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Eine tolle Geschichte für alle großen und kleinen Leser. Erlebt mit, wie der coole Max in eine verrückte Märchenwelt voller Abenteuer und Gefahren gerät. Wie er es mit bösen Zauberern aufnehmen muss und schließlich sogar die ganze Märchenwelt rettet. Dabei begegnen ihm altbekannte Märchenfiguren, aber auch neue, ganz verrückte Wesen. Erlebt den Froschkönig, Frau Holle und Dornröschen einmal völlig anders. Eine außergewönliche Geschichte, die zum Lachen und Nachdenken anregen soll. Zum Vor- und Selbstlesen! Ein besonderer Lesespaß für alle Jungen und Mädchen.
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Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2011
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Imprint
Erzaehl mir nichts von Maerchen!
Ines Benkenstein
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: 2011 Ines Benkenstein
ISBN 978-3-8442-1400-0
Ein Buch für Mädchen und Jungen ab 8 Jahren.
Veröffentlicht von Ines Benkenstein
unter Verwendung von Motiven von www.Fotolia.com
Märchenbuch: Sweet Angel - Fotolia.com
Schlüsselbund: Martina Misar - Fotolia.com
Alle Rechte vorbehalten
Ines Benkenstein
www.Ines-Benkenstein.de
E-Mail: [email protected]
Was für ein Tag!
Max schlich leise und bedrückt die Stufen zu seinem Zimmer hinauf. Seit dem frühen Morgen war komplett alles schiefgegangen. Zuerst hatte er verschlafen und dadurch den Bus zur Schule verpasst, so dass er die gesamte Strecke zu Fuß laufen musste.
Als ob dies nicht schon schlimm genug war, hatte es in Biologie auch noch eine Fünf gehagelt. Natürlich nur, weil er für eine mündliche Leistungskontrolle nicht ausreichend vorbereitet gewesen war. Oh je, wie sollte er das wieder seinen Eltern erklären? Am liebsten hätte er sich jetzt in seinem Zimmer vergraben, bis dieser Tag endlich vorbei war.
Niedergeschlagen öffnete er die Tür und blieb geschockt stehen. Nahm das denn heute gar kein Ende? Eine große schwarze Wolke verpestete den ganzen Raum. Es roch schweflig und modrig. Einfach widerlich! Er hielt sich die Nase zu und rannte schnell zum Fenster, um es zu öffnen.
Ganz langsam, nach und nach zog die Qualmwolke ab und Max konnte schon bald die Einrichtungsgegenstände seines Zimmers wiedererkennen. Es waren keinerlei Schäden zu verzeichnen und auch sonst schien alles in Ordnung zu sein, so dass sich seine Aufregung allmählich wieder legte.
So etwas hatte er doch schon einmal erlebt! Diese Rauchwolke kam ihm wirklich sehr bekannt vor. Max ahnte bereits, wer sich da im Anmarsch befand. Er hatte so eine Vermutung. Aber es blieb keine Zeit genauer darüber nachzudenken, denn kleine Feuerflammen tanzten plötzlich in der Luft. Max musste handeln. Hektisch versuchte er, sie auszupusten.
Kreuz und quer rannte er durch sein Zimmer, um die Flämmchen zu löschen. Auf keinen Fall wollte er einen Brandfleck riskieren.
Häufig tauchten die kleinen Feuerquellen gleichzeitig an unterschiedlichen Stellen auf, was das Löschen nicht gerade einfach machte. Trotzdem versuchte er, so schnell wie möglich überall zu sein.
Er pustete, was das Zeug hielt und wedelte unaufhörlich mit den Armen. Wie ein Wirbelwind raste er durch das Zimmer. Es artete richtig in Stress aus und stellte sich als äußerst schwierige Aufgabe heraus.
Nach minutenlanger Hetzerei war es dann schließlich so weit. Mit einem lauten Donnerschlag krachte aus heiterem Himmel irgendetwas mitten in sein Zimmer hinein. Und richtig. Nachdem sich der Qualm etwas gelichtet hatte, sah Max, dass er mit seiner Vermutung voll ins Schwarze getroffen hatte.
Es war mal wieder Pink, die kleine Waldfee aus der Märchenwelt, die ihm einen Besuch abstattete.
Sie war ihm bei seinem letzten Aufenthalt in dieser fremden Welt eine gute Freundin geworden und bis auf ihr sonderliches Aussehen ganz in Ordnung. Pink schillerte ständig in allen erdenklichen Farben und das Wort ´bunt´ be-kam durch sie eine neue Bedeutung.
Max mochte sie wirklich sehr, aber mit ihrem theatralischen Auftreten ging sie entschieden zu weit. Obwohl sich Max über ihren Besuch freute, musste er erst einmal seinen Ärger loswerden.
Mensch Pink, du kannst doch nicht immer einfach so hereinplatzen. Verstehe das bitte jetzt nicht falsch, ich bin wirklich froh dich zu sehen, aber du kannst dir gar nicht vorstellen, welchen Ärger ich letztes Mal wegen des verbrannten Teppichs bekommen habe. Könntest du nicht vielleicht ein wenig unspektakulärer hier erscheinen?
Pink, die kleine Waldfee, ließ den Kopf hängen. Erst jetzt bemerkte Max, wie mitgenommen sie aussah. Sämtliche Farbe schien aus ihrem Körper gewichen zu sein. Sie war leichenblass. Für eine Farbenfee, die immer farbenfroh leuchtete, war dies ein alarmierendes Zeichen.
Sofort machte sich Max´ Beschützerinstinkt bemerkbar. Er führte sie zum Sofa und befahl ihr, sich hinzulegen.
In Rekordzeit rannte er nach unten in die Küche, um Milch und Kekse zu holen. Dies war das Geheimrezept seiner Mutter, wenn es ihm mal nicht so gut ging. Schnell war er wieder bei Pink und versuchte ihr ein Glas nach dem anderen einzuflößen.
Und tatsächlich. Nach einem halben Liter Milch und der ganzen Packung Kekse kehrte langsam die Farbe zurück in ihren bleichen Körper. Es waren zwar nur blasse Töne, aber immerhin schien sie auf dem Weg der Besserung zu sein. Jetzt tat es Max richtig leid, dass er sie vorhin so angenörgelt hatte. Rasch holte er ihr noch ein Kissen und eine Decke, damit sie es schön bequem hatte.
Max fand, dass er einen absolut hervorragenden Krankenpfleger abgegeben hatte.
Zumindest hatte sich der Zustand seiner Pati-entin nicht verschlechtert und sie lebte noch. Das waren gute Voraussetzungen. Außerdem sah sie ihn dankbar an und lächelte. Es schien ihr tatsächlich schon etwas besser zu gehen. Trotzdem machte sich Max auch weiterhin große Sorgen, denn sie hatte noch kein einziges Wort von sich gegeben, und das war bei Pink, genauso wie bei allen anderen Mädchen, ein schlechtes Zeichen.
Bevor er jedoch alle seine Fragen stellen konnte, rumpelte es im Flur und die polternden Schritte auf der Treppe kündigten seine Mutter an. Panik breitete sich bei Max aus. Er schmiss Pink die Decke über den Kopf und rannte zur Tür. Gerade noch rechtzeitig konnte er seine Mutter stoppen. Diese schaute ihn ganz skeptisch an und wollte wissen, ob alles in Ordnung sei. Max versperrte ihr den Zutritt zu seinem Zimmer, was sie noch neugieriger werden ließ.
Er mochte seine Mutter sehr, aber dass sie immer alles bis in das kleinste Detail wissen musste, machte ihn wahnsinnig.
Er nahm ihr schnell den Wäschekorb aus der Hand und erklärte ihr, dass er ab dem heutigen Tag seine Wäsche selbst in den Schrank räumen würde.
Das erstaunte Gesicht seiner Mutter sprach Bände. Damit hatte er sie aber leider nur noch misstrauischer gemacht. Also ließ Max sie kurz in sein Zimmer schauen und machte ihr schließlich die Tür vor der Nase zu.
Aufatmend lehnte er sich gegen die Wand. Puh …, das war gerade noch mal gut gegangen. Glücklicherweise hatte Pink nicht einen einzigen Mucks von sich gegeben und war so unentdeckt geblieben.
Nicht auszudenken, wenn seine Mutter sie gesehen hätte. Ach, du liebe Zeit, der Gedanke allein trieb ihm die Schweißperlen auf die Stirn. Max hätte sofort einen ganzen Katalog von Fragen beantworten müssen. Mindestens hundert Fragen gleichzeitig wären auf ihn hereingestürmt. Momentan wusste er aber nicht mal die Antwort auf eine einzige.
Erleichtert darüber, dass alles noch mal gut gegangen war, wandte er sich wieder Pink zu. Schnell zog er ihr die Decke vom Kopf. Zu Max´ Erstaunen schlief sie tief und fest und hatte von der brenzligen Situation gar nichts mitbekommen.
Aufgewühlt lief er hin und her.
Was sollte er tun? Pink musste verschwinden. Aber wohin? Ihr Auftauchen bedeutete unendlich viele Komplikationen. Sicherlich gab es mal wieder irgendwelche Schwierigkeiten im Märchenland. Bei seinem letzten Aufenthalt dort war er von einer katastrophalen Situation in die nächste geraten und dabei manchmal nur um Haaresbreite mit dem Leben davon gekommen. Wenn er da nur an den bösen Zauberer dachte, der ihn vernichten wollte, wurde ihm sofort wieder übel.
Wie ein eingesperrter Tiger lief er in seinem Zimmer auf und ab. Er konnte eigentlich nicht noch mehr Probleme gebrauchen, denn in der Schule lief es gerade nicht so toll.
Eine Vier jagte die nächste, und das obwohl er sonst immer ein guter Schüler gewesen war. Natürlich hatte es daraufhin sofort Ärger mit seinen Eltern gegeben. Prompt wurde sein Laptop weggesperrt, weil er angeblich viel zu viel Zeit daran verbrachte.
Das wiederum hatte Max gegen seine Eltern aufgebracht, so dass momentan aufstandsähnliche Zustände herrschten.
Max kam eine Idee. Er musste seinen Freund Fred anrufen. Natürlich, das war die Lösung! Fred war der Einzige, der auch schon einmal in der Märchenwelt gewesen war. Außerdem kannte er Pink bereits. Fred konnte ihm sicher helfen.
Aufgeregt wollte Max sofort zum Telefon sprinten, doch dann fiel ihm ein, dass seine Mutter ja das ganze Gespräch mithören konnte.
Also kramte er sein Handy aus der Tasche. Viel Geld war nicht mehr auf seiner Telefonkarte. Die Tage zuvor hatte er so viel mit seinen Freunden gesprochen, dass er bereits am Ende seines Limits war.
Um eine neue Karte zu besorgen, hätte er Pink allein lassen müssen, aber dieses Risiko wollte er auf keinen Fall eingehen. Schließlich musste er auf sie aufpassen.
Max hoffte innständig, dass das Guthaben auf seiner Handykarte noch für einen Anruf ausreichte. Nervös wählte er Freds Nummer.
Bitte, bitte geh ran.
Es klingelte mehrmals hintereinander, doch Fred ging nicht ans Telefon. Max wollte gerade enttäuscht auflegen, als sich sein Freund doch noch meldete. Erleichtert und komplett aufgelöst plapperte Max wild darauf los. Er erzählte ohne Punkt und Komma und ließ Fred erst zu Wort kommen, als dieser versprach, sich sofort auf den Weg zu machen.
Max fiel ein Stein vom Herzen, als er auflegte. Auf Fred war immer Verlass. Sie waren in den letzten Monaten gute Freunde geworden. Die Abenteuer im Märchenland, die sie vor einiger Zeit gemeinsam erlebten, hatten sie fest zusammengeschweißt.
Freds Eltern hatten glücklicherweise vor kurzem ein Haus ganz in der Nähe gekauft. Jetzt wohnten sie nur drei Straßen voneinander entfernt. Fred und Max gingen nun zusammen in eine Klasse und verbrachten seitdem jede freie Minute miteinander.
Max horchte angespannt auf die Klingel.
Er hoffte, dass Fred irgendeine brauchbare Idee hatte. Pinks Auftauchen hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Max rieb sich die Schläfen. Er hatte das Gefühl, dass ihn jemand mit einem Hämmerchen in seinem Kopf attackierte.
Wo blieb Fred denn nur? Es konnte doch nicht so lange dauern, drei Straßen zu überwinden. Es kam Max wie eine Ewigkeit vor, bis es endlich bimmelte.
Wie ein geölter Blitz rannte Max die Treppe nach unten, vorbei an seiner Mutter, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete. Ruckartig riss er die Tür auf und zerrte Fred herein. Max war echt froh ihn zu sehen.
Schuhe und Jacke wurden schnell in die Ecke geschmissen und beide liefen sofort die Treppe nach oben. Natürlich mussten sie dabei erst wieder an seiner Mutter vorbei. Die stand mit fragendem Blick vor Max und versperrte den Weg. Oh, oh ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
Max ratterte schnell die erstbeste Ausrede herunter, die ihm einfiel. Mathe. Hausaufgaben. Fred hilft mir.
Ohne das Einverständnis seiner Mutter abzuwarten, stürzten die beiden an ihr vorbei nach oben.
Widererwarten schlief Pink nach wie vor seelenruhig auf dem Sofa. Sie sah ein bisschen wie ein Engel aus, wenn sie so friedlich dalag.
Ehrfurchtsvoll stand Fred vor dem Sofa und starrte Pink unverwandt an. Vorsichtig stupste er sie mit dem Finger an. Ist die echt?
Max schüttelte den Kopf. Mensch Fred, hast du etwa gedacht, ich verschaukle dich. Natürlich ist die echt. Was meinst du, warum ich deine Hilfe brauche.
Fred schien gar nicht zuzuhören. Nochmals fasste er Pink an, diesmal mit der ganzen Hand. Ratlos sah er zu Max. Die ist wirklich echt! Dabei stotterte er bei jedem Wort.
Max gab auf. Irgendwas musste Freds Gehirn total vernebelt haben. Dabei hatte er sich von ihm die perfekte Lösung erhofft.
Fred setzte sich und starrte Pink weiterhin ununterbrochen an. Und was machst du jetzt mit ihr?
Och Fred, genau aus diesem Grund bist du hier. Sag mal, stehst du auf der Leitung oder was ist mit dir los? Ich brauche deine Hilfe, denn ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll.
Abwesend fragte Fred: Und die ist wirklich echt und das ist kein Spaß?
Max verzweifelte fast. Seit wann war Fred denn so begriffsstutzig. Er war doch sonst nicht so dusslig. Er flehte seinen Freund an.
Bitte Fred tu mir einen Gefallen und wach auf. Wir haben ein riesiges Problem. Pink ist hier und ich weiß nicht warum oder weshalb.
Max machte eine künstlerische Pause, bevor er weitersprach. Fakt ist aber, dass sie auf meinem Sofa liegt und so wie es aussieht, wird sie aus eigener Kraft vorläufig nicht zurück können. Sie sieht fix und fertig aus, alle ihre Farben sind verschwunden. Sicher ist sie krank oder steckt irgendwie in der Klemme. Auf jeden Fall braucht sie unsere Hilfe.
Lange blieb es ruhig, bis Fred einen geistigen Lichtblick hatte. Aber du kannst sie doch nicht die ganze Zeit auf deinem Sofa liegen lassen.
Max´ Geduld war langsam zu Ende.
Bravo Fred, der Kandidat erhält einhundert Punkte. Ich sehe du hast jetzt endlich das Problem erkannt. Vielleicht könntest du nun wieder normal denken und mir aus der Patsche helfen. Ich kann sie maximal einen oder zwei Tage verstecken, ohne dass wir auffliegen, länger aber nicht.
Verzweifelt sah Max Fred an und wartete auf eine Eingebung. Er war mit seinem Latein am Ende. Fred brauchte eine Zeitlang, bevor er antwortete.
So wie sie ausschaut, wirst du sie gar nicht verstecken können. Mit ihrem Äußeren sieht sie aus wie ein bunter Hund. Sie würde glatt als Außerirdische durchgehen. Zuerst müssten wir sie etwas unauffälliger machen.
Und wie stellst du dir das vor?
Na zunächst müssen wir ihr ein paar anstän-dige Klamotten besorgen und ihr eine ordent-liche Frisur verpassen, damit sie etwas normaler aussieht. Meine Schwester hat ungefähr die gleiche Größe. Da sie momentan an einem Austauschprogramm der Schule teilnimmt und nicht da ist, können wir uns ruhig ein paar Sachen von ihr ausleihen. Außerdem hat die echt so viele Klamotten in ihrem Schrank, dass sie gar nicht merken würde, wenn etwas fehlt.
Super Fred. Du bist echt klasse. Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann. Kannst du schnell was besorgen?
Noch bevor Max den Satz zu Ende gesprochen hatte, war Fred bereits aufgestanden und auf dem Weg zur Tür. Er versprach sich zu beeilen und war auch schon verschwunden.
Max musste sich erstmal hinsetzen. Die Aufregung war echt zu viel für ihn. Warum musste gerade er immer in so einen Schlamassel geraten?
Pink bewegte sich und öffnete die Augen. Verstört sprang sie auf und blickte gehetzt um sich. Max war sofort bei ihr und beruhigte sie. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sie ihn erkannte und sich erleichtert wieder auf das Sofa fallen ließ. Sie lächelte und Max konnte diesen Augenblick nicht ungenutzt lassen. Zu viele Dinge brannten ihm auf der Seele. Pink, was ist los? Warum bist du hier?, überfiel er sie gleich mit zwei Fragen.
Nachdem sie sich etwas gesammelt hatte, be-gann sie zu reden. Sie erzählte Max von den königlichen Truppen, die sie grundlos verhaftet hatten. Niemand hatte ihr gesagt, was vorgefal-len war. Man hatte, sie einfach mitgenommen und sie wochenlang in einem Kellerverlies eingesperrt. Es war eine schlimme Zeit für Pink. Allein die Erinnerung daran reichte aus, und sie begann, am ganzen Körper zu zittern.
So eine Ungerechtigkeit war sehr ungewöhnlich und kam normalerweise im Märchenland nicht vor. Sie hatte keinerlei Erklärung dafür. Schließ-lich hatte sie in einem günstigen Augenblick fliehen können und war unter Einsatz ihrer restlichen Kräfte hierher gekommen.
Max lauschte aufgeregt ihren abenteuerlichen Erzählungen und konnte sich eine Zwischenfrage einfach nicht verkneifen.
Warum gerade ich? Warum bist du zu mir gekommen? Ich kann dir sicherlich von allen am wenigsten helfen. Du weißt doch, dass ich nicht über magische Kräfte verfüge.
Die hätten mich im Zauberwald überall entdeckt. Hier bin ich sicher. Bei dir finden sie mich nicht so leicht.
Leise fügte sie hinzu: Es ist das Armband, das ich dir bei deinem ersten Besuch geschenkt habe. Kannst du dich erinnern? Max nickte. Das lag gut versteckt in seiner Schatztruhe.
Dieses Armband ist meine Verbindung zu dir. Solange du dieses Armband besitzt, kann ich aus der Märchenwelt direkt zu dir kommen.
Anders wäre dies gar nicht möglich gewesen. Du warst meine einzige Rettung.
Bevor Pink weiterreden konnte, wurde die Tür aufgerissen und Fred kam hereingestürzt. Er hatte zwei vollgestopfte Tüten bei sich.
Pink und er standen sich eine kurze Zeit sprachlos gegenüber, bis Pink ihn freudig umarmte. Danach musste sie sich sofort wieder setzen, weil sie so schwach war.
Fred zeigte stolz seine Mitbringsel. Und erst als er ihr einen lila Pulli vor die Nase hielt, wurde Pink klar, dass diese Sachen für sie bestimmt waren. Natürlich weigerte sie sich zunächst, das Zeug anzuziehen. Sie fand sich schön, so wie sie war.
Max und Fred mussten beide ihre ganze Überzeugungskraft einsetzten, um Pink die Notwendigkeit einer Verwandlung näher zu bringen. Es war ein hartes Stück Arbeit, bis sie endlich den Pulli und eine lange Jeans überzog. Max half ihr dabei so gut es ging und merkte sofort, wie unwohl sie sich darin fühlte.
Die größte Herausforderung stellten die Schuhe dar. Pink brauchte normalerweise keine Schuhe, schließlich schwebte sie ja über dem Boden. Letztendlich einigten sie sich auf Max´ Schlappen, aus denen sie mit den Füßen zu jeder Zeit rein-und rauskriechen konnte. Somit war ein Anfang gemacht. Vom Hals abwärts sah sie bereits schon wie ein normaler Teenie aus.
Der Rest war nach wie vor inakzeptabel, wenn sie nicht sofort auffallen wollte. Etwas hilflos sahen sich Max und Fred die Haare an. Keiner der Beiden traute sich dort heran.
Was machte man denn mit so einer wild gewordenen Frisur? Oder besser gefragt: Wie bekam man so was Chaotisches sortiert?
Um Pink nur annähernd normal wirken zu lassen, musste erst einmal ein Kamm her. Max stutzte. So etwas benutzte er gar nicht. Ein bisschen Gel in die Haare und schon lag die Frisur. Bei Pinks Haaren allerdings würde sicher nicht mal ein Eimer voller Gel denselben Effekt erzielen, befürchtete Max.
Also suchte er weiter und siehe da, in der untersten Schublade, ganz hinten, fand er tatsächlich einen Kamm. Max war selbst davon überrascht, was da so alles in seinen Schubkästen verborgen lag. Er hätte eigentlich darauf wetten können, dass er keinen besaß. So schlecht war er gar nicht organisiert.
Sofort machte Max sich ans Werk. Er setzte den Kamm am oberen Kopfende an und wollte die Haare damit durchkämmen, blieb aber prompt stecken. Pink schrie vor Schmerz auf, aber Max versuchte es unerbittlich weiter. Doch seine Mühe war vergebens. Obwohl der Kamm große Zacken hatte, kam er einfach nicht durch. Bei dem Versuch, Pinks verfilzte Haare zu bändigen, schimpfte diese unaufhörlich und Max stand die Hilflosigkeit ins Gesicht geschrieben. Es war reinste Schwerstarbeit. So sehr er sich auch anstrengte, gegen den Wirrwarr auf Pinks Kopf kam er einfach nicht an.
Max schüttelte mit dem Kopf. Er kannte eigentlich kein Mädchen, welches nicht ständig mit den Haaren beschäftigt war. Hier eine Spange und dort eine Klemme und schon passte die Frisur. Nur bei Pink war alles anders. Nach unzähligen, erfolglosen Versuchen, gab Max schließlich schulterzuckend auf. Pink standen schon die Tränen in den Augen und er wollte sie nicht noch mehr quälen.
Ihm kam eine Idee. Er sah zu Fred. Jetzt hilft nur noch eins. Der Haartrimmer muss her, drei Millimeter.
Fred war von dem Vorschlag entsetzt. Bist du denn verrückt geworden? Du kannst doch Pink keine Glatze rasieren. Das kannst du ihr nicht antun. Die steht doch total auf das Gestrüpp um ihren Kopf herum. Hast du nicht `ne Mütze oder so etwas Ähnliches, die auch ein Mädchen aufsetzen kann?
Fred war genial. Max musste fairerweise zugeben, dass er nicht auf diese Idee gekommen wäre. Es war das Einfachste der Welt.