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Psychiatriewissen für Ergos
In diesem Lehrbuch stellt Ihnen ein erfahrenes Autorenteam eine moderne, klientenzentrierte und betätigungsorientierte Ergotherapie bei psychischen Erkrankungen vor. Neben vielen anderen Feldern werden die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Gerontopsychiatrie und die Psychosomatik behandelt.
Ganz konkret erfahren Sie, wie Sie bei der Befunderhebung und der Therapieplanung vorgehen und was Sie dokumentieren und evaluieren müssen. Dazu gehört auch, die Klassifikationen psychischer Erkrankungen (ICD 10, DSM IV, ICF), Krankheitsbilder der Allgemeinpsychiatrie und die ergotherapeutischen Arbeitsweisen in der Psychiatrie zu kennen.
Sie erhalten eine Einführung in Evidenced Based Practice und in verschiedene Theoriemodelle wie COPM, MOHO, Kawa-(Fluss-) Modell und deren Umsetzung. Viele Fallbeispiele helfen Ihnen, das Wissen zu vertiefen.
Dieses Buch wird Sie nicht nur durch die Ausbildung im Arbeitsfeld Psychiatrie begleiten, sondern auch im Beruf Ihr Nachschlagewerk bleiben.
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Seitenzahl: 1379
Veröffentlichungsjahr: 2020
Beate Kubny
Benigna Brandt, Simon König, Albrecht Konrad, Marcel Konrad, Heike Lagemann, Heidi Landmann, Mieke le Granse, Christiane Mentrup, Ulrike Ott, Markus Schmid, Kathleen Sinclair, Anja Christopher, Anja Timmer, Regine Wilms, Imke Winkelmann †, Susanne Wortelkamp, Frank Zamath, Jennifer Creek, Angela Döring, Wiebke Flotho, Birgit Hirsekorn, Marie Horn, Sonja Hüttemann, Michael K. Iwama
4. Auflage
78 Abbildungen
Beate Kubny arbeitet seit 2004 beim Landschaftsverband Rheinland und leitet hier den Medizinisch-Psychosozialen Fachdienst im Dezernat Soziales.
Ihre Ausbildung als Ergotherapeutin schloss sie 1986 in Essen ab. Sie arbeitete danach mehrere Jahre in verschiedenen Einrichtungen und Handlungsfeldern der Psychiatrie.
1991 beendete sie das Zusatzstudium Kunsttherapie und 1993 erhielt sie ihr Diplom als Pädagogin. Darauf folgte eine mehrjährige Tätigkeit als Dozentin an der Schule für Ergotherapie in Bonn, bevor sie 1999 begann, als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Referentin in verschiedenen psychiatrischen Fachverbänden zu arbeiten.
Seit vielen Jahren ist sie zudem als Referentin für Seminare und Vorträge über ergotherapeutische und sozialpsychiatrische Themen tätig. Sie engagierte sich mehrere Jahre im Fachausschuss Psychiatrie des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten und veröffentlichte zahlreiche Fachartikel, u. a. in Ergotherapie & Rehabilitation.
Es ist ihr ein Anliegen, dass Ergotherapeuten in der Psychiatrie den Blick über den eigenen Tellerrand wagen und ihre berufsspezifische Sichtweise und Kompetenzen in das sozialpsychiatrische Handeln einbringen. Das vorliegende Fachbuch gab ihr die Möglichkeit, hierzu beizutragen.
Neben ihren beruflichen Aktivitäten genießt sie in ihrer Freizeit vielfältige Hobbys und Aktivitäten mit ihrer Partnerin und/oder den erwachsenen Söhnen.
Beate Kubny
(Quelle: © Landschaftsverband Rheinland)
Es freut mich sehr, dass ich noch einmal die Gelegenheit bekommen habe, die Überarbeitung dieses Lehrbuches als Herausgeberin und Autorin zu begleiten. Den Anstoß für diese Überarbeitung gab Dr. Benigna Brandt, denn sie nahm 2017 zu mir Kontakt auf und regte an, das Lehrbuch und Standardwerk für psychiatrische tätige Ergotherapeuten zu aktualisieren und eine moderne betätigungsorientierten Perspektive zu entwickeln. Nachdem der Thieme-Verlag diesem Projekt „grünes Licht“ gegeben hatte, startete die Überarbeitung mit einer Phase der Konzeptionierung gemeinsam mit den Kolleginnen Dr. Benigna Brandt und Heike Lagemann. Schnell war die wesentliche Herausforderung ausgemacht: psychiatrische Ergotherapie konsequent betätigungs- und klientenzentriert darstellen und zugleich anschlussfähig bleiben für die Situation der Ergotherapeuten und Ergotherapeuten, deren berufliche Rahmenbedingungen eine betätigungsorientierte Ausrichtung nur schwer zulassen.
Nun liegt das Ergebnis der Überarbeitung vor und ich freue mich sehr, dass neben vielen Autorinnen und Autoren der ersten Stunde weitere hinzugestoßen sind. Nur so war es möglich, die vierte Auflage zu realisieren. Es ist mein Wunsch und Ziel, mit dieser überarbeiteten Auflage den Staffelstab an eine neue Generation von akademisch gebildeten Ergotherapeuten weiterzureichen, ohne dabei die Brücken zu den langjährig erfahrenen Kolleginnen und Kollegen und ihrem fundierten Erfahrungswissen und großen Engagement abzureißen.
Dass dies gelungen ist, verdanke ich in erster Linie Dr. Benigna Brandt und Heike Lagemann. Sie haben sich nicht nur an der Entwicklung des Konzepts für die Überarbeitung beteiligt, sondern sich des Herzstücks des Buches angenommen: der Kapitel zur ergotherapeutischen Behandlung. Diese wurden einer konsequent klientenzentrierten und betätigungsorientierten Betrachtungsweise unterzogen, der Bezug zur ICF wurde hergestellt und mit Leben gefüllt. Ebenso wurde das Kapitel zur arbeitsbezogenen Ergotherapie durch Frank Zamath grundlegend überarbeitet und modernisiert und um den Aspekt der Digitalisierung der Arbeitswelt erweitert. Recovery und Empowerment: Diese Ansätze aus dem Bereich der Selbsthilfe gewinnen immer mehr an Bedeutung bei der Bewältigung psychischer Erkrankungen und stehen nun im Zentrum der Ausführungen Albrecht Konrads zur Sozialen Unterstützung.
Die Leserin und der Leser werden bemerken, dass es auch bei den konzeptuellen Modellen Neues zu entdecken gibt. Die bekannten Praxismodelle haben sich teilweise stark weiterentwickelt und wurden aktualisiert, Überholtes wurde entfernt, neue Modelle wurden aufgenommen.
Als Autorenteam haben Markus Schmid und Simon König das Kapitel zur forensischen Psychiatrie neu geschrieben und aufgezeigt, wie auch unter den Rahmenbedingungen des Maßregelvollzuges Betätigungsorientierung gelingen kann. Neu zudem sind ein Kapitel zum „Neurofeedback“ von Dr. Sonja Hüttemann sowie ein weiteres zur „Achtsamkeit in der Ergotherapie“ (Beate Kubny, Angela Döring).
Als Herausgeberin ist es mir auch in der vierten Auflage wichtig, eine Sprachregelung zu finden, die beide Geschlechter gleichermaßen berücksichtigt. Nach wie vor handelt es sich bei der Ergotherapie um einen Beruf, in dem überwiegend Frauen arbeiten. Um dem gerecht zu werden, wird im Folgenden im Singular, bezogen auf die konkrete therapeutische Situation, von der Ergotherapeutin gesprochen, im Plural von den Ergotherapeuten. Das Kapitel zur Forensischen Psychiatrie wird wie bisher ausgenommen, da hier überwiegend männliche Ergotherapeuten arbeiten.
Um dem Paradigmenwechsel hin zur Personenzentrierung gerecht zu werden, stehen in dieser Auflage den Ergotherapeuten Klienten gegenüber. Eine Ausnahme bildet auch hier der Maßregelvollzug mit seinen besonderen Rahmenbedingungen, in diesem Kapitel wird weiterhin von Patienten gesprochen.
Aus Gründen der Lesbarkeit wurde (abgesehen vom Vorwort) auf Doppelbezeichnungen jedoch verzichtet.
Meine Anerkennung gilt den Autorinnen und Autoren der vergangenen Auflagen, die nicht mehr aktiv mitgearbeitet und ihre Texte anderen Personen anvertraut haben. Neu im Autorenteam begrüße ich Dr. Benigna Brandt, Marie Horn, Dr. Sonja Hüttemann, Simon König, Prof. Marcel Konrad, Ulrike Ott, Markus Schmid und Frank Zamath. In meinen Augen sind sie gemeinsam mit Anja Christopher, Jennifer Creek, Angela Döring, Wiebke Flotho, Michael K. Iwama, Albrecht Konrad, Heike Lagemann, Mieke le Granse, Prof. Christiane Mentrup, Kathleen Sinclair, Anja Timmer, Imke Winkelmann und Susanne Wortelkamp diesem Vertrauen gerecht geworden. Auf der Basis einer großartigen Bereitschaft zur fachlichen Diskussion und Kooperation konnte eine gemeinsame Perspektive einer klientenzentrierten und betätigungsorientierten Ergotherapie in der Psychiatrie entwickelt und niedergeschrieben werden. Für diese Leistung bedanke ich mich ganz herzlich. Ein besonderes Wort des Dankes richte ich zudem an Klaus Winkelmann, der nach dem tragischen Tod seiner Frau Imke Winkelmann im Jahr 2019, die letzten Korrekturen am Kapitel zum Kawa-(Fluss-)Modell vorgenommen hat.
Last but not least gilt mein Dank den Mitarbeiterinnen des Thieme-Verlags, die die vierte, vollständig überarbeitete Auflage wie gewohnt professionell, konstruktiv und immer mit guter Laune begleitet haben.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine interessante Lektüre, die Impulse gibt und dazu beiträgt, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen durch die Ergotherapie dabei unterstützt werden, Teilhabe an der Gesellschaft zu erleben.
Köln, im April 2020
Beate Kubny
Es freut mich sehr, dass dieses Lehrbuch für Ergotherapie im Arbeitsfeld Psychiatrie nun schon in der zweiten Auflage erscheint. Für mich ist dies ein Hinweis darauf, dass Ergotherapeuten häufig mit psychisch kranken Menschen arbeiten und das psychiatrische Behandlungs- und Versorgungssystem für unsere Berufsgruppe eine Vielzahl von Arbeitsmöglichkeiten bereithält.
In der ersten Auflage wurde, aufbauend auf der von Ingrid Scheiber in ihrem Buch Ergotherapie in der Psychiatrie (München: Bardtenschlager Verlag 1989, Köln: Stam-Verlag 1995) entwickelten Systematik der ergotherapeutischen Behandlungsmethoden in der Psychiatrie, eine Spezifikation und Konkretisierung dieser in den verschiedenen speziellen psychiatrischen Fachbereichen vorgenommen. Gleichzeitig wurden neuere Entwicklungen in der Ergotherapie und Psychiatrie beschrieben und in ihrer Bedeutung für die psychiatrische Ergotherapie dargestellt.
Seit dem Erscheinen der ersten Auflage im Jahr 2003 hat die ergotherapeutische Berufsentwicklung im deutschsprachigen Raum an Dynamik gewonnen. Verschiedene Modellstudiengänge konnten sich etablieren und mittlerweile wächst eine Generation junger Ergotherapeuten heran, die sich zunehmend selbstverständlicher an Forschung, Theorie- und Konzeptbildung beteiligten.
