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Phaedrus

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Beschreibung

"Zweifach ist des Buches Zweck: Es reizt zum Lachen / und gibt fürs künft'ge Leben gute, weise Lehren." Da Phaedrus' Fabeln darüber hinaus auch sprachlich leicht zu bewältigen sind, werden sie - besonders die Tierfabeln - im Lateinunterreicht gerne als Erstlektüre gelesen. Dieser Band versammelt die zentralen Stücke aus Phaedrus' fünf Bücher umfassendem Werk, darunter auch Texte, aus denen sich Informationen über das Leben ihres Autors ziehen lassen: "Weil der Sklavenstand nicht wagt, / das alles frei zu sagen, was er will, / hüllt er die eigenen Gedanken in die Fabel." Texte in der Originalsprache, mit Übersetzungen schwieriger Wörter, Nachwort und Literaturhinweisen.

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Seitenzahl: 99

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Phaedrus

Fabulae

Fabeln

Herausgegeben von Herbert Stöllner

Reclam

2014 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

Made in Germany 2017

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-960604-0

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019898-8

www.reclam.de

Inhalt

Einleitung

Die Herkunft der Fabeldichtung

Phaedrus

Eigenart und Aufbau der Fabel

Das Versmaß der Fabel bei Phaedrus

Sprachliche Eigenheiten der Phaedrus-Fabeln

Zur Benutzung dieser Ausgabe

Fabulae

Phaedrus über sich und sein Werk

T 1: Prolog zu Buch 1

T 2: Prolog zu Buch 3 – Phaedrus ad Eutychum

T 3: Aus dem Prolog zu Buch 4

T 4: Prolog zu Buch 5 – Idem poeta

T 5:Canis et venator (5,10)

Tierfabeln

T 6:Lupus et agnus (1,1)

T 7:Ranae regem petierunt (1,2)

T 8:Graculus superbus et pavo (1,3)

T 9:Canis per fluvium carnem ferens (1,4)

T 10:Vacca et capella, ovis et leo (1,5)

T 11:Ranae ad solem (1,6)

T 12:Vulpes ad personam tragicam (1,7)

T 13:Lupus et gruis (1,8)

T 14:Passer ad leporem consiliator (1,9)

T 15:Lupus et vulpes iudice simio (1,10)

T 16:Asinus et leo venantes (1,11)

T 17:Cervus ad fontem (1,12)

T 18:Vulpes et corvus (1,13)

T 19:Asinus ad senem pastorem (1,15)

T 20:Ovis, cervus et lupus (1,16)

T 21:Ovis, canis et lupus (1,17)

T 22:Leo senex, aper, taurus et asinus (1,21)

T 23:Mustela et homo (1,22)

T 24:Canis fidelis (1,23)

T 25:Rana rupta et bos (1,24)

T 26:Vulpes et ciconia (1,26)

T 27:Vulpes et aquila (1,28)

T 28:Ranae metuentes taurorum proelia (1,30)

T 29:Miluus et columbae (1,31)

T 30:Aquila, feles et aper (2,4)

T 31:Aquila et cornix (2,6)

T 32:Muli duo et raptores (2,7)

T 33:Cervus ad boves (2,8)

T 34:Panthera et pastores (3,2)

T 35:Musca et mula (3,6)

T 36:Lupus ad canem (3,7)

T 37:Pullus ad margaritam (3,12)

T 38:Cicada et noctua (3,16)

T 39:Pavo ad Iunonem de voce sua (3,18)

T 40:Poeta (4,2)

T 41:De vulpe et uva (4,3)

T 42:Equus et aper (4,4)

T 43:Pugna murium et mustelarum (4,6)

T 44:Serpens ad fabrum ferrarium (4,8)

T 45:Vulpes et caper (4,9)

T 46:De capris barbatis (4,17)

T 47:Serpens et misericordia nociva (4,20)

T 48:Taurus et vitulus (5,9)

Fabeln im weiteren Sinn und Anekdotisches

T 49:Ex sutore medicus (1,14)

T 50:Canes et corcodilli (1,25)

T 51:Iuvencus, leo et praedator (2,1)

T 52:Anus diligens iuvenem, item puella (2,2)

T 53:Item Caesar ad atriensem (2,5)

T 54:Anus ad amphoram (3,1)

T 55:Aesopus et petulans (3,5)

T 56:De lusu et severitate (3,14)

T 57:Arbores in deorum tutela (3,17)

T 58:Aesopus respondet garrulo (3,19)

T 59:Asinus et galli (4,1)

