Entfesselt - Lisa Renee Jones - E-Book

Entfesselt E-Book

Lisa Renee Jones

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Beschreibung

Ein Geheimnis - Tausend Gefahren.

Eine Liebe - Tausend Gefühle.

Amy's Secret.

Vor Jahren verlor Amy alles: ihre Eltern, ihren Bruder, ihr Zuhause und ihre Zukunft.

Aber was geschah damals wirklich?

Was ist, wenn nichts ist, wie es scheint und Chad gar nicht gestorben ist? Wenn er sich einst schwor, dass es besser sei, seinen Tod zu inszenieren, als seine Schwester in Gefahr zu bringen?

Eine Gefahr, die aber nun unaufhaltsam näherkommt und Chad zu einer Entscheidung zwingt: nimmt er Rache oder beschützt er Amy?

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

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Über dieses Buch

Ein Geheimnis – Tausend Gefahren.Eine Liebe – Tausend Gefühle.Amy’s Secret.

Vor Jahren verlor Amy alles: ihre Eltern, ihren Bruder, ihr Zuhause und ihre Zukunft.

Aber was geschah damals wirklich?

Was ist, wenn nichts ist, wie es scheint und Chad gar nicht gestorben ist? Wenn er sich einst schwor, dass es besser sei, seinen Tod zu inszenieren, als seine Schwester in Gefahr zu bringen?

Eine Gefahr, die aber nun unaufhaltsam näherkommt und Chad zu einer Entscheidung zwingt: nimmt er Rache oder beschützt er Amy?

»Entfesselt« ist der dritte Band der spannenden Erotikreihe »Amy´s Secret« der New York Times Bestseller Autorin Lisa Renee Jones.

Über die Autorin

Lisa Renee Jones lebt derzeit in Colorado Springs. Sie veröffentlichte in den USA bereits über 40 Bücher und wurde mehrfach mit dem Genrepreis ausgezeichnet. Ihre Titel erscheinen regelmäßig auf den Bestseller-Listen der New York Times und der USA Today.

LISA RENEE JONES

AMY’S SECRET

Entfesselt

Aus dem amerikanischen Englischenvon Kerstin Fricke

BASTEI ENTERTAINMENT

Digitale Deutsche Erstausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Titel der Originalausgabe: »Forsaken (The Secret Life of Amy Bensen)”

Copyright © 2015 by Julie Patra Publishing

Für die deutsche Ausgabe

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Esther Madaler

Textredaktion: Mona Gabriel

Umschlaggestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven © shutterstock: Sichim Sergiu | Jozef Sowa

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-2514-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Vor sechs Jahren …

Es ist heiß und stickig, und ich bin stinksauer. Ich halte mit meinem Motorrad auf der Landstraße kurz vor New Beanfels, Texas, neben einer Limousine an, während zu meiner Linken die Sonne untergeht. Dann nehme ich den Helm ab, streiche mir die blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht, die daran festkleben, und steige von der Maschine. Ich lege den Helm auf den Sitz und stemme die Hände gegen den Bund meiner ausgeblichenen Jeans. Die Türen der Limousine öffnen sich, und zwei bullige Typen in Anzügen steigen aus. Einer der beiden öffnet die hintere Tür, und ich knirsche mit den Zähnen, als Rollin Smith aussteigt, der zweiunddreißigjährige Sohn des Ölmagnaten Sheridan Smith. Er trägt einen teuren Anzug und streckt sich. Wie immer perfekt frisiert – außer wenn meine Mutter ihm gerade mit den Fingern durch das Haar gefahren ist. Die Vorstellung, dass sie mit diesem Mistkerl geschlafen hat, um ihn so dazu zu bringen, die Schulden meines Vaters zu vergessen, ist nur schwer zu ertragen. Sie hatte keine Ahnung, in welcher Sache wir tatsächlich drinstecken. Wie die Schuld wirklich aussieht. Wie groß sie ist, oder womit ich mich einverstanden erklärt habe, um sie verschwinden zu lassen.