Die zweite Auflage gibt den Autorinnen und Autoren und mir als Herausgeberin die Möglichkeit, den aktuellen Wissens- und Entwicklungsstand der Ergotherapie sowie anderer angrenzender Disziplinen zu berücksichtigen und in das Lehrbuch aufzunehmen. Dabei ist es mir wichtig, dass in diesem Lehrbuch Modelle, Theorien und Konzepte gut verständlich und immer im Hinblick auf ihre praktische Umsetzung beschrieben sind.
In der zweiten Auflage bleibt die bisherige Struktur des Lehrbuches weitgehend erhalten: Von allgemeinen Fragen der psychiatrischen Versorgung geht es zu übergeordneten ergotherapeutischen Behandlungsaspekten und dann zur Anwendung der Ergotherapie in den verschiedenen psychiatrischen Behandlungsbereichen.
Das erste Kapitel widmet sich der Psychiatrie und ihrer Reform bis heute. Verschiedene Klassifikationssysteme werden eingeführt, wobei vor allem das Kapitel zur Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (International Classification of Functioning, Disability and Health – ICF) aktualisiert und durch ein Fallbeispiel ergänzt wurde.
Das zweite Kapitel widmet sich zum einen den konzeptionellen Modellen der Ergotherapie. Unter Heranziehung der aktuellen Weiterentwicklungen des jeweiligen ergotherapeutischen Praxismodells wurden vor allem die Ausführungen zum Model of Human Occupation und zum Canadian Model of Occupational Performance überarbeitet, während das Model of Profession and Concept of Adaptive Skills in seiner bisherigen Fassung übernommen wurde. Neu hinzugekommen ist durch die Einführung in das Kawa-(Fluss-)Modell aus Japan ein Blick über unseren kulturellen Tellerrand.
Die folgenden Ausführungen zu Planung, Durchführung und Überprüfung der ergotherapeutischen Behandlung psychisch kranker Menschen wurden überarbeitet und erweitert, insbesondere die evidenzbasierte Praxis in der psychiatrischen Ergotherapie neu aufgenommen. Auch die Ausführungen zu den ergotherapeutischen Behandlungsverfahren wurden aktualisiert und um den Aspekt der sozialen Unterstützung erweitert.
Es freut mich besonders, dass in der zweiten Auflage mit dem Kapitel „Ein internationaler Blickwinkel auf die Ergotherapie“ ein kultursensibler Blick auf die Ergotherapie geworfen wird. Kit Sinclair und Jennifer Creek verdeutlichen, dass sich die Kulturen und Gesellschaften hinsichtlich ihres Lebensstils, ihrer Erwartungen und Bedingungen sehr unterscheiden und hierdurch die Ergotherapie beeinflussen.
Nach diesen einführenden Kapiteln, die Basiswissen und Hintergrund bieten, wird im Folgenden ausführlich, tiefgehend und praxisnah die ergotherapeutische Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen dargestellt.
Das vierte Kapitel widmet sich den Krankheitsbildern der Allgemeinpsychiatrie, während im fünften Kapitel spezielle psychiatrische Fachbereiche beschrieben werden.
Die Leserinnen und Leser erfahren Grundlegendes über die ergotherapeutische Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der Suchttherapie, in der Psychosomatik, in der Gerontopsychiatrie und in der Forensischen Psychiatrie. Gemeinsames Vorgehen der Autorinnen und des Autors ist es, sowohl das Allgemeine der ergotherapeutischen Arbeit im Fachbereich zu beschreiben als auch das Besondere des jeweiligen Behandlungsansatzes und psychiatrischen Bereiches darzustellen.
Kapitel 4 und 5 wurden ebenfalls aktualisiert und teilweise erweitert. Insbesondere werden noch stärker als in der ersten Auflage Ansätze zum Transfer konzeptioneller Bezugsrahmen in die praktische Arbeit aufgezeigt, z.B. durch Ausführungen zum Child Occupational Self Assessment (COSA) im Behandlungsbereich Kinder- und Jugendpsychiatrie oder durch ein Umsetzungsbeispiel zur Anwendung des COPM im Behandlungsbereich Psychosomatik.
Zudem haben die Autorinnen und Autoren die zweite Auflage genutzt, neue Entwicklungen in den psychiatrischen Fachbereichen darzustellen. Als Beispiel genannt seien hier vertiefende Ausführungen zur ergotherapeutischen Behandlung von alten Menschen mit Psychosen, die vor dem Hintergrund der allgemein steigenden Lebenserwartung zunehmend im Fachbereich Gerontopsychiatrie anzutreffen sind, oder die Beschreibung neuer spezifischer Instrumente und Assessments der Ergotherapie in der forensischen Psychiatrie.
Das Buch versteht sich als Lehrbuch und richtet sich damit in erster Linie an Ergotherapieschülerinnen und -schüler und Berufsanfängerinnen und -anfänger. Jedoch hoffen wir, dass es auch berufserfahrenen Ergotherapeuten Anregungen, Ideen und Informationen bieten kann.
Um die Leserinnen und Leser durch den Dschungel der derzeitig gebräuchlichen und relevanten Abkürzungen der Ergotherapie zu lotsen, folgt auf das Inhaltsverzeichnis ein „Abkürzungsverzeichnis plus“, das um Literaturangaben bereichert wurde und so die Suche nach weiterführender Literatur zu den immer wieder genannten Konzepten und Modellen erleichtert. Am Ende jedes Kapitels schließt sich eine ausführliche Literaturliste an.
Es war mir als Herausgeberin ein Anliegen, eine Sprachregelung zu finden, die beide Geschlechter gleichermaßen berücksichtigt. Das gewählte Modell wird meines Erachtens der Realität gerecht, in der die überwiegende Zahl der Berufsangehörigen (und der Autorenschaft) weiblich ist: Es wird im Folgenden im Singular, bezogen auf die konkrete therapeutische Situation, von der Ergotherapeutin und von dem Patienten bzw. Klienten gesprochen. Das Kapitel über Forensische Psychiatrie wurde hiervon ausgenommen, da dies einer der wenigen Fachbereiche ist, in dem überwiegend männliche Ergotherapeuten arbeiten. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde (abgesehen vom Vorwort) auf Doppelbezeichnungen jedoch verzichtet.
Zu guter Letzt sei allen, die an der Erstellung der zweiten Auflage dieses Buches beteiligt waren, gedankt: den Autorinnen und Autoren, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verlages (insbesondere Heidrun Becker, Dorothee Richard) und last but not least meiner Familie.
Köln, im Juni 2009
Beate Kubny-Lüke
Als vor über zehn Jahren das erste Fachbuch zur psychiatrischen Ergotherapie erschien: „Ergotherapie in der Psychiatrie“ von Ingrid Scheiber (München: Bardtenschlager Verlag 1989, Köln: Stam-Verlag 1995), leistete die Autorin für die Ergotherapie (nicht nur in der Psychiatrie) einen wegweisenden Beitrag. Die ergotherapeutischen Behandlungsmethoden der Psychiatrie wurden erstmals systematisiert und ausführlich beschrieben. Das hier nun vorliegende neue Fachbuch zur psychiatrischen Ergotherapie tritt in diese Fußstapfen und baut auf der damals geprägten Systematik und Terminologie auf.
Darüber hinaus habe ich mir als Herausgeberin das Ziel gesetzt, in diesem Fachbuch die aktuell stattfindenden Entwicklungen der Ergotherapie und der Psychiatrie zu integrieren und die ergotherapeutische Behandlung in den vielfältigen psychiatrischen Fachbereichen und Handlungsfeldern zu spezifizieren und zu konkretisieren.
Hierzu gliedert sich das Buch in vier Kapitel, wobei die Leserinnen und Leser im ersten Kapitel zunächst einiges über die Psychiatrie und ihren Reformprozess erfahren, verschiedene Klassifikationssysteme kennenlernen und einen Überblick über die psychiatrische Versorgungslandschaft mit ihren vielfältigen ergotherapeutischen Arbeitsfeldern erhalten.
Sich in dieser Landschaft auszukennen, unterstützt Ergotherapeuten in ihrem Bemühen, die Qualität ihrer Behandlung weiter zu verbessern, und ermöglicht es ihnen, mit anderen Berufsgruppen gemeinsam die psychiatrische Versorgung bedarfsorientiert zu entwickeln.
Das zweite Kapitel widmet sich zum einen den konzeptionellen Modellen der Ergotherapie. Drei von ihnen werden dargestellt (MOHO, CMOP, Model of profession and concept of adaptive skills), und ihre Anwendung in der psychiatrischen Ergotherapie wird beschrieben. Dem folgen Ausführungen zur Planung, Durchführung und Überprüfung der ergotherapeutischen Behandlung psychisch kranker Menschen. Dabei werden aktuelle Entwicklungen in der Ergotherapie, wie z. B. Clinical Reasoning, Qualitätssicherung, Evaluation, ebenso berücksichtigt wie die ergotherapeutischen Behandlungsverfahren, die in der psychiatrischen Ergotherapie bevorzugt eingesetzt werden.
Nach diesen einführenden Kapiteln, die Basiswissen und Hintergrund bieten, wird in den folgenden Abschnitten ausführlich, tiefgehend und praxisnah die ergotherapeutische Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen dargestellt.
Das dritte Kapitel konzentriert sich dabei auf die klassischen psychischen Erkrankungen der Allgemeinpsychiatrie, während im vierten Kapitel einzelne Fachbereiche, teilweise erstmalig, in der ergotherapeutischen Fachliteratur beschrieben werden. So erfahren die Leserinnen und Leser etwas über die ergotherapeutische Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der Suchttherapie, in der Psychosomatik, in der Gerontopsychiatrie und in der Forensischen Psychiatrie. Die Autorinnen und Autoren haben dabei sowohl das Allgemeine der ergotherapeutischen Arbeit im Fachbereich herausgearbeitet als auch das Besondere des jeweiligen Behandlungsansatzes und psychiatrischen Bereiches ausführlich dargestellt.
Das Buch versteht sich als Lehrbuch und richtet sich damit an Ergotherapieschülerinnen und Berufsanfängerinnen. Jedoch hoffen wir, dass es auch berufserfahrenen Ergotherapeuten Anregungen, Ideen und Informationen bieten kann.
Um die Leserinnen und Leser durch den Dschungel der derzeitig gebräuchlichen und relevanten Abkürzungen der Ergotherapie zu lotsen, folgt auf das Inhaltsverzeichnis ein „Abkürzungsverzeichnis plus“, das um Literaturangaben bereichert wurde und so die Suche nach weiterführender Literatur zu den immer wieder genannten Konzepten und Modellen erleichtert. Am Ende jeden Kapitels schließt sich eine ausführliche Literaturliste an.
Es war mir als Herausgeberin ein Anliegen, eine Sprachregelung zu finden, die beide Geschlechter gleichermaßen berücksichtigt. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde jedoch auf Doppelbezeichnungen verzichtet. Das gewählte Modell wird m. E. der Realität gerecht, in der die überwiegende Zahl der Berufsangehörigen (und der Autorenschaft) weiblich ist: Es wird von Ergotherapeuten, Ergotherapieschülerinnen gesprochen und von Patienten und Klienten. Das Kapitel über Forensische Psychiatrie wurde hiervon ausgenommen, um den einzigen Autor in diesem Buch zu berücksichtigen.
