Erinnerungen des Waldes (Band 3) - Mickaël Brun-Arnaud - E-Book

Erinnerungen des Waldes (Band 3) E-Book

Mickaël Brun-Arnaud

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Beschreibung

Das nächste Abenteuer – winterlich, wärmend, wild, weit, waldig – WooW Archibald Fuchs genießt gemeinsam mit seinem Neffen Bartholomäus den Winter, der seinen Schneemantel über den Dorfwald von Schönrinde gelegt hat. Kurzerhand brechen Bartholomäus' Eltern zu einer Reise in den Norden, zu den gefährlichen Tälern von Dunkelfrost, auf. Als sie nicht am vereinbarten Tag zurückkehren, gehen Neffe und Onkel an Bord des legendären Dampfzuges »Stern von Schönrinde« um die zwei zu suchen. Während im Zug seltsame Ereignisse geschehen, lernt Bartholomäus den geheimnisvollen Bären Theodor kennen, der als blinder Passagier unterwegs ist. Möglicherweise hat er entscheidende Informationen über das Verschwinden der Eltern ...

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Seitenzahl: 233

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Mickaël Brun-Arnaud

Erinnerungen des Waldes

Der Geist des Winters

Deutsche Erstausgabe

© der deutschsprachigen Ausgabe: Atrium Verlag AG, Imprint WooW Books, Zürich 2024

Alle Rechte vorbehalten

Text © Mickaël Brun-Arnaud

Cover und Illustrationen © Sanoe

© 2023, l’école des loisiers, Paris

Aus dem Französischen übersetzt von Julia Süßbrich

Lektorat: Barbara Schlichtmann

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

ISBN978-3-03967-037-6

 

www.WooW-Books.de

www.instagram.com/woowbooks_verlag

 

 

 

Für Pierre Billebaut, unseren Lieben.

Und für alle bemerkenswerten Menschen wie ihn,

die man zu spät kennenlernt

und die zu früh von uns gehen.

Mitten im Dorfwald von Schönrinde und auf den Hügeln drum herum leben Tiere, die Verstand, Sprache und Humor besitzen, von eigener Pfote genähte Kleidung tragen und süßes Gebäck zaubern, dass euch davon das Wasser im Mund zusammenläuft. Schon seit ewigen Zeiten machen sich jeden Tag Füchse, Vögel, Mäuse, Maulwürfe und Wiesel auf den Weg zur Arbeit oder ins Freizeitvergnügen, gründen eine Familie oder Wahlverwandtschaften und gestalten gemeinsam auf liebevolle Art die Geschichte ihres Lebens. In den vor euch liegenden Erinnerungen des Waldes findet ihr die Niederschriften der großartigen Lebensläufe winziger Tiere, die sich, beseelt von Abenteuergeist, Liebe und der Kraft der Freundschaft, durch ebenjenen Wald bewegt haben. Denn auch wenn es nichts Schöneres gibt, als neue Erinnerungen zu schaffen, so ist es doch noch befriedigender, wenn man sie aufschreiben kann, um diejenigen daran teilhaben zu lassen, die man liebt. Drücken wir fest die Daumen: Möget ihr niemals die Tiere vergessen, denen ihr nun begegnen werdet, und auch nicht das Abenteuer, das zu erleben ihr euch gerade bereit macht …

Prolog

Das perfekte Geschenk

Im fernen Wald von Dunkelfrost …

»Serafin, ich habe das Gefühl, wir laufen im Kreis …«

»Erratum, Tine, da liegst du ganz falsch«, antwortete der Fuchs und wischte sich den Schnee von der Brille. »Wir gehen genau darauf zu!«

