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Es war einmal versetzt viele schnell in die Position des Zuhörers, dem ein Märchen vorgelesen wird. Schon längst den Kinderschuhen entwachsen macht es auch heute noch uns Erwachsene glücklich, wenn eine uns bekannte Person vorliest oder aber erzählt. Man taucht wieder in die Kindheit ein, erinnert sich an die verschiedenen Vorleser – vielleicht auch daran, dem Opa gesagt zu haben „Da hast Du aber was ausgelassen!“
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Seitenzahl: 771
Veröffentlichungsjahr: 2016
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[Hier sind nur die einzelnen Hauptkapitel und Exkurse aufgeführt, aus Platzgründen werden die zugeordneten Märchen-, und Mythentexte, sowie historischen Überlieferungen hier nicht im Einzelnen aufgeführt.]
Vorwort von Opernsängerin Anja Silja
Märchenopern – Opernmärchen
Der Götterhimmel im nordischen Sagenkreis
RUSSLAND
Von Väterchen Frost, der Baba Jaga, Amazonen, Zauberern, Prinzen und Dämonen
DIE SÜDSEE
Das märchenhafte Paradies
Exkurs:
Die Farben der Südsee – PAUL GAUGUIN
INDONESIEN
Die Schattenwelten des Wayang Kulit in uralten Mythen
Exkurs:
Das gewaltige Mandala des BOROBUDUR-Tempels
Wieder einmal unter dem Weihnachtsbaum vorzulesen:
Advent und Weihnachten in Lambarene
Weihnachten in Indien
Weihnachten in Skandinavien
Die Heilige Nacht
Das Geschenk der Weisen
Gibt es ihn wirklich, den Weihnachtsmann?
Am Heiligen Abend einsam sein
Weihnachts-Phantome
St. Nikolaus in Not
Zu Besuch im TILL EULENSPIEGEL-MUSEUM in Brügge-Damme
FRANKREICH
Fabeln und viele Zauberzeichen - Poitiers – Chauvigny – Chartres
Exkurs:
Heilige Quellen, Flüsse und Urwasser
AFRIKA: Mythologie mit Tieren und Fabelwesen
AMERIKA
Märchen, Mythen und Zauberzeichen in der Neuen Welt
I.Teil: „Von Adlern, Schlangen, Bisons und Kachina-Tänzern
II.Teil: „Von Jaguar und Morgenstern“ Mittelamerika
III.Teil: „Westliches Südamerika“
Exkurs:
Heilpflanzen der „Indianer“ – Heiler und Götterboten
OSTER-INSEL
Die grandiosen Stein-Götter, Unbekanntes und Tragisches auf dem einsamsten Eiland der Welt
Exkurs:
Klassische Dichtung zu Sala y Gómez und der Osterinsel
Danksagungen
Über den Autor
E s ist mir als Autor dieses Buches eine große Freude und eine dankbare Ehre zugleich, dass ich für das Vorwort zu diesem II. Band, die Opernsängerin ANJA SILJA gewinnen konnte. Dies besonders deshalb, weil das nachfolgende Opern-Kapitel ein wichtiger Bestandteil des Inhalts werden sollte und die grandiose Wagner-Tondichtung „Der Ring des Nibelungen“ dabei ein umfangreicher Teil wurde. Dazu hatte ich den Wunsch an Anja Silja herangetragen, ein kleines Vorwort passend zu dem II. Band und der Opernwelt zu verfassen. Was kann man besser machen, als eine veritable Opernsängerin dazu zu bitten? Anja Silja hat auch sofort ihr Einverständnis zu meinem „Ansinnen“ gegeben und so darf ich herzlichst Danke sagen!
Anja Silja ist mir heute gut bekannt, was natürlich an dem gleichen Sternzeichen liegen wird. Es gab sogar Zeiten, da wurde sie von mir in „jugendlichem Wahn“ regelrecht verehrt – nämlich als sie die Senta in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts sang. Es war damals eine meiner ersten Holländer-Aufführungen, die ich hörte und ich war derart begeistert von der Stimme, vor allem aber vom Aussehen der Sängerin und von der Senta-Rolle, die mich sehr faszinierte. Ich habe „fürchterlich“ für Anja Silja „geschwärmt“, wie man dies für fast alle Frauenrollen in den Opern von Richard Wagner halt so tut!
… Traft ihr das Schiff im Meere an,
blutrot die Segel, schwarz der Mast?
Auf hohem Bord der bleiche Mann,
des Schiffes Herr, wacht ohne Rast….
… Doch das der arme Mann
noch Erlösung fände auf Erden,
zeigt Gottes Engel an,
wie sein Heil ihm einst könne werden!
Ach, könntest du, bleicher Seemann,
es finden!
Betet zum Himmel, daß bald
ein Weib Treue ihm halt’!
Vor Anker alle sieben Jahr’,
ein Weib zu frein, geht er ans Land: -
er freite alle sieben Jahr’,
noch nie ein treues Weib er fand…
Einige kurze Stichworte zu Anja Silja:
Bereits die Zehnjährige gab, von einem fassungslosen Publikum bestaunt, ein Konzert im Berliner Titania-Palast, bald darauf ein weiteres in Hamburg. Die Fünfzehnjährige machte durch Liederabende in ganz Deutschland von sich reden, und mit sechszehn folgte das Bühnendebut am Staatstheater Braunschweig mit der Rosina in Rossinis Der Barbier von Sevilla. Warnende Stimmen zahlreicher Gesangsexperten, ein so früher Start mit zudem denkbar schwierigen Partien müsse der Stimme unbedingt schaden, ja sie womöglich ruinieren, erwiesen sich als grundlos. Nach dem Engagement in Braunschweig wechselte Anja Silja 1958 an die Württembergische Staatsoper in Stuttgart, ein Jahr später an das Opernhaus von Frankfurt. Im gleichen Jahr 1959 sang sie anlässlich der Festspiele in Aix-en-Provence mit großem Erfolg die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte, eine Partie, die sie lange im Repertoire hatte. Dann folgte Bayreuth mit den Wagner-Festspielen unter Wieland Wagner, der ihr nicht nur ein wichtiger künstlerischer Mentor sondern auch ein persönlicher Freund wurde. Der damalige, typische „Presserummel“ befasste sich natürlich weit stärker mit der Privatsphäre, als es künstlerische Aspekte im Schaffen beider Künstler je getan haben. Doch ihre Gestaltung der Senta-Partie im Holländer überzeugte einschränkungslos und blieb auf den sehr gut besetzten Schallplattenproduktionen bis heute bestens erhalten. Endlich, so wurde gerühmt, wieder einmal ein junges Mädchen an Stelle einer Heroine in jener Rolle, die zu den schönsten der romantischen Oper zu zählen ist. Nach den Erfolgen in Bayreuth griff Wieland Wagner bei Inszenierungen an anderen Opernhäusern immer wieder auf Anja Silja zurück und stellte sie in komplexen Partien des Sopranfachs heraus: als Salome, Elektra, Brünhild und Elsa. Selbst die Isolde hat sie an verschiedenen internationalen Bühnen gesungen. Immer stand – und dies ist bis heute so geblieben – ihre enorme künstlerische Ausstrahlung im Mittelpunkt des Bühnengeschehens. Später machte Anja Silja auch als begabte Regisseurin Furore, bis heute wirkt sie in vielen Werken und als verlässliche Jurorin bei Gesangswettbewerben mit. [Und sie sieht im Übrigen noch immer fantastisch gut und dennoch stets seriös aus!]
Märchen und Sagen bestimmten meine Kindheit und meine kindliche Phantasie, wenn ich allein durch die Wälder streifte, was man in meiner Jugend noch ungefährdet konnte. Die Vögel sangen für mich ganz alleine, dachte ich und hörte ihnen begeistert zu, ebenso wie den Bäumen, die immer wieder neue Geschichten zu erzählen schienen. Ich lebte in meiner eigenen Welt, aber ich fürchtete mich auch, wenn der Wind durch die Bäume fegte und sich mit den Stimmen der Vögel mischte, die aufgeregt durch die Zweige flogen. Ich dachte dann an dieMärchen-Kinder, die so viele aufregende Prüfungen zu bestehen hatten. So ging ich, wie Hänsel und Gretel oder wie Rotkäppchen mutig einfach weiter, so wie sie es auch getan haben.
Später waren es dann die Sagen des klassischen Altertums, die mich fesselten. Diese Helden begleiteten mich aber nicht mehr in die Wälder, die kamen ja auch aus einer ganz anderen Welt. Da gab es Götter oder die unter dem Schutz der Götter stehende Menschen, gute und böse natürlich. Durch die Musik Richard Wagners, die ich schon sehr früh kennenlernte, wurden sie lebendig für mich, und ich lernte sie – sozusagen – persönlich kennen. Wieder eine Traumwelt und eine bis heute anhaltende Faszination!
Märchenund Sagen sind für die Entwicklung eines Kindes enorm wichtig, denke ich. Kinder brauchen ihre Traumwelt – glücklich, wer sie noch haben kann – sie prägt ja nicht nur die Phantasie, sondern auch das Bewusstsein für Gerechtigkeit, für Gutes und Böses! Auch für die Erwachsenen solltenMärchennicht ganz verloren gehen, es gibt wunderbareMärchenzu lesen, wie beispielsweise von Oscar Wilde, die unvergleichlich sind.
Und dann gibt es da noch ein Buch, das ich als Kind wie einMärchen-Buch gelesen, ja geradezu verschlungen habe, und ich wünschte heute oft, dass ich es noch einmal so unbelastet wie damals lesen könnte, als ich noch glaubte, was ich las! Ein unsterbliches Buch das einen das ganze Leben begleiten kann und das wohl für immer unerschöpflich in seinen Auslegungen bleiben wird!
