Erkundungen zum Kirchenlied -  - E-Book

Erkundungen zum Kirchenlied E-Book

0,0

Beschreibung

Dieser Band vereint 26 facettenreiche Beiträge zum Kirchenlied, die mit ihren je eigenen Stoßrichtungen und Fragestellungen exemplarisch für die Vielfalt der methodischen Ansätze bei der Erforschung von Gesangbüchern und Kirchenliedern stehen. So werden unter anderem die historischen Kontexte bestimmter Lieder oder Gesangbücher beleuchtet, einzelne Motive und ihre Rezeption näher erforscht, Melodien in ihrer Wirkung und Entstehung reflektiert, aber auch über die Herausforderungen bei der Erstellung von Gesangbüchern berichtet. Die Beitragenden, Forscherinnen und Forscher aus Mainz sowie aus den europäischen Fachnetzwerken der Liturgiewissenschaft und der Hymnologie, ehren damit den Mainzer Liturgiewissenschaftler und Hymnologen Ansgar Franz zum 65. Geburtstag, der seit vielen Jahren das Mainzer Gesangbucharchiv leitet und zahlreiche Publikationen zu Kirchenlied und Gesangbuch verfasst hat.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 1083

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Martin Lüstraeten / Christiane Schäfer / Alexander Zerfaß (Hrsg.)

Erkundungen zum Kirchenlied

Festschrift für Ansgar Franz

Umschlagabbildung: © Christiane Schäfer, Fotos (von oben links nach unten rechts): Christiane Schäfer (1, 3, 4, 6), Andrea Klug (2), Thomas Hartmann (5)

Gedruckt mit Unterstützung des Bistums Mainz, des Bistums Trier und der interdisziplinären Vereinigung Kultur – Liturgie – Spiritualität e.V.

 

DOI: https://doi.org/10.24053/9783381114320

 

© 2024 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

ISSN 1862-2690

ISBN 978-3-381-11431-3 (Print)

ISBN 978-3-381-11433-7 (ePub)

