Erfolgreich Events moderieren -  - E-Book

Erfolgreich Events moderieren E-Book

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Beschreibung

Die besten Hacks von Moderations-Profis – ein Kompendium zahlreicher Ideen für eine erfolgreiche Moderation Moderatorinnen und Moderatoren arbeiten häufig allein an ihren Projekten. Andere Kolleginnen und Kollegen treffen sie nur selten. Dieses Buch zeigt die große Vielfalt an Moderationsmöglichkeiten, ein buntes Mosaik aus Ideen und persönlichen Erfahrungen von 20 professionellen Kolleginnen und Kollegen. Methoden für mehr Publikumskontakt, Streaming-Techniken oder Interaktion? Hier ist für jede/n etwas dabei. Ob Moderation im Healthcare- oder Technologie-Umfeld, online oder im TV-Studio, Doppel-Moderation auf Groß-Events oder Moderieren im eigenen Unternehmen – in diesem Buch erfahren Sie, worauf es ankommt. Mit zahlreichen Tipps für die Zusammenstellung eines persönlichen Moderations-Starter-Kits sowie Checklisten und Übungen zur Verbesserung der eigenen Moderation.

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Seitenzahl: 302

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Erfolgreich Events moderieren

Die besten Hacks von 20 Moderations-Profis

Erfolgreich Events moderieren

Die besten Hacks von 20 Moderations-Profis

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Ein Hinweis zu gendergerechter Sprache: Die Entscheidung, in welcher Form alle Geschlechter angesprochen werden, obliegt den jeweiligen Verfassenden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN Buchausgabe: 978-3-96739-248-7

ISBN ePUB: 978-3-96740-536-1

Lektorat: Anja Hilgarth, Herzogenaurach

Umschlaggestaltung: German Speakers Association e. V., GABAL Verlag GmbH

Satz und Layout: ZeroSoft, Timisoara

Copyright © 2025GABAL Verlag GmbH, Schumannstraße 155, D-63069 Offenbach, [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Der Verlag behält sich das Text- und Data-Mining nach § 44b UrhG vor, was hiermit Dritten ohne Zustimmung des Verlages untersagt ist.

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Inhaltsverzeichnis

Die Kunst der Moderation – die besten Tipps der Profis

Teil 1: Tools und Techniken

Wie du die Techniken und Werkzeuge der Stegreifrede für deine professionelle Moderation nutzt

Medientrainer-Geheimnisse: Top-Übungen zur Verbesserung deiner Moderationen in Workshops, Podcasts, Panels und Anhörungen

Moderator*in ist ein Beruf, Moderieren ist ein Super-Skill

Die Gastgeber-Methode®: Wie du dein Publikum wirklich für dich gewinnst

Gehirngerechte Moderation – dein Schlüssel zur Aufmerksamkeit

Der Teleprompter – Schreiben fürs Sprechen

Lebendige Events: Wie Interaktion deine Moderation transformiert

Moderation in Bewegung: Musik und Tanz als Schlüssel zur Publikumsbindung

Teil 2: Branchenspezifische Moderation / besondere Event-Formate

Creating Moments of Impact: Mit Moderation die Healthcare-Welt bewegen

Die Moderation von Großevents

Podiumsdiskussionen navigieren: Vom sanften Steuern bis zum starken Eingreifen für dynamische Dialoge

Click, Connect, Communicate: Online-Moderation leicht gemacht

Von Feature-Flut zu Funkenflug: Wie Moderation im Technologie-Umfeld Begeisterung entfacht

Moderieren im eigenen Unternehmen – die größten Herausforderungen und Chancen

Einzel oder Doppel? Chancen und Herausforderungen der Doppelmoderation

Auf Sendung: Einblicke in die Welt der TV-Moderation

Teil 3: Business Tipps für Moderator*innen

Be an Eyecatcher! Dein Image als Moderator*in

Tipps zur finanziellen Absicherung für Moderatorinnen und Moderatoren

Deine Persönlichkeit zählt – auch auf der Bühne!

Bühnenreif – Dein perfektes Moderations-StarterKit

Die Kunst der Moderation – die besten Tipps der Profis

Berlin, 27. April 2024. Die Frühlingssonne taucht die Koblenzer Straße in warmes Licht. Durch die offenen Balkontüren eines Eckhauses dringen lebhafte Geräusche: Gespräche, Diskussionen, Lachen, Applaus und Rufe. Im meeet-Workshopraum brodelt die Energie. Es ist laut, wahnsinnig laut. 50 Moderatorinnen und Moderatoren haben sich hier zum Moderatorentag versammelt, um voneinander zu lernen, sich auszutauschen, zu vernetzen und vor allem Spaß zu haben. Gerade läuft die Interaktionssession des Barcamps. Die Schnick-Schnack-Schnuck-Meisterschaft ist bis auf die Straße zu hören. Ein Sinnbild für die wunderbare Energie und das einzigartige Miteinander unserer Moderatoren-Community.

Genau diesen Geist und dieses Miteinander möchten wir mit diesem Buch an dich als Leserin oder Leser weitergeben. Gleichzeitig soll es den reichen Wissensschatz der deutschsprachigen Moderationsszene sichtbar und nutzbar machen.

Für dieses Buch haben wir Moderatorinnen und Moderatoren aus Deutschland und Österreich eingeladen, ihre Perspektiven, Methoden und Erfahrungen zu teilen. Aus einer Vielzahl von Beiträgen haben wir die 20 besten ausgewählt. Dabei ist eine bunte Mischung entstanden: Junge und erfahrene Kolleginnen, Event- und Workshopmoderatoren, erfolgreiche Vollprofis und leidenschaftliche Teilzeitmoderatorinnen – sie alle stellen bewährte Methoden, branchenspezifische Moderationsansätze und konkrete Tipps für mehr Erfolg im Moderationsbusiness vor.

Unser Ziel ist es, die Moderationsszene weiter zu vernetzen und den Austausch unter Kolleginnen und Kollegen zu fördern. Denn je mehr wir voneinander lernen und unser Wissen teilen, desto höher wird die Professionalität unserer Arbeit. Gleichzeitig wird der Wert professioneller Moderation für Veranstalter und Produzentinnen sichtbarer. Das ist das Anliegen unserer Professional Expert Group Moderation in der German Speakers Association, das Herz des Moderatorentages – und das Anliegen dieses Buches: die Qualität und den Wert der Moderation zu steigern.

