Erkenne dich selbst - Paul Heyse - E-Book

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Paul Heyse

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Beschreibung

Neue Deutsche Rechtschreibung Paul Johann Ludwig von Heyse (15.03.1830–02.04.1914) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Neben vielen Gedichten schuf er rund 180 Novellen, acht Romane und 68 Dramen. Heyse ist bekannt für die "Breite seiner Produktion". Der einflussreiche Münchner "Dichterfürst" unterhielt zahlreiche – nicht nur literarische – Freundschaften und war auch als Gastgeber über die Grenzen seiner Münchner Heimat hinaus berühmt. 1890 glaubte Theodor Fontane, dass Heyse seiner Ära den Namen "geben würde und ein Heysesches Zeitalter" dem Goethes folgen würde. Als erster deutscher Belletristikautor erhielt Heyse 1910 den Nobelpreis für Literatur. Null Papier Verlag

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Paul Heyse

Erkenne dich selbst

Novelle

Paul Heyse

Erkenne dich selbst

Novelle

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 1. Auflage, ISBN 978-3-962811-58-7

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Erkenne dich selbst

Seit ei­ner Wo­che war ich in Flo­renz und be­fand mich dort von Her­zen wohl. Denn die Stadt ver­ei­nigt far­bi­ges na­tio­na­les Le­ben in al­ler schö­nen Un­ge­bun­den­heit des Sü­dens mit ei­nem hin­läng­li­chen Maß je­ner mo­der­nen Bil­dung und geis­ti­gen Reg­sam­keit, ohne die dem Nord­län­der sein Da­sein selbst in der la­chends­ten Sze­ne­rie, un­ter den lie­bens­wür­digs­ten Na­tur­menschen auf die Län­ge wie ein Traum vor­kommt. Auch die tos­ka­ni­sche Rein­lich­keit er­quickt hier ein wohl­er­zo­ge­nes deut­sches Ge­müt nach so man­chen rö­mi­schen und nea­po­li­ta­ni­schen Drang­sa­len, ohne dass es doch an ma­le­ri­schen Lum­pen und an­ti­ker Halb­nackt­heit gänz­lich man­gel­te, zu­mal in der ge­seg­ne­ten Jah­res­mit­te, wo ein Pla­ten-fes­ter Rei­sen­der weiß, dass man in Flo­renz »zur Koh­le ver­glühn« kann, wenn man die lan­düb­li­che Un­be­fan­gen­heit sich nicht zu Nut­ze macht.

Dass ich in all die­se Vor­zü­ge des Flo­ren­ti­ner Le­bens so­gleich ein­ge­weiht wer­den soll­te, da­für hat­te mein Schutz­geist mit be­son­de­rem Wohl­wol­len ge­sorgt. Er führ­te mich bei mei­ner ers­ten Um­schau nach ei­ner Pri­vat­woh­nung in ein sau­be­res, küh­les Haus, des­sen zwei­ter Stock von ei­ner wür­di­gen Wit­we ein­zeln ver­mie­tet wur­de. Die Magd wies mich in ein Hin­ter­zim­mer, aus dem mir ein rau­haa­ri­ger klei­ner Hund mit ge­sit­te­tem, halb­lau­tem Bel­len ent­ge­gen­lief. Die Si­gno­ra Eu­ge­nia selbst lag auf dem Sofa, in ei­ner je­dem küh­le­ren Luft­hauch, der sich durch die Ja­lou­si­en steh­len woll­te, äu­ßert zu­gäng­li­chen Haustracht. Selbst für einen Ken­ner des nea­po­li­ta­ni­schen Som­mer­ko­stüms war es ver­zeih­lich, wenn er Ab­stand nahm, ein­zu­tre­ten, so sehr war die­se bei den ers­ten An­fän­gen ste­hen ge­blie­ben und we­sent­li­cher Er­gän­zung be­dürf­tig. Die Dame in­des schi­en nichts zu ver­mis­sen. Sie nahm ru­hig eine Na­del, steck­te das sau­be­re Hemd über der Brust zu­sam­men, zog die Füße in den wei­ßen St­rümp­fen be­schei­den und an­mu­tig un­ter den Rock und bat mich mit freund­li­cher Hand­be­we­gung, den da­durch frei­ge­wor­de­nen Sofa­platz ein­zu­neh­men, wäh­rend sie selbst wie ein Mur­mel­tier zu­sam­men­ge­rollt in ih­rer Ecke lie­gen blieb.

