Erklärs mir, als wäre ich 5 – Gender, Diversity und LGBTQIA* - Petra Cnyrim - E-Book

Erklärs mir, als wäre ich 5 – Gender, Diversity und LGBTQIA* E-Book

Petra Cnyrim

0,0

Beschreibung

Was bedeutet »cis«? Woher weiß ich, dass ich queer bin? Wofür sind Pronomen wichtig? In unserem Alltag finden wir uns zunehmend in Situationen wieder, in denen wir nicht genau wissen, wie wir angemessen reagieren sollen. Ob beim Elternabend, unter Freund*innen oder während einer wichtigen Präsentation – gerade rund um so sensible Themen wie Diversity, Identität oder Geschlechterrollen scheint vieles kompliziert. Doch das muss nicht sein! Dieses Buch nimmt die Berührungsängste und erklärt auf anschauliche Weise komplexe Zusammenhänge rund um die Themen Gender und Diversity – so, dass jede*r sie versteht. • Wofür stehen die Farben in der Regenbogenflagge? • Wie sollten andere mit einem Coming-out umgehen? • Wie lieben Menschen, die asexuell sind? u .v. m.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2022

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Petra CnyrimSebastian Goddemeier

ERKLÄRS MIR, ALS WÄRE ICH 5

Gender, Diversity und LGBTQIA*

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe

2. Auflage 2023

© 2022 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Petra Holzmann

Umschlaggestaltung: Isabella Dorsch

Umschlagabbildung: Shutterstock.com/ALX1618, Anna Frajtova, Blan-k

Satz: Sania Haschemi für Pageturner Production GmbH

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2197-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1960-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1961-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Grundsatzfragen

Zeichen, Symbole und besondere Tage

Let’s talk about Sex!

Geschlecht und Geschlechter

Über queere Menschen

Über trans MENSCHEN

Über Lesben

Über Schwule

Über Krankheiten und Therapien

Großes Feld: Beziehungen

Über Kinder, Erziehung und Familie

Gesellschaft und Politik

Religion

Weiterführende Literatur

Verzeichnis

Dank

Vorwort

von Sebastian Goddemeier

Ich bin schwul. Und ich bin in einer heterosexuellen Welt aufgewachsen. Das heißt: Ich musste mir all die Fragen stellen, die in diesem Buch beantwortet werden. Es sind Fragen, die sich auch viele andere Menschen stellen – egal, ob sie queer sind oder nicht: Was ist Diversität? Was soll das mit dem Gendern? Und was ist eigentlich LGBTQIA*?

In diesem Buch finden sich Antworten für queere und nicht-queere Menschen, für Alte, Junge, Männer, Frauen und alle dazwischen oder außerhalb dieser Normen.

Erklärs mir, als wäre ich 5: Gender, Diversity und LGBTQIA* soll mehr Verständnis, mehr Inklusion und ein besseres Miteinander schaffen.

Viel Spaß beim Lesen!

Grundsatzfragen

Wofür steht LGBTQIA*?

Die Abkürzung LGBTQIA* ist englisch und bedeutet: lesbian, gay, bisexual, transgender, queer oder questioning, intersexual und asexual. Auf Deutsch: lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer, intersexuell und asexuell – oder kurz: LSBTQIA*. Questioning bedeutet, dass ein Mensch sich noch nicht sicher ist, wie er oder sie sexuell orientiert ist.

Wofür steht das Sternchen oder das Pluszeichen?

Häufig sieht man ein Sternchen oder ein Pluszeichen hinter LGBTQIA*, trans*, inter* oder auch hinter weiblich* oder lesbisch*. Diese Zeichen stehen als Platzhalter für weitere Identitäten. Zum Beispiel umfasst Transidentität ein weites Spektrum: Es gibt trans Männer und trans Frauen, aber auch trans Personen, die sich keinem Geschlecht zugeschrieben fühlen. Es gibt schwule trans Männer, heterosexuelle trans Männer, lesbische trans Frauen, heterosexuelle trans Frauen. Trans Personen können außerdem intersexuell und/oder asexuell sein. (Das Spektrum dieser Identität ist nicht vollständig.) Das Sternchen oder das Pluszeichen bei »trans*« soll all diese Personen mit einschließen. Genauso verhält es sich mit allen anderen Begriffen.

Was ist Gendern?

Mittlerweile finden wir in vielen Wörtern Sternchen, Unterstriche, Schrägstriche und Doppelpunkte. Diese Zeichen werden als Genderzeichen benutzt. Gendern bedeutet, geschlechtergerechte Sprache zu benutzen und alle miteinzubeziehen. Damit sollen alle Geschlechter gleich behandelt werden. Polizist*innen bezieht männliche und weibliche Polizist*innen mit ein und auch alle dazwischen. Das Sternchen beziehungsweise Zeichen soll auch die sichtbar machen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.

Wieso gendert man?

Im Deutschen benutzen wir häufig nur das generische Maskulinum, also die männliche Form, zum Beispiel »Arzt«, »Busfahrer« und »Politiker«. Es gibt aber auch weibliche Formen, die eher gebraucht werden als die männlichen: »Kosmetikerin«, »Putzfrau« oder »Krankenpflegerin«. Es gibt Wörter, Berufe und Bezeichnungen, die in unserem Sprachgebrauch eher als typisch männlich oder als typisch weiblich empfunden werden. Damit gehen häufig Vorurteile einher wie: Frauen können kein Auto fahren und Männer sind schlauer als Frauen, deswegen üben sie »höhere« Berufe aus. Manche benutzen sogar die männliche Form, also beispielsweise »Arzt«, wenn sie von ihrer Ärztin sprechen.

Das Gendern möchte damit brechen und alle Geschlechter einbeziehen, damit niemand ausgeschlossen, unterdrückt oder vergessen wird. Natürlich gibt es auch Ärztinnen, Busfahrerinnen und Politikerinnen. Auf der anderen Seite genauso Kosmetiker, Putzmänner und Krankenpfleger. Durch das Gendern sollen sich alle Menschen angesprochen fühlen – Männer, Frauen und alle, die sich als nichtbinär empfinden. Unsere Sprache soll gerechter werden, und dafür wird gegendert.

Ist es nicht schwieriger, so zu sprechen?

Erst einmal ist es nur eine Umgewöhnung. Statt Politiker*innen zu sagen, können auch beide Formen genannt werden: Politikerinnen und Politiker. Wer das Gendern als wahnsinnig schwer empfindet, sollte sich bewusst machen, dass eine solche Sprechpause bereits bei anderen Wörtern benutzt wird. Diese Pause wird Glottisschlag genannt und bei Wörtern wie beispielsweise Spiegel_ei – im Sinne von Ei in der Pfanne – verwendet. Setzt man hier keine Sprechpause, könnte der andere auch Spiegelei in dem Sinne verstehen, etwas oder jemand würde sich in einem Spiegel spiegeln.

Was ist Diversity und wieso ist Diversity wichtig?

Diversity ist englisch und bedeutet »Vielfalt«. Hier gemeint ist die Vielfalt von Menschen und ihren Lebensformen. Bei Diversity geht es darum, die Unterschiede zwischen Menschen anzuerkennen und wertzuschätzen und als Möglichkeit für etwas Gutes zu sehen.

Des Weiteren bedeutet Diversity, Strukturen zu hinterfragen, die gewisse Identitätsmerkmale bevorzugen und andere diskriminieren. Kein Mensch soll aufgrund seines Geschlechts, Aussehens, Alters, der Herkunft oder Religion diskriminiert werden. Auch finanzielle und soziologische Faktoren sollen in den Hintergrund treten, wenn Diversity in den Vordergrund tritt – darunter die Ausbildung, der Bildungsstand, das Einkommen, der Familienstand oder auch eine Elternschaft. All das soll anerkannt werden, aber keinen Unterschied machen. Normal zu sein, bedeutet für viele Menschen richtig zu sein. Dabei bedeutet »normal« nur, »überrepräsentiert« zu sein. Heterosexuelle Menschen sind in der Überzahl und somit fast immer und überall sichtbar. Heterosexualität fällt deshalb nicht mehr auf.

Es gibt Diversity auch in Sprachen, Kulturen und Traditionen – die Vorteile dieser Vielfalt zu nutzen, macht Diversity aus. In Deutschland lebten Ende 2021 22,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. 2019 waren es noch 21 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass jede vierte Person einen Migrationshintergrund hat. Um in einer Gesellschaft zu leben, die für alle gerecht ist, müssen die Unterschiede aller Menschen beachtet und gelebt werden dürfen.

Diversity bedeutet auch, sich für Minderheiten starkzumachen. Menschen mit Behinderung haben in Deutschland eine 20 Prozent schlechtere Beschäftigungsquote als Nichtbehinderte. Auch Frauen und Ältere sind im Job nach wie vor benachteiligt. Dabei sind Unternehmen, die diverser aufgestellt sind, wirtschaftlich erfolgreicher und verzeichnen um 25 Prozent höhere Gewinne. Ein Unternehmen, das nicht alle Kunden und Kundinnen versteht, kann auch die Kundschaft nicht erweitern. Somit macht Diversity allein aus wirtschaftlichen Gründen Sinn – aber nicht nur als Marketingzweck, sondern als Firmenphilosophie.

Was ist ein Coming-out?

Der Begriff »Coming-out« ist englisch und bedeutet übersetzt so viel wie »herauskommen«. Der Prozess des Coming-outs bezeichnet für lesbische, schwule, queere, trans, asexuelle oder intersexuelle Menschen, ihrer Umwelt mitzuteilen, wer sie sind, wie sie lieben und leben – also ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität mitzuteilen. Der Prozess des Coming-outs kann ganz schnell gehen oder Jahre dauern, von dem Moment, in dem ein Mensch merkt, dass er oder sie queer ist, bis zu dem Moment, in dem er oder sie es anderen mitteilt.

Für die meisten Menschen beginnt der Prozess des Coming-outs mit einer Vorahnung und dem langsamen Wissen, queer zu sein. Im nächsten Schritt muss diese Vorahnung oder das Wissen angenommen werden – dabei handelt es sich um das innere Coming-out. Eine Person outet sich vor sich selbst und nimmt das Coming-out an. Wenn man das geschafft hat, teilt man sich seinem Umfeld mit. Das ist das äußere Coming-out. Im besten Fall wird das Coming-out positiv aufgenommen, damit die Person selbstverständlich als queere Person in ihrem gewohnten Umfeld leben kann. Die meisten fühlen sich erleichtert, wenn sie erst einmal den Schritt gewagt und sich mitgeteilt haben.

Wer sich wegen eines Coming-outs von einer queeren Person distanziert, queerfeindliche Kommentare ablässt oder mit Missverständnis reagiert, kann sehr viel kaputtmachen. Die meisten queeren Menschen haben Angst vor Zurückweisung, weswegen sich einige nicht outen. Wer negativ reagiert, war nie ein richtiger Freund oder eine richtige Freundin und gehört nicht in das Leben einer queeren Person. Auf der anderen Seite werden Beziehungen vertieft, in denen die Personen mit Liebe und Verständnis reagieren – ein Coming-out hat in der Regel mehr positive Aspekte als negative.

Einige verstehen ein Coming-out übrigens nicht als »herauskommen«, sondern als »hereinlassen«, also andere Menschen an der eigenen Welt und am eigenen Leben teilhaben lassen.

Wieso ist ein Coming-out wichtig? Und ist es überhaupt noch nötig?

Ein Coming-out ist weiterhin sehr nötig. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die meisten Personen empfinden ein Coming-out als befreiend. Es ist ein Stück Selbstermächtigung in einer Welt, in der queere Personen unterdrückt werden und ein heteronormatives Bild tagtäglich weiter projiziert wird.

Zudem sorgt jedes Coming-out dafür, dass queeres Leben sichtbarer und somit auch normaler wird. Wenn der kleine Hetero-Joachim einen Fußballer zum Beispiel ganz toll findet und dieser Fußballer sich öffentlich als schwul outet, lernt Hetero-Joachim, dass Queersein ganz normal ist und nicht jede queere Person schillernd bunt (und fabelhaft!) sein muss, sondern auch der Boy oder das Girl von nebenan sein kann, Fußball spielt, zum Strickkurs geht und in der Heteronorm nicht hervorsticht.

Sehr wichtig ist es für Personen des öffentlichen Lebens, sich zu outen, wie Fußballer und Fußballerinnen, Sportler und Sportlerinnen, Politiker und Politikerinnen und Menschen in allen anderen Bereichen, in denen queeres Leben eher selten vorkommt und Homofeindlichkeit dafür hoch im Kurs steht.

Muss ich mich outen?

Niemand muss sich outen, wenn er oder sie das nicht möchte. Viele Personen fürchten, dass sie durch ihr Coming-out abgelehnt oder verstoßen werden oder dass sich ihre Beziehungen verändern. Das ist in vielen Fällen legit und sollte respektiert werden. Allerdings bringt ein Coming-out auch viele Vorteile mit sich. Die meisten Menschen fühlen sich danach frei, lassen ihr Umfeld aktiver an ihrem Leben teilhaben und sorgen dafür, dass LGBTQIA* immer sichtbarer werden. Viele berichten davon, dass eine große Last von ihnen abgefallen sei. Es sei ein schönes Gefühl, den Freund oder die Freundin zu einer Familienfeier mitzubringen und die Liebe ganz offen und selbstverständlich zu teilen.

Worauf sollte ich achten, wenn ich mich oute?

Es gibt verschiedene Faktoren, mit denen du selbst ein wenig beeinflussen kannst, ob dein Coming-out gut abläuft oder nicht.

Du solltest dich nicht per Mail oder Kurznachricht outen. Solche Texte können falsch interpretiert, als Scherz abgetan oder missverstanden werden. Suche lieber das persönliche Gespräch – wenn du dazu bereit bist.

Du solltest dich auch nicht outen, wenn es eine andere Person von dir verlangt oder dich zwingt – der Partner oder die Partnerin oder Freunde und Freundinnen. Wenn du dir unsicher bist, suche dir zuerst eine Person, der du vertraust, bei der du dich sicher fühlst und von der du weißt, dass dein Coming-out sicher aufgehoben ist und sie danach nicht auf Instagram darüber posten wird.

Wichtig ist auch abzuwägen, wie die Freunde und die Familie zu LGBTQIA* eingestellt sind. Ist die Grundeinstellung positiv, sollte das Coming-out gut verlaufen. Ist sie negativ, kannst du zuerst auch eine professionelle Stelle konsultieren, einen queeren Verein oder auch einen Arzt oder eine Ärztin.

Inspiration kannst du bei Personen finden, die sich bereits geoutet haben. Über Instagram und andere soziale Medien kannst du dich mit anderen Queers verbinden und austauschen. Die Serie Love, Victor zeigt das ganz gut – auch wenn bei Victor manche Sachen zu Beginn nicht so gut laufen.

Du solltest dein Coming-out nicht überstürzen. Nimm dir Zeit, wähle einen ruhigen Moment und einen ruhigen Ort. Und dann tu es einfach. Ein Coming-out ist ein wenig so, wie ein Pflaster abzuziehen: Es ist kurz unangenehm, aber danach merkt man, dass es halb so wild war.

Wie sollten andere mit einem Coming-out umgehen?

Es gibt verschiedene Arten, auf ein Coming-out zu reagieren. Erst einmal sollte man sich bewusst machen, dass eine andere Person sich öffnet, sich verletzlich macht und einen Teil von sich zeigt, der vielleicht lange Zeit nicht nach außen kommuniziert wurde.

Vor dem äußeren Coming-out findet erst einmal das innere Coming-out statt – das Coming-out sich selbst gegenüber. Jemandem wird klar, dass er oder sie queer ist. Das kann oft lange Zeit brauchen, weil es in unserer heteronormativ geprägten Gesellschaft häufig noch an queeren Vorbildern fehlt. Meist beginnt das innere Coming-out mit einer Vorahnung, einem wachsenden Interesse an Personen des eigenen Geschlechts, gefolgt von dem Bewusstsein und dem Eingeständnis sich selbst gegenüber, queer zu sein.

Die Person, die sich outet, hat also bereits einen teils schwierigen Weg hinter sich, um zum äußeren Coming-out zu gelangen. Die besten Reaktionen basieren auf Liebe und Empathie – ganz gleich, wie sie aussehen mögen. »Alles klar, ich liebe dich«, »Ich habe es mir schon gedacht und wollte dir Zeit geben, es mir selbst zu sagen« und »Du darfst und sollst leben, wie es dich glücklich macht. Papa und Mama sind halt hetero – das macht aber gar keinen Unterschied, und das sollst du wissen« sind allesamt gute Optionen. Mach dir bewusst, dass es in diesem Moment nicht um dich geht, wenn sich jemand vor dir outet. Es geht um die Person, die sich outet. Dieser Moment gehört ihr.

Wieso ist das so wichtig?

Es gibt immer wieder Coming-out-Geschichten, in denen das Gegenüber nicht gut reagiert hat. Meist handelt es sich bei diesen Reaktionen um Abwehrreaktionen, die auf Angst und fehlender Bildung basieren. Die meisten Menschen, die mit Ablehnung oder Abwertung auf ein Coming-out reagieren, kennen keine queeren Personen oder haben Stigmata im Kopf. Oft lauten Glaubenssätze dieser Personen: »Mein Kind wird einsam sein und ausgegrenzt werden.« Oder: »Er bekommt bestimmt HIV, wenn er mit schwulen Männern schläft.«

All das ist natürlich Unsinn. Eltern, Angehörige, Freunde und Lehrende sind dafür da, das Coming-out aufzufangen und gegebenenfalls Hilfestellungen zu leisten, um die Person in ihrer Selbstfindung zu unterstützen. Diese Hilfestellungen können so aussehen, dass man beispielsweise zusammen zu queeren Veranstaltungen oder Sportgruppen geht oder auch queere Serien schaut. Zum Thema Coming-out gibt es mittlerweile reichlich Sendungen und Filme: Love, Simon, Love, Victor, Sex Education, Everything Sucks und Heartstopper sind nur einige Beispiele. Vielleicht hat die Person, die sich outet, bereits konkrete Vorstellungen, wie sie unterstützt werden kann. Meist ist ein Coming-out aber auch nur auf den Moment bezogen. Anschließend sollte ganz normal über das Thema gesprochen werden, nach Beziehungen gefragt und Interesse am Leben der queeren Person gezeigt werden, auch wenn man nicht immer alles versteht und nachvollziehen kann. Fragen sind besser als Ignoranz aus Unsicherheit.

Zeichen, Symbole und besondere Tage

Wofür stehen die Farben in der Regenbogenflagge?

Seit den 70er-Jahren steht die Regenbogenflagge als Symbol für die LGBTQIA*-Community. Sie symbolisiert Stolz und Vielfalt. Entworfen wurde sie vom amerikanischen Künstler Gilbert Baker für den »Gay Freedom Day« im Jahr 1978. Der »Gay Freedom Day« war ein Vorreiter des heutigen CSD. Die sechs Farben der Flagge haben jeweils eine Bedeutung:

Rot steht für das Leben

Orange für die Gesundheit

Gelb für das Sonnenlicht

Grün für die Natur

Königsblau für Harmonie

Violett für den Geist

Wieso sieht man die Regenbogenflagge überall im Sommer?