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Durch eine Ernährungsumstellung kann der Harnsäurespiegel reduziert werden. So wird der Entstehung und dem Wiederauftreten einer Gicht entgegengewirkt. Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick zu medizinischen Hintergründen, Tipps für die Ernährung und köstliche Rezepte, die gleichzeitig verträglich sind. • Gicht vorbeugen und akute Symptome lindern • Den Körper durch ausgewogene Ernährung stärken • Rund 100 Rezepte • Mit gratis Einkaufslisten-App
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Seitenzahl: 114
Illy
Ernährung bei Gicht
Eine geschlechtergerechte Schreibweise wird in diesem Buch vorwiegend durch die Verwendung der Schreibung mit Doppelpunkt : realisiert. Ist eine korrekte, alle Endungen berücksichtigende Schreibung auf diese Weise nicht möglich oder erfordert sie Ergänzungen, die den Lesefluss hemmen, so wird – stellvertretend für alle Geschlechter – die weibliche Form gewählt.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
1. Auflage 2023
Copyright © 2023 maudrich Verlag
Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien, Österreich
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Bildnachweis:
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S. 76, 80, 84, 88, 100, 104, 108, 112: Victoria Posch und Esther Karner, Wien
Lektorat: Laura Hödl, Wien
Satz: Florian Spielauer, Wien
Umschlagbild: Victoria Posch und Esther Karner, Wien
Covergestaltung: Florian Spielauer nach einem Entwurf von Jose Coll, studiob.a.c.k.
Druck: finidr
Printed in the EU
ISBN 978-3-99002-160-6
E-ISBN 978-3-99111-723-0
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
URSACHEN VON GICHT
SYMPTOMATIK
DIAGNOSTIK
MEDIKAMENTÖSE THERAPIE
KONSERVATIVE THERAPIE
ERNÄHRUNGSTHERAPIE
PURINTABELLE
REZEPTE
GETRÄNKE
FRÜHSTÜCK
ZWISCHENMAHLZEITEN & VORSPEISEN
SUPPEN
SALATE
HAUPTSPEISEN MIT FLEISCH
HAUPTSPEISEN MIT FISCH
HAUPTSPEISEN VEGETARISCH
HAUPTSPEISEN VEGAN
SÜSSE HAUPTSPEISEN
DESSERTS & SÜSSES
KLEINES KÜCHENLEXIKON
ABKÜRZUNGEN
REZEPTVERZEICHNIS
QUELLEN
VORWORT
Ernährung ist ein bedeutender Faktor unseres Lebensstils, der in vielerlei Hinsicht über Gesundheit und Krankheit entscheiden kann. Der Einfluss von Essen und Trinken auf bestimmte Erkrankungen ist heute nicht mehr zu leugnen. Mit der Ernährung haben wir demnach ein elementares Werkzeug in der Hand, mit dem wir selbst unsere Gesundheit mitbestimmen können.
Eine dieser Erkrankungen, welche von unserer Ernährung beeinflusst wird, ist die Gicht. Gicht hat sich mittlerweile von der “Krankheit der Könige” zu einer Volkskrankheit entwickelt. Sie ist eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten in den Industrieländern und zählt zu den Stoffwechselerkrankungen im rheumatischen Formenkreis. Dabei kommt es zu einem Überschuss an Harnsäure im Blut, welche sich an unterschiedlichen Stellen ablagert und zu Entzündungen führt.
Männer sind wesentlich häufiger betroffen als Frauen. In Österreich weist etwa jeder dritte Mann erhöhte Harnsäurewerte auf, jedoch nur 3 % der Frauen. Das liegt daran, dass das weibliche Hormon Östrogen die Ausscheidung der Harnsäure fördert und Frauen somit bis zu den Wechseljahren einen natürlichen Schutzfaktor vor Gicht haben.
Bei Gicht spielen auch erbliche Faktoren eine Rolle. Die Veranlagung zu hohen Harnsäurewerten durch eine verringerte Ausscheidung wird zu 99 % von Vater auf Sohn vererbt. Harnsäurewerte steigen auch mit Alter und Gewicht an. Wenngleich einige Risikofaktoren zur Entstehung der Gicht nicht beeinflussbar sind, so können wir über unsere Ernährung dennoch die Entwicklung und den Verlauf der Erkrankung steuern.