Die BIBEL!
Anja Silja im Jahre 2016
Anja Silja in der Rolle der Freya im „Rheingold“ von Richard Wagner
M ärchen-Opern gibt es etliche und andere lassen sich als solche im weitesten Sinne ebenfalls bezeichnen. Entweder es handelt sich um Romantische Opern, wie Carl Maria von Webers Freischütz, Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte oder die Entführung aus dem Serail, Richard Wagners Fliegender Holländer,die Feen, Tristan und Isolde, eigentlich der komplette „Ring“, Lohengrin und Parsifal, Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel, Albert Lortzings Undin oder auch um kompositorische „Ausflüge“ in die Mythologie, da ist das Spektrum der Operntitel wirklich riesig.
Märchen, Mythen, Zauberzeichen stehen in jedem Falle auch und gerade in Sachen OPER eng nebeneinander. Auch hier wäre eine exakte „Trennungslinie“ kaum zu ziehen und dies ist auch niemals beabsichtigt, denn diese „Grenzen“ sind tatsächlich „fließend“, besonders in den musikalischen Großwerken! Und noch eine wichtige Grundlage beim Hören einer Märchenoper sollte Beachtung finden: Entweder haben die Librettisten und - oder die Komponisten, ihr Libretti und Kompositionen auf überlieferten Märchenhandlungen aufgebaut oder es sind neue Märchenstoffe geschrieben und vertont worden. Natürlich stand bei den Märchen-Opern die Romantik des 19. Jahrhunderts deutlich Pate, dies galt ja auch nicht nur für die Musikwelt, sondern auch die anderen Musen wurden von der Sehnsucht nach romantischen Erlebnissen angeregt: Die Malerei, die Dichtkunst, die Bildhauerei und letztlich die ganze Lebensart jener Zeit nahm dies gefühlsstarke Epoche wahr!
Ein anderes, was ebenfalls nicht „vergessen“ werden darf: Es war die Volksmusik, die in den romantischen OPERN oft sehr wichtige Beispiele und Verwendungen geschaffen hatte. Als beste Beispiele sind die Chöre aus dem Freischütz und die vielen Volkslieder in Hänsel und Gretel zu nennen. Man kann mit dem Blick auf die musikalisch so ärmliche Gegenwart sogar durchaus die Behauptung aufstellen, dass das eine oder andere Volkslied erst wieder durch die besagten Opernaufführungen wieder einmal zu hören ist!
Bevor ich zu den einzelnen OPERN-Beispielen gelange, gestatten meine Leser mir einige Augenblicke, um ein wenig auf die Geschichte der OPER ganz allgemein einzugehen:
Der Begriff „OPER“ oder „OPERA“ existiert gerade im Italienischen, der Heimat der OPER, schon seit dem frühen Mittelalter. Man bezeichnet damit eigentlich nicht mehr und nicht weniger „ein Werk“. Die tatsächliche OPER wurde erst seit der Mitte des 16.Jahrhunderts als eine solche benannt. Die Oper besteht aus der Vertonung von mehr oder minder dramatischen Dichtungen, die durch die Librettisten mehr oder weniger erfolgreich aber in jedem Falle „publikumswirksam“ ersonnen, aufgeschrieben und dem jeweiligen „Maestro“ oder „Kompositeur“ als Kompositionsvorlage angeboten werden. Es kommt in der OPERN-Literatur allerdings auch etliche Male vor, dass der Weg umgekehrt erfolgt, wenn nämlich die Opern-Handlung vom Komponisten gewünscht wurde und dann ein Libretto „dazu geschrieben wurde.“ Ideal ist natürlich der Umstand, wenn Librettist und Komponist ein und dieselbe Musiker-Persönlichkeit ist wie im Falle von RICHARD WAGNER!
Der Dichter Jean Paul hatte interessanterweise ausgerechnet aus Anlass einer Kur in BAYREUTH einmal die Prophezeiung ausgesprochen: „…es müsste wieder einmal ein Kompositeur erscheinen, der in der Lage ist, die Texte und die Musik für die Opern zugleich und selbst zu verfassen!“ Und RICHARD WAGNER wurde dieser begnadete Kompositeur!
Für das OPERN-Geschehen sollte es nach den Grundsätzen der Klassischen Opernwelt immer auch ein ordentliches Bühnenbild geben, die Kostümbildnerinnen sollten jeweils gute Kostüme schneidern und die Maskenbildner eben „sprechende“ Masken anschminken. Dazu kommen oder sollten wenigstens alle Register der Beleuchtung, der Requisite und der Bühnen-Technik genutzt werden, um die jeweilige OPER zu einem Ereignis werden zu lassen. Die Darsteller und Sänger, das Orchester und die Ideen der Inszenierung stehen ganz im Mittelpunkt der Opern-Gestaltungen.
Wenn auch heute alle diese „Vorgaben“ immer wieder gründlich missachtet werden oder die oft unseligen Opern-Regisseure bewusst „verändern“ und ins „zeitnahe Geschehen“ übertragen, dann gelingt es nur höchst selten, den Zauber einer Oper zu vermitteln. Wie soll dies denn auch geschehen? Wie sollen junge oder erstmalige Opernbesucher denn die Handlung, die Zeit oder auch die märchenhaften Grundlagen der jeweiligen Werke begreifen können, wenn man die vorgesehenen Wälder beispielsweise durch Strom-Masten ersetzt? Natürlich will niemand mehr die „handgemalten Wald- und Baumbilder“ mehr ansehen, doch man kann durchaus in Licht und Projektion so manches „Wunder“ erzeugen! Doch dieses Thema ist eine wirklich „unendliche Geschichte“, die allerdings oftmals nur dem leicht verschrobenen „EGO“ des Regisseurs geschuldet ist. Immer wieder kommt es auch – wenn sich dort charakterstarke Sänger befinden – zu gedanklichen Auseinandersetzungen im Vorfeld der Inszenierungs-Versuche! Und noch eines bitte ich dringend zu beachten: Wie soll ein Opernbesucher die ohnehin schwierige Opernsprache und die Inhalte verstehen, wenn der Tenor gerade eine Kalaschnikow in seinen Händen hält, während er den „sicheren Pfeil seines Bogens“ besingt?
In der Antike Griechenlands hat man bereits das dort beheimatete Sprech-Theater erstmals in einigen Fällen mit Musik „untermalt“, was natürlich dann keine Oper im engeren Sinne wurde. Ganz im Gegenteil, eine Oper lebt nicht ausschließlich vom Text des Librettos; dies wird deutlich, wenn man die Oper in der jeweiligen Originalsprache aufführt, was im Umkehrschluss durchaus sehr wichtig sein kann. Eine VERDI-Oper lässt sich kaum ordentlich übersetzen, denn das Italienische ist nun einmal die Sprache der Musik und die vielen Vokale dieser Sprache eignen sich natürlich besonders gut, um „komponiert“ zu werden. Man hat dem deutschen Tenor RUDOLF SCHOCK oftmals aus Unkenntnis vorgeworfen, dass er seine Opern-Partien auf Deutsch gesungen hat, doch die Wenigsten wissen, dass es ihm erst einmal darum ging, dem damaligen – kaum Fremdsprachengewohnten Publikum – die Opern-Inhalte zu vermitteln. Er sah eine seiner Hauptaufgaben darin, pädagogisch tätig zu sein! Auch sonst tat man dem Sänger, der vor hundert Jahren geboren wurde und dessen 30. Todestag sich 2016 jährt, viele Male Unrecht. Aus Neid oder Unwissenheit rümpfte man damals die operngeifernde Nase, weil sich RUDOLF SCHOCK, der Opernsänger, „sträflicher Weise“ sogar mit Operette oder mit Film „befasste“. Alles, was man diesem treuen, deutschen Recken einst vorwarf, das bezeichnet das gleiche Publikum heute als Vielseitigkeit bei Sängern und Sängerinnen der Gegenwart. Wir sollten ein wenig nationalsichtiger in solchen Situationen sein dürfen, freuen wir uns, einen solch großartigen Menschen, sehr guten Lied- und Opernsänger überhaupt besessen zu haben.
Auch könnte ich MARIA CALLAS nennen, die die Kundry einmal auf Deutsch versuchte und nach dem grandiosen Scheitern, eine italienische „Übersetzung“ brachte, die wiederum dem Werk selbst in keiner Weise gerecht werden konnte. Das „Schlimmste“, was ich je in London gehört habe, war eine englisch-gesungene Lohengrin-Aufführung der Nationalopera. Grauenvoll!
Ganz anders verhält es sich etwa bei WAGNER-Opern, diese sind auf nun einmal auf Deutsch „geschrieben“ und sollten auch nur auf Deutsch gesungen werden! Hört man den großen
PLÁCIDO DOMINGO in seinen ersten Lohengrin-, Parsifal-, oder Walküre- Aufführungen, wo er sich wirklich redlich bemüht, die für die Werke vorgeschriebene Aussprache zu finden, dann sollte man nicht in Lachsalven verfallen, sondern sich bitte sehr deutlich vor Augen führen, wie es dem spanischsprechenden Welt-Tenor je gelingen konnte, beispielsweise singen zu müssen: „Winterstürme wichen dem Wonnemond…“, oder „ …mein Vater Parsifal trägt seine Krone..“ oder „ …unnahbar euren Schritten..“, allesamt mit Buchstaben, die die spanische Sprache nicht kennt!
Außerdem gibt es Opernwerke, die sind von der Musik oder vom Komponisten her für den einen oder anderen Sänge gar nicht darstellbar: Als Beispiel führe ich Mozarts Opern an, die beispielsweise ein großer LUCIANO PAVAROTTI immer so gern singen wollte und doch ebenfalls damit kläglich scheiterte. Ein strahlender Manrico, kann nicht „automatisch“ auch ein guter Idomeneo sein!