Das Arschloch bedenkt mich mit einem arroganten Grinsen, und ich tröste mich über seine Anwesenheit mit einem Tagtraum hinweg, in dem ich seinen widerlichen Schädel gegen das Wagenfenster ramme. Ich spiele das wieder und wieder durch. Ich spüre regelrechte Euphorie, als ich mir vornehme, ihn umzubringen, bevor diese ganze Sache vorbei ist.

»Ich hoffe, das Lächeln bedeutet, dass Sie gute Neuigkeiten für mich haben«, meint er, als er mit seinen Bodyguards, die sich gleichen wie ein Ei dem anderen, vor mir aufbaut. Er hat keine Ahnung, wie mutig es ist, mir derart nahe zu kommen. Jetzt steht er so dicht vor mir, dass ich ihm die Hände um die Kehle legen könnte. Der widerliche Geruch seines Aftershaves, das ich mehr als einmal an meiner Mutter gerochen habe, steigt mir in die Nase.

»Habe ich gelächelt?«, erwidere ich. »Vermutlich bin ich einfach nur froh, Sie zu sehen. Wo ist Ihr Vater?«

»Ich habe ihm gesagt, dass wir beide uns mal in Ruhe unterhalten müssen. Haben Sie den Zylinder gefunden?«

»Noch nicht«, lüge ich, obwohl ich mehr getan habe, als nur das zu finden, was er will. Jetzt weiß ich auch, worum es sich dabei handelt und warum es Sheridan niemals in die Hände fallen darf.

»Wirklich? Denn ich habe aus einer verlässlichen Quelle gehört, dass Sie ihn längst haben. Soweit ich weiß, ist er sogar schon seit Wochen in Ihrem Besitz, während wir seit Monaten darauf warten.«

Bei seinen Worten gefriert mir das Blut in den Adern, denn wenn das stimmt, kann es nur eines bedeuten: Jemand aus der Elitetruppe aus Schatzjägern, mit denen ich zusammenarbeite, hat mich verraten. Aber ich lasse mir dennoch nichts anmerken. »Eine Quelle muss nicht gleich verlässlich sein, nur weil Sie sie bezahlen, es sei denn, Sie haben Beweise. Und da Sie offenbar keine haben, hat man Sie wohl übers Ohr gehauen.«

»Sie haben uns selbst erzählt, dass Sie eine handfeste Spur hätten. Ein Mann, der vermeintlich besitzt, wohinter wir her sind.«

»Er war eine handfeste Spur, bis er von jemandem umgebracht wurde. Er ist wegen eines gottverdammten Zylinders von der Größe eines Radiergummis gestorben. Aber mir wird so etwas nicht passieren. Ich bin raus aus der Sache.«

Ich rechne damit, dass er flucht oder wütend wird. Aber das tut er nicht, was mich sehr irritiert. Hier stimmt doch was nicht. Er starrt mich einfach nur an, und die Sekunden verstreichen. »Falls Sie Ihre Spielchen mit uns spielen und auf mehr Geld aus sind …«

»Das hier ist keine Verhandlung. Ich steige aus.«

Er starrt mich an, und die Sekunden scheinen sich endlos zu dehnen. »Ich muss die Mitglieder des Konsortiums anrufen, damit sie weitere Geldmittel genehmigen.«

»Von mir aus können Sie den gottverdammten Dagobert Duck anrufen, das ist mir scheißegal. Ich sagte doch schon, dass es hier nicht ums Geld geht.«

»Und dennoch schuldet Ihr Vater uns welches.«

»Nicht mehr.« Ich greife nach der Reisetasche, die ich auf das Motorrad gebunden habe, und schleudere sie auf den Boden. Darin befindet sich die Hälfte meiner Ersparnisse, und ich wünsche mir, dass ich diese Arschlöcher einfach gleich ausgezahlt hätte.