Zu guter Letzt sei allen, die an der Erstellung dieses Buches beteiligt waren gedankt: den Autorinnen und dem Autor, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verlages (im Besonderen Rosi Haarer-Becker und Eva Grünewald) und last but not least den Menschen, die die Entstehung dieses Buches direkt oder indirekt mitgetragen, unterstützt und ermöglicht haben: Simon und Vinzent Lüke, Heike Müller und Markus Lüke.
Köln, im Juli 2003
Beate Kubny-Lüke
ACIS
Assessment of Communication and Interaction Skills
Forsyth K, Salamy M, Simon S, Kielhofner G. Assessment der Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten, Version 4.0. Deutsche Übersetzung: Mentrup C. Reihe Vita activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2011.
AVEM
Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster
Schaarschmidt U, Fischer AW. AVEM – Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster. 3. überarbeitetet und erweiterte Auflage. London: Pearson; 2008.
BOMeN
Medizinisch-beruflich orientierte Neurorehabilitation
Menzel-Begemann A, Honemeyer S. Medizinisch-beruflich orientierte Neurorehabilitation. Das Patientenschulungs- und Behandlungsprogramm BOMeN. Göttingen: Hogrefe; 2015.
CMCE
Canadian Model of Client-Centered Enablement
Townsend, E, Beagan, B, Kumas-Tan, Z, Versnel, J, Iwama, M, Landry, J Stewart, D, Brown, J. Enabling: Occupational therapy’s core competency 2007; S. 87–133. In: Townsend, E., Polatajko, H. Enabling Occupation II. Advancing an Occupational Therapy Vision for Health, Well-being & Justice through Occupation. Ottawa Canadian Association of occupational Therapists; 2007.
CMOP
Canadian Model of Occupation Performance
Law M, Polatajko H, Carswell A, McColl MA, Pollock N, Baptiste S. Das Kanadische Modell der Occupational Performance und das Canadian Occupational Performance Measure. In: Jerosch-Herold C, Marotzki U, Hack BM, Weber P, Hrsg. Konzeptionelle Modelle für die ergotherapeutische Praxis. Rehabilitation und Prävention 49. 2. überarbeitete Auflage. Heidelberg: Springer; 1999.
CMOP-E
Canadian Model of Occupational Performance and Engagement
Polatajko, HJ, Davis, J, Stewart, D, Cantin, N, Amoroso, B, Purdie, L, Zimmermann, D. Specifying the domain of concern: Occupation as core 2007; S.13-36. In: Townsend, E., Polatajko, H. Enabling Occupation II. Advancing an Occupational Therapy Vision for Health, Well-being & Justice through Occupation. Ottawa Canadian Association of occupational Therapists; 2007.
COPM
Canadian Occupational Performance Measure
Law M, Baptiste S, Carswell A, McColl M, Polatajko H, Pollock N. COPM – Canadian Occupational Performance Measure. Deutsche Übersetzung: Dehnhardt B, Harth A, Meyer A. Im Eigenverlag der Übersetzerinnen. 4. Auflage; 2007 (Originalarbeit 1998). Zu beziehen über: www.copm-zertifikat.de.
COPMa-kids
Canadian Occupational Performance Measure adaptiert für Grundschulkinder
Gede H, Kriege S, Strebel H, Sulzmann-Dauer I. Kinder zu Wort kommen lassen. Die adaptierte Version des Canadian Occupational Performance Measure für Grundschulkinder. Idstein: Schulz-Kirchner; 2007.
COSA
Child Occupational Self Assessment
Frederico J, Kielhofner G. The Child Occupational Therapy Assessment. Chicago: Model of Human Occupation. Clearinghouse; 2002. Deutsche Übersetzung: Pätzold I, Wolf M, Hörning A, Hoven J. Weisst du eigentlich, was mir wichtig ist? COSA – Child Occupational Self Assessment – Ein Selbsteinschätzungsbogen für Kinder von 8– 13 Jahren. Dortmund: Verlag Modernes Lernen; 2008.
CPPF
Canadian Practice Process Framework
Craik J, Davis J, Polatjako HJ. Introducing the Canadian Process Practice Framework (CPPF): Amplifying the context; 2007: S. 229-246. In: Townsend, E, Polatajko, H. Enabling Occupation II. Advancing an Occupational Therapy Vision for Health, Well-being & Justice through Occupation. Ottawa Canadian Association of occupational Therapists; 2007.
DBT
Dialektisch behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung (Fertigkeitentraining)
Linehan MM. Dialektisch behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung. München: CIP-Medien; 1996.
DIAMO
Diagnostik von Arbeitsmotivation
Fiedler RG, Ranft A, Schubmann C, Heuft G, Greitemann B. Diagnostik von Arbeitsmotivation in der Rehabilitation – Vorstellung und Befunde zur faktoriellen Struktur neuer Konzepte. Psychother Psych Med 2005; 55: 476–482.
DIKJ
Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche
Stiensmeier-Pelster J, Schürmann M, Duda K. Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ). Göttingen: Hogrefe; 2000.
DSM
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
Saß H, Wittchen HU, Zaudig M, Houben I. Diagnostische Kriterien. Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen – Textversion DSM IV-TR. Göttingen: Hogrefe; 2003.
EBM
Evidence-Based Medicine
Rosenberg W, Donald A. Evidenced based medicine: an approach to clinical problem solving. BMJ. 1995; 310: 1122–1126.
ELA
Einschätzung körperlicher Leistungsfähigkeit bei arbeitsbezogenen Aktivitäten
Drüke T, Zander R, Alles T. Therapieplanung in der MBOR-Rehabilitation: Einschätzung körperlicher Leistungsfähigkeit bei arbeitsbezogenen Aktivitäten (ELA). Ein FCE-System in der rehabilitativen Praxis. Praxis klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 2010; 86(1): 40–44.
FEW
Frostig-Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung
Frostig M, Lockowandt O. Frostig Test der visuellen Wahrnehmung. 9. Auflage. Göttingen: Beltz; 2000.
FEW-2
Frostig Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung 2
Dacheneder W, Schneider W, Weyer K. Frostig Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung 2. Göttingen, Hogrefe; 2008.
FEW –JE
Frostig Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung Jugendliche & Erwachsene
Petermann F, Waldmann H, Daseking M. Frostig Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung Jugendliche & Erwachsene. Göttingen: Hogrefe; 2012.
FTM
Frostig-Test der motorischen Entwicklung
Frostig M, Bratfisch O. Frostig-Test der motorischen Entwicklung (FTM). Handanweisung. Stockholm: AOB Studium; 1985.
GAS
Goal Attainment Scaling
Kiresuk T, Sherman S. Goal attainment scaling; Community Mental Health Journal. 1968.
hamet 2
Handlungsorientierte Module zur Erfassung und Förderung beruflicher Kompetenzen
Dieterich M, Goll M, Pfeiffer G, Tress J, Schweiger F, Hartmann F. hamet 2 – Handlungsorientierte Module zur Erfassung und Förderung beruflicher Kompetenzen. Modul 1: Berufliche Basiskompetenzen, Modul 2: Lernfähigkeit, Modul 3: Soziale Kompetenz, Modul 4: Vernetztes Denken. Waiblingen: Berufsbildungswerk Waiblingen gGmbH; 2007.
HIPRO
Hildesheimer-Projekt Assessment
Düchting M. Begleiter für die Arbeitstherapie. Assessment: HIPRO. Ergopraxis. 2008; (8)6: 28–29.
HSET
Heidelberger Sprachentwicklungstest
Grimm H, Schöler H. Heidelberger Sprachentwicklungstest. Göttingen: Hogrefe; 1991.
IBRP
Integrierter Behandlungs- und Rehabilitationsplan
Kauder V. Aktion Psychisch Kranke, Hrsg. Personenzentrierte Hilfen in der psychiatrischen Versorgung. Bonn: Psychiatrie-Verlag 1997.
IC
Interessencheckliste
Matsutsuyu J. The Interest Checklist. Amer J Occup Ther. 1967; 11: 170. Erschienen in Kielhofner G, Mentrup C, Langlotz A. Checklisten des Model of Human Occupation 3. Auflage. Reihe Vita Activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2012.
ICD
International Classification of Diseases
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Hrsg. Internationale Statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. 10. Revision Version 2007. German Modification. Vierstellige ausführliche Systematik. www.dimdi.de/Klassifikationen/Diagnosen/ICD-10; 2007.
ICF
International Classification of Functioning, Disability and Health
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Hrsg. ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Köln: MMI – Der Wissensverlag; 2006.
ICIDH
International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps
Schuntermann MF. Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit. Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – Kurzdarstellung. www.ifrr.vdr.de.
IDA
Instrumentarium zur Diagnostik von Arbeitsfähigkeiten
Föhres F, Kleffmann A, Weinmann S. Instrumentarium zur Diagnostik von Arbeitsfähigkeiten [IDA]. 2. Auflage. Siegen: Miro GmbH; 2002.
IMBA
Integration von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt
Imba-Team. Imba – Integration von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt. Das Instrument für Fachkräfte der beruflichen Rehabilitation und Integration. www.imba.de. Köln: 2008.
IPS
The individual placement and support
Becker D, Drake RA. Working Life: The individual placement and support (IPS) program. New Hampshire-Dartmouth: Psychiatric Research Center; 1993.
IPT
Integriertes Psychologisches Therapieprogramm für schizophrene Patienten
Roder V, Brenner H, Kienzle N, Hodel B. Integriertes Psychologisches Therapieprogramm für schizophrene Patienten (IPT). Weinheim: Beltz/PVU; 2002.
KBT
Konzentrative Bewegungstherapie
Becker H. Konzentrative Bewegungstherapie. Gießen: Psychosozial Verlag; 2001.
KTK
Körper-Koordinationstest für Kinder
Kiphard EJ, Schilling F. Körper-Koordinationstest für Kinder KTK. Weinheim: Beltz; 1985.
LFP
Lübecker Fähigkeitenprofil
Schirrmacher T. Das Lübecker Fähigkeitenprofil (LFP). Neue Reihe Ergotherapie. Idstein: Schulz-Kirchner; 2001.
M-ABC-2
Movement Assessment Battery for Children 2
Petermann F. Entwicklungsstand der Motorik bzw. fein- und grobmotorische Koordinationsfähigkeit eines Kindes (3-16). Frankfurt: M. Pearson Assessment; 2009;
MELBA
Merkmale zur Eingliederung Leistungsgewandelter und Behinderter in Arbeit
Föhres F, Kleffmann A, Müller B, Weinmann S, Hrsg. MELBA – Ein Instrument zur beruflichen Rehabilitation und Integration. Siegen: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung; 1997. www.melba.de; 2008.
MOHO
Model of Human Occupation
Taylor R. Kielhofner's Model of Human Occupation: Theory and Application, 2020.
MOT
Motorik-Test für Kinder
Volkamer M, Zimmer R. Motorik-Test für 4–6-jährige Kinder (MOT 4–6). 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe; 1987.
O-AFP
Osnabrücker Arbeitsfähigkeitenprofil
Wiedl KH, Uhlhorn S. Osnabrücker Arbeitsfähigkeitenprofil (O-AFP). Göttingen: Hochgrefe; 2006.