T 60:De vitiis hominum (4,10)

T 61:Malas esse divitias (4,12)

T 62:De fortunis hominum (4,18)

T 63:De Simonide (4,23)

T 64:Mons parturiens (4,24)

T 65:Formica et musca (4,25)

T 66:Duo milites et latro (5,2)

T 67:Scurra et rusticus (5,5)

T 68:Procax tibicen (5,7)

Anhang

Abkürzungen und Symbole

Lernwortschatz

Personen- und Ortsverzeichnis

Stilkundliche Fachausdrücke

Literaturhinweise

Hinweise zur E-Book-Ausgabe

Einleitung

Das lateinische Substantiv fabula (von fari ›reden, erzählen‹) bedeutet im weitesten Sinn jede Art von Gerede oder Erzählung, dann alles Erdichtete (Sage, Theaterstück), schließlich eine kurze, volkstümliche Erzählung, in der oft Tiere als handelnde und sprechende Personen auftreten. Diese letzte Bedeutung wird meist auch mit dem deutschen Lehnwort »Fabel« verbunden.

Im Mittelpunkt der Fabel stehen die Welt der kleinen Leute, die Anpassung an unabänderliche Situationen, charakterliche Fehler und das Lob von Lebenstüchtigkeit. Historisch gesehen haben sich Gestalt und Aussageabsicht von Fabeln vielfach verändert. Ihre Motive haben aber nichts an Aktualität eingebüßt und fordern in jeder Generation neu zum Nacherzählen, zu neuer Deutung, aber auch zum Widerspruch heraus.

Die Herkunft der Fabeldichtung

Lange vor den Griechen gab es im Orient Geschichten mit Tieren und Dingen als Handlungsträgern. In der abendländischen Tradition begegnet die Fabel erstmals beim griechischen Dichter Hesiod (um 700 v. Chr.). Er schildert den Überlebenskampf der Bauern angesichts der Forderungen des Adels im Bild von Habicht und Nachtigall: Der Habicht erklärt der Nachtigall, die er in den Krallen hält, offen, dass sie ihm völlig ausgeliefert ist.

Als Begründer der Gattung Fabel galt den Griechen Aesop (griech.: Aisopos). Die Nachrichten zu seinem Leben sind legendär: Er sei Phrygier oder Thraker gewesen, habe als Sklave auf der Insel Samos gelebt und zahlreiche Fabeln verfasst. Entweder ging sein Fabelbuch verloren oder seine Geschichten wurden nur mündlich weitergegeben, jedenfalls stellte ein Schüler des Philosophen Aristoteles um 300 v. Chr. eine Sammlung aesopischer Fabeln zusammen, die Phaedrus vermutlich benutzt hat. Mehr als 400 griechische Prosafabeln aus Sammlungen der Spätantike sind erhalten, die Aesop zugeschrieben werden.

Auch in der frühen römischen Literatur finden sich vereinzelt Fabeln. Bei Lucilius (um 180 – 102 v. Chr.) lehnt der Fuchs die Einladung des Löwen ab, weil er nur Spuren sieht, die in die Höhle hineinführen, keine aber, die wieder hinausführen. Ennius hat um 180 v. Chr. Fabeln geschrieben, und auch Horaz (65–8 v. Chr.) bediente sich ihrer. Bei Livius (um 59 v. Chr. – um 17 v. Chr.) verwendet Menenius Agrippa 495 v. Chr. die Fabel vom Magen und den Gliedern, um eine Versöhnung zwischen Patriziern und Plebejern herbeizuführen (Ab urbe condita 2,23,9). In all diesen Fällen wird die Fabel in einem größeren Zusammenhang »gebraucht«, eigenständigen Charakter als literarische Gattung aber gab ihr erst der römische Dichter Phaedrus.

Phaedrus

Fünf Bücher Fabeln sind uns überliefert. Ihr Autor Phaedrus ist uns allerdings nur aus seinen eigenen Texten bekannt. Vermutlich wurde er um 15 v. Chr. in der nordgriechischen (makedonischen) Landschaft Pierien geboren und kam als Sklave nach Rom in das Haus des Kaisers Augustus. Aus unbekanntem Grund und zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde er aus der Sklaverei entlassen. Das bezeugt der Titel seines Werkes (Phaedri Augusti liberti liber fabularum), wo er als »Freigelassener (libertus) des Augustus« bezeichnet wird.

Phaedrus gibt im Prolog des 3. Buches seiner Fabelausgabe eine Begründung dafür an, warum er Fabeln zu schreiben begonnen hat:

Weil der Sklavenstand nicht wagt,

das alles frei zu sagen, was er will,

hüllt er die eigenen Gedanken in die Fabel.

(Prol. 3,34–36)

Phaedrus greift Geschichten und Themen des griechischen Autors Aesop auf und setzt sie in Verse:

Gedanken, die Aesop zuerst verzeichnet hat,

will ich mit meiner Hand zu Jamben künstlich feilen.

(Prol. 1,1 f.)

Er schreibt aber auch neue Geschichten:

Ich will des Alten [Aesop] Weise in der Fabeldichtung

bewahren; aber wenn ich etwas andres gebe

und meiner Worte Wahrheit deinen Sinn ergötzt,

so wünsch ich, Leser, dass du dieses günstig aufnimmst.

(Prol. 2,9–11)

Diese bewahren zwar den überlieferten Stil der Fabel, bringen aber neue Inhalte (und teilweise sogar römisches Kolorit) ein (usus vetusto genere, sed rebus novis, Prol. 4,13), so dass Phaedrus schließlich im Prolog zum 4. Buch zwischen fabulae Aesopi (»Fabeln von Aesop«) und fabulae Aesopiae (»Fabeln nach Art des Aesop«) unterscheidet (Prol. 4,11). Er behauptet sogar, er benutze den Namen des Aesop, so wie zeitgenössische Künstler ihre Kunstwerke den berühmten Griechen Praxiteles, Myron oder Zeuxis zuschreiben, um beim Publikum besser anzukommen:

Wenn ich den Namen des Aesopus eingeschoben […],

geschah’s, damit es meine Lieder mehr empfehle,

wie dies auch andre Künstler unsrer Tage tun,

die einen größern Preis für ihre Werke finden,

wenn sie auf ihren Stein Praxiteles verzeichnet,

auf Erz den Myron und auf Leinewand den Zeuxis.

(Prol. 5,1,3–7).

Im Umgang mit dem Versmaß zeigt Phaedrus großes Geschick, seine Sprache ist die gehobene Umgangsprache seiner Zeit, wie wir sie auch bei Cicero oder Horaz finden. Anspielungen und Zitate (z. B. von Vergil oder Horaz) belegen seine Bildung. Er setzt gekonnt stilistische Mittel ein (Reim, Alliteration, Antithesen u. a.). Sein Streben nach brevitas (»Kürze«, Prol. 2,12) und Perfektion (polivi, Prol. 1,2) deckt sich mit den künstlerischen Idealen der Neoteriker, die sich ihrerseits an der alexandrinischen Dichtung des Kallimachos-Kreises orientierten. In Anlehnung an Horaz (Ars poetica 333: aut prodesse volunt aut delectare poetae) formuliert Phaedrus als Ziel seiner Fabeldichtung im Prolog zum 1. Buch:

Zweifach ist des Buches Zweck: Es reizt zum Lachen

und gibt fürs künft’ge Leben gute, weise Lehren.

(Prol. 1,3 f.)

Im Prolog zum 4. Buch schreibt Phaedrus, er habe bei einem gewissen Particulo und anderen Anerkennung gefunden (Prol. 4,17 f.), bei »Kritikern« dagegen Verständnislosigkeit. Mit besonderer Bitternis beklagt er, er sei von Sejan, dem Prätorianerpräfekten unter Tiberius und nach diesem mächtigsten Mann Roms, der Verleumdung angeklagt worden, weil dieser Texte des Phaedrus auf sich bezogen habe. Phaedrus verteidigt sich:

Ich wollt’ ihn keineswegs mit einer Fabel treffen,

denn nicht hatt’ ich die Absicht, einzelne zu zeichnen,

ich wollt’ das Leben und die Menschensitten malen.

(Prol. 3,48–50)

Der Fortgang der Geschichte ist uns nicht bekannt. Phaedrus dürfte nach 50 gestorben sein. Er gilt heute als Begründer der Gattung Fabel und hat sie als erster in Verse gegossen, doch zu Lebzeiten hat er den erstrebten Ruhm nicht erreicht: Als erster und einziger Autor (vor der Spätantike) erwähnt ihn Martial (3,20,5), der einige seiner Verse nachahmt. Erst durch den literarischen Siegeszug der Fabel im Mittelalter (z. B. Odo von Cherington) und in der Neuzeit (Luther, Jean de La Fontaine, Lessing – um nur die Bekanntesten zu nennen) kam auch Phaedrus zu verdienten Ehren.