Florentine und Serafin Fuchs waren vor einiger Zeit aus dem Stern von Schönrinde ausgestiegen – dieser berühmte Dampfzug verband die Städte und Dörfer im Hohen Norden des Landes miteinander. Sie waren Forschungsreisende und Händler von Beruf, und nun stapften sie durch die verschneiten Wälder in der Umgebung von Dunkelfrost. Kaum brachen ihre Stiefel durch den verkrusteten harten Schnee und das welke Laub, die unter dem Pulverschnee versteckt lagen, schon sogen sich ihre löchrigen Sohlen mit eisigem Wasser aus dem schlammigen Boden voll. Das Paar hatte vor über drei Stunden den winzigen Bahnhof aus Brettern und Ziegelsteinen hinter sich gelassen. Er bildete das Ende der Eisenbahnlinie und lag am Rand des Waldes, dessen gekrümmte Äste und Zweige das Gebäude vor den stärksten Winden schützten. Eingewickelt in ihre Schals schritten die beiden trotz des Schneesturms vorwärts, getragen vom edelsten aller Gefühle. Seit jemand ihnen einen speziellen Hinweis gegeben hatte, waren Florentine und Serafin auf der Suche nach dem perfekten Reise-Andenken für ihren zu Hause gebliebenen kleinen Nachwuchs-Ermittler, ihren liebenswerten Sohn Bartholomäus, der aufgrund seiner empfindlichen Lunge nicht reisen konnte. Eigentlich befanden sie sich auf einer mehrmonatigen Rundreise, um einen speziellen Stoff aus einer Mischung von Fäden, Perlen und Federn zu finden. Nun waren sie auf der Rückreise und hatten nach dieser Zufallsbegegnung beschlossen, ihre Heimkehr um einige Tage zu verschieben. Sie wollten sich noch dahin wagen, wo der Winter sich von seiner schönsten Seite zeigte: in die kühlen und verlassenen Täler des Hohen Nordens! Genau hier, in einem kleinen Laden, der verborgen zwischen den bemoosten Stämmen der Fichten lag, wartete das schönste Geschenk, das es für den kleinen Fuchs überhaupt geben konnte. Doch nachdem sie feierlich angeklopft, eine Tasse Schokolade mit Zimt getrunken und ihr Anliegen vorgebracht hatten, war ihr Wunsch beim Ladenbesitzer auf deutliche Ablehnung gestoßen.

»Sie arme Irre! Es kommt überhaupt nicht infrage, dass ich Sie dorthin führe!«, hatte er geschrien und war dabei gegen die Laterne gestoßen, die an der Decke hing. Der Boden war unter dem Gewicht seiner riesigen Gestalt sogar ein wenig abgesackt. »Verschwinden Sie, bevor der Winter Sie auffrisst! Hauen Sie ab, bevor ICH Sie verschlinge!«

Das wilde Tier hatte ihnen daraufhin ihre Rucksäcke in die Pfoten geschleudert und die Tür vor der Schnauze zugeschlagen. Aber es hätte mehr gebraucht, um zwei Abenteurer wie Florentine und Serafin zu entmutigen. Auf dem steinigen Weg, den sie nach ihrem Hinauswurf aus dem Laden eingeschlagen hatten, kämpften sie sich weiter vorwärts.

»These und Antithese!«, rief Serafin plötzlich und streckte die Schnauze in die Luft. »Diese riesige Tanne kommt mir nicht ganz unbekannt vor …«

»Ich fürchte wirklich, dass wir hier schon gewesen sind … Bist du sicher, dass du die Karte nicht verkehrt herum hältst? Erinnerst du dich noch an den Markt in Goldsand und den klebrigen Sumpf, wo du ›wissenschaftlich‹ überzeugt warst, dass es genau dort entlangging …? Brrr, beim Apfel aber auch, ist das kalt!«, bibberte Florentine und schüttelte einige Schneeflocken von ihrem Schal. »Ich hoffe, es ist nicht mehr weit. Die Dunkelheit sollte uns nicht einholen, bevor wir uns in Sicherheit befinden … Vielleicht hatte er recht, uns zu warnen und uns zu drängen, wir sollten uns aus dem Staub machen …«

»Dummes Geschwätz!«, unterbrach Serafin seine Frau. »Meinen Berechnungen nach, also wenn ich den Normalwert dieses Kosinus der Formel hinzufüge, mit der man die Länge – oder war es die Breite? – berechnet, und wenn ich dann die Breite des Flusses mit drei multipliziere und mithilfe meines Zirkels einen Kreis um genau diesen Punkt ziehe … Dann sind wir nur noch ein paar Hundert Meter von unserem Ziel entfernt! Keine Angst, meine liebe Tine, die Zahlen sagen das eindeutig, und meine Tasthaare auch! Gleich hinter diesem Tannenwald, am Ende des Tals, müsste es einen Eingang geben!«

»Na gut, wenn du dir sicher bist, dann los …«

Als sie in den Wald eindrangen, verschwand die Erinnerung an den Zimt von ihren Geschmacksknospen. Stattdessen spürten sie in ihren Schnauzen die klare Frische der Schneeflocken, die sie bei jedem Atemzug mit der Luft einsogen. Je weiter sie kamen, desto mehr spürten sie ihre Rucksäcke und die Last des Schnees, der auf ihre schon gebeugten Schultern herabsank. Als sie endlich am Fuß des Berges ankamen, stellten sie mit Bedauern fest, dass der Ladenbesitzer recht gehabt hatte: Von dieser Seite aus gab es keinen Zugang zu dem Ort, den sie erreichen wollten – und die Bestie hatte bestimmt etwas damit zu tun, dass solch ein dicker Fels den Weg versperrte.