Das Buch gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil geht es um konkrete Tools und Techniken, mit denen Moderatorinnen und Moderatoren ihre Arbeit verbessern können. Der zweite Teil widmet sich branchenspezifischen Moderationsansätzen. Der dritte Teil schließlich bietet praktische Business-Tipps, etwa zur Vermarktung als Moderator bzw. Moderatorin oder zu finanziellen Aspekten des Moderationsgeschäfts.

Angehende Moderatorinnen und Moderatoren finden in diesem Buch frische Ideen, erfahrene Profis entdecken coole Methoden, die sie in keinem anderen Werk finden. Ob Methoden für mehr Publikumskontakt, Streaming-Techniken oder Interaktion – hier ist für jeden etwas dabei. So lernst du als Leserin oder Leser zum Beispiel, worauf es bei IT- oder Pharma-Events ankommt, und erfährst, wie du dein persönliches Moderations-Starter-Kit zusammenstellst.

Wir Moderatorinnen und Moderatoren arbeiten häufig allein an unseren Projekten; Kolleginnen und Kollegen treffen wir nur selten. Dieses Buch zeigt die große Vielfalt an Moderation und Moderationsmöglichkeiten, ein buntes Mosaik aus Ideen, Methoden und persönlichen Erfahrungen von professionellen Kolleginnen und Kollegen – ein Kompendium der besten Ideen für eine erfolgreiche Moderation.

Du musst das Buch nicht von vorne bis hinten durchlesen, sondern kannst dir die Kapitel heraussuchen, die dich gerade am meisten interessieren. Lass dich inspirieren und entdecke neue Ansätze für deine eigene Moderationstätigkeit.

Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen.

Nicole Krieger, Ralf Schmitt und Vaya Wieser-Weber

Karlsruhe, Hamburg, Kitzbühel, März 2025

Teil 1:Tools und Techniken

Jens-Uwe Adler

Jens-Uwe Adler ist Rhetoriktrainer und Trainer für Moderation und Kommunikation. Der leidenschaftliche Toastmaster und Inhaber von Redestolz hat sich auf die Stegreifrede spezialisiert. Er gibt u. a. Rhetorikseminare für Redestolz und die dbb-akademie und gewann 2023 die Norddeutsche Meisterschaft in der Feedbackrede unter dem Dach von Toastmasters International. Außerdem bereitet er Menschen auf ihren Bühnenauftritt vor.

Jens-Uwe ist für dich der Ansprechpartner, wenn es um spontane Reden und Wortbeiträge geht. Weitere Informationen zur Stegreifrede findest du in seinem Blog (www.redestolz.de/blog/).

www.redestolz.de

[email protected]

Wie du die Techniken und Werkzeuge der Stegreifrede für deine professionelle Moderation nutzt

Wenn du die Stegreifrede trainierst, verbesserst du dein Sprechdenken. Du bist kreativer, schlagfertiger, flexibler, spontaner und bringst deine Gedanken in Form. Eine Stegreifrede zu halten bedeutet auch, Mut und Entscheidungsfreudigkeit an den Tag zu legen. Wenn in deiner Moderation etwas Überraschendes passiert, die Technik ausfällt oder ein Gast nicht kommt, dann triffst du für deine Reaktion eine Entscheidung. Du benötigst Mut für deine Entscheidung. Dein Publikum erwartet von dir, dass du dich entscheidest, wie es mit der Veranstaltung weitergeht.

Ergänzt mit Grundregeln aus dem Improvisationstheater hast du mit der Stegreifrede ein unschlagbares Instrument in deinen Händen, um spontanen Herausforderungen gewachsen und nie mehr sprachlos zu sein. Du wirst sicher und souverän auf der Bühne. Häufiges und regelmäßiges Training ist jedoch Voraussetzung dafür.

Was? Ich soll reden, jetzt und gleich?

Zehn Malerinnen sitzen bei ihrer eigenen Vernissage auf der Bühne eines Kunst-Cafés in Hamburg-Niendorf. Doch statt fröhlicher herrscht gedrückte Stimmung, man sieht nur ernste Gesichter. Was ist da los? Ich spüre, dass auf der Bühne etwas nicht in Ordnung ist. Die Moderatorin moderiert die Malerinnen in einer seltsam anmutenden Atmosphäre an. Freude kommt nicht auf, die Stimmung ist auf dem Nullpunkt. So eine Stimmung überträgt sich nicht selten auf das Publikum.

Was ist da passiert?

Die Malerinnen sollen sich selbst vorstellen. Das ist normalerweise kein Problem. Wenn jemand jedoch nur selten bis nie vor Menschen bzw. auf einer Bühne gesprochen hat, kann das eine große Hürde sein. Offenbar ist das bei den Malerinnen der Fall. Zudem wurden sie erst am Abend der Vernissage darüber informiert, dass es diese Vorstellungsrunde gibt. Hier hat die Moderatorin in der Vorbereitung ihren Job nicht gemacht; sie hätte sich im Vorfeld von den Malerinnen ein Feedback dazu einholen müssen, ob sie sich selbst vorstellen möchten. Dann hätten sich alle darauf einstellen können. In der aktuellen Situation fühlen sich die Künstlerinnen offensichtlich unwohl. Die Moderatorin hat deshalb einen schweren Stand. Das Publikum hat die Unstimmigkeit auf der Bühne wahrgenommen.

Damit du in deiner Moderation nicht sprachlos bist, sind die Methoden und Werkzeuge der Stegreifrede ein hervorragendes Mittel, um dich auf so eine Situation vorzubereiten.

Von jetzt auf gleich eine Rede halten, eine Präsentation übernehmen oder einfach das Wort ergreifen zu müssen, kann uns allen zu jeder Zeit an jedem Ort passieren. Selbst Moderator*innen sind davor nicht gefeit, dass etwas Unvorhergesehenes passiert oder gründlich schiefläuft und sie spontan reagieren müssen.

Wenn dir so etwas passiert, stehst du als Moderator oder Moderatorin im Mittelpunkt. Führung ist Aufgabe des Moderierenden. Spontanität ist gefragt. „Sei nicht planlos, lass den Plan los“ ist in diesen Situationen dein Weg. Wenn in deiner Moderation plötzlich die Technik ausfällt oder der Gast noch nicht da ist, ist Spontanität deine Option, dem Publikum Orientierung zu geben. Du gestaltest die Atmosphäre positiv und lässt dich nicht aus dem Konzept bringen.

Spontanität ist eine Fähigkeit, die es dir erlaubt, auf Überraschungen positiv zu reagieren. Damit erreichst du beim Publikum Klarheit. Das Tolle daran: Spontanität ist erlernbar.

