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Der Alltag in Krankenhäusern ist seit Jahren geprägt von stetig zunehmender Komplexität, Informations- und Dokumentationsflut, Zwang zu intensiver Teamarbeit und ständigem Wandel der Rahmenbedingungen. Da die Luftfahrt über jahrzehntelange Erfahrung in einem solchen Umfeld verfügt, erläutert dieses Buch in leicht verständlicher Sprache praxiserprobte Konzepte und Arbeitsmethoden dieser Branche, die sich gut in den Krankenhausalltag übertragen lassen. Der Fokus richtet sich auf Maßnahmen im Bereich der Teaminteraktion, Kommunikation, Prozessorientierung, auf Fehlervermeidungskonzepte und die Schwächen der menschlichen Leistungsfähigkeit (Human Factors).
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Seitenzahl: 211
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1. Auflage 2016
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-031262-3
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-031263-0
epub: ISBN 978-3-17-031264-7
mobi: ISBN 978-3-17-031265-4
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Das Gesundheitswesen in Deutschland befindet sich im Umbruch. Zahlreiche Anspruchsgruppen formulieren Erwartungen, denen zukünftig nur mittels innovativer Versorgungsformen, Geschäftsmodellen und Servicestrategien entsprochen werden kann.
Dies trifft insbesondere auf Krankenhäuser zu. Demografischer Wandel sorgt für eine steigende Nachfrage, während gleichzeitig finanzielle, materielle und personelle Ressourcen knapp bleiben. Der hiermit einhergehenden ansteigenden Arbeitsbelastung kann nur mit deutlich verbesserten Organisationsstrukturen und -prozessen begegnet werden. Im Mittelpunkt zukünftiger Reorganisationsvorhaben stehen daher Prozesseffizienz und Patientensicherheit.
Höchste Effizienz verknüpft mit größtmöglicher Sicherheit für ihre Kunden ist von jeher Grundanforderung an Unternehmen der Luftfahrtindustrie. Diese Ähnlichkeit in der Aufgabenstellung ist frappierend und eignet sich daher hervorragend, um von der Luftfahrtindustrie zu lernen. Das dort erreichte Sicherheitsniveau ist beachtlich und von keiner anderen Branche erreicht. Und trotzdem gelingt es den Unternehmen der Branche, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten.
Das vorliegende Buch zeigt Möglichkeiten, wie in den Einrichtungen des Gesundheitswesens Ideen und Maßnahmen aus der Luftfahrtindustrie eingesetzt werden können. Der besondere Verdienst des Buches liegt darin, aufzuzeigen, wie die Anwendung und Befolgung systemübergreifender Regeln das Zusammenspiel von Menschen und Maschinen zur Lösung anspruchsvoller Aufgaben unter Zeitdruck optimiert.
Mit seinem Fokus auf Patientensicherheit schließt dieses Buch eine Lücke und bildet gleichzeitig eine Brücke zwischen zwei unterschiedlichen Branchen mit ähnlichen Aufgabenstellungen und Zielen. Die Übertragung von Prozessen aus der Luftfahrt in die Sphäre von Gesundheitseinrichtungen eröffnet Handlungsspielräume, die notwendig sind, um das Gesundheitswesen zukunftsfest zu gestalten. Es ist daher ein sehr wichtiger und wertvoller Beitrag zur Weiterentwicklung des Managements von Institutionen der Gesundheitswirtschaft.
Ich wünsche dem Buch eine weite Verbreitung und viel konstruktive Beachtung.
Dr. Olaf BornemeierVorstandsvorsitzenderMühlenkreiskliniken
Am 15. Januar 2009 setzten kurz nach dem Start von US-Airways-Flug 1549 am Flughafen La Guardia in New York beide Triebwerke des Airbus A320 durch massiven Vogelschlag aus. Nach einem dreieinhalb-minütigen Segelflug landeten die Piloten das Flugzeug mit 150 Passagieren an Bord auf dem Hudson River, ohne dass auch nur ein Mensch zu Schaden kam.
