Erlöster Geist - Rene Winter - E-Book

Erlöster Geist E-Book

Rene Winter

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Zum Inhalt: >> "Ein … Geist?" Mr. Hogan war sprachlos. "Wegen einem Geist darf ich nichts umbauen?" Perplex wiederholte er nach einer Pause die Frage und William nickte wortlos mit einem schiefen Lächeln. Wieder sah sich Mr. Hogan um. Direkt neben ihm stand Elenore, unsichtbar für ihn in ihrer grauen Welt, lächelte und verschränkte die Arme vor der Brust. Auch wenn sie mindestens einen halben Kopf kleiner war als er, sah sie stolz zu ihm hoch. Richtig, ein Geist. Nämlich ich. "Also, William, machen sie sich schlau, wie lange die Kündigungsfristen für Geister sind und dann kündigen sie dem Geist. Am besten wegen … wegen … wegen Eigenbedarf. Genau. Eigenbedarf. Ich will hier auf meinem Besitz allein sein." Mr. Hogan grinste dabei den nun sprachlosen William an. Auch Elenore war sprachlos. Zumindest, soweit sprachlos für einen Geist, der nicht sprechen kann, eine Bedeutung hat. Der Kerl hat Nerven. Er will mich rausschmeißen. Wenn sie jetzt könnte, würde sie ihm nicht damenhaft, aber dafür herzhaft in den Hintern treten. << 1570 heiratet Lady Elenore den Adligen Lord Cedric of Broughton. Ihre Ehe wird für sie zur Hölle, bis ihr Mann nach zwei Jahren wegen Verrats hingerichtet wird. Bereits ein Jahr später wird sie von Sir James of Thornby, dem Cousin ihres Mannes, in ihrem Castle lebendig eingemauert. Kurz darauf stirbt James allerdings und verflucht Elenore noch. Elenore existiert nun als Geist, bis sie heute auf den amerikanischen Industriellen Brian Hogan trifft, der das Castle geerbt hat. Allerdings glaubt Brian nicht an Geister. Mit ihren eigenen Erfahrungen eines Ehemartyriums und seinem Ausleben von BDSM begegnen sich unterschiedliche Vorstellungen. Konfrontationen und auch eine langsame Annäherung entsteht dabei. Er behandelt sie als reale Frau, wenn sie nachts erscheint. Gleichzeitig ist ein Nachkommen des Sir James of Thornby hinter dem Besitz des Castles her, um den Schatz zu finden, den Elenore vor der Krone versteckt hatte. Und er plant dafür auch den Tod von Brian ein. Will Elenore lieber Brian wegen seinen von ihr so verstandenen Grausamkeiten gegen Frauen bekämpfen oder soll sie ihm gegen den Nachfahren des Mannes helfen, der ihn umbringen will? Sie könnte sich auch zurücklehnen und dem Kampf der beiden Männer nur zusehen. Kann sie ihren manchmal unverstandenen Gefühlen folgen? Es dauert, bis Brian erkennt, dass er es mit einem Geist zu tun hat. Er muss damit auch erst begreifen, dass er sich zu einem Geist hingezogen fühlt. Beide finden den Weg zueinander und hoffen auf eine unerwartete Lösung.

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Rene Winter

Erlöster Geist

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

.

 

Erlöster Geist

– MUT –

 

 

Eine Lovestory mit BSDM

 

 

 

 

 

 

 

 

René Winter

 

2019

 

[email protected]

 

Dank

 

Vielen Dank, Liveta.

Mit deinen Ideen und Vorschlägen hast du mir beim Entwickeln der Geschichte erneut geholfen. Es hat wieder Spaß gemacht, deine und meine Sichtweisen zu kombinieren.

Danke.

 

 

 

 

 

Vorwort

 

Ich erzähle eine Geschichte, keinen Tatsachenbericht.

 

Wegen der expliziten Beschreibungen ist sie für Leser (m/w/d) ab 18 Jahren geeignet.

Alle hier vorkommenden Personen sind erwachsen und frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt.

 

Es werden auch Aktionen aus dem Bereich BDSM beschrieben.

Bitte denken Sie immer an die Grundsätze bei BDSM:

Gegenseitiges Einverständnis, bewusste Akzeptanz und vor allem Sicherheit.

 

 

 

Von Häusern mit einem Geist hat wohl jeder schon gehört. Was also wäre, wenn sich ein Geist und ein Mensch richtig kennenlernen könnten?

Bei manchen Szenen erinnerte ich mich dabei auch an die alte Fernsehserie „Catweazle“.

 

Einige der genannten historischen Personen haben existiert. Auch die historischen Ereignisse als Rahmen der Geschichte haben stattgefunden. Dies ist nur eingebunden, um die Zeit und den Hintergrund eines Teils der Handlung zu beschreiben. Eine Verbindung der echten Geschichte zu diesem Roman besteht nicht.

 

Es würde mich freuen, wenn die Geschichte gefällt.

 

 

Zum Buch

 

1570 heiratet Lady Elenore den Adligen Lord Cedric of Broughton. Ihre Ehe wird für sie zur Hölle, bis ihr Mann nach zwei Jahren wegen Verrats hingerichtet wird. Bereits ein Jahr später wird sie von Sir James of Thornby, dem Cousin ihres Mannes, in ihrem Castle lebendig eingemauert. Kurz darauf stirbt James allerdings und verflucht Elenore noch.

Elenore existiert nun als Geist, bis sie heute auf den amerikanischen Industriellen Brian Hogan trifft, der das Castle geerbt hat. Allerdings glaubt Brian nicht an Geister.

Mit ihren eigenen Erfahrungen eines Ehemartyriums und seinem Ausleben von BDSM begegnen sich unterschiedliche Vorstellungen. Konfrontationen und auch eine langsame Annäherung entsteht dabei. Er behandelt sie als reale Frau, wenn sie nachts erscheint.

Gleichzeitig ist ein Nachkommen des Sir James of Thornby hinter dem Besitz des Castles her, um den Schatz zu finden, den Elenore vor der Krone versteckt hatte. Und er plant dafür auch den Tod von Brian ein.

Will Elenore lieber Brian wegen seinen von ihr so verstandenen Grausamkeiten gegen Frauen bekämpfen oder soll sie ihm gegen den Nachfahren des Mannes helfen, der ihn umbringen will?

Es dauert, bis Brian erkennt, dass er es mit einem Geist zu tun hat. Er muss damit auch erst begreifen, dass er sich zu einem Geist hingezogen fühlt. Beide finden den Weg zueinander und hoffen auf eine unerwartete Lösung.

 

Inhalt

 

Vorwort

Zum Buch

Inhalt

Bellwood Castle, Cumberland, Ende Juni 1570

Bellwood Castle, Cumberland, Frühjahr 1572

Bellwood Castle, Cumberland, Sommer 1573

Bellwood Castle, Cumberland, 1573 bis 2019

Hogan Tower, New York, Februar 2019

Erste Begegnung

Neue Planungen

Ursache und Wirkung

Umbau und Irrtum

Gegnerin oder Beschützerin

Ms. Houdini

Annäherung

Angst und Verlangen

Geist erleben

Dominanz und Unterwerfung

Lösung eines Rätsels

Unerwartete Befreiung

Zweites Wunder

Glauben und Unglauben

Neuanfang

Nachtrag

Nachdenkliches als Nachwort

 

Bellwood Castle, Cumberland, Ende Juni 1570

 

Langsam öffnete sich das Portal der kleinen Kirche. Alle Anwesenden erhoben sich und wandten sich dem Eingang zu. Im Hintergrund stimmte der kleine Chor einen Choral an.

