Fallen Star - Felicity A. Green - E-Book

Fallen Star E-Book

Felicity A. Green

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein ganz normales Mädchen. Eine übernatürliche Mission. Und ein echt mieses Feedback von ganz oben. Mein Name ist Stella Martens, und ich wohne in einer Stadt namens Average. Ja, wirklich – Average, New Hampshire. Und bis vor Kurzem dachte ich: passt ja. Durchschnittliche Noten, durchschnittliches Leben, durchschnittlich verknallt in einen mysteriösen, heißen Typen. Tja, Überraschung! In Wahrheit bin ich ein gefallener Engel – so richtig hart gefallen. Mein früheres Ich (sie hieß Vitrella, natürlich) hat im Himmel einen ziemlich dramatischen Deal gemacht und ihre ewigen Engelskräfte aufgegeben, um als ich wiedergeboren zu werden. Keine Flügel, keine Gnade. Nur ein ganz normaler Teenager mit einem Wunsch-erfüll-Job, für den ich mich nie beworben habe – und für den ich komplett unterqualifiziert bin. Jetzt soll ich irgendwie himmlische Quoten erfüllen, ohne auch nur eine einzige Superkraft. Meine kleine Schwester ist vielleicht – oder vielleicht auch nicht – ein Dämonenkind. Und dann wäre da noch der extrem attraktive Himmelsbote mit Endzeit-Vibes, der mir erklärt, dass das Schicksal der Welt möglicherweise auf meinen Schultern liegt. Cool, oder? Fallen Star: Ein Engel landet hart ist der witzig-freche Auftakt der Average Angel-Reihe – einer YA-Urban-Fantasy-Serie. Wenn du schlagfertige Heldinnen, epische Engel-Dämon-Duelle und Kleinstadtgeheimnisse mit Weltuntergangs-Potenzial liebst, wirst du Felicity A. Greens himmlisches Abenteuer verschlingen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Felicity A. Green

FALLEN STAR

Ein Engel landet hart

AVERAGE ANGEL Buch 1

© Felicity Green, 2025

www.felicitygreenauthor.com

Cover: Goonwrite.com

Dieses Buch ist vormals unter dem Titel STERNSCHNUPPENWUNSCH - AVERAGE ANGEL (2016) sowie in dem Sammelband AVERAGE ANGEL erschienen, wurde aber komplett überarbeitet.

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden und verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Bücher von Felicity A. Green

Für meine Tochter Taya, meinen Engel.

KAPITELEINS

Ich wusste nicht viel über Engel. Das war ein Problem, weil ich anscheinend einmal einer war.

Alles begann wie der Auftakt eines schlechten Witzes: Ein unfassbar heißer Engel betritt ein Diner und fragt die Kellnerin…

Und wenn ich heiß sage, meine ich Wow. So, als gäbe es im Himmel eine Art Premium-Fitnessstudio. Breite Schultern, durchtrainierte Brust, Bizeps, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie in T-Shirt-Ärmel passen.

Ich saß gerade in meiner Mittagspause, stocherte in einem Stück Pekannusskuchen herum, als er direkt auf mich zuging und fragte: »Bist du Stella Martens?«

Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie er reingekommen war. Ich saß wie immer in der Ecke, las eine Zeitung wie eine Siebzigjährige, und konzentrierte mich darauf, in Ruhe meinen Kuchen zu genießen.

Aber ich spürte ihn, bevor ich ihn sah. Das ganze Diner schien den Atem anzuhalten, als wäre plötzlich eine neue Art Schwerkraft am Werk. Das Gemurmel verstummte. Sogar die Klatschtanten der Stadt – drei alte Frauen mit endlosen Teetassen und null Schamgefühl – wurden schlagartig ruhig. Irgendjemand schien die Lautstärke der Jukebox heruntergedreht zu haben, oder vielleicht beugte sich die Akustik einfach höflich seinem Auftritt.

