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Es begab sich aber zu der Zeit… So beginnt die erste Weihnachtsgeschichte, die der Evangelist Lukas aufgeschrieben hat. Jedes Jahr lassen sich Millionen Christen von dieser Geschichte, der Menschwerdung Gottes immer wieder anrühren. Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von weiteren Geschichten rund um das Weihnachtsfest. Es sind vergnügliche, märchenhafte, historische und fantastische Geschichten, die unterhalten und Freude bereiten sollen. Einige Geschichten sind mit einem Augenzwinkern erzählt worden und sie sollten auch so gelesen und wahrgenommen werden.
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Seitenzahl: 88
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Prolog
Santa Claudia
Die gute Fee
Rutschpartie
Der Nikolaus
Eine schöne Bescherung
Joseph
Zum Weihnachtsfest, dem höchsten Fest der Christenheit, werden immer wieder sehr viele Geschichten erzählt. Die erste stammt von dem Evangelisten Lukas und sie beginnt mit den Worten: Es begab sich aber zu der Zeit.
Lukas hat seine Geschichte an Theophilus geschrieben, der eine hochgestellte Persönlichkeit in Rom, vermutlich ein Senator war. Es wird angenommen, dass er von Paulus zum Christentum bekehrt wurde und mehr über das Leben von Christus erfahren wollte. Darum hat er sich dann an Lukas gewandt, von dem Theophilus wusste, dass er Paulus auf einigen Reisen begleitet hat. Über Lukas ist mehr bekannt. Als Grieche in Antiochia geboren, wird sein Beruf als Arzt angegeben. Er erklärt sozusagen im Vorwort seines Evangeliums, dass er die verschiedenen Berichte sorgfältig geprüft hat. Es gab natürlich im 1. Jahrhundert nach Christus, als das Lukasevangelium entstand, noch nicht viele Menschen, die des Schreibens kundig waren, so dass viele Begebenheiten von Zeitzeugen mündlich überliefert werden mussten, bis sich jemand fand, der die Geschichte für so wichtig erachtete, dass er sie aufschrieb. Er musste aber auch in der Lage sein, zu schreiben. Lukas war als Arzt sicher ein gebildeter Mensch.
Seine Geschichte ist sehr bunt. Es kommen Menschen aller Bevölkerungsschichten darin vor, der Kaiser Augustus, der König Herodes, hohe Beamte, wie der Landpfleger aber auch einfache Leute, Hirten und der Wirt der Herberge. Die Tiere, die als Herde erwähnt werden, sind sicher Schafe und Ziegen gewesen. Dass auch Engel darin vorkommen, erhöht den Reiz dieser ersten Weihnachtsgeschichte.
Es verwundert darum nicht, dass auch spätere Weihnachtsgeschichten sehr fantasievoll sind. Das reicht von der kunstvollen Musiksprache Johann Sebastian Bachs im Weihnachtsoratorium und der Historia von der Geburt Jesu Christi, die Heinrich Schütz komponiert hat, über Das neugebor‘ne Kindelein von Dietrich Buxtehude bis zu der eher volkstümlichen Tonsprache von Carl Orff. Aber auch Weihnachtslieder von Peter Cornelius, Krippenlieder von Joseph Haas oder Lieder von Hugo Wolf und Max Reger gehören zu den musikalischen Weihnachtsgeschichten. Auch bei den literarischen Erzählungen gibt es ein weites Spektrum an Geschichten von so unterschiedlichen Schriftstellern wie Erich Kästner, Karl Heinrich Waggerl, Manfred Hausmann, Kurt Tucholski, Joachim Ringelnatz und Agatha Christie. Es muss nicht alles, was erzählt wird, wirklich wahr sein und es sollte nicht alles auf die sprichwörtliche Goldwaage gelegt werden. Hier ist auch viel dichterische Freiheit vorhanden.
So ist es auch mit dem vorliegenden Büchlein. Einige Geschichten sind mit einem Augenzwinkern erzählt worden und sie sollten auch so gelesen und wahrgenommen werden.
Mit den verwendeten Namen verhält es sich so, dass sie vielleicht real existieren, das ist allerdings purer Zufall und nicht beabsichtigt. Sie haben mit den erzählten Geschichten nichts zu tun.
Am 22. Dezember hatte Herbert Ahrens 2 ruhige Tage vor sich. Der Lehrer für Mathematik und Physik am städtischen Gymnasium hatte Ferien, alle in der letzten Zeit geschriebenen Arbeiten hatte er korrigiert. Seine Frau war nach Stuttgart zu ihrer Mutter gefahren. Diese lebte seit dem Tode ihres Mannes recht einsam und Gisela Ahrens wollte sie abholen, damit sie die Feiertage zusammen mit Tochter und Schwiegersohn verbringen konnte. Herbert erwartete sie am nächsten Tag zurück.
Er hatte sich gerade einen Tee gekocht und nahm nun die Zeitung zur Hand als die Türklingel ertönte. Er legte die Zeitung beiseite, ging in den Flur und öffnete die Haustür. Zu seiner Überraschung stand vor ihm eine weibliche Ausgabe des Nikolaus. Vielleicht etwas länger als schicklich, betrachtete er seinen Gast: Vor ihm stand eine hübsche junge Frau mit einer roten, mit weißem Pelz eingefassten und einem ebensolchen Bommel versehenen Mütze, unter ihre blonde Haare hervor sahen. Sie trug einen langen roten Mantel, der auch mit Pelz besetzt war. Den Mantel trug sie offen, so dass darunter ein roter Minirock und sehr wohlgeformte lange Beine zu bewundern waren, die mit einer schwarzen Strumpfhose bekleidet, in kurzen, mit Pelz besetzten Stiefelchen mit hohen Absätzen steckten. Sein Gegenüber hatte mit einem Lächeln seine aufmerksamen Blicke bemerkt und grüßte ihn nun mit den Worten: „Guten Morgen Herr Ahrens, ich führe im Auftrag der Zeitschrift Anna eine Befragung durch, darf ich auch Ihnen einige Fragen stellen?“ Herbert besann ich auf seine guten Manieren und antwortete: „Treten Sie doch ein, Santa Claus“, „Santa Claudia“, verbesserte ihn die junge Frau.
Sie trat ein und ließ sich den langen Mantel abnehmen. „Das Gespräch können wir doch bei einer Tasse Tee führen“, bot Herbert ihr an, was sie gerne annahm. Die Mütze wollte sie allerdings nicht ablegen, dann ginge das Nikolaus Image verloren, so sagte sie. Sie setzte sich sehr anmutig in den angebotenen Sessel, dabei bewunderte der Lehrer ein weiteres Mal ihre hübschen Beine und schämte sich innerlich dafür.
Nachdem sie einen ersten Schluck Tee getrunken hatte, eröffnete Santa Claudia das Gespräch mit den Worten: „Wie ich schon gesagt habe, möchte die Frauenzeitschrift Anna herausfinden, was die Menschen von einem weiblichen Nikolaus halten. Dabei beziehen wir uns auf die allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 von den Vereinten Nationen verkündet wurde. Dabei speziell auf Artikel 2 in dem es heißt: - Jeder Mensch hat Anspruch auf diese Rechte ohne Unterscheidung nach Rasse, Farbe, Geschlecht“, hier unterbrach sie der Gastgeber indem er sagte: „Den weiteren Text können Sie sich sparen, er ist mir bekannt.“ „Und wie ist Ihre Antwort?“ fragte Santa Claudia.
Herbert Ahrens hatte unausgesprochen schon für sich festgestellt, dass Santa Claudia optisch gegen jeden männlichen Nikolaus gewinnen würde. Laut beantwortete er ihre Frage indes so: „Da ist zunächst die Tradition. Bisher gab es keinen weiblichen Nikolaus.“ „Aber Traditionen werden doch ständig verändert“, ließ sich sein Gast vernehmen. „Denken Sie nur an die Berufe, die früher traditionelle Männerberufe waren: Soldaten, Schornsteinfeger, Lokomotivführer, Piloten, Bauarbeiter. Alle diese Berufe werden heute auch von Frauen erlernt. Oder nehmen Sie den Sport: Marathonläufer, Fußballspieler oder Boxer waren in der Vergangenheit nur Männer. Diese Sportarten werden inzwischen sehr erfolgreich auch von Frauen ausgeübt. Dann die Politik, wissen Sie, wie viele weibliche Regierungschefs es gibt? Außerdem gibt es in Europa mehr Königinnen als Könige.“
Dem Lehrer war klar, dass der erste Punkt des Streitgespräches klar an Santa Claudia ging. Nun war aber der sportliche Ehrgeiz in ihm erwacht und er hoffte, im weiteren Verlauf des Gespräches auch noch zu Punkten zu kommen. Darum sagte er nun: „Das mag ja alles richtig sein, aber hier geht es ja nicht nur um die Tradition. Die Geschichte vom Nikolaus ist eine geschichtliche Tatsache. Es geht doch um eine reale Person, den Bischof von Myra, der im 4. Jahrhundert gelebt und mildtätig gewirkt hat.“ „Ja, aber vergessen Sie nicht, dass es sich dabei um eine Legende handelt“, antwortete seine Gesprächspartnerin. „Diese Legende stammt aus einer Zeit des absoluten Patriarchats. Es gab sicher auch sehr viele Frauen, die mildtätig gewirkt haben. Auffällig ist doch, dass auch noch der Weihnachtsmann den Kindern Geschenke bringt, gleich zwei Männer und weit und breit keine Frau.“
Jetzt glaubte Herbert, einen Schwachpunkt in der Argumentation erwischt zu haben. „Und was ist mit dem Christkind?“ fragte er. Sofort bedauerte er seinen Einwand, als er das Lächeln seines Gastes sah. „Bei dem Christkind handelt es sich doch um das Christuskind, also Jesus Christus als Kind. Und der war auch männlich“, entgegnete Santa Claudia lächelnd. „Überhaupt besteht die ganze Weihnachtsgeschichte, wie sie Lukas erzählt hat, abgesehen von Maria, nur aus Männern. Maria konnte nur darum nicht von einem Mann verkörpert werden, weil sie ja den Heiland gebären musste und das konnte nun mal nur eine Frau. Aber fangen wir mit dem Engel an, der Maria die Botschaft überbrachte, dass sie ein Kind gebären soll. Er ist männlich, der Erzengel Gabriel. Dann kommt Joseph ins Spiel, ein Mann. Die Hirten auf dem Feld, alles Männer, die Weisen aus dem Morgenland werden auch als Männer dargestellt, Herodes, der Jesus nach dem Leben trachtet, ein Mann und schließlich der greise Simeon, der Jesus im Tempel auf seinen Arm nimmt ist natürlich ein Mann.“
Herbert Ahrens wurde zunehmend klarer, dass er gegen die Argumentationen seines Gastes nichts ausrichten konnte, darum sagte er jetzt: „Ich gebe mich geschlagen, Santa Claudia ist sicherlich eine Notwendigkeit, die mich von jetzt an begleiten wird.“ Sie sah ihn wieder mit ihrem charmanten Lächeln an und fragte, ob er das für sehr schlimm hielte. „Natürlich nicht“, antwortete der Lehrer, „vor allem, wenn sie sich in so reizvoller Gestalt präsentiert, wie ich es heute erleben durfte.
Santa Claudia erhob sich und bedankte sich für den Tee und die Gastfreundschaft. Herbert geleitete sie hinaus und half ihr im Flur in ihren roten Mantel. Er reichte er ihr die Hand, die sie ergriff, dann legte sie ihm einen Arm um die Schulter, küsste ihn rechts und links auf die Wangen und verschwand mit einem letzten Gruß durch die Tür.
Herbert Ahrens stand eine Weile regungslos im Flur, allein mit einem Hauch von Chanel. Dann ging er in sein Arbeitszimmer, wo er den Computer einschaltete. Er gab das Stichwort „Anna“ in die Suchmaschine ein und klickte dann auf: - Das politische Magazin von und für Frauen. Darauf öffnete sich die Titelseite des Blattes, auf der ein Kommentar der Chefredakteurin Dr. Claudia Bender stand und daneben ihr Bild, ohne Nikolausmütze aber mit dem charmanten Lächeln, wie vor einer Stunde in seinem Wohnzimmer.
Wenn man von Feen spricht, meint man gewöhnlich gute Feen, denn Gutes tun, das ist ihr Wesen. Eine ihrer besonderen Eigenschaften ist es, dass man sie nicht zu sehen bekommt, denn sie können sich unsichtbar machen. Wenn man doch einmal eine Fee sieht, weiß man nicht, dass es eine ist, weil man sie natürlich nicht erkennt. Außerdem sind Feen in der Lage, das Aussehen und die Stimme anderer Personen anzunehmen. Der Lebensraum der Feen liegt aber im Dunkeln.
Die gute Fee unserer Tage ist natürlich modern. Sie hat ein Büro in der Stadt mit Telefon, Fax und Internetanschluss. Natürlich kennt man ihre Adresse ebenso wenig wie ihre Telefonnummer. Die steht auch in keinem Telefonbuch.
Die Fee, von der wir hier erzählen, nennen wir sie einmal Feelizitas, saß einige Tage vor Weihnachten in ihrem Büro und dachte darüber nach, welche gute Tat sie noch vor den Festtagen tun könnte. Dabei war ihr klar, dass das Verhindern von Bosheiten natürlich auch gute Taten sind. Sie schaltete ihren Computer