OCAIRS
Occupational Case Analysis Interview and Rating Scale
Deutsche Übersetzung Dehnhardt B und J. OCAIRS Interview zu Betätigungsbedingungen. Handbuch mit Bewertungsskala Version 4.0. Reihe Vita Activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2010.
OPHI II
Occupational Performance History Interview II
Kielhofner G, Mallinson T, Crawford C, Nowak M, Rigby M, Henry A, Walens D. The Occupational Performance History Interview (Version 2.1) (Interview zur Betätigungsvorgeschichte). Deutsche Übersetzung: Dehnhardt B u. J. Reihe Vita activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2008.
OQ
Occupational Questionnaire
Smith NR, Kielhofner G, Watts J. The relationship between volition, activity patterns and life satisfaction in the elderly. Amer J Occup Ther. 1986; 40: 278.
OSA
Occupational Self Assessment
Baron K, Kielhofner G, Lyenger A, Goldhammer V, Wolenski J. The Occupational Self Assessment. Deutsche Übersetzung: Reinhartz S. Reihe Vita activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2018.
OTIPM
Occupational Therapy Intervention Process Model
Fisher AG, übersetzt von Dehnhardt B (2014). OTIPM Occupational Therapy Intervention Process Model – Ein Modell zum Planen und Umsetzen von klientenzentrierter, betätigungsorientierter Top-down-Intervention, Herausgeber Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V., Schulz-Kirchner Verlag, Idstein.
PACS
Pediatric Activity Card Sort
Individuelles Betätigungsprofil des Kindes als Basis für Zielfindung, Therapieplanung und zur Dokumentation von Veränderungen; Kinder von 6–12 Jahren. Mandich A, Polatayko H.J, Miller L, Baum C. 2004.
PEGASUS
Psychoedukative Gruppenarbeit mit schizophren und schizoaffektiv erkrankten Menschen
Wienberg G, Sibum B. Psychoedukative Therapien schizophren Erkrankter – Einordnung und Überblick. In: Wienberg G, Hrsg. Schizophrenie zum Thema machen. Psychoedukative Gruppenarbeit mit schizophrenen und schizoaffektiv erkrankten Menschen. 4. aktualisierte Auflage. Bonn: Psychiatrie Verlag; 2003.
PEOP
Person-Environment-Occupation-Performance-Model
Christiansen C, Baum C, Bass J. Occupational Therapy: Performance, Participation and Well-being. 2. Aufl. Thorofare NJ: Slack incorporated; 2015.
PEOP-OT
PEOP Occupational Therapy Process Model
Baum C, Christiansen CA, Bass JD. The Person-Environment-Occupation-Performance (PEOP) Model In: Christiansen C, Baum C, Bass J (Hrsg.). Occupational Therapy: Performance, Participation and Well-being. Thorofare NJ: Slack Incorporated; 2015.
RC
Rollencheckliste
Oakley F, Kielhofner G, Barris R. The Role Checklist. Occup Ther J Res. 1986; 6:157. Erschienen in Kielhofner G, Mentrup C, Langlotz A. Checklisten des Model of Human Occupation 3. Auflage. Reihe Vita Activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2012.
R&R
Reasoning und Rehabilitation
Ross RR, Fabiano EA, Ewles CD. Reasoning and Rehabilitation. Int J Offender Ther Comp Criminol. 1988; 32:29.
SCSIT
Southern California Sensory Integration Test
Ayres J. Southern California Sensory Integration Tests: Motor Accuracy Test Revised. Western Psychological Services; 1985.
SI
Sensorische Integration
Ayres J. Bausteine der kindlichen Entwicklung. Heidelberg: Springer; 2002.
SIBAR
Screening-Instrument Beruf und Arbeit in der Rehabilitation
Bürger W, Deck R. SIBAR – ein kurzes Screening-Instrument zur Messung des Bedarfs an berufsbezogenen Behandlungsangeboten in der medizinischen Rehabilitation. Die Rehabilitation. 2009; 48(4): 211-221.
SIPT
Sensory Integration and Praxis Test
Ayres J. Sensory Integration and Praxis Test (SIPT). 3. Auflage. Göttingen: Hogrefe; 1991.
SPM
Standard Progressive Matrices
Kratzmeier H, Horn R. Raven-Matrizen-Test. Standard Progressive Matrices. Weinheim: Beltz; 1979.
VQ
Volitional Questionnaire
de las Heras CG, Geist R, Kielhofner G, Li Y. The Volitional Questionnaire. Handbuch zum Volitionsbogen. Deutsche Übersetzung: Dehnhardt B und J. Handbuch zum Volitionsbogen. Reihe Vita activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2009.
WEIS
Work Environment Impact Scale
Moore-Corner R, Kielhofner G. Work Environment Impact Scale (WEIS). Fragebogen zum Einfluss der Arbeitsumgebung auf den Stelleninhaber; 2009.
WRI
Worker Role Interview
Braveman B, Roboson M, Velozo C, Kielhofner G, Fisher G, Forsyth K, Kerschbaum J. WRI Benutzerhandbuch für das Worker Role Interview: Version 10.0. Deutsche Übersetzung: Dehnhardt B u. J. Reihe Vita activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2007.
WRP
Work Readiness Program
Olson L. Work Readiness Program (WRP). Deutsche Übersetzung: Höhl W. Reihe Vita activa. Idstein: Schulz-Kirchner; 2008.
ZERA
Zusammenhang zwischen Erkrankung, Rehabilitation und Arbeit
Plößl I, Hammer M, Schelling U. ZERA. Zusammenhang zwischen Erkrankung, Rehabilitation und Arbeit. 3. Auflage. Psychosoziale Arbeitshilfen 16. Bonn: Psychiatrie Verlag; 2006.
ZVT
Zahlen-Verbindungs-Test
Oswald WD. ZVT Zahlen-Verbindungs-Test. 3. überarbeitete und neu normierte Auflage. Göttingen: Hogrefe; 2016 www.testzentrale.de
Titelei
Beate Kubny
Vorwort zur 4. Auflage
Vorwort zur 2. Auflage
Vorwort zur 1. Auflage
Abkürzungsverzeichnis plus
Teil I Einführung
1 Entwicklung der psychiatrischen Versorgung
1.1 Die Geschichte der Psychiatrie – eine Geschichte der Ausgrenzung
1.1.1 Weg der Psychiatriereform
1.1.2 Rechtliche Schritte auf dem Weg zur Personenzentrierung: UN-Behindertenrechtskonvention und Bundesteilhabegesetz (BTHG)
1.2 Literatur
2 Rolle der Ergotherapie in der Psychiatrie
2.1 Geschichte
2.2 Ergotherapeutische Arbeitsbereiche und Tätigkeitsfelder
2.2.1 Ergotherapeutische Interventionen im psychiatrischen Krankenhaus
2.2.2 Ergotherapie als Leistung der Eingliederungshilfe (SGB IX 2. Teil)
2.2.3 Ergotherapie in den Maßnahmen zur beruflichen und medizinischen Rehabilitation
2.2.4 Behandlung psychisch kranker Menschen in ergotherapeutischen Praxen
2.3 Literatur
3 Klassifikation psychischer Erkrankungen
3.1 Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme
3.1.1 Diagnostische Einteilung des ICD-10-Kapitels V (F)
3.1.2 Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen (DSM-5)
3.2 Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit durch die Weltgesundheitsorganisation (ICF)
3.2.1 Definitionen der ICF
3.2.2 Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit bei Menschen mit psychischen Erkrankungen
3.2.3 Anwendung der ICF
3.2.4 Stand der Umsetzung der ICF
3.2.5 Bedeutung der ICF für die psychiatrische Ergotherapie
3.3 Literatur
Teil II Ergotherapeutische Arbeitsweisen in der Psychiatrie
4 Therapieplanung im Kontext der konzeptionellen Modelle
4.1 Model of Human Occupation: eine psychosoziale Perspektive
4.1.1 Einleitung
4.1.2 Die Person
4.1.3 Volition
4.1.4 Habituation
4.1.5 Performanzvermögen und der lebende Körper
4.1.6 Die Umwelt und menschliche Betätigung
4.1.7 Dimensionen des Tuns
4.1.8 Betätigungsfertigkeiten
4.1.9 Befunderhebungsinstrumente
4.1.10 Kompatibilität von MOHO mit anderen ergotherapeutischen oder interprofessionellen Modellen
4.2 Das Person-Environment-Occupation-Performance-Model (PEOP-Inhaltsmodell) und das PEOP Occupational Therapy Process Model (PEOP-OT-Prozessmodell)
4.2.1 Hintergrund, Ursprung und Entwicklung des PEOP-Inhaltsmodells und des PEOP-OT-Prozessmodells
4.2.2 Das PEOP-Inhaltsmodell
4.2.3 Das PEOP-Prozessmodell
4.3 Canadian Model of Occupational Performance and Engagement CMOP-E
4.3.1 Hintergründe und Entwicklungen
4.3.2 Weiterentwicklung des CMOP zum CMOP-E
4.3.3 Modelldarstellung
4.3.4 Messinstrument COPM
4.3.5 Canadian Model of Client-Centered Enablement (CMCE)
4.3.6 Canadian Practice Process Framework (CPPF)
4.3.7 Anhang: Umsetzung des CMOP-E am Beispiel einer Rehabilitationsklinik für Abhängigkeitserkrankungen
4.4 Kawa-(Fluss-)Modell: klienten- und kontextzentrierte Ergotherapie
4.4.1 Einleitung
4.4.2 Ursprünge des Kawa-Modells
4.4.3 Leben und Betätigung wie im Fluss
4.4.4 Komponenten des Kawa-Modells
4.4.5 Diskussion
4.5 Occupational Therapy Intervention Process Model (OTIPM) – ein Modell zum Planen und Umsetzen von klientenzentrierten, betätigungsorientierten Top-Down-Interventionen