Zur Improvisation gehören Mut, Entscheidungsfreudigkeit und eine gesunde Einstellung zu Fehlern. Ganz wichtig dabei: Sei nachsichtig mit dir; jeder macht Fehler, doch die Art, wie du damit umgehst, macht den entscheidenden Unterschied.

Was ist „Stegreif“ und warum ist das wichtig?

Als „Stegreif“ wurde ursprünglich eine Seilschlinge zum Aufsteigen aufs Pferd bezeichnet. Früher haben Boten auf dem Pferd Nachrichten überbracht. Damit die Nachrichten schnell beim Empfänger ankommen konnten, sparten es sich die Boten, vom Pferd abzusteigen, und übermittelten die Nachricht vom Pferd aus, stehend aus dem Stegreif. „Aus dem Stegreif“ bedeutet also im wahrsten Sinne des Wortes „aus dem Stand“, „spontan“, „ex tempore“, „unvorbereitet“, „ohne lange nachzudenken“, „improvisiert“ etc.

Begegnet ist mir der Begriff „Stegreif“ das erste Mal 2015. Um das Reden vor Menschen regelmäßig zu trainieren, landete ich in Hamburg bei den HanseRednern, einem Toastmastersclub. Dort kannst du dich spontan mit einer Stegreifrede ausprobieren. Toastmasters International ist eine Organisation zur Förderung der freien Rede. Hier wird von jetzt auf gleich vor Menschen zu einem unbekannten Thema geredet. Der herausfordernde Prozess dazu spielt sich innerhalb von Sekunden in deinem Kopf ab. 1000 Gedanken schwirren durch dein Gehirn. Diese Gedanken zu nutzen, in Form zu bringen, Unnützes zu streichen und dann in Worte zu fassen, das ist der Job der Stegreifrede.

Die Stegreifrede ist für mich eine Herausforderung. Ich lernte den Aufbau kennen und entwickelte meinen eigenen Weg, um spontane Reden zu meistern. Heute gebe ich Seminare und Workshops zur Stegreifrede. Die Stegreifrede als spontane Redeform und Trainingsinstrument unterstützt auch dich bei deiner rhetorischen Entwicklung.

Egal, wie gut und intensiv du deine Moderation vorbereitest, Überraschungen auf der Bühne sind an der Tagesordnung: Die Technik spielt dir einen Streich, Störungen kommen aus dem Zuschauerraum, die Rednerin ist noch nicht da. Das Leben hat immer wieder neue Ideen, um die persönlichen Pläne über den Haufen zu werfen.

In einer Moderation sind Führung, Fingerspitzengefühl und Spontanität gefragt. Wenn du bei dem geringsten Zwischenfall sprachlos auf der Bühne stehst und womöglich nur ein Schulterzucken an die Zuschauenden sendest, kann das eine fatale Wirkung auf dein Publikum und auch auf deinen Auftraggeber oder deine Auftraggeberin haben. Das Schulterzucken signalisiert dem Publikum in der Regel Unklarheit, Unsicherheit oder das Fehlen einer Antwort auf die gestellte Frage. Das ist eine nonverbale Geste, die oft eine gewisse Hilflosigkeit oder Unentschlossenheit ausdrückt und in der Kommunikation häufig dann auftritt, wenn jemand eine Situation nicht kontrollieren kann oder keine Lösung parat hat. Das Schulterzucken auf eine Frage aus dem Publikum habe ich bei einem Redner erlebt. Von jetzt auf gleich verlor er das Publikum.

Das Training der Stegreifrede hilft dir, dich auf Unvorbereitetes vorzubereiten. Wenn du gewappnet bist, kann dich nichts aus der Bahn werfen.

Tipp, wenn du keine Antwort parat hast

Wenn du auf der Bühne keine Antwort auf eine Frage weißt, kannst du die Frage mitnehmen. Der ehemalige Bundesminister Gabriel hat 2016 bei einem Tag der offenen Tür der Bundesregierung auf eine Frage spontan gesagt, dass er keine Ahnung hat. Er bekam dafür Szenenapplaus und wurde für seine Ehrlichkeit gelobt. Das ist schlagfertig und professionell. Du kannst dem Publikum signalisieren, dass du dich über das Thema schlau machst und eine Antwort nachreichst. Gabriel hatte das angeboten. Wenn du keine Antwort hast, dann sage das deinem Publikum. Du hast als Moderierende*r alle Hebel in der Hand. Schwächen werden vom Publikum akzeptiert. Das zeigt deine Menschlichkeit. Du kannst spontan dein Programm umstellen, einen anderen Punkt vorziehen oder alternativ ein spontanes Interview machen. Dann wirkst du gelassen und souverän. Wichtig ist deine Haltung, auf Überraschendes vorbereitet zu sein. Das übst du mit den Methoden der Stegreifrede.

Die 4 Phasen der Stegreifrede

Unvorhergesehenes während deiner Moderation ist ein Stolperstein im Ablauf, eine Planänderung, eine Störung – und plötzlich sind alle wieder wach und die Aufmerksamkeit wird auf die Störung gerichtet. Was ist passiert? Jetzt ist es an dir, die Situation zu überblicken. Du machst dir ein Bild. Du triffst eine Entscheidung, wie es weitergeht. Du bist mit deinem Publikum in einer Beziehung. Alle erwarten von dir Orientierung.

Als Moderator führst du durch das Wort. Du hast die Aufmerksamkeit. Die Zuschauenden erwarten, dass du sie aufklärst und die Fäden in der Hand hältst. Natürlich sollst du nicht ohne Wenn und Aber gleich drauflosreden. Wenn du dich rechtfertigst, kannst du in Erklärungsnot kommen. Selbst wenn du nicht verantwortlich bist. Du moderierst durch die Störung.

Wenn du aber nach einer rhetorischen Pause die Situation aus dem Stegreif kommentierst und eine Lösung präsentierst, wirkst du souverän und professionell. Du beweist Führungskompetenz.

Du kannst dich auf Spontanität mit Techniken der Stegreifrede vorbereiten. Die 4 Phasen der Stegreifrede helfen dir dabei, professioneller zu werden.

Phase 1: Aufmerksamkeit

Wenn du während der Moderation plötzlich durch eine Störung überrascht wirst, hilft dir Aufmerksamkeit. Was passiert gerade, was nimmst du wahr? Fällt die Technik aus? Ist ein Gast noch nicht eingetroffen? Gibt es eine Störung aus dem Publikum, die auf die Veranstaltung abfärbt?