Ich drehte den Kopf mitten im Kauen und erstarrte.

Zuerst dachte ich, er wäre einfach der attraktivste Typ, den ich je gesehen hatte. Das war er auch – eine glatte 10 von 10. Aber es war mehr als nur sein Aussehen. Da war eine Art inneres Leuchten, eine Präsenz, eine Energie. Etwas, das durch ihn durchschien und alles andere um ihn herum in den Schatten stellte. Keine Ahnung, was genau es war, aber er hatte es.

Natürlich wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass er buchstäblich ein Engel war.

Er ging zum Tresen und erkundigte sich nach mir, und als Tante Jeannie in meine Richtung nickte, saß ich immer noch da, den Mund halb geöffnet, die Wangen voller Kuchen wie ein Eichhörnchen im Wintermodus.

Er kam an meinen Tisch, beugte sich ein Stück zu mir herunter, und diese dunklen, fast exotisch funkelnden Augen sahen mir direkt in die Seele. Das lange, dunkle Haar fiel ihm ein wenig zerzaust in die Stirn, genau passend. Ja, er sah aus wie ein amerikanischer Ureinwohner. Das wurde mir später erst klar. Engel und Ureinwohner? Keine Ahnung, wie das zusammenpassen sollte – immerhin wohnten wir hier in der Nähe eines echten Penacook-Kulturerbes, der einzigen Touristenattraktion von Average, falls man antike Möbel und Ahornsirup nicht mitzählt.

Egal. Engel hin oder her: Dieser Typ wäre in jedem Universum der absolute Hingucker gewesen.

Er hatte diese schlanke, durchtrainierte Figur. So eine, bei der man sofort wusste: Hier sind diese berühmten »V-Linien« am Bauch am Start. Keine Frage. Alles an seinen Bewegungen war geschmeidig, beinahe lautlos – wie bei einem Raubtier, das genau weiß, wie gefährlich es wirken kann.

Und dann sprach er.

Karamell. Das ist das einzige Wort, das mir für diese Stimme einfällt. Sie war tief, warm und süß, und sie sorgte dafür, dass ich einen Moment lang vergaß, wie man überhaupt schluckt.

»Äh, ja«, krächzte ich durch einen Mund voller Pekannusskuchen und verschluckte mich prompt. Tränen schossen mir in die Augen, und ich griff nach meinem Glas Wasser, das ich in einem Zug leerte, als wäre ich gerade durch eine Wüste gewandert.

Er setzte sich mir gegenüber, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.

Die anderen Gäste warfen uns immer noch verstohlene Blicke zu, aber Tante Jeannie schaltete sofort in den »Alles normal hier!«-Modus und plapperte laut los, bis das Diner wieder seinen gewohnten Geräuschpegel erreicht hatte. Plötzlich saß ich also einem himmlischen Wesen gegenüber, das alles so wirken ließ, als wäre das hier der normale Alltag

Er zögerte nicht. Keine »Ich weiß, das klingt jetzt verrückt«-Einleitung. Keine schüchterne Umschreibung. Nur:

»Mein Name ist Zachriel. Ich bin ein Engel. Du warst ebenfalls einer. Dein Name war Vitrella. Du bist gefallen – buchstäblich –, hast eine zweite Chance als Mensch bekommen und solltest eigentlich Wünsche erfüllen.«

Einfach so. Ohne PowerPoint-Präsentation. Ohne beruhigende Worte. Nur eine himmlisch verpackte Bombe, die er platzen ließ.

Anscheinend war ich einmal eine Wunscherfüllerin gewesen. Durch den Himmel gestürzt wie eine Sternschnuppe, weil ich den Wunsch meiner Mutter nach einem Baby erfüllt hatte. Das Baby? Das war ich.

Überraschung!

Offenbar hatte Vitrella eine Lücke im himmlischen System gefunden. Das ist typisch Engel. Die meisten gefallenen Engel werden zur Erde zurückgeschickt, um sie für Regelverstöße zu bestrafen – oder irgendwelche Sünden, wie Zorn, Stolz, das Tragen von Weiß nach Labor Day. Das übliche Programm eben. Aber Vitrella? Sie war freiwillig gefallen. Sie sah einen Wunsch – den meiner Mutter – und drückte die Eject-Taste im Himmel, um ihn zu erfüllen. Bumm. Sternschnuppe. Baby ich.

Das Problem war, dass Zachriel bei der Frage nach dem »Warum« irgendwie immer auswich. Man merkte förmlich, wie er darauf wartete, dass ich ihn unterbrechen und Antworten fordern würde, und wie er präventiv abwinkte. Es schien alles einstudiert. Nur dass ich überhaupt keine Fragen stellen wollte. Die Geschichte war viel zu surreal.

Laut Zachriel hatte dieser kleine Stunt von Vitrella das himmlische Gleichgewicht aus den Angeln gehoben. Sie sollte eigentlich Wünsche erfüllen, doch jetzt steckte sie fest. In einem menschlichen, zerbrechlichen Körper. Das bedeutete, dass ich als eine Art himmlische Aushilfe ran musste. Und falls ich das nicht tat?

Sagen wir es so: Das Wort »Apokalypse« fiel. Beiläufig.

Offensichtlich war ich eine tickende Zeitbombe. Mit Eyeliner und einem Teilzeitjob.

Ehrlich gesagt? Das war zu viel für mein Hirn. Das wurde eh schon zu warmer Melasse, weil ich viel zu lange in sein perfektes Gesicht geschaut hatte. Alles, was ich denken konnte, war: »Okay, Ashton, spring jetzt hinter dem Tresen hervor, deine Prank-Show kann jetzt enden!«

Ich scannte das Diner ab, halb darauf gefasst, dass gleich jemand mit einer versteckten Kamera hinter der Theke auftauchte. Könnte das ein Trick von Tante Jeannie sein? Sie hatte in letzter Zeit immer wieder darauf gedrängt, dass ich »einen netten Jungen« kennenlernte. Aber sie war viel zu pragmatisch, um sich eine Storyline auszudenken, bei der es um Wunschquoten und zurückgekehrte Engel ging.

Ich sah trotzdem kurz zu ihr rüber – sie stand hinter der Theke, hantierte mit der Kaffeemaschine und warf uns verstohlene Blicke zu, als verfolge sie eine besonders saftige Seifenoper. Nope. Das war definitiv nicht ihr Werk.

Meine beste (und ehrlich gesagt einzige) Freundin Sarah würde so etwas zum Totlachen finden. Wenn überhaupt jemand eine göttliche Origin-Story über mich erfinden würde, wäre sie es. Sie war gerade in Europa unterwegs und postete Selfies vor echten Schlössern. Sie wäre vermutlich genau der Typ für so einen Unsinn. Ich hörte sie schon laut lachen: »Du? Ein Engel? Bitte.«

Weil, sind wir ehrlich: ich? Alles andere als himmlisch.

Wenn mir jemand Flügel anschnallen würde, wäre ich vermutlich sofort umgekippt. Ich war groß und kurvig, eher in der Kategorie »könnte heiß sein, falls ich jemals Burger und Kuchen links liegen lassen würde« (Spoiler: passiert nicht). Mein Haar hatte diese seltsame, nicht-ganz-blond-nicht-ganz-braun-Farbe, die immer ein bisschen fettig aussah, egal wie oft ich es wusch, und meine Sommersprossen waren weniger »niedliche Sprenkel« und mehr eine »ganze Sternkarte im Gesicht«.

Und Gelassenheit? Bitte. Das war nie meine Stärke. Ich war eher der Typ für Sarkasmus und Stress.