Ein gut Teil mei­ner Blö­dig­keit wich, als ich in dem Hell­dun­kel des küh­len Ge­machs mich von den ge­setz­ten Jah­ren der In­ha­be­rin über­zeug­te. Auf der wun­der­lich ver­schwom­me­nen Fi­gur saß ein star­ker Kopf, an das be­rühm­te Bir­nen­haupt er­in­nernd, auf dem die fran­zö­si­sche Kro­ne nicht haf­ten woll­te. Kei­ne Art von Hau­be ver­un­zier­te den statt­li­chen Con­tour, und ein paar schwar­ze Lo­cken hin­gen lose zu bei­den Sei­ten auf die Schul­tern her­ab. Es hat­te gar nichts Ko­mi­sches, wenn sie bei je­dem Schüt­teln des Haup­tes, ohne wel­ches die Si­gno­ra kein Nein zu sa­gen ver­moch­te, lang­sam hin und her pen­del­ten. Auch die klei­nen schwar­zen Au­gen, die männ­li­che Nase und der brei­te Mund – schätz­ba­re Re­qui­si­te ei­nes Buf­fo­nen­ge­sichts – wa­ren ei­nes sehr ma­je­stä­ti­schen Aus­drucks fä­hig, be­son­ders der Magd ge­gen­über, die, eine stark­glied­ri­ge Per­son, nicht viel bes­ser als eine Leib­ei­ge­ne von ih­rer Her­rin ge­hal­ten wur­de und vor ei­nem un­gnä­di­gen Bli­cke der­sel­ben zit­ternd zu­sam­men­zu­schrump­fen schi­en.

Die Si­gno­ra hat­te ein Buch weg­ge­legt, als ich ein­trat; ich konn­te in dem grü­nen Ja­lou­si­en­däm­mer nur se­hen, dass es Ver­se wa­ren. Eine klei­ne Aus­ga­be des Al­fie­ri lag auf dem Tisch ne­ben ihr, dar­über und dar­un­ter ein bun­ter Hau­fe Jour­na­le und Zei­tun­gen. Auch im Üb­ri­gen war in dem Zim­mer von weib­li­chem Ap­pa­rat we­nig zu er­bli­cken, nicht ein­mal ein Spie­gel an der Wand; wo­ge­gen die Lage nach dem Hofe, die Stil­le und Küh­le zur Me­di­ta­ti­on sehr ein­lu­den.

Ich frag­te, ob noch ein ähn­li­ches Zim­mer frei ste­he, wor­auf sie ru­hig das Haupt schüt­tel­te und mich im bes­ten To­s­ka­nisch, flie­ßend, aber nicht über­flüs­sig, nach den Him­mels­ge­gen­den über die Vor­zü­ge die­ses ein­zi­gen Ge­machs auf­klär­te. Doch ste­he auf den üb­ri­gen Zim­mern nur die Mor­gen­son­ne, über Tag sei­en sie bis auf die Un­ru­he der Stra­ße nicht min­der be­hag­lich als die­ses. Sie wer­den be­grei­fen, fuhr die Si­gno­ra fort, ich gehe nie aus, au­ßer ins Thea­ter. Mein Zim­mer ist mein Flo­renz; so muss ich es mir schon nach mei­nen Be­dürf­nis­sen aus­su­chen.