Was jetzt? Wie geht es weiter?

Jetzt ist deine Reaktion gefragt. Die Zuschauenden horchen auf. Du bist im Moment gefordert. Du brauchst Informationen und Klarheit für deine Entscheidung, wie es weitergeht. Deine Antennen nehmen jeden Punkt wahr.

Verschaffe dir einen Überblick. Wenn du die Ursache der Störung nicht selbst herausfinden kannst, frage Unterstützer*innen, Helfer*innen (z. B. Techniker*innen), die Regie, den Auftraggeber oder die Auftraggeberin, wo die Ursache für die Störung liegt. Du schaffst ein Fundament als Startrampe für deine weiteren Aktivitäten.

Drei Grundregeln aus dem Improtheater helfen dir dabei:

Sei im Moment.

Du bist zu 100 Prozent im Hier und Jetzt und voll konzentriert auf den Moment.

Ja, und?

Du hast eine positive Haltung im Hier und Jetzt, akzeptierst die Situation, dein Gegenüber, das Publikum und machst das Beste daraus.

Scheiter heiter

Vertrau auf dich. Wenn du einen Fehler machst oder scheiterst, sammelst du eine neue Erfahrung. Fehler gehören zum Leben wie das Wasser zum Duschen.

Drei Übungen für Phase 1

1. Wahrnehmungsübung: Wenn du auf spontane Situationen achtest, schärfst du deine Wahrnehmungskompetenz. Beschreibe für dich eine spontane Situation und deine Reaktion und Lösung.

2. Konzentrationsübung: Wenn du dich auf deinen Gesprächspartner konzentrierst, schärfst du Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Wiederhole mit eigenen Worten, was du gehört hast. (Aktives Zuhören). Wenn du etwas nicht verstanden hast, frage nach. Davor machst du eine rhetorische Pause.

3. Assoziationsübung: Du hast ein Wort. Welches andere Wort verbindest du damit? Nimm deinen ersten Gedanken. Was verknüpfst du mit dem nächsten Wort? Nimm Bezug zum letzten Wort. Beispiel: Baum – Wald, Wald – grün, grün – …

Die Übung läuft spontan ab. Das schult gezielt dein Sprechdenken und deine Schlagfertigkeit. Mit der Zeit fallen dir die Wörter schneller ein.

Phase 2: Sammeln

Du sammelst alle Gedanken und Informationen, die für den weiteren Verlauf wichtig sind: Welchen persönlichen Bezug hast du zu der Situation? Hast du eine dazu passende persönliche Geschichte erlebt? Ist dir das in einer Moderation schon mal passiert? Hast du Ähnliches oder dasselbe schon mal erlebt, kannst du eine Geschichte in deine Reaktion einbauen?

Vor einer Stegreifrede und in deiner Moderation gehen dir 1000 Gedanken durch den Kopf. Was nach einer wochenlangen Vorbereitung anmutet, spielt sich in Sekunden ab. Du musst schnell reagieren, deine Gedanken sammeln und ordnen.

Vertraue auf dich und deine Erfahrung – meist ist es tatsächlich der erste Gedanke, der dir in den Sinn kommt, der gut genug ist, um ins Machen zu kommen.

Übung für Phase 2

Wenn du dir ein Thema aussuchst und dazu alles aufschreibst, was dir in 30 Sekunden ohne Wertung einfällt, förderst du deine Konzentration und gedankliche Flexibilität. Dir werden in Zukunft schneller und spontaner Ideen kommen.

Phase 3: Gliedern

Jetzt gilt es, deine Gedanken zu gliedern. Fünf Strukturmodelle helfen dir dabei, deine Gedanken zu ordnen:

1. Gestern – Heute – Morgen

Du startest damit, was früher war, leitest über zur aktuellen Situation, und im dritten Schritt schilderst du deine Wünsche für die Zukunft.

Beispiel: Du sollst zum 50. Geburtstag deines besten Freundes eine Rede halten: „Lieber Christian, als wir uns im Kindergarten kennenlernten (Gestern), habe ich nicht gedacht, dass unsere Freundschaft ein Leben lang hält (Heute). Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir noch viel gemeinsam unternehmen (Morgen).“

2. Kette oder Aufzählung

Hier bringst du z. B. Punkte, die aufeinander aufbauen oder eine Aufzählung.

Beispiel: „In unserem Ort ist die Belastung aufgrund des Durchgangsverkehrs für die Bevölkerung eine Belastung. Daher ist eine Umgehungsstraße als Lösung dringend erforderlich. Deshalb ist die Politik gefordert, dafür die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.“

Ein Beispiel für eine Moderation: Die Technik fällt aus und die Power-Point-Präsentation kann nicht starten. Als Moderierende*r könntest du so reagieren: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie sehen, wir haben gerade technische Probleme. Die Techniker arbeiten fieberhaft an einer Lösung. Zur Überbrückung machen wir mit Herrn Dr. Schmidt ein Interview. Dann folgen Fragen zum Thema.“

3. Problem – Lösung – Weg

Hier beschreibst du ein Problem und präsentierst eine Lösung. Im dritten Schritt schilderst du deinen Weg zur Lösung.

Beispiel der Umgehungsstraße:

Problem: „Die Belastung der Bevölkerung aufgrund des Durchgangsverkehrs ist an der Schmerzgrenze.“

Lösung: „Die Lösung ist eine Umgehungsstraße. Damit nehmen die Belastungen für die Bevölkerung rapide ab.“

Weg: „Um das Ziel zu erreichen, müssen Politik und Verwaltung überzeugt werden, hier die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Deshalb rufe ich auf: Mach mit in der Bürgerinitiative, damit wir unsere Umgehungsstraße bekommen.“

4. These – Antithese – Synthese (Dialektische Formel)

Hier führst du unterschiedliche Behauptungen zu einem Ergebnis zusammen. Du hast mit der These eine Behauptung, die Antithese ist die Gegenbehauptung. Durch den Dialog zwischen den beiden Positionen entsteht eine Synthese, die eine neue Perspektive auf das Thema bietet, welche die Widersprüche zwischen der These und der Antithese auflöst oder überwindet. Dieses Muster kannst du in der Argumentation oder als Denkwerkzeug nutzen. Wenn du ein Problem lösen willst, ist die Dialektische Formel ein hervorragendes Werkzeug.