Ein anderes eklatantes Beispiel, welches man immer wieder in Gesprächen erfahren kann, wenn Opernbesucher im Pausenfoyer einer Carmen-Aufführung entrüstet fragen: „Weshalb bringen die denn heute das Stück denn ausgerechnet auf Französisch, wo die Carmen doch in Spanien spielt und das spanische Leben aufs Genauste darstellt?“ Erst bei näherem Hinsehen und Hinhören gelingt es die Verbindung zu Georges Bizet herzustellen, der nun einmal Franzose gewesen ist!
Zum Thema der Gegenwarts-Inszenierungen ist es besonders „schlimm“, wenn man in klassischem Rahmen spielt. Hypermoderne Regie-Opern-Aufführungen in Orange, im dortigen Römischen Theater, in Tempeln, Arenen und besonders ausgewählten Stätten stattfinden zu lassen, ist eine gern genutzte Besonderheit, aber dann sollten man sich so manchen „Ausflug in die Gegenwart“ eigentlich versagen! Die Inszenierungen selbst sollten dem Aufführungsort angepasst sein und nicht „bewusst auf Konfrontation oder Provokation“ setzen. In diesem Zusammenhang stellt sich ja ohnehin die Frage, wen wollen die Regisseure denn eigentlich provozieren? Das zahlende Publikum?
Was meistens deutlich bejaht wird, die Quittung für solche oft schlimmen Alleingänge zahlt immer das Publikum und wird sich eines Tages sicherlich fragen, ob es noch lange die Steuergelder für derlei Geschmacklosigkeiten bereit ist aufzubringen? Aber wie gesagt, das Thema ist ein langes und kaum wirklich zu behandelndes Geschehen.
In meinem OPERN - Kapitel-Titel oben, habe ich ganz bewusst vor dem Hintergrund der ganzen OPERN-Misere die beiden Ausdrücke Märchenoper – Opernmärchen nicht nur als Wortspiel gemeint, sondern werde mich mit den nachstehend besprochenen Opern, den wunderbaren Inszenierungen durch die Zeiten hin bedienen, die den jeweiligen OPERAE – also den Werken – wirklich gerecht werden. Und ich wünsche jedem – auch und gerade den jungen – Opern-Besuchern, dass sie die Freude am Erlebten und die Qualität der jeweiligen Aufführungen kennen und schätzen lernen, denn natürlich ist „OPAS OPER“ gottlob tot, aber eine ideenreiche OPERN-Inszenierung mit den Bezügen zur jeweiligen Zeitgeschichte hatte neben dem musikalisch-ästhetischen Genuss auch noch eine Bildungsaufgabe zu erfüllen!
Von den frühesten OPERN-Aufführungen, die auf die florentinische CAMERATA im 16. Jahrhundert zurückgehen, bis zu den Wagnerschen „Inszenierungs-Verbrechen“ einer „großen“ Katherina – in Bayreuth – ist es sicherlich ein weiter Schritt, doch ob dieser Schritt denn wirklich noch irgendetwas mit „Bildung“ oder „Erfassung von Zeitgeschichte“ zu tun hat, darf bezweifelt werden. Und ich darf von mir behaupten, dass ich durchaus kein „ewig gestriger“ Opernliebhaber bin, ganz im Gegenteil, es gibt moderne Inszenierungen, die durchaus diese Bezeichnung auch noch verdient haben.
Einige Opern-Schnipsel und Zitate zum Operngeschehen habe ich aufgehoben und diese will ich hier gerne kurz ansprechen, weil sie so gut ins Kapitel passen:
Der Tenor PETER HOFMANN, der wahre Siegfried, der ewige Lohengrin und der ständige Parsifal ist zu nennen. Ein Kritiker über Peter Hofmann schrieb: „Richard Wagner hatte das Bild von Peter Hofmann vor sich, als er seine Helden erschuf.“
Oder in einem Brief schreibt eine 17jährige: „Wegen Peter Hofmann habe ich „Die Walküre“ und „Lohengrin“ gesehen. Durch ihn bin ich zum Opern-Fan geworden. Ich glaube, er hat mit seinem Aussehen, verbunden mit seiner Stimme erreicht, was er wollte, nämlich die Jugend für die Oper zu gewinnen.“ Seit dem „Bundes-Parsifal“ 1975 – die Kritiker nannten Peter Hofmann so, weil er fast gleichzeitig in Wuppertal, Hamburg, Stuttgart und Berlin mit dieser Rolle debütierte – begleitete die Rolle des „tumben Toren“ ihn quer durch die Opernhäuser Europas und Amerikas. Er selbst schrieb zu dieser „Parsifalie“ in der Erinnerung: „Als ich Kind war, habe ich auf einen Vogel geschossen, mit einem Luftgewehr. Wenn ich gewusst hätte, was das für Auswirkungen hat… Aber ich wusste nicht einmal, was ich erwartete. Der Vogel war nicht richtig getroffen und flatterte unvorstellbar lange am Boden herum. Es war furchtbar! Den Vogel auf dem Boden zu erlösen, ist mir nicht in den Sinn gekommen und doch war dies meine erste „Parsifal-Erfahrung“. Ich stellte mir mit dieser „Parsifal-Tat“ im Kleinen das Mitleid schlechthin vor. Wahrscheinlich rannte der wirkliche Parsifal nie seinem Pfeil nach und sah sich an, was er denn dort eigentlich angerichtet hatte. Und wie konnte er etwas von „heilig“ oder von „Symbol“ wissen? Es ist eine recht unsichere und unschöne Opern-Szene: Parsifal wird schon nachdem er das Mitleid mit dem getöteten Schwan erkennt, ein völlig anderer…
Bei der von mir vergötterten MARIA CALLAS erfährt man: Zwanzig Minuten lang hallte der Saal von donnerndem Applaus wider, um der genialen Künstlerin Reverenz zu erweisen. Ob Mailand, Rom, Epidauros, Hamburg oder London, überall wogte ihr die Gewalt überirdischer Begeisterung entgegen und als sie am 16. September 1977 starb, war sie mutterseelenallein. Sie starb in ihrer Wohnung in der Avenue Georges-Mandel nicht an einem Herzanfall, obwohl dieser Herzanfall zweifellos die unmittelbare Todesursache war. Sie fiel vielmehr einem Verbrechen zum Opfer… einem perfekten Verbrechen, für das es keine Indizien oder Fingerabdrücke gibt und das immer und ewig ungesühnt bleiben wird… einem Verbrechen, das in aller Unschuld und ohne jeden Vorsatz von all jenen Menschen begangen wurde, die MARIA zu ihrer Göttin erkoren hatten, sich dann aber des Sakrilegs schuldig machten, ihr angebetetes Idol vom Sockel zu stürzen. Einem kollektiven Verbrechen mit vielen Tätern: dem Publikum und den Kritikern ebenso wie Aristoteles Onassis und Marias Mutter Evangelia, den allzu enthusiastischen Verehrern ebenso wie den allzu erbitterten Gegnern. Und nicht zu vergessen die Haupttäterin – MARIA selbst, die unablässig den Weg der Selbstzerstörung beschritt, sei es nun, dass sie sich für ihre gnadenlose Herrscherin, die hohe Gesanges-Kunst bis auf die letzten Kraftreserven verausgabte, als sie auf dem Gipfel des Ruhmes stand, sei es, dass sie sich, als ihr Stern im Sinken begriffen war, freiwillig in die Einsamkeit begab, die ihr schließlich jeden Lebenswillen raubte.
Aber ist es nicht das Zeichen einer ganz besonderen Gunst, dass der große Regisseur, dem das gesamte Universum als Theater und die Menschheit als Schauspieltruppe zur Verfügung steht, MARIA CALLAS das tragische Schicksal jener Heldinnen zugedacht hat, die sie so oft auf der Bühne verkörperte?
Wäre die Erinnerung an sie so lebendig, wenn das Unglück ihr irdisches Dasein nicht in höhere Sphären entrückt hätte? Zu ihren Lebzeiten eine legendäre Gestalt, ist sie das auch so viele Jahre nach ihrem Tod geblieben. Jene, die MARIA über alles Maß hinaus geliebt haben – der Autor zählt durchaus selbst dazu – bewahren ihr weiterhin die Treue, und bei jenen, die sie über alles Maß hinaus „gehasst“ haben, ruft sie immer noch heftige Ressentiments hervor. Noch erstaunlicher ist jedoch, dass jene, die viel zu jung sind, um die Glanzzeit der CALLAS miterlebt zu haben, zu denen nur das gedämpfte Echo ihres unvergleichlichen Erfolges gedrungen ist, ihren Namen nur mit eigenartiger Rührung nennen. [Für alle Freunde der klassischen Musik verweise ich hier auf meine Bücher „Gräber auf meinen Reisen“ Band I und II und „Mit Augen und Sinnen“, worin ich diese Themen in aller Bescheidenheit recht interessant beschrieben und mit lesenswerten Erlebnissen gespickt habe.]