Inhalt

VorwortSchriftenverzeichnis von Ansgar FranzMonographienAufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden1992LexikonartikelVon der Ars amatoria zum Jesuiten-Gesangbuch1 Verloren und wiederentdeckt2 Der Drucker des Büchleins: Paulus von der Elst – ein Medienmensch des frühen 17. Jahrhunderts2.1 Die „Kunst der Lieb“2.2 Eine Volksliedsammlung mit Heideröslein2.3 Zeitungs- und Postwesen2.4 Helden und Heilige: ein „Volksbuch“2.5 … und schließlich das Gesangbüchlein *Köln 16073 Der Verwendungskontext: Katechese in Köln4 Warum ausgerechnet im Jahr 1607?5 Zu Beginn: gesungenes VorprogrammExkurs: Ein „Gärtlein“6 Zum „Beschluß“6.1 … in *Köln 1607 und den frühen Brachel’schen Gesangbüchern6.2 Die Würzburger Neufassung6.3 … und ihre RezeptionAnhang: Chronologisches Verzeichnis der genannten Gesangbücher„Nimm ein dein Kindlein und es tränke“1 Bilder des Kindes in Liedern des Blumengärtleins1.1 Von Jesus eingeladen1.2 Im Schoß der Mutter geborgen1.3 Sehnsucht nach dem göttlichen Kind2 Deutungsaspekte aus theologischer und spiritueller Perspektive2.1 Der Säugling2.2 Das vernunftfähige Kind2.3 Die Kinderschule3 Anhang mit Liedbeispielen3.1 Freundlich lockende und treulich warnende Jesusstimme an die Kinder und Jugend (BG 3,5)3.2 Bild der christlichen Kindheit (BG 3,7)3.3 Verehrung und Liebe der Kindheit Jesu (BG 3,48)Die Kirchenmusik der „kleinen Leute“1 Kirchenmusik in ländlichen Pfarrkirchen ‒ die Ausgangslage2 Hinweise auf die musikalische Ausstattung der Pfarrkirchen in der Barockzeit2.1 Orgel und Orgelspiel2.2 Instrumentalmusik3 Weitere „Kontaktflächen“ barocker Kirchenmusik3.1 Die Kirchenmusik der Bruderschaftsgottesdienste3.2 Die Kirchenmusik der Wallfahrtskirchen4 AusblickApfelbaum und Weinstock1 Zwei Gedichte im Vergleich2 Verwandtschaft zwischen Poesie und LiturgieDas Alte Testament in Osterliedern des „Gotteslob“1 Das Alte Testament in den Osterliedern des „Gotteslob“ 2013 – ein Durchgang2 Zwischenbilanz – und ein Nachtrag3 Ein ökumenischer Seitenblick – eine (vorläufig verpasste) ChanceHoffnung grünt1 Ein persönliches Wort vorweg2 Ostern vs. Frühlingsfest?3 Passion in österlicher Perspektive: „… und ihr Halm ist grün“4 Ermutigung: „Das Grün bricht aus den Zweigen …“5 SchlussbemerkungenBärenstark1 Einfache Grundform mit Anspruch2 Lebendige Metaphorik des Nährens und Bergens – Empowerment und Stärke3 Implikationen des biblischen Hintergrunds4 Diakonischer und gesellschaftspolitischer Handlungsappell5 Kontrapunkt und Formverschränkung – biblisch fundiert6 Hosea – Unrechtszorn und Menschenliebe7 Potenziale des transpatriachalischen GottesbildesDie Tropen zum Kyrie der Tenebrae1 Eine mittelalterliche Zutat im Offizium2 „… der du für uns zu leiden kamst“2.1 Der Hohe Donnerstag2.2 Karfreitag: Wenn der Tod Trauer trägt2.3 Karsamstag: Im Kampf „auf Leben und Tod“2.4 Zwei alternative Reihen2.5 Wiederholungen, Ausnahmen und Besonderheiten3 Zusammenfassung und Ertrag3.1 Kurz – kontrastreich – konturiert3.2 Vorösterliche MiniaturenStraßburger Psalmlieder (1524–1539)1 Die Entstehung des Straßburger Psalters2 Umfang des Straßburger Psalters3 Die Autoren und ihre Lieder4 Der liturgische Gebrauch der Psalmen5 Das hermeneutische Prinzip der Straßburger PsalmparaphrasenStella Maris1 Notizen zur Bildgeschichte in der Kirche Stella Maris auf Norderney2 „Stella Maris“ – eine Mode?3 Maria – ein Meerstern4 Die Frau aus dem Meer5 UnbeschuhtKönig ist der Herr1 Einführung2 Text2.1 Hebräischer (masoretischer) Text (MT) und Arbeitsübersetzung2.2 Zu Text und Übersetzung3 Strukturanalyse3.1 Grobgliederung3.2 Feingliederung3.3 Besonderheiten in der Struktur4 Inhaltsanalyse4.1 Aussagegehalt4.2 Sprechakte5 Texttypik5.1 Geprägte Sprache5.2 Gattung5.3 Motive6 Pragmatik und Entstehungsgeschichte7 Kontext7.1 Nachbarpsalmen7.2 Innerbiblische Verbindungen8 Psalm 99 im Kirchenlied8.1 Die Dichtung im 16. Jahrhundert8.2 Die Dichtung im 20. Jahrhundert9 Rückblick und Ausblick„Schrift, die Menschenzukunft schreibt“ (Huub Oosterhuis)1 Singen im Gottesdienst als theologische Größe1.1 Singen im Gottesdienst als Ort der Erfahrung Gottes1.2 Die singende Gemeinde als Ort der Gegenwart Gottes1.3 Singen als „eigentliche Muttersprache des Menschen“2 Narratologische Entdeckungen2.1 Lieder in den Erzähltexten des Alten Testaments2.2 Lieder im Lukasevangelium2.3 Lieder der Bibel im Gottesdienst3 Huub Oosterhuis: Lieder im Sprachraum der Bibel geboren3.1 „Im Respektrand“ der Bibel geschrieben3.2 „daß wir vollströmen mit Lebensatem und schreien endlich geboren“4 Singen im Gottesdienst als Ort der Einübung in die Begegnung mit GottDie menschliche Lebenswelt vertrauensvoll vor Gott tragen1 Litaneien als überzeitliche Gebetsform2 Die Litaneien im „Gotteslob“ 20132.1 Auswahl und Bearbeitung der Litaneien durch die zuständige Arbeitsgruppe2.2 Kommentar der Litaneien des GL 20133 Litaneien – eine Gebetsform für die Zukunft?