»Serafin, schau mal!«, rief Florentine mit vor lauter Kälte und Angst rauer Stimme. »Da drüben, an der Seite, führt ein Weg am Fluss entlang! Dann finden wir sicher ein bisschen weiter oberhalb eine Felsspalte, in der wir Schutz suchen können. Zum Umkehren ist es jedenfalls zu spät …«

»Dieser Sturm ist phänomenal!«, schrie ihr Gatte zurück. »Der übertrifft alle meine Wettervorhersagen, sogar die genauesten. Und wenn wir bloß die Zeit dazu hätten, könnte ich ein paar Daten erheben, die …«

Aber Florentine hörte ihm nicht mehr zu. Sie hatte schon den steilen Weg eingeschlagen, der an den felsigen Bergen entlangführte. Sie war entschlossen, sich und ihren Mann in Sicherheit zu bringen. Doch da ihre Krallen tief in Halbpfotenschuhen steckten und ihre Pfotenballen ständig auf den eisglatten Steinen ausrutschten, schlitterte die Füchsin beinahe ins tragische Unglück.

»Serafin, sieh mal, da!«, rief Florentine nach ungefähr zwanzig Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen waren. »In der Wand! Eine Höhle! Lass uns da schnell unterkriech… aaaah!« In dem Abgrund, der sie anzuziehen versuchte, war der Fluss zum Stillstand gekommen. Unter seinem Eismantel schwammen die Setzlinge im dunklen, zähen Schlamm des im Morgengrauen angefrorenen Wassers.

Einzig die Kralle ihres Gatten, der noch gerade eben einen Riemen ihres Rucksacks erwischte, rettete Florentine: Um ein Haar wäre sie in die schwindelerregende Finsternis der Zuflucht, die sie entdeckt hatte, abgestürzt. Die Füchsin hing über dieser Dunkelheit, die sie ganz hätte verschlingen können, atmete tief ein und hievte sich in Serafins Arme.

»Das war sehr, sehr knapp!«, schrie der Fuchs im Sturm.

»Guck mal!«, rief Florentine sofort, um seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. »Wenn wir ein Seil um diesen Hügel legen, können wir daran hinuntersteigen und uns verkriechen! Hilf mir mal, es aus meinem Rucksack zu ziehen!«

Der Sturm drohte jeden Moment, den Knoten der improvisierten Leiter zu lösen, während Florentine und Serafin sich daran gegenseitig abseilten. Unten angekommen, stellten sie fest, dass der Boden der Höhle etwa zwanzig Meter von ihrem Eingang entfernt lag: Das war wenig, aber es hätte dazu gereicht, jedem, der beim unvorsichtigen Einstieg abrutschte, das Genick zu brechen. Allein sterben, von der Dunkelheit des Nichts verschlungen … Gab es eine furchtbarere Vorstellung? Und woher kam dieses seltsame Geräusch, das sie jetzt wahrnahmen?

»Ist alles in Ordnung, mein Liebster?«, fragte Florentine, während sie die Tiefen der Höhle im schwachen Dämmerlicht neugierig betrachtete.

»Nach meinen berechneten Konstanten, Liebste, könnte es sein, dass ich Angst habe …«

»Mach dich nicht verrückt, aber … Es kommt mir so vor, als wäre dahinten etwas …«

»Gut! Jetzt sind wir genug in der Dunkelheit herumgeirrt …«, beschloss Serafin nach einem letzten Schaudern. »Sind Forschungsreisende nicht dazu da, etwas zu ›erforschen‹? Lass mich also zu meinen Streichhölzern greifen, meine Öllampe herausholen – da habe ich sie bereits – und schon kann im Nu das Licht wiederkehren! Zack, vade retro, tenebris!«

»Serafin, Vorsicht!«, schrie Florentine, als sie sah, dass das Öl aus der Lampe lief und sich auf dem Boden verteilte, ganz nah bei ihrem Hanfseil.

»Was denn, Tine?«, erwiderte er und warf das brennende Streichholz über seine Schulter.

»Das Seil hinter dir!«

Aber da war es schon zu spät. Ihre notdürftige Leiter ging sofort in Flammen auf. Und in diesem kurzlebigen Feuerschein konnten sie erkennen, was sich am Ende der Höhle verbarg. Sie verstanden nun, dass jemand, irgendwo zwischen dem Zug und diesem Ort, sie hereingelegt hatte und aus einem unbekannten Grund ihr Schicksal zwischen diesen Felswänden besiegelt war …