Dieses Buch soll als Leitfaden für Betroffene dienen, um ihnen einen Weg aufzuzeigen, wie sie den Krankheitsverlauf wesentlich mitbestimmen können.
Der Lebensstil ist, wie auch bei vielen anderen Erkrankungen, schlussendlich entscheidend und kann die Lebensqualität der Patient:innen enorm beeinflussen. Im Rezeptteil wird die praktische Umsetzung der Ernährungsempfehlungen aufgezeigt.
Wien, im Herbst 2023
Alexandra Illy
URSACHEN VON GICHT
Generell entsteht Gicht bei einem Überschuss von Harnsäure im Körper. Der Fachbegriff dafür lautet Hyperurikämie. Die Harnsäure wird zum größten Teil von den Nieren aus dem Blut gefiltert und mit dem Urin, aber eben auch über den Schweiß, Speichel und Darm ausgeschieden. Bei Gicht kommt es entweder zu einer erhöhten Bildung von Harnsäure, zu einer verringerten Ausscheidung oder einer Kombination aus beidem.
Wesentlichen Einfluss auf die Harnsäurekonzentration im Blut haben:
1.Eine hohe Purinzufuhr über die Ernährung
2.Eine verminderte Harnsäureausscheidung
3.Eine erhöhte Freisetzung von Purinen im Körper (rascher Gewichtsverlust, Krebs)
Harnsäure fällt im Körper beim Abbau bestimmter Substanzen an, den Purinen. Purine sind Bestandteile der DNS (der Nukleinsäuren, welche die Erbinformation speichern) und entstehen im Körper selbst beim Absterben von Körperzellen und der Zellerneuerung. Darüber hinaus fallen sie auch beim Abbau von Nahrung an.
Aus 1 mg Purin werden 2,4 mg Harnsäure gebildet.
Sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln sind Purine im Zellkern enthalten. Durch unsere Verdauung werden diese Zellkerne aufgespalten und gelangen ins Blut. Anschließend werden in der Leber die Purine zu Harnsäure umgewandelt. Je mehr Zellkerne ein Nahrungsmittel enthält, desto mehr Purine fallen an, die schlussendlich zu Harnsäure umgewandelt werden. Pflanzliche Zellen sind eher groß und enthalten nur einen Zellkern, wohingegen tierische Zellen eher klein sind und mehrere Zellkerne enthalten können. Zudem haben pflanzliche Purine eine geringere Auswirkung auf den Harnsäurespiegel als tierische. Pflanzliche Purine lassen den Harnsäurespiegel nur kurzfristig hoch ansteigen – die Bedeutung dessen wird im Ernährungstherapieteil (S. 19) erläutert.
Harnsäure ist ein normales Endprodukt des Purinstoffwechsels und liegt bis etwa 6,8 mg/dl in gelöster Form im Blut vor, sodass sie problemlos ausgeschieden werden kann. Vergleichbar ist dies mit Zucker, der in Tee gelöst wird. Die Referenzwerte für Harnsäure im Blut unterscheiden sich je nach Geschlecht:
Frauen: 2,5–5,7 mg pro 100 ml
Männer: 3,5–7,0 mg pro 100 ml
Steigt die Harnsäurekonzentration über diesen Wert, kommt es zur Bildung von nadelförmigen Harnsäuresalzkristallen (Uratkristalle). Das Blut enthält dann so viel Harnsäure, dass diese sich nicht mehr darin lösen kann (wie bei einem enormen Zuckerüberschuss im Tee). Die Harnsäure kristallisiert aus und lagert sich in Gelenken, Geweben und Organen, aber auch in ableitenden Harnwegen ab.
Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Gicht unterschieden:
Primäre Gicht (95 %)
Bei der primären Gicht handelt es sich um einen angeborenen Fehler (Gendefekt) im Harnsäurestoffwechsel aufgrund einer verminderten Harnsäureausscheidung oder gesteigerter Harnsäurebildung. Dies gilt als erblich bedingte Vorbelastung. Die Gicht manifestiert sich jedoch schlussendlich erst durch bestimmte Risikofaktoren, welche der/die Betroffene selbst beeinflussen kann (mehr dazu später). Wenn die Gichterkrankung in der Familie vorkommt, sollte so früh wie möglich mit der Vorbeugung begonnen werden.
Sekundäre Gicht (5 %)
Die sekundäre Gicht tritt infolge einer Grunderkrankung auf. Sie kommt wesentlich seltener vor und kann aufgrund einer verminderten Harnsäureausscheidung bei chronischer oder gesteigerter Harnsäurebildung durch einen vermehrten Zelluntergang, wie bei Verbrennungen oder Strahlentherapie, entstehen. Auch durch Ketoazidose (Übersäuerung des Organismus), durch strenges Fasten oder entgleisten Diabetes mellitus kann sekundäre Gicht als Nebenerscheinung auftreten.
Fasten & Hyperurikämie
Beim Fasten wird die Bildung von Ketonkörpern angeregt. Bei ihnen handelt es sich um eine alternative Energiequelle bei Mangel an Glukose bzw. Zucker, welche als Nebenprodukt der Fettverbrennung entstehen. Die Ketonkörper hemmen die Harnsäureausscheidung über die Nieren.
Bei unsachgemäßem Fasten und dem dadurch schnellen Abbau von Muskelmasse (Proteinreserve des Körpers) kommt auch noch der rasche Zerfall vieler Zellen hinzu; durch den Anstieg des Harnsäurespiegels droht ein Gichtanfall.
Bei Hyperurikämie sollte herkömmliches, strenges Fasten (Nulldiät, Saftfasten etc.) daher vermieden werden. Kontrolliertes, therapeutisches Fasten oder auch proteinsparendes Fasten kann unter Umständen allerdings unter Aufsicht von Ärzt:innen oder Diätolog:innen durchgeführt werden und ein Bestandteil der Therapie sein. Dabei geht es darum, die Purinzufuhr gering zu halten und gleichzeitig die Ausscheidung zu fördern, um einen drohenden Gichtanfall abzufangen. Diese Methode dient manchmal als Einstieg in die Behandlung und wird maximal einige Tage durchgeführt. Jedoch ist eine engmaschige Kontrolle, auch mit BIA-Messungen, unbedingt erforderlich, um die richtige Durchführung sowie die Vermeidung eines überdurchschnittlichen Gewichtsverlustes sicherzustellen und sollte somit keinesfalls eigenständig ausprobiert werden. Eventuell kann zur Sicherheit auch ein harnsäuresenkendes Medikament eingenommen werden, dies obliegt jedoch der Entscheidung der Ärzt:innen. Sinnvoll ist diese Art von Fasten allerdings nur, wenn danach auch eine Ernährungsumstellung erfolgt, sodass die Verbesserung der Harnsäurespiegel nicht nur kurz-, sondern auch langfristig ist.
BIA-Messung
Eine BIA-Messung (bioelektrische Impedanzanalyse) ist eine Messung zur Bestimmung der Körperzusammensetzung. Dabei kann Auskunft über die Verteilung von Fettmasse, Muskelmasse und Wasser gegeben werden. Der Verlauf der BIA Messung kann beim therapeutischen Fasten dafür genutzt werden, sicherzustellen, dass nicht zu viel Muskelmasse und Gewicht verloren geht und somit der Harnsäureanstieg im Blut gering bleibt.
Auch Intervallfasten im Rahmen von 16/8 (Essen in einem Zeitfenster von 8 Stunden, anschließend 16 Stunden fasten) kann durchgeführt werden, da hierbei kein ganztägiger Nahrungsverzicht erforderlich ist. Eine ausreichende Trinkmenge von zwei bis drei Litern pro Tag ist in beiden Fällen unbedingt einzuhalten.
SYMPTOMATIK
Die Krankheit wird in unterschiedliche Stadien eingeteilt.
Stadium 1:
Im ersten Stadium der Erkrankung besteht lediglich eine erhöhte Konzentration an Harnsäure, die ansonsten keinerlei Beschwerden verursacht. Der Großteil der Betroffenen lebt bereits seit Jahren mit erhöhten Harnsäurewerten, ohne es zu bemerken. Die Hyperurikämie wird jedoch manchmal zufällig durch einen Blutbefund entdeckt.
Stadium 2:
Im zweiten Stadium ist der erste, akute Gichtanfall eingetreten. Dieser tritt meistens nachts, wenn die Körpertemperatur abgesunken ist und die Harnsäurekristalle sich nicht mehr so gut lösen können, oder frühmorgens nach einem Nahrungs- oder Alkoholexzess auf. Auch Stress oder ein starker Gewichtsverlust in kurzer Zeit können zu einem Gichtanfall führen. Der große Schub an Purinen führt zur Auskristallisierung der Harnsäure in den Gelenken. Dabei werden Milchsäure, freie Radikale und Entzündungsstoffe gebildet. In 75 % der Fälle ist das Großzehengrundgelenk betroffen, manchmal auch die Daumengrundgelenke, Kniegelenke, Sprunggelenke oder Mittelfußgelenke. Das Gelenk wird dabei rot bis bläulich, heiß, schwillt an und ist äußerst schmerzhaft sowie stark berührungsempfindlich. Ohne Behandlung dauert die Entzündung einige Tage an, bis sie abklingt. Die Anfälle treten in unregelmäßigen Abständen auf, wobei sich die Entzündung auch auf andere Lokalisationen ausbreitet.
Stadium 3:
Unter dem dritten Stadium versteht man die Zeit zwischen zwei Gichtanfällen. Bis es zum nächsten Anfall kommt, können Wochen, Monate oder auch Jahre vergehen. Es treten in der Regel keine Symptome auf, allerdings ist die Harnsäurekonzentration im Blut meist weiterhin erhöht.
Stadium 4:
Das vierte Stadium bezeichnet die chronische Gicht, welche ohne Behandlung der vorherigen Stadien entsteht. Die Abstände zwischen zwei Gichtanfällen werden immer kürzer und die Entzündung weitet sich auf andere Gelenke aus. Die betroffenen Gelenke werden stark deformiert und die Schmerzen werden chronisch. Weiters bilden sich auch sogenannte Gichttophi, nämlich kleine Knoten, die sich durch die Harnsalzkristalle im Weichteilgewebe ablagern. Diese verursachen keine Schmerzen, stören jedoch das Erscheinungsbild und treten meist an den Ohrmuscheln, den Ellenbogen oder der Achillessehne auf. Darüber hinaus kommt es zur Ablagerung von Harnsäure in den Nieren in Form von Harnsäurekristallen. Auch Schleimbeutelentzündungen oder Knochenschäden entstehen.
DIAGNOSTIK
Am Beginn der Diagnose eines Gichtanfalls stehen die Symptome. Ärzt:innen begutachten das betroffene Gelenk (meist das Großzehengrundgelenk) und beurteilen die klinischen Zeichen wie Rötung, Schwellung und Wärme.
Eine ausführliche Anamnese ist für die Diagnosestellung essenziell und sollte folgende Themen klären:
Ermittlung der Harnsäurewerte
Gichtanfälle in der Vergangenheit
Relevante Erbkrankheiten
Gichterkrankungen in der Familie
Vorerkrankungen (Adipositas, Diabetes mellitus, Bluthochdruck)
Einnahme von Medikamenten wie Diuretika (Medikamente zur Entwässerung) oder Zytostatika (Medikamente bei Krebs- oder Autoimmunerkrankungen)
Lebensstil (Bewegung, Alkoholkonsum, Essgewohnheiten)
Starker Gewichtsverlust, Diät oder strenge Fastenkur in den letzten Wochen
Bei der Blutuntersuchung während eines akuten Gichtanfalls kann die Harnsäure sogar im Normalbereich sein, da diese erst kürzlich auskristallisiert ist und somit weniger Harnsäure in gelöster Form im Blut vorliegt. Eine Kontrolle nach zwei bis drei Wochen ist somit unbedingt erforderlich, denn dann sind die Harnsäurewerte (ohne Therapie) wieder angestiegen.
Allerdings sind beim akuten Gichtanfall die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sowie der Entzündungswert (CRP) erhöht, wodurch das Blutbild die Diagnose untermauern kann.
Im Normalfall reichen anamnestische und klinische Untersuchungen zur Diagnosestellung aus. Weitere Verfahren werden nur bei atypischen Fällen der Gicht empfohlen.
Weitere Möglichkeiten zur Diagnosestellung:
Gelenkspunktion: Dabei wird bei einem akuten Gichtanfall Gelenksflüssigkeit entnommen und die Anzahl der Harnsäurekristalle nachgewiesen.
Gelenksultraschall: Die Harnsäurekristalle sind im Ultraschallbild bereits im frühen Stadium deutlich sichtbar.
Röntgenuntersuchung: Diese ist beim klinisch diagnostizierten, akuten Gichtanfall nicht sinnvoll, da sich die Gelenkdeformationen, Knochen- und Weichteilabnützungen erst im fortgeschrittenen Stadium erkennen lassen. Bei chronischer Gicht lassen sich hier deutliche Veränderungen nachweisen.
Dual-Energy-Computertomographie (DECT): Farbliche Darstellung von Harnsäurekristallen, wodurch eine Untersuchung der chronischen Gicht ermöglicht wird.
MEDIKAMENTÖSE THERAPIE
Die Therapie erfolgt stadienabhängig.
Im ersten Stadium der Hyperurikämie sollten bereits Ernährungsmaßnahmen gesetzt werden, um einen zu hohen Anstieg der Harnsäure zu verhindern. Wie bereits erwähnt erfolgt die Entdeckung dieses Stadiums allerdings oft nur zufällig und verläuft asymptomatisch, sodass die Bereitschaft der Betroffenen zur Ernährungsumstellung oft gering ist. Eine gezielte Aufklärung durch Ärzt:innen oder Diätolog:innen wäre zur Vermeidung des Fortschreitens der Erkrankung sinnvoll.
Bei einem akuten Gichtanfall gelten als Ersttherapie die Entzündungshemmung und Schmerzbehandlung. Dabei können Ärzt:innen sowohl Medikamente zum Einnehmen als auch eine lokale Infiltration des Wirkstoffes verordnen.
Die Mittel der Wahl sind
nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Der bevorzugte Wirkstoff ist Diclofenac. NSAR wirken gleichzeitig entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Cortison: Dieses Medikament ist das einzige, das direkt in das Gelenk gespritzt werden kann.
Colchicin: Dabei handelt es sich um die klassische Gichtbehandlung, jedoch sollte das Medikament nur unter Aufsicht erfahrener Ärzt:innen verwendet werden. Colchicin ist ein natürliches, aber giftiges Arzneimittel, welches aus einer Pflanze, der sogenannten Herbstzeitlose, gewonnen wird – es verursacht selbst bei korrekter Anwendung starke Nebenwirkungen.
Nach einem akuten Gichtanfall ist das oberste Ziel, die Harnsäure dauerhaft zu senken. Dabei wird ein Serumharnsäurewert von 6 mg/dl angestrebt, bei dem die Löslichkeit der Harnsäurekristalle sichergestellt wird, wodurch Beschwerden sowie ein weiterer Gichtanfall vermieden werden. Bei der medikamentösen Langzeittherapie unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Möglichkeiten:
Urikosurika: Medikamente, die die Harnsäureausscheidung steigern. Meist werden Benzbromaron und Probenecid verwendet. Diese Mittel belasten die Nieren und dürfen daher weder bei Nierenschädigung noch bei Nierensteinen verwendet werden.
Urikostatika: Medikamente, die die Harnsäureherstellung vermindern, indem sie den Abbau von Purinen zu Harnsäure hemmen. Zu den Standardpräparaten zählen Allopurinol oder Febuxostat. Diese werden im Allgemeinen sehr gut vertragen, sind jedoch nicht nebenwirkungsfrei.
Oftmals erhalten Patient:innen eine kombinierte Therapie der Wirkstoffe, welche nach Harnsäurewerten und Nierenfunktion festgelegt werden.