Ein anderer, großer Sänger –JOSÉ CARRERAS – ein wirklicher Opernsänger von Format und mit einer wunderschönen, zarten und feinen lyrischen Stimmlage, kehrte nach seiner lebensgefährlichen Leukämie-Erkrankung im Jahre 1988 auf die Weltbühne der Oper zurück. Er wollte unbedingt nach den Monaten der Vergangenheit wieder einmal Theaterluft schnuppern, und er ging ganz privat ins Teatro Liceo, dort hörte er Fedora mit Placido Domingo und Renata Scotto und, als man Placido mitteilte, dass José Carreras im Zuschauerraum säße, da scheute sich dieser Tenor nicht, den wieder genesenem José am Schluss der Aufführung vor den Vorhang zu holen und dem Publikum in pathetischen Worten mitzuteilen, dass er wieder da sei! Ein ganz besonderes Opern-Ereignis – eine gewaltige, konzertante Aufführung – werde ich nie wieder vergessen: Für das japanische Fernsehen und für mehr als 3.000 interessierte, internationale Zuhörer sang JOSÉ CARRERAS im Tempel von Angkor Wat, dem größten Tempelbezirk, der je von Menschen erbaut worden ist. Es war schlicht begeisternd die klassische Musik zu vernehmen und dazu an das alte Khmer-Reich erinnert zu werden: Gott Vishnu war einst die Anlage geweiht worden, nunmehr durchzogen die Wurzeln uralter Ficus-Bäume die Mauern und Terrassen, die Tempeltore und Aufbauten, das Scheinwerferlicht tauchte alles Geschehen in ein magisches Licht, keine Bühne, sondern eine schlangenbewehrte Altar-Szenerie tat sich auf, dann wurden die hohen Tempeltürme mit Hilfe des künstlichen Lichtes aus der schwarzen Nacht herausgeholt und eine sonderbare Stimmung herrschte, als tibetanische Mönche in ihren safranfarbenen Roben, den Tempel aufsuchten, sich auf den mächtigen Stufen niederließen, um dem Sänger zu lauschen, es gab nicht Wenige im Publikum, die diese Mönche als edle Bühnen-Staffage des Abends verstanden.
„In der Oper ist alles falsch: Das Licht, die Dekorationen, die Frisuren der
Balletteusen, ihre Büsten und ihr Lächeln. Wahr sind nur die Wirkungen, die davon
ausgehen“ Edgar Degas
„Bei der Oper muss schlechterdings die Poesie der Musik gehorsame Tochter sein.“
W. A. Mozart
„Ich glaube, die Musik müsse für die Poesie dasjenige sein, was die Lebhaftigkeit
der Farben und eine glückliche Mischung von Schatten und Licht für eine
fehlerfreie Zeichnung sind, indem sie nur dazu dienen, die Figuren zu beleben,
ohne die Umrisses zu zerstören.“ Ch. W. Ritter von Gluck
„Die Oper ist ein Irrtum; denn in diesem Kunstgenre ist ein Mittel des Ausdrucks –
die Musik – zum Zweck, der Zweck des Ausdrucks – das ganze Drama – aber zum
Mittel gemacht.“ Richard Wagner
„Die deutschen Orchester sind egoistisch
und wollen als Orchester sich hervortun und etwas sein.
Ein italienisches Orchester dagegen ist diskret.
Es weiß recht gut,
dass in der Oper der Gesang der menschlichen Stimme die Hauptsache ist.“
und „Der Dichter eines musikalischen Stückes,
wie er es dem Komponisten hingibt,
muss es ansehen wie einen Sohn oder Zögling,
den er eines neuen Herren Dienste widmet.“
und „ Ihr sagt, das Sujet tauge nicht,
aber ihr hättet es ignoriert und euch an der trefflichen Musik erfreuet.
Ich bewundere wirklich die Einrichtung eurer Natur
und wie eure Ohren imstande sind,
anmutigen Tönen zu lauschen,
während der gewaltigste Sinn,
das Auge, von den absurdesten Gegenständen geplagt wird.“
Johann Wolfgang von Goethe
„Keine Oper soll vom Gesichtspunkt der Poesie betrachtet werden
von diesem aus ist jede dramatisch
musikalische Komposition Unsinn
, sondern vom Gesichtspunkt der Musik:
Als ein musikalisches Bild mit darunter geschriebenem,
erklärendem Text.“ Franz Grillparzer
von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)nach einer Dichtung von Emanuel Schikaneder. Wenn eine Oper „Die Zauberflöte“ genannt wird, handelt es sich sicherlich um ein Märchen. Und wenn zu solch einem Märchen die Musik von einem Wolfgang Amadeus Mozart stammt, dann ist dies die Garantie dafür, dass die Musik märchenhaft schön ist. Auch möchte ich mich kurz vorstellen, mein Name ist PAPAGENO und ich bin ein Vogelfänger von Beruf: „Der Vogelfänger bin ich ja, Stets lustig, heißa, hubsassa! Ich Vogelfänger bin bekannt bei Alt und Jung im ganzen Land…“ Ich fange für die sternenflammende Königin der Nacht die schönen Vögel, die ich ihr in ihren Palast bringe. Dafür erhalte ich dann Speise und Trank, besonders Zuckerbrot und süße Feigen. Oh, diese Königin der Nacht betritt – wie von den Sternen kommend, die Bühne, meistens sitzt sie, wie dies schon Karl Friedrich Schinkel gemalt hat, auf einer Mondsichel und schwebt damit durch den Bühnenraum. „Hört, Rachegötter! Hört der Mutter Schwur!“ [siehe hierzu auch das Umschlagsbild dieses Bandes., welches nach dem Bühnenbild Schinkels entstand.] Pamina, die Tochter dieser Königin, ist wunderschön, so dass sich alle, die sie erblicken, auf der Stelle in sie verlieben. Eines Tages lebte einmal ein Prinz, der auf den Namen Tamino hörte. Gerade befindet er sich auf einer weiten Reise: die Gegend, durch die er kommt, ist öde und kahle Felsen ragen in den Himmel. Plötzlich aber schnellt eine todbringende, große Schlange auf den Prinzen zu, von den Speeren der drei dunklen Damen, die bei der Königin der Nacht in Diensten stehen, getroffen, stirbt die Schlange. Der Prinz Tamino fällt in eine tiefe Ohnmacht. Als er erwacht fragte er sich: Wo bin ich? Was ist das denn für eine sonderbare Gestalt? Ein Mensch, dessen Körper mit Federn bedeckt ist. Seltsam. Heda! Sag mir, du lustiger Vogel, wer du bist? Papageno fragt: Wer ich bin? Dumme Frage! Ein Mensch wie du. Wenn ich dich nun fragte, wer du bist? Dann würde ich dir antworten, dass ich ein Prinz bin und aus einem fernen Land komme.
Es folgen noch eine längere Unterhaltung und dann der Schock weil die tote Schlange am Boden liegt. Papageno rühmt sich, die Schlange eigenhändig getötet zu haben, doch daraufhin erscheinen die feenhaften Damen wieder und zeigen dem Prinzen an, dass sie es waren, die die Schlange getötet haben. Dem prahlerischen Papageno geben sie ein Schloss vor den Mund, weil er dem Fremden gegenüber sich der Ruhmestaten gerühmt hatte, die sie getan hatten. Eine der Damen zeigt dem Prinzen ein Porträt von Pamina, der Tochter der Königin der Nacht. Der sogleich verliebte Prinz stimmt die wohl bekannteste Arie, die sogenannte Bildnis-Arie an: „Dies Bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein Auge je geseh’n! Ich fühl’ es, wie dies Götterbild, mein Herz mit neuer Regung füllt.“ Als der Prinz erfährt, dass Sarastro, ein Hoher Priester die schöne Pamina in seinem Palast gefangen hält, beschließt er sogleich, sie zu retten! Nach einer schönen Koloratur-Arie verschwindet die Königin der Nacht wieder. Die drei Damen überreichen dem Tamino eine Flöte, die Zauberflöte, ein Geschenk ihrer Herrin. Die Zauberflöte soll den Prinzen schützen, mit ihr kann er handeln, der Menschen Leidenschaft verwandeln. Papageno wird – unter strengen Auflagen von seinem Mundschloss wieder befreit, muss aber dafür den Prinzen begleitenauch zur Burg des Sarastro. Papageno erhält ebenfalls ein Geschenk, ein wunderbar klingendes Glockenspiel. Drei legendäre Knaben treten auf und weisen den beiden den Weg zu Sarastros Burg. Ein kleines, aber sehr nettes Zwischenspiel lässt eine Szene mit einem Mohrenwächter und seinen Gehilfen über die Bühne gehen. Mit Hilfe des Glockenspiels werden diese verzaubert und greifen nicht an.