Ob die fünf Bücher mit insgesamt 94 Fabeln vollständig erhalten sind, wissen wir nicht. Um 1470 hat ein italienischer Humanist namens Perotti Phaedrus-Fabeln eigenhändig kopiert. In seiner Sammlung befinden sich zusätzlich zu schon aus den fünf Büchern bekannten weitere 32 Fabeln, die bis dahin unbekannt waren, heute aber meist als echt angesehen werden (sog. »Appendix Perottina«).

Eigenart und Aufbau der Fabel

Die Fabel ist eine kurze, lehrhafte Geschichte in Vers oder Prosa, in der meist Tiere handeln und sprechen, in der aber auch Götter, Menschen und Dinge auftreten können.

Lessing charakterisiert die Fabel folgendermaßen (in: Abhandlungen über die Fabel, 1759): »Wenn wir einen allgemeinen moralischen Satz auf einen besonderen Fall zurückführen, diesem besonderen Falle die Wirklichkeit erteilen und eine Geschichte daraus erdichten, in welcher man den allgemeinen Satz anschauend erkennt: so heißt diese Erdichtung eine Fabel.«

In der Ausgangssituation wird eine Spannung aufgebaut, die zu einem Konflikt führt, der über Handlung (actio) und Gegenhandlung (reactio) bzw. Rede und Gegenrede auf ein Ergebnis (eventus) zustrebt.

Oft wird die Fabel durch einen Spruch (die sog. »Moral von der Geschicht’«, das »fabula docet«) interpretiert; steht diese Sentenz am Beginn der Fabel, heißt sie Promythion, steht sie am Ende, Epimythion.

Schematisch lässt sich dies so darstellen:

– (evtl. Promythion)

– Ausgangssituation (res)

– Handlung (actio)

– Gegenhandlung (reactio)

– Ergebnis (eventus)

– (evtl. Epimythion)

Ursprünglich war die Fabel eine Literaturgattung der sozial Niedrigstehenden (auch Aesop und Phaedrus waren Sklaven, dann Freigelassene) und spielte in einfachen, überschaubaren Verhältnissen. Der Einsatz von Tieren erleichtert die Typisierung der Charaktere, fördert die Verständlichkeit und tarnt (mögliche) persönliche Angriffe. Allerdings ist die Fabel weniger sozialkritisch, als dass sie einfach feststellt, wie das Leben nun einmal ist und wie man damit am besten umgeht: Anpassung an die Umstände, kluges Ausnutzen der Möglichkeiten, rechtzeitige Flucht bei Bedrohung. Die Fabel beschreibt menschliche Eigenheiten wie Eitelkeit, Habgier, Geiz, Schmeichelei, Unverstand oder Heuchelei, hebt aber auch positive Eigenschaften (wie Schönheit, Nützlichkeit, Sparsamkeit, Fleiß) hervor. Nicht immer stimmt der Verlauf der Erzählung mit der moralischen Sentenz überein, was wohl von der langen Überlieferungsgeschichte herrührt. Neben Fabeln im engeren Sinn schreibt Phaedrus aber auch Anekdotisches und Novellenhaftes.

Das Versmaß der Fabel bei Phaedrus

Phaedrus verwendet für seine Fabeln den jambischen Senar, das wichtigste Versmaß der römischen Komödie. Dieser eignet sich aufgrund seiner großen Freiheiten sehr gut dafür, der Alltagssprache auch im Vers nahe zu bleiben.

Jeder Vers besteht aus sechs Jamben:

Der 6. Fuß kann mit einer Länge oder Kürze schließen (sýllaba ánceps).

Eine Verszeile kann durch Zäsuren (Pausen) – meist nach der 3. oder 4. Kürze – zerteilt werden.

Diese metrische Grundform kommt selten rein vor, sondern kann vielfach abgeändert werden:

In allen Füßen – außer dem 6. – sind Spondeen statt der Jamben erlaubt, alle langen Silben dürfen in 2 kurze aufgelöst werden. Nur der letzte Fuß ist immer regelmäßig, d. h. kurz – lang.

Sprachliche Eigenheiten der Phaedrus-Fabeln

Phaedrus’ Sprache weicht in einigen Fällen von der Schulgrammatik (die sich bekanntlich vor allem an den Schriften Caesars und Ciceros orientiert) ab. Manche sprachliche Eigenheit lässt sich auch aus der griechischen Herkunft des Autors oder mit der dichterischen Freiheit erklären.

Im Wortschatz

– Phaedrus verwendet gern griechische Ausdrücke (lympha, sophus).

– Gelegentlich setzt er dichterische Wörter (laniger für Schaf, liquor