4.5.1 Einleitung
4.5.2 Klientenzentrierung
4.5.3 Betätigungsorientierung
4.5.4 Top-down-Ansatz
4.5.5 Überblick über das OTIPM
4.5.6 Re-Evaluationsphase
4.6 Literatur
5 Grundlagen ergotherapeutischen Handelns
5.1 Rahmenbedingungen und Grundlagen der Qualitätssicherung
5.1.1 Qualität
5.1.2 Prozess
5.1.3 Qualitätsmanagement
5.1.4 Qualitätsmanagement in einer psychiatrischen Klinik
5.1.5 Qualitätsmanagement in einer ergotherapeutischen Praxis
5.1.6 Qualitätsmanagement in der Sozialpsychiatrie
5.2 Therapeutische Grundhaltung und Gesprächsführung
5.2.1 Klientenzentrierte Gesprächsführung
5.3 Lösungsfokussierte Gesprächsführung
5.4 Klientenzentrierte Ergotherapie
5.5 Ergotherapeutischer Prozess und Befunderhebung
5.5.1 Dieser Problemlösungsprozess besteht aus verschiedenen Schritten:
5.6 Handlungs- und Basisziele
5.7 Dokumentation und Evaluation
5.7.1 Dokumentation
5.7.2 Evaluation
5.8 Literatur
6 Evidenzbasierte Praxis in der Psychiatrie
6.1 Was bedeutet evidenzbasierte Praxis (EBP)?
6.2 Warum ist eine evidenzbasierte Praxis in der Psychiatrie notwendig?
6.3 Wo findet man Evidenzen?
6.4 Wie wird vorgegangen?
6.4.1 Schritt 1: Formulierung einer präzisen Fragestellung
6.4.2 Schritt 2: Literaturrecherche
6.4.3 Schritt 3: Kritische Beurteilung der Rechercheergebnisse
6.4.4 Schritt 4: Implementierung der Ergebnisse
6.4.5 Schritt 5: Evaluation der Ergebnisse
6.5 Welche Studientypen gibt es?
6.5.1 Metaanalyse
6.5.2 Systematischer Review (Übersichtsarbeit)
6.5.3 Randomisierte kontrollierte Studie (RCT)
6.5.4 Kohortenstudie
6.5.5 Fall-Kontroll-Studie
6.5.6 Querschnittsstudie
6.5.7 Fallstudie und Fallbericht
6.5.8 Mixed Methods Design
6.6 Was ist die beste Evidenz?
6.7 EBP in der psychiatrischen Ergotherapie
6.7.1 Exemplarische Kurzvorstellung eines für die psychiatrische Ergotherapie relevanten systematischen Reviews
6.7.2 Zusammenfassung einer für die psychiatrische Ergotherapie relevanten, randomisierten kontrollierten Studie
6.7.3 Thematisch relevante Internetseiten
6.8 Schlussbemerkungen
6.9 Literatur
7 Ergotherapeutische Interventionsverfahren in der Psychiatrie
7.1 Einführung und Grundlagen
7.1.1 Ergotherapeutische Modelle helfen, betätigungsorientiert zu arbeiten
7.2 Betätigungsorientierte Ergotherapie in der Psychiatrie
7.2.1 Change Management
7.3 Ergotherapeutische Interventionen
7.3.1 Setting
7.3.2 Mittel und Medien
7.3.3 Sozialformen
7.4 Ergotherapeutische Interventionsformen in der Psychiatrie
7.4.1 Kompetenzzentrierte Interventionen
7.4.2 Interaktionelle Interventionen
7.4.3 Ausdruckszentrierte Interventionen
7.4.4 Verfahren der arbeitsbezogenen Ergotherapie
7.4.5 Recovery, Empowerment und soziale Unterstützung
7.5 Literatur
Teil III Ein internationaler Blickwinkel auf die psychiatrische Ergotherapie
8 Psychiatrische Ergotherapie im internationalen Vergleich
8.1 Einleitung
8.2 Worin bestehen die Unterschiede in der Ergotherapie im internationalen Vergleich?
8.2.1 Wo auf der Welt befinden wir uns?
8.2.2 Wer sind wir?
8.2.3 Versorgungssysteme und -strukturen
8.3 Die ergotherapeutische Praxis im internationalen Vergleich
8.3.1 Die Art der therapeutischen Beziehungen
8.3.2 Theorien und Modelle
8.3.3 Ansätze und Techniken bei Assessments und Interventionen
8.4 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
8.5 Literatur
Teil IV Krankheitsbilder der Allgemeinpsychiatrie und ihre ergotherapeutische Bedeutung
9 Schizophrenie, schizotype, wahnhafte und affektive Störungen
9.1 Schizophrenie
9.1.1 Einleitung und Epidemiologie
9.1.2 Klassifikation nach ICD-10
9.1.3 Erklärungsmodelle
9.1.4 Aufmerksamkeit und Informationsverarbeitung
9.1.5 Psychosoziale Faktoren
9.1.6 Schizophrene Symptomatik und ihre Bedeutung im Rahmen der ICF
9.1.7 Verlauf und Prognose
9.1.8 Therapie
9.1.9 Ergotherapeutische Behandlung
9.1.10 Komplementäre Einrichtungen und Behandlungsmodelle
9.2 Affektive Psychosen und affektive Störungen
9.2.1 Historischer Überblick
9.2.2 Klassifikation nach ICD-10
9.2.3 Depression
9.2.4 Manie
9.3 Literatur
10 Persönlichkeitsstörungen
10.1 Borderline-Persönlichkeitsstörung
10.1.1 Einleitung und Epidemiologie
10.1.2 Klassifikation nach ICD-10 und DSM-5 mit Bezug zur ICF
10.1.3 Ätiologie
10.1.4 Dialektisch-behaviorales und neurobehaviorales Erklärungsmodell
10.1.5 Störungen der Affektregulation
10.1.6 Kontaktverhalten und Symptomatik mit Bezug zur ICF
10.2 Literatur
11 Neurotische Störungen
11.1 Angststörungen
11.1.1 Einleitung und Epidemiologie
11.1.2 Klassifikation nach ICD-10 mit Bezug zur ICF
11.1.3 Psychologische und medizinische Modelle
11.1.4 Verlauf und Therapie
11.1.5 Psychosoziale Faktoren
11.1.6 Ergotherapeutische Behandlung mit Bezug zur ICF
11.2 Zwangsstörungen
11.2.1 Einleitung und Epidemiologie
11.2.2 Klassifikation nach ICD-10
11.2.3 Psychologische und medizinische Modelle
11.2.4 Verlauf und Therapie
11.2.5 Psychosoziale Faktoren und deren Auswirkungen im Rahmen der ICF
11.2.6 Ergotherapeutische Behandlung mit Bezug zur ICF
11.3 Literatur
12 Besondere Methoden
12.1 Neurofeedback
12.1.1 Begrifflichkeit und Funktionsweise des Neurofeedbacks
12.1.2 Funktionsweise und Anwendung
12.1.3 Historie
12.1.4 Vorstellung der unterschiedlichen Neurofeedbackverfahren
12.1.5 Zielgruppe
12.1.6 Studienlage und Wirksamkeitsnachweise
12.1.7 Voraussetzungen für die Anwendung einer Neurofeedbackmethode
12.2 Achtsamkeit und Ergotherapie
12.2.1 Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress Reduktion – MBSR)
12.2.2 Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (Mindfulness Based Cognitive Therapy – MBCT)
12.2.3 Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
12.2.4 Achtsamkeit in der ergotherapeutischen Behandlung
12.3 Literatur
Teil V Ergotherapie in psychiatrischen Fachbereichen
13 Ergotherapie in psychiatrischen Fachbereichen
13.1 Kinder- und Jugendpsychiatrie
13.1.1 Einleitung
13.1.2 Störungsbilder
13.1.3 Ergotherapeutische Behandlung
13.1.4 Weitere Therapieverfahren und Konzepte:
13.1.5 Fallbeispiele
13.2 Literatur
13.2.1 Tonträger
14 Gerontopsychiatrie
14.1 Einleitung
14.1.1 Von der Langzeitklientel zum gerontopsychiatrischen Verbund
14.1.2 Altersspektrum der gerontopsychiatrischen Patienten
14.1.3 Suizidalität im Alter
14.2 Krankheitsbilder
14.2.1 Depressive und manisch-depressive Erkrankungen
14.2.2 Symptomatik der Altersdepression
14.3 Demenzielle Erkrankungen (ICD F00–F04)
14.3.1 Verlauf des Morbus Alzheimer
14.3.2 Symptomatik der Demenz
14.4 Konkrete ergotherapeutische Interventionsmöglichkeiten
14.4.1 Allgemeine therapeutische Aspekte
14.5 Versorgungssetting und ergotherapeutische Interventionen
14.5.1 Stationäre Versorgung versus ambulante Versorgung
14.5.2 Gesetzliche Betreuung
14.5.3 Lotsentherapie – eine neue Rolle für Ergotherapeuten
14.5.4 Ergotherapie bei Demez (ERGODEM)
14.5.5 Sexualität im Alter
14.6 Occupational Justice – Betätigungsdeprivation
14.7 „Hand on“ oder „Hands off“ – Was ist betätigungsorientiert?
14.8 Gerontopsychiatrische Versorgung – Wohin geht der Weg?
14.9 Literatur
15 Psychosomatik
15.1 Einführung
15.1.1 Geschichtlicher Rückblick
15.1.2 Theoretische Grundlagen
15.1.3 Therapieschulen und Ansätze
15.1.4 Versorgungsangebote
15.2 Krankheitsbilder
15.2.1 Neurotische Störungen
15.2.2 Persönlichkeitsstörungen
15.2.3 Funktionelle Syndrome
15.2.4 Psychosomatische Störungen
15.2.5 Neurologie
15.2.6 Verhaltensstörungen als Krankheitsursache
15.3 Ergotherapeutische Behandlungsansätze und Interventionen
15.3.1 Einzeltherapie
15.3.2 Partnerarbeiten
15.3.3 Gruppenangebote
15.3.4 Klinische Gruppenangebote
15.3.5 Ambulante Gruppenangebote
15.4 Literatur
16 Sucht
16.1 Einleitung
16.2 Systematik der Suchtstoffe und Suchterkrankungen
16.3 Stoffgebundene Suchterkrankungen
16.3.1 Psychostimulanzien
16.3.2 Psychosedativa
16.3.3 Psychotomimetika
16.4 Suchthilfesystem
16.4.1 Niederschwellige Angebote, aufsuchende Arbeit
16.4.2 Ambulante ärztliche Hilfe
16.4.3 Beratungsstellen
16.4.4 Stationäre Hilfen
16.4.5 Rehabilitation
16.4.6 Nachsorge
16.4.7 Ambulante Angebote
16.4.8 Arbeitsrehabilitative Angebote
16.5 Suchterkrankung
16.5.1 Erklärungsversuche
16.5.2 Suchterkrankung und Realitätsverlust
16.5.3 Suchterkrankung und Selbstbild
16.5.4 Suchterkrankung und Beziehungen
16.5.5 Suchterkrankung und Tod/Suizid
16.5.6 Doppeldiagnosen
16.5.7 Suchterkrankung und Persönlichkeitsstörungen
16.5.8 Symptome der Suchterkrankung
16.6 Therapeutische Haltung
16.6.1 Gesprächsstil
16.6.2 Umgang mit Abwehr
16.7 Ergotherapeutische Interventionen
16.7.1 Interventionen in der Ergotherapie
16.7.2 Therapieformen
16.8 Ergotherapeutische Medien
16.8.1 Werkstoffe/Mittel/Medien
16.9 Arbeitsbezogene Ergotherapie
16.9.1 Suchterkrankung und Arbeitslosigkeit
16.10 Arbeitsstörungen
16.10.1 Was ist eine Arbeitsstörung?
16.11 Planung der beruflichen Reintegration
16.11.1 Arbeitswelt und Sucht
16.11.2 Suche nach dem geeigneten Arbeitsplatz
16.11.3 Besondere Schwierigkeiten
16.12 Literatur
17 Forensische Psychiatrie
17.1 Einführung
17.1.1 Grundlagen der Forensik
17.1.2 Besondere Lebenswelt Forensik
17.1.3 Bedingungsrahmen einer forensischen (betätigungsorientierten) Ergotherapie
17.1.4 Ergotherapie und arbeitsbezogene Ergotherapie
17.1.5 Arbeitsbezogene Ergotherapie auf der Grundlage des Arbeitsfähigkeitenkreises
17.2 Ergotherapie in der Forensik-Praxis
17.2.1 § 63 StGB – arbeitsbezogene Ergotherapie in der LVR-Klinik Viersen
17.2.2 § 64 StGB – arbeitsbezogene Ergotherapie in der LVR-Klinik Bedburg-Hau
17.2.3 Assessments
17.3 Literatur
17.3.1 Quellen aus dem Internet
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum/Access Code
1 Entwicklung der psychiatrischen Versorgung
2 Rolle der Ergotherapie in der Psychiatrie
3 Klassifikation psychischer Erkrankungen
Beate Kubny
Die Geschichte der Psychiatrie war über viele Jahrhunderte hinweg eine Geschichte der Ausgrenzung, die in Deutschland während des Nationalsozialismus ihren Höhepunkt in der massenhaften und menschenverachtenden Tötung psychisch kranker Menschen hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte im europäischen Raum und in den angloamerikanischen Ländern ein Reformprozess ein, der eine menschenwürdige, am Rehabilitationsgedanken orientierte Psychiatrie verfolgte. Er ist bis heute nicht abgeschlossen. Psychisch Kranke kämpfen noch immer gegen ihre Benachteiligung und Stigmatisierung in der Gesellschaft.