Im II. Akt der Märchenoper erklärt Sarastro seinen priesterlichen Brüdern, dass Tamino und Pamina füreinander bestimmt sind, und dies sei auch der Grund dafür, dass er Pamina ihrer nächtlichen Königin entzogen habe. „Oh, Isis und Osiris, schenket der Weisheit Geist dem neuen Paar! Die ihr den Schritt der Wandrer lenket, Stärkt mit Geduld sie in Gefahr!“ Nun müssen die Protagonisten eine ganze Reihe von Prüfungen überstehen, um schließlich in den Tempel der Weisheit einziehen zu können. Absolutes Schweigen ist eine solche Prüfung. Die Königin der Nacht beschwört ihre bei Sarastro gefangen gehaltene Tochter, diesen zu töten und den großen Sonnenkreis auf seiner Brust zu nehmen und ihn der Königin der Nacht zu übergeben, deren Macht dann nicht nur über die Dunkelheit, sondern auch über das Licht bestehen würde. Die berühmte Arie für Koloratursopran: „Der Hölle Rache…“ ist nun ein weiterer Höhepunkt in der Märchenoper. Doch die Liebe ist stärker, Pamina weigert sich, den Mord an Sarastro auszuführen; Pamina und Tamino gehen durch Feuer und Wasser und haben sich in Liebe gefunden. Papageno allerdings fällt das ewige Schweigen schwer und erst nachdem man ihm auch ein Weibchen, welches in Gestalt ihm völlig gleich sei, verspricht, zieht er mit dem Prinzen, widerwillig weiter. „Ein Mädchen oder Weibchen, wünscht Papageno sich! Oh, so ein sanftes Täubchen, wär’ Seligkeit für mich! Dann schmeckte mir Trinken und Essen, dann könnt’ ich mit Fürsten mich messen, des Lebens als Weiser mich freu’n und wie im Elysium sein.“
Wieder eine sehr nette Szene: Papageno will sterben und sich erhängen, weil seine Papagena ihm erst erschien, dann aber wieder verschwunden ist. Immer sind die drei Damen der Königin mit der Königin auf der Seite der dunklen Mächte, und Tamino und Pamina leben in der lichten Helligkeit von Sarastros-Sonnenkult. Die Bass-Arie des Sarastro ist legendär: „In diesen heil’ gen Hallen, kennt man die Rache nicht…“ Später dann löst sich alles in Licht und Schönheit auf: „Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht. Vernichten der Heuchler erschlichene Macht.“ Die Zauberflöte und das Glockenspiel haben dafür gesorgt, dass alle Prüfungen und Versuchungen hinfällig waren und das liebende Paar wird vom großen und weisen Sarastro gesegnet… „Heil sei euch Geweihten! Ihr dranget durch die Nacht. Dank sei dir, Osiris, Dank dir Isis, gebracht! Es siegte die Stärke und krönet zum Lohn, die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron’!“
In der ganzen Opern-Erzählung sind viele Details zu erkennen, die auf das alte Ägypten hindeuten, dieses wird noch durch heilige Zeichen und Texte verstärkt, die aus der Mitgliedschaft Mozarts in der Freimaurer-Bewegung zustande gekommen sind. Dieses Schlusswerk des großen Mozart beinhaltet noch einmal sein großes Können und die ganze Märchen-Oper steht meist heute für festliche Aufführungen und ist sicherlich ein Glanzwerk der romantischen Märchen-Oper. Gleichzeitig scheint die Zauberflöte eines der meistgespielten Werke der gesamten Opernwelt zu sein und dies war eigentlich schon immer so: Der Textdichter Emanuel Schikaneder verkündete schon im November 1792, also ein Jahr nach der Uraufführung und dem Tode des Komponisten, die 200.ste Aufführung an, was damals einer regelrechten Opern-Sensation gleichkam.
Goethe ließ, als er in Weimar Intendant war, die Zauberflöte mehr als 80mal hintereinander spielen. In einem Gespräch mit August Everding sagte dieser, dass das Geheimnis des Erfolges der Zauberflöte einzig darin bestehe, dass sie jede Altersgruppe des Publikums erreiche, die Kinder, die Heranwachsenden und die Erwachsenen.
Ein kurzes Wort noch zu den beiden Zauber-Instrumenten der Oper: Die Zauberflöte und das Glockenspiel. Die Zauberflöte steht eindeutig für das Instrument, welches Hinweise auf die griechische Götterflöte gibt. Sie ist Symbolinstrument der Sonnenpriester und in der Oper erklingt immer wieder an mehreren Stellen eine Flöte deutlich und unverkennbar durch die Musik hindurch. Eigentlich hatte Mozart vorgesehen, dass der Tamino immer auch zugleich selbst ein guter Flötist sein sollte, der das Instrument selbst gut beherrschte. Dies ließ sich allerding in den meisten weltweiten Aufführungen nie wirklich durchsetzen, wobei festzuhalten ist, dass der allererste Tamino tatsächlich ein ausgezeichneter Flötist gewesen ist. Das Glockenspiel geht auf das ägyptische Sistrum zurück, jenes sakrale Klanginstrument, welches in den Isis-Kulten des Alten Ägyptens Verwendung fand und unzählige Male in der ägyptischen Kunst dargestellt wurde. Die allerdings kaum größere Erwähnung findende Pan-Flöte des Papageno ist ebenso ein kultisches Instrument, sie stammt aus der griechischen Mythologie und wird von Pagageno lediglich zu den berühmten fünf Ruf-, und Erkennungstönen benutzt. Auf einer deutschen Opernbühne allerdings wurde die Panflöte bei einer „Neudeutung“ der Zauberflöte durch eine Mundharmonika ersetzt, was wiederum erneut deutlich unter Beweis stellt, wie wenig Bildungswissen bei den gegenwärtigen Opernregisseuren zu finden ist!
Verschiedene Inszenierungen werden alljährlich vorgestellt: die besten, die es in der Vergangenheit je gegeben hat, stammen meist von Sir Peter Ustinov, dem es stets ein ganz persönliches Anliegen und Vergnügen gewesen ist, die „Zauberflöte“ für Erwachsene und Kinder gleichermaßen als ein echtes, romantisches Märchen auf die Bühne zu bringen. Erwähnenswert ist auch die Filmfassung der „Zauberflöte“, die Ingmar Bergmann auf Schwedisch sehr erfolgreich inszeniert hat. Darin findet der interessierte Leser viele nette Ideen und Details, die den Ruhm dieser Oper und den des Ingmar Bergmann einen festen Platz in der Bebilderung dieses wunderschönen Märchenstoffes sichern. In Schweden kennt man die Oper dann unter dem Namen „Trollflöjten“. Die Aufzeichnung dieser Inszenierung allerdings auf Schwedisch ist im Handel erhältlich und Liebhaber dieser Oper haben sicherlich, trotz sprachlicher Ungewohntheit, ihre helle Freude daran!
Oper von Engelbert Humperdinck (1854 – 1921), nach einem Märchen der Gebrüder Grimm. Nach einem wunderschönen Vorspiel wird der Zuschauer in die ärmliche Hütte des Besenbinders geführt.
I. Akt:Die beiden Kinder, Hänsel und Gretel, sind allein in der Hütte, die Eltern hungern mit den Kindern. Gretel muntert den Knabel Hänsel auf, dann verrät sie ihm, dass es abends den guten Reisbrei zum Essen gibt, da die Mutter einen Topf Milch geschenkt bekommen hat. Hänsel kann der Versuchung nicht widerstehen und nascht von der Milch. Während Gretel ihren Bruder von der Nascherei fernhalten will, bringt sie ihm das Tanzen bei. Als sie beide ausgelassen durch die Stube hüpfen, kommt plötzlich die Mutter zurück. Als sie erkennt, dass die beiden Kinder ihre Arbeit vernachlässigt haben, greift sie nach einem Besen und will den Hänsel packen. Dabei stößt er versehentlich den Milchtopf um. Da es nun kein Abendessen mehr gibt, schickt sie die beiden Kinder in den Wald, um Erdbeeren zu pflücken…
Aus der Ferne hört man die Stimme des Besenbinders, der in angeheitertem Zustand und bester Laune nach Hause kommt. Als er erfährt, dass die Kinder in den Wald gegangen sind, beschreibt er voller Entsetzen, dass sie dort in die Hände der bösen Knusperhexe fallen könnten, die in ihrem Hexenhäuschen kleine Kinder fängt und verzehrt. Die Eltern eilen in den Wald, um Hänsel und Gretel zurückzubringen…
II. Akt:Im Wald sind die Kinder schon am Ilsenstein angelangt, wo die Knusperhexe haust. Gretel windet einen Kranz von Hagebutten und singt ein Lied dazu, während Hänsel seinen Korb mit Walderdbeeren angefüllt hat. Die Kinder beginnen ein lustiges Spiel, bei dem sie zu jedem Ruf des Kuckucks mehr Erdbeeren essen, bis der Korb ganz leer ist. Als sie neue pflücken wollen, stellen sie fest, dass es dunkel wird und sie den Weg nach Hause nicht mehr finden können. Die Kinder haben Angst vor den seltsamen Erscheinungen und Klängen des nebeldämmernden Waldes. Da erscheint der Sandmann und streut ihnen sanft seine Schlafkörner in die Augen. Hänsel und Gretel sprechen ihr Nachtgebet und legen sich schlafen. In der Nacht steigen vierzehn Engel vom Himmel nieder und wachen über die Kinder, so wie diese es zuvor in ihrem Gebet beschrieben hatten.
III. Akt:Beim Morgengrauen sind die Engel verschwunden, und das Taumännchen weckt die Kinder. Gretel erwacht zuerst und schüttelt ihren Bruder aus dem Schlaf. Als die Geschwister sich umschauen, finden sie in ihrer unmittelbaren Nähe das ganz aus Lebkuchen gebaute Knusperhäuschen der Hexe, umgeben von einem Zaun aus Lebkuchenmännern. Sie halten das Häuschen für ein Geschenk der Engel von denen sie geträumt haben. Nach anfänglichem Zögern bricht Hänsel ein Stück Lebkuchen von den Wänden. Aus dem Haus erklingt die Stimme der Hexe, die bald darauf herauskommt und die Kinder mit scheinheiliger Freundlichkeit ins Haus locken will. Hänsel und Gretel bleiben misstrauisch, aber als sie davonlaufen wollen, bannt die Hexe sie mit einem Zauberspruch am Boden fest. Hänsel wird in einen Käfig gesperrt; während Gretel unbeweglich stehenbleiben muss, holt die Hexe aus dem Haus Nüsse und Rosinen, mit denen sie den Knaben mästen will, um ihn nach der Verwandlung im Zauberofen aufzuessen. Als erstes will sie jedoch die schon ausreichend zarte und runde Gretel verzehren. In wilder Freude tanzt sie auf ihrem Besen in der Hütte umher. Als sie Hänsels Wachstum an seinem Finger überprüfen will, steckt der Knabe ihr ein dünnes Stöckchen heraus, sie befindet ihn noch für zu mager und holt zusätzliche Verpflegung.
Gretel kann mit Hilfe des Zauberstabes der Hexe den bewegungslosen Hänsel entzaubern. während die Hexe den Ofen vorbereitet, in dem sie Gretel zu einem Kuchen backen will; als sie das Mädchen auffordert, in den Ofen zu schauen, um die Glut zu überprüfen, stellt Gretel sich dumm. Die Hexe demonstriert, wie man es macht, und wird von dem Mädchen und dem heimlich aus dem Käfig entlassenen Hänsel in den Ofen hineingestoßen. Jubelnd feiern die Kinder ihren Sieg und plündern das Knusperhaus, um sich mit Nahrung einzudecken. Plötzlich explodiert der Zauberofen und zugleich verwandeln sich die Lebkuchenmännchen des Zaunes in lauter Kinder, die bisher im Bann der Hexe standen; mit Hilfe des Zauberstabes werden sie erlöst. Nun kommen die Eltern dazu und umarmen voller Freude ihre wiedergefundenen Kinder. Inzwischen ist die Hexe selbst in einen riesigen Kuchen verwandelt worden; der Vater stimmt einen Dankgesang an, in den alle einfallen: „Wenn die Not auf’s Höchste steigt, Gott der Herr die Hand uns reicht!“ Wie schon weiter oben bemerkt, ist die große Besonderheit dieser Märchen-Oper die Tatsache, dass Humperdinck viele wunderschöne Volkslieder in Text und Musik eingebaut hat. Es ist eine Wonne, auf diese Art und Weise diese Lieder, die man längst vergessen gehabt glaubte, erneut im Rahmen der Opernhandlung wieder zu vernehmen. Und anderes ist ebenfalls „märchenhaft“ gerade bei den bekannten Liedern. Einige von ihnen sind eigentlich erst durch die Humperdinck-Oper überhaupt bekannt geworden! Die Entstehung der Märchen-Oper „Hänsel und Gretel“ ist auch schon fast „märchenhaft“ zu nennen, denn es war Adelheid Wette, die jüngere Schwester Humperdincks, die ursprünglich das Werk für eine Familienfeier aufführen wollte und die doch später ihrem berühmten Bruder eine wertvolle Unterstützerin war. Von ihr stammen auch die diversen „Umdeutungen“, die im Libretto heute so gut verankert sind, die Grimm’schen Vorlagen des Hausmärchens hat sie derart verändert, dass daraus eine völlig eigene Ansicht darstellbar bis heute ist. Die „böse Stiefmutter“ verschwindet ganz, und eine ganz normale Mutter, die im Ärger und in Verzweiflung zugleich, den Milchtopf umstößt und die später selbst bereut: „Da liegt nun der gute Topf in Scherben! Ja, blinder Eifer bringt immer Verderben!“ Der Vater wird nicht als Holzfäller gezeigt, sondern ist ein Besenbinder, was für die ganze Oper eine deutliche und indirekte – oft auch knifflige Doppelsinnigkeit auslöst: Der Besen als notwendiges Verdienstobjekt, der Besen als Bestrafungsgegenstand und der Besen, auf dem die Hexe reitet… Die schönste und zugleich tiefgehende Szene ist die mit dem Auftritt der vierzehn Engel und dem erklingenden Abendsegen: Der Wald wird zum heiligen Bereich des Himmels und zum Schutzsymbol. In der Opern-Musik erklingen diese wundervolle Szene und diese unbeschreiblich schönen Töne bereits in der Ouvertüre und durchdringen immer wieder das Geschehen bis hin zum Schluss. „Wahrlich es ist ein Meisterwerk erster Güte“ - das war die Reaktion von Richard Strauß, als er 1893 die Partitur von „Hänsel und Gretel“ zum ersten Mal durchgesehen hatte.
Für mich steht außer Frage, dass die wunderschöne Inszenierung, die der unvergessene August Everding einst in München abgeliefert hat, ebenfalls ein Meilenstein in der Märchenopern-Geschichte darstellte, wie fast alles, was dieser begnadete Theatermann je in die Hand nahm.
Eine Märchen-Oper von Adolphe Adam (1803 – 1856) in drei Akten.
Die Handlung:
Der Fischer Zephoris hat eine schöne Unbekannte vor dem Tod des Ertrinkens gerettet und hofft diese mit Hilfe eines Ringes, der ihr vom Finger geglitten war, wiederzufinden. Als dann eines Tages der König des Landes mit seinem Hofstaat sich am Strande ergeht, erkennt Zephoris in der Prinzessin Nemea die Gesuchte. Nemea wird vom Prinzen Kadoor umworben, hat aber erklärt, nur ihrem Lebensretter ihre Hand reichen zu wollen. Arglos berichtet Zephoris dem Kadoor von seinem Abenteuer, und dieser besticht den Fischer Pifear, einen Freund von Zephoris, ihm den Ring zu verschaffen, damit er, Kadoor, vor Nemea als deren Retter gelten könne.
Zephoris’ Gedanken weilen bei der Prinzessin; träumerisch malt er die Worte in den Sand: „Wenn ich König wär’“ und entschlummert…
Dem Schlafenden entwindet Pifear den Ring. Als der König vorüberkommt, den Schläfer und die Schrift im Sand erblickt, befiehlt er, Zephoris in den Palast zu tragen und ihn dort für einen Tag die Rolle des Herrschers spielen lassen.
Nachdem der Fischer sich beim Erwachen überzeugt hat, dass er nicht träume, findet er sich mit seiner neuen Umgebung immer besser ab, entlässt und bestraft ungetreue Beamte, beschenkt brave Untertanen und erfährt von Pifear, der Kadoor den Ring überbringen will, vom schnöden Handeln seines Nebenbuhlers. Pifear muss ihm den Ring zurückgeben, und mit diesem weist sich Zephoris bei der Abendtafel als Nemeas Retter aus. Trunken vom vielen Weine verfällt er schließlich in tiefen Schlaf und wird, da der Tag um ist, in seine Fischerhütte zurückgebracht. Kadoor will blutige Rache an Zephoris nehmen, doch Nemea weiß den Wütenden so lange hinzuhalten, bis der König erscheint und die beiden Liebenden zusammengibt.
Adam hat einmal gesagt, in seinen Opern erstrebe er nichts anderes, als das Publikum mit seiner „Musiquette“ auf angenehme Weise zu unterhalten. Das ist ihm in diesem Falle auf bestrickende Weise wohl gelungen. Seine ganze Tonsprache ist gefühlvoll, aber niemals sentimental, im Heiteren von großer Grazie und so manche Stelle in der Oper ist richtig gut und klassisch zu nennen. Ein leichter Märchen-Schimmer breitet sich über die gesamte Partitur aus. Allerdings erfordert auch dieses scheinbar nur kleinere Werk kultivierte und versierte Sänger: Die Koloratur-Partie der Nemea und das Trinklied des Zephoris sind stimmlich reich bedachte und anspruchsvolle Rollen. Diese Oper ist unter anderen, ein Lieblingswerk von Rudolf Schock gewesen, den wir hier auch gern abgebildet haben. Er war – wie immer bei seiner Arbeit – stets ein ehrlicher Mittler zwischen Werk, Sänger und Publikum…
Eine Märchen-Oper in drei Akten von Georges Bizet (1838 – 1875) Der berühmte und damals noch junge Carmen- Komponist stand, als er seine Perlenfischer schrieb, noch ganz unter dem Einfluss seines großen Vorbilds Charles Gounod, was sich dann später zu einer guten Grundlage entwickeln sollte. Die Oper und darin die Romanze des Nadirs, sowie das wunderbare Duett von Nadir und Zurga und auch die Kavatine der Léila bestechen sehr und haben schon fast populäre Züge angenommen. Die oft regelrecht „wogenden“ Melodien, die jede Tenorstimme besonders zur Geltung bringen, sind teilweise von schönster Melancholie, die den Sopran und besonders auch den Bariton deutlich begünstigen.
Die Handlung:
I.Akt:Wegen ihrer Freundschaft geloben Nadir, der Perlenfischer und Zurga, König der Perlenfischer, auf die Liebe zu verzichten, verliebten sie sich doch einst in die gleiche Frau. Als diese Frau nun zur keuschen Priesterin Léila geweiht, wird ändern sich die Dinge. Mit Gesang und Tanz beschwören die Perlenfischer den Segen ihrer Götter für ihre gefährliche Arbeit. Zurga, der Führer oder auch „König“ der Perlenfischer, ist mächtigster Mann in der Gegend.
Nach längerer Abwesenheit kehrt Nadir, der Perlenfischer, zurück. Zurga und Nadir erneuern ihre alte Freundschaft, geben doch beide vor, dem gemeinsamen Gelübde treu gewesen zu sein und auf die Liebe verzichtet zu haben, da sie sich doch dereinst in die gleiche Frau verliebten. Eine Brahma-Priesterin soll fortan ständig um die Gunst der Götter bitten. Nadir erkennt in der verschleierten Priesterin „seine“ Léila wieder und auch sie erahnt seine Anwesenheit, vollzieht aber dennoch das vorgeschriebene Ritual.
II.Akt:Léila wird von einem Großpriester in einer uralten Tempelruine in ihr neues Amt eingeführt. Über einen Felsen dringt Nadir zu ihr vor. Im Konflikt zwischen ihrer Pflicht und ihrer Zuneigung siegt in Léila die Liebe. Doch die Liebenden werden überrascht und sollen bestraft werden. Zurga hat Mitleid mit seinem Freund und der fremden Priesterin. Doch als sie entschleiert wird, erkennt er in ihr die einst auch von ihm geliebte Frau und fühlt sich damit von Nadir betrogen.
