menge Trubel. Zum Glück ist Max da, Hennys neuer Freund. Und Onkel Franz, der Hundeforscher. Und die ganze Hundefamilie. Mit ihrer Hilfe finden Henny und Enno zueinander - und erleben einen Sommer voller Überraschungen.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 75

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Enno! Was machst du?

Iwona Swietlik, als Germanistin in Fribourg ausgebildet, arbeitet seit 25 Jahren als Journalistin, Autorin und Herausgeberin in der Schweiz.

Von Iwona Swietlik sind erschienen:

«London. Entdeckungsreisen für Kinder und Erwachsene», 2010

«Zentralschweiz. Entdeckungen für Kinder und Erwachsenen», 2011

«Verwandlungen. Wenn Mami und Papi komisch werden», 2013

«KleinFink. Oli wird Lokführer», 2019

Inhalt

Henny

Sommerferien

Onkel Franz

Noch etwas über Onkel Franz

Enno

Enno und ich

Der Radfahrer

Die Demo

Rudelführer

Hundesprache

Die Nase

Die Rosen

Max

Der Brief

HENNY

Ich heisse Henny. Das sage ich gleich zu Beginn, damit du weisst, dass ich es bin, der diese Geschichte erzählt. Ich erzähle sie übrigens, weil es meine Hausaufgabe ist – also nicht freiwillig. Ich habe sie als Strafe bekommen. Dabei habe ich nichts getan! Meine Klassenlehrerin wollte mich nicht in meine etwas längeren Sommerferien ohne eine zusätzliche Hausaufgabe verreisen lassen. So unfair! Aber der Reihe nach.

Ich bin ein Junge, das merkt man schon am Namen, aber da es inzwischen viele sonderbare Namen gibt, auch unter meinen Freunden, ist es vielleicht besser, gleich zu sagen, dass ich ein Junge und kein Mädchen bin. Mein bester Freund heisst zum Beispiel Nicola, und das könnte wirklich auch ein Mädchenname sein. Mein Vater glaubte sehr lange, dass Nicola ein Mädchen ist. Nicola findet wiederum, dass Henny ein Mädchenname sein könnte. Ist es aber nicht.

So, jetzt weisst du, wer ich bin und wer Nicola, mein bester Freund, ist. Mit Nicola gehe ich jeden Morgen, Punkt Viertel vor acht, in die Schule, die bei uns um acht Uhr anfängt, und mit Nicola zusammen gehe ich nach der Schule wieder zurück nach Hause, was sehr viel länger dauert als am Morgen. Nicolas Mama fragt sich jeden Tag, wie es sein kann, dass ein und derselbe Weg so unterschiedlich lang sein kann, je nachdem ob man ihn am Morgen oder am Nachmittag geht. Das weiss ich auch nicht. Ich finde, es ist nicht ein und derselbe Weg. Denn am Morgen nehmen wir immer die kleine Brücke über dem Bach hinter meinem Haus und am Nachmittag eben nicht. Da nehmen wir den direkten Weg, durch den Bach. Mal rutscht Nicola von einem Stein ins Wasser aus, mal ich. Nicola aber rutscht häufiger aus. Der direkte Weg nach Hause ist also anders und dauert länger. Ich verstehe nicht, wenn Nicolas Mama manchmal sagt: «Wieso könnt ihr nicht denselben direkten Weg in beide Richtungen nehmen?» Meine Mama würde sich sicherlich nicht wünschen, dass ich schon am Morgen nass in die Schule komme. Aber Nicolas Mama ist cool.

Bei Nicola verbringe ich oft meine Nachmittage und bleibe bei ihm gerne zum Abendessen, weil seine Mama leckere Sachen kocht und gar nicht gesund. Manchmal bin ich nachmittags zu Hause, wenn Hanna, unsere Haushälterin, da ist. Ich würde zwar lieber alle Nachmittage bei Nicola verbringen, aber ich bin höflich und leiste Hanna Gesellschaft. Hanna ist eine sehr interessante Erwachsene. Sie will immer spielen. Kaum bin ich zurück aus der Schule, da fragt sie mich schon, «Henny, hast du Lust auf ein Brettspiel? Auf Uno? Auf Badminton?» Manchmal spiele ich mit ihr. Hausarbeit muss sehr langweilig sein, dass Hanna nach der Arbeit so viel spielen muss.

Mit Nicola sind die Nachmittage natürlich spannender, denn wir spielen nicht – ausser Fussball, Landhockey und Tischtennis. Meistens aber erfinden wir. Denn Nicola und ich sind Forscher und Erfinder. Letzte Woche zum Beispiel haben wir ein neues Bremssystem für unsere Seifenkiste erfunden, mit der wir den schmalen Weg am Waldrand entlangfahren: aus meinem Fixleintuch. Wir haben in das Leintuch Löcher hineingeschnitten, das Ganze mit einer Schnur an der Seifenkiste befestigt und die Seifenkiste den Hang hinuntergeschickt. Ei, war das ein Anblick! Das Fixleintuch hat sich wunderbar aufgebläht, wie ein Ballon.

Hanna hat so gelacht, dass sie vergass, sich über das kaputte Leintuch zu ärgern. Sie hat uns sogar geholfen, die Schnüre etwas zu straffen, damit sich das Bettlaken schneller aufbläht und nicht erst, nachdem es über den halben Weg geschleift worden ist. Dann sind wir in die Kiste gesprungen und den Hang hinuntergedonnert.

Als Bremse hat das Fixleintuch trotzdem versagt. Am Schluss mussten wir aus der Kiste hinausspringen, um nicht in den Büschen zu landen.