An der Hand ihres Vaters betrat die 18jährige Elenore Gains in gemessenem Schritt das Kirchenhaus. Ihr schneeweißes brokatenes Gewand betonte ihre zu einer aufwendigen Frisur geflochtenen schwarzen Haare. Eng auf Taille geschnitten betonte das steife Oberteil den Oberkörper ihres schlanken Körpers. Die aufgenähten Perlenapplikationen gaben Zeugnis ihres Wohlstandes ab. Riesig geformte Puffärmel mündeten in eine hautenge Bedeckung der Unterarme. Ihr Haar war unbedeckt. Eine Halskette mit Diamanten schmückte ihr Dekolleté. A la mode waren die Hüften seitlich ausgebauscht und fielen dann als Kleid in weiten Bogen bis auf den Boden.

 

Vorne am Altar wartete bereits ihr Verlobter, Lord Cedric of Broughton, auf sie. Neben ihm stand der Bischof in seinem Ornat. Er war extra für diese Hochzeit aus Schottland angereist. Immerhin heiratete ein katholischer Adliger und in diesen Zeiten mit der protestantischen Königin musste die richtige Glaubensfahne hochgehalten werden. Zumindest hier im Norden gab es noch genügend Menschen mit dem richtigen Glauben, wie er fand.

Lord Cedric trug zu den engsitzenden dunkelbraunen Hosen und passenden kniehohen Stiefeln ein dunkelgrünes enganliegendes Wams mit zahlreichen Goldapplikationen. Auffallend war sein hoher Kragen gemäß der Mode mit der aufgesetzten Faltenkrause. Auf seinen kurzen braunen Haaren saß noch verwegen schräg ein Barett mit einem goldfarbenen Federbusch. Ein Lächeln lag um seine Lippen, als er mit Besitzerstolz Elenore kommen sah.

 

Gemessenen Schrittes führte Lord Gains seine Tochter bis zu Lord Cedric. Beide Männer führten eine höfische Verbeugung voreinander durch. Dann verbeugte Lord Cedric sich vor Lady Elenore, während die in einem Hofknicks versank.

Erst jetzt legte Lord Gains die Hand seiner Tochter in die Linke von Lord Cedric. Beide wandten sich nun dem Bischof zu und verbeugten sich erneut. Der hielt ihnen dabei seine Rechte huldvoll hin, damit das Brautpaar seinen Bischofsring küssen konnte.

Die Hochzeitszeremonie konnte beginnen.

 

Während der Chor schwieg und der Bischof sich mit salbungsvollen Worten über die Heiligkeit der Ehe und den kommenden Aufgaben an Mann und Frau ausließ, blickte Elenore verstohlen zu ihrem Zukünftigen hinüber. Bisher hatte sie ihn erst zweimal auf einem Fest gesehen und nur ein paar Worte mit ihm gewechselt. Natürlich fand jede Begegnung unter der strengen Aufsicht ihrer Mutter statt. Alles andere wäre unzüchtig gewesen. Besonders für eine katholische Adlige.

Cedric hatte Gefallen an ihr gefunden und mit ihrem Vater den Brautpreis verhandelt. Erst nach der Einigung hatte man Elenore informiert, dass sie nun verlobt war. Und heute heiratete sie Cedric.

Er sah nicht übel aus. Auch, wenn er 14 Jahre älter war als sie. Dafür würde sie einen erfahrenen Mann und keinen Gecken bekommen. Glatt rasiert und schlank bot er ein ansprechendes Bild. Und er hatte anscheinend auch nicht in Parfüm gebadet, denn sie konnte nur ganz dezent einen erdigen Duft wahrnehmen. Eigentlich passend zu dem Fliederduft, den sie gewählt hatte.

Vom Bischof kam dagegen ein ganz anderer Duft herüber. Der gehört wohl eher zu den Anhängern der Lehre, dass Baden ungesund war.

 

Unter den fast einschläfernden Worten des geistlichen Hirten dachte sie über ihre Zukunft nach. Sie war seit wenigen Tagen 18 Jahre alt. Außer dem großen Haus ihrer Familie, das gar nicht so weit weg lag vom Besitz von Bellwood Castle, kannte sie kaum etwas anderes.

Eigentlich war ihr Vater Händler. Doch Königin Maria I. hatte ihn kurz vor ihrem Tod 1558 geadelt, weil er mehrfach durch seine Handelsreisen Kontakt zu Philipp II. von Spanien knüpfen und geheime Korrespondenz überbringen konnte.

Drei Mal war sie bisher in der Großstadt Carlisle gewesen. Ansonsten war sie höchstens bis zum nächsten Marktflecken gekommen. Eigentlich hatte sie immer in einem goldenen Käfig gelebt.

 

Heute heiratete sie. Sie würde nun hier die Herrin werden. Die Pflichten waren ihr bekannt. Ihre Mutter hatte sie zu Hause gelehrt und eingearbeitet. Was ihr Zukünftiger wohl nicht wusste, war die Tatsache, dass sie bei ihrem Vater Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt hatte. Er hatte darauf bestanden, dass sie ihre Korrespondenz allein erledigen und auch die Haushaltsführung komplett selber aufschreiben und kontrollieren konnte.

Elenore würde noch herausfinden müssen, wie Cedric darüber dachte. Selbständige Frauen waren in dieser Zeit nicht unbedingt gern gesehen. Schönheit und Wortwitz hatten zu genügen.

 

Bellwood Castle, in dem sie seit gestern wohnte, lag am Rande eines langgestreckten Sees. Wast Water war einer der vielen Seen dieser Gegend, die in ferner Zukunft unter dem Namen ‚Lake District‘ bekannt sein würde. Es gehörte zur Grafschaft Cumberland. Momentan waren es oft eher dünn besiedelte Gebiete mit viel Landwirtschaft.

Das Haus selber war ein mächtiger grauer Steinbau. Fast 200 Jahre alt, war das Ganze aus einer Burg entstanden und der damalige Palas bildete heute das Hauptgebäude. Angelagert waren ein Gesindehaus, der Stall, ein großer Speicher, sowie noch eine kleine Schmiede. Und natürlich die kleine Kirche, in der sie gerade standen.

Zwischen Gesindehaus und Palas war der Gemüse- und Kräutergarten angelegt. Hier zogen die Hausfrauen normalerweise die Kräuter für das Essen, aber auch für das eine oder andere Rezept bei Erkältungen, Zahnschmerzen oder ähnlichem. Und es gab einen kleinen Teich, den ein paar Enten und Gänse nutzten. Ansonsten war er früher wohl auch als Wasservorrat bei Belagerungen oder bei Bränden genutzt worden.

Irgendwann war die alte Wehrmauer verschwunden und es war nur eine etwas über mannshohe Steinmauer geblieben. Zusammen mit dem großen Tor stellte es Bellwood Castle dar.

Das war ihr zukünftiges Heim. Küche und Wirtschaftsbereich würden ihre Domäne sein. Alles andere unterstand Cedric.

 

Während der Bischof weiterredete, dachte sie erneut über ihren Zukünftigen nach. Sie hatte ihn ja nur kurz gesehen bisher, aber seine Manieren waren vollendet gewesen. Heute Nacht würde sie seine Frau werden. Ihre Mutter hatte sie mit rotem Kopf nur angewiesen, sich auf den Rücken zu legen und seinen Anweisungen zu folgen.