Rollin bedeutet einem seiner Männer, die Tasche aufzuheben, die dieser ihm dann reicht. »Zehn Millionen?«

»Ganz genau. Für mich hat sich die Schatzsuche gelohnt. Aber es ist so, wie ich gesagt habe: Ich bin raus. Meine Familie ist ebenfalls raus aus der Sache. Und halten Sie sich gefälligst von meiner Mutter fern, oder ich lege Sie um.«

Er sieht mich verächtlich an. »Wir haben Ihnen doch gesagt, dass wir Ihr Geld nicht wollen. So leicht kommen Sie uns nicht davon. Es geht das Gerücht, dass Sie diesen Zylinder längst haben. Sie müssen wissen, dass jedes einzelne Mitglied unseres elfköpfigen Konsortiums Sie umbringen würde, um in seinen Besitz zu gelangen, ebenso wie viele andere Leute. Mit anderen Worten: Es ist in Ihrem besten Interesse, ebenso wie in dem Ihrer Familie, allseits bekannt zu machen, dass wir den Zylinder haben.«

Mein Blut wird zu Eis, aber ich halte mich an den einzigen Plan, der funktionieren wird, und leugne weiter. »Verdammt noch mal. Ich habe ihn nicht, und daran werden auch Ihre ganzen Drohungen nichts ändern.«

»Fünfhundert Millionen.«

Und da ist es, das Angebot, das bestätigt, dass ein sterbender Mann mit einem Messer in der Brust die Wahrheit gesagt hat, als er mich um Hilfe anflehte. Dass dieser winzige Zylinder irgendwie genug saubere Energie produziert, um die Welt mit Strom zu versorgen und Sheridan mitsamt der ganzen Ölindustrie zu ruinieren.

»Gehe ich recht in der Annahme, dass es Ihnen bei der Summe die Sprache verschlagen hat?«, hakt er nach.

»Ich weiß nicht, in welcher Sprache ich es Ihnen noch sagen soll: Ich habe den Zylinder nicht.« Ich wiederhole es auf Spanisch und Französisch. »No lo tengo. Je ne l’ai pas. Soll ich weitermachen?«

Anscheinend findet er meine besserwisserische Antwort nicht besonders unterhaltsam, denn er ignoriert sie und entgegnet: »Achtundvierzig Stunden. Genau hier an dieser Stelle. Entweder bringen Sie mir das Ding, oder Sie zahlen den Preis dafür.« Er wendet sich ab, geht zurück zu seiner Limousine und steigt ohne ein weiteres Wort oder einen Blick zurück wieder ein.

Ich stehe einfach nur da, starre ihm hinterher und fühle mich, als wäre gerade der Teufel persönlich aus der Hölle gekrochen und hätte mir ein Ultimatum gestellt. Wenn der alte Mann die Wahrheit gesagt hat, dann würde ich Sheridan mit dem Aushändigen des Zylinders praktisch den Schlüssel zur Weltherrschaft überreichen. Er könnte damit ganz allein Industrien vernichten und eine neue erschaffen, damit die Welt nur noch von ihm abhängig ist. Oder er könnte eine Quelle für saubere Energie zerstören, die die Welt eines Tages vielleicht retten würde.

Ein Arschloch wie er darf auf keinen Fall derart viel Macht besitzen. Aber wenn man bedenkt, wie viel Geld zwischen der Öl- und der Kohleindustrie und unserer eigenen Regierung hin- und herfließt, fragt man sich, ob das nicht für jeden gilt. Ich setze meinen Helm auf und steige wieder auf mein Motorrad. Mir war immer klar gewesen, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem ich mich zwischen dem Schutz des Zylinders und dem Geld entscheiden musste, und ich hatte längst einen Plan geschmiedet. Es musste doch unter meinen Ressourcen jemanden geben, der einen gefälschten Prototyp herstellen kann, den ich Rollins aushändige, um mir dadurch wenigstens etwas mehr Zeit zu verschaffen. Dann kann ich mich um denjenigen kümmern, der mich aus dem Untergrund verraten hat, und ihn für seine Sünden büßen lassen. Ich hätte mich nie für einen Mann gehalten, der einmal darauf aus sein könnte, Blut zu vergießen, aber an dem Tag, an dem ich Sheridan Smith begegnet bin, hat sich alles geändert. Ich habe mich verändert, und jetzt gibt es kein Zurück mehr.