»Oh nein … Jetzt werden wir unseren Bartholomäus nie mehr wiedersehen …«

Den Winter überstehen

In den Hohlräumen der kahlen Bäume von Schönrinde und bis hinein in die Erdhöhlen, in denen Nüsse und Kastanien gesammelt wurden, hatten alle Bewohner seit einigen Tagen nur noch eine einzige Sorge im Herzen: Wie würden sie den Winter überstehen? In der schönen Zeit des Jahres, wenn das Wasser und die Sonne durch das Blätterdach rieselten, bot der Wald Essen im Überfluss. Doch wenn es kalt wurde, hieß es, schnell seine Vorratskammern zu füllen und die Früchte zu kandieren oder einzukochen. So konnte man dann auf den Frühling warten. In den überfüllten Küchen aller Grafschaften, von den gepflasterten Alleen Zartsteins bis zu den höher gelegenen Häusern von Sternenstieg, versahen die Tiere ihre Kissen mit den Düften der vergangenen Jahreszeiten: Zimtstangen, Kardamom und Lavendel ließen sie gut einschlafen und schöner träumen. Wäre an jenem Morgen ein neugieriger Wanderer an dem von Blauregen überwucherten Haus, in dem Familie Fuchs lebte, vorbeigekommen, so hätte er durch das Fenster sehen können, wie ein kleiner Fuchs am Küchentisch saß. Im Gegensatz zu allen anderen freute der Fuchswelpe sich auf den Winter, denn der würde ihm etwas wiederbringen, worauf er sich seit vielen Wochen riesig freute: seine geliebten Eltern.

»Wonach sieht es aus, Bartholomäus? Wovon werden wir diesen Winter träumen?«

»Das weiß ich noch nicht, Opa Gerwin«, antwortete der kleine Fuchs, dessen Fell mit getrockneten Blüten übersät war. »Aber bei dir werden es vermutlich Berge von Naschereien sein!«

»Mmmmh, ja … Das ist ziemlich wahrscheinlich.«

»Ich komme sofort wieder, ich gehe draußen Kiefernnadeln holen!«

»Pass gut auf dich auf, mein Kleiner, und zieh dich warm an!«

Bartholomäus Fuchs war kein Fuchswelpe wie alle anderen. Hinter der behutsamen Art, wie er seine Krallen auf das unter Raureif gefangene Gras setzte, steckte der Wunsch, keine Insekten zu zertreten, die zwischen den Halmen versteckt waren, und vor allem auch das Bedürfnis, bloß niemandem Sorgen zu machen … Unter seinem Fell füllte sich die Lunge manchmal nur mühsam mit Luft und schaffte es kaum, ihn im tiefsten Winter aufzuwärmen. Sein Herz war winzig und schlug immer ein wenig zu schnell. Was ihn jedoch nicht daran gehindert hatte, seinen Onkel Archibald auf der Suche nach der eigenen Familiengeschichte zu begleiten. Er war auch alles andere als nur ein Gehilfe gewesen, sondern hatte eine entscheidende Rolle gespielt! In diesem Augenblick wankte eine krumme Gestalt auf das Haus zu, die Mühe hatte, den wackeligen Stapel Holzscheite in ihren Pfoten festzuhalten, und seinem geliebten Onkel zum Verwechseln ähnlich sah.

»Zum Kiefernzapfen aber auch! Vielleicht habe ich mir zu viel vorgenommen …«

Eingehüllt in einen bis oben zugeknöpften gefütterten Gehrock und einen Flanellschal, schien der nun berühmte Inhaber der Buchhandlung von Schönrinde seine körperlichen Fähigkeiten vorführen zu wollen: Er trug so viele Holzscheite auf einmal, wie er mit den Pfoten fassen konnte. Und dieser Versuch würde – wie alle seine Anläufe, Bücherberge zu versetzen, ohne sie fallen zu lassen, um seine Regale schneller aufzuräumen – in einer lustig polternden Lawine enden …

»Bartholomäus, lieber Neffe, bist du da? Pass auf dich auf, ich sehe nichts hinter diesem Holzstapel! Oh«, fügte er hinzu, als sein Blick auf seine Schuhe fiel, »es sieht so aus, als wäre der Schnürsenkel an meinem Schuh …«

»Achtung, Onkel Archibald! Die Spitze deines Turms stürzt gerade ab!«

Einen winzigen Augenblick lang glaubte Archibald noch, er könnte vielleicht seine Hüften so nach rechts und links schwingen, dass der Holzstapel wieder ins Gleichgewicht käme. Doch dabei hatte er nicht an den Morgentau gedacht, der an den Ästen des Kirschbaums im Garten hing und genau diesen Moment wählte, um sich fallen zu lassen: frisch und belebend, exakt in den winzigen Schlitz zwischen seinem Schal und dem Fell an seinem Nacken … Überrascht von den eisigen Tropfen, konnte der Buchhändler ein Erschaudern nicht unterdrücken. Er musste sich einfach schütteln wie ein schlecht erzogener Fuchswelpe! Doch das rächte sich sofort: Einer nach dem anderen landeten die Holzscheite – holterdiepolter – auf dem unglücklichen Fuchs. In einem ähnlichen Getöse kam ein blauer Blitz vom Himmel geschossen und krachte gegen den roten Briefkasten des Hauses, den man dabei metallisch quietschend jammern hörte.