Sie lächelte leicht. Wenn sie an die belauschten Gespräche der Mägde dachte, würde da noch einiges mehr passieren. Andererseits hatten diese Gespräche sie verwirrt. Da war von einem Riemen, einem Glücksspender, einem Schwanz, einem Schwert oder einer Rute die Rede gewesen, wenn die Mägde über Männer redeten. Elenore konnte sich nicht erinnern, solche Dinge schon bei ihrem Vater bemerkt zu haben, wenn der badete.

Und sie war sich sicher, dass es an ihrem Körper keine Lustgrotte, Schwertscheide oder ähnliches gab. Auch das Honigtöpfchen hatte sie noch nicht an sich entdeckt. Vielleicht konnte sie ja später Cedric fragen.

Irgendwie war sie nervös und aufgeregt, wenn sie daran dachte, dass Cedric sie heute Nacht zur Frau machte. Und dann zuckten ihr prompt Bilder von kleinen Jungs und Mädchen durch den Kopf. Jungs, die aussahen wie Cedric und Mädchen, die hoffentlich eher nach ihr kamen.

Ja, ihre Zukunft würde schön sein.

 

Langsam konzentrierte sie sich wieder auf die Worte des Bischofs. Da war die Rede von ‚das Weib sei dem Manne untertan‘ oder ‚beide seien ein Fleisch‘. Einige Gebote und Verbote im Umgang wurden genannt. Aber das war bekannt. Rechtlich würde Cedric über sie bestimmen. Erst nach seinem Tode durfte sie Besitz haben.

Das war sie grundsätzlich gewohnt. Jetzt bestimmte noch ihr Vater, morgen würde es Cedric sein.

Zuerst Cedric, dann Elenore beantworteten die Frage des Bischofs, ob sie die Ehe eingehen wollten, mit einem deutlichen ‚Ja‘. Hinterher wurde die Eheschließung im Kirchenregister eingetragen. Damit waren sie Mann und Frau geworden.

Jetzt gratulierten beim Verlassen der Kirche auch alle Anwesenden. Hier hatten die Landadligen der Umgebung, die reichen Grundbesitzer und Kaufherren Einlass gefunden. Das Landvolk und die Bediensteten hatten draußen gewartet. Sie jubelten dem Brautpaar beim Verlassen der Kirche zu auf deren Weg zum benachbarten Palas.

 

Lord Cedric hatte sich nicht lumpen lassen. Während seine hochgeborenen Gäste im Palas bewirtet wurden, hatten die Bediensteten ihre Tafel im Hof. Auch sie hatten reichlich Speisen und Getränke bekommen. Selbst Wein gab es für das anwesende Volk. Gaukler und Musiker wetteiferten um die Gunst der Gäste und hofften auf manche Extramünze.

Elenore Gains, nun Lady Elenore of Broughton, zog sich mit ihrer Zofe Marie kurz zurück, um sich für die Feier noch etwas zu erfrischen. Die Bediensteten hatten schon ihre Kleiderkisten in ihr neues Zimmer gebracht. Jetzt war sie keine Besucherin mehr, jetzt war sie die Gemahlin des Herrn geworden und würde in seinem Zimmer schlafen.

Marie war schon seit zwei Jahren ihre Zofe. Beide Frauen waren gleichalt, nur hatte Marie schulterlange braune Haare mit einem rötlichen Schimmer. Die Zofe war ebenso schlank und groß wie ihre Herrin, hatte aber mehr Busen vorzuweisen. Mit der kleinen Stupsnase machte sie immer einen kecken Eindruck. Meistens war sie gut gelaunt. Ihre Herrin war angenehm und so hatten die beiden auch schon des Öfteren mehr geplaudert als standesbewussten Abstand gepflegt. Marie besorgte für ihre Herrin die neusten Gerüchte und Elenore drückte bei ihrer Zofe dafür auch das eine oder andere Auge zu.

Nach dem Frischmachen brachte ihre Zofe Marie sie wieder in den großen Saal. An der Seite ihres Gatten nahm sie zusammen mit ihren Eltern auf der kleinen Empore Platz, die der Herrschaft vorbehalten war.

Es war eine fröhliche Feier. Die geladenen Gäste brachten einen Toast nach dem anderen aus während dem Mahl. Das frischgebackene Ehepaar erwiderte. Das Essen war vorzüglich und der Wein mundete allen.

Im Laufe des Abends wurden die kleinen Reden immer zotiger, so dass Elenore häufiger rot wurde, weil die gemachten Andeutungen zweideutiger waren oder gar direkt auf die ‚Leistungsfähigkeit‘ ihres Mannes oder dem, was heute Nacht noch passieren würde, abzielten.

 

Schließlich wandte sie sich an ihren Mann.

„Mein Lord, ich würde mich gerne zurückziehen. Die Reden sind nicht immer für die zarten Ohren einer Frau bestimmt.“

Großzügig nickte Cedric. Dann würde er in Kürze sein Recht genießen können. Der Gedanke gefiel ihm.

Leicht schwankend erhob er sich, denn die ganzen Toasts waren nicht unbeschadet an ihm vorbeigegangen.

„Die Braut wird sich jetzt zurückziehen.“

Allgemeiner Applaus kam auf. Und einer brachte das Wort „Brautbettung“ auf, das genauso begeistert von den Anwesenden aufgegriffen wurde.

Elenore wurde tiefrot und eilte mit ihrer Mutter und der Zofe hinaus. ‚Brautbettung‘ wurde mancher Orts noch praktiziert. Die Braut wurde nackt ins Bett gelegt und die Hochzeitsgäste waren dabei anwesend. Elenore hoffte, dass Cedric es verhindern würde, oder dass sie selber schnell genug war, bis die Menge am Schlafzimmer ankam.

 

Sie hatte Glück. Auch, wenn es aufwendig war, sie von dem Kleid und allem darunter zu befreien, war sie bereits im Bett, als sie einige Schritte heraufpoltern hörte. Tief vergrub sie sich unter der Decke, so dass nur noch ihr Kopf mit ängstlichen Augen zu sehen war.

Dann flog die Tür auf und Cedric und der Bischof kamen herein. Elenore konnte auch einige andere Männer auf dem Flur sehen, die lüstern hereinblickten. Sie wurden aber enttäuscht, weil Cedric die Tür schloss. Elenore war jetzt sein Besitz und er würde selbst den Anblick mit niemandem teilen.

Elenores Mutter und Marie standen an der Wand und sahen zu, wie Cedric mit einem Ruck die Bettdecke entfernte.

Der Blick beider Männer wurde lüstern, als sie die nackte Frau betrachteten. Elenore hatte mit einer Hand die Scham und mit der anderen den Busen bedeckt. Trotzdem zeigte sich ein junger, schlanker Körper mit einem schön geformten kleinen Busen. Das Rot der Wangen, das sich bis zum Brustansatz herunterzog, war ein Kontrast zu den weißen Laken.

Der Bischof trat einen Schritt vor und rezitierte einige Sätze auf Latein, mit denen er das Bett und die Frau segnete und dass Gott ihnen viele wohlgeratene Kinder hier bescheren würde. Sein Blick wanderte dabei an Elenores Körper entlang, während er scheinbar kein Ende bei seinen Segenssprüchen fand.

Schließlich brach Cedric das Ganze mehr oder weniger höflich ab und wies alle anderen aus dem Zimmer. Dann schob er den Riegel vor. Die Eheleute waren unter sich.