Die Magd wur­de dann ge­ru­fen und ge­hei­ßen, mich zu den lee­ren Zim­mern zu füh­ren. Sie selbst blieb bis auf eine ent­las­sen­de Hand­be­we­gung un­er­schüt­ter­lich lie­gen. Ich bin noch nicht an­ge­zo­gen, Sie müs­sen ver­zei­hen, sag­te sie. Ich ver­beug­te mich und ging, die Magd pan­tof­fel­te vor­an; ein Gang durch den Kor­ri­dor, den fünf oder sechs Tü­ren vor­bei, die alle of­fen stan­den, zeig­te mir, dass ich noch die Wahl völ­lig frei hat­te, und so wähl­te ich das mit­tels­te Zim­mer, wo mich ein klei­ner runder Mar­mor­tisch mit ver­gol­de­tem Fuß aus der Fer­ne an­lach­te. Bei nä­he­rer Un­ter­su­chung teil­te das Sofa da­hin­ter frei­lich den Ruhm des Wa­gens, der mich von Sie­na her­ge­bracht hat­te: bei­de wa­ren, wie sich der Vet­tu­rin schmun­zelnd aus­zu­drücken pfleg­te, »hart, aber rein­lich«. Ich kehr­te es seuf­zend um und sag­te: Rein­lich, aber – hart! Zum Glück ließ sich dem Bett das­sel­be nach­sa­gen, und das wei­ße, dicht schlie­ßen­de Netz ge­gen die Zanza­ren, jene nächt­li­chen, ge­flü­gel­ten Blut­sau­ger, be­ru­hig­te mich vollends dar­über, dass ich eine Ge­lehr­te zur Wir­tin hat­te.

Denn das war sie, wie mir die Magd, so­bald wir al­lein wa­ren, fast mit ge­fal­te­ten Hän­den ver­trau­te. »Alle Pro­fes­so­ren in Flo­renz ken­nen und be­su­chen sie, und wenn ich über die Stra­ße gehe, Si­gnor, ru­fen sie mich an: Was macht Eure Her­rin, Stel­la? oder: Grüßt die Si­gno­ra Eu­ge­nia! dass ich ganz rot wer­de von der Ehre, eine dum­me Per­son, wie ich bin. Ich bin auch eine Wit­we, und mein se­li­ger Mann, der ein Koch war, hat mir noch auf dem Ster­be­bet­te ge­sagt, der Kut­scher sei­nes Herrn Gra­fen, der Lu­i­gi habe ein Auge auf mich, ich sol­le mein Glück nicht von mir sto­ßen. Aber nein, Herr, ich hal­te was auf die Ehre, und wenn auch Man­che sich nichts Bes­se­res wün­schen kann, als ih­ren Mann auf dem ho­hen Bock zu se­hen, mit den Sam­me­tho­sen und veil­chen­blau­er Li­vree, – ich hat­te schon als Jung­fer bei der Si­gno­ra ge­dient, und es ist bes­ser, dacht’ ich, du gehst wie­der zu ihr, die so viel Ge­nie hat, und bleibst da bis an dein se­li­ges Ende, wenn sie dich be­hal­ten will, eine dum­me Per­son, wie du bist, als du läs­sest dich von dem Töl­pel, dem Kut­scher, schla­gen, der nicht ein­mal Heu und Ha­fer zu­sam­men­rech­nen kann. O Si­gnor, wenn ich von ne­ben­an höre, wie sie lau­ter so Sa­chen re­den, die ich nicht ka­pie­re, wer­de ich so stolz und zu­frie­den, wie ich nicht sein könn­te, wenn mich auch der Kut­scher des Groß­her­zogs ge­hei­ra­tet hät­te!«

So brauch­te ich denn, wie ich nach dem An­fang schlie­ßen konn­te, um Un­ter­hal­tung in die­sem Hau­se nicht be­sorgt zu sein. Doch be­nutz­te ich die Ge­le­gen­heit nur mä­ßig, be­son­ders was die bra­ve Stel­la be­trifft, und selbst das »Ge­nie« der Si­gno­ra Eu­ge­nia un­ter­brach nur sel­ten die lan­gen, fei­er­li­chen oder hei­te­ren Ge­sprä­che, die ich mit dem Ge­ni­us der al­ten Stadt im Stil­len pflog. Es gin­gen zu viel Ehren­män­ner bei ihr aus und ein, und Die­ser und Je­ner schi­en sich nä­her an mich an­schlie­ßen zu wol­len, was mich aus mei­ner emp­fan­gen­den Stil­le her­aus­zu­rei­ßen droh­te. Das Glück, sich un­ge­stört mit den herr­li­chen Wer­ken der großen al­ten Zeit zu er­fül­len, gleich­sam auf wind­stil­lem Kahn strom­auf­wärts in die Ver­gan­gen­heit zu­rück­zu­fah­ren und die fer­nen Ufer zu be­stau­nen, woll­te ich mir durch kei­nen heu­ti­gen Men­schen­witz und Men­schen­ver­stand ver­küm­mern las­sen.