***

Vier Stunden später befinde ich mich auf der anderen Seite von Austin, Texas, und wieder im Haus meiner Familie in Jasmine Heights, wo ich die Nacht verbringen will. Ich sitze an dem kleinen, eckigen Küchentisch und trinke eine Tasse Kaffee, nachdem mir meine Mutter das gewünschte Bier verweigert hat. Anscheinend hält sie mich trotz meiner vierundzwanzig Jahre noch immer für ein Baby. Ich reibe mir über die Bartstoppeln und versuche, mich an eine Zeit vor fünf Jahren zu erinnern – die Zeit vor dem Untergrund, in der ich diese Person gewesen bin, als die sie mich auch heute noch gern sieht. Lara erscheint im Türrahmen und sieht deutlich jünger aus als achtzehn. Ihr blondes Haar fällt ihr auf die Schultern, und ihre blauen Augen sehen so groß und unschuldig aus wie eh und je. Ich mustere das mir vertraute braune T-Shirt, das sie zu einer Jogginghose trägt, und lache, als sie auf mich zukommt. »He, Schwesterherz, trägst du immer noch mein altes Shirt?«

»In Ägypten hat es mir Glück gebracht«, erwidert sie und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. »Ich habe es getragen, als wir dieses Grab gefunden haben, erinnerst du dich?«

»Wie könnte ich das je vergessen? Du hast geschrien, als würde dich jemand angreifen.«

»Es war ja auch aufregend«, meint sie lachend, greift nach meiner Kaffeetasse und trinkt einen Schluck, um dann ihre süße kleine Nase zu rümpfen. »Hast du noch immer keine Haare auf der Brust? Der Kaffee ist so stark, dass er mir ein Loch in den Bauch brennt.«

»Dann trink ihn nicht. Wir wollen ja schließlich nicht, dass du Haare auf der Brust bekommst.«

Sie lacht, wird aber direkt wieder ernst. »Ich bin so froh, dass du zu meiner Abschlussfeier nach Hause kommen konntest.«

»Du weißt doch, dass ich sie um nichts auf der Welt verpassen wollte.«

»Dad fährt direkt danach nach Mexiko.«

»Ich weiß«, bestätige ich, da ich insgeheim dafür gesorgt habe, dass mein Vater das Angebot bekommt, die Ausgrabungsstätte zu übernehmen. Auf diese Weise ist er weit weg von hier, von Ägypten und auch von Sheridan.

»Verschwindest du dann auch sofort wieder?«

»Eigentlich habe ich mit Dad darüber gesprochen, dass wir alle zusammen dort hinfahren könnten.«

Sie reißt ihre großen blauen Augen auf. »Was? Ist das dein Ernst? Du meinst, ich, du, Mom und Dad?«

»Ganz genau.«

»Aber ich dachte, du willst unbedingt, dass ich studiere? Und Mom und Dad waren doch derselben Meinung?«

»Sobald du mit dem Studium angefangen hast, kommst du vier Jahre lang nicht mehr von der Uni weg, und Dad wird auch nicht jünger.«

»Chad! Du hast ihm doch nicht etwa gesagt, dass er alt wird, oder?«

»Er weiß, dass er alt ist, Kleines. Glaube mir, das weiß er ganz genau.«

»Dann hat er zugestimmt und wir fahren alle zusammen?«

»Er hat sich noch nicht entschieden, aber es sieht sehr gut aus.«

Sie springt laut kreischend auf, rennt auf mich zu und umarmt mich, doch ich lege die Arme nur halbherzig um sie, da ich vor Reue und Angst fast außer mir bin. Ich muss dafür sorgen, dass meine Familie in meiner Nähe und in Sicherheit ist. »Chad«, flüstert sie und rückt ein Stück von mir ab, um mir in die Augen zu sehen. »Dieser Mann, der Mom besucht. Er war letzte Woche hier, direkt bevor Dad von seiner letzten Reise zurückgekehrt ist.«

»Du darfst nicht darüber reden«, warne ich sie und würde dem Mistkerl am liebsten den Hintern versohlen, weil er zugelassen hat, dass meine Schwester ihn zusammen mit meiner Mutter beobachten konnte. »Das habe ich dir doch gesagt.«