Der nun folgende Überblick über die Geschichte der Psychiatrie vermittelt in der Psychiatrie tätigen Ergotherapeuten Hintergrundwissen, das ihnen ermöglicht, den Weg der Psychiatriereform nachzuvollziehen und ihn zu unterstützen.
Psychische Krankheiten wurden bereits im Altertum beschrieben. Erste Dokumentationen von heute noch bekannten Krankheitsbildern (z.B. der Manie und der Depression) findet man schon bei den Griechen (Hippokrates, 400 v. Chr.). Neben körperlichen Ursachen (Unordnung im Säfteausgleich des Körpers) wurden im Altertum für diese Erkrankungen spirituelle Auslöser vermutet. Entsprechend wurden neben mystischen Behandlungsmethoden (Beschwörungen, rituelle Handlungen) auch „körperliche“ Behandlungen (z.B. Aderlass, Auspeitschen, Zaubergetränke) angewandt. Die Gesellschaft reagierte zum einen mit Ablehnung auf psychisch Kranke, zum anderen aber auch mit Verehrung und Anbetung.
Im Mittelalter wurden psychisch Kranke aufgrund ihrer krankheitsbedingten Eigenheiten und Verhaltensweisen von der Gesellschaft häufig als so bedrohlich erlebt, dass sie als Hexen und Besessene verfolgt, gequält, gefoltert und getötet wurden. Es gab keine systematischen Behandlungs- und Erklärungsansätze für psychische Erkrankungen. Die Kranken lebten überwiegend in ihren Familien oder auf der Straße.
Ab dem 15./16. Jahrhundert (Renaissance) wurden psychisch Kranke gemeinsam mit zahlreichen anderen Außenseitern der Gesellschaft in Zucht-, Armen-, Arbeits- und Tollhäusern kaserniert und mancherorts sogar den Bürgern auf Jahrmärkten als abschreckendes Beispiel vorgeführt. In einigen europäischen Ländern und Regionen (z.B. in Spanien und England) entstanden im 16. Jahrhundert erste „Irrenspitäler“, die entweder von christlichen Ordensgemeinschaften betrieben oder wie in England als „private madhouses“ unternehmerisch geführt wurden. Jedoch wurden auch hier die psychisch Kranken in aller Regel wie Gefangene unter unzumutbaren Bedingungen „gehalten“.
Der erste Umbruch in der Versorgung psychisch Kranker wurde durch den Umsturz der Gesellschaftsordnung während der Französischen Revolution im 18. Jahrhundert in Gang gesetzt. Der französische Psychiater Philippe Pinel befreite am 24.05.1793 die angeketteten „Irren“ in der Pariser Bicêtre. Er forderte die Einhaltung der Bürgerrechte und die Anerkennung der sozialen Krankenrolle sowie ihrer Privilegien auch für psychisch Kranke: „Diese Menschen sind nicht als Schuldige, sondern als Kranke zu behandeln, die alle Rücksicht verdienen, die man leidenden Menschen schuldig ist“ (Pinel 1801, zit. nach ▶ [12]).
Die Veränderungen, die sich nun vollzogen, hatten das Ziel, psychisch Kranken den Schutz und die Fürsorge der bürgerlichen Gesellschaft zukommen zu lassen, der auch für körperlich Kranke vorgesehen war. Die „Irrenhäuser“ wurden in Heil- und Pflegeanstalten umbenannt und „neue Methoden“ hielten Einzug. Strafmaßnahmen wie Nahrungsentzug, Arrest oder Schläge wurden aufgegeben. Die „neuen Methoden“ waren jedoch letztlich nicht weniger brutal und menschenunwürdig als die Straf- und Disziplinierungsmaßnahmen zuvor. Beruhigung sollte durch Erschöpfung oder Fixierung erfolgen. Beispielsweise wurden zur Erschöpfung der Kranken der „Drehstuhl“, das „hohle Rad“ und die „Drehmaschine“ eingesetzt. Fixierungen erfolgten mithilfe von Zwangsstuhl, Zwangsjacke und -bett. Parallel dazu wurden komplizierte Kuren zur Behandlung ersonnen, die gleichermaßen Zwang und Unterdrückung wie musische und fördernde Tätigkeiten einsetzten. So forderte Johann Christian Reil 1803 in seinen „Rhapsodien über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen“: „Diese Anstalten müssen nach folgenden Prinzipien konstruiert sein: 1. Den Irrenden verwahren, dass er sich und anderen nicht schade; 2. ihm alle Mittel zum frohen Genuss seines Daseins anbieten, die seinem Zustand angemessen sind; 3. endlich ihn soweit es möglich ist zur Tätigkeit anhalten“ (Reil 1803, zit. nach ▶ [9]). Die von ihm entworfene Kur beinhaltete dabei „körperliche“ Anwendungen wie z.B. die Provokation von Hunger- und Durstzuständen, den Einsatz von Niesmitteln und starkem Kitzelreiz, die nach heutiger Sicht Foltermethoden sind. Es wurden den Kranken jedoch auch geistige und musische Tätigkeiten angeboten (z.B. die Beschäftigung mit Baukästen, zerschnittenen Landschaftsdarstellungen bzw. Puzzlespielen) und sie erhielten Arbeitsangebote. Trotz aller Unmenschlichkeit, die aus heutiger Sicht ohne Einschränkung abzulehnen ist, wird Reil heute häufig als Begründer einer systematischen, an Krankheitsphasen orientierten Behandlung angesehen ( ▶ [9]).
Die Industrialisierung und die damit einhergehenden Veränderungen der sozialen Strukturen durch die zunehmende Arbeitsteilung in Haus- und Erwerbsarbeit und die Auflösung der bäuerlichen Großfamilie bewirkten, dass die Zahl der psychisch Kranken im 19. Jahrhundert enorm anstieg. Es wurden vielerorts außerhalb der Städte Großanstalten mit über 3000 Plätzen eingerichtet. Dies wurde durch den deutschen Idealismus gefördert, der psychische Krankheit als eine „Entordnung der Vernunft“ ansah, der entgegengewirkt werden sollte, indem man psychisch Kranke nicht länger vermeintlich schädigenden Umwelt- und Familieneinflüssen aussetzte. So forderte der Heidelberger Psychiater Roller: „Jeder Seelengestörte muss von den Personen getrennt werden, mit welchen er früher Umgang pflog. Er muss an einen anderen, ihm unbekannten Ort gebracht werden. Die, welche ihn pflegen, müssen ihm fremd sein. Er muss, mit einem Wort gesagt, isoliert werden“ (Roller, zit. nach ▶ [12]).
Das 19. Jahrhundert brachte der Medizin große Fortschritte. Mit der Entdeckung des Syphiliserregers wurde eine der Ursachen für die Entstehung von psychischen Krankheiten identifiziert. Die Psychiatrie wurde als wissenschaftliche Disziplin anerkannt und die biologisch orientierte Sichtweise psychischer Krankheiten bekam enormen Auftrieb. Als ein Vertreter der naturwissenschaftlichen Lehre gilt der Psychiater Wilhelm Griesinger, der heute von vielen als einer der Väter der modernen Psychiatrie in Deutschland angesehen wird. Er verzichtete ab 1864 in Berlin konsequent auf mechanische Zwangsmaßnahmen und moralischen Druck und stellte die Integration psychisch Kranker in den Familien- und Freundeskreis als einen wesentlichen therapeutischen Faktor heraus. Damit war er ein früher Vertreter des sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etablierenden Konzepts der gemeindenahen Versorgung. Sein naturwissenschaftlicher Behandlungs- und Forschungsansatz wurde von der damals verbreiteten idealistisch moralisierenden Anstaltspsychiatrie scharf angegriffen.
Gleichzeitig entwickelte sich eine psychologisch orientierte Psychiatrie, die in Eugen Bleuler (1857–1939) ihren ersten großen Vertreter fand. Er schuf die bis heute gültige Systematik der psychischen Krankheiten und prägte den Terminus Schizophrenie ( ▶ [24]).
Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts gab es in verschiedenen psychiatrischen Anstalten Reformbewegungen hin zu einer menschenwürdigeren Psychiatrie. Ein nicht nur für die Ergotherapie bedeutsames Beispiel hierfür ist das von Hermann Simon in den 1920er Jahren in Gütersloh entwickelte und etablierte arbeitstherapeutische Konzept (Kap. ▶ 2). Eine humane und an den menschlichen Bedürfnissen nach Betätigung, Ansprache und Gemeinschaft orientierte Versorgung psychisch Kranker konnte sich durch den Nationalsozialismus in Deutschland weder entfalten noch weiterentwickeln und verbreiten.
Hohe Geburtenraten und der soziale Wandel der Industrialisierung ließen Anfang des 20. Jahrhunderts die Zahl psychisch Kranker in den Heil- und Pflegeanstalten nochmals ansteigen. Die Kapazitäten der Einrichtungen blieben weit hinter dem Bedarf zurück und die Lebensbedingungen der Kranken wurden allein dadurch immer katastrophaler. Die Entwicklung traf in Deutschland, aber auch in anderen Ländern wie den USA und Großbritannien auf den „dilettantischen Biologismus jener Zeit [und weckte, Ergänzung durch die Autorin] die Angst, die Geisteskrankheiten seien aus Gründen genetischer Degeneration des Volkskörpers in steiler Zunahme begriffen. [...] Sozialdarwinismus und die sich in Großbritannien, den USA und Deutschland ausbreitende Idee von Eugenetik bereiteten die Katastrophe vor“ ( ▶ [12]). Dies war der gesellschaftliche Hintergrund, vor dem Hitler schließlich alle Menschenrechte außer Kraft setzte und Zwangssterilisationen an etwa 400000 angeblich erbkranken Menschen durchführte. Es folgten 1939 die Vergasungsaktion „T 4“ und Nachfolgeaktionen mit der Massentötung von ca. 200000 psychisch kranken Menschen ( ▶ [12]).
Die Ausgrenzung von psychisch Kranken aus der Gesellschaft, die in der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ durch Hitler ihren grausamen und menschenverachtenden Höhepunkt fand, lässt sich aber auch vorher und andernorts belegen. So lagen die Sterberaten der Patienten psychiatrischer Anstalten während des Ersten Weltkrieges in Deutschland und Großbritannien bei 30% und mehr ( ▶ [12]).
Die bisher skizzierte Geschichte der Versorgung psychisch kranker Menschen macht deutlich, „dass psychisch Kranke seit jeher am Ende der sozialen Rangordnung und der Zuteilung von Lebenschancen standen. Nur eine tiefgreifende Wende konnte ihr Recht auf Leben sichern“ ( ▶ [12]).