»Waldpostdienst … hatschi! Sie haben ein Paket!«, rief der Besucher, der schnabelüber im Schlamm steckte.

»Windfried, sind Sie das?«, erkundigte sich Archibald, dem sein Neffe gerade wieder auf die Pfoten half.

»Was für eine Freude, Sie wiederzusehen, mein Freund! Also na ja, gerade sehe ich Sie eigentlich nicht so ganz … Wo sind Sie denn?«

Als Windfried Meise, der frühere Chefschalterbeamte des Waldpostdienstes, wieder auf seinen Füßen stand, breitete er seine Flügel aus, um seine Bekannten herzlich an sich zu drücken. Aber etwas schien ihn dabei zu behindern.

»Warum zum Teufel tragen Sie eine Binde über den Augen?«, fragte ihn der Fuchs, während er den Knoten am Hinterkopf des Vogels löste.

»Um meiner Luftkrankheit die Stirn zu bieten. Aber ich fürchte, diese Lösung hat ihre Nachteile.«

»Ja, danach sieht es aus …«

»Sie haben ein Paket für uns, Windfried?«, fragte Bartholomäus, dem es in der Kälte langsam ungemütlich wurde.

»Und was für eins! Der große Augenblick ist da, Archibald, nun ist es eingetroffen! Das allererste! Ihr Kind!«

Mit seinem zarten, bläulich schimmernden Flügel zog der Postbote ein Paket aus seiner Umhängetasche.

»Apfel aber auch! Wie aufregend!«, rief Archibald. »Lasst uns hineingehen und es drinnen auspacken, bei einer wärmenden Tasse Schokolade mit Zimt!«

Im Kamin prasselte das Feuer und die Fichtenholz-Scheite verströmten einen frischen, süßen Nadelbaum-Duft. Weil der Herbst gerade zu Ende ging, standen bei Familie Fuchs die Vorbereitungen an, um den Winter willkommen zu heißen. Zwar erwartete man ihn auf vielerlei Weise, doch aus sehr guten Gründen gehörte diese Jahreszeit auch zu denen, die man lieber draußen vor dem Haus ließ … An den mit Raureif überzogenen Fenstern waren hinter den Vorhängen versteckt Holzspäne ausgestreut und verhinderten, dass die Feuchtigkeit tiefer ins Haus eindrang. Im Ofen bekamen Butterplätzchen mit Sonnenblumenkernen derweil eine goldbraune Oberfläche. Sie hielten sich bereit, die Mägen erwarteter und unerwarteter Besucher, welche sich der Kälte ausgesetzt hatten, zu stärken. In Schönrinde, wie auch in den anderen Grafschaften, bot der Winter jedem die Gelegenheit, seine Nettigkeit und Gastfreundschaft zu steigern – indem man ein weiteres Gedeck für einen Überraschungsgast auflegte, Mistelzweige für diejenigen, die gerne geküsst werden wollten, an die Decke hängte oder immer einen Topf Schokolade mit Mäusespeck oder Zimt in der Nähe des Herds hatte, um das Eintreffen eines kostbaren Pakets zu feiern!

»Nehmen Sie doch bitte ein Stück Karottenkuchen, Windfried«, ermunterte ihn Gerwin, der keine Gelegenheit zum Naschen ausließ. »Auch wenn er nur aus meinen Lagerkarotten gemacht ist, schmeckt er trotzdem köstlich!«

»Leider muss ich ablehnen«, entschuldigte sich der Postbote. »Jetzt, wo ich wieder Post ausfliege, muss ich auf mein Fluggewicht achten … Archibald, schauen Sie mal, bitte schön, ich weiß doch, wie sehnsüchtig Sie es bereits erwarteten. Als ich die Adresse des Absenders auf dem Begleitschein entdeckte, bin ich gleich losgeflogen!«

»Und dafür werde ich Ihnen nie genug danken können, Windfried.«

»Mach es auf, Onkel Archibald!«

Mitten auf dem Tisch lag ein Paket an »Archibald Fuchs, Schönrinde«. Geschickt hatte es der Reproduktionsdienst der Falken, das ehrwürdige Unternehmen, das beauftragt war, die Erfolgsbücher im ganzen Wald zu vervielfältigen. Unter der Kartonverpackung verbarg sich die Frucht mehrerer Wochen Arbeit. Im Schutz des vergangenen Herbstes hatte Archibald an seinem Schreibtisch gesessen, während sein neuer Geschäftspartner Conrad Wolf sich um die anspruchsvollsten Kunden in der Buchhandlung kümmerte. Mit seinem Geheimprojekt hatte er eifrig die Seiten gefüllt.

»Ich fürchte, mir könnten üble Fehler durch die Krallen gerutscht sein«, jammerte der Fuchs.