„Stücke deines alten Namens“1 Im Voraus2 Die Bibel als lebendige Quelle3 Das Dreieck des Wortes4 Gespräch – Wort und Antwort5 Schriftsprache6 De- und Resakralisierung7 Authenticam?8 Lieder über die ‚Schrift‘9 Zum SchlussDer Chaos schufKlage, Trost und Hoffnung in Klanggestalt1 Musik und Trauerfeier – ein zu wenig beachtetes Thema2 Musik und Gesang als Ausdrucksmittel von Trauer und Klage3 Musik und Gesang in verschiedenen Trauerfeiern – Analyse von Fallbeispielen4 Musik und Gesang als Essentials von Trauerfeiern nach GroßkatastrophenWo fange ich an? – Von der Begleitung der Gemeindelieder1 Persönliche Musikpraxis2 „Wo fange ich an“ – eine Vertonung3 Routine in der Begleitpraxis birgt Gefahren4 Gemeinsamkeit stiftende Unscheinbarkeit des musikalischen TunsUnser Leben sei ein Fest1 Anti-liturgische Liturgie2 Sinnloses3 Jesu Werk in unseren Händen4 Das Leben der Philosophin und des Philosophen beziehungsweise der Revolutionärin und des Revolutionärs als Fest4.1 Philo von Alexandria4.2 Origenes4.3 Ernesto Cardenal5 Allaussagen gegen theologisches Unbehagen6 ZusammenfassungDas Erbe Berengars im Kirchenlied1 Einleitung2 Der sogenannte Abendmahlsstreit und der Eid Berengars2.1 Die Vorgeschichte2.2 Die Festlegungen bei Paschasius Radbertus2.3 Der Widerspruch durch Berengar2.4 Der Eid von 10592.5 Der Eid von 10793 Die Rezeption des Eids Berengars3.1 Das Winden der Scholastik3.2 Die Transsubstantiationslehre3.3 Die Auswüchse der Transsubstantiationslehre3.4 Die Schaufrömmigkeit4 Die Rezeption des Eids Berengars im Reimgedicht „Ave Verum“4.1 Die Entstehung4.2 Der Text4.3 Die Rezeption im KirchenliedAuf der Suche nach Melodien der Hymnen für das Gotteslob 20131 Einleitung2 Vorbereitende Arbeiten3 Änderungen von Hymnen gegenüber Gotteslob 19753.1 Christus, du bist der helle Tag (GL 90)3.2 Preise, Zunge, das Geheimnis (GL 493)3.3 Nun bitten wir den Heiligen Geist (GL 348)3.4 Eine große Stadt ersteht (GL 479)3.5 Du Sonne der Gerechtigkeit (GL 269)4 Unverändert übernommene Hymnen5 Neue Melodien6 Die Quellen, aus denen die AG 1 sich auf ihrer Suche nach neuen Melodien bedient hat6.1 Bereits vorhandene Melodien6.2 Hymnenmelodien durch Mitglieder der ArbeitsgruppeDas Kirchenlied zwischen Kunstanspruch und Funktion1 Fragestellung: Literatur und Gebrauchstext2 Historische Situationen2.1 Kunstanspruch im Barock2.2 Der Genfer Psalter2.3 Exkurs: Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach2.4 Das Kirchenlied in der „zweiten Liga“2.5 Versuch der Wiederannäherung: Die kirchenmusikalische Reform2.6 Gesprächsabbruch nach 1950?3 Der Resignation entkommen?3.1 Eine neue Art der Zeitgenossenschaft3.2 Abgestufte Artifizialität3.3 Geistliche Musik und die Funktionalität zweiten Grades3.4 Die kirchenmusikalische AufgabeMaria zart und Ave Maria1 Musik und Ablass2 Jacob Obrechts Missa Maria zart3 Musik und Andacht4 Die Missa de Beata Virgine von Cristóbal de MoralesEinheit in versöhnter Verschiedenheit1 Von den verschlungenen Pfaden der Manuskripterstellung bis zur Buchpräsentation2 Zum theologischen Konzept des UNISONO3 Zur Struktur des Buches4 Gemeinsamkeit in der Sprachenvielfalt – wie vermeidet man den Turmbau zu Babel?5 Wieviel Latein verträgt ein internationales ökumenisches Gesangbuch?6 Musikalische FragenKirchenlied- und Gesangbuchforschung in Mainz1 Kirchenlied- und Gesangbuchforschung – ein vielfältiges Forschungsgebiet2 Der IAK Gesangbuchforschung und das Mainzer Gesangbucharchiv2.1 Die Anfänge2.2 Vom IAK Gesangbuchforschung zur Forschungsstelle „Kirchenlied und Gesangbuch“2.3 Das Gesangbucharchiv heute3 Von der Rezeptionsästhetik zur Datenbank3.1 Die Mainzer Datenbanken3.2 Die Gotzen-Kartothek – ein analoger Liedkatalog des frühen 20. Jahrhunderts3.3 Orientierung in unübersichtlichem Gelände4 Ein begehrtes Sammlerstück4.1 Schmerzlich vermisst4.2 Wieder aufgetauchtSuitable For Use In Procession1 Geeignet für eine Prozession2 Introitus3 Heutige Praxis in den Niederlanden4 Evangelische Landeskirchen in Deutschland5 Einzug oder Aufgang?6 Pastoral-psychologische Faktoren7 ‚Einstiegslieder‘?8 Beispiele8.1 De vreugde voert ons naar dit huis / Die Freude führt uns in dies Haus8.2 Dit is een huis van verhalen en dromen / Dies ist ein Haus zum Verweilen und Träumen8.3 Als geloven vleugels krijgt / Wenn der Glaube Flügel kriegt8.4 Wat ons uitdaagt / Was uns fordertGott im Krieg1 Der Krieg: das aufwühlende Erleben Gottes2 Das Gute: der aufgeklärte Begriff Gottes3 Die Stadt: der aufgehende Horizont Gottes4 Der Name: die aufgerufene Wendung GottesWer warst du, Herr, vor dieser Nacht? Zu einem unbekannten Weihnachtslied von Jochen Klepper1 Das Lied im Kontext2 Bauprinzipien3 Biblische Bezüge4 Ein heiliger TauschAutorenverzeichnisRegisterBibelstellen Altes TestamentBibelstellen Neues TestamentLiederPersonen

Vorwort

Mit dem vorliegenden Buch ehren wir Ansgar Franz anlässlich seines 65. Geburtstags am 26. Februar 2024. Der Titel „Erkundungen zum Kirchenlied“ soll einladen, das Themenfeld des Kirchenlieds, das noch lange nicht vollständig erschlossen ist, mit vorsichtigen Schritten, mutigen Tiefenbohrungen oder umfangreichen Skizzen zu ergründen und in seiner Vielgestaltigkeit zu präsentieren. Viele sind dieser Einladung gefolgt. Die meisten von ihnen unternahmen einst ihre ersten Gehversuche in diesem an vielen Stellen noch unwegsamen Feld mit Zuspruch und Anleitung des Jubilars.

Ansgar Franz ist während seiner akademischen Ausbildung in Mainz durch den dortigen Forschungsschwerpunkt Hymnologie geprägt worden und hat ihn nach seiner eigenen Berufung auf die Mainzer Professur seit 2005 selbst entscheidend weiter profiliert. Seit den 1980er-Jahren hatten sein Vorgänger Hansjakob Becker und der Germanist Hermann Kurzke die Kirchenlied- und Gesangbuchforschung in Mainz etabliert. Im Jahr 1992 erhielt diese durch die Gründung des Gesangbucharchivs, dessen Bestand seither auf rund 8.000 Gesangbücher angewachsen ist, und des Interdisziplinären Arbeitskreises (IAK) „Gesangbuchforschung“ eine institutionelle Basis. Als Leuchtturmprojekte waren dort etwa das DFG-Graduiertenkolleg „Geistliches Lied und Kirchenlied interdisziplinär“ (1995–2006) und das große DFG-Projekt „Gesangbuchbibliographie“ (1999–2008) verankert. Ansgar Franz, in Mainz 1991 promoviert und 1998 habilitiert, wirkte an verschiedenen hymnologischen Publikationen verantwortlich mit, etwa als Mitautor von „Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder“, zuerst 2001 im Beck-Verlag erschienen, und als Herausgeber von „Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen“, das 2002 als achter Band der Mainzer Hymnologischen Studien veröffentlicht wurde. Nach fünf Jahren als Professor für Liturgiewissenschaft in Bochum (2000–2005) kehrte er nach Mainz zurück und initiierte seitdem zahlreiche Projekte rund um das Gesangbucharchiv und die 2017 als Nachfolgeinstitution des vormaligen IAK gegründete „Forschungsstelle Kirchenlied und Gesangbuch“. Unter ihnen ragen verschiedene Begleitmaßnahmen zur 2013 erschienenen Neuausgabe des „Gotteslob“ heraus, angefangen mit der Erstellung von fassungsgeschichtlichen Lieddossiers in der Vorbereitungsphase des Gesangbuchs, die Ansgar Franz auch als Berater der zuständigen Unterkommission der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz begleitete, bis hin zu umfangreichen Liedkommentaren zum Stammteil und zum Mainzer Eigenteil, die 2017 bzw. 2022 publiziert wurden. Auch in der Ökumene wird seine Expertise geschätzt: So ist er seit 2003 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut, war von 2003 bis 2020 Mitherausgeber der „Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch“ und leitet seit 2017 gemeinsam mit Christian Lehnert die Ökumenischen Kirchenliedseminare an der Evangelischen Akademie Loccum. Nicht zuletzt im Bereich der Digital Humanities entfaltet die Mainzer Forschungsstelle unter seiner Leitung zahlreiche Aktivitäten, zu denen der Aufbau einer Hymnologischen Datenbank in Kooperation mit der Universität Straßburg auf der Basis des bereits bestehenden Liedkatalogs gehört. Seine Forschungen betreibt Ansgar Franz mit einer großen Sensibilität für die Verschränkung von Liturgie und Frömmigkeit und für spiritualitätsgeschichtliche Prozesse, wie sie sich auch im Kirchenlied spiegeln. Seit einigen Jahren erschließt er dafür zunehmend auch andere Quellen wie Andachtsbücher und Kommunionerinnerungsbilder, für die er mit dem Aufbau eines separaten Archivs begonnen hat.

 

Die Beiträge der vorliegenden Festschrift sind Erkundungen des Kirchenlieds mit je eigenen Stoßrichtungen, Fragestellungen und Themensetzungen. Die Beiträge zur Gesangbuchforschung, die Werkstattberichte, die Lied- und Motivanalysen, die Studien zur Schriftrezeption im Kirchenlied, zu seiner Performanz, seiner Theologie und seiner Geschichte zeigen die vielfältige Methodik der Hymnologie und bilden damit auch die verschiedenen hymnologischen Interessengebiete von Ansgar Franz ab.

Die vorliegende Festschrift hat von verschiedener Seite Unterstützung erfahren, für die wir sehr dankbar sind. Dr. Andrea Klug (Mainz) hat mit großer Umsicht und Kompetenz zur Endredaktion des Manuskripts beigetragen. Dafür gebührt ihr besonderer Dank. Ebenfalls hat Rosalie Trattner (Salzburg) an der redaktionellen Bearbeitung mitgewirkt. Für die gute Zusammenarbeit mit dem Verlag danken wir Stefan Selbmann. Für die großzügige finanzielle Förderung der Drucklegung sind wir dem Bistum Mainz, dem Bistum Trier und der Vereinigung Kultur – Liturgie – Spiritualität e.V. sehr dankbar. Nicht zuletzt aber danken wir allen Autorinnen und Autoren, die durch ihre Beiträge zu dieser Festschrift ihre Verbundenheit mit Ansgar Franz zum Ausdruck bringen.

 

Für den Geehrten selbst wünschen wir mit Worten aus Paul Gerhardts Lied zu Psalm 121 Ich erhebe, Herr, zu dir:

Alles, was du bist und hast,

Ist umringt mit Seiner Hut,

Deiner Sorgen schwere Last

Nimmt Er weg, macht alles gut;

Leib und Seel hält Er verdeckt,

Wenn dich Sturm und Wetter schreckt.

Siehe, wie Sein Auge wacht,

Wenn du liegest in der Ruh,

Wenn du schläfest, kommt mit Macht

Auf dein Bett geflogen zu

Seiner Engel güldne Schar,

Dass sie deiner nehmen wahr.

Nun, Er fahre immer fort,

Der getreue fromme Hirt,

Bleibe stets dein Schild und Hort,

Wenn dein Herz geängstet wird;

Wenn die Not wird viel und groß,

Schließt Er dich in seinen Schoß.

Wenn du sitzest, wenn du stehst,

Wenn du redest, wenn du hörst,

Wenn du aus dem Hause gehst

Und zurücke wieder kehrst,

Wenn du trittst aus oder ein,

Woll Er dein Gefährte sein.

Martin Lüstraeten, Christiane Schäfer & Alexander Zerfaß

am Gedenktag der Heiligen Caecilia 2023

Schriftenverzeichnis von Ansgar Franz

Monographien

Tageslauf und Heilsgeschichte. Untersuchungen zum literarischen Text und liturgischen Kontext der Tagzeitenhymnen des Ambrosius von Mailand (Pietas Liturgica. Studia 9), St. Ottilien 1994, XXII, 541 SS.

(Hg.) Streit am Tisch des Wortes? Zur Deutung und Bedeutung des Alten Testaments und seiner Verwendung in der Liturgie (Pietas Liturgica 8), St. Ottilien 1997, 932 SS.

Hansjakob BECKER – Ansgar FRANZ – Jürgen HENKYS – Hermann KURZKE – Christa REICH – Alex STOCK (Hgg.), Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder, München 2001, 568 SS; 2., durchgesehene Aufl. 2003; 3. Aufl. 2009.

Wortgottesdienst der Messe und Altes Testament. Katholische und ökumenische Lektionarreform nach dem II. Vatikanum im Spiegel von Ordo Lectionum Missae, Revised Common Lectionary und Four Year Lectionary: Positionen, Probleme, Perspektiven (Pietas Liturgica. Studia 14), Tübingen – Basel 2002, XII, 393 SS.

(Hg.) Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen (Mainzer Hymnologische Studien 8), Tübingen – Basel 2002, X, 679 SS.

Ansgar FRANZ – Andreas POSCHMANN – Hans-Gerd WIRTZ (Hgg.), Liturgie und Bestattungskultur, Trier 2006, 208 SS.

Hansjakob BECKER – Ansgar FRANZ – Alexander ZERFASS, Bruno von Köln und die Liturgie der Kartause. Rekonstruktion des Antiphonale Sancti Brunonis und Reproduktion der ältesten kartusiensischen Offiziumshandschriften (Analecta Cartusiana 292), Salzburg 2015, VIII, 407 SS.

Alexander ZERFASS – Ansgar FRANZ (Hgg.), Wort des lebendigen Gottes. Liturgie und Bibel (Pietas Liturgica 16), Tübingen – Basel 2016, XII, 507 SS.

Ansgar FRANZ – Hermann KURZKE – Christiane SCHÄFER (Hgg.), Die Lieder des Gotteslob. Geschichte – Liturgie – Kultur. Mit besonderer Berücksichtigung ausgewählter Lieder des Erzbistums Köln, Stuttgart 2017, 1314 SS.

Mechthild BITSCH-MOLITOR – Ansgar FRANZ – Christiane SCHÄFER (Hgg.), Die Lieder des Mainzer Gotteslob. Geschichte – Musik – Spiritualität, Ostfildern 2022, 1000 SS.

Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden

Lexikonartikel

Art. „Nicetas v. Remesiana“, in: Bibliographisches Biographisches Kirchenlexikon VI (1993), Sp. 827–829.

Art. „Ambrosius. V. A. als Hymnendichter“, in: Lexikon für Theologie und Kirche I (1993), 497.

Art. „Plenar,“ in: Lexikon des Mittelalters VII (1994), Sp. 19.

Art. „Quatember“, in: ebd. 357.

Art. „Römischer Ritus“, in: ebd. 1013f.

Art. „Eusebius v. Bologna“, in: Lexikon für Theologie und Kirche III (1995), 1006f.

Art. „Eusebius v. Mailand“, in: ebd., 1011.

Art. „Eustorgius I.“, in: ebd., 1017.

Art. „Eustorgius II.“, in: ebd., 1017f.

Art. „Gaudentius v. Novara“, in: Lexikon für Theologie und Kirche IV (1995), 303.

Art. „Geminianus v. Modena“, in: ebd., 441.

Art. „Himmelfahrt Christi. III. Liturgisch“, in: Lexikon für Theologie und Kirche V (1996), 123f.

Art. „Honoratus v. Vercelli“, in: ebd., 265.

Art. „Hymnendichter. I. Lateinische H.“, in: ebd., 355–358.

Art. „Johannes I. v. Neapel“, in: ebd., 939.

Art. „Johannes IV. v. Neapel“, in: ebd.

Art. „Laurentius I. v. Mailand“, in: Lexikon für Theologie und Kirche VI (1997), 686.

Art. „Marcellina“, in: ebd., 1299f.

Art. „Mone, Franz Josef“, in: Lexikon für Theologie und Kirche VII (1998), 407f.

Art. „Nabor u. Felix“, in: ebd., 607f.

Art. „Nazarius u. Celsus“, in: ebd., 712.

Art. „Sabinus v. Piacenza“, in: Lexikon für Theologie und Kirche VIII (1999), 1411.

Art. „Sabinus v. Spoleto“, in: ebd., 1411f.

Art. „Satyrus“, in: Lexikon für Theologie und Kirche IX (2000), 86f.

Art. „Severus v. Neapel“, in: ebd., 504f.

Art. „Simplicianus“, in: ebd., 608f.

Art. „Soteris“, in: ebd., 744.

Art.: „Wortgottesdienst“, in: Lexikon des Mittelalters IX (1998), Sp. 338.

Art. „Blasiussegen“, in: RGG4 1 (1998), Sp. 1639.

Art. „Dexter/Sinister“, in: Augustinus-Lexikon, Bd. 2 (1999), 365–367.

Art. „Kantor/Kantorin III. Kath.“, in: Lexikon für Kirchen- und Staatskirchenrecht, Bd. 2 (2002), 374.

Art. „Kommentator“, in: ebd. 600.

Art. Organist II. Kath., in: Lexikon für Kirchen- und Staatskirchenrecht, Bd. 3 (2004), 115f.

Art. Salbung II. Kath., in: ebd. 490f.

Musik II (Vokalmusik), C (Jüdisch), in: Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt, Bd. XXV, Stuttgart 2012, Sp. 264–269.

Musik II (Vokalmusik), D (Christlich), in: Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt, Bd. XXV, Stuttgart 2012, Sp. 269–283.