III.Akt: In Zurga kämpfen der Zorn über den Verrat und das Gefühl der Freundschaft miteinander. Er lässt Léila vorführen. Sie bittet für Nadir um Gnade und entfacht damit Zurgas Eifersucht erst recht. Er ordnet den Flammentod für die beiden an. An einer Perlenkette, die Léila um den Hals trägt, erkennt Zurga in ihr seine einstige Lebensretterin, nun scheint es seine Pflicht zu sein, die beiden zu verschonen und zu retten. Die Perlenfischer haben sich versammelt, um der Hinrichtung der beiden beizuwohnen. Da werden sie durch Zurga darüber informiert, dass das Zeltlager in Brand stehe. Er selbst hatte den Brand gelegt, um so den Liebenden die Möglichkeit zur Flucht zu geben…
Die ganze Geschichte der Oper sollte eigentlich in Mexico spielen also nicht mit Indern sondern mit „Indianern“. Doch Bizet ging es mit seiner Entscheidung mit der Opernhandlung nach Ceylon zu gehen, darum, ein orientalisch, sehr fernes Tempel-Reich darzustellen. Obwohl der Autor freilich die mexikanische Variante mehr und stärker favorisiert hätte!
Text und Musik von Benjamin Britten (1913 – 1976) nach William Shakespeares. Mit seiner modernen, aber auch „märchenhaften“ Tonsprache schafft Benjamin Britten eine wirklich märchenhafte Stimmung und weckt mit diesem Werk wieder einmal die Charaktere der Menschen, Geistern gleich. Die drei Opern-Ebenen der Handlung werden auch musikalisch sehr unterschiedlich aufgefasst: Die Elfen, die Liebenden und die Handwerker gestalten diese Klangebenen gut erkennbar. Die Traumwelten gelangen fast schon zu barocker Sinnlichkeit, wie etwa der magische Wald oder der Zauberschlaf. Natürlich ist dieses Werk als hoch modern in seiner Musik einzustufen und basiert auf der Zwölftonreihe, dennoch habe ich es hier ausgewählt, weil ich es für eines der besten dieses Genres halte.
Die Handlung:
I.Akt:In einem imaginären Wald bei Athen herrscht tiefe Dämmerung. Das Elfenreich ist jedoch in Aufruhr: Das Königspaar liegt miteinander im Streit. Die Elfenkönigin widersetzt sich der Herausgabe eines indischen Edelknaben an den Elfenkönig Oberon. Um die holde Titania zu bestrafen, befiehlt er seinem Puck, eine Zauberblume herbeizuschaffen: Deren Saft auf die Augen geträufelt, macht verliebt in das Wesen, welches das Auge als erstes erblickt.
Handwerker treffen sich im Wald, sie wollen sich in der großen Kunst – ihnen ein bis dahin fremdes Metier – versuchen und mit einem selbstverfassten Theaterstück ihrem Herzog zu dessen Hochzeit gratulieren. Eine hübsche Liebesgeschichte zwischen Hermia und Lysander wird eingeschoben. Verwechselungsgeschichten nehmen ihren Lauf, Demetrius und Helena sind mit dabei und der eigentlich brave Puck tritt als Verzauberer in mehrfacher Hinsicht auf. Die Elfen betten schließlich Titania zur Ruhe und Oberon selber beträufelt die Augen der widersetzlichen Gattin mit dem Augen-Zaubersaft.
II.Akt:Nächtens im Wald. Unweit vom Lager der schlafenden Titania proben die Handwerker ihr Theaterstück. Puck, verärgert über die biederen Gesellen, treibt seinen Spott mit ihnen. Dem Spielleiter setzt er sogar einen Eselskopf auf, Entsetzen der anderen. – Titania erwacht und Titanias erster „Blick“ fällt auf den eselsköpfigen Webersmann. Gemäß der Zauberkraft des Augensaftes macht sie diesen „gezwungenermaßen“ zu ihrem Geliebten. – König Oberon entdeckt, welche Verwirrungen sein Puck angerichtet hat. Er greift persönlich in die scheinbar verfahrene Situation ein.
Er lässt alle vier Beteiligten, Demetrius, Helena, Hermia und Lysander bis zu deren völliger Erschöpfung durch den Zauberwald jagen.
III.Akt:Früher Morgen im Wald. Oberon befreit Titania von ihrem Liebeswahn, der Weber erhält sein menschliches Aussehen zurück. – Die Liebespaare halten das ganze Geschehen der vergangenen Nacht für einen Traum und finden endlich in der richtigen „Konstellation“ zueinander: Lysander zu Hermia, Demetrius zu Helena. Die Handwerker treffen wieder auf ihren Weber…
In dem Palast: Der Herzog gibt seine Erlaubnis für die Heirat der Liebespaare. Die Handwerker können ihre Aufführung beginnen und das Elfenpaar, glücklich und versöhnt, gratuliert dem Fürstenpaar…
Ein musikalisches Märchen, von Altmeister Shakespeares ersonnen, durch Britten in Töne – wenn auch in zwölf(!) – gesetzt, steht heute sehr viel öfter auf der Opernbühne als so manches andere Britten-Werk. Man erkennt die Textführung Shakespeares trotz dieser stets als einigermaßen „verworren“ aufgenommenen Verwirrungsgeschichte durch das ganze Werk hindurch und dies erscheint mir zunächst das Wichtigste. Über die Musik lässt sich wie immer trefflich streiten, aber sie ist bei all ihrer Modernität doch eine phantasiereiche Oper in jedem Falle…
Ein leicht märchenhaftes Sujet und zugleich eine doch realistische und für die Kolonialzeit Indiens recht typische Handlung. Eine Oper in drei Akten von Léo Delibes (1836 – 1891), er studierte bei Adolphe Adam und diese Tatsache spiegelt sich naturgemäß auch ein wenig im Werk seiner Lakmé. Seine Musik, so berichtet ein Zeitzeuge, wurde wegen ihrer Leichtigkeit und Anmut in breitesten Kreisen hoch geschätzt. Bei uns ist Delibes eigentlich eher als Ballett-Komponist bekannt – Coppelia und Sylvia – er war eigentlich Organist und hatte „nur nebenbei“ seine Opern geschrieben. Immer allerdings klingt der starke Einfluss Adams in seiner Musik durch, was ja kein Makel, sondern eher eine „Bereicherung“ darstellt.
Die Handlung:
I.Akt:In Indien: Der Brahma-Priester Nilakantha, ein eingeschworener und starrer Gegner der englischen Kolonisatoren, hatte seiner Tochter Lakmé – wegen einer kurzen Abwesenheit – den geheiligten Garten in deren Obhut gegeben. Obwohl der Zutritt zum Garten für Europäer streng verboten ist, dringen Engländer in den heiligen Bezirk ein. Dabei verliebt sich der englische Offizier Gérald in Lakmé und seine Gefühle werden sogar erwidert.
II.Akt:Der Brahma-Priester ist empört über die „Entweihung“ seines geheiligten Gartens und lässt nach dem Schuldigen suchen. Lakmé jedoch schweigt standhaft. Später verkleidet sich Nilakantha als Bettler und zwingt seine Tochter Lakmé, auf dem Marktplatz mit Gesang auf sich aufmerksam zu machen. Gérald tappt natürlich in diese Falle und verrät sich selbst. Der Brahma-Priester Nilakantha versucht daraufhin ihn zu ermorden, doch die Verletzung, die er diesem beibringt ist nicht tödlich.
III.Akt:Lakmé hat ihren Gérald im Wald in einer einsamen Hütte versteckt und gesund gepflegt. Der englische Freund Frédéric mahnt den Verliebten, seiner Soldatenpflicht wieder nachzukommen. Lakmé erkennt die Aussichtslosigkeit einer gemeinsamen Zukunft. Durch einen Zauber-Trunk aus geheiligtem Wasser macht sie den Geliebten für den Vater unangreifbar. Sie selbst nimmt Gift. Nilakantha, der fanatische Priester, ist wieder versöhnt, hat sich doch die Tochter der Schmach und der Entweihung durch ihr eigenes Gericht entzogen und die Heiligkeit des Gartens ist wieder hergestellt, allerdings um des Opfers der jungen Liebenden willen, dabei spielte es keine Rolle, dass es sich um die eigene Tochter handelte...
Der Reiz der Oper Lakmé beruht auf dem Gegensatz zwischen der strahlenden Schönheit der Titelfigur und der erdrückenden und oftmals fanatischen Atmosphäre ihrer familiären Umgebung. Delibes verstand es auch großartig, das Tongeschehen nicht zu „orientalisieren“, wie dies immer leicht bei solchen Werken aus verschiedenen Kulturkreisen geschieht. Vielmehr schaffte er etliche wahrhaftige Glücksmomente einzubauen. Gerne erwähne ich noch die sogenannte Glöckchen-Arie:
Sie erklingt im Zentrum der märchenähnlichen Geschichte im zweiten Akt und neben schönen Klängen hat sie auch die eher nüchterne Aufgabe, die Handlung zu führen. In ihrer „Lock-Melodie“, die sich in schwebende und atemberaubende Höhen hinaufsteigert, soll der Schuldige angelockt werden. Die Haupt-Protagonistin steht zwischen der Pflichterfüllung gegenüber der Religion ihrer Väter und der Liebe zu dem Fremden, und die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Ein wenig mag den Interessierten im Publikum die stilistische „Ähnlichkeit“ zu der Verismo-Oper „Madame Butterfly“ von Puccini auffallen, auch dabei prallen zwei grundverschiedene Kulturen aufeinander. In Lakmés Bekenntnis: „Mein Himmel ist nicht der deine, die Götter, die du verehrst, kenne ich nicht!“ - zeigt sich deutlich die Diskrepanz zwischen dem Engländer und der indischen Brahmanen-Tochter. Im 19. Jahrhundert war man keineswegs „soweit“, dass man ein – wie auch immer geartetes Verständnis – für fremde Kulturen entwickelt hätte. Die ganze Tragik birgt das Finale und die Beziehung erscheint beiden Liebenden wie ein gemeinsamer Traum im Schlaf, wobei die realistische Wirklichkeit sie zugrunde gehen lässt.