 

Langsam entkleidete sich Cedric. Dabei blieb sein Blick dauernd auf sie gerichtet. Furchtsam starrte sie zurück. Zumindest nach dem, was sie von Mägden belauscht hatte, würde das erste Mal nicht unbedingt angenehm verlaufen. Andererseits beobachtete sie aufmerksam, wie Cedric unter der Kleidung aussah. Besonders sein Penis war in ihrem Interesse. Das war wohl das Teil, mit dem er sich mit ihr vereinigen würde. Schließlich hatte sie an der Stelle einen verborgenen Eingang, in die er wohl passen würde. Zumindest war sein Teil nicht so groß, dass es sie allzu sehr ängstigte, auch, wenn es momentan hart und aufrecht stand.

Langsam und leicht schwankend kam Cedric heran und kletterte vom Fußende her auf das Bett. Ihre Beine schob er auseinander, um näher an sie heranzukommen. Seine Hände glitten über ihre Beine. Die Augen hatten einen neuen Glanz bekommen. Kurz leckte seine Zunge über die Lippen, als ob er eine Delikatesse vor sich hatte.

Sie fühlte einen Schauer über ihren Körper laufen. Einerseits war alles neu für sie, was er gerade machte, aber andererseits fühlte es sich nicht so an, wie sie es in der Hochzeitsnacht erwartet hatte. Sie hatte einen liebevollen Blick erwartet, nicht so eine Gier in seinen Augen. Sie hatte sich erregende Zartheit erträumt, nicht das Gefühl, wie ein Pferd begutachtet zu werden. War das so falsch, was man über die Liebe und die Hochzeitsnacht sagte?

 

Langsam strich seine eine Hand über ihren Bauch, während er sich mit der anderen neben ihr abstützte. Seine Hand glitt höher und umfasste ihre kleineren Brüste. Nur leicht wölbten sie sich in der Position. Allein ihre Brustwarzen standen steil und hart nach oben.

Seine Hand schloss sich um eine Brust und massierte sie grob. Elenore stöhnte auf.

„Ja, Weib. Das ist Lust, was du spürst. Du wirst noch mehr davon spüren.“

Elenore erschrak. Sie hätte es als Schmerz beschrieben, so, wie er ihre Brust zusammendrückte. Das sollte Lust sein? Das war anders, als sie es von den Mägden belauscht hatte.

Er schob sich selber näher heran und drückte ihre Beine weit auseinander. Mit einer Hand führte er seinen Penis an ihren Eingang. Nur ein winziges Stück drang er ein. Nur soweit, dass er in Position war, um sie ohne weitere Führung nehmen zu können.

Elenore nahm die Gefühle wahr, als er an ihrem Eingang war. Das war ein kleines Prickeln in ihrer Mitte. Hier war Erwartung und eine kleine Vorfreude. Er würde sie zur Frau machen. Nach dem, was sie bei den Mägden abgelauscht hatte, sollte das viel Freude bereiten. Manche Mägde konnten nie genug davon bekommen. Sie hoffte nun darauf, diese Freuden selber kennenzulernen.

„Das erste Mal wird dich etwas schmerzen, Weib. Das ist immer so. Aber es ist nur das eine Mal. Aber ich werde dich ablenken, dass du den Schmerz der Entjungferung nicht so spürst. Schließlich bin ich darin erfahren genug. Ich will aber nicht, dass deine Lustschreie durch das ganze Haus gehen, wenn bei dir unerfahrenem Weib die Lust durchgeht.

Schließlich bist du eine Ehefrau und keine Metze, die ihre Freier ruft.“

Einen Teil seiner Worte verstand sie nicht. Dass es bei der Entjungferung schmerzen konnte, hatte sie schon gehört. Dass sie beim Akt so laut sein würde vor Lust, hätte sie nie erwartet. Er würde schon wissen, was er machte.

 

Deshalb wehrte sie sich auch nicht, als er eine Hand über ihren Mund legte, um sie am Schreien zu hindern. Daumen und Zeigefinger der anderen schlossen sich um eine ihrer Brustwarzen.

Sie bäumte sich förmlich auf, als er dort hart zudrückte. Schmerz loderte in ihrer Brustwarze und ihre Hände zuckten hoch, um seine Hand wegzudrücken. Sie schrie in seine Hand, die nur ein dumpfes Murmeln hören ließ.

Dann bäumte sie sich noch mehr auf, als ein schneidender Schmerz in ihrer Mitte entstand. Er hatte die Ablenkung genutzt und seinen Penis fest und tief in ihre unvorbereitete Scheide hineingestoßen. Sofort zuckten ihre Hände wieder runter und versuchten, ihn von sich zu schieben. Aber da er auf ihr lag, hatte sie keine Chance.

Immer wieder trieb er seinen harten Penis tief in ihre vor Schmerzen brennende Scheide und kniff weiterhin in ihren Nippel. Die Schreie erstickten in seiner Hand und er spürte, wie sie mit den Händen nach ihm stieß.

„Ja, Weib. Weiter. Ich spüre deine Lust. Weiter so. Das erregt mich. So soll ein liebendes Weib ihren Gatten empfangen.“

Er stöhnte vor Lust und stieß und stieß, bis er sich in ihr verströmte.

Dann sank er auf ihr zusammen.

Sie lag unter ihm und schluchzte. Tränen rannen an ihren Wangen entlang. Sie fühlte nur Schmerz in ihrer Mitte und ihrer Brustwarze.

Nach ein paar Minuten hob er sich von ihr und legte sich neben sie.

„Du bist ein gutes Weib. Ich sehe, dass die Lust dich übermannt hat und Freudentränen dir entströmen. Jetzt fasse dich wieder und sei still. Ich will jetzt schlafen.“

Damit drehte er sich auf die andere Seite und tatsächlich konnte sie nach ein paar Minuten leises Schnarchen von ihm hören.

Auch sie hatte sich auf die andere Seite gedreht. Zusammengekrümmt lag sie da und drückte eine Hand auf ihre immer noch brennende Scham. Krampfhaft unterdrückte sie die Schluchzer. Wenn er das als Lust bezeichnete, dann wollte sie nicht wissen, was Unmut bei ihm bedeutete. Für sie war die Hochzeitsnacht nur Qual gewesen. Ihr blieb nur die kleine Hoffnung, dass es besser würde. Es sollte ja nur das erste Mal so sein.

Nach gefühlten Stunden war auch bei ihr der Schmerz verklungen und sie fand endlich auch in den Schlaf. Ihre Träume waren aber wenig entspannend.

 

Am nächsten Morgen wurde sie von ihrer Zofe geweckt. Die Sonne stand schon hoch und Cedric hatte das Zimmer schon längst verlassen.

Marie hatte den Badezuber im Nebenzimmer aufstellen und mit heißem Wasser füllen lassen. Sie wusste, dass ihre Herrin nun diese Entspannung brauchte.

Mit leichtem Stöhnen erhob sich Elenore aus dem Bett. Wieder schmerzte ihr Schritt. Entsetzt starrte sie dann auf den Blutfleck auf dem Laken. Sie hatte gehört, dass es beim Entjungfern bluten konnte, aber das sah nach einer größeren Verletzung aus.

Sie sah an sich herunter und bemerkte die roten Flecken auf ihren Schenkeln. Wieder schluckte sie hart. Ihr graute vor der nächsten Nacht.

Zumindest heute hatte sie Glück.

Als sie nach dem Bad mit etwas steifen Gliedern in die Halle kam, war diese schon fast ausgestorben. Nur noch wenige Gäste waren da, die sie beglückwünschten. Elenore nahm die Glückwünsche mit einem verbissenen Lächeln entgegen.

Cedric war mit einigen anderen Gästen zu einer Jagd aufgebrochen. Und er kehrt erst am nächsten Tag zurück. Die Jagdgesellschaft hatte auf dem Gut eines Gastes übernachtet. Die Jagd war gut verlaufen und die Heimkehrer feierten ausgiebig.

Elenore hatte erneut Glück, weil Cedric zu betrunken war, um seine ehelichen Rechte einzufordern.

 

Am folgenden Tag reisten auch die restlichen Gäste ab. Ruhe kehrte wieder auf Bellwood Castle ein und Elenore nahm ihre Aufgaben im Haus wahr.

Am Abend zögerte sie das Hochgehen in das gemeinsame Schlafzimmer heraus. Vielleicht konnte sie damit verhindern, von ihm so genommen zu werden.

Sie lernte, dass es ein Fehler war, ihn zu verärgern.

 

Nackt stand er aus dem Bett auf, als sie hereinkam und die Tür schloss.

„Wo bist du gewesen, Weib?“

Elenore hörte seinen Unmut in der Stimme.

„Mein Herr, ich habe mit den Küchenfrauen noch alles für morgen besprochen und …“

Er unterbrach sie mit einer Handbewegung und zog sie neben das Bett.

„Wenn ich nach oben komme, erwarte ich, deinen bloßen Körper auf meinem Bett zu finden, bereit, mich freudig zu empfangen, wie es sich für ein Eheweib gehört. Ich habe keine Lust zu warten. Gehorche in Zukunft von allein oder lerne zu gehorchen.

Das Weib sei dem Manne untertan, lehrt die Heilige Schrift. Wenn du als gläubige Ehefrau nicht machst, was ich dir befehle, lehre ich dich die Bedeutung der Schrift.“

„Aber mein Herr, die Priester haben es mich ganz anders gelehrt. Es geht um …“

Wieder kam sie nicht weiter. Diesmal war es sein Handrücken, der hart ihre Wange traf und sie auf das Bett schleuderte.

Gleich darauf zog er sie wieder an den Haaren hoch. Voll Schmerzen stöhnte sie auf und sah ihn mit feuchten Augen an.

„Du widersprichst deinem Herrn? Also gut. Du willst es also lieber von mir lernen.

Ausziehen!“

Das letzte Wort zischte er ihr scharf ins Gesicht. Dann ließ er sie los und sah zu, wie sie mit der Kleidung kämpfte, bis sie am Ende nackt vor ihm stand und zitterte.

Gleich darauf packte er sie mit einer Hand am Genick und zwang sie, sich vor dem Bett niederzuknien und den Oberkörper auf das Bett zu legen.

Vom Hocker, auf dem seine Kleidung lag, holte er sich seinen breiten Ledergürtel. Seine Linke nahm ihr Handgelenk und er schob ihren Arm auf ihrem Rücken so hoch, dass sie wegen dem Schmerz in ihrer Schulter aufstöhnte.

Dann schlug er zu. Mit voller Wucht traf sein Gürtel ihren Po. Elenore schrie auf. Und ein Schlag nach dem anderen prasselte auf sie ein. Sie konnte zwar strampeln, aber mit dem verdrehten Arm kam sie nicht weg. Als sie versuchte, mit der freien Hand ihren Po zu schützen, drosch er einfach weiter. Der Gürtel war lang und breit und die Hand bot kaum Schutz. Erst als ihr Hintern tiefrot gefärbt war, hörte er auf.

 

Heftig schluchzend lag sie matt auf dem Bett. Selbst, als er sie jetzt noch in der Position nahm, änderte sich kaum etwas für sie. Ihr Hintern tat so weh, dass die Schmerzen durch sein Stoßen in ihre trockene Scheide nicht ins Gewicht fielen.

Erst, als er gekommen war, ließ er von ihr ab.

„Wenn ich morgen Abend in das Zimmer komme, Weib, liegst du mit gespreizten Beinen auf dem Bett. Wenn nicht, war das heute ein sanftes Streicheln.“

Mit den Worten schob er sie vom Bett und nahm seinen Platz auf dem Bett ein. Es war ihm egal, ob sie am Boden liegen blieb oder auf ihrer Seite ins Bett kroch. Er hatte ihr gezeigt, wo bei ihm der Platz seiner Frau war und welches Verhalten er forderte.

 

So lernte Elenore die Ehe kennen. Abend für Abend musste sie ihn ertragen. Mit einem Vorspiel hielt er sich nie auf. Jeder Akt bedeutete Schmerzen. Ihr Stöhnen und Jammern stachelte ihn nur an. Für ihn war es Lust.

Nur, wenn er unterwegs war, hatte sie Ruhe. Sie dankte Gott, dass er häufiger in Schottland zu tun hatte. Nur das Castle durfte sie selber nicht verlassen. Die Wächter hatte er entsprechend instruiert. Eigentlich fühlte sie sich als Gefangene.

Elenore wurde aber nicht schwanger, so oft sich Sir Cedric bemühte. Das führte dazu, dass Elenore regelmäßig geschlagen wurde. Schließlich war es ja sie, die seinen Samen nicht sprießen ließ. Und er erinnerte sie damit nur an ihre Pflichten. ‚Seid fruchtbar und mehret euch‘, stand geschrieben. Und ein Weib, das sich verweigerte, musste gezüchtigt werden, war sein Credo. An ihm konnte es ja nicht liegen.

Immerhin war nur ihr Körper sein bevorzugtes Ziel beim Schlagen. Man sollte seiner Frau nichts ansehen.

Allein Marie, Elenores Zofe bekam es mit. Damit sie nichts gegenüber den anderen Bediensteten sagen würde, war seine nächste Maßnahme, auch Marie regelmäßig mit zu schlagen. Die beiden zitterten fast automatisch, wenn sie ihn kommen sahen.

 

 

Bellwood Castle, Cumberland, Frühjahr 1572

 

Mitte 1571 wurde in London die Ridolfi-Verschwörung aufgedeckt. Das Ziel der Verschwörer war, Königin Elisabeth zu ermorden und durch Maria Stuart zu ersetzen. Darin verwickelt war auch Thomas Howard, 4. Duke of Norfolk. Schon Anfang September 1571 festgenommen, wurde er doch erst im Juni 1572 hingerichtet.

Mit der Festnahme des Dukes ging auch die Jagd nach weiteren Mitverschwörern los. Alle, die mit dem Duke bekannt waren, kamen in das Visier der Untersuchungskommission. Damit auch Lord Cedric.

Durch ein Schreiben, das in der Korrespondenz des Dukes gefunden wurde und dessen Inhalt aus der Sicht der Untersuchenden ziemlich eindeutig war, wurde ihm die Mittäterschaft unterstellt. Sicher spielte auch eine Rolle, dass Lord Cedric katholisch war und in der Vergangenheit mehrfach eine deutliche Fürsprache für Maria Stuart hatte verlauten lassen.

Lord Cedric wurde im Mai bei einem Aufenthalt in Carlisle verhaftet und kurz darauf hingerichtet. Anscheinend hatte er schnell gestanden, um nur enthauptet zu werden.

 

Die Gerüchte über Lord Cedrics Festnahme waren schneller, als die Korporalschaft Bewaffneter von Carlisle aus brauchte, um Bellwood Castle zu erreichen. Die 20 Mann starke Truppe hatte keine Probleme, Bellwood Castle zu besetzen. Es gab keine Wehrmauern zu erstürmen und Lady Elenore hatte beim Herannahen der Truppe die Tore der niedrigen Ummauerung öffnen lassen. Zusammen mit der gesamten Dienerschaft erwartete sie den Trupp Soldaten vor dem Haupthaus.