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich international eine neue Einstellung zu den Menschen- und Bürgerrechten, die sich z.B. in der Menschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen (1958) niederschlug. Dieser Sinneswandel hatte auch Konsequenzen für die psychiatrische Versorgung. So gab es in Großbritannien und den USA seit den 1950er Jahren Bestrebungen zur „Enthospitalisierung“ mit einem radikalen Bettenabbau in der Psychiatrie. Vorangetrieben wurde diese Entwicklung auch durch die Medien, die über die furchtbaren Zustände in der Psychiatrie berichteten und damit die Gesellschaft erschütterten.
Mit der Entdeckung und Weiterentwicklung der Psychopharmaka ab 1952 hatte die Psychiatrie zum ersten Mal ein Behandlungsinstrumentarium an der Hand, dass im ambulanten und stationären Bereich breit eingesetzt werden konnte. Dazu etablierten sich im Laufe der Jahre Psychotherapie- und Soziotherapiemethoden, zu denen auch die Ergotherapie zählte, die gut lehrbar und damit lernbar waren. Sie trugen dazu bei, dass die Psychiatrie sich von einer verwahrenden zu einer therapeutischen Disziplin wandeln konnte.
In Westdeutschland (zur Situation im Osten Deutschlands s. ▶ Exkurs) zog sich der Entwicklungs- und Reformprozess über Jahrzehnte hin. Obwohl auf Länderebene Gesetze zum Schutz der Freiheitsrechte psychisch Kranker erlassen wurden (die sogenannte PsychKG), verschlechterten sich die Lebensbedingungen in den psychiatrischen Anstalten weiter. Andernorts (z.B. in Italien, wo die „Irrenhäuser“ unter dem Einfluss des Reformpsychiaters Basaglia geschlossen wurden) ging man radikale Schritte zur Veränderung der psychiatrischen Versorgung. In Deutschland führten die vereinzelten Reformansätze erst mit der 1971 vom Bundestag beschlossenen Durchführung einer Enquete zur Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland zu den entscheidenden Schritten. Sowohl der Zwischenbericht von 1973 als auch der Abschlussbericht der Psychiatrie-Enquete „Über die Lage der Psychiatrie in Deutschland“, der erst 1975 veröffentlicht wurde, dokumentierten die katastrophale Situation der deutschen Psychiatrie. Überall lebten damals Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen in psychiatrischen Großanstalten, in Massenschlafsälen ohne eigene Kleider und ohne einen Platz für persönliche Gegenstände. Die Personalsituation war furchterregend: „Ein Krankenpfleger, meist ohne Ausbildung, für sechs Patienten, ein Arzt auf 100 bis 120 Kranke, keine Sozialarbeiter, keine Psychologen, keine Ergotherapeuten“ ( ▶ [10]).
Exkurs: Psychiatriereform im Osten Deutschlands
Auch in der ehemaligen DDR gab es eine Reformbewegung, die sich 1963 in den Rodewischer Thesen niederschlug ( ▶ [26], ▶ [19]). Die für die damalige Zeit durchaus progressive Handlungsrichtlinie blieb aus finanziellen und ideologischen Gründen in ihren Anfängen stecken. Die Analyse „Zur Lage der Psychiatrie in der ehemaligen DDR“, die nach der Wende 1990 im Auftrag der Bundesregierung erstellt wurde, dokumentierte katastrophale Mängel vor allem bei der stationären Versorgung und im komplementären Bereich. Die ambulante Versorgung, die in der DDR in sogenannten Polikliniken von multiprofessionellen Teams erbracht wurde, wurde dagegen teilweise auch im Westen als vorbildlich angesehen. Die Arbeitssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen war durch die Rechtslage der DDR (Recht auf Arbeit) bis zur Wende relativ gut und verschlechterte sich nach der Wende durch den wirtschaftlichen Zerfall und die ansteigende Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern. Durch die Wende wurde auch für die Psychiatrie ein Prozess eingeleitet, der die Anpassung der psychiatrischen Versorgung in Struktur und Ausstattung an den westlichen Standard verfolgte. Ebenso wie in anderen Lebensbereichen ist er regional unterschiedlich weit vorangeschritten und dauert bis heute an.
Die Leitlinien der Psychiatriereform wurden zu vier Prinzipien der Psychiatrie-Enquete für jede Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung, die auch heute noch Maßstab sind:
gemeindenahe Versorgung,
Gleichstellung von Menschen mit psychischen Erkrankungen mit Menschen mit einer körperlichen Erkrankung,
bedarfsgerechte und umfassende Versorgung aller Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen oder Behinderungen,
bedarfsgerechte Koordination aller Versorgungsdienste.
Die tiefgreifenden Veränderungen der psychiatrischen Versorgung, die seit der Psychiatrie-Enquete stattgefunden haben, trugen Früchte. Im Zuge der Psychiatriereform hat sich seit den 1970er Jahren bis heute kontinuierlich die Behandlungs- und Versorgungssituation für Menschen mit einer psychischen Erkrankung und Behinderung verbessert.
Die stationären psychiatrischen Behandlungsplätze („Betten“) wurden von 160000 auf heute ca. 70000 abgebaut.
Die Verweildauer von stationär aufgenommenen Patienten ist seit den 1970er Jahren von zwischen 100 und 200 Tagen auf unter 30 Tage gesunken.
Die Zahl der niedergelassenen Psychiater und Psychiaterinnen ist von 1000 auf 8000 gestiegen.
Die großen psychiatrischen Fachkrankenhäuser wurden renoviert und verkleinert und seit der Wiedervereinigung über 230 psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern geschaffen (gegenüber 21 im Jahr 1970), die dazu beitragen, dass psychiatrische stationäre Behandlung in zunehmendem Maße wohnortnah erfolgen kann.
Zahlreiche komplementäre Einrichtungen (Kontaktstellen, Tagesstätten, Wohnheime) sind in den Gemeinden entstanden. Sie bieten psychisch Kranken Hilfen außerhalb einer (teil)stationären Behandlung an.
Das Erstarken der Selbsthilfebewegung in der Psychiatrie seit den 1980er Jahren ist ein weiteres Zeichen für die veränderte Situation und das gewandelte Selbstverständnis von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen und ihren Angehörigen.
Exkurs: Selbsthilfe in der Psychiatrie
Bundesverband der Psychiatrie-Erfahrenen e.V. (BPE)
Ende April 1991 trafen sich zum ersten Mal etwa 120 Psychiatrie-Erfahrene im Kloster Irsee zu dem Thema „Psychiatrie-Patienten brechen ihr Schweigen – wie wollen Psychiatrie-Patienten behandelt werden?“ Aus dieser Tagung entwickelte sich die Initiative zur Gründung des Bundesverbandes der Psychiatrie-Erfahrenen (BPE) im Oktober 1992.
Der BPE widmet sich der Situation Psychiatrie-Erfahrener in all ihren Belangen. So fordert er z.B.:
die Entwicklung sinnvoller Behandlungsalternativen zur herkömmlichen psychiatrischen Versorgung,
eine subjektorientierte Psychiatrie, die von den Erfahrungen und Lebensgeschichten der Erkrankten ausgeht und Unterstützung bei der Verarbeitung der Inhalte der Psychose oder Depression leistet,
die Gleichstellung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Menschen mit somatischen Erkrankungen,
die Aufdeckung von Missständen, z.B. bei Zwangseinweisungen, Fixierungen,
das diskriminierende Etikett „psychisch krank“ zu vermeiden.
Zu den Aufgaben des BPE zählen der Aufbau und die Vernetzung von Selbsthilfegruppen, die Information der Betroffenen über ihre Rechte und deren Durchsetzung sowie über Hilfsangebote. Der BPE sucht die Einflussnahme auf die Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Sozialversicherungen, um verbesserte Rahmenbedingungen für familiäre, soziale und berufliche Prävention und Rehabilitation zu schaffen. Er veranstaltet eigene Tagungen und Seminare und betreibt Öffentlichkeitsarbeit, um auf das gesellschaftliche Bild von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen in der Gesellschaft positiv einzuwirken.
Informationen: www.psychiatrie.de/selbsthilfe
Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. (BApK)
Für das Leben mit einer psychischen Erkrankung brauchen sowohl die Erkrankten selbst als auch ihre Familien Hoffnung und Selbstvertrauen. 1985 wurde mit dem Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. die Interessenvertretung der Angehörigen auf Bundesebene gegründet. Der BApK hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Diskriminierung von Angehörigen und Patienten entgegenzuwirken und die Öffentlichkeit auf Defizite in der Behandlung, Unterstützung und Wiedereingliederung psychisch Kranker hinzuweisen.
Zu den Aufgaben des BApK gehören die Einflussnahme auf die Gesetzgebung und die Gesundheitsversorgung, soweit sie Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen betrifft, die Förderung und Vernetzung von Selbsthilfegruppen, die Durchführung von Tagungen, die sich vor allem den besonderen Problemen der Angehörigen widmen, und die Öffentlichkeitsarbeit.
Informationen:www.psychiatrie.de/selbsthilfe
Exkurs: Experten aus Erfahrung
In den Niederlanden und Großbritannien wird die Idee, dass psychiatrieerfahrene Menschen anderen Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen ein hilfreiches Unterstützungsangebot machen können, schon seit den 1980er Jahren umgesetzt. Unter „Peer Support“ oder auch „Peer Counselling“ versteht man die „Unterstützung durch Menschen mit vergleichbaren Erfahrungen“.
Häufig wird auch der Begriff EX-IN (Abkürzung von „Experienced Involvement“, übersetzt „die Beteiligung Erfahrener“) genutzt, wenn es darum geht zu beschreiben, dass Personen, die in der Rolle des Patienten oder der Patientin selbst in psychiatrischer Behandlung waren, nun ihrerseits tätig werden, um anderen Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen zu helfen. Mittlerweile gibt es eine Ausbildung zum Genesungsbegleiter, in der die Teilnehmenden lernen, ihre persönlichen Erfahrungen mit der psychischen Erkrankung zu reflektieren und zu strukturieren, so dass aus Erfahrung Wissen wird. Dies geschieht über die Ebenen „Ich-Du-Wir“.
Zunächst wird das Ich-Wissen entwickelt, indem eine Bewusstseinsbildung in Bezug darauf erfolgt, welchen Sinn die eigene seelische Erschütterung in der persönlichen Lebensgeschichte hat. Jeder erarbeitet für sich Strategien dazu, wie Anforderungen und Krisen bewältigt werden können.
Dieses persönliche Erfahrungswissen wird auf der Du-Ebene anderen mitgeteilt und reflektiert.
Wir-Wissen entwickelt sich, wenn es gelingt, das Gemeinsame bezogen auf die Erfahrungen und das Verstehen zu entdecken.
Geschulte Genesungsbegleiter können im psychiatrischen Versorgungsystem tätig werden und wie Dolmetscher die Verständigung und das Verständnis zwischen den Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen und den Fachleuten fördern. Genesungsbegleiter vermitteln dabei authentisch das Gefühl von Hoffnung und Glauben an eine persönliche Weiterentwicklung. Im Sinne des Recovery-Ansatzes stärken sie das Empowerment aller Beteiligten.
Informationen:www.psychiatrie.de/arbeit
Wichtige Gesetze für die psychiatrische Versorgung
Personalverordnung in psychiatrischen Kliniken (Psych-PV) (s. ▶ Exkurs).
Gesetz zur Strukturreform im Gesundheitswesen (Gesundheitsreformgesetz, GRG, 1990): Den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen insbesondere bei der Versorgung mit Heilmitteln bei der medizinischen Rehabilitation sowie Belastungserprobung und Arbeitstherapie wird Rechnung getragen.
