Erweitern Sie Ihr Beuteschema - Stefan Woinoff - E-Book

Erweitern Sie Ihr Beuteschema E-Book

Stefan Woinoff

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Weiblich, erfolgreich und allein? Für alle, die das ändern möchten, hält der Münchner Psychotherapeut Stefan Woinoff gute Tipps parat!" (Sonntag aktuell ) Immer mehr erfolgreiche, attraktive Frauen finden einfach nicht den passenden Partner, mit dem sie ihr Leben teilen und eine Familie gründen können. Dr. Stefan Woinoff deckt die Ursache dafür auf: das Beuteschema. Dieses archaische Verhaltensmuster lässt auch moderne, emanzipierte Frauen unbewusst nach dem überlegenen Ernährer und Beschützer Ausschau halten. Das Problem dabei: Je stärker sie selbst sind, desto weniger Männer stehen ihnen zur Auswahl. Es gibt jedoch sehr wohl einen Ausweg aus diesem fatalen Partnerschaftsdilemma. Dr. Stefan Woinoff ermutigt Frauen, ihr Beuteschema zu analysieren und zu überwinden, um einen Partner zu finden, der ihren wahren Bedürfnissen und Erwartungen entspricht. "In seinem Buch verspricht der Münchner Arzt und Psychologe seinen Leserinnen Rat und Hilfe. Vor allem sollten sich Frauen darauf besinnen, was sie zu bieten haben - statt ihr Licht unter den Scheffel zu stellen." (Tagesspiegel)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 293

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Stefan Woinoff
Erweitern Sie Ihr Beuteschema
Warum immer mehr Frauen keinen Partner finden - 
und was sie dagegen tun können
Edel eBooks
Edel eBooks
Ein Verlag der Edel Germany GmbH
Copyright dieser Ausgabe © 2014 by Edel Germany GmbH Neumühlen 17, 22763 Hamburg
Copyright der Originalausgabe © 2007 by Stefan Woinoff
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Literary Agency GmbH, München.
Covergestaltung: Agentur bürosüd°, München
Inhaltsverzeichnis
TiteleiImpressumVorwort»Warum finde ich keinen passenden Partner?«Das archaische BeuteschemaWie ist das archaische Beuteschema entstanden?Wie wirkt sich das archaische Beuteschema heute aus?Welche Probleme bereitet das archaische Beuteschema heutzutage?Die Situation der FrauenDie Situation der MännerDas modifizierte BeuteschemaWas müssen die Männer tun?»Ich habe den passenden Partner gefunden!«AusblickWie es dazu kam – ein geschichtlicher RückblickLiteraturRegister
Vorwort
Täglich begegne ich in meiner psychotherapeutischen Praxis den unterschiedlichsten Menschen und erfahre ihre einzigartigen Lebens- und Leidensgeschichten. Um meine PatientInnen besser verstehen zu können, überlege ich mir auch, welchen Einfluss unsere heutige Gesellschaft auf ihre Probleme hat. Dabei ist mir aufgefallen, dass in den letzten Jahren immer mehr erfolgreiche und gut verdienende Frauen in meine Praxis kommen, die alle mit dem gleichen Phänomen kämpfen: Sie finden nicht den passenden Partner. Natürlich kann das an sehr persönlichen Gründen liegen, doch schließlich ist mir klargeworden, dass es auch eine andere, eine gesellschaftliche Erklärung dafür gibt. Darüber habe ich dieses Buch geschrieben. Ich möchte Ihnen die Ursachen dieses Phänomens erklären, aber auch Wege aufzeigen, wie man es überwinden kann.
Über die Atmosphäre zwischen den Geschlechtern in unserer westlichen Industrie- und Leistungsgesellschaft wird viel und öffentlich diskutiert. Postfeminismus heißt das Schlagwort, auf das sich die meisten AutorInnen und RedakteurInnen der gängigen Zeitungen und einschlägigen Bücher geeinigt haben. Was das genau bedeutet und wie man sich im Postfeminismus fühlt und verhält, das versuchen gerade alle miteinander herauszufinden. Inzwischen dürfte bekannt sein, dass es zwischen Mann und Frau keineswegs nur einen kleinen, sondern eher einen ziemlich großen Unterschied gibt, sei er nun biologisch oder soziologisch bedingt. Auch wird in Talkshows und Zeitungsartikeln die Mann-Frau-Thematik wieder neu beleuchtet, vor allem mit der Frage, warum in Deutschland immer weniger Kinder gezeugt werden.
Aus Bestsellern ist zu erfahren, dass Männer vom Mars und Frauen von der Venus kommen und dass es hauptsächlich darum geht, für den Bewohner eines anderen Planeten Verständnis zu haben, insbesondere wenn es der eigene Partner oder die eigene Partnerin ist. Ebenso liest man, dass die Männer immer noch Jäger und die Frauen Sammlerinnen sind, was wiederum sehr viel Einfühlungsvermögen in die jeweils andere Spezies erfordert. Denn unsere heutige Gesellschaft bietet weder den Sammlerinnen und schon gar nicht den Jägern eine passende Umgebung, um ihre archaischen Bedürfnisse auszuleben. Da diese Urtriebe jedoch immer wieder durchbrechen und sich manchmal in eigenartigen und erstaunlichen Verhaltensauffälligkeiten manifestieren, bedarf es zum einen der Erkenntnis um die Andersartigkeit des Partners, zum anderen der richtigen Reaktion darauf. Nur so scheint überhaupt die Chance zu bestehen, eine glückliche Partnerschaft zu führen, die auch über das verflixte siebte Jahr hinweg Bestand hat.
Unterschwellig rumort dabei immer mehr die Frage, warum all die Mars- und VenusbewohnerInnen, all die Jäger und Sammlerinnen, die offensichtlich so wenig zueinanderpassen, dennoch immer wieder zueinanderwollen. Der Gedanke drängt sich auf, dass da etwas zusammenkommt, was eigentlich gar nicht zusammengehört. Die heutige Realität gibt diesem Gedanken leider recht: Immer weniger Ehen werden geschlossen, immer mehr Ehen werden geschieden, und immer mehr Singles bevölkern die deutschen Groß- und Kleinstädte.
Auf der anderen Seite ist der Wunsch, in einer glücklichen Beziehung zu leben, nach wie vor ungebrochen. Die Suche nach dem besten Partner und der besten Partnerin unterhält inzwischen ganze Industriezweige. Immer neue Möglichkeiten werden angeboten, Mr. oder Mrs. Right zu begegnen: Internet-Partnerbörsen boomen, auf After-Work- und Ü30-Partys schafft man es wegen Überfüllung kaum bis zur Theke, beim Fast Dating muss man schon ausgeschlafen sein, um den Parcours mit den vielen potenziellen PartnerInnen überhaupt zu überstehen, und im Urlaub wartet der Single-Club mit einem All-inclusive-Paket. Jede Menge heiße Tipps und gute Ratschläge in Zeitungen, Illustrierten und unzähligen Büchern runden das Angebot ab.
Allerdings kann man den Eindruck gewinnen, dass zahlreiche Singles bei so vielen Möglichkeiten eher am Glück vorbeilaufen, als es zu finden.
Zum Beispiel kann man in einer seriösen Internet-Partnerbörse als Suchender sein eigenes Profil, also seine Hobbys, Eigenschaften, Vorlieben und Interessen, eingeben und bekommt dann per Punktesystem einen geeigneten Partner präsentiert. Hundert Punkte bedeuten, dass der ausgewählte Partner optimal zu einem passt. Wenn man sein eigenes Profil dann noch einmal zum Spaß mit genau dem anderen Geschlecht eingibt, wählt der Computer diese beiden identischen, aber gegengeschlechtlichen Menschen als Idealpartner aus. Je ähnlicher sich Mann und Frau sind, desto besser passen sie zusammen, das ist der Grundgedanke dabei. In vielen Bereichen mag das auch zutreffen, doch in ganz entscheidenden Kriterien bei der Partnerwahl ist das komplett falsch. Da ziehen sich Gegensätze an, da ergänzen sich komplementäre Beuteschemata. Daher rate ich meinen PatientInnen immer zu einem schnellen persönlichen Treffen, falls sie einen Partner oder eine Partnerin im Internet gefunden haben. Denn wir wissen und fühlen selbst immer noch am besten, wer zu uns passt und wer nicht.
Auch unterliegt das, was wir an einem Partner gut oder schlecht finden, erheblichen Schwankungen, je nachdem, ob wir ihn gerade als Partner auswählen oder ob wir mit ihm schon lange zusammen sind. In dem Buch Warum Männer lügen und Frauen immer Schuhe kaufen von Allan und Barbara Pease wird zum Beispiel ein Punktesystem eingeführt für das, was Frauen an Männern und Männer an Frauen schätzen. Ein Mann bekommt von seiner Frau für eine ganze Woche Erwerbsarbeit genauso viele Punkte, wie wenn er einmal mit ihr einkaufen geht. Organisiert er dann noch für sich und seine Frau ein Wochenende zu zweit und redet mit ihr einmal nach dem Nachhausekommen, statt fernzusehen, kann er drei Wochen seine Arbeit schwänzen und unbezahlten Urlaub nehmen, ohne bei ihr ins Punktedefizit zu rutschen. Denn das eine bringt ihm 15 Punkte, das andere kostet ihn genauso viele. Das wirkt irgendwie realitätsfern.
Der Grund ist denkbar einfach: Diese Bewertungen sind nicht bei deutschen Singles erfragt worden, sondern bei amerikanischen Ehepaaren. Es geht hier nicht darum, wie man den richtigen Partner mit den entsprechenden Lockrufen einfängt, sondern wie man eine bereits bestehende Ehe mit klassischer Rollenverteilung möglichst lange erhält. Die Kriterien, nach denen man den Partner oder die Partnerin überhaupt ausgesucht hat, und damit die eigentlichen Beuteschemata, spielen hier kaum mehr eine Rolle. Sie werden vielmehr als selbstverständlich vorausgesetzt – und bringen nur noch wenige Anerkennungspunkte ein.
Für ein älteres Paar mit Beziehungsproblemen mögen diese Bewertungslisten hilfreich sein, für suchende Singles erscheinen sie eher hinderlich. Denn sie spiegeln in keiner Weise das wider, was Frauen und Männern bei der Partnersuche wirklich wichtig ist.
Die entscheidende Frage in unserer postfeministischen Gesellschaft ist also nicht, wie Frauen oder Männer sind, und schon gar nicht, wie unterschiedlich oder ähnlich sie sich sind, sondern wie sie wählen, nach welchen Kriterien sie ihre Partner oder ihre Partnerinnen aussuchen. Die entscheidende Frage ist nicht die nach der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, sondern die nach dem Beuteschema von Mann und Frau. Hier liegt der Schlüssel zu einer gelungenen Partnerschaft, aber noch viel mehr zu einem Ausweg aus einem nicht enden wollenden Single-Leben.
Nebenbei erklären sich aus den nach wie vor unterschiedlichen Beuteschemata von Mann und Frau auch viele häufig gestellte Fragen: Warum sind Mädchen zwar besser in der Schule, aber in den Studienfächern, die zu lukrativen Berufen führen, bereits unterrepräsentiert? Warum dringen Karrierefrauen letztlich doch nur vereinzelt in hohe Führungspositionen vor? Warum ist die Emanzipation der Frau nach Ansicht vieler AutorInnen auf halber Strecke steckengeblieben?
»Warum finde ich keinen passenden Partner?«
Aus dem Leben dreier Single-Frauen
Romantik, Schicksal, Glück – und letztlich Liebe, all diese Dinge verbinden wir mit der Wahl eines Partners oder, einer Partnerin. Gerade beim letzten Punkt, der Liebe, glauben wir, dass unsere Gefühle uns spontan und ohne vorhersagbare Regeln agieren lassen. Wir haben nicht den Eindruck, den Menschen, in den wir uns verlieben, vorher nach festen Kriterien ausgewählt zu haben. Wissenschaftliche Studien, Statistiken und der unverstellte Blick auf die Wirklichkeit belehren uns jedoch eines Besseren. Die Partnerwahl gehorcht relativ festen Regeln, und die Liste, nach der wir potenzielle KandidatInnen auswählen und aussortieren, ist bekannt und uralt. Sie ist unser archaisches Beuteschema.
Diese Kriterien sind bei Männern und Frauen aber sehr unterschiedlich, das archaische Beuteschema der Frau ist ein ganz anderes als das des Mannes. Das war jahrtausendelang auch kein Problem, ganz im Gegenteil. Mann und Frau passten allein deshalb überhaupt zusammen, weil sich ihre unterschiedlichen Beuteschemata ideal ergänzten. Nur ist das heute nicht mehr so. Die Partnerwahl wird immer mehr zu einem Problem. So auch für Christina, Renate und Caroline, drei sympathische, gut aussehende Patientinnen meiner psychotherapeutischen Praxis, die mir von ihren Schwierigkeiten erzählen, einen passenden Partner zu finden. Ich möchte Ihnen die drei nun kurz vorstellen, weil ihre Geschichten besonders typisch und zudem sehr interessant sind. Natürlich habe ich bei meiner Schilderung alle Namen, Orte und Ereignisse so anonymisiert, dass etwaige Übereinstimmungen mit lebenden Personen rein zufällig wären. Das gilt selbstredend auch für alle weiteren Personen, die ich in diesem Buch vorstelle.
Christina, 37, Verkaufsleiterin
Christina, eine große, schlanke, attraktive Frau, sieht wie eine Spanierin aus. Sie hat in Hamburg und Oxford Betriebswirtschaft studiert und beruflich schon viel erreicht. In einem großen Konzern ist sie inzwischen Verkaufsleiterin und damit so hoch aufgestiegen, dass sie auf ihrer Hierarchieebene fast nur noch mit Männern zu tun hat. Sie hat zurzeit keinen Partner, ist aber kein überzeugter Single. Ihre Träume gehen immer in die gleiche Richtung: Sie hofft, einen Mann zu finden, mit dem sie glücklich ist und mit dem sie Kinder haben kann. Sie will eine Familie, so wie die meisten Frauen in ihrem Alter. Sie sehnt sich nach einem Zuhause, nach Geborgenheit und Liebe – und nach einem ruhigen Blick aufs Alter. Ein Blick, der ihr vieles verspricht, nur keine Einsamkeit.
Inzwischen bereiten diese Träume der Verkaufsleiterin Probleme, denn sie kann sie nicht einmal annähernd verwirklichen. Manchmal denkt Christina an Dominik zurück, mit dem sie vor über acht Jahren ihre letzte längere Beziehung hatte. Wie fasziniert sie war von seiner Ausstrahlung und seinem Humor, wie verliebt sie in ihn war! Dominik hätte mit ihr das Abenteuer Familie gewagt, denn auch er wünschte sich Kinder. Aber als er ihr einen Heiratsantrag machte, lehnte Christina ab. Sie spürte, dass er nicht der Mann war, den sie sich an ihrer Seite wünschte. Sie konnte ihn als Partner einfach nicht mehr akzeptieren, denn sie hatte ihn im Laufe der Jahre überholt, zumindest was die berufliche Karriere angeht. Als Ehemann wünschte sie sich aber einen Partner, zu dem sie aufschauen konnte. Und das gelang ihr bei Dominik nicht mehr. Deshalb trennte sie sich von ihm. Christina will Dominik nicht zurück, aber was danach kam, war nicht vergleichbar.
Die Männer nach Dominik waren alle erfolgreich, die meisten sogar sehr viel erfolgreicher als ihre erste Liebe. Aber alle diese Männer blieben nicht bei ihr. Es scheint, als wäre ihnen Christina mit ihrem Spitzeneinkommen, ihrer 50-Stunden-Woche und ihren Geschäftsreisen rund um den Globus nicht ganz geheuer. Denn einer nach dem anderen suchte sie sich eine Frau, die beruflich weniger ehrgeizig ist als die zielstrebige Verkaufsleiterin und die weniger erreicht hat als sie. Die Frauen dieser Männer machen in aller Regel den Haushalt, und wenn sie arbeiten, dann Teilzeit. Dementsprechend verdienen sie alle weit weniger als ihre Männer und natürlich auch als die erfolgreiche Karrierefrau. Sie sind jung und meist auch hübsch, aber beruflich hat es keine wirklich weit gebracht. Christina sieht ebenfalls gut aus, das weiß sie, und das sagen ihr auch die Männer – sofern sie sich trauen, es ihr zu sagen.
Dann kam Sven, ihr Tennislehrer: Ein warmer Wind verliebter Gefühle umwehte sie, dazu das große sexuelle Prickeln. Aber Liebe? Nein! Irgendwann hat es dann nicht mehr gepasst. Sein Leben war Tennis, das hatte sie durchaus verstanden. Nur leider hat er sie nicht verstanden, schon gar nicht, wenn sie über ihren Job reden wollte. Daran, dass er nicht studiert hatte, lag es nicht. Sie hatten auch viel Spaß miteinander, doch nach einer Weile fühlte sie sich allein, fast einsam, obwohl er sich sehr um sie bemühte. Ihre Gefühle für ihn waren einfach zu lau, zu wenig sinnstiftend, zu perspektivlos. Ihr tat es selbst leid, ändern konnte sie daran dennoch nichts.
Unmittelbar nach Sven hat sie es mit einem Schönling versucht, einem Kollegen aus ihrer Firma. Er stand in der Hierarchie weit unter ihr, arbeitete allerdings in einer ganz anderen Abteilung. Sie war nicht seine Vorgesetzte – das wäre nicht gegangen. Trotzdem verkraftete er es wohl nicht, dass Christina einen deutlich größeren Firmenwagen fuhr als er, obwohl er kaum älter war als sie. Sobald er merkte, dass sie es ernst meinte, wurde er unverschämt. Er demütigte, betrog und hinterging sie – trotzdem zog sie mit ihm zusammen. Sie hielt noch lange zu ihm, viel zu lange. Dann, eines Nachts, packte sie ihre Koffer und ging. Eigentlich nur zu einer Freundin, aber in Wirklichkeit weg von allen Männern, die es nicht verkraften können, eine überlegene Frau an ihrer Seite zu haben.
Ihr netter, gutmütiger Chef, Familienvater und bereits Großvater, bot ihr nur wenige Zeit später, fast väterlich besorgt um ihr Wohl, eine Affäre an. Sie lehnte ab, das wollte sie auch nicht. Obwohl ein Mann wie er, wenn er ein paar Jahrzehnte jünger wäre, eigentlich ihr Idealpartner sein könnte – in ihren Träumen.
Aber die Wirklichkeit sah anders aus, das hatte Christina inzwischen gelernt, auch ihre emotionale Wirklichkeit. Egal, wo sie hinsah, sie entdeckte keinen Mann mehr, der für sie in Frage kam, der sie auch nur annähernd interessierte. Und einer, mit dem sie ihre Träume von Familie und Kindern verwirklichen könnte, war schon gar nicht darunter.
Christina begann, an sich zu zweifeln, und suchte schließlich psychotherapeutische Hilfe. Ihre Eltern konnte sie für vieles anschuldigen, nur nicht für die Tatsache, dass sie, eine junge, attraktive und beruflich überaus erfolgreiche Frau, keinen geeigneten Partner fand, mit dem der Traum vom Familienglück zu verwirklichen war. Warum war es früher, in der Generation ihrer Eltern, viel weniger ein Problem, einen passenden Partner zu finden, und warum ist es heute so schwer, ja fast unmöglich – zumindest für sie?
Renate, 41, Biologin
Renate gehörte nie zu den Frauen, die sich die Emanzipation auf ihre Fahne geschrieben haben. Sie freut sich, wenn ihr ein Mann die Tür aufhält oder ungefragt zahlt – für beide. Sie denkt und handelt konservativ, aber nicht wie ihre Mutter, sondern wie ihr Vater. Sie ist eine typische Vatertochter und orientierte sich schon früh an seinem beruflichen Erfolg. Ihr Vater war Biologieprofessor an einer renommierten Universität, und auch Renate entschied sich für die Biologie. Beruflich gab es keine Probleme, viele Türen gingen wie von selbst auf. Nach dem Studium machte sie ihren Doktor in Molekularbiologie und bekam anschließend eine Post-Doc-Stelle an einer Universität. Inzwischen ist sie habilitiert und arbeitet als Privatdozentin in Forschung und Lehre.
Neben dem Vater spielten bislang zwei Männer eine besondere Rolle in ihrem Leben: Erst Max, ein Kollege, den sie wirklich liebte, damals, als sie eine junge Doktorandin war, und später Uwe, der charmante Steuerberater ihrer Eltern. Beide sind inzwischen verheiratet und haben Kinder – nur nicht mit ihr. Renate ist seit drei Jahren Single. Entschieden zu lang, findet sie.
Sie ist sportlich, schlank, fast zierlich, was ihr nach wie vor eine mädchenhafte Erscheinung beschert. Nur mit ihrem Gesicht ist sie unzufrieden. Sie erkennt darin manchmal die verhärteten Züge ihres Vaters, jetzt schon, viel zu früh, wie sie meint, und das erschreckt sie. Besonders dann, wenn sie unzufrieden mit sich und ihrem Leben ist, kommen die immer gleichen Gedanken: Warum nur ist es für mich so schwer, einen Partner zu finden, der mich liebt und akzeptiert, so wie ich bin? Der mit mir Zukunftspläne schmiedet und das Leben zu zweit genießen möchte?
In Schönheitsfarmen und Wellness-Hotels ist sie inzwischen Stammgast, längere Urlaube verbringt sie meist mit ihrer Freundin Katharina, der es genauso geht wie ihr. Auch Katharina ist beruflich erfolgreich, auch sie findet keinen passenden Partner. Immer wieder reisen die beiden Frauen an paradiesische Orte in der Südsee und leisten sich die schönsten und exklusivsten Hotels. Beim Sonnenuntergang am Strand mit einem Drink in der Hand versuchen sie, den Gedanken an das zu verdrängen, was sie sich ersehnen: eine liebevolle, männliche Begleitung, einen Partner fürs Leben.
Natürlich lernte Renate während dieser Urlaube Männer kennen, auch gut aussehende, sportliche und humorvolle. Verliebt hat sie sich aber nur einmal – in einen Tauchlehrer auf den Malediven. Er war im Grunde das genaue Gegenteil von ihr: Er lebte ein einfaches, aber glückliches Leben – als Ehemann und Vater von vier Kindern. Wenn er nicht verheiratet gewesen wäre, hätte sie alles dafür getan, ihn zu sich nach Deutschland zu holen. Doch ob das gut gegangen wäre, im Alltag, in Deutschland, weit weg von dem entspannten Urlaubsambiente?
Eine weitere Enttäuschung erlebte sie mit Kai, einem sehr sympathischen Typen, der als Rettungssanitäter arbeitete. Er war zwar knapp älter als sie, beruflich war er ihr allerdings unterlegen. Renate beschloss, solche Kriterien diesmal zu ignorieren. Sie nahm sich vor, ihre Ansprüche an ihren Partner, was den beruflichen Status betrifft, ein für alle Mal zurückzuschrauben. Doch dann geschah, was sie vermeiden wollte: Es gelang ihr nicht, Kai zu akzeptieren. Sie fühlte sich ihm überlegen und ließ es ihn unbewusst spüren.
Auf der Weihnachtsfeier ihrer Fakultät war es ihr unangenehm, sich mit ihm zu präsentieren. Am liebsten hätte sie ihn ihrem Chef, einem Universitätsprofessor und Ordinarius, gar nicht erst vorgestellt. Kai reagierte verletzt. Er bewunderte Renate, merkte aber deutlich, dass er ihren Ansprüchen nicht genügte. Mehr und mehr zog er sich von ihr zurück, verbrachte kaum noch Zeit mit ihr. Nun fühlte Renate sich vernachlässigt und ebenfalls gedemütigt. Kurz darauf trennte sie sich von ihm.
Schon seit Längerem bewirbt sie sich in ganz Deutschland auf eine Stelle als Professorin. Gerade hat sie wieder gute Chancen, einen Ruf an eine Universität in den neuen Bundesländern zu erhalten. Sie weiß, wenn sie dorthin geht, darf sie erst einmal kein Kind bekommen. Eine neue Professorin, die gleich schwanger wird, das geht nur sehr schlecht. Das ist allerdings gar nicht Renates vordringliches, Problem. Einen wirklich starken Kinderwunsch hat sie noch nie verspürt. Sie kann sich auch sehr gut ein interessantes und erfülltes Leben ohne Kinder vorstellen – jedoch niemals ohne Partner.
Alle Männer, die sie kennt und die ihr einigermaßen attraktiv erscheinen, sind verheiratet – oder geschieden und mit einer weit jüngeren Frau als sie zusammen. Oder sie suchen nach so einer Frau und nicht nach ihr. Natürlich weiß Renate, dass viele Männer Angst vor starken Frauen haben. Aber sie fühlt sich gar nicht so stark, schon gar nicht Männern gegenüber. Was das angeht, durchschreitet ihr Selbstbewusstsein inzwischen einen Tiefpunkt nach dem anderen, aber das darf sie sich in der Arbeit nicht anmerken lassen. Das kostet Kraft, jeden Tag etwas mehr. Wenn ihre Mutter sie fragt, warum sie denn keinen Ehemann habe, noch nicht einmal einen festen Freund, dann schüttelt sie nur den Kopf. Sie weiß es selbst nicht.
Caroline, 38, Werbekauffrau
Caroline arbeitet sehr erfolgreich in der Werbebranche. Sie ist universell einsetzbar, als Kontakterin, als Texterin und ganz besonders als kreative und witzige Ideengeberin. Inzwischen bindet ihr Chef sie in alle wichtigen Entscheidungen ein. Auf Außenstehende wirkt sie sehr selbstbewusst, ihre gewinnende Art garniert sie mit Witz und Selbstironie. Hinter der Fassade einer erfolgreichen und toughen Geschäftsfrau kommt jedoch manchmal das kleine, hilflose Mädchen zutage, als das sich Caroline auch fühlt.
Caroline wuchs ohne ihren Vater auf. Ihre Eltern trennten sich, als sie drei Jahre alt war. Jetzt ist sie 38 Jahre, und immer noch ist ihre Mutter die wichtigste Person in ihrem Leben, obwohl sie inzwischen weit weg in Südfrankreich wohnt.
Erst im Erwachsenenalter entwickelte sich zwischen ihr und ihrem Vater ein guter Kontakt. Jetzt trifft sie ihn regelmäßig und freut sich, »mein Vater« genauso selbstverständlich aussprechen zu können wie »meine Mutter«. In ihrer Pubertät hatte Caroline stark zugenommen und war bis vor wenigen Jahren übergewichtig. Erst während einer Psychotherapie, in der ihre Vater- und Mutterbeziehung bearbeitet wurde, begann sie auch, regelmäßig Sport zu treiben. Es gelang ihr, über 15 Kilo abzunehmen und ihre Essgewohnheiten so zu ändern, dass sie ihr erreichtes Idealgewicht bis heute halten kann. Caroline verwandelte sich in dieser Zeit in eine sportliche, schlanke und selbstbewusste Person.
Plötzlich hatten die Männer Interesse an ihr! Caroline genoss es sehr und nützte es auch aus. Ihre bisher dürftigen Erfahrungen in Liebe und Sexualität erweiterte sie in kurzer Zeit deutlich. Von One-Night-Stands bis zu längeren Beziehungen holte sie im Zeitraffer alles nach, was sie glaubte, bisher versäumt zu haben. Unbeschwert genoss sie ihr verändertes Leben. Meistens war sie diejenige, die eine Partnerschaft wieder beendete, weil sie noch möglichst viel erleben wollte, jetzt, da sie sich endlich selbst gefiel und ihr das Leben leichter erschien als lange zuvor.
Doch eines Tages war es gut. Sie spürte, dass sie inzwischen genug Erfahrungen gesammelt und ihr weibliches Selbstbewusstsein genügend gestärkt hatte. Sie hatte das Gefühl, ihre bisher größten Probleme gelöst zu haben: Sie gefiel sich selbst, fühlte sich als attraktive, erwachsene – und erfahrene Frau. Es war ihr gelungen, zu ihrem Vater in einer guten und zur ihrer Mutter in einer nicht zu engen Beziehung zu stehen. Das war für sie die Befreiung aus einer Kindheit und Jugend, die viel zu lange gedauert hatte und ihr viel zu viel Last und Verantwortung aufgebürdet hatte.
Jetzt wollte sie eine eigene Familie haben, eine richtige, mit Vater, Mutter und Kindern, die unter einem Dach miteinander leben. Plötzlich betrachtete sie die Männer ganz anders. Sie überlegte sich, in wem sie ihren zukünftigen Ehemann und Vater ihrer Kinder erblickte. In Gedanken ging sie die Männer der letzten zwei Jahre durch – und fand keinen, der für diese Rolle in Frage käme. Nicolas schloss sie aus, weil er erst Mitte 20 war, Phillip strich sie aus ihren Überlegungen, weil er noch studierte, und Erik, mit dem sie eine Affäre hatte, hatte leider schon seine eigene Familie – als Vater von zwei Kindern.
Wenn Caroline einem Mann signalisiert, dass sie sich ernsthaft eine feste Beziehung und eine Familie wünscht, erlebt sie, wie ihr Wunsch ins Leere läuft, wie sich die Männer von ihr zurückziehen, noch bevor etwas begonnen hat. Sie ist jetzt nicht mehr schnell zu haben und schwer zu halten, ganz im Gegenteil: Sie will halten und gehalten werden, und sie signalisiert, dass es ihr ernst ist mit ihren Wünschen nach einer belastungsfähigen Beziehung und einer ebensolchen Familie. Aber sie findet nicht den Mann, den sie dafür sucht. Caroline weiß, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, um ein Kind zu bekommen. Sie versucht, nicht panisch zu reagieren, doch in ihrem Kopf kreisen die immer gleichen Fragen: Warum habe ich erst so spät nachholen können, was andere schon viel früher erlebt haben? Warum habe ich mich erst so spät von meiner dominanten Mutter gelöst? Warum habe ich nicht schon früher eine Diät gemacht, um mich als Frau attraktiver zu fühlen?
Dann wäre sie wohl früher bereit gewesen für eine Familie – und nicht erst jetzt, mit 38 Jahren, da ihr die Zeit wegläuft. Caroline kennt viele Frauen in ihrem Alter, die ähnliche Probleme haben wie sie. Doch diese Frauen haben ganz
Das archaische Beuteschema
Es fehlt der passende Partner
Die Probleme, die Christina, Renate und Caroline bei der Suche nach dem richtigen Mann haben, verdeutlichen ein Phänomen, das in unserer Gesellschaft immer häufiger zu beobachten ist. Es ist das Phänomen, dass es für beruflich erfolgreiche Frauen zwischen Mitte dreißig und Anfang vierzig immer schwieriger wird, das zu erreichen, was sie neben der Karriere auch noch wollen: eine glückliche Beziehung mit einem Partner, den sie lieben und achten können. Ohne passenden Partner können diese Frauen auch keine Familie gründen, obwohl sich die meisten eigene Kinder wünschen. So bekommen sie immer weniger Nachwuchs und werden für den dramatischen Rückgang der Geburten in Deutschland mitverantwortlich gemacht. Den Grund dafür geben sie selbst an: Das Fehlen eines geeigneten Partners ist das wichtigste Motiv, warum immer mehr Frauen und Männer in Deutschland kinderlos bleiben. Umfragen belegen das.
Wie wir an den Beispielen von Christina, Renate und Caroline gesehen haben, folgt der Verlauf ihres Lebens – trotz aller Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit – häufig einer ganz ähnlichen Dramaturgie: Die Schule wird meist mit guten Noten abgeschlossen. Wenn es eine Jugendliebe gibt, dann überdauert sie nicht die Zeit der Berufsausbildung. Nicht selten liegt das auch daran, dass sich diese Frauen ihrem Freund irgendwann intellektuell überlegen fühlen. Im beginnenden Berufsleben konzentrierten sie sich dann eher auf ihre Karriere als auf eine stabile und zukunftsträchtige Partnerschaft.
Dennoch lassen sie sich auf Beziehungen ein, in denen sie sich nicht wirklich glücklich fühlen, bei denen ihnen klar ist, dass sie nicht »für ewig« sind. Diese Beziehungen zerbrechen in der Regel letztlich wieder. Inzwischen sind die Frauen im Beruf auf der Karriereleiter einige Sprossen nach oben gestiegen. Irgendwann, so ab Mitte dreißig, wenn die biologische Uhr zu ticken beginnt, fangen sie an, den Partner fürs Leben und für die Familiengründung zu suchen. Manche Frauen können sich – wie Renate, die Biologin – ebenso gut ein Leben ohne Kinder vorstellen. Aber auch sie merken instinktiv, dass es langsam Zeit wird, eine stabile Partnerschaft aufzubauen.
Ihr Blick ist nun ein sehr kritischer, ein prüfender. Sie stellen fest, dass es nur sehr wenige Männer gibt, die für sie als Lebenspartner und potenzieller Vater ihrer Kinder infrage kommen. Wenn sie glauben, ihn endlich entdeckt zu haben, ist er schon vergeben. Der passende Partner ist einfach nicht zu finden! Sie suchen dann Gründe dafür und versuchen, Ursachen aufzudecken, warum gerade ihnen, die bisher so ziemlich alles richtig gemacht haben im Leben, der letzte, aber wichtigste Schritt zum Lebensglück verweigert wird. Eine glückliche Beziehung zu führen erscheint ihnen unerreichbarer denn je – und wird immer mehr idealisiert. Das größte Verhängnis dieser Frauen ist ihr beruflicher Erfolg, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst sind!
In jeder Frauenzeitschrift gäben sie ein gutes Beispiel für eine sympathische Karrierefrau ab. Sie sind selbstbewusst, sehen gut aus und sind fähig, jedem Mann in den oberen Etagen seinen Posten streitig zu machen. Der Mann zum Kinderkriegen dagegen erscheint ferner denn je. Sie beginnen, an sich zu zweifeln, setzen sich mit sich, ihrer Kindheit und ihren Eltern auseinander. Sie finden aber nichts, was ihnen erklären könnte, warum es gerade für sie so schwierig ist, den Richtigen zu finden.
Denn genau wie Christina, Renate und Caroline übersehen sie eines, und zwar das Entscheidende: Obwohl sie im Vergleich zu ihrer Mutter ein ganz anderes Selbstbewusstsein haben, obwohl sie merken, wie sehr sie sich emotional und intellektuell weiterentwickelt haben, und obwohl sie sich als freie und unabhängige Frauen sehen, eines hat sich doch in keiner Weise geändert: ihr Beuteschema. Es geht hier nicht um die Zusatz-Features: Er kann kochen, ist kinderlieb und hilft im Haushalt. Es geht um die Basics: Er sollte in etwa gleich alt oder älter sein und in der beruflichen Stellung mindestens auf derselben Stufe oder höher stehen als sie.
Erfolg macht Frauen einsam
Das Problem von Christina, Renate und Caroline und all diesen Frauen lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: Je höher sie beruflich aufsteigen und je älter sie werden, umso kleiner wird der Kreis der potenziellen Partner. Denn die sollten beruflich zumindest gleichziehen können oder höher stehen als sie und auch nicht unbedingt jünger sein.
Nicht selten suchen diese Frauen, wenn sie bei der Partnersuche nicht weiterkommen, psychotherapeutische Hilfe auf und kommen auch in meine Praxis. Da jede Frau ihre eigene, sehr spezielle und einzigartige Biografie hat, können meist ein schwieriges Elternhaus, traumatisierende Kindheitserlebnisse, unglückliche Beziehungen oder andere Problemkreise gefunden und für die aktuelle Situation verantwortlich gemacht werden. Nur einen Grund für die Schwierigkeiten bei der Partnersuche sehen diese Frauen fast nie: ihr eigenes Beuteschema.
Es ist häufig schwer, ihnen diesen Sachverhalt deutlich zu machen. Denn den richtigen Partner zu finden wird meist mit »Zufall« und »Sich-verlieben« verbunden, und nicht mit statistischen Wahrscheinlichkeiten und wissenschaftlich erforschbaren Kriterien. Gerade bei Frauen herrscht der romantische Gedanke vor, dass der Mann, in den sie sich verlieben und mit dem sie eine Familie gründen wollen, ihnen vom Schicksal zugetragen wird. Einzig ihre spontanen Gefühle, die frei und ohne jede Regeln agieren, entscheiden darüber, ob er der Richtige ist oder nicht.
Ein kleines Gedankenexperiment
Nehmen wir mal eine meiner Patientinnen, die während einer Sitzung bei mir genau das thematisiert. Einleuchtend wird die Problematik für sie erst dann, wenn ich ein sehr einfaches Kriterium der Partnerwahl herausnehme, das noch dazu so selbstverständlich ist, dass es in keinem der einschlägigen Ratgeber für Singles überhaupt eine Erwähnung wert ist: die Körpergröße. Ein potenzieller Partner, der absolut alle Wunschkriterien einer Frau erfüllt, mit der einen Ausnahme, dass er einen Kopf kleiner ist als sie, wird bei ihr wahrscheinlich doch durchfallen. Sie wird sich einfach nicht in ihn verlieben. Das versteht jede Frau. Das hat zwar einiges mit Liebe, aber auch viel mit Zentimetern zu tun. Und es ist eine Folge ihres archaischen Beuteschemas.
Während unseres Gesprächs ermuntere ich meine Patientin dann zu einem kleinen Gedankenexperiment: Ich bitte sie, sich vorzustellen, dass die Unterschiede in der Körpergröße von Männern und Frauen als ungerecht empfunden würden, gerade von den im Durchschnitt kleineren Frauen. Nach einiger Zeit erreichen die Frauen, wie auch immer, ihr Ziel und sind schließlich in der Körpergröße den Männern ebenbürtig. Nur eines hat sich nicht geändert: wie Frauen und Männer jeweils ihren Partner in puncto Körpergröße wählen. Immer noch bevorzugen Frauen größere Männer und Männer kleinere Frauen.
Was wird passieren? Insbesondere die großen Frauen, die eigentlich der Beweis dafür sind, dass die Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der Körpergröße überwunden sind, werden es sehr schwer haben, einen Partner zu finden, weil sie in der Regel noch größere Männer suchen, die es jedoch kaum gibt. Diese wenigen größeren Männer nehmen vielleicht die große Frau, aber auch gerne und häufiger eine deutlich kleinere Frau, denn das passt immer noch gut zusammen.
Das Beuteschema hat sich schließlich nicht geändert, nicht bei den Männern und auch nicht bei den Frauen. Das macht letztendlich die großen Frauen einsam. Die kleinen Männer natürlich auch, allerdings hatten die es schon immer schwer, eine Partnerin zu finden. Zwar würden einige dieser Männer auch größere Frauen akzeptieren, aber sie wissen, dass sie bei denen kaum eine Chance haben. Für die kleinen Männer hat sich also kaum etwas geändert. Die großen Frauen dagegen stehen vor einem Problem, das sie nicht vorausgeahnt haben.
Jetzt braucht man nur noch die Körpergröße in gesellschaftlichen Status oder beruflichen Erfolg zu übersetzen, und schon sind wir in unserer heutigen Gesellschaft angelangt – zumindest fast. Die Gleichheit der Geschlechter im gesellschaftlichen Status und der beruflichen Stellung wird zwar angestrebt, ist allerdings noch lange nicht erreicht. Aber heute schon stehen die beruflich erfolgreichen Frauen genau vor den Problemen, die die großen Frauen in unserem Gedankenexperiment bei der Partnersuche haben.
Eine davon sitzt mir gerade in meiner Praxis gegenüber, hat die Ursachen erkannt und erwartet jetzt Lösungsansätze von mir. Natürlich will sie nicht unbedingt einen Mann, der ihr nur bis zur Schulter reicht, aber muss er unbedingt beruflich erfolgreich sein, sogar erfolgreicher als sie selbst? Das sei ihr gar nicht so bewusst! Und wenn es denn so sei, wie könne sie es ändern?
Wie ist das archaische Beuteschema entstanden?
Körpergröße und Rangordnung in der Sippe
Die Vorliebe von Frauen sowohl für größere als auch für erfolgreiche Männer erscheint heute zusammenhanglos, da größere Männer nicht automatisch erfolgreicher im Beruf sind. Früher hatten diese beiden Wahlkriterien der Frauen jedoch einmal einen ganz engen Zusammenhang:
Das hat, wie so oft, historische, ja archaische Gründe. Für unsere Beuteschemata sind natürlich unsere Vorfahren und Vor-Vorfahren verantwortlich, wobei für die Gewichtung in puncto Größe und Status unsere weiblichen Urahnen federführend waren. Denn über Jahrmillionen haben die Menschen und ihre evolutionären Vorfahren unter primitivsten Bedingungen gelebt. Da entschied die Größe und entsprechende Stärke eines Mannes über seinen Rangordnungsplatz in der Sippe. Ein großer Mann war erfolgreicher bei der Jagd und konnte Frau und Kinder besser versorgen und beschützen.
Damals fielen also bei den Männern körperliche Größe und gesellschaftlicher Status zusammen, und die Frauen, die sich einen Mann mit hohen Werten in diesen Kriterien ergatterten, hatten schlicht und ergreifend bessere Chancen, ihre Kinder durchzubringen.
Auch in jüngerer Vergangenheit waren sowohl die Angehörigen sozialer Oberschichten als auch die Stadtbevölkerung durchgehend hochwüchsiger als die sozialen Unterschichten oder die Landbevölkerung. Obwohl das heutzutage so nicht mehr zutrifft, hat sich diese Erfahrung emotional, ja offensichtlich sogar genetisch tief eingeprägt. Wir haben immer noch die Tendenz, größeren Menschen einen höheren gesellschaftlichen Status zuzuschreiben. Experimente belegen das. So hat sich die Körpergröße als sehr wichtiges Kriterium bei der Partnerwahl erhalten. Obwohl es in unserer heutigen Gesellschaft keinen Sinn mehr macht, bevorzugen Frauen immer noch größere Männer und Männer kleinere Frauen. Das passiert unbewusst und besagt nichts anderes, als dass Frauen eine Vorliebe für Männer mit hohem Status haben und Männer Frauen bevorzugen, die ihnen unterlegen sind. Allein die Wahl des Partners nach der Körpergröße verrät es.
Jugend und Fruchtbarkeit
Offenbar war es in unserer Evolution ursprünglich so, dass lediglich die materiellen Ressourcen des Vaters dafür ausschlaggebend waren, ob die Kinder überlebten. Die materiellen Ressourcen der Mutter waren in dieser Hinsicht eher unbedeutend. Umso mehr zählten bei ihr Jugend, Gesundheit und Fruchtbarkeit.