So, jetzt weisst du alles über mich.

SOMMERFERIEN

Das Schlimme an diesem Wochenende war, dass es so gut angefangen hatte. Das ist besonders gemein. Denn du wachst auf, spielst noch im Bett ein Game, denkst dir nichts Besonderes, und wenn du findest, dass es Zeit fürs Frühstück sei, dann stehst du auf, klopfst an die Schlafzimmertür der Eltern, fragst: «Wann gibt es Frühstück?», hörst, wie deine Eltern etwas murmeln, und du weisst: Es ist alles wie immer und in bester Ordnung. Deine Mama oder dein Papa kommt zerzaust und verschlafen in die Küche, schaltet zuerst die Kaffeemaschine ein, dann das Radio, räumt die Spülmaschine aus, öffnet die Kühlschranktür und …

Das ist der schönste Moment am Wochenende: Während dein Papa die Kühlschranktüre öffnet, erinnert er sich daran, dass es Wochenende ist. Dann dreht er sich um und fragt: «Hast du Lust auf ein Rührei?» – das fragt Papa. Mama fragt eher: «Soll ich dir einen Pancake machen?» Von Montag bis Freitag gibt es keine Auswahl, denn dann esse ich zum Frühstück Müesli. Rührei mit Speck oder Pancakes gibt es nur am Wochenende. Und ja, ich will immer ein Rührei oder einen Pancake oder gar zwei.

So fing auch dieses Wochenende mit dem schönsten Frühstück der Woche an, was besonders gemein ist, weil du nicht ahnst, was für ein schlimmes Wochenende dir bevorsteht.

Okay, es gab einige winzige Abweichungen. Aber ich habe sie nicht beachtet.

So war es etwas ungewöhnlich, dass Mama und Papa das ganze Wochenende über da waren. Alle beide. Keiner wurde weder ins Spital noch ins Labor gerufen, was bei uns häufig passiert, denn meine Mama ist eine wichtige Forscherin und arbeitet im Labor, und mein Papa ist ein wichtiger Arzt und rettet Menschenleben. Deswegen werden sie häufig gerufen, auch am Wochenende. Oder an Weihnachten. Oder sogar an meinem Geburtstag, was ihnen dann aber sehr leid tut, so sehr, dass wir den Geburtstag einige Tage später noch einmal feiern. Im Durchschnitt feiern wir meinen Geburtstag zwei- bis dreimal pro Jahr!

Aber an diesem Wochenende hat niemand angerufen, und beide, Mama und Papa, waren besonders guter Laune. Mit Papa und Nicola gingen wir Fussball spielen, und Papa ist nicht ärgerlich geworden, als wir ihn austricksten. Er wollte auch nicht schon nach einer halben Stunde aufgeben, gerade dann, als es anfing, Spass zu machen. Nein, wir waren den ganzen Nachmittag auf dem Kleinfeld, wie wir unseren Fussballplatz nennen, und Papa war richtig rot angelaufen und schwitzte so sehr, dass sein T-Shirt vollständig nass war. Danach kaufte er uns eine Limonade und sich ein Bier.

Dann sassen wir im Gras und alberten herum. Es war so richtig, richtig toll!

Als wir nach Hause kamen, nahm Mama gerade einen Schokoladekuchen aus dem Backofen heraus. Ich wusste gar nicht, dass Mama so etwas kann, ich meine, einen Schokoladekuchen backen. Er war so lecker, dass ich, Nicola und Papa den ganzen Kuchen noch am selben Tag aufassen. Am Abend kochte Papa, und dann schauten wir zusammen einen Film. Das war der Samstag, und allein schon so ein Samstag hätte mich misstrauisch machen sollen.

Und dann kam der Sonntag. Er fing wieder mit diesem Festprogramm an: heisse Schokolade und Pancakes zum Frühstück, Fahrradausflug mit Mama und Papa, Mittagessen am See, Eis mit Schokoladesauce … Keiner fragte mich, ob ich Hausaufgaben für den Montag hatte (klar hatte ich welche) oder ob ich für einen Test lernen musste (klar musste ich). Aber da mich keiner fragte, sagte ich nichts. Und machte auch keine Hausaufgaben.

Später hatte ich keine Lust darauf.

Denn am Nachmittag, als wir zu Hause auf der Terrasse den selbst gemachten Eistee tranken, schauten sich Mama und Papa komisch an. Dann sagte Mama: «Henny, Spatz, hör mal zu.»

Da wusste ich, dass etwas faul war.

«Henny, Spatz, hör mal zu» ist der übliche Einstieg in etwas, was nie gut ausgeht. Meist folgt «ich muss leider dringend zur Arbeit» oder «es macht dir sicher nichts aus, wenn du die nächste Woche allein mit Hanna da bist».

Ich wartete.

«Henny, Spatz, hör mal zu», sagte Mama also. «Es ist eine neue Situation entstanden, über die wir sprechen möchten.»

«Neue Situation» war ganz neu und klang schrecklich.

Mama und Papa schauten sich an.

«Es ist nichts Schlimmes», sagte Papa, «aber vorübergehend wird es anders.»

«Was wird anders?», fragte ich.

«Weisst du», sagte Papa, «Mama ist eine aussergewöhnlich gute Forscherin. Sozusagen eine der besten. Deswegen ist sie ausgezeichnet worden. Und als Belohnung fährt sie für ein paar Monate in ein weltberühmtes Forschungslabor, in die USA.»

«Cool», sagte ich.

Mama und Papa schauten sich wieder an.

«Das ist eine einmalige Chance», Mama strich mir über den Kopf.

«Wofür hast du diese Auszeichnung bekommen?», fragte ich.