Sir Brandon, der die Korporalschaft führte, informierte Lady Elenore höflich über die Gefangennahme und Anklage gegen ihren Gatten. Ernst nahm sie die Anklage zur Kenntnis und übergab Sir Brandon ohne Widerstand alle Schlüssel des Hauses. Beiden war klar, dass seine Aufgabe war, weitere Beweise gegen Lord Cedric zu finden. Zusätzlich hatte er das Vermögen des Lords zu beschlagnahmen und nach Carlisle zu bringen.

Für ihre Kooperation wurde ihr zugesagt, dass sie auf Bellwood Castle bleiben durfte und nur eine Handvoll Soldaten die Sicherung übernehmen würden. Immerhin stand sie als Gattin eines angeklagten Lords auch im Visier der Untersuchenden.

 

Sir Brandon machte sich umgehend an die Arbeit. Die gesamte Korrespondenz des Ehepaars wurde verpackt und zusammen mit dem meisten Geld und den vorhandenen Wertgegenständen abtransportiert. Sir Brandon war fair genug, ihr eine kleine Summe zu lassen. Immerhin hatte sie damit zu wirtschaften.

Peinlich genau wurden alle Räume auf Geheimkammern oder Verstecke untersucht. Lady Elenore unterstützte ihn und zeigte ihm die Priesterkammer. Das war ein kleiner Raum, der in einer Zwischenwand eingelassen war. In der Zeit der religiösen Verfolgungen konnte hier ein Mensch Unterschlupf finden. Allerdings durfte er nicht zu dick sein und musste die ganze Zeit stehen. Selbst Husten war nicht erlaubt. Das hätte durch die dünne Trennwand gehört werden können. Dafür war der Zugang sehr versteckt in einem Türrahmen eingearbeitet. Man musste wissen, wie man ihn öffnete.

Sir Brandon nahm ihre Hilfe anerkennend an. Er selbst hätte den Raum wahrscheinlich nie gefunden. Doch er fand auch hier nur eine kleine Kiste mit wenig Schmuck, aber immerhin halb voll Münzen.

Seine Frage, warum nur so wenig Geld und Schmuck gefunden wurde, beantwortete ihm Lady Elenore, indem sie darauf hinwies, dass vor einigen Wochen ein reisender Händler hier gewesen war. Nur der Lord hatte mit ihm gesprochen und nach seiner Abreise habe sie festgestellt, dass viel Schmuck gefehlt habe. Lord Cedric habe ihre Fragen deswegen aber ignoriert.

 

Für Sir Brandon war damit klar, dass Lord Cedric Geld und Schmuck hatte wegbringen lassen. Wahrscheinlich als Teil der Verschwörung. Entsprechend formulierte er seinen Bericht. Für die Untersuchungskommission kam der zu spät. Lord Cedric konnte dazu nicht mehr befragt werden. Er war bereits hingerichtet.

Für ihre Unterstützung und weil ihr keine Beteiligung nachgewiesen werden konnte, überließ man Lady Elenore Bellwood Castle und die zugehörigen Liegenschaften als Erbe. Allerdings bekam sie nur einen Bruchteil des Geldes zurückerstattet. Untersuchungen waren nun einmal kostspielig.

 

Sir Brandon wusste aber nicht, dass Lady Elenore den Großteil an Geld und Schmuck in einer zweiten Geheimkammer hinter einer der Vorratskammern im Keller versteckt hatte. Und Sir Cedric hatte einiges angesammelt durch seine Kontakte in Schottland. Mit dem Gerücht der Gefangennahme ihres verhassten Mannes war ihr klar gewesen, was passieren würde und auch das Plündern des Hauses war vorhersehbar gewesen.

Gar nichts zu finden, wäre den Suchenden aufgefallen und sie hätten schärfer gesucht. Der Erfolg, etwas Verstecktes gefunden zu haben, schläferte die Aufmerksamkeit dagegen ein.

Für Lady Elenore ging es jetzt nur noch um Zeit. Zu schnell durfte das Vermögen nicht wieder auftauchen. Hauptsache, sie hatte genug, um ihr Leben sparsam zu finanzieren.

 

 

Bellwood Castle, Cumberland, Sommer 1573

 

Ihr Plan ging auf, bis ein Jahr später Sir James of Thornby auftauchte. Er war der Cousin von Lord Cedric. Bei der Hochzeit hatte sie ihn kurz kennengelernt. Schon damals hatte ihr sein verschlagener Gesichtsausdruck nicht gefallen.

Und jetzt ritt er mit einem Dutzend Bewaffneter in den Hof. Schon sein hämisches Grinsen ließ sie vermuten, dass er irgendeine Teufelei vorhatte.

 

Während seine mitgebrachten Bewaffneten ihre eigenen Wächter entwaffneten und die Dienerschaft zusammentrieb, zerrte Sir James Elenore ins Haus. Sein Diener Oliver folgte ihm.

„Meinen Gruß, teure Cousine.“

Der Spott in seiner Stimme war unüberhörbar.

„Was soll das Ganze, Sir James?“

Elenore wollte Aufklärung.

Grinsend zog Sir James zwei zusammengerollte Pergamente aus einer Tasche, die sein Diener Oliver ihm geöffnet hinhielt.

Das erste entrollte er und hielt er ihr hin, so dass sie das große Siegel der Grafschaft Cumberland sehen konnte. Als sie danach griff, zog er das Pergament zurück.

„Ihr braucht es nicht in die Hand zu nehmen. Lesen könnt ihr ja sowieso nicht.“

Dass er damit Elenore weit unterschätzte, teilte sie ihm nicht mit. Sie wartete darauf, dass er sich erklärte. Und die Erklärung war ein Schock.

„Der Earl of Cumberland hat mir die Liegenschaft Bellwood Castle wegen meiner Verdienste für ihn übergeben. Er will einen treuen protestantischen Gefolgsmann hier haben und nicht die Witwe eines katholischen Verräters, die noch nicht einmal richtig wirtschaften kann.“

Er legte das Pergament zur Seite und entrollte das zweite.

„Gerade, weil ihr die Witwe eines Verräters seid und man euch nur noch nichts beweisen konnte, hat der Earl euch zu Hausarrest verurteilt und mir die Aufsicht übergeben.“

 

Elenore musste sich setzen. Sie war enteignet worden. Und sie war mehr oder weniger verhaftet. Ausgerechnet Sir James würde ihr Aufseher sein.

Dass Sir James nur zwei wichtige Personen in Carlisle mit ordentlichen Summen bestochen hatte, um an diese beiden Dokumente zu kommen, wusste sie ja nicht.

Momentan hatte sie weder Land noch Geld noch eine Position, um irgendetwas machen zu können.

Umgehend wurde sie zusammen mit ihrer Zofe auf ihr Zimmer gebracht und ein Bewaffneter blieb davor stehen.

Die nächsten Wochen verbrachte sie ausschließlich auf ihrem Zimmer. Nicht einmal zum Essen durfte sie es verlassen. Allein ihre Zofe Marie kümmerte sich um die Versorgung mit allen notwendigen Dingen.

Von ihrem Zimmer aus und durch Marie bekam sie mit, dass nach und nach alle bisherigen Dienstboten gingen. Entweder gingen sie freiwillig oder Sir James warf sie raus. Selbst für die Küche kam neues Personal. So, wie sie es mitbekam, waren am Ende nur noch wenige Bedienstete für die Küche und den Stall da. Das Haus, wie Marie es schilderte, fing an zu verwahrlosen.

