Erste Hilfe für Hypochonder - Michel Cymes - E-Book

Erste Hilfe für Hypochonder E-Book

Michel Cymes

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Beschreibung

Ist das Pochen im Kopf das erste Zeichen eines Gehirntumors? Geht das noch als starkes Herzklopfen durch oder stehe ich vor einem Infarkt? Nur allzu oft konsultieren wir bei Krankheitssymptomen heutzutage Doktor Google, nur um dann die denkbar schlimmsten Krankheiten präsentiert zu bekommen. Der französische Mediziner und Bestsellerautor Michel Cymes liefert die Überlebenshilfe bei solchen Wehwehchen und Zipperlein – nicht nur für Hypochonder. Aus Erfahrung weiß er: In den meisten Fällen ist die Krankheit nicht annähernd so schlimm, wie befürchtet, interpretiert man ihre Anzeichen richtig. Auf leicht verständliche und humorvolle Weise erklärt er, was die häufigsten Symptome bedeuten und stellt klar: Ja, wir alle müssen sterben – aber in der Regel nicht sofort.

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Seitenzahl: 240

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Das Buch

Ist das Pochen im Kopf das erste Zeichen eines Gehirntumors? Geht das noch als starkes Herzklopfen durch oder stehe ich vor einem Infarkt? Nur allzu oft konsultieren wir bei Krankheitssymptomen heutzutage Doktor Google, nur um dann die denkbar schlimmsten Krankheiten präsentiert zu bekommen. Der französische Mediziner und Bestsellerautor Michel Cymes liefert die Überlebenshilfe bei solchen Wehwehchen und Zipperlein – nicht nur für Hypochonder. Aus Erfahrung weiß er: In den meisten Fällen ist die Krankheit nicht annähernd so schlimm, wie befürchtet, interpretiert man ihre Anzeichen richtig. Auf leicht verständliche und humorvolle Weise erklärt er, was die häufigsten Symptome bedeuten und stellt klar: Ja, wir alle müssen sterben – aber in der Regel nicht sofort.

Der Autor

Michel Cymes, Jahrgang 1957, arbeitet als Arzt in einem Pariser Krankenhaus. Seine bisherigen Bücher wie »Großhirn an Kleinhirn« wurden allesamt Bestseller und in mehrere Sprachen übersetzt. Seit 2018 moderiert er eine Talkshow zu Gesundheitsthemen im französischen Fernsehen.

Michel Cymes

mit Patrice Romedenne

Erste Hilfe

für Hypochonder

Aus dem Französischen von Elisabeth Liebl

Die französische Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »Rassurez-vous! Vos symptômes de la tête aux pieds« bei Editions Stock, in Paris, Frankreich.

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Deutsche Erstausgabe Oktober 2020

© 2020 Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Originalausgabe: © Editions Stock, 2018

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur GmbH, München

Umschlagmotiv: © FinePic®, München

Foto Autor Cover/Klappe hinten: © Nathalie Guyon

Lektorat: Ralf Lay, Mönchengladbach

JG ∙ Herstellung: cf

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-24101-8V002

www.goldmann-verlag.de

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Inhalt

Vorwort

I. Meine zehn großen existenziellen Ängste

Angst Nr. 1: Herzinfarkt

Angst Nr. 2: Krebs

Angst Nr. 3: Aids

Angst Nr. 4: Alzheimer

Angst Nr. 5: Parkinson

Angst Nr. 6: Impotenz

Angst Nr. 7: Unfruchtbarkeit

Angst Nr. 8: Viren

Angst Nr. 9: multiple Sklerose (MS)

Angst Nr. 10: Das Leben und der Tod

II. All meine Symptome

Mein Kopf tut mir so weh

Langsam werde ich vergesslich

Woher kommt nur dieses unerklärliche Zittern?

Ich sehe doppelt/Mir ist schwindlig

Es brummt und pfeift in meinem Ohr

Hilfe, meine Nase blutet!

Es steckt ein Kloß in meinem Hals

Da bleibt mir doch die Stimme weg!

Meine Zunge ist ganz weiß

Ich spucke Blut

Meine Lymphknoten am Hals sind geschwollen

Der Husten hört nicht auf

Mich quälen Schmerzen in der Brust

Jetzt ist in der Brust auch noch ein Knoten!

Der Bauch tut mir weh

Oje, im Stuhl ist Blut!

Beim Wasserlassen gibt’s ein Problem

Au Backe, mein Gesäß!

Es schmerzt in der Leistengegend

Warum nur bin ich immer so müde?