5. Ausweichen und die Antwort in eine andere Richtung lenken

Falls du durch eine Frage gezielt beeinflusst oder in eine Ecke gedrängt werden sollst, kannst du den Fokus in eine andere Richtung lenken. Du kannst dann noch mal in die Vergangenheit gehen, wie sich alles entwickelt hat. Du kannst auch die Art der Fragestellung ansprechen. Die Königin der Rhetorik ist die Gegenfrage. Auch die kannst du stellen.

Wenn du die Strukturmodelle übst und verinnerlichst, hast du ein flexibles Werkzeug für spontane Redesituationen an der Hand.

Übung zu den Strukturmodellen

Diese Übung fordert dich: Halte zu einem Thema mit jedem Strukturmodell eine Stegreifrede. So findest du immer einen neuen Ansatz und du verbesserst dein Sprechdenken, deine Schlagfertigkeit und Spontanität. Die Strukturen für spontane Wortbeiträge gehen dir in Fleisch und Blut über. Dein Nutzen ist deine Souveränität in unvorhergesehenen Situationen in deiner Moderation. So kannst du alle Gelegenheiten, bei denen du aus dem Stegreif reden, sprechen oder handeln musst, meistern.

Phase 4: Anwenden

Nach der gedanklichen Vorarbeit sprichst du zum Publikum.

Tipps:

Mach vor dem Reden immer eine Pause.

Halte Blickkontakt zu deinem Publikum.

Wenn du regelmäßig eine Stegreifrede (Thema und Struktur vorgegeben) bewusst in den vier Phasen von der Themenfindung bis zur Anwendung hältst, gewinnst du Sicherheit und Souveränität für spontane Redebeiträge und Ereignisse. Wenn du dich mit einer Kamera oder dem Smartphone aufnimmst, kannst du deine Fortschritte erkennen.

Tipp:

Führe ein Tagebuch. So siehst du deine Entwicklung.

Mit den Übungen der 4 Phasen schulst du dein Sprechdenken, Schlagfertigkeit und Strukturmöglichkeiten für spontane Wortbeiträge. Wenn du regelmäßig trainierst, wirst du auf spontane Situationen in deiner Moderation souverän reagieren und Störungen professionell meistern. Du kannst z. B. die Assoziationsübung in jeder freien Minute trainieren.

Wenn du jede Gelegenheit zum Üben nutzt, reagierst du auf Störungen gelassener und dein Publikum und du, ihr profitiert von deiner professionellen Moderation.

Du kannst die Übungen allein, mit Partner*in oder in einer Gruppe trainieren.

Fazit

1998 überbrückten Günther Jauch und Marcel Reif bei einem Fußballspiel nach einem umgefallenen Tor die Zeit bis zum Spielbeginn aus dem Stegreif. Ihre Moderation ist eine Legende; du kannst sie dir auf YouTube anschauen. Das ist ein Lehrstück, wie du reagieren kannst. So etwas kannst du nicht planen. Das war die Erfahrung der beiden Topmoderatoren. Auf diese Situationen kannst du dich jedoch durch Training vorbereiten.

Ein anderes Beispiel ist ein Zwischenfall während des ZDF-Morgenmagazins am 13.03.2019 mit Dunja Hayali. Eine Zuschauerin sprang plötzlich ins Bild und störte die Moderation. Beide Moderator*innen reagierten professionell und entspannten die Situation. Auch diese Situation kannst du dir auf YouTube ansehen.

Mit Spontanität und Improvisation meisterst du jede plötzlich auftretende Situation. Mit den Techniken der Stegreifrede trainierst du Sprechdenken, Schlagfertigkeit und die Strukturen für Wortbeiträge. Dein Nutzen ist Führungskompetenz und Gelassenheit bei Störungen.

Wenn du die Stegreifrede zu deinem rhetorischen Fitnessprogramm machst, bist du für jede Überraschung auf der Bühne gerüstet. Trainiere dich mit der Stegreifrede fit für deine Moderation, sooft es geht.

Dr. Nikolai A. Behr

Dr. Nikolai A. Behr ist ein Experte für Führungskräfte-Kommunikation und audiovisuelle Unternehmenskommunikation. Seit über zwei Jahrzehnten trainiert er Managerinnen und Manager, Vorstände und Aufsichtsräte für wichtige Kommunikationsereignisse, TV-Auftritte und öffentliche Reden. Zuvor war Dr. Behr als TV-Journalist, Hörspiel-Sprecher, Marketing-Manager, Produzent und Manager in der Automobilindustrie tätig. Diese vielseitige Erfahrung hat ihm ein tiefgehendes Verständnis für Führungskommunikation und Medienwirkung vermittelt.

Seit 2007 leitet Dr. Behr die DIKT GmbH, die mit ihren Marken Deutsches Institut für Kommunikations- und Medientraining (DIKT)®und brain script®auf die Schulung von Führungskräften und die Produktion hochwertiger Imagefilme und Fachpublikationen spezialisiert ist. Als Politikwissenschaftler mit einer Promotion in Umweltpolitik und einem Executive MBA von der TUM School of Management bringt Dr. Behr sowohl wissenschaftliches Wissen als auch praktische Erfahrung in seine Arbeit ein.

Neben seiner Rolle als Geschäftsführer und Medientrainer unterstützt Dr. Behr als Business Angel Start-ups und junge Unternehmerinnen und Unternehmer. Er ist Vorstandsmitglied des Internationalen Komitees: Journalisten helfen e. V., Gastdozent an verschiedenen Hochschulen und Trainer an der Akademie der German Speakers Association (GSA). In seiner Arbeit als Medientrainer gibt er sein umfangreiches Wissen weiter, um Führungskräfte und andere öffentliche Sprecherinnen und Sprecher optimal auf Moderationen vorzubereiten.

www.medientraining-institut.de

www.dr-behr.com

Medientrainer-Geheimnisse: Top-Übungen zur Verbesserung deiner Moderationen in Workshops, Podcasts, Panels und Anhörungen

Mit meiner über 35-jährigen Erfahrung in der Fernseh- und Medienbranche werde ich dir praxisnahe Tipps und Übungen zur Verbesserung deiner Moderationsfähigkeiten bei Workshops, Paneldiskussionen, Anhörungen und Podcasts vorstellen. Diese Zusammenfassung richtet sich vor allem an Trainerinnen und Trainer und Coaches und an noch nicht so erfahrene Moderatorinnen und Moderatoren.

Vorweg eine kleine Anmerkung: Nur vom Lesen dieses Artikels und dieses Buches alleine werden sich deine Moderations-Kenntnisse nur marginal verbessern. Wichtig ist, das Gelesene auch umzusetzen. Nur Übung, Übung und nochmals Übung macht eine wirklich erfolgreiche Moderatorin oder einen wirklich erfolgreichen Moderator aus.

Die Vorbereitung einer Moderation besteht im Wesentlichen aus zwei verschiedenen Elementen: Zum einen musst du dir deine Rolle und deine Aufgaben klarmachen und zum anderen muss du anhand praktischer Übungen deine Moderations-Skills vor der Kamera üben, analysieren und konstant weiter verbessern.

In diesem Beitrag werde ich zunächst die Kernaufgaben von Moderatorinnen und Moderatoren beleuchten und anschließend Übungen vorstellen, um diese Aufgaben auch sicher zu verinnerlichen.

Was sind die Kernaufgaben bei einer Moderation?

Ein Verständnis haben für die Rolle als Moderator / Moderatorin

Die gründliche Vorbereitung

Das Beherrschen der wichtigsten Kommunikationsfähigkeiten

Verständnis für die Rolle

Wenn du mit einer Moderation bereits beauftragt wurdest oder man dir eine angeboten hat, glaubt zumindest der oder die Auftraggebende daran, dass du darin erfahren bist oder ein gutes Verständnis für die Aufgabe hast. Du bringst also offensichtlich einige wichtige Eigenschaften für die Moderations-Arbeit mit. Lass uns nun einmal gemeinsam ansehen, welche Eigenschaften Moderierende eigentlich ausmachen:

Ulrich Engelmann und Martin Baumann heben die Bedeutung der „Sinne“ des Moderators bzw. der Moderatorin mit folgenden „Basiskompetenzen“ hervor:1

Sinne einsetzen,

Sinne adressieren,

Sinn erkennen und

Sinn stiften.

Aber welche weiteren Eigenschaften sind konkret gefragt, wenn ich schon den wachen Einsatz der Sinne voraussetze?

Es sind natürlich gute kommunikative Fähigkeiten gefragt, die viele Medienmenschen, Journalistinnen und Journalisten, Trainerinnen und Trainer sowie Coaches bereits mitbringen: Dazu gehören für Dominik U. Schott unter anderem: eine gute Präsenz, Lockerheit vor dem Publikum, Wortgewandtheit, aufmerksames Zuhören, Flexibilität, Nervenstärke, Integrität, Kreativität und das Gespür für Stimmungen.2

Das deutsche Wort „moderieren“ kommt vom Lateinischen moderari und bedeutet: mäßigen, regeln, lenken. Und genau das sind deine Aufgaben, wenn du eine Veranstaltung in welcher Form auch immer „moderieren“ sollst.

Lenken oder führen – ein Fallstrick für Führungskräfte

Im betrieblichen Umfeld werden häufig Gesprächsrunden von Managerinnen und Managern selbst durchgeführt. Dafür kann es interne Gründe geben. Eine Trennung von der Führungsaufgabe „Führen und Leiten“ und dem „Moderieren, Lenken“ einer Veranstaltung ist für diesen Personenkreis aber meist ein ziemlicher Spagat. Vor allem das Publikum wird meist die Rolle der Führungskraft, also des Chefs oder der Chefin, erkennen und nicht die des Moderators oder der Moderatorin. Eine externe, firmenfremde Person hat diese Belastung nicht und kann der mäßigenden und lenkenden Aufgabe der Moderatorin oder des Moderators meist besser gerecht werden.3

Erfahrung und Konzentration

Ein erfahrener Moderator, eine erfahrene Moderatorin kann einer Veranstaltung einen professionellen Rahmen geben, auch wenn nicht alle Teilnehmenden Inhalte von höchster Qualität präsentieren können. Eine geübte Person ist auch in der Lage, mit herausfordernden Moderations-Situationen (wie störenden, abschweifenden oder langatmigen Teilnehmenden) oder auch mit technischen Pannen umzugehen. Die moderierende Person sollte sich voll und ganz der Veranstaltung widmen können und keine anderen „Hüte“ an diesem Tag oder auf dieser Veranstaltung aufhaben. Firmeninterne Moderierende haben diesen Vorteil meist nicht und werden darüber hinaus vom Publikum meist nicht als neutral empfunden.4

Die Zielsetzung eines guten Moderators bzw. einer guten Moderatorin sollte sein, für das Publikum die besten Inhalte der Teilnehmenden vermitteln zu können. Es ist für die Arbeit der Moderation entscheidend, dass das Publikum im Mittelpunkt steht und dessen Erkenntnisgewinn, und nicht die Person des Moderators oder der Moderatorin.

Grundsätzlich unterscheiden wir natürlich auch nach Veranstaltungstyp. Die journalistischen Formate in Fernsehen, Hörfunk und Online lassen wir für unsere Betrachtung einmal außen vor, auch wenn die Regeln für diese Formate vergleichbar sind.

Es bleiben, vor allem im betrieblichen Umfeld, hauptsächlich Veranstaltungen wie Messen, Kongresse, Firmenevents, Onlineforen, Webinare, Workshops oder Teambuilding-Maßnahmen.

Die gründliche Vorbereitung – das A und O einer gelungenen Moderation

Die gründliche Vorbereitung beginnt zunächst einmal mit der Frage nach dem Warum und dann erst nach dem Wie.

Also, welche Zielsetzung hat das zu moderierende Event? Soll es lediglich unterhalten oder soll es informieren? Und in welcher Tiefe? Handelt es sich um die Feier von Erfolgen über das bislang Erreichte oder soll es zur Motivation der Teilnehmenden und zu deren Identifikation mit dem Unternehmen dienen?

Ohne eine Beantwortung dieser Warum-Fragen kann eine Vorbereitung nicht zielgerichtet stattfinden.

Auch sollte von Anfang an mit den Auftraggebenden geklärt werden, welche Tiefe die Moderation haben sollte. Bist du nur die ankündigende Person, ein Conférencier, eine Mediatorin, ein Gastgeber oder die neutrale Vermittlerin, die nur die Übergänge gestaltet?5

Nach meiner Erfahrung umfasst die Vorbereitung für die Moderation einer Veranstaltung oder eines Events6im Wesentlichen drei Bereiche. Diese drei Bereiche bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Moderation, bei der sowohl die Ziele des oder der Auftraggebenden als auch die Erwartungen des Publikums erfüllt werden.

organisatorische Vorbereitung

inhaltliche Vorbereitung

emotionale Vorbereitung

Die organisatorische Vorbereitung

Die organisatorische Vorbereitung ist das Fundament einer jeden erfolgreichen Moderation. Ein Moderator, eine Moderatorin, der/die von einer Firma engagiert wird, sollte sich im Detail über den Ablauf, die Zielgruppe und die Rahmenbedingungen des Events informieren. Dazu gehört, die genaue Agenda zu kennen, technische Gegebenheiten wie Mikrofone und Präsentationsmittel zu prüfen sowie Proben einzuplanen, um mögliche Probleme im Ablauf frühzeitig zu erkennen. Besonders wichtig ist es, Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner aufseiten des Auftraggebers zu identifizieren, um offene Fragen schnell klären zu können. Auch die Pünktlichkeit und ein professionelles Auftreten tragen zur optimalen Zusammenarbeit mit den Auftraggebenden bei.

Die inhaltliche Vorbereitung

Die inhaltliche Vorbereitung zielt darauf ab, die Themen und vor allem die Zielsetzung des Events zu verstehen und die Botschaften des oder der Auftraggebenden klar und präzise zu transportieren. Der Moderator bzw. die Moderatorin sollte sich intensiv mit den Rednerinnen und Rednern, ihrem Fachwissen und den Präsentationen auseinandersetzen. Das Erarbeiten eines roten Fadens für die gesamte Moderation sowie gezielte Fragen oder Überleitungen sind essenziell. Außerdem sollte der oder die Moderierende eventuelle Fachbegriffe und branchenspezifische Themen recherchieren, um Kompetenz und Glaubwürdigkeit auszustrahlen. Es empfiehlt sich auch, Hintergrundinformationen über die Zielgruppe einzuholen, um die Ansprache optimal an deren Bedürfnisse anzupassen.

Die emotionale Vorbereitung

Die emotionale Vorbereitung stellt sicher, dass der Moderator oder die Moderatorin nicht nur sachlich, sondern auch menschlich überzeugt. Ein Firmenevent oder Kongress lebt von der Authentizität und Ausstrahlung der Moderierenden. Hierbei sollten diese Techniken anwenden, um Lampenfieber zu minimieren und Selbstvertrauen zu stärken, beispielsweise durch Atemübungen oder Visualisierung des Erfolgs.

Zudem ist es wichtig, empathisch auf das Publikum einzugehen und in stressigen Situationen ruhig und souverän zu bleiben. Ein positiver, motivierter Start in den Tag hilft, die Atmosphäre des Events aktiv zu gestalten und die Botschaften des Auftraggebers mit Energie und Überzeugung zu transportieren.

Das Beherrschen der wichtigsten Kommunikationsfähigkeiten

Als Moderator oder Moderatorin bei Kongressen, Firmenevents oder anderen Veranstaltungen trägst du die Verantwortung, den Rahmen zu gestalten, Gespräche zu lenken und das Publikum zu fesseln. Deine Kommunikationsfähigkeiten sind der Schlüssel zum Erfolg – sie entscheiden, ob die Botschaften ankommen.

Lass uns die wichtigsten Aufgaben und die Wege, wie du sie meistern kannst, betrachten:

Die aktive Steuerung des Gesprächsflusses

Eine der Hauptaufgaben des Moderators bzw. der Moderatorin ist es, den Gesprächsfluss lebendig und gleichzeitig strukturiert zu halten. Hierbei geht es darum, Inhalte klar zu präsentieren, Diskussionen zu lenken und für eine harmonische Dynamik zu sorgen.

Techniken für eine effektive Steuerung:

Klarer und positiver Einstieg: Beginne Diskussionen mit einem Zitat, einer kurzen Geschichte oder einem Vergleich. Dann folgt eine präzise Einleitung, die die Rahmenbedingungen und das Ziel verdeutlicht, ggf. mit einer kurzen (!) Vorstellung deiner Person.

Übergänge gestalten: Nutze Brücken wie Zusammenfassungen oder verbindende Themen, um nahtlose Übergänge zwischen Rednerinnen und Rednern oder Themen zu schaffen.

Zeitmanagement: Überwache die Zeit und greife höflich ein, wenn ein Gast abschweift oder zu ausführlich wird.

Aktives Zuhören: Nimm Aussagen der Gäste auf, bestätige sie und leite sie in die Diskussion ein, um den Austausch zu fördern.

Das sichere Handeln in herausfordernden Situationen

In der Rolle der Moderation wirst du immer wieder mit unvorhergesehenen Herausforderungen konfrontiert. Deine Fähigkeit, in solchen Momenten ruhig, lösungsorientiert und souverän zu agieren, ist entscheidend für dein Standing.

Typische Herausforderungen und Strategien:

Technische Probleme: Bleib gelassen und kommuniziere offen mit dem Publikum.

Unkooperative Gäste: Geh respektvoll mit schwierigen Persönlichkeiten um, bleib freundlich, aber bestimmt.

Kritische Fragen aus dem Publikum: Stell sicher, dass du die Frage verstehst, fasse sie zusammen und beantworte sie sachlich oder leite sie weiter

Emotionale Spannungen: Greife moderierend ein, indem du die Beteiligten dazu ermutigst, sich auf Fakten zu konzentrieren. Freundliche und wertschätzende (!) Gelassenheit mit einer Prise Humor kann hier sehr entkrampfend wirken.

Einen eigenen Stil entwickeln – Don't be the copycat!

Dein Stil macht dich einzigartig. Versuche nicht, erfolgreiche TV-Persönlichkeiten wie Thomas Gottschalk oder Sandra Maischberger zu kopieren. Das Publikum merkt schnell, wenn jemand unauthentisch wirkt. Übe stattdessen:

Selbstreflexion: Überlege, welche Eigenschaften dich auszeichnen: Bist du eher humorvoll, analytisch oder ruhig und fokussiert?

Feedback einholen: Lass dich bei Übungen filmen und bitte Kolleginnen und Kollegen oder Coaches um ehrliches Feedback.

Experimentieren: Probiere verschiedene Stile in geschützten Trainingsumgebungen aus.

Publikumsbindung durch Empathie und Präsenz

Der Erfolg deiner Moderation hängt wesentlich davon ab, wie gut du mit dem Publikum interagierst.

Essenzielle Fähigkeiten zur Publikumsbindung sind:

Empathie zeigen: Reagiere auf Stimmungen und Bedürfnisse des Publikums. Vielleicht kannst du auch schon vor der Veranstaltung am Warm-up teilnehmen.

Interaktive Elemente nutzen: Binde das Publikum durch gezielte Fragen, Abstimmungen oder kurze Gespräche aktiv ein.

Präsenz entwickeln: Zeige eine offene Körpersprache, halte Blickkontakt nicht nur mit deinen Podiumsgästen, sondern auch mit dem Publikum, und bewege dich dynamisch, aber gezielt auf der Bühne.

Präzision und Klarheit in der Kommunikation

Als Moderatorin oder Moderator bist du die Stimme des Events. Es ist entscheidend, dass deine Botschaften klar und verständlich sind:

Einfachheit: Vermeide komplizierte Sätze oder Fachjargon, der das Publikum verwirren könnte.

Betonung: Setze gezielte Pausen ein und betone Schlüsselbegriffe, um Inhalte zu verstärken.

Visualisierung: Nutze Beispiele oder Analogien, um abstrakte Themen greifbar zu machen.

Diese Kommunikationsfähigkeiten bilden die Grundlage für professionelle und wirkungsvolle Moderation. Im nächsten Kapitel präsentieren wir konkrete Übungen, mit denen du diese Fähigkeiten vertiefen kannst.

Durch regelmäßiges Üben erfolgreicher Moderator / erfolgreiche Moderatorin werden

Als TV-Journalist habe ich schon früh Kontakt mit dem Thema Moderation gehabt. Ein Teil meiner Aufgabe als Reporter war, für die Moderation meiner Beiträge durch den Nachrichtensprecher oder die Moderatorin einen Vorschlag zu machen. Dieser kurze Text sollte für den Beitrag oder das Thema werben, ohne zu viel zu verraten. Später habe ich im Rahmen meiner Marketing-Tätigkeit für das Fernsehen des Bayerischen Rundfunks selbst Moderationen vor Publikum gemacht, und irgendwann war es so weit und ich war in der Rolle, neue Moderatorinnen und Moderatoren für eine tägliche Politik-Talk-Sendung auszubilden und zu trainieren. Obwohl sich die Veranstaltungs- und Sendungsformate ständig weiterentwickeln und heute durch Social Media immer niedrigschwelliger sind, haben sich bestimmte Übungen als Vorbereitung auf eine Moderationstätigkeit sehr bewährt.

Hier nun eine Auswahl von Übungen, die wir beim Deutschen Institut für Kommunikations- und MedienTraining (DIKT) gerne verwenden, um Managerinnen und Manager sowie Kommunikations-Expertinnen und -Experten und Radio- und Fernseh-Macherinnen und Macher auf erfolgreiche Moderations-Arbeit vorzubereiten.

Moderation ist nicht einfach nur irgendein Job. Es ist eine Arbeit, auf die man sich gut vorbereiten muss und die man ernsthaft durchführen sollte. Vor allem, wenn man öfter gebucht werden möchte.

Folgende Übungen helfen dir, noch besser zu werden.

Übung: Die 3-W-Technik – Wer, Was, Warum?

Ziel: Eine präzise und strukturierte Moderation vorbereiten.

Anleitung:

1. Situation schaffen: Die Teilnehmenden erhalten ein fiktives Szenario (z. B. Einführung einer neuen Technologie bei einer Konferenz).

2. Fragen klären:

Wer? Wer ist das Publikum? Welche Erwartungen und Vorkenntnisse hat es?

Was? Was ist die Hauptbotschaft? Was sollen die Zuhörenden mitnehmen?

Warum? Warum ist das Thema relevant? Warum sollte das Publikum zuhören?

3. Übung: Die Teilnehmenden strukturieren ihre Moderation entlang der drei W-Fragen und präsentieren eine zweiminütige Einführung.

4. Feedback: Die Gruppe gibt Rückmeldungen zu Klarheit, Struktur und Relevanz.

Variante: Die Übung kann auch mit wechselnden Themen wiederholt werden, um Flexibilität zu fördern.

Übung: Das emotionale Storytelling

Ziel: Emotionen gezielt in die Moderation einbinden.

Anleitung:

1. Themenwahl: Die Teilnehmenden erhalten ein Thema (z. B. ein persönliches Erfolgserlebnis, eine Herausforderung oder ein inspirierendes Ereignis).

2. Story entwickeln: In 10 Minuten erstellen sie eine kurze Erzählung, die folgende Elemente enthält: eine emotionale Einleitung, um das Publikum zu fesseln, eine klare Botschaft, die das Publikum mitnehmen soll, einen authentischen Abschluss, der die Emotion abrundet.

3. Präsentation: Alle Teilnehmenden tragen ihre Story vor.

4. Feedback: Die Gruppe gibt Rückmeldung zur Authentizität, Emotionalität und Klarheit der Botschaft.

Tipp: Die Teilnehmenden sollen bewusst ihre Stimme, Pausen und Körpersprache einsetzen, um die Emotionen zu verstärken.

Übung: Spontan reagieren – Schlagfertigkeitstraining

Ziel: Flexibilität und schnelle Reaktionsfähigkeit verbessern.

Anleitung:

1. Themensammlung: Alle Teilnehmenden schreiben ein Thema oder eine unerwartete Frage auf einen Zettel (z. B. „Wie erklären Sie KI in 30 Sekunden?“).

2. Zufallsauswahl: Die Themen werden gemischt, und jeder Teilnehmer bzw. jede Teilnehmerin zieht ein zufälliges Thema.

3. Übung: Innerhalb von 20 Sekunden muss der Teilnehmer bzw. die Teilnehmerin eine spontane, schlüssige Antwort oder Überleitung präsentieren, z. B. Einstieg ins Thema finden, Antwort strukturieren und kurz halten.

4. Feedback: Die Gruppe bewertet Klarheit, Authentizität und Schlagfertigkeit.

Variante: Schwieriger wird es, wenn Störungen wie Zeitdruck oder Unterbrechungen eingebaut werden.

Übung: Der souveräne Umgang mit Störungen

Ziel: Ruhig und professionell auf unerwartete Herausforderungen reagieren, ohne den roten Faden zu verlieren.

Anleitung:

1. Szenario wählen: Die Teilnehmenden übernehmen die Moderation eines fiktiven Panels oder einer Diskussion. Währenddessen wird gezielt eine Störung eingebaut, z. B.:

Technikprobleme (z. B. Mikrofon fällt aus).

Ein Redner bzw. eine Rednerin spricht zu lange oder unterbricht.

Provokative Fragen aus dem Publikum.

2. Reaktion: Der Moderator bzw. die Moderatorin soll: