Euch zum Trost - Gabriele Jöhren - E-Book

Euch zum Trost E-Book

Gabriele Jöhren

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Beschreibung

Ratgeber mit bewährten Ritualen zur Trauerbewältigung. Aus der Arbeit mit hunderten Trauernden ist dieses Buch für Ratsuchende trauernde Menschen geschrieben. Viel Wissen über die Ausnahmesituation der Trauer und über die Wichtigkeit, einen Ausdruck für unsere Trauer zu finden, wird hier vermittelt. Alle Gefühle dürfen sein, doch erst die Annahme der Trauer wird den Weg zur Heilung weisen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 76

Veröffentlichungsjahr: 2015

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www.tredition.de

Gabriele Jöhren

Euch zum Trost

Ein Ratgeber zur Trauerbewältigung mit bewährten und hilfreichen Ritualen

www.tredition.de

© 2015 Gabriele Jöhren

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7323-4373-7

Hardcover:

978-3-7323-4374-4

e-Book:

978-3-7323-4375-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Gabriele Jöhren

Euch zum Trost

Ein Ratgeberzur Trauerbewältigungmit bewährten undhilfreichen Ritualen

Inhalt

1.  Über die Trauer

2.  Die Zeit heilt keine Wunden

3.  Woher kommt es, dass wir kaum noch Rituale in der Trauer kennen?

4.  Vom Umgang mit unseren Gefühlen

5.  Tränen, der Balsam der Seele

6.  Wut gehört zur Trauer

7.  Schuld und Schamgefühle

8.  Und dann ist er ohne mich gestorben…

9.  Über das Nein zum Abschied

10.        Das Ja zum Abschied finden

11.        Besonders erschwerte Trauer: Die Vermissten

12.        Hilfreiche Rituale nach dem Tod

13.        Rituale im Christentum

14.        Die Aufbahrung

15.        Die Abschiedsfeier

16.        Der endgültige Abschied: Die Grablegung

17.        Finde einen Ausdruck für deine Gefühle

18.        Von Herzen klagen dürfen

19.        Finde einen Ausdruck für deine Wut und Klage:

20.        Schreiben als Ausdruck für die Trauer

21.        Kleine Schritte

22.        Gute Nachrichten: Liebe und Mitgefühl in den Familien

23.        Vom Selbst- Wert-Gefühl

24.        Glücklich Sterben – das höchste Lebensziel

Einen Raum schaffen

Einen Raum schaffen

Eine Heimat bieten

Zuhause sein

Bei sich selber

Einen Raum schaffen

Mit anderen zusammen

Wo alle Gefühle sein dürfen

Wo Trauer sich ausdrücken darf

Einen Raum schaffen

Wo sich Schleusen öffnen

Und plötzlich das Leben wiederkommt

Leben unter der Kruste des Totschweigens

Einen Raum schaffen

Für alle verlorenen Träume

Für die Sehnsucht nach Heimat

Für das Suchen nach Verständnis

Für die verpassten Chancen

Für die enttäuschenden Freundschaften

Für all das Alleingelassensein

Einen Raum schaffen

Wo die Tränen sein dürfen

Und der Trost der anderen dich trägt

Und wo du Mut bekommst für Morgen

Gabriele Jöhren

1.)  Über die Trauer

In unserer Gesellschaft herrscht immer noch eine große Unsicherheit und Ratlosigkeit, wenn es um Trauer und Abschied geht. Obwohl es kein Leben ohne die Erfahrung von Abschied und Verlust gibt, will sich kaum jemand ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen.

Natürlich gibt es kollektive Trauer bei Naturkatastrophen, bei Flugzeugabstürzen und in jüngster Zeit auch bei der Erfahrung von Krieg und Mord, die in so vielen Teilen der Welt zu beklagen ist.

Aber der Einzelne geht lieber schnell wieder zur Tagesordnung über und wenn es Trauer in der Nachbarschaft gibt, sind viele ratlos und versuchen, den Kontakt zu den Trauernden zu vermeiden.