Von der Ars amatoria zum Jesuiten-Gesangbuch

Zu Entstehung, Kontext und Nachwirken von „Catholische Kirchen Gesäng“ (*Köln 1607) mit besonderer Berücksichtigung seines Druckers, Paulus von der Elst

Andrea Ackermann

1Verloren und wiederentdeckt

Die Kölner Barockgesangbücher, insbesondere die bei BrachelBrachel, Peter von erschienenen, sind relativ gut erforscht (was nicht zuletzt daran liegt, dass sie als Quellen für Lieder Friedrich Spees gelten). Das trifft jedoch nicht auf das erste, die Reihe der Brachel’schen Gesangbücher eröffnende (aber noch nicht bei Brachel gedruckte) Büchlein von 1607 zu. Dieses galt in den 1960er Jahren, als Michael HärtingHärting, Michael seine grundlegenden Untersuchungen zum Thema veröffentlichte, als verschollen,1 sodass er auf Beschreibungen in einschlägiger Literatur angewiesen war. Spätestens 1973 war das Büchlein wieder aufgetaucht,2 doch wurde es nun nicht mehr eingehend untersucht. Härtings Forschungen waren im Prinzip vor dem Auffinden abgeschlossen.3 Theo van OorschotOorschot, Theo G.M. van hatte es für seine Spee-Ausgabe offenbar nicht im Original benutzt.4 Und in Irmgard Scheitlers Beitrag über „Lied und katholische Katechese im 16. und 17. Jahrhundert“ findet *Köln 1607 gar keine Berücksichtigung – wohl, weil es nicht bei Brachel erschienen ist.5

Diese Forschungslücke soll nun geschlossen werden. Eine umfassende Untersuchung von *Köln 1607 würde den Rahmen eines Festschrift-Beitrags sprengen. Daher konzentrieren sich die folgenden Ausführungen auf den Drucker – eine „interessante Figur“6 der frühneuzeitlichen Medienbranche –, auf die Entstehung des Büchleins und auf seinen Verwendungskontext. Dieser legt es nahe, die hier notwendig zu treffende Auswahl von Einzelliedern, die hinsichtlich ihres Textes und ihrer Rezeption exemplarisch näher untersucht werden, auf die rahmenden Gesänge (also die ersten drei Lieder sowie das zum „Beschluß“) zu konzentrieren.

2Der Drucker des Büchleins: Paulus von der Elst – ein Medienmensch des frühen 17. Jahrhunderts

Auf dem Titelblatt von *Köln 1607 ist vermerkt:

 

Gedrůckt zu Cölln/

Bey Paulus von der ElstVon der Elst, Paulus/ auff dem

Eygelstein/ gegen vber der Bussen/

im Jahr M. DCVII.

 

Die Druckerei lag eher am Rande der frühneuzeitlichen Stadt, im damals noch von Wiesen und Äckern durchzogenen Eigelstein-Viertel. In der Eigelstein-Straße waren vor allem Brauhäuser ansässig,1 während sich die großen Kölner Buchdruckereien im dicht besiedelten Zentrum um den Dom scharten.2 Von der Elsts Haus befand sich gegenüber dem Augustinerinnenkloster St. Maria Magdalena zur Buße (kurz auch einfach „Buße“ genannt).3 Dieses Kloster nahm vor allem „junge Mädchen […], welche früher unkeusch und ausschweifend gelebt“ hatten, auf,4 aber etwa auch arbeitsunfähig gewordene Mägde.5

Michael HärtingHärting, Michael identifiziert in einer – von der späteren Forschung nicht rezipierten – Fußnote den weitgehend unbekannten Kölner Drucker Paulus von der Elst mit dem – vor allem in der Germanistik und in der Latinistik – bekannteren Paul von/van der Aelst.6 Während Buchwissenschaft und Hymnologie ihn nur als Kölner Gesangbuchdrucker kennen, blieb gerade dieser Aspekt von Germanistik, Latinistik und Kommunikations-/Medienwissenschaft bislang unberücksichtigt. Von der ElstVon der Elst, Paulus war in verschiedenen Bereichen der – heute würde man sagen – Medienbranche der Frühen Neuzeit tätig.

2.1Die „Kunst der Lieb“

Möglicherweise stammte von der Elst aus den Niederlanden, wo der Name van (der) Aelst häufig anzutreffen ist.1 Außerdem begegnen in von ihm verfassten bzw. übersetzten Werken niederländische Wortformen.2 Vermutlich unterhielt er selbst eine – wohl kleine – Druckerei in Deventer, da seine an diesem Ort erschienenen Publikationen keine Hinweise auf andere Drucker enthalten. Allerdings wird auch von der Elst nicht ausdrücklich als deren Drucker genannt; auf den Titelblättern heißt es meist nur: „Gedruckt zu Deventer“ (o.ä.); Druckvermerke am Ende der Bücher fehlen. Zudem erschienen noch in Deventer gedruckte Auflagen, als von der Elst sich schon längst in Köln niedergelassen hatte.