»Mach dir keine Sorgen«, beruhigte ihn Gerwin. »Ich bin sicher, darin ist alles perfekt.«

Und das war es wirklich: Unter den dünnen Lagen Papier, mit Fäden zusammengebunden, befand sich das allererste strahlende Exemplar von Ein Wald voller Erinnerungen. Auf dem Titelbild spazierten Mathilde und Ferdinand Maulwurf, die Helden der Geschichte, Pfote in Pfote durch den Wald, als hätten sie noch keine Ahnung, welche Tragödie sie kurz darauf heimsuchen würde …

Was für ein aufregendes Gefühl, dachte Archibald, während alle in Begeisterung ausbrachen – sie waren sicher, dass das der erste Band einer sehr beliebten Serie werden würde. Hoffentlich geht es Ferdinand und Rotbert, unseren lieben Maulwürfen, gerade gut …

»Ich kann es kaum erwarten, hineinzulesen und darin abzutauchen, Onkel Archibald!«, rief Bartholomäus. »Ganz sicher ist das der perfekte Lesestoff, um am Kamin darauf zu warten, dass Papa und Mama zurückkommen!«

»Sag mir dann, was du davon hältst. Deine Meinung ist mir sehr wichtig!«

»So, um das zu feiern, nimmt sich jetzt jeder ein Stück Kuchen!«, drängte Gerwin. »Sogar Sie, Windfried. Ich habe nämlich eine Lösung für Ihren Zwiespalt. Wenn wir aufgegessen haben, ist Schluss mit Ihrer Luftkrankheit: Den Rückweg bewältigen Sie einfach zu Kralle!«

Bartholomäus hatte Zuckerguss um die ganze Schnauze und hätte sich keinen schöneren Nachmittag erträumen können: Er hatte ein Duft-Kopfkissen gebastelt und besaß einen neuen Roman zum Verschlingen. Und dennoch – als die Nacht angebrochen war und er unter seine Decken gekuschelt im Bett lag, wachte der junge Fuchs mit einem Schrecken auf. Er war sicher, dass jemand ihm aus dem Wald etwas zugerufen hatte …

Ein neuer Buchhändler

Niemand wusste, wann und warum die Tiere im Wald angefangen hatten, das Julfest zu feiern: die Wintersonnenwende am kürzesten Tag des Jahres. In Die ältesten Traditionen aus Schönrinde erzählte Gottfried Eule von besonderen Festlichkeiten am Jahresende, mit denen die Einwohner feierten, dass es von nun an endlich tagsüber wieder länger hell sein würde … Und was waren das für Feste!

Auf dem großen Platz mitten in Schönrinde war eine Gruppe Biber bereits Ende November eifrig damit zugange, die Tanne aufzustellen, die sie für diesen Anlass gefällt hatten. Gleich nach den Feierlichkeiten würde der Baum zu Brennholz für die Heizungen der Tiere im Dorf weiterverarbeitet. Neben den aus Baumstämmen gearbeiteten Bänken, auf denen die Älteren saßen und sich unterhielten, baute man Bretterbuden mit Stechpalmen-Girlanden und stattete sie mit Rosten und Kochplatten aus, auf denen Kessel voller Glühwein Platz fanden – damit sollten die Knochen der allzu Verfrorenen wieder aufgewärmt und die Zungen der allzu Schüchternen gelöst werden.

Auf den bestickten Kissen neben dem Eingang für die kleinen Tiere zur Buchhandlung von Schönrinde saß Bartholomäus und las vor. Er dachte dabei schon an den waldigen Geschmack der gerösteten Kastanien, die er bald als Nachmittagsleckerei genießen würde. Neben ihm hockte Ferdinand Maulwurf und lauschte aufmerksam, sogar gerührt, als ob er die Geschichte zum ersten Mal hörte. Dabei kannte er sie doch, denn es war die Geschichte seines Lebens – auch wenn sie jetzt nur noch vage Erinnerungen in ihm wachrief.

»Na, so etwas … Onkel Ferdinand, warum weinen Sie denn?«, staunte Bartholomäus, den der plötzliche Kummer seines Freundes ganz durcheinanderbrachte.

»Das … Das liegt an diesem Maulwurf«, antwortete das kleine, ergrauende Tier mit dem Holzschwert in der Pfote.

»Erinnert er Sie … an etwas?«, fragte der Vorleser vorsichtig, mit guten Absichten im Herzen.