Unser Menschenbild, das in den Medien vermittelt wird, zeigt den immer fröhlichen Helden, der stark und gesund, schön und erfolgreich durch sein Leben geht und der aus eigener Kraft in der Lage ist, sein Leben zu meistern.

Und da ist eben kein Platz für traurige Menschen, die sich zeigen könnten mit ihren Tränen, niemand will mit den Problemen anderer belastet werden und mit Trauernden will man am liebsten nicht viel zu tun haben.

Ein Manager meinte zu mir, dass das Thema Trauer so ähnlich ist wie das Thema Zahnschmerzen. Jeden trifft es irgendwann, aber bis dahin will niemand etwas davon wissen.

Trauer passt nicht in eine Welt der Schönen, Reichen und Erfolgsverwöhnten, die Welt dreht sich weiter und auch wenn große Persönlichkeiten sterben, folgt der Alltag schon am nächsten Tag seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten.

Im Englischen heißt es „The Show must go on“ – „die Show muss weiter gehen“, so sieht es aus in unserer schnelllebigen Welt, die keinen Stillstand duldet. Und so leben viele im täglichen Hamsterrad von Arbeit und Freizeit, wobei die Arbeit oftmals als notwendiges Übel angesehen wird, um sich die kostspieligen Freizeitaktivitäten oder den aufwendigen Lebensstil leisten zu können.

Und trotzdem ist Trauer überall gegenwärtig, je älter wir werden umso mehr Menschen sterben um uns herum. Die Großeltern, die Eltern, die Nachbarn, Kollegen und Freunde und irgendwann der Partner, bis wir schließlich selber diese Welt verlassen.

Es ist gut eingerichtet, dass wir nicht wissen, wann ein Leben enden wird, sonst könnte niemand unbeschwert durch seine Tage gehen.

Doch der Abschied von Menschen, die uns nahestehen und auch von entfernteren Bekannten ist unausweichlich, allgegenwärtig, immer auch Teil unseres Alltags, wenn auch ungern gesehen.

Was aber ist zu tun, wenn es uns trifft? Wie gehen wir damit um, wenn wir mit dem Tal der Tränen konfrontiert werden? Und wie schaffen wir es, unsere eigene Trauer um einen geliebten Menschen zu bewältigen?

Viele Fragen, die kaum jemand beantworten kann.

Die Menschen sind es so gewohnt, ihre Gefühle zu verstecken und schnell zur Tagesordnung überzugehen, dass sie ihre Trauer auch am liebsten verdrängen. Ablenken und weitermachen, funktionieren und arbeiten, tausend Aktivitäten ausführen und bloß nicht zur Ruhe kommen, das sind Strategien, die in unserer Gesellschaft häufig vertreten sind.

Und auch nach einem Verlust hoffen viele Menschen, dass sie mit diesen Strategien bald über den traurigen Verlust hinweg kommen werden. Doch leider funktioniert das so nicht, denn Trauer ist ein sehr starkes Gefühl in uns, das nach einem Ausdruck sucht.

2.)  Die Zeit heilt keine Wunden

Weit verbreitet ist die Auffassung, dass die Zeit helfen wird, die Wunden der Trauer zu heilen. Wohl meinende Sprüche hören trauernde Menschen an jeder Ecke. Freunde und Bekannte sagen oft: „Das wird schon wieder“ und „Du kommst schon darüber hinweg“, „Du musst jetzt nach vorne sehen“, und eben auch „Die Zeit heilt alle Wunden.“

Eines ist gewiss: Die Zeit vergeht und alles ist im Wandel. Aber die Trauer, die durch den Verlust eines geliebten Menschen ausgelöst wird, können wir nicht durch „abwarten und Tee trinken“ überwinden. Trauer ist ein starkes Gefühl, das zu uns Menschen gehört wie das Gefühl der Liebe und Freude.

Und genauso wie wir unseren guten Gefühlen einen Ausdruck geben, indem wir lachen und glücklich sind, brauchen auch die so genannten „schlechten Gefühle“ wie Trauer, Angst und Wut einen Ausdruck, damit der Mensch von innen heilen kann. Aber wir alle haben es nicht gelernt, diesen Ausdruck zu geben und uns auch mit unseren dunklen Gefühlen wahr und ernst zu nehmen.

Manche Menschen schaffen es jahrelang, ihre Trauer wegzudrücken und einfach weiter zu funktionieren. Aber dann kann es sein, dass durch einen Film oder eine Musik das verdrängte Gefühl des Verlustes wieder hochkommt und sich Bahn bricht, wenn man es gar nicht erwartet.

Andere fallen in eine tiefe Depression, können sich nicht mehr freuen, weil die große Trauer sie lähmt und handlungsunfähig macht. Auch hier vergeht die Zeit, aber sie wird eben nicht genutzt, um einen Ausdruck für den Verlust zu suchen und all das Ungesagte und Unerledigte auszusprechen und zu erledigen, das zu dem verstorbenen Menschen gehört.

3.)  Woher kommt es, dass wir kaum noch Rituale in der Trauer kennen?

Es ist heute schwer für die Menschen, sich von ihren Angehörigen zu verabschieden, denn alte Rituale und Verhaltensweisen sind nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen.

Nach dem Krieg wurde nicht kollektiv getrauert um die Millionen von Toten. So gut wie jede Familie hatte einen oder mehrere Tote oder Vermisste zu beklagen. Nach Kriegsenden hatten die Menschen existentielle Sorgen. Es galt, ein zerstörtes Land wieder aufzubauen und viele hatten kein Dach mehr über dem Kopf und mussten Hunger leiden.

Viele wurden aus ihrer Heimat vertrieben und mussten sich aus dem Nichts heraus eine neue Existenz aufbauen. Und in der Fremde waren sie nicht überall willkommen, denn die Menschen hatten ja auch im Westen vieles verloren und kämpften um ihr eigenes Überleben. Familien waren auseinander gerissen worden, viele hatten ihre Häuser und ihr gesamtes Hab und Gut verloren.

Die Zukunft war ungewiss und jeder musste sehen, wie er den heutigen Tag irgendwie überstehen könnte. In einer solchen Lage tritt der Überlebenskampf in den Vordergrund und im Angesicht des allgegenwärtigen Todes hatten viele Menschen auch keine Kraft mehr, um zu trauern. Fatal daran ist die Entwicklung, dass auch die vorher üblichen Rituale, die zur Trauer gehörten, verloren gegangen sind.

Wenn vor dem Krieg noch gemeinsam getrauert wurde, hat sich nach dem Krieg herausgestellt, dass die Trauer nun Privatsache geworden ist. Und so wurde der Tod nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausgegrenzt in Krankenhäuser und Seniorenheime.

Oftmals wurden die Toten nur nachts abgeholt, doch in vielen Seniorenheimen haben sich die Menschen dagegen gewehrt, dass die verstorbenen Mitbewohner einfach des Nachts verschwinden. Sie wollen mitbekommen, dass einer ihrer Mitbewohner gestorben ist und sie wollen sich von ihm verabschieden können. Und dadurch ist man heute oft dazu übergegangen, die Toten doch am Tage abzuholen.

Wenn vor dem Krieg noch mehr als jeder zweite Tote zuhause aufgebahrt wurde, damit die Familie und die Nachbarn und Freunde in Ruhe am Totenbett Abschied nehmen konnten, sind es heute nur noch fünf bis zehn Prozent aller Verstorbenen.

Oft haben die Menschen auch eine sehr große Angst vor den Verstorbenen. Wenn jemand zuhause stirbt, geraten manche Menschen in Panik und rufen dann völlig aufgelöst den Bestatter an, dass er sie schnellstens von der Leiche befreien soll. Alte hartnäckige Halbwahrheiten wie: „Tote entwickeln ein Leichengift“ haben sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt und sie wirken noch heute, auch wenn sie längst als überholt gelten.