Zu guter Letzt

Dank

Quellen

Stichwortverzeichnis

Vorwort

Verzeihen Sie mir diese Einleitung, aber es passiert mir immer wieder, dass ich mir aus medizinischen Gründen quasi ins Hemd mache, und zwar wegen absoluter Kleinigkeiten! Das geht Ihnen auch so? Kein Wunder, das ist nur menschlich! Wir kriegen beim kleinsten Wehwehchen die Krise. Wer behauptet, er hätte nie Panik bekommen, weil er tierische Kopfschmerzen hatte, Blut gehustet oder ein Pfeifkonzert im Ohr vernommen hat, weil ihn Schwindel plagte oder ein ungeklärter Schmerz, der leugnet die Wahrheit! Ich weiß das nur zu gut, denn als Arzt habe ich Tag für Tag mit solchen Hilferufen von Freunden und Patienten zu tun. Dabei kenne ich das Drehbuch schon im Voraus: »Hallo, Herr Doktor! Ich würde gern vorbeikommen. Ich glaube, ich habe Krebs.« Oder: »Hallo, Michel? Jetzt ist es so weit. Jetzt bin ich wirklich impotent.« Und die vielen anderen Varianten: »Ich habe einen Tumor«, »Es ist Parkinson, ehrlich!« – oder Alzheimer … oder der Infarkt, der unmittelbar bevorsteht.

Wer kann Ihnen schon verübeln, dass Sie auf die Signale Ihres Körpers achten? Natürlich könnte ich Sie jetzt bedauern, aber keine Sorge, ich beruhige Sie lieber. Wenn ein gesundheitliches Problem, so spektakulär sich die Symptome auch darstellen mögen, ausreicht, damit vor Ihren Augen Ihr gesamtes bisheriges Leben als Film abläuft … wenn niemand, nicht einmal Ihr Arzt, dieser Scharlatan, Sie ernst nimmt und Ihre Lieben amüsiert oder entnervt auf Ihre kleinen Ängste reagieren, dann gehören Sie zu den Menschen, die sich selbst das Leben vergällen aus Angst, es zu verlieren.

Es wird Sie zweifellos trösten, dass Sie damit nicht allein dastehen. So dynamische, kreative und alles in allem kluge Menschen wie Woody Allen, Antonio Banderas, Megan Fox oder Lars von Trier (der anscheinend jeden zweiten Morgen mit einem neuartigen Tumor aufwacht) gehören in diese Kategorie. Aber auch einige meiner berühmten Kollegen aus dem französischen Fernsehen – zum Beispiel der Journalist Michel Drucker, der Moderator Christophe Dechavanne oder der Schauspieler Thierry Beccaro – sind dafür bekannt, dass sie sich ständig um ihre Gesundheit sorgen. Drucker? Konsultiert ständig neue Spezialisten. Dechavanne? Kennt das ein oder andere medizinische Lexikon auswendig! Beccaro? Ein echter Spezialfall: Sagen Sie ihm nur mal so zum Spaß, dass er heute ein wenig blass aussieht. Sie werden ihn sofort erbleichen sehen!

Dass in Gesundheitsfragen ein bisschen Achtsamkeit nicht schaden kann, ist klar. Ebenso klar ist aber auch, dass wir uns häufig wegen Nichtigkeiten aufregen. Ein Franzose von dreien gibt an, bei beunruhigenden Symptomen Angst vor einer schweren Krankheit zu entwickeln. Und 13 Prozent aller Krankenversicherten hegen solche Ängste ganz ohne entsprechende Symptomatik! Dieses Gefühl der Verwundbarkeit und Zerbrechlichkeit hat sich vervielfacht, seit Informationen zum Thema »Gesundheit« in jeder Fernsehzeitung und jedem beliebigen Online-Magazin zu finden sind. Das Internet und die klassischen Medien machen Gesundheitsdaten für alle verfügbar.

Allerdings ist hier Vorsicht geboten: Verfügbar heißt nicht verständlich. Das Dumme daran ist, dass die Medien ausgerechnet bei jenen Menschen allerlei Ängste auslösen, die besser und länger leben wollen. Deshalb verstehe ich nur zu gut, wie es kommt, dass man sich beim geringsten Pups gleich das Schlimmste ausmalt. Aber in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle täuscht man sich da. Meist genügt schon eine eingehendere Überprüfung der geschilderten Symptome, um festzustellen, dass der Patient seine Symptome überinterpretiert.