»Es ist so … Ich finde ihn sehr anrührend. Ich hoffe, er … er findet, was er sucht. Ach, schau an, da sind Tiere, die ich kenne …«

Draußen am erleuchteten Schaufenster, in dem die beiden Buchhändler Geschenkpakete dekoriert hatten, drückten Bartholomäus’ Klassenkameraden ihre Schnauzen gegen die glänzende Scheibe und schnitten Grimassen, von denen er wusste, dass sie ihm galten. Und das nur, weil ihm die Gesellschaft von Büchern lieber war als die von Fuchswelpen. Außerdem gestattete ihm seine empfindliche Gesundheit nicht sehr oft, bei kaltem Wetter draußen zu sein. Deshalb war Bartholomäus seit Kurzem das Ziel von Spott und Geschubse. »Guckt mal, das ist der Fuchs, der keine Freunde hat!«, riefen sie in der Schule. »Das ist der, der sich weigert, in der Pause auf den Hof zu gehen«, hörte man es flüstern. »Der ist doch immer krank, oder?« Jede dieser Bemerkungen war wie ein Dorn auf dem Weg, der zu Bartholomäus’ Herzen führte.

»Machen Sie sich keine Sorgen, Ferdinand«, murmelte er und stand auf. »Die da draußen vertun sich bestimmt und meinen eigentlich ein anderes Tier. Möchten Sie noch eine Tasse Schokolade mit Mäusespeck?«

»Gewiss!«, rief der Maulwurf, der bereits reichlich von dem zuckrigen Gebräu in den Barthaaren kleben hatte. »Ich freue mich sogar umso mehr, da es mir scheint, ich sei in der ersten Runde vergessen worden …«

»Das ist eine Mission für einen fabelhaften Wald-Detektiv! Ich komme sofort zurück.«

Wenige Tage vor den Feierlichkeiten wurde es schwierig, sich einen Weg durch die vollen Gänge der Buchhandlung zu bahnen. Und die Kundschaft im Dezember zeigte sich nicht immer von der behutsamsten Seite – Bartholomäus wusste das noch, denn er hatte sich in der Vergangenheit schon oft an dem mühsamen Geschäft beteiligt. Aber dieses Jahr hatte Archibald zum allerersten Mal eine ernsthafte Verstärkung, nämlich die von Conrad Wolf. Die Ankunft des Wolfs hatte zwar viel Streit herbeigeführt, aber nun waren alle froh, dass er zum Dorfalltag gehörte, und seine Empfehlungen waren genauso gefragt wie die seines berühmten Geschäftspartners. Es passierte allerdings, dass manche versuchten, das auszunutzen …

»Schauen Sie einmal, Frau Eule«, keuchte Conrad, als er mit einem Stapel hübsch bebilderter Bücher in den Pfoten aus dem Lager kam. »Ich habe eine Weile gebraucht, aber bitte schön, das hier ist unsere schönste Auswahl von beliebten Volksmärchen aus dem Wald!«

»Huhuu, perfekt! Die nehme ich alle für meine kleinen Eulenbabys!«

»Das freut mich zu hören! Soll ich sie Ihnen einpacken?«

»Hu, nein, ganz uhuuund gar nicht!«, rief die Eule und zog ein Notizbuch aus ihrer riesigen Tasche, über deren Rand die Spitze eines Regenschirms und Häkelnadeln ragten. »Könnten Sie mir das alles auhuuuufschreiben in mein Notizbuhuuuch? Gibt es die überall? Ich werde mir doch nicht die Mühe machen, das alles nach Hauhuuuse zu schleppen, wenn ich es mir auch von Uhuuu liefern lassen kann!«

Bei dieser dreisten Bitte schwankte der Stapel des Wolfs, fiel aber nicht herunter.

»Ich könnte noch ein Buch zur Auswahl hinzufügen …«, knurrte Conrad, während er die Bücher ablegte.

»Oh ja, spuhuuucken Sie’s aus, ich lauhuuuusche!«

»Kennen Sie die Geschichte vom Rotkäppchen?«, fragte er und bleckte in einem breiten Lächeln seine Reißzähne.

»Uuuh, äh …, ja …?«, antwortete sie mit unsicherer Stimme.

»Wissen Sie, wie es rot geworden ist?«

»Na, so etwas, Frau Eule, was für eine Freude, Sie wiederzusehen!«, mischte sich Archibald ein, der hinter dem Tresen seine Post aufschlitzte. »Conrad, mein Freund, ich übernehme das schon, gehen Sie doch lieber eine Tasse Schokolade mit Bartholomäus trinken … Frau Eule, kaufen Sie alles, was Sie möchten, ich werde es Ihnen selbst liefern! Sie wohnen doch in der großen Platane am Weiher, richtig? Helfen Sie mir bitte kurz auf die Sprünge, welche Farbe hat noch gleich Ihr Briefkasten?«

»Er ist rot …«, murmelte die alte Eule nur leise, weil sie Angst hatte, Conrad könnte sie hören.