 

Zwei Monate später war es soweit.

Bevor sie richtig erwacht war, waren Sir James und sein Diener Oliver bereits in ihr Zimmer eingedrungen. Die beiden zerrten sie in ihrem Nachthemd aus dem Bett.

Über die Treppe wurde sie in einen der Kellerräume geführt. Hinter ihnen schloss Sir James die Türen.

„Wo ist der Schatz meines Cousins?“

Während Oliver ihr die Arme hinter dem Rücken festhielt, stellte sich Sir James vor sie.

Als sie schwieg, trafen seine Handflächen hart ihre Wangen und schleuderten das Gesicht von einer Seite zur anderen.

„Rede!“

Elenore schrie vor Schmerzen, aber sie schwieg weiterhin zu seinen Fragen und Sir James verprügelte sie, bis sie bewusstlos am Boden lag.

Er spuckte auf sie.

„Wenn du es so willst, dann machen wir morgen weiter.“

Hinter sich verschloss er die Tür. Sie war endgültig eine Gefangene.

 

Am nächsten Tag steigerte sich Sir James. Oliver hielt sie über ein Fass gedrückt fest, während sein Herr mit der Gerte auf Elenores Rücken einschlug, bis der Stoff erste rote Stellen aufwies. Nur geschrien hatte sie in der Zeit, bis sie am Ende wieder bewusstlos wurde.

„Wir sehen uns morgen. Vielleicht willst du dann reden.“

Sir James verließ mit Oliver den Raum und verriegelte ihn wieder von außen.

 

„Genug gespielt, Elenore.“

Mit diesen Worten betrat James wieder das Kellergewölbe. Die Laterne in seiner Hand blendete sie durch die Helligkeit nach Stunden in völliger Dunkelheit. Hinter ihm erkannte sie seinen Diener Oliver.

„Du redest jetzt und sagst mir, wo der Schatz ist. Ich habe keine Lust mehr zu warten. Zu Hause wartet meine Familie. Also rede endlich.“

Elenore richtete sich mühsam an der Wand auf. Hunger und Schmerzen sorgten für ihre Schwäche.

„Es gibt keinen Schatz, du Bastard.“

Schweigend wartete er einige Sekunden.

„Wie du willst.“

Er nickte Oliver kurz zu. Dann packten beide Männer die Frau und stießen sie wieder zu Boden. Elenore wurde auf den Bauch gedreht und die Männer fesselten ihre Hände hinter ihrem Rücken eng aneinander. Elenore schrie auf dabei. Keiner der beiden Männer hatte Rücksicht auf ihre Striemen und kleinen Verletzungen genommen. Auch die Ellenbogen wurden eng zusammengebunden. Während James die Ellenbogen zusammendrückte, zog Oliver das Seil dort fest. Ihre Schreie dabei wurden vollkommen ignoriert. Auch Knie und Knöchel wurden zusammengebunden.

Elenore war nur froh, dass man ihr das verschmutzte und eingerissene Nachthemd ließ. Jetzt auch noch nackt vor den Männern zu liegen, wäre zu viel gewesen.

Als die Männer fertig waren und sie wimmernd am Boden vor ihnen lag, ging Oliver hinaus. Nur kurze Zeit später kehrte er zurück und zerrte ihre Zofe Marie an den Haaren hinter sich her, die die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte. Sie war nackt und hatte ein Menge Peitschenstriemen auf ihrem Körper.

Entsetzt starrte Elenore auf ihre Zofe. Sie hatte sie noch schlimmer behandelt, als es früher Cedric getan hatte. Und das Weiße an ihren Beinen? War das Samen? Hatten sie ihre arme Marie etwa vergewaltigt? Panik durchflutete Elenore. Würden die Männer sich nun auch an ihr so vergehen?

 

James kniete neben Elenore und zerrte ihren Oberkörper mit dem Griff in ihre Haare in eine sitzende Position. Ihre Schreie durch den Zug an ihrer Kopfhaut ignorierte er. Tränen liefen über ihr Gesicht. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte es ihm sogar gefallen, ihr wieder Schmerzen zu bereiten.

Oliver drückte Maries Rücken an seine Brust und mit dem Griff um ihren Hals hob er sie auf die Zehenspitzen. Elenore musste zusehen, wie er mit der freien Hand die Brüste der Zofe grausam drückte, dass sie trotz dem würgendem Griff röchelte und zappelte.

„Möchtest du jetzt reden, Elenore?“

Zuerst bekam sie gar nicht mit, dass sie angesprochen worden war, aber das Entsetzen ließ sie den Kopf schütteln. Der Anblick von Marie hatte ihr eines deutlich gemacht. Ob sie redete oder nicht, wenn James das Gold erst hatte, würde sie nicht mehr reden können. Er würde sie töten.

Übertrieben enttäuscht seufzte James.

„Nimm die Schlampe nach nebenan. Du weißt, was du zu tun hast. Bereite alles vor. Ich komme demnächst mit diesem sturen Weib nach.“

„Ja, Sir.“

Oliver stellte die hektisch atmende und weinende Marie wieder auf ihre Füße und zog sie mit sich aus dem Raum. Die Tür ließ er offen. Licht von einer anderen Laterne fiel herein.

 

Nur wenig später hörte sie gellende Schreie durch die geöffnete Tür.

Entsetzt starrte sie zu James empor. Der grinste sadistisch.

„Ja, Oliver wird sich deine Schlampe noch einmal richtig vornehmen. Ein letztes Mal darf sie ihn genießen. Hör genau hin, wie ihre Freudenschreie klingen.“

Minutenlang musste Elenore die lauten schmerzerfüllten Schreie des Mädchens ertragen. Sie hielt es nicht lange durch, wenn jemand für sie leiden musste.

„Lass ihn aufhören, James. Ich sage dir, wo alles ist. Bitte, James, bitte hab Erbarmen.“

Der grinste spöttisch zurück.

„Tut mir leid, Elenore. Ich habe einen Befehl gegeben und nehme doch meinem Diener nicht seinen Spaß.“

Plötzlich brachen die Schreie abrupt ab. Tiefes Schweigen herrschte für Sekunden im Keller.

Erneut blickte sie entsetzt zu James hoch. Was bedeutete das jetzt?

Wieder grinste er hämisch.

„Oh, wie ruhig ist es. Da sehen wir doch besser mal nach“, meinte er dann süffisant.

Er stand auf und zerrte anschließend auch Elenore hoch. Dann legte er sie über seine Schulter und trug sie hinaus. Im Nebenkeller trafen sie Oliver vor einer Nische. Sie war etwa zwei Meter breit und einen Meter tief. Niemand wusste mehr, warum diese Nische hier in der fast drei Meter dicken Außenmauer des Gebäudes entstanden war.

In der Nische lehnte Marie an der Wand. Ihr Kopf war nach vorne gesunken.

Zuerst dachte Elenore, dass Marie bewusstlos war, aber dann sah sie das Blut auf ihrer Brust und dem Bauch. Oliver musste das arme Mädchen erstochen haben.

Damit war Elenore ihr Schicksal endgültig klar, was passieren würde, wenn sie verriet, wo der Schatz war. Der letzte Rest Hoffnung zerplatzte.

„Also, du wolltest mir erzählen, wo der Schatz ist“, fragte Sir James gierig.

Elenore konnte den Blick nicht von ihrer Zofe wenden. Schließlich blickte sie ihn voll Hass an.

„Jetzt wirst du es niemals erfahren, Bastard.“

Sir James lachte spöttisch.

„Also gut, Schlampe. Du willst es ja nicht anders.“

Nur Sekunden später stellte James sie ebenfalls in der Nische ab. Zusammen mit Oliver zog er ihr die gefesselten Arme hinter dem Rücken hoch und hängte den Strick um ihre Hände an einen Haken, der in Kopfhöhe aus der Wand ragte. Elenore konnte gerade noch auf den Zehenspitzen stehen. Brutale Schmerzen schossen durch ihre Schultern. Gellend hallten ihre Schreie durch den Raum. Erst als ein harter Schlag ihren Kopf traf und der gegen die Wand neben ihr prallte, herrschte Ruhe. Sie war wieder bewusstlos.

 

Es dauerte lange, bis sie wieder zu sich kam. Erneut brandeten die Schmerzen durch ihre Schultern und sie stöhnte laut und wimmerte. Um sie herum herrschte fast vollständige Dunkelheit. Nur neben ihr war etwas Licht. Sie blickte mit Tränen in den Augen in die Richtung.

„Ah, Du bist also wieder wach, Miststück. Dann sieh dich noch einmal um in deinem neuen Zuhause.“

James hob die Lampe, so dass Licht durch die kleine Öffnung neben ihr fiel. Im Dämmerlicht sah sie den schmalen Raum, der ihr gerade von Schulter zu Schulter reichte. Zu ihren Füßen lehnte Marie bewegungslos an der Wand. Matt war der Blutfleck auf ihrer Brust erkennbar. Überrascht erkannte sie, dass Marie die Finger leicht bewegte. Lebte sie etwa noch?

Erst jetzt registrierte Elenore, dass sie in einer Kammer stand. Die Mauer zu ihrer linken Seite war neu. James musste sie hochgezogen haben, als sie bewusstlos gewesen war.

Ihr entsetzter Blick sagte James, dass sie erkannt hatte, was er gemacht hatte und er lachte sie an.

„Richtig. Deine neue Wohnung. Morgen werde ich dich erneut fragen. Bis dahin wünsche ich dir einen angenehmen Tag, Elenore.“

Mit einem erneuten Lachen schob er den letzten Stein in die Wand und verstrich den Mörtel. Stygische Dunkelheit umfing Elenore. Gellend schrie sie, doch sie hörte nur das eigene Echo in der winzigen Nische. Hinzu kamen die Schmerzen in ihren Schultern, weil er sie so hatte hängen lassen. Ganz leise dumpfe Geräusche waren von jenseits der Mauer zu hören, aber sie konnte keine Stimmen erkennen.

Sie konnte nicht sehen, dass James und Oliver noch Fässer und Kisten vor der neuen Wand stapelten, um den frischen Mörtel zu verdecken. Von den alten Bediensteten war niemand mehr da, der diese alte Nische kannte.

Jetzt wussten nur Sir James und Oliver um dieses Geheimnis. Und auf Oliver konnte sich Sir James verlassen. Auch die beiden Männer hörten keine Schreie. Die Wand war dick genug. Erst morgen Abend würde er wieder einen Stein herausnehmen. Wahrscheinlich war das verstockte Weib dann mürbe geworden. Sonst würde es weitergehen.

 

Am nächsten Tag machten Sir James und Oliver nach dem Mittagessen einen Ausritt. Nach der Rückkehr würde er sich Elenore wieder vornehmen. Jetzt wollte Sir James die Bauern in der Nähe besuchen, um herauszufinden, wie er mehr aus ihnen herauspressen konnte.

Dem ersten Bauern, den sie seiner Familie auf seinem Hof trafen, teilte er lapidar mit, dass die Pacht verdoppelt sei. Bevor der Bauer sich auf diese Mitteilung fassen konnte, hatte Sir James schon sein Pferd herumgerissen und galoppierte mit Oliver im Gefolge lachend vom Hof. Eigentlich ging es einfach.

Auch die nächsten Höfe besuchte er auf diese Weise. Jammern und Klagen ignorierte er einfach. Als Herr hatte man schon seine Vorteile.

Seine Investition, an die Besitzurkunde für Castle Bellwood zu bekommen, hatte sich gelohnt. In Carlisle wurde jemand reicher und ein dummes Weib war ihren Besitz los, auf den sie doch eigentlich gar kein Recht hatte.

 

Seine gute Laune hielt an, bis er auf dem Rückweg in einem Wäldchen auf die Bauern traf. Finster sahen sie zu ihm hoch. Mit Äxten und Mistgabeln bewaffnet standen sie vor ihm und versperrten den Weg.

Er zog die Reiterpistole aus dem Sattelholster und spannte den Hahn.

„Macht Platz, ihr Gesindel, oder ich werde euch von euren Höfen vertreiben mit euren Familien.“

Nur mit Härte würde er hier durchkommen. Morgen würde er dann mit dem Rest seiner Bewaffneten wiederkommen und mit dem Gesindel aufräumen. Er merkte sich die Gesichter.

Er sah den faustgroßen Stein nicht kommen, der seine Hand traf und die Pistole wegschleuderte. Wütend schrie er auf und griff zu seinem Schwert. Auch Oliver versuchte das Schwert zu ziehen, um seinen Herrn zu verteidigen. Die Axt, die seine Wirbelsäule zerschmetterte, ließ es beim Versuchen enden. Oliver sank sterbend vom Pferd.

Sir James wurde vom Pferd gezogen. Doch er konnte sich losreißen und mit dem gezogenen Schwert hielt er die Bauern in Schach, während er Schritt für Schritt zurückwich. Die Bauern folgten ihm knapp außerhalb seiner Schwertlänge und hielten ihm ihre Mistgabeln und Sensen entgegen. Langsam ging Sir James rückwärts und achtete darauf, dass kein Bauer in seinen Rücken kam.

Bis er mit dem Rücken an einen Baum stieß. Im ersten Moment dachte er, es wäre einer der Bauern und sah über die Schulter. Erleichtert erkannte er den Baum. Schnell blickte er wieder nach vorne. Da spürte er bereits das Brennen in seinem Magen. Entsetzt sah er, wie eine Mistgabel durch ihn ging und ihn am Baum festnagelte. Das Schwert entfiel seiner Hand.

Jetzt wichen auch die Bauern zurück. Voll Wut hatten sie mit dem Herrn reden wollen. Nun war er tot. Durch einen der ihren. Mit der Erkenntnis verschwanden alle schweigend und schnell. Keiner würde hierüber reden. Sonst würden sie alle vor dem Henker stehen.

 

James stand an den Baum gelehnt. Nur die Mistgabel, die durch ihn hindurch im Baum steckte, hielt ihn aufrecht. Er spürte, wie das Leben aus ihm floss. Vor ihm auf dem Boden lag Oliver. Der war bereits tot. Seine Wunde ließ keinen Zweifel aufkommen.

Er selber würde auch bald tot sein.

Langsam verzerrte sich sein Gesicht zu einer Grimasse.

„Und alles nur wegen dem verdammten Gold. Hätte sie mir gesagt, wo es ist, dann wäre ich jetzt nicht hier, sondern zurück bei meiner Familie. Und sie hätte in Ruhe hier leben können. Verfluchtes Weib“, murmelte er vor sich hin.

Dann wurde sein Gesichtsausdruck bösartig. Er erkannte, dass, wenn Oliver und er selber tot waren, niemand Elenore wieder finden und befreien konnte. Das geschah dem elenden Miststück recht. Er lachte abgehakt.

„Ich verfluche dich, Elenore“, schrie er mit letzter Kraft.