Wir stehen hier vor dem klassischen Paradox von 35 Jahren Patientenaufklärung: Je mehr wir über Gesundheitsfragen wissen, desto mehr Gedanken machen wir uns! Angesichts dieser Tatsache neigen wir zu der Annahme, dass junge Menschen nicht so schnell in diese Falle tappen. Doch weit gefehlt! Denn junge Menschen sind quasi ständig im Internet unterwegs. Sie sind es auch, die sich zuerst im Netz informieren, wenn sie sich Sorgen wegen ihrer Gesundheit machen. Dabei gibt es allerdings ein Problem: Nicht jeder ist in der Lage, bei Inhalten aus dem Internet die Spreu vom Weizen zu trennen, die sinnvollen Informationen von jenen, die bloß Angst auslösen, weil sie unvollständig sind oder von Seiten stammen, auf denen Leute unbeleckt von jeder Fachkenntnis ihren Mitmenschen buchstäblich jeden Mist einschwatzen. Was man da zu lesen bekommt, haut selbst ansonsten unerschütterliche Zeitgenossen aus den Socken: Das reicht von der chronischen Nebenhöhlenentzündung, die angeblich Krebs verursacht, beziehungsweise den ganz normalen Hausfliegen, die vermeintlich die Pest übertragen, über den Karottensaft, der bei Krebs die Chemo ersetzen soll, bis hin zu den Würmern, die das Gehirn auffressen, wenn man Schweinefleisch isst. Ja, solchen Quatsch habe ich tatsächlich im Internet gelesen! Da würde selbst ein Holzpferd auskeilen! Auf diese Weise wird eine Art Hysterie geschürt, die selbst beim bodenständigsten Menschen Ängste auslöst.

Und mit ein paar beruhigenden Worten ist es da gewöhnlich nicht getan. Daher habe ich mir die Zeit genommen, zu diesem Thema ein Buch zu schreiben. Dieses Buch soll Sie überzeugen, dass Ihre Beschwerden vielleicht nicht so tragisch sind, wie Sie befürchten. Seine Botschaft ist, dass uns der Tod zwar sicher ist, er aber nicht zwangsläufig sofort eintreten muss!

Darum ist der Inhalt auch in zwei große Teile gegliedert. Im ersten Teil werden wir uns mit den häufigsten Ängsten beschäftigen, nämlich vor Herzinfarkt, Krebs, Aids, Alzheimer, Parkinson, Impotenz, Unfruchtbarkeit, Viren, multipler Sklerose (MS) und schließlich dem Tod selbst. Wir werden verstehen, warum wir uns bei dem kleinsten Wehwehchen schon verloren wähnen! Im zweiten Teil hingegen wenden wir uns zwanzig durchaus häufigen Symptomen zu wie Kopfschmerzen, Zittern, Doppeltsehen, Bluthusten, Ohrgeräuschen, Schmerzen in der Brust, einer Schwellung hier, einem Knoten da … Ich werde Sie gründlich durchscannen! Ich werde jedes Mal vom Schlimmsten ausgehen (das, was Ihnen Angst macht, was Sie aber paradoxerweise zu hören erwarten), nur um Ihnen zu zeigen, dass Ihre letzte Stunde nicht gekommen sein muss, falls Sie nicht noch andere Symptome haben.

Meine Leser haben meine früheren Bücher mit so viel Begeisterung aufgenommen, dass ich zu der Überzeugung gelangt bin, man kann auch über ernste Dinge humorvoll schreiben. Unsere schlimmsten Befürchtungen müssen sich nicht zwangsläufig bewahrheiten, und selbst wenn sie eintreffen sollten, erweisen ein wenig Leichtigkeit und Distanz sich häufig als gute Weggefährten. Ich will keineswegs mit dem großen Komödiendichter Molière und seinem »eingebildeten Kranken« wetteifern, aber Sie werden sehen, dass die Kluft, die sich zwischen Ihren Ängsten und der Wirklichkeit auftut, mitunter wirklich komisch sein kann …

1

Meine zehn großen existenziellen Ängste

Das Hypochondertum, so lehrt uns die Volkskultur, ist die betrüblichste aller Krankheiten, vielleicht, weil sie alle anderen Krankheiten einschließt, zumindest in der Vorstellung derjenigen, die die harmlosesten Symptome als Anzeichen einer lebensbedrohlichen Krankheit deuten. Und schon wird der Drang, ihre Ängste auszudrücken, unüberwindlich. Diese Angst nötigt uns, die Stimme der Vernunft zu suchen, ihr zu lauschen und ihre Worte schnell wieder zu vergessen. Denn ein Mensch, der sich elend fühlt, wenn es ihm eigentlich gut geht, der überzeugt ist, dass er sich bald noch viel schlimmer fühlen wird, wenn es ihm besser geht, verschließt ganz automatisch sein Ohr für alles, was ihm seine Ängste nehmen könnte! Und welche Rolle spielt der Arzt dabei? Die des Zuhörers. Er hört zu, weil er weiß, welches Leid diese Angst auslösen kann, auch wenn sie völlig unbegründet ist. Er hört zu, weil es zum einen sein Stolz, zum anderen sein Kreuz ist, dass er ständig von seinen Mitmenschen, von Freunden, Bekannten, Unbekannten angesprochen wird, um in der Intimität der ärztlichen Praxis, aber auch in aller Öffentlichkeit wegen dieser oder jener physiologischen Anomalie Ratschläge zu geben. Er hört zu, ohne zu werten. Er hört zu, ohne zu unterbrechen. Und das ist es, was er zu hören bekommt: eine Aufzählung der tausend existenziellen Ängste, von denen ich Ihnen nun jene zehn vorstellen möchte, die am weitesten verbreitet sind.

Angst Nr. 1: Herzinfarkt

Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems sind weltweit Todesursache Nr. 1. Kein Wunder also, dass ich zuallererst Angst vor einem Herzinfarkt habe, selbst wenn ich irgendwo gelesen habe, dass von den fünfzehn bis zwanzig Millionen Opfern, die jedes Jahr auf sein Konto gehen, mehr als drei Viertel in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen sterben. Und dass Frankreich in dieser Statistik ohnehin besser abschneidet als zum Beispiel Großbritannien oder die Länder im Norden Europas. Ja, dass Frankreich einen erstaunlichen Rückgang der Letalitätsrate nach dreißig Tagen (Anzahl der an einer bestimmten Erkrankung nach dreißig Tagen Verstorbenen) vorweisen kann: 13,7 Prozent im Jahr 1995, 4 Prozent seit dem Jahr 2010. Auch in Deutschland ist die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den vergangenen fünfzig Jahren um 60 Prozent gesunken.

Ich drehe trotzdem durch. Welche meiner lebenswichtigen Arterien wird sich verschließen? Eine Herzkranzarterie, was meinem Herzen den lebenswichtigen Sauerstoff nimmt? Eine Hirnarterie, deren Ausfall mein Gehirn dem einer Schnecke gleichmacht? So oder so, das Ende wird schrecklich sein! Ich stelle mir die Szene lebhaft vor: Ist es eine Herzkranzarterie, bekomme ich mörderische Schmerzen in der Brust, die bis in die Arme und in die Kiefer ausstrahlen. Ich habe darüber schon so viel gelesen, dass ich an dem Tag, an dem Fall X vielleicht eintritt, schlicht ausflippe. Ich werde wissen, was los ist. Verstehen, was mit mir passiert. Dann kommt zum Infarkt noch die Panik! Verschließt sich dagegen ein Blutgefäß im Gehirn, stürze ich zu Boden, um danach bestenfalls im Rollstuhl aufzuwachen, weil ich gelähmt bin und nur noch vor mich hin vegetieren kann. Ein Pflegefall. Ich träume nur noch davon, eines Abends endlich friedlich und für immer einzuschlafen. Ohne den Tod kommen zu sehen …

Angst Nr. 2: Krebs

Sollte ich wie durch ein Wunder dem Herz-Kreislauf-Versagen entkommen, dann wird mich bestimmt der Krebs holen. Ich habe einfach so ein Gefühl, als sei er in mir bereits am Werk, fresse sich heimlich durch meine Eingeweide, bis dann endlich seine Stunde kommt. Wie viele Leitartikel in Zeitschriften beschäftigen sich mit dieser Krankheit? Wie viele Fernsehberichte werden Woche für Woche über diese Geißel der Menschheit gesendet? Um vom Radio erst gar nicht zu sprechen, denn schon das Wort erinnert mich an die Radiologie und die Untersuchungen, denen man sich seinetwegen unterzieht. Das Thema ist ein Dauerbrenner. Es macht immer wieder Schlagzeilen, weil man so mehr Hefte verkauft. Ist das nicht der beste Beweis, dass der Krebs heute allgegenwärtig ist?

Ich kenne unzählige Verwandte und Bekannte, bei denen man dieses unsägliche Krabbeltier diagnostiziert hat. Unzählige Freunde, denen man die halbe Lunge entfernt hat oder die eine zermürbende Chemotherapie hinter sich haben. Brustkrebs? Davon hört man doch täglich. Ich weiß, dass er die häufigste Krebsart bei Frauen ist. Der Prostatakrebs? Dito, nur halt bei Männern. Immer wenn meine Gesundheit angeschlagen ist und ich mich nach der Ursache frage, fällt automatisch auch dieses Wort: Krebs! Wie ein Fallbeil, das herabsaust.

Wie viele Menschen aber befinden sich nun im Fadenkreuz der Krankheit? In Frankreich sind es pro Jahr rund 380 000. In Deutschland etwa 470 000, was pro Kopf in etwa dieselbe Rate ergibt. Mehr Männer als Frauen. Und das sind nur die Neuerkrankungen. Freilich, es heißt, dass die Sterblichkeit zurückgeht, dass man Krebs behandeln kann und es sogar Remissionen gibt, was bedeutet, dass der Tumor vorübergehend oder dauerhaft verschwindet. Na klar …

Ich sehe die Dinge anders. Ich sehe, dass in Frankreich Jahr für Jahr ungefähr 150 000 Menschen an Krebs sterben, in Deutschland sind es circa 220 000). Das sind zwei (oder drei) Riesen-Fußballstadien bis an den Rand voll mit Menschen! Da ist es doch nur verständlich, dass ich meinen Schönheitsfleck misstrauisch betrachte. Er könnte ja auch ein Melanom sein. Und sobald ich Kopfschmerzen habe, vermute ich einen Hirntumor. Wenn ich kaum noch pinkeln kann, nehme ich an, dass meine Prostata den Geist aufgibt. Ich fühle mich, als würde ich bei lebendigem Leib gehäutet!

Angst Nr. 3: Aids

Mittlerweile sind es vierzig Jahre, dass Aids mir das Leben vergiftet. Nein, ich bin nicht HIV-positiv. Das Virus, das aussieht wie ein Tennisball mit Härchen, quält mich trotzdem. Über Aids habe ich alles gelesen. Ich weiß also, dass homosexuelle Männer eher daran erkranken als heterosexuelle. Dass Drogensüchtige stärker gefährdet sind als andere Menschen. Und dass Leute, die eine Bluttransfusion brauchen, dieser geheimnisvollen Krankheit mitunter einen mörderischen Tribut zahlen müssen, auch wenn sie nie auch nur das geringste Risikoverhalten gezeigt haben. Trotzdem lebe ich in ständiger Angst vor Ansteckung.

Ich schlafe seit Jahren mit derselben Person. Aber gilt das auch für meine Partnerin? Und wenn wir über das Thema so gut informiert sind, wie kommt es dann, dass es Jahr für Jahr Tausende Neuinfektionen gibt? Man behauptet, dass das Virus nur durch Blut übertragen wird, also nur beim Geschlechtsakt oder wenn zwei Leute dieselbe Spritzennadel verwenden, um sich einen Schuss zu setzen. Aber dann heißt es wieder, dass das Virus im Speichel überlebt. Und der Speichel, der kommt schon eher herum. Ein Küsschen hier, ein wenig Speichel am Tassenrand da oder ein Niesen – was weiß ich denn? Und wenn ich hundertmal vernommen habe, dass ich es nicht bekommen kann, wenn ich auf einem Toilettensitz Platz nehme, verkneife ich mir das Pinkeln eher, als an der Autobahntankstelle aufs Klo zu gehen. Die Bedrohung durch diese Krankheit hat mich zum Ayatollah der Prophylaxe werden lassen.

Und natürlich ängstige ich mich auch um meine Kinder, seit ich gelesen habe, dass drei von zehn Jugendlichen eine völlig falsche Vorstellung von Aids und seinen Übertragungswegen haben. Ein Beispiel: 17 Prozent aller Jugendlichen glauben, dass es reicht, nach dem Geschlechtsverkehr eine »Pille danach« einzunehmen, um sich gegen eine HIV-Übertragung zu schützen! Schön wär’s ja. Und noch ein Beispiel: Mehr als ein Erwachsener von fünf ist überzeugt, dass man Aids behandeln kann! An diesem Punkt werden meine Träume zu Albträumen.

Angst Nr. 4: Alzheimer

Ich hatte ja immer schon Gedächtnislücken, habe vergessen, Rechnungen zu bezahlen, wusste nicht mehr, wo ich meine Geburtsurkunde aufbewahre, habe ein Rendezvous versäumt – aber jetzt, das schlägt dem Fass echt den Boden aus! Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht kopflos wie ein Huhn durch die Wohnung renne, weil ich die Autoschlüssel nicht finde, oder dass ich Gott und die Welt verdächtige, mir mein Handy geklaut zu haben, obwohl es in der Innentasche meines Mantels steckt. Ich kann die vage vertrauten Gesichter kaum noch zählen, die mir in den Bürokorridoren begegnen und denen ich ein leises »Hallo« zuflüstere, bevor ich mich schleunigst verdrücke, weil ich nicht mehr weiß, wer das eigentlich ist. Oder die Worte, die mir auf der Zunge liegen, ohne dass ich sie von dort herausbrächte. Oder die Titel der Filme, die ich gesehen, der Bücher, die ich gelesen habe. Denn ich lese ganz schön viel. Und nicht nur das: Ich gehe aus, ich plaudere mit Freunden, ich spiele Sudoku, mache Kreuzworträtsel. Mit einem Wort: Ich halte meine Neuronen fit.

Dennoch weiß ich, dass Alzheimer auf mich lauert. Die Krankheit lauert ja schließlich auf alle Welt. Warum sollte sie mich verschonen? Die einzige Frage, die sich da noch stellt, ist doch: Bin ich fit genug, dass ich nur normalen Alzheimer bekomme? Oder erwartet mich vielleicht die Frühform? Denn diese Frühform gibt es …

Ich mag Ihnen ja gar nicht erzählen, wie es mir ging, als ich das herausgefunden hatte. Ungefähr 3 Prozent aller Alzheimer-Erkrankten sind davon betroffen. Und schließlich bin ich bei solchen Sachen immer der Gelackmeierte. In meinen Augen gibt es keinen Zweifel, die kleinen Gedächtnislücken, die ich anfangs erwähnt habe, sind ein eindeutiger Beweis dafür, dass die Krankheit mich längst am Wickel hat. Mich dagegen auflehnen? Wozu? Gegen die Zellalterung lässt sich nichts machen. Das habe ich gelesen. Ich weiß auch, dass es ohnehin schon zu spät ist, wenn die Krankheit ausgebrochen ist. Ein winziger Augenblick, und der Wurm ist im Apfel. Vermutlich werde ich bald meine Socken im Kühlschrank stapeln.

Angst Nr. 5: Parkinson

150 000 Personen in Frankreich! Und in Deutschland sind aktuell ungefähr 400 000 Menschen an Parkinson erkrankt. Man stelle sich das einmal vor! Gehöre ich also nicht zu den Krebstoten, deren Zahl alljährlich Fußballstadien füllen würden, lande ich garantiert in einer der beiden anderen Arenen: denen, deren Ränge mit Parkinson-Erkrankten besetzt werden.

Noch so eine degenerative Erkrankung, von der es heißt, sie sei unheilbar. Allerdings kennt man Parkinson nicht erst seit gestern. James Parkinson hat die Krankheit zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckt. Eigentlich Zeit genug, um sie in den Griff zu bekommen. Aber nichts. Auch heute, immer noch nichts. Die Forscher forschen. Statt eine Lösung zu finden. Ich frage mich allmählich, ob die nicht heimlich für die Pharmaindustrie arbeiten, die an Parkinson schließlich eine Unmenge Geld verdient. Ob ich ein bisschen paranoid bin? Na, Grund genug dafür hätte ich ja.

James Parkinson hat die Krankheit schon bei seiner Entdeckung als »Zitterlähmung« bezeichnet. Ich stehe ja wirklich auf widersprüchliche Begriffe, aber doch nur in der Literatur. »Zitterlähmung«? Und das jagt Ihnen keine Angst ein? Mir schon. Ich fange bereits jetzt an zu zittern. Sehen Sie: Das Zittern ist doch das allererste Symptom der Krankheit. Und Grund, sich zu fürchten, gibt es reichlich, kommt der Tatterich doch recht häufig: wenn ich den Thermostat runterdrehe. Wenn mein Chef mich zu sich zitiert. Wenn ich mir kurz nacheinander einen Verdauungsschnaps, einen Kaffee und eine Zigarette genehmige. Ich zittere immer wieder. Ich habe schon bei meiner Geburt gezittert. Das haben mir meine Eltern erzählt. Niemand weiß genau, was die Ursache für Parkinson ist, aber es heißt, dass die Krankheit in seltenen Fällen auch vererbt wird. Das ist wahrscheinlich die Form, die ich habe. Es bleibt also in der Familie. Immerhin …

Angst Nr. 6: Impotenz

Ich will hier gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Ich kriege keinen mehr hoch! So, jetzt ist es raus. Gestern habe ich es gemerkt. Wie meinen? Einmal ist keinmal? Schön wär’s! Sie hätten mich mal sehen sollen. Das war alles andere, nur kein Pumpenschwengel. Außerdem haben wir alles versucht. Nichts zu machen. Ganz der softe Mann.

Bin ich jetzt überhaupt noch ein Mann? Ich spüre, wie meine Männlichkeit allmählich verkümmert. Die Scham macht sich breit, die Schuldgefühle ziehen mich runter. Je mehr ich daran denke, desto weniger klappt es. Je weniger es klappt, desto mehr denke ich darüber nach! Außerdem ist das Thema ein echtes Tabu. Wie machen das die zwei bis drei Millionen betroffenen Franzosen nur? Reden die drüber? Mit wem? Mit meinem Arzt? Aber ich habe eine Ärztin! Ob ich wohl wechsle? Zu einem Mann? Was ich wohl für ein Gesicht machen würde, würde ich ihn im Supermarkt um die Ecke treffen?

Ich weiß ja, dass es da allerhand Wundermittelchen gibt, die Männer mit Erektionsstörungen helfen sollen. Aber stellen Sie sich mal vor, Sie fragen Ihre Apothekerin nach so was. Am schlimmsten wäre es, wenn sie so täte, als wäre das ganz normal. Ich weiß, dass sie weiß. Und sie weiß, dass ich weiß, dass sie weiß …

Ich bin hilflos, unfähig, mit dem Thema umzugehen, dabei war ich früher immer so locker, wenn es um solche Dinge ging. Was verbirgt sich nur hinter diesem Missgeschick? Eine multiple Sklerose vielleicht? Oder Parkinson im Anfangsstadium? Sofern nicht das Alter alles erklärt. In diesem Fall darf ich mich wohl darauf einstellen, dass ich mein Sexualleben zu Grabe tragen kann, und das im besten Alter, wo man endlich genug Erfahrung hat, um auch mal lockerzulassen. Ich bin gerade mal fünfzig und habe ein Problem: Mein Geschlechtsteil ist dem allem nicht gewachsen. Im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Jetzt und in Zukunft.

Angst Nr. 7: Unfruchtbarkeit

Jetzt versuchen wir es schon seit sechs Monaten, das mit dem Baby. Die Euphorie der ersten Wochen war genauso überwältigend wie die Angst, die mittlerweile jede unserer zärtlichen Begegnungen begleitet. Ob ich unfruchtbar bin? Und wenn ich keine Familie gründen kann, unserem Leben als Paar keinen höheren Sinn geben? Ein Paar besteht immer aus zwei Menschen. Wer von uns wohl das Problem ist?

Früher hat sich das von selbst verstanden: Man hat immer zuerst der Frau die Schuld gegeben. Das war natürlich praktisch, wenn auch nicht unbedingt fair. Heute aber weiß man, dass Unfruchtbarkeit nicht in jedem Fall reine Frauensache ist. In einem Drittel der Fälle liegt es an beiden Partnern, in einem Viertel trägt der Mann allein die Schuld.

Schuld? Vermutlich ein schlecht gewähltes Wort. Und doch, woher kommen nur immer diese Schuldgefühle? Dass unter 400 Millionen Spermien, die bei einer Ejakulation im Durchschnitt freigesetzt werden, nicht ein einziges stabil genug ist, um seine Mission zu erfüllen, ist unfassbar. Aber wo liegt denn nur das Problem? Sind es vielleicht zu viele Samenzellen? Sind sie zu träge? Haben sie nicht die richtige Form? Oder ist das Ei nicht in Ordnung?

Sechs Monate stellen wir uns jetzt schon diese Fragen. Und unserem Arzt, der uns darauf mit allgemeinen Informationen versorgt: Von Unfruchtbarkeit spricht man erst, wenn es zwei Jahre lang nicht geklappt hat. Das hat er uns mindestens hundertmal gesagt. Man rät mir, ruhig zu bleiben und an das Baby zu glauben. Aber ich werde ja auch immer älter. Die Zeit verfliegt, und der Druck steigt. Und wenn wirklich in zwei Jahren ein Kind da sein sollte, wird es auch gesund sein? Oder hat es vielleicht zu viel Stress abbekommen?

Heute Abend versuchen wir es wieder. Aber ich kann schon nicht mehr dran glauben.

Angst Nr. 8: Viren

Ich habe etwas gegen Viren. Viren jagen mir Angst ein, weil sie mikroskopisch klein sind, unsichtbar, ungreifbar. Man weiß nie, wie sie aussehen oder was wirklich dahintersteckt. Denn es kann eine ganze Menge damit einhergehen: Gelbfieber, Hepatitis, Gehirnhautentzündung, Enzephalitis, Aids, Tollwut, Pfeiffer’sches Drüsenfieber, Magenschleimhautentzündung, Grippe und was weiß ich noch alles.

Soll ich mich nun gegen Grippe impfen lassen? Vor Spritzen habe ich Angst. Steht das Land wirklich vor einem neuerlichen Ausbruch der Tollwut? Vielleicht. Aber im Ausland ist es auch nicht besser. Ich fahre ohnehin nicht gern weg, weil ich mich des Gedankens nicht erwehren kann, dass ich mich dort anstecken könnte, wenn auch nur ein Hund in weniger als hundert Metern Entfernung vor mir auftaucht. Ich sollte in die Antarktis ziehen: Dort gibt es wenigstens keine Tollwut. Andererseits fange ich mir dort vielleicht eine Bronchitis ein.

Ich habe etwas gegen Viren, weil Viren uns wirklich schaden können. Da ist zum Beispiel das Virus, das Magenschleimhautentzündungen verursacht. Ich bin mir sicher, dass es mich erwischt, kurz bevor ich zum Skifahren aufbreche. Und das Windpockenvirus wird meine Kinder kurz vor Schulanfang mattsetzen. Außerdem habe ich etwas gegen Viren, weil sie sich verändern. Das habe ich gelesen. Das Grippevirus zum Beispiel ändert sich jedes Jahr. Das Aidsvirus setzt den Forschern seit Jahrzehnten erfolgreich Widerstand entgegen.

Viren jagen mir so viel Angst ein, dass ich schon seit Jahren keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutze, dass ich immer Handschuhe anhabe, dass ich keine Menschen um mich herum ertragen kann und dass ich es nicht aushalte, wenn jemand mir bei einem Gespräch in die Augen schaut. Ich habe einen derartigen Widerwillen gegen Viren, dass ich ständig ein Desinfektionsspray mit mir herumschleppe. Und ich wasche mir zwanzigmal am Tag die Hände. Ich weiß, das hört sich an, als hätte ich eine ausgewachsene Zwangsstörung. Denn tatsächlich verbrauche ich literweise Desinfektionsmittel. Was natürlich die Haut an meinen Händen austrocknen lässt, sodass ich einen ständigen Juckreiz verspüre. Der mir ehrlich Sorgen macht.

Angst Nr. 9: multiple Sklerose (MS)

Wenn es eine Krankheit gibt, die mich wirklich lähmt, dann ist es diese. Ich weiß, dass sie jeden Teil des zentralen Nervensystems lahmlegen kann, dass sie eher Frauen betrifft als Männer, und natürlich habe ich mich mit den Symptomen eingehend auseinandergesetzt. In dieser Hinsicht überrascht mich nichts mehr – weder meine Gedächtnislücken noch dieser Augenblick der Unaufmerksamkeit, bevor ich das Gleichgewicht verliere wie letzte Woche, als ich im Aufzug gestürzt bin. Aber auch diese merkwürdigen Momente in der Nacht, wenn ich aufwache und feststelle, dass meine Hand eingeschlafen ist und es in meinen Armen kribbelt. Ich achte auf die Zeichen, damit ich nicht im Netz dieser verdammten Krankheit lande, die mir das Leben vergällt, lange bevor ich mich tatsächlich mit körperlichen Einschränkungen abfinden muss.

Ich kann mir keine andere Zukunft vorstellen als die im Rollstuhl, unbeweglich, gequält von unsagbaren Problemen mit dem Wasserlassen. Und jeden Tag bedaure ich es mehr, dass ich mich gegen Hepatitis B habe impfen lassen. Ach, wäre ich an jenem Tag doch nur ins Schwimmbad gegangen! Aber natürlich hatte ich Angst, mir dort irgendeinen Pilz einzufangen. Bestimmt vergiftet diese verfluchte Impfung nun meine Nervenfasern und überzieht sie mit Plaques, mit Ablagerungen, auch wenn alle wissenschaftlichen Studien dazu das Gegenteil behaupten. Hat nicht schon Oma immer gesagt, dass es keinen Rauch ohne Feuer gibt? Und recht hatte sie.

Angst Nr. 10: Das Leben und der Tod

Für mich ist das Leben wie eine unendlich lange Krankheit, denn es endet schließlich mit dem Tod. Wir sind alle sterblich. Und das ist nicht zum Lachen, denn mein Leben ist nichts als Leid, Unbehagen und ständige Obsession. Ich frage mich ständig, wie ich wohl sterben werde. Leidend oder im Schlaf? Gewaltsam oder friedlich? Werde ich die Zeichen erkennen und akzeptieren, oder werde ich versuchen, dem Tod noch ein Quäntchen Leben abzupressen? Allein oder begleitet? Im Krankenhaus oder zu Hause?

Ich habe Angst vor dem Sterben: um meinetwillen, aber auch um der Menschen willen, die ich zurücklasse. Ich weiß, wie sehr sie leiden werden. Ich nehme ihr Leiden vorweg und erlebe es an ihrer statt. Die Aussicht allerdings, endlich alle Viren, Pilze und Bakterien loszuwerden, die mir auflauern, stimmt mich friedlich. Und dann wieder: »Sechs Fuß unter der Erde«, da sind doch jede Menge Tierchen unterwegs.

Alles in meinem Leben macht mir Angst. Ich bin stets auf der Hut, habe an nichts Freude. Schon wenn ich mich zum Essen hinsetze, fange ich an, mir Gedanken zu machen. Esse ich auf, werde ich dick. Werde ich dick, dann steigt mein Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen. Dann verkleben meine Arterien, und los geht das Drama. Esse ich nichts, werde ich dünner. Aber immer dünner zu werden ist eins der Alarmsignale für Krebs, denn das ist bei allen Krebsarten so! Ich verbringe meine Zeit damit, mich zu fragen, aus welcher Ecke mich der letzte Schlag wohl ereilen wird. Carpe diem – genieße den Tag? Keine Ahnung, wie das gehen soll!

2

All meine Symptome

Mein Kopf tut mir so weh