Dieser sank mit schwerem Gewissen neben Ferdinand in einen Sessel. Draußen häuften sich die Schneeflocken auf den Wegen wie drinnen im Herzen von Conrad, der mit den Pfotenspitzen traurige Männchen auf die beschlagenen Scheiben malte. Bartholomäus hatte das Geschehen beobachtet und kam mit einer weiteren Tasse Mäusespeck-Schokolade herbei, um ihn ein wenig zu trösten. Nachdem der Herbst angebrochen war, hatte sich zwischen dem Wolf und dem kleinen Fuchs eine zarte Freundschaft entwickelt. Sie naschten nicht nur nachmittags zusammen etwas Süßes, sondern teilten auch ihren Lesestoff und dieselbe Liebe zum Abenteuerroman: von Der letzte Pelikan-Herr über die Autobiografie des Abenteurer-Wolfshunds Weißzahn, Ein strahlendes Lächeln – Conrad und Bartholomäus lernten voneinander unter den gerührten Blicken von Archibald und dem Porträt von Cornelius, dessen verstorbenem Großvater.

»Conrad, machen Sie sich nichts daraus!«, sagte Bartholomäus und hielt seinem Freund die dampfende Tasse entgegen. »Ich sollte das so nicht sagen, aber diese Dame ist wirklich eine alte Heulsuse …«

»Aber das war doch kein Grund, sie so zu erschrecken, oder was meinst du?«

»Wer Sie gut kennt, findet Sie überhaupt nicht erschreck…«

Bartholmäus wurde von einem schallenden Gelächter unterbrochen. Draußen hatten seine Klassenkameraden seltsame Botschaften auf die beschlagene Scheibe geschrieben: »Zwerglunge« und »Bartholomaulwurf« konnte man dort lesen, als ob ihn das beleidigen würde. Außerdem – und das war vielleicht die schlimmste der Lästereien, weil der Fuchswelpe darin eine grausame Wahrheit erkannte – stand dort: »Ganz allein.« Ja, das, was Bartholomäus fehlte, war ein Freund in seinem Alter. Und dieser Gedanke belastete ihn mehr als seine zerbrechliche Gesundheit.

Gerade wollte er den Blick senken, da sah Bartholomäus, wie die Kerzen im Schaufenster eine nach der anderen erloschen: ausgeblasen, ausgeblasen, ausgeblasen, genau wie in einem altmodischen Märchen, das die Schweine ihren Ferkeln erzählten … Als ein großer Schatten mit einem tiefen Grollen auf das Schaufenster zukam, mit feuchten Reißzähnen und scharfen Krallen, die in dieser wachsenden Dunkelheit schimmerten, schrien die drei Spaßvögel vor Furcht. Sie rannten weg und stolperten auf den vereisten Pflastersteinen, sodass sie ihre Handschuhe, Schals und Jacken unterwegs überall fallen ließen.

»Gar nicht erschreckend, sagtest du eben?«, fragte Conrad, als er sich mit einem schelmischen Grinsen auf den Lefzen wieder umdrehte.

»Dafür werde ich bestimmt noch zahlen, wenn ich wieder in die Schule gehe, aber für den Moment bin ich sehr glücklich darüber … Also danke für Ihre Hilfe, Conrad! Sie haben Ihre Schokolade absolut verdient, Apfel aber auch!«

»Das habe ich natürlich gern getan. Und selbstverständlich bin ich jederzeit bereit, es wieder zu tun, wenn sie die Lust packt, dich wieder ärgern zu kommen … Also, Ferdinand, sind Sie bereit für die Veranstaltung heute Abend?«, erkundigte sich der Wolf und zündete die Kerzen wieder an. »Sie ist ganz Ihnen gewidmet!«

»Wissen Sie, wann … wann er mich abholen kommt?«, fragte der Maulwurf, der zwischen zwei Zeiten in seinem Leben schwankte.

Ferdinands von der Zeit geschundene Pfoten misshandelten die Seiten von Ein Wald voller Erinnerungen und zerknitterten sie ein wenig.

»Wer denn?«, fragte ihn Conrad.

»Mein Vater … Ich will nicht ganz alleine nach Hause gehen …«, gestand der Maulwurf mit etwas Unruhe in der Stimme. »Die Sonne ist schon untergegangen, und ich fürchte, er hat mich vergessen …«

Dieses Mal griff Bartholomäus – weil er die Situation schon kannte und wusste, dass die Dunkelheit Ferdinand unheimlich war – beherzt ein und kam dem ratlosen Conrad zu Hilfe. Er breitete einfach die Pfoten aus, damit der Maulwurf sich hineinschmiegen konnte. In dieser Wirklichkeit, in der er wieder jung geworden war, gab es nur eine Art, wie man ihn beruhigen konnte: die ganz, ganz große Umarmung, die ihm versprach, dass alles wieder gut werden würde.

»Ferdinand, eines kann ich Ihnen versichern: Ein Wald voller Erinnerungen ist so großartig, weil wir, auch wenn Sie uns vergessen, nie vergessen werden, wer Sie sind!

Alte Feindschaften