Krankenkassen-Gesundheitsreform (GKV) 2000: Unter anderem wird die Maßnahme der ambulanten Soziotherapie in das Fünfte Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) eingeführt ( ▶ [16]).
Sozialgesetz Neuntes Buch SGB IX – Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen - Das SGB IX hat den Zweck, die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen und von Behinderung bedrohte Menschen und ihre gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern und Benachteiligungen zu vermeiden bzw. entgegenzuwirken. Es trat am 1. Juli 2001 in Kraft und wurde seitdem mehrfach verändert. Am 1. Januar 2018 trat im Zuge der zweiten Stufe des Bundesteilhabegesetzes (siehe Kap. ▶ 1.1.2) eine komplette Neufassung des SGB IX in Kraft.
„Persönliches Budget“ – Sozialgesetz Zwölftes Buch SGB XII – Sozialhilfe (2004), mit § 57 SGB, XII Persönliches Budget, wird ermöglicht, dass Menschen mit Behinderung, die Eingliederungshilfeleistungen bewilligt bekommen, diese auf Wunsch statt als Sachleistung als Geldleistung ausgezahlt bekommen (s. ▶ Exkurs Persönliches Budget).
„Integrierte Versorgung“ – Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Modernisierungsgesetz) (2004): Es werden gesetzliche Grundlagen geschaffen, um die Integrierte Versorgung zu verbessern (s. ▶ Exkurs Integrierte Versorgung und „ ▶ Home treatment“).
Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (2002),
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) (2006), „Antidiskriminierungsgesetz“ genannt.
Gesundheitsreform 2007: Die Leistungen zur medizinischen Rehabilitation werden zu Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Eine allgemeine Versicherungspflicht in einer gesetzlichen oder privaten Krankenkasse wird eingeführt.
Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatrische und psychosomatische Leistungen (PsychVVG 2016): Die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung wird unterstützt, Patientenorientierung gestärkt durch flexiblere Behandlungssettings („Home treatment“), Einbezug subjektiver Erfahrung, Krankheitsverständnis usw. (s. ▶ Exkurs Integrierte Versorgung und „ ▶ Home treatment“).
Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen (Bundesteilhabegesetz (BTHG) 2016): Das Artikelgesetz nimmt über 26 Artikel Einfluss auf eine Reihe bestehender Gesetze. Bis zum Jahr 2013 werden verschiedene Sozialgesetze zum Teil grundlegend reformiert (siehe Kap. ▶ 1.1.2).
Pflegestärkungsgesetze I – III.
Durch die Pflegestärkungsgesetze (PSG I – III) soll sowohl die Situation von Menschen, die pflegebedürftig sind, verbessert werden als auch die derjenigen, die in der Pflege arbeiten.
Mit PSG I sind seit dem 01.01.2015 die Leistungen für Pflegebedürftige (vor allem auch für Menschen mit einer Demenzerkrankung) erhöht und die Zahl der Betreuungskräfte in stationären Pflegeeinrichtungen angehoben worden.
Durch PSG II wird seit dem 01.01.2017 ein neues Pflegebedürftigkeitsverständnis umgesetzt, das sich u.a. in der Umwandlung der bis dahin 3 Pflegestufen in 5 passgenauere Pflegegrade widerspiegelt.
PSG III, welches ebenfalls zum größten Teil ab dem 01.01.2017 in Kraft getreten ist, widmet sich der Verzahnung der Pflege mit anderen Sozialleistungssystemen, wie z.B. der Eingliederungshilfe. Auf diese Weise soll es für Menschen mit einer Behinderung, die sowohl einen Eingliederungshilfe als auch einen Pflegebedarf haben, leichter werden, die notwendigen Hilfen zu beantragen und zu erhalten.
Exkurs: Psychiatrie-Personalverordnung (Psych-PV)
Die 1991 in Kraft getretene und bis heute gültige Psychiatrie-Personalverordnung für psychiatrische Krankenhäuser wurde mit dem Ziel in Kraft gesetzt, über eine angemessene Personalausstattung eine höhere Behandlungsqualität der Menschen mit psychischen Erkrankungen zu erreichen. Mit der Einführung wurde zum ersten Mal eine rechtsverbindliche Verknüpfung zwischen den Aufgaben und den Mitteln zur Aufgabenerfüllung der psychiatrischen Kliniken geschaffen, indem die zur stationären und teilstationären Behandlung der Patienten notwendigen therapeutischen Leistungen und die dafür notwendigen therapeutischen Personalressourcen festgelegt wurden.
In vielen psychiatrischen Kliniken führte die Psych-PV zu einer Personalaufstockung und die verschiedenen therapeutischen Leistungen (z.B. die Ergotherapie) wurden zum Standard stationärer psychiatrischer Behandlung ( ▶ [2], Deutsche Krankenhausgesellschaft, Spitzenverbände der Krankenkassen ▶ [2]). Mittlerweile gilt die Psych-PV als veraltet und ausgehöhlt, da die Finanzierung der psychiatrischen Krankenhäuser nicht mit den allgemeinen Lohnkostensteigerungen Schritt gehalten hat und zudem neue Behandlungsformen nicht berücksichtigt werden können.
Das am 11.11.2016 verabschiedete Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatrische und psychosomatische Leistungen (PsychVVG) regelt die Neuausrichtung des Vergütungssystems für psychiatrische und psychosomatische Leistungen. Fristgerecht hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 19.09.2019 die Erstfassung einer Richtlinie zur Mindestpersonalausstattung in Psychiatrie einschließlich Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik beschlossen. Diese wird den Besonderheiten psychosomatischer Behandlungen stärker gerecht und stärkt die Bedeutung von Genesungsbegleitern für eine leitliniengerechte Patientenversorgung
Exkurs: Integrierte Versorgung und „Home treatment“
In der Psychiatrie werden die Integrierte Versorgung und das sog. „Home treatment“ als die Versorgungsformen der Zukunft angesehen. Waren die Grenzen zwischen den ambulanten und (teil-) stationären Behandlungsangeboten bisher eher starr, wird bei diesen Ansätzen davon ausgegangen, dass psychiatrische Behandlung angepasst an die Situation des Patienten flexibel erbracht wird. Ambulante, stationäre und rehabilitative Elemente verschiedener Leistungserbringer werden bei der Integrierten Versorgung und dem „Home treatment“ in Kooperation und Abstimmung erbracht. Die Ressourcen des psychiatrischen
Krankenhauses werden flexibel und patientenorientiert eingesetzt mit dem Ziel, die Selbstbestimmung und Eigenständigkeit des Patienten zu stärken und seine Lebensqualität und seine selbständige Lebensführung zu verbessern.
Bei der Integrierten Versorgung arbeiten Mediziner in Praxen und Krankenhäusern stärker zusammen und kooperieren intensiv mit den nichtärztlichen Leistungserbringern wie Apothekern, Ergotherapeuten oder Psychologen. Durch einen besseren Informationsaustausch und die Ausrichtung aller Beteiligten an klar definierten, mit dem Patienten vereinbarten Therapiezielen soll dies nicht nur den Patienten zugutekommen, sondern auch eine effiziente und ressourcenschonende Versorgung ermöglichen.
Patienten, die sich für eine Integrierte Versorgung entscheiden, erhalten eine ambulante und lebensweltorientierte Behandlung durch ein Netz von psychiatrischen Fachleuten. Komplettiert wird dies durch ein Ambulantes Psychiatrisches Zentrum, das 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr erreichbar ist und die Möglichkeit bietet, im Notfall in einem sog. Krisenbett auch über Nacht versorgt zu werden. Die teilnehmenden Patienten und ihre Angehörigen haben die Sicherheit, dass sie im Fall einer krisenhaften Zuspitzung schnellst möglich fachkundige Hilfe zur Verfügung steht. Die Behandlung wird durch einen Fallmanager koordiniert. Dieser entwickelt mit dem Patienten einen Behandlungsplan mit individuellen Maßnahmen.
Erste Studien zeigen, dass die Integrierte Versorgung von den Patienten geschätzt wird und dazu beiträgt, dass stationäre Behandlungen reduziert werden können (s.a. ▶ [18], ▶ [13]).
Mit Inkrafttreten der gesetzlichen Regelungen zur „Stationsäquivalenten psychiatrischen Behandlung“ (§ 115d Abs. 2 SGB V) haben Psychiatrische Krankenhäuser seit dem 1.1.2018 die Möglichkeit, psychiatrische Behandlung im häuslichen Umfeld des Patienten zu leisten („Home treatment“). Voraussetzung ist, dass durch dieses Behandlungssetting das Therapieziel des Patienten am ehesten erreicht werden kann. Die Behandlung erfolgt durch ein multiprofessionelles Behandlungsteam aus ärztlichen und nicht-ärztlichen Berufsgruppen.
Zwei Bedingungen müssen erfüllt sein:
eine stationäre Krisenversorgung ist im Notfall schnell möglich und
alle im häuslichen Bereich lebenden Personen sind mit der häuslichen Behandlung einverstanden.
Zahlreiche Vertragsnehmer und Leistungserbringer haben sich zur Bundesarbeitsgemeinschaft Integrierte Versorgung (BAG IV) zusammengeschlossen und arbeiten am weiteren qualitativen und quantitativen Ausbau dieser Angebote.
Informationen: www.psychiatrie.de/behandlung/integrierte-versorgung
Exkurs: Persönliches Budget
Seit 2004 können Menschen mit Behinderung wählen, in welcher Form sie notwendige Rehabilitationsleistungen in Anspruch nehmen wollen: als Sachleistung oder als Persönliches Budget (§ 29 Abs. 2 SGB IX).
Menschen mit Behinderung bekommen so die Möglichkeit, selbstbestimmt zu entscheiden, welcher Dienst oder welche Person für sie Leistungen erbringen soll. Die Höhe des Persönlichen Budgets orientiert sich ebenso wie die Sachleistung am Bedarf der betroffenen Person. Grundlage des Persönlichen Budgets ist eine Zielvereinbarung zwischen dem leistungsberechtigten Menschen (Budgetnehmer) und dem Leistungsträger, z.B. Krankenkasse, Pflegekasse, überörtlicher Sozialhilfeträger, Sozialamt. Sind mehrere Kostenträger beteiligt, spricht man von einem „trägerübergreifenden Budget“.
Nicht alle Leistungen sind für ein Persönliches Budget geeignet. Generell sind die Leistungen budgetfähig, die einen konkreten Hilfebedarf „alltäglich, regelmäßig wiederkehrend und regiefähig“ decken. Unstreitig gehören hierzu
Leistungen zur sozialen Teilhabe, wie z.B. pädagogische Unterstützungsleistungen, die das Wohnen in einer eigenen Wohnung sicherstellen,
Leistungen für eine Arbeitsassistenz, die mit Handreichungen am Arbeitsplatz die Beschäftigung unterstützen,
Leistungen zur beruflichen Weiterbildung, z.B. berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahmen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken,
Leistungen für Einarbeitungshilfen, z.B. in Form eines Arbeitstrainings durch externe Fachkräfte.
Manche Leistungen werden generell nicht durch das Persönliche Budget finanziert. So erfolgt die behindertengerechte Ausgestaltung eines Arbeitsplatzes, z.B. durch den Bau einer Rampe, ggf. durch eine Investitionsförderung an den Arbeitgeber.