Eine märchen-ähnliche Opern-Episode nach Miguel de Cervantes und dessen legendärer Erzählung
„El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha“, in 6 Bildern von Manuel de Falla (1876 – 1946).
Die Handlung der einzelnen Bilder des Puppenspiels:
Meister Pedro kündet in großer Geste und wortgewaltiger Sprache die Vorführung eines Stückes über die Befreiung der schönen Melisendra an. Die Zuschauer nehmen Platz und erwarten neugierig die einzelnen Bilder des Puppenspiels. Unter den Zuschauern befindet sich auch der Held des Cervantes: Don Quijote und sein treuer Begleiter Sancho Panza. Meister Pedro ergreift die Puppen und die Märchen-Erzählung beginnt:
1. Bild:Ein Saal im Palast von Karl dem Großen. Don Gayferos spielt mit dem Ritter Roldán Schach. Streng und empört zugleich verlangt Karl der Große von seinem Schwiegersohn, die Tochter und Ehefrau Melisendra aus der Gewalt des Maurenkönigs Marsilio zu befreien.
2. Bild:Ein Turm auf der Burg des Marsilio in Saragossa. Sehnsuchtsvoll schaut Melisendra ins Weite und gedenkt ihrer Lieben. Da taucht ein junger Maure auf und will die schöne Melisendra zu einem Kuss zwingen. Auf deren Hilferufe eilt Marsilio herbei und befiehlt, den Mauren zu bestrafen. –
Aufgeregt mischt sich der „Ritter von der traurigen Gestalt“ Don Quijote in das Spiel ein, er verbittet sich jegliche Nebenhandlung. Meister Pedro beruhigt den Ritter und die Erzählung kann weitergehen.
3. Bild:Auf einem großen Platz in der Stadt Saragossa wird der junge und dreiste Maure mit zweihundert Peitschenhieben bestraft.
4. Bild:In den Pyrenäen: Gayferos reitet durchs unwegsame Gebirge.
5. Bild:Melisendra befindet sich wieder auf der Königsburg des Marsilio und spricht vom Turm aus den unbekannten Ritter an, fragt ihn nach Gayferos. Der gibt sich zu erkennen und beide, Melisendra und Gayferos entfliehen.
6. Bild:Wieder auf dem Platz in Saragossa, die Flucht ist entdeckt worden, Marsilio lässt die Alarmglocken läuten.
Abermals unterbricht empört Don Quijote das Puppenspiel: „Mauren läuten keine Glocken, denn sie haben gar keine! Sie nutzen ausnahmslos Trommeln und Schalmeien“. Meister Pedro versucht den aufgebrachten Ritter zu beruhigen und setzt dabei wirkungsvoll die Verfolgungsjagd auf den Ritter Gayferos und Melisendra in Szene. Die Fliehenden und die Mauren werden höchst wirksam dargestellt. Das mitreißende Puppenspiel lässt Don Quijotes ritterliches Gefühl entflammen. Er greift zu seinem Schwert und wütet fürchterlich unter den Puppen-Protagonisten! Seinen ganz persönlichen Sieg über die Mauren aber widmet Don Quijote seine Angebeteten Dulcinea. Puppenspiel- Meister Pedro allerdings wurde mit der Zerstörung seiner Puppen um seinen Brotverdienst gebracht…
Seit seiner Übersiedlung nach Granada im Jahre 1914 hatte sich Manuel de Falla sehr intensiv mit der andalusischen Folklore beschäftigt, so auch mit der spanischmaurischen Musik des Cante jondo, und der alten Puppenspieltradition. Die textliche Umsetzung dieses Spiels im Spiel gelang deshalb so herrlich, weil de Falla eine enge Zusammenarbeit mit dem Dichter Federico Garcia Lorca anstrebte. Die legendär gewordene Uraufführung dieses in mehrfacher Hinsicht spannenden Puppenspiels im Jahre 1923 wurde dadurch besonders geadelt, weil sich der spanische Jahrhundert-Künstler Pablo Picasso, der französische Lyriker Paul Válery und Igor Strawinsky im Publikum befanden. Die berühmte polnische Pianistin Wanda Landowska spielt den Cembalo-Part, de Falla persönlich dirigierte das noch von Garcia Lorca gegründete Orchester. [Manchmal möchte man selbst bei solch einer großartigen Uraufführung dabei gewesen sein…!]
Das ganze Episoden-Stück, die hoch interessante Spiel-Oper im Stück, stellte in dieser eher unwirklichen Zeit, die nach dem I. Weltkrieg in Europa herrschte, eine der wenigen Möglichkeiten dar, der Gegenwart und deren Menschen, den Regierenden und den niemals klug werdenden Verfassungsorganen einen wirklichen Spiegel vorzuhalten. Denn was man unter dem „Segel“ des Puppenspiels alles „sagen durfte“, war von Schauspielern und Theaterleuten nicht zu leisten, denn Puppen konnte und kann man nicht verhaften, foltern oder gar umbringen und die Puppenspieler selbst, sie können sich immer auf ein „Spiel mit Puppen“ herausreden.
Märchen-Oper in fünf Akten, Text und Musik von Michail Ivanowitsch Glinka (1804 – 1857) nach dem gleichnamigen Poem von Alexander Puschkin.
Die Handlung spielt im sagenhaften und von Märchen bestimmten Russland in grauer Vorzeit.
I.Akt: Von lang vergangenen Zeiten singt ein Chronist und warnt vor dem Wechsel des Schicksals. Doch die geladenen Hochzeitsgäste des Großfürsten Swetosar fordern gefälligere Lieder. Die Braut Ljudmila nimmt heiter Abschied vom Vater, tröstet die abgewiesenen Freier Ratmir und Farlaf. Der Großfürst Swetosar segnet die Kinder. Da ertönt ein heftiger Donnerschlag, Dunkelheit breitet sich aus. Als es wieder hell wird, ist Ljudmila verschwunden. Der Großherzog verspricht demjenigen sein halbes Reich und die Hand seiner Tochter, der Ljudmila zurückbringt. Ruslan und Ratmir machen sich auf den Weg, Farlaf sinnt auf finstere Pläne.
II.Akt:Bei der Suche nach der verschwundenen Braut trifft Ruslan auf den alten Finn. Dieser warb dereinst in der Jugend um die schöne Naina und wurde jedoch abgewiesen. Er gewann im Laufe der langen Zeit magische Kräfte und damit auch die Liebe Nainas. Aber beide waren alt geworden, und entsetzt floh Finn vor der Liebe der einst so Begehrten. Seither verfolgt Naina alle wirklich Liebenden mit Hass. – Finn weist Ruslan den Weg zu seiner Ljudmila: Sie wurde von dem Zwerg Tschernomor geraubt.- Naina aber favorisiert Ruslans Rivalen Farlaf und verspricht ihm ihre Hilfe. –
Ruslan hat gegen einen mystischen Riesenkopf zu kämpfen und siegt. Der Sterbende gibt sein Geheimnis preis, denn er ist ein Bruder des Zwerges Tschernomor: Er wurde von diesem getötet, schenkt nun Ruslan ein Zauber-Schwert und fordert Rache.
III.Akt:In Nainas Zauber-Schloss versprechen persische Mädchen Zuflucht vor der Kälte der Welt und locken Ritter vom Pfad der Tugend – so auch Ruslan und Ratmir. Von Nainas Mädchen um den Verstand gebracht erkennt Ratmir die einstens verlassene geliebte Gorislawa nicht mehr. Auch Ruslan geht den Mädchen ins Netz. Seine Liebe zu Ljudmila verblasst, und er glaubt, Gorislawa zu lieben. Doch Finn entlarvt Nainas zauberisches Blendwerk und geleitet die Ritter auf den rechten Weg zurück. Ratmir findet sich wieder in Liebe zur treuen Gorislawa und vereint sich in Freundschaft mit Ruslan.
IV.Akt:Die gefangene Ljudmila widersteht den Lockungen Tschernomors und gedenkt sehnsüchtig ihres geliebten Ruslan. Den räuberischen Zauberzwerg fordert Ruslan zum Kampfe auf. Tschernomor versenkt die Geraubte in einen Zauberschlaf, stellt sich Ruslan zum Kampfe und wird besiegt. Doch Ljudmila liegt weiterhin im Zauberschlaf, und nichts kann sie wecken. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Ruslan ergreifen Verzweiflung und Eifersucht gleichermaßen. Die Freunde Ratmir und Gorislawa versuchen, ihn zu beruhigen, bewahren ihn vor dem Wahnsinn und raten zur Heimkehr.
V.Akt:Ratmir bewacht den unruhigen Schlaf Ruslans. Derweil wird Ljudmila von Farlaf entführt. Ruslan folgt dem Räuber. Finn prüft Ratmirs Freundschaft und gibt ihm einen Zauber-Ring, mit dessen Hilfe Ljudmila erweckt werden kann. Farlaf bringt die schlafende Ljudmila nach Kiew zum Großfürsten, beansprucht ihre Hand und den Thron. Aber er kann den Zauber des Zwerges nicht bannen. Erst Ruslan weckt die Schlafende durch seinen Zauber-Ring. Ratmir und Gorislawa, Ruslan und Ljudmila haben die Prüfungen der Liebe und Freundschaft bestanden: „Es fallen die Wände des Festsaals“, und „das Volk vereint sich mit seinem durch Leiden gereiften Fürstenpaar zum Lob der gemeinsamen Heimat…“
Ungewohnt erscheinen dem Publikum die Rollenbesetzungen in diesem Werk. Die Helden der Handlung in diesem alten russischen Märchen, welches Puschkin umgeschrieben hatte, werden völlig „fremd“