Ich war dar­um we­nig froh über­rascht, ei­nes Ta­ges ei­nem al­ten Be­kann­ten aus Deutsch­land zu be­geg­nen. Schon auf der Uni­ver­si­tät, wo ich ihn ken­nen ge­lernt, war ich ihm gern aus­ge­wi­chen. Auch jetzt, als er mich, über Eis und Thea­ter­zei­tung ver­tieft, in ei­nem Kaf­fee­hau­se an­re­de­te, mach­te ich einen schwa­chen Ver­such, durch ein frem­des Auf­bli­cken ihn von mir fern zu hal­ten. Er hat­te lei­der von je her die Art, mit ei­ner scha­den­fro­hen Schär­fe des Blicks der­glei­chen zu wit­tern und zu ver­ei­teln, in­dem er es ei­nem ins Ge­sicht sag­te.

Sie freu­en sich nicht sehr, mich zu se­hen, wie ich mer­ke, sag­te er ru­hig. Wie lan­ge ist es doch her, seit wir das letz­te Wort mit ein­an­der tausch­ten? Vier Jah­re oder fünf? Je­den­falls Zeit ge­nug, sich zu ver­än­dern. Sie ha­ben ge­wiss die­se Zeit be­nutzt; ich lei­der nur, um im­mer ei­gen­sin­ni­ger der zu blei­ben, der ich da­mals war. Wenn mir recht ist, konn­ten Sie mich frü­her nicht lei­den. Die­sel­be Frei­heit ha­ben Sie na­tür­lich auch jetzt noch. Es wäre aber freund­lich von Ih­nen, sich der­sel­ben nicht gleich von vorn her­ein zu be­die­nen; denn wie Sie mich da se­hen, bin ich zwar viel­leicht noch un­leid­li­cher, als sonst, aber mit dem Un­ter­schie­de, dass ich mir sel­ber da­bei leid tue.

Sei­ne Stim­me, de­ren schnei­den­de Schär­fe mir noch sehr gut in der Erin­ne­rung war, klang bei die­sen Wor­ten wei­cher und herz­li­cher als je. Ich stand auf und gab ihm die Hand.

Las­sen Sie mich die Tor­hei­ten mei­ner Mond­sche­in­jah­re nicht ent­gel­ten, Franz, sag­te ich la­chend. Wie wir uns da­mals tra­fen, litt ich ge­ra­de am ly­ri­schen Fie­ber, und Sie fühl­ten mir zu­wei­len un­sanft den Puls und dach­ten mich durch Sturz­bä­der zu hei­len. Mein Fall wird Sie dar­über auf­ge­klärt ha­ben, dass man bes­ser tut, die Krank­heit aus­to­ben zu las­sen. Ich ent­sin­ne mich noch je­nes wil­den Schwin­del­an­falls, in wel­chem ich auf mein Recht trotz­te, so krank und ver­rückt und hit­zig zu sein, wie mir be­lieb­te, und Ihre küh­le Ge­sund­heit gründ­lich zu ver­ach­ten. Wel­cher mei­ner ly­ri­schen Hei­li­gen war es doch, den sie mir ge­läs­tert und sei­ner Glo­rie be­raubt hat­ten?

Ich weiß nicht mehr, sag­te er nach­denk­lich – das aber weiß ich, dass ich Sie schon da­mals um al­les das be­nei­de­te, was ich einen sen­ti­men­ta­len Wahn schalt. Die schnö­des­te Miss­gunst reiz­te mich, Ihre Be­geis­te­rung zu ver­spot­ten. Be­geis­tert sein – um den Preis hät­te ich selbst ein dum­mer Mensch wer­den mö­gen. Frei­lich wa­ren die­se Wün­sche da­mals sel­te­ne Gäs­te in mir, wäh­rend jetzt – aber kom­men Sie ins Freie.