Seine frühesten bekannten Werke kamen 1602 heraus, als sehr wahrscheinlich erstes eine (hoch)deutsche Übersetzung von OvidsOvidArs amatoria.3 Dafür hatte „P. V D. Ae.“ eine gereimte „Vorrede an die Junge Gesellen“ verfasst – und in Ovids Werk eine Reihe (selbst gedichteter) Lieder und Verse eingestreut. Von der Elst dürfte nicht nur der Herausgeber, sondern auch der Übersetzer gewesen sein; allerdings war seine Grundlage wohl nicht der lateinische Text, sondern eine niederländische Übersetzung.4

Möglicherweise handelte es sich bei dem seit dem Zweiten Weltkrieg verlorenen Exemplar der Berliner Staatsbibliothek (Sign.: Yz 1391) um die Erstausgabe. Ludwig ErkErk, Ludwig (1807–1883) hatte für Hoffmann von FallerslebenHoffmann von Fallersleben, August Heinrich (1798–1874) eine vollständige Abschrift des Titels angefertigt, die Hoffmann wie folgt wiedergibt:

De Arte Amandi: Das ist, Von Kunst der Lieb. In Latein beschrieben durch Ouidium Nasonem den Sinnreichen vnd Hochverstendigen Poeten, der vor Zeiten vnter dem Keyser Augusto zu Rom florieret hat. Mit vielen lustigen Reimen vnd Liedern gezieret vnd gebessert. Alles zu einer ehrlichen Ergetzung den jungen Leuten zugefallen zum ersten mahl in Druck verfertigt. Non Dvlce Amare, (Holzschnitt) Sed Redamari. Erstlich gedruckt zu Deuenter, Im Jahr 1602.5

Schon im gleichen Jahr erschien eine eindeutig als solche bezeichnete zweite Auflage,6 deren Titel jedoch von der angenommenen Erstausgabe abweicht. Die dritte Auflage erschien 1610 in Deventer.7 Wie auch immer sich die Abfolge der weiteren Drucke genau gestaltet,8 die Tatsache, dass das Werk über mindestens 40 Jahre hinweg neu aufgelegt und auch von anderen Offizinen nachgedruckt wurde, spricht für seinen Erfolg. Von der Elst hatte also mit der deutschen Ars-amatoria-Ausgabe ein gutes Gespür als Verleger und Drucker wie auch als Übersetzer bewiesen.

2.2Eine Volksliedsammlung mit Heideröslein

Im gleichen Jahr gab von der ElstVon der Elst, Paulus in Deventer ein weiteres Werk – ebenfalls für ein junges Zielpublikum – heraus, bei dem er auch wieder übersetzend tätig geworden war:

Blům vnd Außbund

Allerhandt Außerlesener

Weltlicher/ Züchtiger Lieder vnd Rheymen/

Welche bey allen Ehrlichen Gesellschafften können gesungen/ vnd

auff allen Instrumenten gespiellt werden

Zu dienstlichem wollgefallen vnd ergetzung allen Ehrliebenden jungen Gesellen/ Frawen

vnd Jungfrawen/ so wol auß Frantzösischen/ als Hoch= und NiderTeutschen=Gesäng= vnd

Liederbüchlein zusamen gezogen/ vnd in Truck verfertigt.

<Bild>

Gedruckt zu Deuenter/ im jahr M.DC.II.1

 

In diesem Buch hat von der Elst fast 200 Lieder aus verschiedenen Liedsammlungen zusammengestellt, teilweise aus dem Niederländischen oder Französischen übersetzt – und auch eigene Texte beigetragen (einige finden sich schon als Hinzufügungen in seiner Ovid-Übertragung). In manchen Dichtungen hat er sich sogar namentlich verewigt.2 Obwohl von der Elst in den Niederlanden tätig war, zielte er auf ein (Hoch-)Deutsch sprechendes Publikum, möglicherweise besonders auf den Buchmarkt des Rheinlandes mit Zentrum Köln. Denn in einigen Liedern der Sammlung wird explizit die Rheinmetropole besungen.3 – Auch wenn im Titel von Musikbegleitung die Rede ist, enthält die Sammlung keine Noten, jedoch sind Tonangaben vorhanden.

In einigen Texten verrät von der Elst etwas über sich selbst: Das Lob der Schreiber, in dem er sich namentlich als Dichter des Liedes zu erkennen gibt, zeigt sehr gute Kenntnisse dieser Profession. Das ebenfalls von profunder Berufskenntnis geprägte Loblied auf die Druckerei widmet er „mein Gsellen“.

In der am 20. November 1602 unterzeichneten „Vorrede an den guthertzigen Leser“ gibt „P.V.D.AEL.“ Auskunft über das Ziel dieser Liedsammlung: