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Diplomarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Multimedia, Internet, neue Technologien, Note: 1,5, Hochschule der Medien Stuttgart (Frauenhofer Institut IAO), Sprache: Deutsch, Abstract: Die verschiedenen sich in einer Community treffenden Menschen mit [...] etablieren verschiedenartige Netze mit Expertenwissen. Die Knowledge-Communities sind folglich ein gutes Mittel, um dort das individuelle Fachwissen zu potenzieren. Eine der größten Herausforderungen an das Wissensmanagement in Knowledge-Communities besteht darin, die Menschen – darunter Fach-Experten – zur Weitergabe ihres eigenen Wissens zu motivieren sowie die Bereitschaft zur Wissensgenerierung anderer dort agierender Teilnehmer mit Anreizen zu erhöhen, welche die Motivation im Sinne der Erreichung der Ziele und Erwartungen stärken soll. Diese Arbeit konzentriert sich auf die Hauptprobleme des Wissensaustausches in den Knowledge-Communities unter Berücksichtigung technikinduzierter Fragestellungen computervermittelter Kommunikation (CvK). U.a. befasst sie sich mit folgenden Fragestellungen: wie kann die Etablierung und Aufrechterhaltung einer professionellen Knowledge-Community die einzelnen Nutzer nicht nur auf sachlicher Ebene, d.h. rational und pragmatisch, sondern auch in emotionaler Hinsicht mit dem System verbinden, so dass die Erwartungen der Teilnehmer möglichst umfassend erfüllt werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei Hilfsmittel bzw. Werkzeuge, die den Teilnehmern bei Bedarf zusätzlich zur Verfügung gestellt werden können, die zur verstärkten Nutzung bzw. zum aktiven und effektiven Austausch der Beteiligten anregen sollten. Die Problemfelder, die unter Berücksichtigung technikinduzierter Fragestellungen der CvK zum Tragen kommen, werden im Zusammenhang mit dem Aspekt der Wissenskommunikation in Knowledge-Communities untersucht, die teilweise durch verschiedene Theorien erklärbar sind. Zu diesem Zweck wird eine Reihe von Theorien und Ansätzen der CvK herangezogen, die sich in ein Medienökologisches Rahmenmodell integrieren lassen. Um ein besseres Verständnis der Organisationsstrukturen, die bei Knowledge-Communities anzutreffen sind, zu ermöglichen, werden die Eigenschaften ausgewählter klassischer aber auch moderner motivationaler Organisationsansätze untersucht und mit den spezifischen Eigenschaften der Knowledge-Communities verglichen. Ebenfalls werden die bestehenden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen und klassischen Organisationsansätzen aufgezeigt. Hierfür wird [...] der gängigsten Motivationstheorien gegeben. Die Ausarbeitung dieser Motivationstheorien soll eine unterstützte Hilfe geben, um eine Aussage über die entsprechenden Anreize [...]
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Veröffentlichungsjahr: 2010
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Kurzfassung
Die verschiedenen sich in einer Community treffenden Menschen mit den gleichen Bedürfnissen etablieren verschiedenartige Netze mit Expertenwissen. Die Knowledge-Communities sind folglich ein gutes Mittel, um dort das individuelle Fachwissen zu potenzieren. Eine der größten Herausforderungen an das Wissensmanagement in Knowledge-Communities besteht darin, die Menschendarunter Fach-Experten - zur Weitergabe ihres eigenen Wissens zu motivieren sowie die Bereitschaft zur Wissensgenerierung anderer dort agierender Teilnehmer mit Anreizen zu erhöhen, welche die Motivation im Sinne der Erreichung der Ziele und Erwartungen stärken soll.
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Hauptprobleme des Wissensaustausches in den Knowledge-Communities unter Berücksichtigung technikinduzierter Fragestellungen computervermittelter Kommunikation (CvK). U.a. befasst sie sich mit folgenden Fragestellungen: wie kann die Etablierung und Aufrechterhaltung einer professionellen Knowledge-Community die einzelnen Nutzer nicht nur auf sachlicher Ebene, d.h. rational und pragmatisch, sondern auch in emotionaler Hinsicht mit dem System verbinden, so dass die Erwartungen der Teilnehmer möglichst umfassend erfüllt werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei Hilfsmittel bzw. Werkzeuge, die den Teilnehmern bei Bedarf zusätzlich zur Verfügung gestellt werden können, die zur verstärkten Nutzung bzw. zum aktiven und effektiven Austausch der Beteiligten anregen sollten.
Die Problemfelder, die unter Berücksichtigung technikinduzierter Fragestellungen der computervermittelten Kommunikation (CvK) zum Tragen kommen, werden im Zusammenhang mit dem Aspekt der Wissenskommunikation in Knowledge-Communities untersucht, die teilweise durch verschiedene Theorien erklärbar sind. Zu diesem Zweck wird eine Reihe von Theorien und Ansätzen der computervermittelten Kommunikation (CvK) herangezogen, die sich in ein Medienökologisches Rahmenmodell integrieren lassen. Um ein besseres Verständnis der Organisationsstrukturen, die bei Knowledge-Communities anzutreffen sind, zu ermöglichen, werden die Eigenschaften ausgewählter klassischer aber auch moderner motivationaler Organisationsansätze untersucht und mit den spezifischen Eigenschaften der Knowledge-Communities verglichen. Ebenfalls werden die bestehenden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen und klassischen Organisationsansätzen aufgezeigt. Hierfür wird eine zusammenfassende Darstellung der gängigsten Motivationstheorien gegeben.
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Die Ausarbeitung dieser Motivationstheorien soll eine unterstützte Hilfe geben, um eine Aussage über die entsprechenden Anreize machen zu können, die in Knowledge-Communities zur Steigerung der Kooperationsbereitschaft beiträgt.
Schlüsselwörter:Virtuelle Communities, Knowledge-Communities, Wissensmanagement, das Medienökologische Modell, explizites und implizites Wissen, Face-to-Face-Kommunikation (FtFK), computervermittelte Kommunikation (CvK), Motivation, Anreizsysteme, technikinduzierte Problemfelder.
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Abkürzungsverzeichnis 6
Abkürzungsverzeichnis
BtB Body-to-Body bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise CMC (engl.) computer-mediated-communication CvK computervermittelte Kommunikation FtFK Face-to-Face-Kommunikation FtF Face-to-Face ggf. gegebenenfalls i.d.R. in der Regel o.ä. oder ähnliches u.a. unter anderem vs. versus z.B. zum Beispiel z.T. zum Teil
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Abbildungsverzeichnis 7
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Maslow´sche Pyramide ................................................................ 42 Abbildung 2: Das Medienökologische Rahmenmodell ...................................... 93 Abbildung 3: Rahmenkonzept für Knowledge-Communities(intra-
organisationell)................................................................................................ 107 Abbildung 4: Rahmenkonzept für Knowledge-Communities(extra-
organisationell)................................................................................................ 108 Abbildung 5: Frage 2: Welcher Branche/welchem Gewerbe würden Sie Ihr
Unternehmen zuordnen? N=97 ....................................................................... 109 Abbildung 6: Frage 7: Bitte geben Sie an, welche Position Sie im
Unternehmen einnehmen. N=96 ..................................................................... 110
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Scientific Management versus Knowledge-Communities ................. 37 Tabelle 2: Betriebliche Organisationslehre versus Knowledge-Communities ... 39 Tabelle 3: Human-Relations-Ansatz versus Knowledge-Communities ............. 40 Tabelle 4: Maslow´sche Bedürfnispyramide versus Knowledge-
Communities ..................................................................................................... 43 Tabelle 5: Motivatoren und Hygiene-Faktoren nach Herzberg .......................... 45 Tabelle 6: Motivatoren und Hygiene-Faktoren nach Herzberg .......................... 46 Tabelle 7: Extrinsische und intrinsische Bedürfnisse am Arbeitsplatz. .............. 49 Tabelle 8: Systemorientierte Ansätze versus Knowledge-Communities ........... 50 Tabelle 9: Lernende Organisationen (LO) versus Knowledge-Communities ..... 53 Tabelle 10: Virtuelle Organisationen (VO) versus Knowledge-Communities .... 55 Tabelle 11: Formen der asynchronen und synchronen CvK (Auswahl) ............ 79
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Persönliche Netzwerke stellen den entscheidenden Faktor für den Informations-und Wissensaustausch zwischen Individuen dar. Viele Unternehmen sehen die Etablierung von Wissens-Communities (Knowledge-Communities), je nach Bedarf und Zielsetzung, als einen wichtigen Erfolgsfaktor und eine Möglichkeit zur Steuerung der Unternehmensstruktur. Die Frage, warum Communities gerade heute im Kontext von Wissensmanagement in das Blickfeld rücken, hängt eng damit zusammen, dass das Wissensmanagement mehr an den Menschen und ihren Bedürfnissen orientiert werden sollte.
Insbesondere zeigt sich in der letzten Zeit die zunehmende Bedeutung professioneller Communities in den Unternehmen als virtuelle Aggregation von Spezialisten mit ihrem Know-how. Es ist daher eine wesentliche Herausforderung für die Unternehmen auf das virtuell organisierte Know-how und Wissen von Experten zurückzugreifen, den Austausch mit und zwischen Experten zu führen, d.h. zu aktivieren und zu motivieren. Mitunter zeigen diese Know-how-Spezialisten oder Experten ein größeres Interesse in den Experten-Knowledge-Communities außerhalb des Arbeitsplatzes und weniger innerhalb einer klassischen Organisation.
Für den Wissensaustausch und die damit verbundenen Prozesse, darunter auch sozialpsychologische Prozesse, kommen in der computervermittelten Kommunikation (CvK) im Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation (FtFK) vielschichtige Problemfelder zum Tragen. Diese können dazu führen, dass die erhofften Gewinne, die aus der Interaktion zwischen den Individuen und in Gruppenprozessen entstehen können, nicht realisiert werden. Eine gute und professionelle technische Unterstützung allein, stellt leider nicht die Lösung aller Problemstellungen dar. Diese wird von einer Vielzahl soziologischer, organisa-torischer und individueller Faktoren beeinflusst. Obwohl im Bereich der Knowledge-Communities sowie im Bereich der computervermittelten Kommunikation (CvK) schon eine Fülle von Veröffentlichungen vorliegt, erfolgt eine explizite Betrachtung der Problemfelder, die in der computervermittelten Kommunikation (CvK) auftreten können, in der Literatur eher selten. Zumal existiert kaum wissenschaftliches Material über die Entstehung, die Motivation, die Anreizsysteme und das Management von professionellen
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Virtuellen Communities. Ein sehr wichtiger Beitrag auf diesem Forschungsgebiet sind u.a. die Untersuchungen und Studien von Döring1. Aus diesem Grund setzt sich diese Arbeit mit den Problemfeldern der computervermittelten Kommunikation (CvK) in den Knowledge-Communities ausei-nander, die vor allem die technikinduzierten Fragestellungen solch einer Kommunikation berücksichtigen soll. Sie greift diese Forderungen auf, führt in konzeptionelle Grundlagen ein und entwickelt darauf aufbauend ein Rahmenkonzept für das Wissensmanagement in Expertennetzwerken.
Es gibt mittlerweile in der Literatur sehr viele Ausprägungen, Kategorisierungen und Arten von Virtuellen Communities. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Knowledge-Communities und den Problemfeldern der Kommunikation bzw. der Interaktionsprozesse zwischen den Teilnehmern, die in der computervermittelten Umgebung stattfinden. Der Bedarf, den solch eine Community abdecken soll, ist der Wissensaustausch. Ihr Ziel ist es, das Wissen möglichst unkompliziert und schnell zu vermitteln, d.h. eine Plattform zu bieten um nach Wissen zu suchen und um Wissen anbieten zu können.
Zum einen sind die Gründe zu finden, aus denen Wissen weitergegeben und angenommen wird, wie z.B. Motivation und Vertrauen. Zum anderen soll folgenden Fragen in dieser Arbeit nachgegangen werden: Welche Anreize bzw. Anreizsysteme müssen geboten werden, um die Teilnehmer zur aktiven Kommunikation zu motivieren und um eine bestimmte Leistung zu erbringen? Muss das Gleichgewicht zwischen Anreiz und Beitrag hergestellt werden, um eine ergebnisorientierte Kommunikation bzw. Wissensaustausch aufrechtzuerhalten? Hierfür werden relevante Ansätze aus der Literatur herangezogen, die sich mit Anreizsystemen in virtuellen Gemeinschaften befassen. Es wird untersucht, mit welchen theoretischen Ansätzen: Anreizsysteme, motivationale Ansätze, Organisationsansätze etc. der in der Community stattfindende Wissensaustausch bzw. Kommunikation intensiviert werden kann.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Einfluss der computervermittelten Kommunikation (CvK) in den Knowledge-Communities und seine Auswirklungen auf den Wissensaustausch bzw. den Interaktionsprozess unter Berücksichtigung der technikinduzierten Fragestellungen zu untersuchen. Es wird der Frage nachgegangen, wie sich die sozialpsychologischen Aspekte bei dieser Form der Kommunikation entwickeln bzw. inwieweit diese sich von der menschlichen Fa-1Vgl. Döring, 2003, 2004
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ce-to-Face-Kommunikation (FtFK) unterscheiden. Welche Problemfelder kommen dabei zum Tragen? Es wird angestrebt, dass die technikinduzierten Defizite sowohl mittels technischer Kommunikationsmedien, als auch von den Kommunizierenden selbst situativ und natürlich auf unterschiedliche Weise kompensiert werden.
Aufbauend auf vielen theoretischen Befunden sowie unter Berücksichtigung des Medienökologischen Rahmenmodells, wird in dieser Arbeit ein spezifisches Rahmenmodell unter Berücksichtigung der technikinduzierten Fragenstellungen der computervermittelten Kommunikation (CvK) für Knowledge-Communities entwickelt. Dieses wird aus eigenen und aus der Fachliteratur gewonnenen Erkenntnissen zusammengestellt. Gleichzeitig werden anhand dieses Modells die Defizite der computervermittelten Kommunikation (CvK) aufgegriffen, wie die persönlichen sozialen Barrieren (dysfunktionales Verhalten, reduzierte soziale Präsenz, apersonale Beziehungsstrukturen, Vertrauensaufbau, Fehlen von non-und paraverbalen Hinweisreizen, erschwerte Steuerung der Interaktionsprozesse) sowie die technikinduzierten und diese in Verbindung mit organisationstheoretischen und kommunikations-technischen Fragen- und Problemstellungen. Das Modell soll helfen, diese Aspekte besser zu verstehen und damit auch wirkungsvoller zu berücksichtigen, zu verändern sowie mit den Verbesserungs-vorschlägen und erarbeiteten Lösungen vorhandene Defizite zu kompensieren. Bevor das Modell entwickelt wird, werden eine Reihe von Theorien, theoretischen Ansätzen sowie eine empirische Studie vorgestellt. Diese Erkenntnisse fließen bei der Anwendung der vorherrschenden Erklärungsansätze in die Lösung dieser Arbeit ein.
Abschließend werden Verbesserungsmöglichkeiten für die computervermittelte Kommunikation (CvK) in den Knowledge-Communities vorgeschlagen, um das Interesse an weiterer Forschung auf diesem Gebiet anzuregen. Wichtige Aussagen und Begriffe werden nachfolgendkursivhervorgehoben.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel. Die Grobstruktur besteht aus einem einleitenden Teil (Kapitel 1), einem Grundlagenteil (Kapitel 2), einem Hauptteil (Kapitel 3 und Kapitel 4), einem empirischen Teil (Kapitel 5) und der Zusammenfassung (Kapitel 6).
Im Anschluss an das vorliegende einleitende Kapitel werden im Kapitel 2 die für das Verständnis dieser Arbeit notwendigen Grundlagen im Bereich Wissens- management erörtert und es wird ein Bezugsrahmen für spätere Kapitel ge-
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schaffen. Insbesondere werden für die Erarbeitung des Rahmenkonzepts passende und praxistaugliche Definitionen von Wissensmanagement erörtert, vor allem für das Wissensmanagement mit Knowledge-Communities. Für die weitere Betrachtung von Knowledge-Communities werden zu Beginn Virtuelle Communities angesprochen, die als Basis für alle netzbasierte Kommunikation sowie Kollaboration zwischen Individuen und Gruppen gelten. Der weitere Fokus dieses Kapitels liegt in den Expertennetzwerken als professionelle Knowledge-Communities, die unter Berücksichtigung der Fragestellungen der CvK in den folgenden Kapiteln zum Thema dieser Arbeit gemacht werden. Nach einer kurzen Darstellung des Themengebiets Anreizsysteme aus dem vorangegangenen Kapitel 2, werden im Kapitel 3 motivationale Ansätze betrachtet. Es wird ein Überblick über theoretische Ansätze aus der Literatur gegeben, die sich mit Motivationssystemen befassen. Die Eigenschaften ausgewählter klassischer aber auch moderner organisationaler motivationaler Ansätze werden untersucht und mit den spezifischen Eigeneschaften der Knowledge-Communities verglichen. Die bestehenden Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden in den darauf folgenden Tabellen beispielhaft aufgezeigt. Anhand dieser Vergleiche soll ein besseres Verständnis der Strukturen, die bei Knowledge-Communities professioneller Ausrichtung anzutreffen sind, ermöglicht werden, um eine Aussage über die entsprechende Anreize zu machen, die in Knowledge-Communities zur Steigerung der Kooperationsbereitschaft und zur effizienten Kommunikation unter Berücksichtigung CvK beitragen. Der in Kapitel 4 behandelte Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf der Darstellung von CvK in Knowledge-Communities in Bezug auf sozialpsychologische Aspekte, die in der Kommunikation in solch einer computervermittelten Umgebung zum Tragen kommen. Zu Beginn der Ausarbeitung des Rahmenmodells werden zwei Formen von CvK (synchron und asynchron) mit ihren Merkmalen dargestellt. Eine Gegenüberstellung der persönlichen (raumgebundenen) FtFK mit der technikinduzierten CvK hilft im weiteren Verlauf mögliche Vorteile als Ersatz für nonverbale CvK zu identifizieren. Im Hinblick auf die sozialpsychologischen Aspekte der CvK, werden gängige Theorien der CvK, darunter das Medienökologische Rahmenmodell, dargestellt. Sie beschreiben und erklären nicht nur die Besonderheiten der CvK, sondern die Nutzungs- und Wirkungsweise dieser Art der Kommunikation. Die Theorien gehen der Frage nach, in wieweit solche sozialen Defizite, die wegen fehlender visueller Darstellung sowie komplexer medialer Infrastruktur in der CvK auftreten, kompensiert werden können, mit dem Ziel: eine längere Kommunikationsbeziehung und das Vorhandensein einer positiven Erwartungshaltung gegenüber den Kommunika-
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tionspartnern zu begünstigen. Die hierbei gewonnenen theoretischen Erkenntnisse bilden die Grundlagen für die Erstellung des Rahmenmodells. In Kapitel 5 werden die Forschungsergebnisse der Studie „Wissensmanagement 2.0 - Erfolgsfaktoren für das Wissensmanagement mit Social Software“ dargestellt, die vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart durchgeführt wurde. Die Ergebnisse dieser Studie sollen ergänzende Informationen über die in der vorliegenden Arbeit gewonnenen Erkenntnisse vermitteln und Anhaltspunkte für das erarbeitete Rahmenmodell unter Berücksichtigung der Fragestellungen der CvK liefern. Die Studie erregte eine hohe Aufmerksamkeit im Bereich Web 2.0, da sie einen aktuellen Überblick über erfolgreiches Wissensmanagement in deutschen Unternehmen gibt. Die Arbeit schließt mit dem Kapitel 6 ab. In diesem Kapitel werden die in dieser Arbeit beschriebenen Ergebnisse zusammenfassend erörtert und ggf. zukünfti- ge Forschungsinteressen im Themengebiet anregen.
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Definition und Bedeutung von Wissen2.1
Was ist Wissen? Wo wird Wissen aufbewahrt? Welche Bedeutung hat Wissen für uns? Das ist eine Frage der Definition. Es existiert keine einheitliche Definition des Begriffes Wissen in der Literatur. Grundsätzlich lassen sich Definitionen nach den Aspekten Wissensanwendung und Wissenserwerb unterscheiden. Entsprechend dieser Information werden aus Informationen Wissensinhalte, die je nach Kontext eine angemessene Informationsnutzung möglich machen. Eine entsprechende Begriffsverwendung hat sich nicht nur in der Informatik, sondern auch in der Psychologie, der Pädagogik und den Sozialwissenschaften durchgesetzt.2Z.B. in der Philosophie wird zudem thematisiert, auf welche Weise und in welchem Ausmaß Menschen zu Wissen gelangen. Zum Anderen untersucht die Psychologie, auf welche Weise Wissen bei Menschen gespeichert und vernetzt wird. Jahrzehnte wurde diese Forschung durch Ansätze der kognitiven Neurowissenschaft ergänzt, die die Informationsverarbeitung auf der Ebene des Gehirns beschreiben. Auch in der künstlichen Intelligenz spielt das Thema der Wissensrepräsentation eine zentrale Rolle, wobei das Ziel verfolgt wird, verschiedene Formen des Wissens auf effektive Weise in künstlichen Systemen verfügbar zu machen. In der Pädagogik und in den Gesellschaftwissenschaften wird erforscht, wie Wissen vermittelt, erworben und verfügbar gemacht wird.3Wissen umfasst eine große Anzahl verschiedener Phänomene. Daher haben sich verschiedene Formen von Wissen etabliert, die verschiedene Themenbereiche betreffen.
Nach Reinmann-Rothmeier und Vohle (2002)4gibt mindestens zwei verschiedene Herangehensweisen an den Wissensbegriff: „Was ist Wissen?“. Seit langem ist in unseren Köpfen die Vorstellung vom Wissen als eine Art Bewegung, die man im Englischen mit der Bezeichnung „knowing“ ganz gut vom bewegungslosen „knowledge“ abgrenzen kann. Wissen als Verb symbolisiert das Prozesshafte, gleichzeitig aber auch Flüchtige und schwer Greifbare am Wissen, und diese neue Vorstellung vom Wissen ist uns noch nicht sehr vertraut, wirft viele offene Fragen auf und weckt zudem auch Unbehagen. Denn: Wie hält
2o.V. http://lexikon.freenet.de/Wissen
3Vgl. ebd.
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man Wissen beispielsweise fest, wenn es in Bewegung und nicht unmittelbar „greifbar“ ist? Und wem gehört Wissen, wenn es sich gar nicht mehr eindeutig abgrenzen und zuordnen lässt?5
Wissen hat heute also wahrscheinlich nicht nureineBedeutung, sondern mindestens zwei Bedeutungen.6
Zumeinen gibt es Wissen alsObjekt- z.B. die in einer Enzyklopädie festgehaltenen Erkenntnisse oder die in einem Intranet verwalteten Best-Practice-Berichte über erfolgreiche Projekterfahrungen. Zumanderen gibt es Wissen alsProzess,der auf Erfahrungen basiert, den direkten menschlichen Kontakt von Angesicht zu Angesicht erfordert und nicht digital eingefangen werden kann. Unter einer solchen prozess-orientierten Perspektive wird Wissen vor allem alsVerbgebraucht und bezeichnet handlungsinhärentes Wissen, das von der Situation und vom Wissensträger kaum zu trennen ist.
So gesehen kann man sagen, dass Wissen als Prozess letztlich in Handeln übergeht, während Wissen als Objekt eng an der Information haftet. Eine im Kontext von Wissensmanagement sinnvolle und praxistaugliche Definition liefern Davenport und Prusak (1998):
„Wissen ist eine fließende Mischung aus strukturierten Erfahrungen, Wert-vorstellungen, individuellem Kontext, Kenntnissen und Fähigkeiten. Es bie-
tet in seiner Gesamtheit einen Strukturrahmen zur Beurteilung und Einglie-
derung neuer Erfahrungen und Informationen und wird von Individuen zur
Lösung von Problemen eingesetzt.“7
Wissen taucht in dem soziologischen Begriff SozialesKapitalauf, mit dem Pierre Bourdieu (1983)8die Gesamtheit der aktuellen und potenziellen Ressourcen bezeichnet, die mit der Teilhabe am Netz sozialer Beziehungen gegenseitigen Kennens und Anerkennens verbunden sein können. Soziales Kapital bietet für die Individuen einen Zugang zu den Ressourcen des sozialen und gesellschaftlichen Lebens wie Unterstützung, Hilfestellung, Anerkennung, Wissen etc. Zunächst öffnen und begrenzen die äußeren ökonomischen, sozialen und kulturellen Bedingungen des Individuums seinen Spielraum von Handlungsmöglichkeiten. Diesen Ansatz kann man auf die „Neuen Medien“ übertragen. Die Verwendung des Begriffs „Neue Medien“ war eine lange Zeit die Strategie der Abhe-4Reinmann-Rothmeier; Vohle, 2002, S. 134ff.
5Vgl. Rifkin, 2000
6Vgl. Klix; Spada, 1998; hierzu vgl. Strube et al., 1996
7Davenport; Prusak, 1998, S. 32
8Bourdieu, 1983, S. 183ff.
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bung, eine Art Hervorhebung der anderen aber auch für andere. Mittlerweile gehört die Verwendung des Begriffs „Neuen Medien“ mithin zumkulturellen Kapitaleines Menschen, und ist somit bereits unreflektierter Bestandteil des Habitus. So lässt sich auch am Habitus des Medien-Umganges auf soziale Zugehörigkeiten schließen. Z.B. istsymbolisches Kapital im Sinne von Ansehen, Prestige und Reputation gerade in Virtuellen Communities wie „Communities of Interest“, „Communities of Practice“, „Knowledge Communities“ etc. und eher virtuell orientieren Unternehmen, Gemeinschaften und Gruppen von entscheidender Bedeutung.
Von Bedeutung für viele Disziplinen ist die Unterscheidung zwischenimplizitemundexplizitemWissen, die von Michael Polanyi (1966)9eingeführt wurde. Als explizit gelten Wissensinhalte, wenn ein Subjekt bewusst über sie verfügt und sie ggf. auch sprachlich ausdrücken kann. Demzufolge zeichnen sich implizite Inhalte dadurch aus, dass sie nicht auf eine solche Weise verfügbar sind. Die implizite Dimension spielt in der Forschung eine zunehmende Rolle, da sich zeigt, dass viele zentrale Wissensinhalte nicht explizit vorhanden sind.