Wir gin­gen. Der Abend war schat­tig, al­lein so schwül, als glü­he statt ei­ner gol­de­nen eine schwar­ze Son­ne auf die Stadt her­ab. Doch wog­te in der schö­nen Stra­ße, die den Dom­platz mit dem Platz des Groß­her­zogs ver­bin­det, ein mü­ßi­ger Men­schen­strom auf und ab, alle Kaf­fee­häu­ser stan­den of­fen, Ge­schrei der Ver­käu­fer, die an den nied­ri­gen Ti­schen ihre Wa­ren aus­ge­legt hat­ten, gell­te in das Sum­men al­ler eu­ro­päi­schen Zun­gen hin­ein, und schon be­gan­nen die ers­ten schüch­ter­nen Mond­strah­len über den be­weg­li­chen Men­schen­köp­fen ihr Netz zu we­ben.

Nein, sag­te Franz, als ich in eine stil­le­re Sei­ten­stra­ße ab­len­ken woll­te, blei­ben wir un­ter der Men­ge. Ich weiß, dass Sie sich auf Ge­ständ­nis­se ge­fasst ma­chen, und mit Recht, denn was ich Ih­nen über acht Tage doch ver­trau­en wür­de, kann ich Ih­nen eben so gut in der ers­ten Stun­de sa­gen. Aber zu mei­ner Hand­voll Schick­sal braucht es kei­ner ge­heim­nis­vol­len Sze­ne­rie, plät­schern­der Brun­nen, ein­sa­mer Pa­läs­te, mau­zen­der Ka­ter und ver­lieb­ter Pär­chen, die sich in die Schat­ten drücken, wenn wir vor­bei­kom­men. Es reizt mich ge­ra­de, mit­ten un­ter dem Ge­plap­per und Ge­wäsch die­ser fried­li­chen Spa­zier­gän­ger Ih­nen mei­ne auf­rich­ti­ge Mei­nung über mich zu sa­gen. Doch ge­ste­hen Sie selbst, ob es Ih­nen nicht wie eine Sün­de vor­kommt, dass ich Ih­nen auch hier den Abend ver­der­ben will, wie so man­chen am Rhein! Was gehe ich Sie an? Was kön­nen Sie mir hel­fen? Es kam mir vor­hin, als ich Sie so zu­frie­den sit­zen und sich der Kri­tik über Si­gno­ra Ris­to­ri er­freu­en sah, in den Sinn, dass ich mei­ne al­ten Spott­sün­den nicht bes­ser wie­der gut ma­chen könn­te, als in­dem ich nun Ih­nen Ge­le­gen­heit gäbe, mei­ner zu spot­ten. Wenn Sie Lust zur Scha­den­freu­de ha­ben, nun gut, so mö­gen Sie er­fah­ren, dass der, den ihr gu­ten Jun­gen den Me­phi­sto zu nen­nen pfleg­tet, weil er eure Schwär­me­rei­en ver­nein­te, im Grun­de nur ein sehr dum­mer Teu­fel war. Denn ein Klü­ge­rer hät­te sich wohl ge­hü­tet, sich selbst zu ver­nei­nen.

Er sag­te das Al­les has­tig, lei­se, mit dem Tone völ­li­ger Re­si­gna­ti­on; ich er­kann­te ihn kaum wie­der.

Tun Sie, wie Sie wol­len, er­wi­der­te ich; re­den Sie, schwei­gen Sie – mei­ne Aben­de sind nicht mehr so leicht zu ver­der­ben, wie sonst. Ich möch­te wis­sen, was mich jetzt um den Ge­nuss brin­gen soll­te, in die­sem Stro­me von Le­bens­luft mit­zu­sch­wim­men, der uns zu­letzt vor der Log­gia dei Lan­zi ab­set­zen wird.

Ich er­ken­ne dar­an un­se­ren Un­ter­schied, sag­te Franz. Sie mer­ken nur die Eine Rich­tung des Stro­mes, in der Sie