»Aber Dad weiß Bescheid. Zumindest glaube ich das. Ich habe gehört, wie sie sich gestritten haben.«

»Lass es gut sein. Hast du verstanden?«

»Wieso? Wie könnte ich das auf sich beruhen lassen?«

»Weil ich dir verdammt noch mal sage, dass du das tun sollst.«

Sie wird rot vor Zorn, und mein Handy, das auf dem Tisch liegt, klingelt, bevor ich noch etwas sagen kann. »Ich muss da rangehen«, murmele ich. »Und du musst dich aus Dingen raushalten, wenn ich dir sage, dass du das tun sollst.«

»Manchmal bist du echt ein Arschloch.«

»Aber ein Arschloch, das dich liebt. Geh ins Bett.«

»Ich liebe dich auch, Arschloch«, erwidert sie und rennt aus der Küche.

Ich reibe mir über das Kinn und nehme den Anruf an. »Jared, Mann, ich brauche dringend deine Hackerkünste.«

»Ich habe dir doch gesagt, dass ich nur den einen Job für den Untergrund mache und danach auf eigene Faust arbeite.«

»Genau. Du bist jetzt anständig geworden, aber wir wissen doch beide, dass das nur eine Farce ist.«

»Ich arbeite nur noch für mich. Ende der Diskussion. Du hast andere Hacker, die für den Untergrund arbeiten.«

»Aber von denen ist keiner so gut wie du. Ich brauche dich und nicht sie.«

»Hör mal, Chad, versteh mich nicht falsch. Dieser eine Job, den ich für dich gemacht habe, hat mir genug Geld eingebracht, um die Chemotherapie meiner Schwester zu bezahlen. Ohne die hätte sie sterben müssen, und ich werde niemals vergessen, was du für mich getan hast. Aber Fakt ist nun einmal, dass nur der sicher ist, der allein arbeitet. Dann kann sich nämlich keiner verplappern und einen auffliegen lassen.«

»Da bin ich ganz deiner Meinung.«

Jared schnaubt. »Du hast für diese Leute eine eigene Abteilung gegründet.«

»Und jetzt verlasse ich sie wieder. Ich sitze in der Scheiße, Mann, richtig tief in der Scheiße. Momentan leite ich einiges in die Wege, um meine Familie zu schützen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das, was ich tue, reicht.«

Er schweigt kurz. »Ich brauche mehr Informationen.«

»Sheridan Smith hat ein Konsortium aus elf mächtigen Leuten, mit denen er Geschäfte macht, und ich habe über sie alle belastendes Beweismaterial gesammelt.«

»Sheridan Smith wie der Ölmagnat? Der Sheridan Smith?«

»Genau der.«

Jared pfeift. »Wo bist du da nur reingeraten?«

»Das kann ich dir nicht sagen, ohne dich nicht auch noch in Gefahr zu bringen.«

»Aber du willst, dass ich dir helfe.«

»Ja.«

»Blindes Vertrauen. Ach, was soll’s. Ich bin dabei. Wie schnell brauchst du Hilfe?«

»Am besten gestern.«

»Sag mir, was ich tun soll.«

»Nicht am Telefon.«

»Du weißt, wo du mich finden kannst. Lass dich nicht umbringen, bevor du bei mir warst.«

»Das habe ich nicht vor.«

Wir beenden das Gespräch, und ich stehe auf, gehe in den hinteren Teil des Hauses und mache mir nicht die Mühe, das Licht einzuschalten, als ich auf die Veranda hinaustrete. Ich lehne mich an die Wand und nutze die Dunkelheit wie einen schützenden Umhang. Denk nach, Chad. Überleg dir, wie du aus der Sache wieder rauskommst. Du hast den Zylinder gefunden, was keinem anderen gelungen ist. Dann wirst du doch auch einen Ausweg aus diesem Schlamassel finden. Ich stoße mich von der Wand ab, als ich links von mir aus dem Augenwinkel irgendetwas aufflackern sehe. Eine Taschenlampe vielleicht? Obwohl in mir sämtliche Alarmglocken schrillen, rede ich mir ein, dass das absolut lächerlich ist. Sheridan will den Zylinder. Er wird mich nicht umbringen. Mein nächster Gedanke allerdings lässt Übelkeit in mir aufsteigen und ist so offensichtlich, dass ich mich frage, wieso ich nicht längst darauf gekommen bin. Sheridan könnte versuchen, meine Familie zu benutzen, um mich zum Reden zu bringen.

Als mir das durch den Kopf schießt, schleiche ich die Stufen hinunter, hocke mich hin, ziehe den Jeansstoff an meinem rechten Bein hoch und hole die Glock aus dem Knöchelholster. Damals in Ägypten hat mein Vater darauf bestanden, dass Lara und ich schießen lernen. Ich habe vor, im Schutz der Wand weiterzugehen, und mache einen Schritt nach vorn, erstarre dann aber, als ich ein Knistern und ein Knacken höre. Eine Sekunde später explodiert das Haus, und ich werde durch die Luft geschleudert. Die Zeit scheint stillzustehen, sämtliche Geräusche und die Realität hören auf zu existieren, bis ich so hart auf dem Boden aufpralle, dass ich jeden Knochen in meinem Körper spüre.

Einen Augenblick lang liege ich benommen da und begreife nicht, was gerade passiert ist, doch dann hebe ich den Kopf und sehe, dass das Haus brennt. Meine Gefühle brechen sich Bahn. »Nein, nein!« Panik, Schmerz und Angst durchdringen mich, und schon stehe ich wieder auf den Beinen, renne los und spüre meine Verletzungen nicht, sondern nur lähmende Furcht. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Ich werde meine Familie nicht verlieren. Das werde ich nicht zulassen. Das kann ich nicht zulassen! Ich stürze die Treppe hinauf und in das brennende Haus hinein.

1

Heute …

Tropf. Tropf. Tropf.

»Scheiße! Scheiße. Scheiße. Scheiße.«

Ich hebe den schmerzenden Kopf, der sich tonnenschwer anfühlt und auf meinem steifen Hals sitzt, und starre die Betonwände des Raums an, der zu meinem Kerker geworden ist. Wo kommt dieses gottverdammte Geräusch her?

Tropf. Tropf.

Mir ist, als würde ich gleich den Verstand verlieren. Ich versuche, meine Hände freizubekommen, die hinter meinem Rücken gefesselt sind, und das Seil schneidet mir in die Haut. »Scheiße!«

Dann lasse ich den Kopf sinken und starre den Boden an.

Tropf. Tropf.

Rote Punkte bestimmen mein Blickfeld, und ich konzentriere mich auf die rote Pfütze unter mir. Blut. Ach ja. Ich blute. Darum ist die Haarsträhne, die mir in die Augen hängt, auch rot und nicht blond.

Mit einem lauten, metallischen Quietschen öffnet sich die Tür. Ich kneife die Augen zusammen und bin bereit zu sterben, hoffe beinahe schon, dass es endlich so weit ist. Wenn Jared getan hat, was er tun sollte, und Lara gerettet hat, ist alles gut. Sie hat es verdient zu leben. Ich nicht. Aber ich werde nicht wie ein Feigling abtreten. Trotzig hebe ich den Kopf und glaube, ich blinzle. Meine Augenlider sind viel zu stark angeschwollen, als dass ich mir sicher sein könnte. Vielleicht bedeutet die Tatsache, dass da eine wunderschöne Brünette vor mir steht in einem eng anliegenden schwarzen Kleid, das ihre Kurven an genau den richtigen Stellen betont , dass ich längst gestorben bin. Ihre elfenbeinfarbene Haut und ihre blassblauen Augen würden zu einem Engel passen, daher bin ich möglicherweise tatsächlich im Himmel. Aber, verdammt, mir tut noch immer alles weh, daher scheine ich bekommen zu haben, was ich verdiene. Ich bin in der Hölle, und der Teufel ist eine scharfe Braut, die ihre Spielchen mit mir treibt. Da würden mir doch weitaus schlimmere Albträume einfallen. Mein Leben beispielsweise.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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