Wer auch immer sich diesen Streich ausgedacht hatte, musste einen ziemlich schrägen Humor haben – und irgendwie auch einen süßen. Das ganze »deine Mutter hat sich so sehr ein Kind gewünscht, dass ein Engel dafür seine Flügel aufgab«-Ding? Ja, das war schon ziemlich herzerwärmend.

Schade nur, dass es nicht stimmte. Meine Mutter war gestorben, als ich vier war. Ich erinnerte mich kaum an sie, und das war jetzt über ein Jahrzehnt her. Alles okay bei mir. Meine Stiefmutter Allison war seit meiner Kindheit für mich da und sie war klasse – solide, freundlich, pragmatisch. Definitiv nicht der Typ, der mich ansieht und einen Engel sieht. Sie blickte überhaupt nur zum Himmel, wenn eine Sturmwarnung durchkam.

Trotzdem… es machte mich nachdenklich. Meine Mutter hatte mich »Stella« genannt, was wörtlich »Stern« bedeutet. Mein Dad erzählte immer, dass ich ein Sterngucker-Baby gewesen war – schon direkt nach der Geburt hatte ich an die Decke geschaut, als würde ich eher Sternbilder als Krankenhauslampen erwarten. Scheinbar war ich schon bei der Geburt »schwierig«. Keine Ahnung. Nichts an mir schrie »göttliche Anmut«.

Aber der Gedanke, dass jemand mich so sehr geliebt haben könnte, dass er mich durch einen Wunsch ins Leben geholt hat? Ja … das traf schon einen wunden Punkt.

Wie auch immer. Zurück zur wahrscheinlichsten Version der Story: Es war ein Scherz. Das musste ein Scherz sein. Und der einzige Mensch, der mich gut genug kannte, um sich so eine absurde Story auszudenken, war Sarah. Keine Ahnung, wie sie das von Europa aus durchgezogen haben sollte, aber hey – vielleicht kannte sie jemanden. Oder sie hatte magisches Wi-Fi.

Ich beugte mich ein Stück vor und versuchte, möglichst locker zu klingen, auch wenn mein Herz gerade Seilspringen spielte.

»Also … Zack. Darf ich dich Zack nennen?«

Ich wollte entspannt klingen, landete aber eher bei piepsig.

»Hat Sarah dich dazu angestiftet?«

Er blinzelte. Sah kurz so aus, als wäre er total verwirrt. Entweder war ihm Sarah kein Begriff – oder der Typ verdiente einen Oscar.

»Ich kenne keine Sarah«, sagte er und runzelte die Stirn. »Hast du mir überhaupt zugehört?«

Oh, Mann. Jetzt beugte er sich wieder vor, mit intensiver, durchdringender Miene, so als wäre das hier der Höhepunkt eines himmlischen TED-Talks.

»Ich sag’s dir nochmal: Ich bin ein Engel. Du bist ein wiedergeborener, gefallener Engel namens Vitrella.«

Und einfach so vergaß ich schon wieder zu atmen.

Weil das Verrückte war … er glaubte das. Wirklich. Das war kein Typ, der seinen Text abspulte. Das war jemand, der jedes einzelne Wort ernst meinte.

Und das ließ nur eine einzige Erklärung zu.

Er war wahnhaft. Keine »ein bisschen durchgeknallt«-Variante, sondern »echte klinische Wahnvorstellung«. Irgendwie kannte er meinen Namen, kannte Details über mich und hatte daraus eine ausgeklügelte Fantasiegeschichte zusammengeschustert. Vielleicht hatte er seine Medikamente nicht genommen. Vielleicht war er gefährlich.

Ich wurde plötzlich traurig. Für ihn.

Ich stand auf, ruhig, aber bestimmt. »Das ist … nett. Aber meine Pause ist vorbei. Ich muss jetzt wirklich zurück an die Arbeit.«

Ich nahm meine Sachen, balancierte Teller und Tasse so geschmeidig wie möglich zur Küche und versuchte, nicht durchzudrehen.

Als ich zurückkam, die Schürze umgebunden und das Herz immer noch am Rasen, wartete Tante Jeannie bereits.

»Also«, sagte sie. »Wer war das?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Zack. Keine Ahnung. Ich kenne ihn eigentlich nicht.«

Ich drehte mich zur Ecke um, wo er eben noch gesessen hatte.

Er war weg.

Was eigentlich eine Erleichterung sein sollte.

Nur … irgendwie war es das nicht.

KAPITELZWEI

Als ich das Diner nach meiner Schicht verließ, wartete der »Engel« bereits draußen auf mich.

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es mich genervt hat, aber ehrlich gesagt? Ich war ein kleines bisschen geschmeichelt. Ich meine, ein umwerfender Typ, der am Gehweg auf mich wartet? Etwas durchgeknallt, klar, aber irgendwie auch das erste Mal überhaupt. Das hatte schon Rom-Com-mit-Stalker-Vibes, was jetzt kein Genre ist, das ich unbedingt empfehlen würde, aber nun ja, so war's.

Die Faszination verblasste jedoch ziemlich schnell, je länger er mir folgte. Wir liefen am geschlossenen Bäcker vorbei, bogen um die Ecke am Stadtplatz, und mir wurde langsam ... mulmig. Average war nicht gerade eine Hochburg für Kriminalität, aber an einem Dienstagabend zur Abendessenzeit waren die Straßen leer und die Vorhänge zugezogen. Jeder saß zu Hause bei seinem Schmorbraten und spielte heile Familie. Nur ich wurde von einem Typen verfolgt, der irgendwas von himmlischer Mission faselte.

Ich blieb stehen und drehte mich plötzlich um, sodass er beinahe gegen mich prallte.

»Okay«, schnappte ich, »Folgendes: Wenn du mir jetzt nicht beweist, dass dieser ganze wiedergeborener-Engel-Kram kein Unsinn ist, bin ich raus. Dann musst du mich in Ruhe lassen. Keine Beweise, keine weiteren Begegnungen.«

Er schwieg kurz. Stand einfach da und sah mich an, mit diesem durchdringenden, ernsten Engelblick. Also legte ich nach:

»Oder ich rufe gleich die Polizei. Und die bringen dich zurück in welche Anstalt auch immer du Houdini-mäßig verlassen hast.«

Zachriel seufzte. Das war inzwischen sein Markenzeichen.

»Ich sollte das eigentlich nicht tun«, murmelte er. »Aber andererseits ... ich sollte dir sowieso gar nichts erzählen, also kann ich gleich eine Linie ziehen, wo sie mir gerade passt. Nur durch Reden komme ich ja anscheinend nicht weiter.«

»Wie bitte?«

Das war der Moment, in dem er mich berührte.

Okay, ja – ich hätte vermutlich zurückzucken, ihm eine runterhauen oder laut »Belästigung!« rufen sollen. Aber er war schnell, und seine Hand war warm, und dann⁠—

ZISCH.

Funken. Echte, kleine Funken. Gänsehaut am ganzen Körper. Meine Haut leuchtete kurz wie ein Christbaum und dann⁠—

musste ich kotzen.

Richtig gelesen. Keine erhabene Engels-Offenbarung. Kein majestätischer Lichtstrahl. Nur volles Karussell im Kopf, Magen im Mixer und das übelste Überraschungserbrechen diesseits von Taco Tuesday.

Zum Glück schaffte ich es, mich gerade noch zur Seite zu drehen und in einen armseligen kleinen Busch am Gehweg zu kotzen. Nur, dass der nicht mehr aussah wie ein Busch, als ich mir den Mund abgewischt und hingeschaut hatte. Er … schmolz. Er war bedeckt von einer seltsamen, öligen, schwarzen Pampe, die aussah, als hätte jemand Asphalt in der Mikrowelle geschmolzen.

Und noch etwas wurde mir klar.

Dieser Busch? Das Stück Gehweg? Das war vorher nicht da gewesen.

Der Stadtverschönerungsverein von Average hatte vielleicht einen fragwürdigen Geschmack bei der Auswahl von Pflanzkübeln, aber er erlaubte definitiv keine Todesbüsche, die Höllenschleim absonderten.

Ich stand langsam auf. Schaute mich um.

Wir waren … nicht mehr in Average.

Die Gebäude waren verfallen, verzerrte Schatten ihrer selbst. Die meisten sahen halb abgerissen aus, und alles – wirklich alles – war von dieser klebrigen, schwarzen Masse überzogen. Der Himmel über uns war farblos. Die Luft fühlte sich … falsch an. So, als würde man durch Staub atmen.

Ich drehte mich mit weit aufgerissenen Augen zu Zach um.

»Die Zukunft«, sagte er schlicht. »Ich habe dich in die Zukunft gebracht.«

Mir klappte der Kiefer runter, was – kleiner Tipp – nicht das Beste ist, kurz nachdem man gekotzt hat. Der Nachgeschmack von Pekannusskuchen und purer Reue klebte mir immer noch an der Zunge.

Zach warf mir einen besorgten Blick zu.

»Die Luft hier ist nicht gut für Menschen. Sie ist giftig. Wir sollten nicht lange bleiben.«

»Warte – was?« krächzte ich. »Die Zukunft? Das ist die Zukunft?«

»Ich bin ein Engel der Apokalypse«, sagte er, als wäre das bereits die vollständige Erklärung. »Ich kann die Zeitlinien sehen – Vergangenheit und Zukunft – und durch sie reisen, um … das hier zu verhindern.«

Er wies mit einer Hand durch diese verfallene, verdreckte Szenerie, als wäre sie der Höhepunkt seiner PowerPoint-Präsentation.

»Und du hast gedacht, das wäre … überzeugend?«

»Ja.« Er legte den Kopf schräg. »Kein psychisch kranker Mensch kann so etwas. Ich nahm an, das würde dich überzeugen.«

Ich schaute mich erneut um. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Alles war grau. Leblos. So, als hätte jemand der ganzen Welt die Farbe ausgesaugt und sie durch Asche und Teer ersetzt.

»Das ist real?« flüsterte ich. »Wann soll das passieren? Was ist das überhaupt für ein Zeug?«

»Spielt das eine Rolle?« erwiderte er und klang gerade genervt genug, dass ich mir wie die langsame Schülerin in der Engelsschule vorkam. »Wir haben keine Zeit für Fragen. Der Punkt ist: Ich kann es sehen. Und jetzt kannst du es auch.«

Ich nickte langsam, mehr aus Reflex als aus Einsicht, weil ich sowieso das Gefühl hatte, meine Lunge würde gleich den Vorruhestand beantragen. Das Atmen wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer.

Und dann – plopp – berührte er mich wieder.

Schwindel. Drehen. Kotzattacke Nummer zwei, direkt in einen ganz normalen Average-Pflanzkübel voller Geranien. Gern geschehen, Stadtverschönerungsverein.

Als ich schließlich aufsah, waren wir zurück. Alles war wieder normal. Die Straße, die Schaufenster, diese nicht-von-schwarzem-Schleim-überzogene Welt.

Zach stand neben mir und musterte mich aufmerksam.

»Also«, sagte er, viel zu beiläufig, »glaubst du mir jetzt?«

Ich kniff mich tatsächlich. Nicht metaphorisch – ich packte eine ordentliche Hautfalte an meinem Arm und verpasste mir einen schmerzhaften Kniff. Ernsthaft, vielleicht war ich ja einfach umgekippt und das alles war ein Fiebertraum. Oder vielleicht hatte Zack mir etwas in den Kuchen gemischt. Ein psychedelischer Pekannuss-Albtraum.

Oder – Plot-Twist – ich war völlig durchgeknallt und halluzinierte den ganzen Mist auch ohne chemische Hilfe.

Der Gedanke fühlte sich nicht besonders gut an.

Aber dann erinnerte ich mich daran, dass Tante Jeannie ihn gesehen hatte. Mit ihm gesprochen hatte. Dass er nicht nur in meiner kotzgetränkten Fantasie existierte. Also … okay. Kein totaler mentaler Zusammenbruch. Alles gut.

Immer noch benommen überquerte ich die Straße zum Stadtplatz und ließ mich schwer auf eine Bank fallen. Zack folgte mir, drängte mich aber nicht. Das musste man ihm lassen – er war verdammt geduldig für jemanden, der mich wie ein himmlischer Uber durch Raum und Zeit schleppte.

»Also gut«, sagte ich schließlich. »Du hast bewiesen, dass du … irgendwas bist. Auf jeden Fall nicht normal. Aber das ganze Vitrella-Wunscherfüllung-Schicksalsding? Das hast du noch nicht bewiesen.«

Ich sah kurz zu ihm rüber und erwartete denselben intensiven, düsteren Engelsblick wie vorher, doch diesmal war etwas anders. Da war ein Funkeln von Neugier? Vielleicht auch ein Hauch von Ehrfurcht. Oder es war nur das Licht der Straßenlaterne, das über seine markanten Wangenknochen strich. Schwer zu sagen.

»Du hast recht«, sagte er schließlich. »Es gibt eine bessere Zeit und einen besseren Ort, wo ich es dir zeigen kann.«

Bevor ich überhaupt »Nein« sagen konnte, berührte er wieder meinen Arm – und schon folgte Runde drei vom spontanen Kotzen. Diesmal direkt auf meine eigenen Schuhe. Fantastisch.

Bonuspunkte: Ein paar Spritzer landeten auch auf seinen Stiefeln.

Er zuckte nicht einmal zusammen. »Komm schon.«

Er zog mich auf die Beine, noch bevor ich mir den Mund abwischen konnte, was sich ein bisschen unhöflich anfühlte, aber irgendwie auch typisch war. Alles um uns herum sah … gleich aus? Die gleiche Straße, dieselben Gebäude, dieselbe Bank. Einen Moment lang dachte ich, es hätte nicht funktioniert. Doch dann sah ich es. Alles war … strahlender. Frischer. So, als hätte jemand der ganzen Stadt einen Instagram-Filter verpasst.

Die Häuser sahen wie frisch gestrichen aus. Die Blumen in den Blumenkästen leuchteten beinahe unverschämt bunt. Es gab Markisen in Pastellfarben. Pastell. Und dann sah ich die Autos.

Oldtimer. Überall.

Ich blinzelte bei dem Anblick eines alten Cabriolets, das aussah, als wäre es direkt aus einem Schwarz-Weiß-Film gefahren.

Und dann machte es Klick.

Petrelli’s, das Restaurant am Stadtplatz, war weg. An seiner Stelle stand ein normales Haus mit einer Veranda und einem abblätternden Zaun. Und der Blumenladen an der Ecke? Jetzt eine Metzgerei.

Das hier war nicht das Average von jetzt.

Das war das Average von damals.

»Wir sind achtzehn Jahre in der Vergangenheit«, sagte Zack, als könnte er meine Gedanken lesen. Oder wenigstens das Gesicht dazu.

Er zog mich durch die Straße, in einem Tempo, das niemand durchhielt, der seit dem letzten Schulsport keinen Ausdauertest mehr gemacht hatte. Mein Magen drehte sich immer noch, meine Füße kamen kaum hinterher.

»Wo gehen wir hin?« keuchte ich.

»Du wirst schon sehen.«

Wir bogen in meine Straße ab – meine echte Straße –, und mir wurde langsam klar, wohin das führen sollte.

Mein Haus.

»Was machen wir hier?« japste ich. Mir war überhaupt nicht mehr kalt, weil mein Puls sowieso schon am Limit rannte.

---ENDE DER LESEPROBE---