Ernährung bei Eisenmangel - Ilse Weiß - E-Book

Ernährung bei Eisenmangel E-Book

Ilse Weiß

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Beschreibung

Köstlich essen bei Eisenmangel Eisenmangel ist die häufigste Mangelerscheinung weltweit. Doch wie kann ich den Bedarf auf natürliche Weise decken, und welche Nahrungsmittel hemmen oder fördern die Eisenverwertung? Dieser Ratgeber liefert nicht nur Informationen und Hinweise für den Alltag, sondern auch eine breite Auswahl an Rezepten für jeden Geschmack. • Über 120 köstliche Rezepte • Mit Checkliste und Eisenmangel-Test • Ernährungstipps nach Altersgruppen und speziellem Bedarf • Spannende medizinische Hintergrundinfos

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Ilse Weiß, Christoph Gasche

Ernährung bei Eisenmangel

Eine geschlechtergerechte Schreibweise wird in diesem Buch vorwiegend durch Nennung der weiblichen und männlichen Form realisiert, ansonsten durch den Doppelpunkt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bildnachweis:

S. 8, 9, 16 Mitte/unten, 33, 40 oben Mitte, 40 unten Mitte, 46 oben, 47 unten: stock.adobe.com

S. 10, 13, 15 oben, 21, 24, 29, 34, 37, 40 oben, 40 unten, 41, 46 Mitte und unten, 47 oben und Mitte: fotolia.com

S. 6, 31, 32, 40 Mitte, 48 oben: istockphoto.com

S. 60, 66, 70, 76, 82, 88, 98, 102, 110, 112, 114, 118, 120, 126, 130, 132, 136, 140:

Victoria Posch und Esther Karner, Wien

S. 27, 49: Pixabay

S. 28, 48 unten, 54: Pexels

4. Auflage 2023

Copyright © 2013 Wilhelm Maudrich Verlag

Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien, Österreich

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autor:innen oder des Verlages ist ausgeschlossen.

Lektorat: Laura Hödl, Wien

Satz: Florian Spielauer, Wien

Umschlagbild: Victoria Posch und Esther Karner, Wien

Covergestaltung: facultas nach einem Design von studiob.a.c.k.

Druck: finidr

Printed in the EU

ISBN 978-3-99002-161-3

E-ISBN: 978-3-99111-724-7

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

EISEN – EIN ESSENZIELLES ELEMENT

EISENMANGEL – DIE HÄUFIGSTE MANGELERSCHEINUNG WELTWEIT

EISENÜBERLADUNG UND EISENMANGEL

NAHRUNG ALS EISENLIEFERANT

EISERNE FAKTEN ODER MYTHEN?

NEUARTIGE LEBENSMITTEL UND SUPERFOODS

GESUNDE ERNÄHRUNG – DIE BASIS DER DIÄT

REZEPTE

GETRÄNKE, FRÜHSTÜCK & SNACKS

VORSPEISEN & KLEINE SPEISEN

SUPPEN & EINTÖPFE

SALATE

VEGETARISCHE GERICHTE

FLEISCHGERICHTE

FISCHGERICHTE

GEMÜSEBEILAGEN

AUFSTRICHE

SAUCEN, DIPS & PESTO

EINGELEGTES

DESSERTS

KLEINES KÜCHENLEXIKON

REZEPTÜBERSICHT

REZEPTÜBERSICHT ALPHABETISCH

LITERATURVERZEICHNIS

VORWORT

Eisenmangel ist eine der häufigsten Mangelerscheinungen weltweit: Bis zu zwei Drittel der Weltbevölkerung sind davon betroffen. Eisenmangel ist typischerweise mit Mangelernährung verknüpft: Frauen und Kinder in Ländern der Dritten Welt sind bis zu 100 % davon betroffen. Eisenmangel kann daher praktisch als Folge von Unterernährung bezeichnet werden. Umso erstaunlicher ist es, dass in der westlichen Welt, also dort, wo Hunger und Durst jederzeit gestillt werden können, Eisenmangel bei einer von zehn Frauen und bei einem/r von zehn Senior:innen festgestellt wird.

Der Eisenmangel in Industriegesellschaften ist hauptsächlich selbstverschuldet. Nahrungsmittel werden nur noch über den Supermarkt bezogen – und dort sind sie durch ihre Haltbarkeit bestimmt. Lebensmittel, die nicht haltbar sind, können nicht Teil der Supermarkt-Nahrungskette werden. Das betrifft vor allem Vollkornprodukte, denn Eisen ist häufig in deren Schale bzw. Hülse gespeichert. Auch Fertignahrung ist immer häufiger eisenverarmt.

Eisenmangel entsteht aber nicht nur durch mangelnde Zufuhr, sondern auch durch vermehrten Verlust. Der Blut- und Eisenverlust durch die Monatsblutung ist bei Frauen im gebärfähigen Alter die häufigste Ursache von Eisenmangel. Nur selten, bei zirka 1–2 % der Bevölkerung, kommt es zu einem Blut- und Eisenverlust durch den Darm.

Dieses Buch soll als Leitfaden durch die Welt des Eisenmangels dienen: Eine umfassende medizinische Hintergrundinformation trägt zu einem besseren Verständnis bei und hilft Betroffenen, sich zu orientieren und richtige Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Bekämpfung von Eisenmangel zu setzen. Zahlreiche Tipps für die praktische Umsetzung einer eisenreichen Ernährung sowie Kochrezepte sollen der allgemeinen Verbesserung der Eisenzufuhr dienen.

Wien, im Herbst 2023

Ilse WeißChristoph Gasche

EISEN – EIN ESSENZIELLES ELEMENT

Eisen ist eines der häufigsten Metalle auf der Erde und für die meisten Lebensformen essenziell. Der Kampf um wertvolles Eisen ist so alt wie die Menschheit selbst.

Die besondere Fähigkeit von Eisen, unterschiedliche Oxidationszustände einnehmen zu können, wird im menschlichen Körper vielfach genutzt. Viele chemische Reaktionen im Körper sind von Eisen abhängig, eine der wichtigsten ist der Sauerstofftransport aus den Lungen ins Gewebe. Andere Reaktionen betreffen die Energiegewinnung in der Zelle, die Vermehrung des genetischen Erbmaterials, die Produktion von Sauerstoffradikalen zur Immunabwehr, bestimmte Signalübertragungswege, bei welchen die Zellen miteinander kommunizieren, und nicht zuletzt die Produktion von Neurotransmittern, die unsere Hirn- und Nervenfunktion gewährleisten.

Diese besondere Fähigkeit von Eisen macht es aber gleichzeitig zu einem gefährlichen Metall: Eisen kann im freien Zustand durch Oxidation Zellschäden anrichten. Die Zellwand, Eiweißstoffe und auch Erbmaterial können durch freies Eisen geschädigt werden. Der Körper hat daher eine Vielzahl komplexer Regulationsmechanismen entwickelt, die die Aufnahme, den Transport und die Bindung von Eisen kontrollieren. Durch eisenreiche Nahrung oder Eisentabletten kann es daher niemals zu einer Eisenüberladung kommen. Sie findet sich nur bei einer bestimmten Erbkrankheit oder als Folge von vielen Bluttransfusionen bei seltenen Erkrankungen der Blutbildung.

Formen von Eisen

Das häufig verwendete chemische Kürzel „Fe“ für Eisen entstammt der lateinischen Bezeichnung „ferrum“ für „Eisen“. Eisen kommt sowohl im Körper als auch in der Nahrung in verschiedenen chemischen Formen vor: In dreiwertiger Form (Fe3+) ist es in den meisten pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. In zweiwertiger Form (Fe2+) ist es Bestandteil von tierischem Fleisch oder Blut.

Diese zwei biologischen Zustände sind vom Oxidationszustand abhängig. Die Umwandlung von Fe2+ in Fe3+ nennt man Oxidation, ein chemischer Prozess, bei dem Elektronen (negativ geladene Elementarteilchen) frei werden. Die Umkehrreaktion – also die Umwandlung von Fe3+ in Fe2+ – wird Reduktion genannt. Hierdurch wird ein Elektron aufgenommen. Dabei ändert sich auch die Farbe. Fe3+ ist in gelöster Form braun-rötlich; wir kennen das als Rost. Fe2+ ist im gelösten Zustand eher grünlich und kommt in der Natur kaum vor.

Eisen und seine Funktion

Eisen im Hämoglobin bindet Sauerstoff und transportiert diesen ins Gewebe. Im Gewebe (also in allen Organen) wird der Sauerstoff von den Zellen aufgenommen und gelangt in die Mitochondrien, wo er der Energiegewinnung dient. Auch in den Mitochondrien, den zellulären Kraftwerken, spielt Eisen eine entscheidende Rolle für die ausreichende Energieversorgung. Ausschlaggebend hierfür ist also nicht nur der Hämoglobingehalt im Blut, sondern der Eisengehalt in jeder einzelnen Zelle, insbesondere bei Organen mit hohem Energieverbrauch (z. B. Gehirn). Dieser zelluläre Eisengehalt lässt sich im Labor nur indirekt bestimmen. Der beste Marker hierfür ist das Ferritin, unser zellulärer Eisenspeicher (siehe Tabelle auf S. 10).

Eisen ist das wichtigste Schwermetall im menschlichen Körper. Ein gesunder Erwachsener hält 55 Milligramm (mg) Eisen pro Kilogramm Körpergewicht, bei 70 Kilogramm sind das also 3,85 Gramm. Das ist zirka das Zweibis Dreifache von Zink, das Fünfzigbis Hundertfache von Kupfer und das Tausendfache von Selen. Rund 66 % des Körpereisengehalts sind an Hämoglobin, unseren roten Blutfarbstoff, gebunden.

Eisenverteilung im Körper

Unterschiedliche Gewebe enthalten unterschiedlich viel Eisen. Stoffwechselaktive Organe wie Hirn, Herz- und Skelettmuskel, die Leber, aber auch hormonbildende Drüsen sind eher eisenreich, Fettgewebe hingegen relativ eisenarm. Der nachstehenden Tabelle können Sie die prozentuelle Eisenverteilung im Körper entnehmen. Zusätzlich wird gezeigt, wie diese Verteilung bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm und einem Gesamteisenanteil von 3.850 mg aussieht.

Die Tatsache, dass 66 % des Eisens an Hämoglobin, den roten Blutfarbstoff, gebunden sind, bedeutet, dass sich fast zwei Drittel des Körpereisens in der Blutzirkulation befinden. Kommt es zum Blutverlust, verlieren wir daher mit dem Blut das wertvolle Metall. Das ist eine von mehreren Ursachen, die zu einem Eisenmangel führen können.

Eisenverteilung im Körper

(Bothwell et al., 1979)

EISENMANGEL – DIE HÄUFIGSTE MANGELERSCHEINUNG WELTWEIT

Eisenmangel ist eine der häufigsten Mangelerscheinungen weltweit. Betroffen sind vor allem Frauen in Entwicklungsländern, besonders während der Schwangerschaft, aber auch Kinder und Jugendliche.

Eisenmangel lässt sich in drei Stufen einteilen

1)Eisenspeichermangel

2)Eisendefizitäre Blutbildung

3)Eisenmangelanämie

Blutarmut – oder „Anämie“ – ist die unausweichliche Folge von Eisenmangel, was wiederum zu einer Störung der Blutneubildung führt.

Allgemein haben Frauen weniger rote Blutkörperchen als Männer (4,0–5,4 Millionen pro Mikroliter Blut bei Frauen und 4,6–6,2 Millionen pro Mikroliter Blut bei Männern). Wenn aber noch Eisenmangel hinzukommt und sich das Blut nicht erneuern kann, sind zu wenig roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) und zu wenige rote Blutkörperchen (Erythrozyten) die Folge.

Das hat schwerwiegende Konsequenzen: Im Körper kann nicht ausreichend Sauerstoff transportiert werden. Zu wenig Sauerstoff im Gewebe führt zu der Meldung ans Herz, dass es schneller schlagen soll, und an die Lunge, dass sie häufiger atmen muss. Das wiederum führt zu Herzrasen und Luftnot, vor allem bei körperlicher Anstrengung. Dieser Zustand kann bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden. Eine lang andauernde Anämie führt aber zu einer Herzmuskelschwäche, schwere Anämie kann sogar zum Tod führen. Es mag unglaublich klingen, aber man kann an Eisenmangel sterben. In der Dritten Welt ist das ein häufiges Problem, aber auch in Industrieländern kann es bei nicht erkanntem Eisenmangel dazu kommen.

Anämie wird daher in eine leichte (Hämoglobin über 10 g/dl), schwere (Hämoglobin von 7–10 g/dl) und lebensbedrohliche Form (Blutarmut; Hämoglobin unter 7 g/dl) unterteilt.

Wie kommt es zu Eisenmangel?

Es gibt drei Möglichkeiten, wie ein Eisenmangel entstehen kann

1)durch mangelnde Eisenzufuhr

2)durch erhöhten Eisenbedarf

3)durch Eisenverlust

Eisenmangel durch mangelnde Eisenzufuhr

Zu wenig Eisenaufnahme entsteht durch allgemeine Mangelernährung (typisch für Entwicklungsländer), eisenarme Nahrung bzw. verschiedene Diäten (typisch für Industrieländer) oder durch eine gestörte Eisenresorption bzw. Eisenaufnahme im Darm. Letzteres findet sich bei verschiedenen (oft symptomlosen) Erkrankungen des Magens und oberen Dünndarms. Durch mangelnde Säureproduktion im Magen kann Eisen nicht entsprechend aus der Nahrung gelöst werden. Dies wird häufig über eine Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut), durch eine Infektion (mit der Bakterienart Helicobacter pylori) oder durch immunologische Ursachen (Autoimmungastritis) ausgelöst.

Immer öfter wird eine mangelnde Säureproduktion nicht durch eine Erkrankung, sondern durch chronische Tabletteneinnahme ausgelöst: Sogenannte „Magenschutz“-Medikamente (z. B. Protonenpumpenhemmer) blockieren nämlich die Säureproduktion äußerst wirkungsvoll. Dabei handelt es sich um die am häufigsten von Ärzt:innen verordneten Medikamente. Speziell bei Senior:innen dürfte das auch zu einer Zunahme von Eisenmangel führen.

Viel seltener sind Erkrankungen des Zwölffingerdarms bzw. des oberen Dünndarms, wie z. B. die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Patient:innen mit unbehandelter Glutenunverträglichkeit weisen immer einen schweren Eisenmangel auf bzw. ist Eisenmangel ein klassisches Frühsymptom.

Patient:innen mit verschiedenen chronisch entzündlichen Erkrankungen (z. B. chronische Polyarthritis – Gelenksrheuma) oder fortgeschrittenen Tumorerkrankungen können Eisen ebenfalls schlecht aus der Nahrung aufnehmen. Das trifft aber nur auf die aktiven Erkrankungsphasen zu. Ist die Entzündung bzw. der Tumor unter Kontrolle, funktioniert die Eisenaufnahme wieder.

Patient:innen nach Magen- oder Dünndarmoperationen (z. B. Magenbypass) haben ebenfalls ein großes Problem mit der Eisenresorption. Diese Patient:innen können nicht einmal konzentriertes Eisen aus Tabletten aufnehmen. Hierbei gibt es die Möglichkeit von Eiseninfusionen, die für diese Patientengruppe zum Teil lebensnotwendig sind.

Eisenmangel durch erhöhten Eisenbedarf

Ab der zwölften Schwangerschaftswoche steigt der Eisenbedarf dramatisch an. Das Wachstum des Fötus, die Plazenta (Mutterkuchen) und die Zunahme des Blutvolumens verlangen nach der fünf- bis sechsfachen täglichen Eisenzufuhr. Eisenmangel in der Schwangerschaft ist ein häufiges und ernstzunehmendes Problem, weshalb alle Schwangeren vorsorglich mit Eisentabletten (bzw. eisenhaltigen Multivitamintabletten) behandelt werden.

Auch Ausdauersportler:innen haben einen erhöhten Eisenbedarf (siehe S. 47), der zu Eisenmangel führen kann.

Eisenmangel durch Eisenverlust

Eisen verliert man mit dem Blut. Bei Frauen zwischen der Pubertät und der Menopause ist das üblicherweise durch die Monatsblutung bedingt. Deshalb ist Eisenmangel ein typisches Frauenproblem. Viel zu selten sprechen Frauen mit starken Blutungen dieses Problem bei ihren Ärzt:innen an, da sie häufig annehmen, dass das normal sei und es keine Behandlung dafür gibt. Die moderne Medizin hat aber eine Vielzahl von Methoden entwickelt, um Frauen mit zu starker Monatsblutung helfen zu können.

Auch schwere Blutungen nach einer Verletzung, einem Unfall oder einer Operation führen zu Eisenmangel. Da dies in der Regel nur einmalige Ereignisse sind, kann der Körper den Eisenverlust in den folgenden Monaten aber wettmachen.

Anders ist das bei unerkannten Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt. Der Blutverlust (wenn nicht im Stuhl sichtbar) wird von Patient:innen lange Zeit nicht wahrgenommen, bis sie aufgrund des fortgeschrittenen Eisenmangels zu Ärzt:innen gehen oder ins Krankenhaus kommen.

Die Ursachen für Blutungen sind vielfältig und meist gutartig: Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre, kleine Blutgefäßerweiterungen (Angiodysplasien), chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulzerosa, Morbus Crohn), Dickdarmpolypen und vieles mehr. Das eine oder andere Mal kann auch ein unerkannter Tumor (meist Darmkrebs) die Ursache für einen Eisenmangel sein. Deshalb ist Eisenmangel ein wichtiges Symptom, das weiter abgeklärt werden muss.

Moderne endoskopische Verfahren (Magenspiegelung, Darmspiegelung, Kapselendoskopie) helfen einerseits, die Blutungsquelle im Magen oder Darm festzustellen; andererseits gelingt es meist im Rahmen der Endoskopie (aus dem Griechischen für „in das Innere sehen“), die Blutung zu stillen. Alle Arten der Schleimhautschädigung können zu einem Blutverlust im Magen-Darm-Trakt (gastrointestinaler Blutverlust) führen.

Aspirin oder Schmerzmedikamente (sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika) führen oft zu blutenden Schleimhautschäden. Außerdem reduzieren diese Medikamente die Blutgerinnung, was einen Blutverlust verstärken kann. Andere blutgerinnungshemmende Medikamente bei Herz- oder Gefäßerkrankungen oder nach einem Schlaganfall führen bei fast 10 % der Betroffenen zu einem Blutverlust im Magen-Darm-Trakt. Das wird allerdings – im Vergleich zu einem möglichen Herzinfarkt oder erneuten Schlaganfall – als ein geringeres Übel betrachtet. Auch dabei wird die gastrointestinale Endoskopie zur Blutstillung eingesetzt.

Entstehung von Eisenmangel im Überblick – Eisenmangel entsteht durch …

… mangelnde Zufuhr… erhöhten Bedarf… Eisenverlusteisenarme Ernährungin der SchwangerschaftMonatsblutungatrophe Gastritis (z. B. autoimmun)bei Ausdauersportler:innenUnfall, OperationGlutenunverträglichkeit (Zöliakie)im WachstumMagen-Darm-GeschwüreMagenschutzmedikamente nach MagenoperationenAngiodysplasien (Fehlbildungen von Blutgefäßen)blutgerinnungshemmende Medikamente

In der Praxis sind es oft Kombinationen mehrerer Ursachen (z. B. Gastritis mit eingeschränkter Eisenaufnahme und vermehrter Eisenverlust durch starke Monatsblutung), die zu einem Eisenmangel führen. Eine medizinische Abklärung bei Hausärzt:in oder Spezialist:in ist in jedem Fall wichtig.

Woran bemerke ich einen Eisenmangel?

Eisenmangel entsteht meist langsam. Daher treten die Symptome nicht plötzlich auf, sondern schleichen sich ein, sodass sie oft nicht wahrgenommen werden. Da Eisen in jeder Zelle benötigt wird, sind die Mangelerscheinungen vielfältig.

Eisenverteilung im Körper

Neurologische Veränderungen sind ebenfalls typisch für Eisenmangel:

•Chronische Müdigkeit und Abgeschlagenheit treten oft schon bei geringem Eisenmangel, also ohne Blutarmut, auf.

•Einschlaf- und Durchschlafstörungen verschlechtern diese Situation zusätzlich.

•Dem kann nicht selten ein Restless Legs Syndrom zugrunde liegen: Dabei handelt es sich um einen Bewegungsdrang der Beine, der üblicherweise von einem unangenehmen Gefühl (Parästhesien wie Kribbeln oder Brennen in den Beinen, Dysästhesien wie Schmerz durch Berührung, sonstige Missempfindungen) begleitet wird. Dieser Bewegungsdrang tritt vermehrt in Ruhe- und Entspannungssituationen, besonders abends, auf. Durch Bewegung der Beine kommt es teilweise oder vollständig zu einer Erleichterung der Symptome. Oftmals wissen Betroffene nicht, dass sie an diesem Syndrom leiden. Im Schlaflabor lässt sich das aber eindeutig diagnostizieren. Man nimmt an, dass die Ursache dafür in einer verminderten Aktivität der Tyrosinhydroxylase liegt, einem eisenabhängigen Enzym, das ohne Eisen keine Aktivität ausüben kann.

•Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwäche, Stimmungsschwankungen und fehlende Lust auf Sex können ebenfalls durch Eisenmangel ausgelöst bzw. verstärkt werden.

Kosmetische Veränderungen bei Eisenmangel

Kosmetische Veränderungen an Nägeln und Haaren sind ein typisches Merkmal:

•Die Nägel werden weicher, brüchig und können Längsrillen aufweisen.

•Haare fallen vermehrt aus, wobei es kein umschriebener (nur bestimmte Stellen der Kopfhaut betreffend), sondern ein diffuser, d. h. gleichmäßig über den Kopf verteilter Haarausfall ist. Beim Kämmen oder Waschen fällt dies besonders bei langen Haaren auf.

•Auch offene Mundecken sind klassisch durch Eisenmangel hervorgerufen.

•Veränderungen an Schleimhäuten (glatte Zunge) und Schluckstörung treten erst bei fortgeschrittenem Eisenmangel auf.

Checkliste Eisenmangel: Welche Fragen sollte ich mir stellen?

Die Beantwortung der folgenden Fragen soll Ihnen helfen, einen möglichen Eisenmangel zu entdecken:

□Haben Sie brüchige bzw. längs gerillte Nägel?

□Bemerken Sie vermehrten Haarausfall oder eingerissene Mundecken?

□Fühlen Sie sich außerstande, sich zu konzentrieren bzw. sich Dinge zu merken?

□Fühlen Sie sich erschöpft, energielos oder abgeschlagen?

□Halten Sie die Müdigkeit, die Sie erleben, für abnormal?

□Schränkt Sie Ihre Müdigkeit ein, Ihre Arbeit zu leisten, sich mit Freund:innen zu treffen oder jene Aktivitäten auszuführen, die Ihnen Freude bereiten?

□Bemerken Sie abendlichen bzw. nächtlichen Drang, aufgrund eines unangenehmen Empfindens die Beine zu bewegen?

□Haben Sie in letzter Zeit weniger Lust auf Sex?

□Für Sportler:innen: Merken Sie beim Training eine mangelhafte Leistungssteigerung bzw. eventuell sogar einen Leistungsabfall?

□Für Nichtsportler:innen: Bemerken Sie bei körperlicher Anstrengung vermehrt Luftnot oder Herzrasen?

□Wurde jemals bei Ihnen Blutarmut festgestellt?

Je mehr Fragen Sie mit „Ja“ beantworten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Eisenmangel vorliegt. Ein Verdacht soll in jedem Fall medizinisch abgeklärt werden.

Wie kann ich einen Eisenmangel sicher feststellen lassen?

Durch eine Blutabnahme lässt sich Eisenmangel sicher feststellen. Dabei muss einerseits ein komplettes Blutbild, zur Zählung aller roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen, erstellt werden. Andererseits bestimmt man die Eisenspeicher mittels Ferritinmessung (Ferritin ist ein Protein, das für die Eisenspeicherung verantwortlich ist) und das in der Zirkulation befindliche Eisen mittels Messung von Transferrin (ein Protein, das für den Eisentransport verantwortlich ist) und Transferrinsättigung (siehe S. 18/19).

Wie kann ich meine Blutwerte richtig interpretieren?

Die unteren Normalwerte für das rote Blutbild (Erythrozyten bzw. rote Blutkörperchen, Hämoglobin, Hämatokrit) unterscheiden sich bei Frauen, Männern, Schwangeren und Kindern. Genaue Grenzwerte können Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen. Diese Werte entsprechen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 1968 und sollten bei Blutuntersuchungen als Normalwerte angegeben sein. Nicht alle medizinischen Laboratorien halten sich an diese WHO-Empfehlungen, manche richten sich nach eigenen, regional unterschiedlichen Normalwerten, die zum Teil deutlich voneinander abweichen können.

Zu beachten ist, dass sich der Hämoglobinspiegel