Vordergründig ist dieser glimpfliche Ausgang einer fliegerischen Meisterleistung der beiden Piloten zu verdanken. Blickt man aber hinter die Kulissen, wird deutlich, weshalb Crew und Technik in der Lage waren, ein solches Manöver zum Erfolg zu führen: Der beeindruckenden Notlandung vorausgegangen waren nämlich unermüdliche und nachdrückliche Anstrengungen der gesamten Luftfahrtbranche, betriebliche Komplexität zu reduzieren – durch Systematik, standardisierte Prozesse, Teamarbeit, kontinuierliches Training sowie ein Bewusstsein für Fehler und Verbesserungen. Kaum eine andere Branche strebt so sehr nach Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität: 99,999999 % aller Flüge erreichen heute ohne schwere Vorkommnisse sicher ihr Ziel.
Anders sieht es in der Medizin aus. Hier passieren »Bruchlandungen« sehr viel häufiger. Dennoch wird Prozessschwächen und Behandlungsfehlern intern und medial meist wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sie sind in der Medizin in der Regel weniger spektakulär – und sie lassen sich leichter identifizieren und ehrlicherweise auch einfacher kaschieren. Teuer sind sie für Patienten und bisweilen auch für Ärzte bzw. Krankenhäuser dennoch. Dabei lassen sie sich relativ einfach vermeiden.
Natürlich müssen Mediziner dazu keinen Jet fliegen können. Dennoch möchten wir mit dem in diesem Buch immer wieder gezogenen Vergleich zur Fliegerei den Fokus auf die Chancen lenken, die sich durch bessere medizinische Arbeitsmethoden eröffnen. Würde die Medizin nämlich noch stärker nach Standards arbeiten, die denen von Airlines vergleichbar sind, könnten klinische Strukturen noch effizienter und Behandlungen noch sicherer werden. Dabei steht schon lange die Forderung im Raum, dass sich Einrichtungen des Gesundheitswesens deutlich effizienter aufstellen. Doch die Medizin wird immer noch als Black Box und insbesondere in der Chirurgie auch als Kunst betrachtet. Wir sind in Deutschland – zu Recht – stolz auf die allgemein hohe Personalqualifikation, doch für eine so wichtige Profession wie die Medizin fehlen an vielen Stellen grundlegende Standards.
Die Luftfahrt hat in den zurückliegenden Jahrzehnten innovative betriebswirtschaftliche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, um ihre Arbeit zu strukturieren und zu beherrschen. Die Erfahrungen, die sie dabei gemacht hat, können auch der Medizin nutzen. Dabei geht es nicht um eine einzelne neue Medizinmethode, sondern um ein Bündel von Konzepten, um den heutigen Herausforderungen in der Medizin zu begegnen. Es geht nicht darum, die Konzepte aus der Luftfahrt exakt zu übernehmen – es reicht völlig, sich die Rosinen herauszupicken. Der Ansatzpunkt liegt nicht primär darin, fachliche Anforderungen besser zu erfüllen, sondern in einer systematischeren Bewältigung der stetig zunehmenden Aufgabenkomplexität und Arbeitsteiligkeit. Deshalb müssen vor allem die prozessualen und die interpersonellen Kompetenzen stärker in den Vordergrund rücken.
Dies ist also ein Buch für alle, die ihre medizinische Arbeit nachhaltig effizienter und sicherer gestalten wollen: ob Arzt, Pfleger, Notfallmediziner, Laborant, ob Einsteiger oder Profi. Mit erfolgreichen, praxistauglichen Erkenntnissen aus der Luftfahrt soll dieser Ratgeber dazu beitragen, mehr Struktur und Systematik in die Medizin zu bringen. Mediziner in komplexen Behandlungssituationen oder in großen Organisationen wie Krankenhäusern werden am meisten davon profitieren.
Die aktive Suche nach geeigneten Methoden für mehr Effizienz in der Medizin sowie die Passion, die erfolgreichen Konzepte der Luftfahrt in andere Branchen zu übertragen, führte uns als Autorenteam zusammen. Im Zuge unserer Diskussionen entwickelte sich die Idee, einen Ratgeber über die selbst erlebten Konzepte und Tools der Luftfahrt zu schreiben und deren Anwendungsmöglichkeiten für die Medizin aufzuzeigen.
Unsere Handlungsvorschläge basieren auf zusammen rund 80 Jahren Erfahrung aus Entwicklung, praktischer Umsetzung, Beratung und Training der vorgestellten Methoden in Medizin, Luftfahrt und anderen Industrien.
Wir danken Dr. med. Florian Gebauer vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf für die wertvollen Hinweise im Zuge der Manuskripterstellung. Unser besonderer Dank gilt Herrn Dipl. Kfm. Marco Wunderlich, der im Hintergrund wesentlich zur Veröffentlichung des Buchs beigetragen hat.
Ihnen wünschen wir viel Spaß und gute Impulse beim Lesen! Auf Ihr Feedback zu den Erfahrungen mit den Ideen dieses Buches freuen wir uns.
Hamburg, im Frühjahr 2016Dr. Martin HinschDr. Barbara HoganCpt. Jens J. Olthoff
Geleitwort
Vorwort
Abbildungsverzeichnis
1 Anforderungen an die Medizin der Zukunft
1.1 Patientensicherheit und Effizienz als ein Topthema der nächsten Jahre
1.2 Die Anatomie des Arztes der Zukunft
1.3 Die Treiber von Veränderungen
1.3.1 Patienten
1.3.2 Gesetzgeber und Krankenkassen
1.3.3 Betriebsinterner Druck
2 Medizin ist wie Fliegen … fast
2.1 Blaupause: Von anderen Branchen lernen
2.2 Die Luftfahrt als Impulsgeber für die Medizin
2.2.1 Abstraktion vom Kernprozess der Flugdurchführung
2.2.2 Ist die Medizin tatsächlich mit dem Fliegen vergleichbar?
2.2.3 Zwischenfazit
2.3 Wie die Luftfahrt das Hochleistungsmanagement entdeckte
2.3.1 Welche Maßnahmen haben die Airlines ergriffen?
2.3.2 Aus einzelkämpferischen Weltkriegspiloten wurden Teamplayer in Passagierjets
2.4 Implikationen für die Medizin
2.4.1 Chancen für die Medizin sind groß
Die erfolgreichen Methoden und Konzepte der Luftfahrt
3 Wozu auf die Luftfahrt blicken? Eine Einführung
4 Menschliche Grenzen kennen und beherrschen – Human Factors
4.1 Was sind Human Factors und warum sollte man sie betrachten?
4.2 Die menschliche Leistungsfähigkeit und deren Grenzen
4.2.1 Die Grenzen der Wahrnehmung und des Situationsbewusstseins
4.3 Human Factors im persönlichen Umfeld
4.3.1 Verantwortungsbewusstsein
4.3.2 Arbeitsbelastung und Stress
4.3.3 Unterforderung
4.3.4 Motivation
4.4 Human Factors im sozialen Umfeld
4.4.1 Kommunikation
4.4.2 Führung
4.4.3 Teamwork
4.4.4 Druck
4.4.5 Organisationskultur
4.5 Human Factors im physischen Arbeitsumfeld
5 Das Dirty Dozen – die 12 häufigsten menschlichen Fehler
5.1 Mangel an Kommunikation
5.2 Mangel an Teamwork
5.3 Druck
5.4 Soziale Normen
5.5 Fehlende Durchsetzungsfähigkeit
5.6 Ablenkung
5.7 Selbstgefälligkeit und Apathie
5.8 Fehlendes Problembewusstsein
5.9 Erschöpfung
5.10 Stress
5.11 Mangelndes Wissen und Können
5.12 Ungenügende Ressourcen
6 Crew Resource Management (CRM)
6.1 Was ist CRM?
6.2 Teamwork und Führung
6.2.1 Teamwork
6.2.2 Führung
6.3 Kommunikation
6.3.1 Briefing
6.3.2 Debriefing
6.4 Situationsbewusstsein und Workload-Management
6.4.1 Workload-Management
7 Prozesse als Basis replizierbarer Spitzenleistung
7.1 Prozessorientierung im betrieblichen Alltag
7.2 Umsetzung einer Prozessorientierung: Prozessdefinition
7.3 Umsetzung einer Prozessorientierung: Mitarbeiterqualifikation
7.4 Was bedeutet dies nun?
8 Qualifikation und Training
8.1 Ganzheitliches Training und Standardisierung
8.1.1 Die drei Kernkompetenzen
8.1.2 Integriertes Training
8.1.3 Standardisierung der Mitarbeiterqualifikation
8.2 Einrichtung von Qualifikations- und Trainingsstrukturen
8.2.1 Aller Anfang ist schwer – die Entwicklung eines Qualifikations- und Trainingsprogramms
8.2.2 Fazit oder: Was bleibt?
9 Personalauswahl und Potenzialanalyse
9.1 Bestimmung von Qualifikationsanforderungen
9.2 Testaufbau und Testmodellierung
9.3 Unterstützung von Experten
9.4 Was bringt Personalauswahl konkret?
10 Über Fehler und Verbesserungspotenziale sprechen können
10.1 Bereitschaft zu Fehlerreflexion und Fehlerbewusstsein
10.2 Straffreiheit für den Fehlerverursacher?
10.3 Fehlerreflexion – aber wie?
Neue Wege zur Optimierung in der Medizin
11 Spitzenleistung durch Exzellenz in der Medizin
11.1 Zukunftsweisende Konzepte sind vorhanden
11.2 Organisationsexzellenz in der Medizin
11.2.1 Safety
11.2.2 Wirtschaftlichkeit
11.2.3 Organisationssteuerung
11.3 Die Bedeutung des Patientennutzens
11.4 Das Fundament medizinischer Exzellenz
11.4.1 Pfeiler 1: Mitarbeiter
11.4.2 Pfeiler 2: Prozesse und Regeln
11.4.3 Pfeiler 3: Infrastruktur
11.4.4 Pfeiler 4: Organisationsentwicklung
12 Team Resource Management
12.1 Dreiklang in der Medizin – ein ganzheitlicher Ansatz
12.1.1 Fachwissen
12.1.2 Prozesswissen
12.1.3 Interpersonelle Fähigkeiten
12.1.4 Fehlerkultur
12.2 Betriebliche Implementierung
12.2.1 Treiber für Veränderungen
12.2.2 Budgets: Investitionspläne in Wettbewerbsvorteile wandeln
12.2.3 Stringente Umsetzung
12.2.4 Nachhaltigkeit sicherstellen mit einem Medizincontrolling
12.2.5 Kulturwandel: konsequente Orientierung an der Patientensicherheit
Nachwort
Die Autoren
Sachregister
Abb. 1:
Treiber von Veränderungen in der Medizin
Abb. 2:
Der Prozess einer Flugdurchführung im Vergleich mit dem der notfallmedizinischen Versorgung
Abb. 3:
Schweizer-Käse-Modell
Abb. 4:
Dirty Dozen
Abb. 5:
Abflachung der Hierarchie im Cockpit
Abb. 6:
Beispielhafte Prozesslandkarte für die stationäre Behandlung
Abb. 7:
Beispielhafte Visualisierung eines Behandlungsprozesses
Abb. 8:
Beteiligte an der betrieblichen Prozessbeschreibung
Abb. 9:
Die Kernelemente betrieblicher Personalqualifikation
Abb. 10:
Aufbau eines strukturierten Qualifikations- und Trainingssystems
Abb. 11:
Eisberg-Modell aus der Fehlerforschung
Abb. 12:
Medical Excellence aus Perspektive der Organisationentwicklung
Abb. 13:
Pilotencheckliste
Abb. 14:
Patientencheckliste
Abb. 15:
Ganzheitliche Aufstellung in der Medizin
Abb. 16:
Die Treiber von Veränderungen
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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