Far Cry 5: Vergebung - Urban Waite - E-Book

Far Cry 5: Vergebung E-Book

Urban Waite

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Beschreibung

Panini präsentiert den offiziellen Roman zum Spiel, der die Vorgeschichte zu den Geschehnissen in Far Cry 5 porträtiert und damit zur idealen Einstimmung und Vorbereitung für das Spiele-Highlight des Jahres wird.

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Seitenzahl: 393

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Der Roman zum Videospiel

Von Urban Waite

Aus dem Englischen von Andreas Kasprzak & Tobias Toneguzzo

 

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Englische Originalausgabe:

„Far Cry: Absolution“ by Urban Waite, published by Ubisoft, San Francisco, USA, February 2018.

Cover by Faceout Studio

Book design by dix!

© 2018 Ubisoft Entertainment. All Rights Reserved. Far Cry, Ubisoft,

and the Ubisoft logo are trademarks of Ubisoft Entertainment in

the U. S. and/or other countries.

No similarity between any of the names, characters, persons and/or institutions in this publication and those of any pre-existing person or institution is intended and any similarity which may exist is purely coincidental. No portion of this publication may be reproduced, by any means, without the express written permission of the copyright holder(s).

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Tom Grimm

Redaktion: Mathias Ulinski, Holger Wiest

Chefredaktion: Jo Löffler

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDFARC001E

ISBN 978-3-7416-9986-8

Gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-8332-3640-2

Findet uns im Netz:

www.paninicomics.de

PaniniComicsDE

 

Besonderer Dank an:

Yves Guillemot, Laurent Detoc, Alain Corre, Geoffroy Sardin, Yannis Mallat, Gérard Guillemot, Jean-Sébastien Décant, David Bédard, Manuel Fleurant, Dan Hay, Andrew Holmes, Nelly Kong, Marie-Joelle Paquin, Julia Pung, Sébastien Roy, Andrejs Verlisd, Sarah Buzby, Clémence Deleuze, Caroline Lamache, Victoria Linel, Anthony Marcantonio, François Tallec, Joshua Meyer, Virginie Gringarten, Marc Muraccini, Cécile Russeil, Raha Bouda, Stone Chin, Holly Hua, Jordan Archer, Bailey Mcandrews, Adam Climan, Heather Haefner, Barbara Radziwon, Damian Dale, Tom Curtis, Giancarlo Varanini, Lauren Jaques, Derek Thornton, Tina Cameron.

 

Für die Fans, die all dies Wirklichkeit werden ließen.

 

Prolog

Die Ernte ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel.

Matthäus 13,39

 

Der Sheriff kam herein, setzte sich auf seinen Stuhl, nahm den Hut ab, legte die Beine hoch und sah sie über den Schreibtisch hinweg an. „Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte er.

„Sie wissen, was das zu bedeuten hat“, entgegnete Mary May. „Ich will bloß wissen, was Sie deswegen zu unternehmen gedenken.“

Der Sheriff fummelte an seinem Hutband herum, pflückte dann etwas von der Krempe und schnippte es fort. Früher hatte er sich als Bullenreiter verdingt. Mary May konnte sich an ihn erinnern, und daran, dass ihr Daddy und ihre Mama sie und ihren Bruder Drew mitgenommen hatten, um diesen Mann reiten zu sehen, als sie noch ein Mädchen gewesen war. Damals war er schmächtig und jung, und sie stand am Rande des Gatters und verfolgte, wie der Mann aus dem Verschlag kam, und sie hatten ihn angefeuert, oben zu bleiben, und zugesehen, wie er in die Mitte der Arena geprescht war, während die Erde unter den Hufen des Bullen hervorspritzte und der Mann auf dem Rücken des Tieres auf und ab hüpfte und alle Mühe hatte, sich festzuhalten. In diesem Moment hatte er vollkommen furchtlos gewirkt. Seinerzeit kam er ihr wie so eine Art Held vor. Jetzt hingegen gemahnte er sie an alles andere als das.

Er warf den Hut auf den Tisch, nahm dann seine Füße von der Platte und schaute ihr geradewegs in die Augen. „Kacke, Mary May, du weißt so gut wie ich, dass ich nicht das Geringste deswegen unternehmen kann. Du weißt, dass das Ganze bloß ein Unfall war, und selbst, wenn nicht, gäbe es gottverdammt noch mal nichts, das ich tun könnte.“

„Ein Unfall? Daddy ist da raus, um Drew zurückzuholen. Er hat über vierzig Jahre lang als Trucker gearbeitet, ohne dass er sich dabei auch nur einen Kratzer geholt hätte, weder an seinem Bock noch an denen der Leute, die ihn angeheuert haben. Und jetzt kommen Sie daher und bezeichnen die Sache als ‚Unfall‘?“

„Dein Verlust tut mir aufrichtig leid, aber ich kann nichts für dich tun.“

Sie sah ihn an, wie er dort saß, und tatsächlich konnte sie das ehrliche Mitgefühl in seinen Augen sehen, und irgendwie tat er ihr leid, weil sie wusste, dass das, was er da sagte, die Wahrheit war. „Denken Sie, die werden den Bogen jemals überspannen? Denken Sie, dass die Sie jemals so weit in die Enge drängen werden, dass Ihnen am Ende gar keine andere Wahl bleibt, als zu handeln?“

„Worüber genau reden wir hier gerade?“

Sie schenkte ihm ein Lächeln. Sie ließ ihren Blick durch das Büro und dann zurück zu seinem Schreibtisch schweifen, zu dem Hut, der auf dem Holz zwischen ihnen lag. Sie würde diesen Herbst dreißig Jahre alt werden. Sie hatte praktisch alles verloren, das ihr lieb und teuer war, und das, wie es schien, von einem Tag zum anderen. Das Einzige, das ihr geblieben war, waren die Bar und dieser Zorn, der in ihr wuchs und wuchs und wuchs. Jetzt sah sie den Sheriff an und erklärte: „Drew ist immer noch da draußen. Ich habe vor, ihn zurückzuholen, oder ihm zumindest zu sagen, dass unser Daddy tot ist. Darüber reden wir hier.“ Sie stieß sich von dem Tisch nach hinten zurück und stand auf. Sie trug ein T-Shirt und Jeans. Ihr schulterlanges braunes Haar war hinter ihrem Kopf zu einem Pferdeschwanz gebunden, und sie konnte das gefährliche Pulsieren des Blutes fühlen, das eine Ader an ihrem Hals puckern ließ, doch es war ihr unmöglich, etwas dagegen zu tun.

„Ich war draußen, einmal“, sagte er; seine Worte ließen sie abrupt innehalten, nachdem sie sich bereits abgewandt hatte und zur Bürotür hinübergegangen war.

Ihre Hand lag auf dem metallenen Türknauf, und in dem Glas darüber, das das Fenster mit den schablonierten Buchstaben hinter ihr zeigte, konnte sie sehen, dass er nun ebenfalls stand und sie nicht aus den Augen ließ.

„Ich war eingeladen. Sie baten mich, vorbeizukommen und an einem ihrer Gottesdienste teilzunehmen.“

Sie drehte sich um und starrte ihn an. Sie wartete.

Er kam einige Schritte auf sie zu, um den Tisch herum, begegnete ihrem Blick einen Moment lang und wandte ihn dann ab. Als er ihr wieder in die Augen schaute, sagte er: „Wir haben Katastrophenjunkies, wir haben Endzeitfanatiker, wir haben ganze Familien, die in Hütten oben in den Hügeln hausen. Ohne Strom. Ohne fließend Wasser. Oma und die Urgroßenkel schlafen zu dritt auf einer Pritsche, während Mami und Papi für weiteren Nachwuchs sorgen. Wir haben Nutten mit Knarren. Wir haben Bunker und befestigte Anlagen. Wir haben Freidenker, Anarchisten, Nihilisten, Demokraten und Gott weiß was noch für Geschmeiß, aber ich sage dir, das, was ich dort oben in Eden’s Gate erlebt habe … Ihre Überzeugungen, die gottverdammte Macht, die sie den Worten des Vaters beimessen … Das war richtiggehend ansteckend und ging mir gehörig unter die Haut. Das sind wahre Gläubige, verstehst du? Jeder Einzelne von denen. Und das hat nichts damit zu tun, dass man nichts Schlechtes über sie sagen oder ihren Glauben infrage stellen sollte. Doch ich sage dir, das alles hat mir mehr Angst eingejagt als alles andere, das ich in diesem Leben schon gesehen habe, und ich kann nicht das Mindeste deswegen unternehmen, denn wie du wohl weißt, ist alles, was dort passiert, vollkommen legal.“

„Haben Sie diese Ansprache einstudiert?“, fragte Mary May.

„Jedenfalls rede ich mir das alles jeden Abend vor dem Zubettgehen genau so ein.“

Sie sah ihn noch einen Augenblick länger an, ehe sie sich umdrehte und die Tür öffnete. Als sie über die Schulter zurückschaute, stellte sie fest, dass er sie ernst fixierte. „Er ist mein Bruder“, sagte sie. „Er ist alles, was ich noch habe.“

Mary May war halb den Berg hinauf, als sie den weißen Kirchen-Wagen in ihrem Rückspiegel auftauchen sah. Der Wagen folgte ihr bereits seit fünf Meilen. Bei jeder Kurve, die die Straße beschrieb, behielt sie ihn im Auge und wartete und beobachtete die fernen Bäume und die Biegung des Asphalts, dort, wo die Straße verschwand, doch das Auto blieb ihr unbeirrt auf den Fersen. Jedes Mal tauchte er wieder aus der Kurve auf und folgte ihr weiter, als seien die beiden Fahrzeuge – ihr roter Ford-Pickup und der weiße Kirchen-Wagen, ebenfalls ein Pickup – durch ein unsichtbares Seil miteinander verbunden, sodass sie die Kirchenkarre hinter sich herzog.

Sie fuhr noch eine Meile weiter, ehe sie schließlich an den Straßenrand fuhr, die alte, verchromte .38er ihres Vaters hervorholte und sie vor sich aufs Armaturenbrett legte. Hätte es jemanden gegeben, den sie hätte anrufen können, hätte sie es jetzt getan, doch abgesehen davon, dass der Handyempfang hier in Hope County absolut bescheiden war, gab es ohnehin niemanden, den sie benachrichtigen konnte, darum schaute sie stattdessen hoch in den Rückspiegel und wartete darauf, dass der weiße Pickup hinter der letzten Kurve hervorkam.

Als der Wagen schließlich hinter ihr auf den Schotter des Seitenstreifens bog, beobachtete sie ihn nervös im Seitenspiegel, während sie dort saß und wartete und immer wieder zu der .38er auf dem Armaturenbrett hinschaute, auch wenn sie keine Anstalten machte, die Waffe zu ergreifen. Sie erkannte den Mann auf dem Fahrersitz des anderen Wagens und wusste, dass sein Name John Seed war. Sie kannte ihn bereits ihr halbes Leben lang, und obwohl es einst eine Zeit gab, in der sie ihn lediglich als ein weiteres menschliches Wesen betrachtet hatte, das auf dieser Welt lebte, war er das nicht mehr. Jetzt war er eine Gefahr für sie, genauso wie für jeden anderen, der ihm in die Quere zu kommen drohte. Er und seine Brüder waren diejenigen, die Eden’s Gate leiteten, und wenn überhaupt jemand wusste, was ihrem Vater zugestoßen war oder wo sie ihren Bruder finden konnte, dann war das John Seed.

Sie verfolgte, wie er die Fahrertür aufstieß und ausstieg. Er war zehn Jahre älter als sie und etwas über einen Meter achtzig groß, mit braunem Haar und einem Vollbart, der die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte. Im Spiegel sah sie, dass er den Blick auf sie gerichtet hielt, ehe er in den Innenraum des Pickups langte und etwas aus der Fahrerkabine hervorholte. Mary May glaubte, es könne sich um eine Waffe handeln, doch sie konnte sich dessen nicht sicher sein, deshalb beobachtete sie angespannt, wie er die Rückseite seines Hemdes hochschob und das, was immer er in der Hand hielt, unter dem Stoff verbarg. Als er zu ihr herüberkam, hatte sie ihr Fenster bereits einen Spaltbreit geöffnet und schaute erwartungsvoll zu ihm auf.

„Hast du Angst?“, fragte John.

Sie sah ihn an. „Sollte ich das haben?“

Er stand einige Sekunden lang da, ehe er die Hand ausstreckte und mit den Fingern über die Oberseite der Fensterscheibe strich, sodass seine Fingerspitzen ins Innere ragten. „Hast du eine Genehmigung für dieses Ding?“, fragte er, den Blick jetzt auf die Waffe auf dem Armaturenbrett gerichtet; seine Fingerkuppen verweilten noch einen Moment länger oben auf dem Fenster, bevor er sie zurückzog.

Ihre Augen glitten zu der Waffe und dann wieder zu John, der einen Schritt zurückgewichen war und jetzt schräg neben ihrem Pickup stand, vielleicht, weil er argwöhnte, dass sie die Bleispritze benutzen würde. „Die hat Daddy gehört“, sagte sie.

Sie verfolgte, wie er sie musterte und dann zur Seite schaute. Er schien darüber nachzugrübeln, was die richtige Erwiderung darauf war. „Es tat mir leid, das von ihm zu hören“, entgegnete John schließlich, und irgendwie fand sie, dass das, naja, fast menschlich klang.

Sie begegnete seinem Blick und erklärte: „Er war gerade auf dem Weg hier raus, um Drew zu holen, als es passiert ist.“

„Ist das so?“

„Und jetzt bin ich hier, um Drew aufzusuchen und ihm zu sagen, dass er nach Hause kommen soll.“

„Das ist mir bereits zu Ohren gekommen.“

„Ach, ja?“

„Sicher“, entgegnete John. „Dank all der Leute, die ich so kenne, höre ich alles Mögliche. So, wie ich gehört habe, dass ihr immer noch Alkohol ausschenkt, obwohl wir euch gebeten haben, das zu unterlassen. Das ist bloß eine Sache, die ich gehört habe.“

Sie sah ihn an, als wäre er zurückgeblieben, auch wenn sie nur zu gut wusste, dass dem nicht so war. „Wie soll ich Ihrer Meinung nach eine Bar betreiben, ohne Alkohol auszuschenken?“

„Mach den Laden dicht.“

Sie starrte ihn an. Er hatte das vollkommen sachlich gesagt, und ihr war klar, dass er es ernst damit meinte. „Wissen Sie, wo mein Bruder ist?“

„Ich weiß, wo er ist. Er ist bei uns.“

„Weiß er das mit Daddy?“

„Er weiß davon.“

„Werden Sie zulassen, dass er den Berg verlässt?“

„Es steht ihm frei, den Berg zu verlassen, wann immer ihm der Sinn danach steht. Ich bin nicht sein Aufseher.“

„Ach, sind Sie nicht?“

„Sonst würde ich es nicht sagen.“

Sie lehnte sich vor, schloss ihre Finger um den Zündschlüssel, ließ den Motor an und saß dann da, mit beiden Händen am Lenkrad. Die verchromte .38er lag immer noch auf dem Armaturenbrett und vibrierte im Rhythmus des Motors.

„Wo willst du hin?“

„Ich werde jetzt meinen Bruder holen.“

Er stand da und sah sie an. „Hör zu“, sagte er. „Du bist doch ein cleveres Mädchen.“

Sie hasste die Art und Weise, wie er das sagte, so, als wüsste er etwas, von dem sie nichts ahnte.

Er ging ein Stückchen vorwärts, und sie hob eine Hand vom Lenkrad, während ihr Blick von Neuem zu der Waffe glitt. Er beobachtete sie und schaute dorthin, wohin ihre Hand gewandert war, und meinte zu ihr, dass dies alles absolut unnötig sei und sie einfach auf der Stelle umdrehen und den Berg wieder hinunterfahren solle, bevor irgendetwas passierte, das sich nicht ungeschehen machen ließ.

Als sie losfuhr und der Straße unbeirrt weiter folgte, stand er immer noch da. Im Rückspiegel verfolgte sie, wie er am Straßenrand stand und ihr nachschaute, und dann sah sie, wie er dieses Ding nahm, das er sich hinten in den Hosenbund geschoben hatte, und es an seine Lippen hob. Es war ein Funkgerät, erkannte sie nun, und sie wusste, dass es bei dem, das er in diesem Moment hineinsprach, höchstwahrscheinlich um sie ging, genauso, wie sie wusste, dass das vermutlich nichts Gutes verhieß.

Nach einer Meile nahm sie die .38er zur Hand und legte sie unter ihren Oberschenkel, um gerade so viel Druck darauf auszuüben, dass sie nicht verrutschte, während sie weiter den Berg hochfuhr, wobei sie den Blick bei jeder Kurve in der Straße, die sie nahm, auf den Rückspiegel gerichtet hielt, halb in der Erwartung, festzustellen, dass John ihr noch immer auf den Fersen war.

Als sie um die nächste Kurve bog, entdeckte sie die beiden Kirchen-Wagen, die quer auf der Straße auf sie warteten. Vier Männer standen bei den Wagen, die aufschauten, als sie näherkam, und abwarteten, was sie tun würde; jeder von ihnen trug etwas bei sich, bei dem es sich – aus dieser Entfernung nach zu urteilen – um ein Jagd- oder vielleicht sogar um ein Sturmgewehr handelte. Sie hielt mitten auf der Straße an, holte den Revolver unter ihrem Schenkel hervor, klappte die Trommel auf und musterte die Patronen. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte, und ihre Vernunft sagte ihr, dass es klüger gewesen wäre, kehrtzumachen. Doch sie wusste, dass sie das nicht tun würde, denn jetzt aufzugeben bedeutete, ihren Bruder aufzugeben, und damit alles, was er für sie repräsentierte, und alles, wofür ihre Familie stand, alles, das zu bewahren ihr Vater so unerbittlich gekämpft hatte.

Sie beobachtete die vier Männer, die ihr entgegenstarrten. Dann legte sie den Rückwärtsgang ein, hielt sich mit einer Hand an der Rückenlehne des Beifahrersitzes fest und trat das Gaspedal nach unten. Die Räder des Pickups setzten sich in Bewegung, und dann rollte sie nach hinten, auf der Straße rückwärts. Ihr kam eine schmale Schotterpiste in den Sinn, an der sie vorbeigekommen war, als sie den Berg hochfuhr. Doch als sie die Kurve unmittelbar vor dem Schotterweg umrundete, sah sie John in seinem eigenen Wagen den Berg hochkommen.

Einen flüchtigen Moment lang dachte sie an ihren Vater. Sie dachte daran, wie sie ihn gefunden hatten, über dem Steuer zusammengesackt, die Windschutzscheibe gesprungen, der mächtige Truck ramponiert und zerbeult. Es gab keine Zeugen und keinen offensichtlichen Grund für das, was ihm zugestoßen war, aber jetzt war er tot, einfach so ausgelöscht, genauso, wie es ihr nun drohte, und das nur, weil er – wie sie jetzt – versucht hatte, ihren Bruder zurückzuholen. Dann hallten Johns Worte in ihren Gedanken wieder; sie entsann sich, was er zu ihr gesagt hatte, und sie dachte an all das, was er damit meinte, und sie wusste mit fast absoluter Gewissheit, dass ihr Vater keinem Unfall zum Opfer gefallen war.

Mary May wurde nicht langsamer, als sie auf John zufuhr; stattdessen trat sie das Gaspedal voll durch, und als der Motor aufheulte, riss sie das Steuer hart nach links, sobald sie die Schotterpiste entdeckte, um die Straße hinter sich zu lassen. Sie raste jetzt rückwärts den Berg hinauf, und der Schotter fing sich unter den Reifen und prasselte gegen die Radkästen, und als sie sich umdrehte, um durch die Windschutzscheibe zurückzuschauen, konnte sie John ausmachen, der ihr durch den Staub folgte, den ihre Räder aufwirbelten.

Sie sah in den Rückspiegel, ehe sie ihre Hand erneut auf die Rückenlehne stützte und weiterfuhr. Ein Stück weiter die Straße herunter waren die beiden anderen Kirchen-Wagen den Berg heruntergekommen, um – einer nach dem anderen – abzubiegen und John auf dem Holzabfuhrweg zu folgen.

All dies realisierte Mary May beim Fahren; der Motor brummte und der Tacho näherte sich der Vierzig-Meilen-Marke, während sie rückwärts weiterbrauste. Die schmale Piste bot ihr keinerlei Gelegenheit zu wenden, darum behielt sie den Fuß auf dem Gaspedal und ihren Arm auf der Rückenlehne und ihre Augen auf die Straße gerichtet. Inzwischen war der Schotter verschwunden, und sie fuhr auf durchweichter Erde, zu allen Seiten gesäumt vom dichten Dickicht des Bergwaldes. Der Wagen sauste noch immer rückwärts dahin und jagte durch Pfützen; die Reifen ließen den Matsch durch die Luft spritzen, sodass er gegen die Heckscheibe klatschte. Die Ladefläche ihres Pickups hüpfte auf und ab; als sie aus einer besonders tiefen Pfütze auftauchte, wirkte sie wie der Bug eines Schiffs, das durch schlammbraune Wellen bricht. Die Scheiben wurden zusehends von der matschigen Gischt verklebt, die die Reifen aufwirbelten.

Als sie gegen etwas fuhr, was auch immer es sein mochte – vielleicht gegen einen Felsbrocken oder einen quer über die Straße gelegten Baumstamm –, hatte sie immer noch vierzig Meilen pro Stunde drauf. Das genügte, um den Wagen seitlich über die Straße rutschen zu lassen. Sie versuchte zu bremsen und das Lenkrad herumzureißen, aber dann krachte sie gegen irgendetwas anderes, und der Pickup segelte durch die Luft, überschlug sich und schlitterte über den Wegesrand hinaus in den Wald dahinter.

 

1.

Jene, die Hand an unsere Arche legen, jene, die danach trachten, uns in den Fluten zu ertränken, jene, die uns nach all den Mühen, die wir auf uns genommen haben, einfach beiseiteschieben wollen – all jene werden feststellen, dass jede Hand, die sie gegen uns erheben, von ihrem Arm abgetrennt wird. Ebenso mühelos gekappt wie der Weizen von der scharfen Sichel des Bauern, der, nach all seiner harten Arbeit, schließlich seine wohlverdiente Ernte einbringt.

Der Vater, Eden’s Gate Hope County, Montana, USA

 

EINE WOCHE ZUVOR …

Der Bär war ein riesiger Grizzly, geradewegs aus Kanada.

Donner hatte Will Boyd geweckt, und als er jetzt in die Nacht hinaustrat und nach Norden schaute, zeichneten sich die Silhouetten der Rocky Mountains wie dunkle Wächter vor dem helleren Grau von Wolken und Mond ab. Das Unwetter tobte irgendwo weiter nördlich. Bereits den ganzen Tag über, während er seiner Arbeit nachging, hatte er gespürt, wie es sich zusammenbraute, wie die Luft immer dichter wurde und dieses klamme Gefühl von Schwere, die damit einherging, stetig zunahm, um sich innerhalb einer Sekunde zu verflüchtigen, als der Regen schließlich losprasselte und sich der Himmel aufhellte und sich dann, von Blitzen zerrissen, spaltete wie zersplittertes Eis auf einem Teich, um bald darauf in eben dem Wasser zu versinken, aus dem es entstanden war.

Sechs oder sieben Meilen entfernt, am Hang des Berges, konnte er den Regen wie einen dichten Vorhang fallen sehen, vom Wind vorwärts getrieben. Er stand da und schaute von seinem Platz auf dem Hügel aus zu. Überall um ihn herum breitete sich der Wald aus, Murraykiefern und Schimmelfichten, und weiter unten, in der Senke zwischen dem Vorgebirge und dem Forst, sah er, wie die Blitze das Feld Schillergras dort erhellten, das sich bis in die Unendlichkeit der Nacht zu erstrecken schien.

In den letzten zwölf Jahren hatte er dieses Feld viele Male überquert. Er wusste, wie es aussah, wenn es im Frühling in voller Blüte stand, erfüllt von lila Glockenblumen und blauem Flachs. Im Sommer machten diese Farbtöne größtenteils Goldgrün Platz, und dann den ganzen Herbst hindurch Schattierungen von Braun, ehe das flache Land sechs Monate des Jahres unter einer weißen Decke verschwand. Er hatte dieses Feld schon in bitterer Kälte und feuchter Hitze überquert, wenn er von der Hütte hinunterstieg, die man ihm überlassen hatte, über das Land wanderte, das die Kirche seiner Aufsicht überlassen hatte, in den Händen die beiden Plastikeimer, mit denen er sein Wasser zu holen pflegte. Häufig sah er dabei Elche oder Hirsche, und manchmal zog ein Falke oder ein Adler hoch über ihm ihre Kreise.

Jetzt stand er hier, über diesem Feld, in dieselbe Wolldecke gewickelt, mit der er sonst in seinem Bett schlief, und verfolgte, wie der Regen in der Ferne von Gebirgskamm zu Gebirgskamm getrieben wurde, fast so, als wäre der Wind ein Lebewesen, das man sehen und anfassen konnte. Das erste Donnergrollen hatte ihn aus seinem Schlummer gerissen, woraufhin er in die blaue Nacht hinausgegangen war, um zu warten und die fernen Berge zu beobachten. Ein weiterer Blitz zuckte, einige Momente später gefolgt vom Donner. Von Neuem wurden die Hügel und Berge ringsum von diesem elektrischen, blauweißen Licht erhellt. Will zog die Decke fester um seine Schultern, trat einen Schritt vor und verfolgte, wie das pulsierende Licht erlosch, während sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnten. Der Blitz glich einer verzweigten Gabel, und wenn er die Augen schloss, konnte er ihn immer noch sehen, gefangen in der Schwärze unter seinen Lidern.

Was er in diesem Moment als Erstes entdeckte, war der Hirsch, ein voll ausgewachsener Bock, bei dem gerade das Jahresgeweih zu wachsen begonnen hatte. Als es erneut blitzte, hatte das Tier das Feld in der Dunkelheit bereits zur Hälfte überquert. Mitten in der Bewegung erstarrt dank des Blitzes von oben, eines seiner Vorderbeine ausgestreckt und die beiden kräftigen Hinterläufe im Sprung befindlich, schien es, als würde der Hirsch über das Feld schweben. Will sah das Tier auftauchen und dann wieder verschwinden, als der Blitz am Himmel erlosch, dicht gefolgt vom Dröhnen des Donners; mittlerweile war das Unwetter näher und das Vorgebirge weiter draußen fing an, hinter den Regenschleiern zu vergehen.

Er ging in Gras und Segge einige Schritte weiter vor, auf der Suche nach dem Bock, doch in den wenigen Sekunden, seit er sich gezeigt hatte, war er wieder abgehauen, um wie auf der Flucht quer über das Feld zu preschen.

Dann trottete der riesige Grizzly auf das Feld, eine Gestalt aus gekrümmten Muskeln, die sich in dieser tieferen Dunkelheit unmittelbar vor dem Sturm bewegte, ganz Oberkörper und geschmeidige Kraft unter dem zotteligen Fellmantel. Der Bär hatte die Ohren am Kopf zurückgelegt, als er schnell und mit großer Hast die ebene Fläche überquerte. Hoch droben loderte ein weiterer Blitz auf, und mit einem Mal wirkte der Bär wie ein Ausstellungsstück in der großen Halle irgendeines Museums – riesig und wild.

Gleichwohl, als der Blitz verging, war der Bär immer noch da, näher jetzt, bereits auf halbem Wege über das Feld. Inzwischen fielen die ersten paar Regentropfen vom Himmel, von dem böigen Wind, der dem Sturm vorausging, vorwärts getrieben. Der Bär hob seine Schnauze in Richtung der fernen Bäume und des anrückenden Regenvorhangs und schien in die Luft zu schnüffeln. Als sich das Tier auf seinen beiden Hinterbeinen aufrichtete und sich dann dem Regen zuwandte, konnte Will kaum glauben, wie groß das Biest war, in dem er so eine Art Urwesen sah, halb Mensch und halb Ungetüm, das in der Vergangenheit womöglich über sie alle geherrscht hätte.

In dieser Position verharrte der Bär: Auf seinen Hinterbeinen stand er da, um dem Regen zu trotzen, während die Wasserschleier die Bäume peitschten und sich einer Wand gleich über das Feld bewegten. Das Wasser umfing alles, woran es vorbeikam; die Tropfen fielen so dicht, dass alles dahinter – die Berge, die Hügel und der Wald – praktisch verschwunden war. Doch als der Regen schließlich auf den Bären traf, war es, als wäre das Ungetüm überhaupt niemals hier gewesen. Will indes blieb bloß noch eine halbe Sekunde länger so stehen und verfolgte, wie der Regenvorhang den Hang hinauf auf ihn zu kletterte, um kurz darauf überall ringsum zu sein. Wind und Wasser und knackende Äste acht oder zehn Meter über ihm – vom Feld oder dem Wald war nichts mehr zu sehen. Jetzt endlich, als der Regen seine Decke zu durchweichen begann, drehte Will sich um, kehrte zu seiner kleinen Hütte zurück, riss die Tür auf und stürmte hinein.

Nachdem er eine Stunde lang gelauscht hatte, wie der Regen auf das dünne Blechdach über ihm trommelte und der Wind am Glas in den Holzrahmen seiner Fenster rüttelte, öffnete Will die Tür von Neuem und ließ von der Schwelle aus seinen Blick in die Nacht hinausschweifen. Der Mond war wieder aufgetaucht, und hier und da hingen kleine silberne Tropfen Regenwasser, ehe sie von Grashalmen und den Nadeln der Kiefern fielen. Hoch droben am Himmel zogen die blinkenden Positionsleuchten eines Passagierflugzeugs in der sternengesprenkelten Dunkelheit vorbei, wie ein Besucher aus einer anderen Welt.

Es sollte drei Tage dauern, bevor er wieder auf eine Spur des Bären stieß.

Der erste Hinweis auf den großen Grizzly, den er fand, war ein Abdruck im losen Matsch eines Bachlaufs, eine Meile östlich seiner Hütte. Er stand eine ganze Weile da und starrte darauf hinab, ehe er schließlich den Blick hob und in das dichte Unterholz spähte, das die andere Seite des Bachs säumte. Das Gestrüpp war üppig und grün und nahezu undurchdringlich.

Er war einem Tierpfad in Richtung des Wassers gefolgt und dabei auf diese Stelle gestoßen, nachdem er im gesamten Umland bislang keinerlei Spur des Grizzlybären entdeckt hatte. Meistens spürte er Wild auf und legte für die Kirche Seilfallen aus, was bedeutete, dass er seine Zeit entweder in der Kirche oder draußen in der abgelegenen Wildnis verbrachte. Drei Wochen eines jeden Monats war er mit Fährtenlesen und Jagen beschäftigt, ehe er eine Woche in Eden’s Gate zubrachte. Und in den drei Tagen, die vergangen waren, seit er den Bären gesehen hatte, glaubte er, zufällig auf irgendeine Spur zu stoßen, falls es eine gab – auf ein Büschel Fell vielleicht, auf Kot oder Krallenmarkierungen in der Erde oder hoch oben an einer der Kiefern –, doch das geschah nicht. Der Regen hatte jeden Hinweis auf den Bären fortgewaschen, sodass er bis zu diesem Moment, als er nun am Ufer des Bachlaufs stand, angenommen hatte, dass der Bär einfach weitergezogen war.

Mit zweiundsechzig Jahren konnte Will sich nicht entsinnen, je in seinem Leben einen Bären von dieser Größe gesehen zu haben, und jetzt fragte er sich, was ihn wohl aus dem Norden herunter in dieses Tal gelockt haben mochte? Viele der Tiere, die hier einst lebten, waren schon vor Jahren verschwunden, entweder gejagt oder verscheucht, als im Tal zusehends Land- und Viehwirtschaft betrieben wurden. Will selbst war gezwungen, sich weiter und immer weiter vorzuwagen, um seine Beute zu finden: Hirsch und Elch, Truthahn, Biber und Kaninchen.

Unter dem alten, breitkrempigen Hut, der fleckig vom Salz seines eigenen Schweißes war, zeichneten sich ein dichter Vollbart und ein kantiges Kinn ab. Die Muskeln unter seinem Hemd waren immer noch kräftig von der Anstrengung, seinen Hintern tagaus, tagein den einen Hügel hinauf- und den anderen wieder herunterzuschleppen. Jetzt ließ er seinen Blick in die Runde schweifen; seine Augen glitten über den Wald hinter ihm und dann über das Unterholz auf der anderen Seite des Bachs. Dann betrachtete Will erneut den Abdruck im Schlamm. Er kniete nieder und spürte, wie sich das Gewicht des Rucksacks auf seinen Rücken legte, als er seine Finger spreizte und sie oben über den Abdruck hielt. Mit seiner anderen Hand hielt er den Riemen seines Gewehrs fest umschlossen, da er nicht wollte, dass ihm die alte Remington von der Schulter rutschte.

Die Form des Abdrucks war auf allen Seiten mindestens drei Zentimeter größer als seine gespreizte Hand. Will vermutete, dass er höchstwahrscheinlich die rechte Vordertatze des Tieres vor sich hatte. Oben an jedem Zeh waren die langen Klauenmale sichtbar, dort, wo sich die Krallen noch ein Stückchen tiefer in den Matsch gebohrt hatten.

Er stand auf und folgte dem Bachlauf in die Richtung, in die die Tatzenspur zu führen schien. Als er etwa eine Viertelmeile stromaufwärts auf einen Biberdamm stieß, ging er außer Sicht auf die Knie und beobachtete die fetten kleinen Säugetiere, die in dem Teich weiter vorn herumschwammen. Die schnittigen Bewegungen ihrer Körper, mit denen sie sich durchs Wasser bewegten, sorgten dafür, dass sie V-förmige, gekräuselte Wellen hinter sich herzogen. Will nahm dies alles in sich auf und sah, dass sie eine große Espe gefällt hatten; das obere Drittel des Baums war in den Tümpel getaucht und viele der Äste waren bereits abgenagt.

Nicht ganz in der Mitte des Teichs befand sich der Bau, den die Biber für sich errichtet hatten. Will zog sich zwanzig Meter in den Wald zurück und näherte sich dem Bau von einem anderen Winkel aus. Er verfolgte, wie einer der Biber aus dem Wasser auftauchte und dann mithilfe seiner Zähne und seiner gedrungenen Vorderarme begann, mit einem Zweig ein, wie es schien, frisch gehauenes Loch in der Seite des Baus auszubessern. Viele der alten Stämme wiesen dort, wo er seine Pranken ins Fleisch des Holzes gegraben hatte, die typischen Klauenmale des Bären auf.

Als er weiterging und dem kleinen Bachlauf folgte, der aus den Bergen herunterfloss, um sich seinen Weg durch das Vorgebirge zu bahnen, entdeckte er keine weiteren Fährten des Bären. Er legte Kaninchenfallen aus und ging dann im Bogen zu einer Reihe anderer Schlingen zurück, die er am Vortag platziert hatte, um festzustellen, dass in drei von sechs weiße, kurzschwänzige Hasen saßen.

Schnell und mit der geübten Effizienz, die Jahre der Erfahrung mit sich bringen, brach er den Tieren das Genick. Seine Fähigkeiten und sein Wissen um die Jagd hatte er von seinem Vater und seinem Großvater geerbt. Nachdem er alle sechs Fallen überprüft und neu ausgelegt hatte, trug er die Hasen zum Bach, um sie auszuweiden und die Kadaver an einer geeigneten Stelle, an der flache, breite Felsen in den Strom führten, im kalten Wasser abzuspülen.

Will hatte hier schon viele Male selbst gebadet, seine Kleidung in dem Bach gewaschen und sie dann in der Sonne trocknen lassen, während er nackt in dem langgezogenen, tiefen Teich dahinter schwamm. Seine Hände, sein Gesicht und der Rest seines Körpers waren nach dem Frühling und dem Sommer dunkelbraun – abgesehen von dem Narbengewebe auf seiner Brust, wo sich einst eine Tätowierung befand; diese Stelle wirkte in dem klaren Gletscherschmelzwasser bleich und fast lumineszierend.

Jetzt kniete er am Rande des Bachlaufs nieder und beobachtete die Schatten auf der anderen Seite des Stroms, wo Forellen auf der Jagd nach den kleinen geflügelten Insekten, die über ihnen schwirrten, unmittelbar unter der Oberfläche lauerten. Alle paar Minuten erklangen das Spritzen von Wasser und das Schlagen eines Schwanzes, wenn eine der Forellen mit ihrer Käferbeute wieder in das kühle Dunkel am Grund des Bachs hinabtauchte. Er verfolgte dieses Schauspiel eine ganze Weile, bis seine Hände im Wasser schon taub wurden, während er das Innere der Hasen schrubbte, bis die Kadaver sauber waren. Als er nun sein Werk begutachtete, sah er, dass eine letzte Schliere Blut wie Rauch in dem träge fließenden Teich trieb; die Strömung zog die Blutschliere in die Länge, ehe sich dieses letzte Bisschen Rot mit dem übrigen Wasser vermischte.

Als er wieder aufschaute, beobachtete der Bär ihn vom gegenüberliegenden Waldrand aus. Auf seinen Schultern machte Will einen gewaltigen Muskelberg aus, und die breiten, kräftigen Vordertatzen gruben sich in die Erde des Ufers, während das Tier ihn taxierte. Die dumpfen, schwarzen Augen und die platte Schnauze waren ihm zugewandt. Die Nase war feucht, und von dort, wo der Bär zuletzt in der Nähe auf Nahrungssuche gewesen war, klebten Dreck und Gras in seinem Fell. Will rührte sich nicht. Sein Gewehr, eine zwanzig Jahre alte Remington 700 mit Kammerverschluss, lag fünf Schritte entfernt auf dem Felsen, zusammen mit seinem Rucksack und den Schlaufenfallen, die er noch übrig hatte. Anstatt sich umzudrehen, um den Bären anzusehen, blieb er einfach, wo er war, zusammengekauert über dem Wasser, mit den Hasenkadavern neben sich auf den Steinen und seinem Jagdmesser in der Hand.

Er verfolgte, wie der Bär einmal in die Luft schnupperte, ehe er das Ufer auf der anderen Seite des Bachs entlangtrottete, dorthin, wo der Teich in flachem Wasser auslief. Will stand vorsichtig auf, hielt die Hasen und das Messer hoch und wich rückwärts in Richtung seines Rucksacks und seines Gewehrs zurück. Der Bär wandte sich ihm zu, richtete sich auf den Hinterbeinen auf, stieß ein Knurren aus und landete dann wieder auf seinen Vorderpfoten, um am anderen Ufer auf ihn zuzukommen und dann mit einer Tatze die Wassertiefe zu testen. Doch als er keinen Grund ertasten konnte, zog der Bär die Pfote zurück, und Will sah die mächtigen Vorderkrallen und wie tief sie sich in die Erde bohrten. Und dann machte das Tier erneut kehrt und befand sich jetzt mit ihm auf einer Höhe. Bloß die Tiefe des Tümpels und das Zögern aufseiten des Bären hielten den mächtigen Grizzly von Will fern.

Er musste schleunigst verschwinden. Er hob seinen Rucksack hoch und schob erst den einen, dann den anderen Arm durch die Tageriemen. Er bückte sich und nahm das Gewehr auf. Der Bär hatte sich noch immer nicht vom Fleck gerührt, mal abgesehen davon, dass er seine Schnauze noch ein bisschen mehr erhoben hatte und in die Luft schnüffelte. Selbst der Anblick der Waffe schien das Tier nicht abzuschrecken, das von Neuem knurrte und seine gelben Zähne zeigte; jetzt baumelten Speichelfäden vom Oberkiefer des Bären, der sein Maul so weit aufriss, dass er Wills Kopf mühelos mit einem einzigen Happs im Ganzen verschlingen konnte.

Er bückte sich erneut, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von dem Bären abzuwenden, streckte die Hände aus, sammelte die Hasen ein, säuberte die Messerklinge an ihren Fellen und schob das Messer dann in die Schneide an seinem Gürtel. Als er damit fertig war, trat er vor an den Rand des Ufers, nahm – noch immer den Bären im Auge – einen der Hasenkadaver und warf ihn von sich; der Kadaver flog rotierend auf die andere Seite des Tümpels, wo er bloß ein paar Schritte von dem Bären entfernt in den Büschen landete.

Als der Bär den Hasen schließlich gefunden hatte, zog sich Will bereits auf den Felsen zurück und verkroch sich im Unterholz, das den Strom zu allen Seiten hin säumte. Erst, als sich die Zweige um ihn schlossen, wandte er sich um und begann, sich mit schnellen Schritten von dem Bach zu entfernen. Kein Laut war zu vernehmen außer dem des Wassers in einigem Abstand, und selbst, als er gut hundert Meter weit gekommen war und sich dann nochmal umdrehte, konnte er nichts hören als den Bachlauf weiter weg. Einen Moment lang behielt er die Augen auf den Pfad gerichtet, den er genommen hatte. Dann erscholl rechts von ihm der ferne Schrei einer Riesen-Dampfschiffente, auch Louisianawürger genannt; der Vogel stieg von seinem Ast auf und tauchte durch die Bäume, bis er das offene Grasland jenseits des Forsts erreichte.

Will folgte dem Vogel ins Freie hinaus, und bald bewegte er sich zügig durch die Gräser, um nur hin und wieder einen Blick zurück zu dem Holzgürtel zu werfen, der dem Verlauf des Bachs folgte, ehe er mit schnellen Schritten weitereilte. Erst, als er schließlich bei der kleinen Hütte angelangt war und die Hasen abgelegt und den Rucksack vom Rücken genommen hatte, um hernach wieder hinauszugehen auf den Aussichtspunkt, von dem aus man den Norden und die Berge dort überschaute, gestattete er sich einen kleinen Moment, um durchzuatmen.

Er trug die Remington bei sich und ließ seinen Blick jetzt über die Landschaft schweifen. Er hielt den Riemen in der Hand, klappte die Abdeckung des Zielfernrohrs hoch, legte das Gewehr an der Schulter an und hielt sein Auge an die Linse. Er ließ das Fernrohr über den Waldrand gleiten, dorthin, wo der Bach seines Wissens nach noch eine halbe Meile weiter verlief. Der Wind fing sich in den Wipfeln der Bäume, wühlte die Schillergraswiese darunter auf und wirkte auf Will wie Wellen, die sich auf der Oberfläche eines großen, goldenen Sees kräuselten.

Als er das Gewehr wieder von der Schulter sinken ließ und einfach nur dastand, um den Wald und die Hügel und die Berge dahinter zu betrachten, murmelte er bei sich: „Bloß, weil du ihn nicht siehst, bedeutet nicht, dass er nicht irgendwo da draußen ist.“

Will dachte an den großen Hirschbock, den er während des Gewitters gesehen hatte. Er dachte an den Biberbau und an das in die Seite gehauene Loch. Er wusste, was der Bär hier unten trieb. Er wusste, weshalb der Bär hergekommen war.

Drei Stunden später – nachdem er die Hasen gehäutet und ihr Fleisch in Salz eingelegt hatte – kam er aus dem Wurzelkeller, um zu den fernen, pulsierenden Sternen und dem abnehmenden Mond hinter den Bäumen emporzuschauen. Er hatte gegessen und sich dann ans Werk gemacht, um die Hasen und eine Reihe anderes Getier, das er in den letzten Wochen gefangen oder geschossen hatte, für die Menschen vorzubereiten, denen er sie letztlich geben würde, den Menschen, denen er sie schuldete, den Menschen, für die er arbeitete und die ihm dieses Leben in gewisser Weise erst ermöglicht hatten, als er glaubte, eben dieses Leben sei vorüber.

Auch die Felle würden sie verkaufen. Das meiste Geld, das dabei hereinkam, ging an die Kirche, doch einen Teil davon kriegte Will. Geld für Vorräte und Ausrüstung, wie etwa Fallendraht, Gewehrmunition vom Kaliber .308, Butter, Mehl und andere Dinge, mit denen die Natur ihn nicht so bereitwillig versorgte, wie mit anderem. Er ging sorgsam mit allem um, kannte jedes Lebensmittel und die exakte Menge in seiner Hütte und unten im Wurzelkeller bis aufs Gramm, so, als wäre alles auf einem Blatt Papier aufgelistet, und nicht bloß in seinem Kopf gespeichert.

Jetzt ließ er den Blick über sein kleines Lager und das Haus schweifen, dessen Wartung und Aufsicht man ihm damals, in den ersten Jahren von Eden’s Gate, übertragen hatte. Das Feuer, das er vorhin entfacht hatte, um sein Essen zuzubereiten, wies in der Mitte immer noch den trägen roten Schein glühender Kohlen auf. Als er die kurze Distanz zum Feuer überbrückte und die graue Asche von den Kohlen blies, um frisches Kleinholz darauf zu stapeln, war die Nacht vollends hereingebrochen.

Eine Stunde lang saß er am Feuer und dachte an den Bären. Er dachte daran, wie mühelos der Bär ihn an jenem Tag hätte töten können, und fragte sich, ob sie einander anschließend wohl an einem anderen Ort wiedergesehen hätten, wenn der Bär es getan hätte?

Zwei Tage später durchquerte er einen Espenhain. Der Tag war heiß. Er war zu dem offenen Weideland südlich des Gebirgskamms hochgestiegen, um den windgepeitschten Gipfel zu überqueren und eine gute Viertelmeile entfernt wieder herunterzuklettern, um schließlich in den kühlen Schatten des Espenhains zu gelangen. Jetzt blieb er stehen, schob seinen Hut auf seinem Kopf nach hinten und wischte sich mit einem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn. Einen Moment lang verharrte er so, um wieder zu Atem zu kommen. Als er sich dabei umschaute, entdeckte er einen vom Wind umgestürzten Baum, auf den er sich setzte und seinen Blick noch ein bisschen länger über die Landschaft schweifen ließ.

Weiter unten konnte er durch die Stämme der Espen den goldenen Schimmer der Grasebene und dann, noch weiter dahinter, die gewundene Schlange eines kleinen Bachs sehen, der über ein grobes Bett aus Kieseln und Felsen floss. Die Sonne stand hinter ihm und ließ das Wasser funkeln wie die vielen Facetten eines diamantenen Eherings.

Er ließ das Gewehr sinken, holte seine Feldflasche aus dem Rucksack hervor, schraubte die Plastikkappe ab, die oben auf dem Metall saß, und setzte sie an die Lippen. Er trank, und dann trank er noch mehr, nachdem er kurz innegehalten hatte, um durchzuatmen. Das Wasser schmeckte mineralisch und ein bisschen nach Kalk, doch seit er die Flasche früher an diesem Tage in die Plastikeimer getaucht hatte, in denen er sein Wasser zuhause aufbewahrte, war es immer noch kühl.

Irgendwo im Wald dicht bei ihm machte sich ein Specht an einem Baumstamm zu schaffen, aber er konnte ihn nirgends entdecken. Das Klopfen seines Schnabels und das leichte Wogen der Espenzweige hoch droben kamen Will wie seine einzige Gesellschaft vor.

Als er das Wasser ausgetrunken hatte, schraubte er den Deckel wieder darauf, verstaute die Feldtasche in seinem Rucksack und stand auf, um sich sowohl den Gewehrriemen als auch die des Rucksacks über die Schultern zu streifen. Er war noch keine zehn Schritte weit gekommen, als er die kleine Herde Maultierhirsche erblickte, die vorsichtig unter den Espen weiter unten hervorkam und sich auf diese erste freie Fläche Prärie vor dem Bach hinauswagte.

Unter den Tieren war ein großer Bock, von dem er wusste, dass er aufmerksam auf jedes Geräusch lauschen würde, das Will vielleicht verursachte. Durch die Baumstämme und die blätterbewachsenen Zweige hatte er kein freies Schussfeld, darum bahnte er sich behutsam seinen Weg durch die Espen und passte dabei sorgsam auf, wo er seine Stiefel hinsetzte. Der Wind wehte ihm von der Grasebene entgegen, sodass er wusste, dass die Tiere ihn nicht wittern konnten, doch er hatte die Sonne im Rücken und gab sich nun alle Mühe, die Herde nicht mit seinem Schatten zu verschrecken, als er an der anderen Seite aus dem Unterholz schlich. Hier befand sich eine schmale Felszunge, und er schätzte, dass der erste Maultierhirsch ungefähr neunzig Meter tiefer in der Prärie graste, während er sich gemächlich vom Wald entfernte, hin in Richtung Bach.

Er achtete sorgsam darauf, mit seinen Bewegungen keinen Lärm zu machen, als er um die Rückseite der Felszunge herumpirschte, wobei er mit den Fingern und den Spitzen seiner Stiefel vorsichtig seine Handgriffe und Fußtritte prüfte, ehe er sich weiter vorarbeitete. Schließlich lag er bäuchlings oben auf dem Felsen, als wäre er eine Echse, die jetzt, wo die Sonne auf die bloßen Steine schien, aus ihrem Kälteschlaf geweckt worden war. Behutsam nahm er das Gewehr von der Schulter und legte es neben sich. Dann ließ er den Rucksack erst von der einen und dann von der anderen Schulter gleiten, drückte ihn zusammen, sodass er höher wurde, und legte ihn vor sich hin. Mit dem Unterarm drückte er eine kleine Senke in den dicken Stoff an der Unterseite des Rucksacks, in der er den Vorderschaft seines Gewehrs platzierte.

Der Bock graste weiter und folgte der Herde über die Grasebene. Will drückte den Sicherungshebel nach vorn und lud eine Patrone vom Kaliber .308 in die Kammer. Er spähte durch das Zielfernrohr nach unten, schätzte die Windstärke und die Entfernung ein und berechnete den Neigungswinkel der Kugel. Dann wartete er darauf, dass der Hirschbock ihm seine Breitseite zuwandte.

Als Will den Hügel hinaufkam und den in einer Schlepptrage hängenden, ausgenommenen Bock auf dem Boden absetzte, wartete der weiße Kirchen-Pickup auf ihn. Schwitzend von der Anstrengung stand er unter dem Mansardendach, unter dem er normalerweise Rehe und Elche häutete. Die Trage, die er aus zwei langen Ästen gebastelt hatte, die er aus dem Espen-Unterholz geschnitten hatte, waren über Kreuz mit kleineren Zweigen verflochten, ehe er schließlich alles mit Fallschirmleine zusammengebunden hatte. So war es zwar einfacher gewesen, seine Beute die zwei Meilen von der Stelle, wo er den Hirsch erlegt hatte, hierherzubringen, doch leicht war es trotzdem nicht.

Er stand da, musterte den Pickup und ließ seinen Blick über die kleine Lichtung schweifen, auf der sich seine Hütte befand, doch er sah nichts außer dem Wagen, das darauf hingedeutet hätte, dass sich noch jemand anderes hier aufhielt. Er hustete, erschöpft von seinen Mühen, ehe er zur kalten Asche der Feuergrube hinüberging und zwischen die toten Kohlen spuckte. Als er jetzt zu dem Bock hinter sich hinüberschaute, der seinen Blick mit diesen schwarzen, spiegelartigen Augen erwiderte und dessen Geweih mit einem Mal wie eine Dornenkrone wirkte, wusste er nicht recht, ob er sofort mit dem Häuten anfangen oder sich lieber auf die Suche nach dem Besitzer des Vans machen sollte.

Als Will das Gewehr von der Schulter genommen und seinen Rucksack auf den Boden gestellt hatte, kam Lonny mit den Hasen aus dem Wurzelkeller hoch. Als er Will entdeckte, hielt er neben dem Wagen inne, hob den Deckel einer Kühlbox und ließ die Hasen zusammen mit dem übrigen Fleisch, das er bei sich trug, hineinfallen.

„Wie ich sehe, warst du die letzten drei Wochen über fleißig“, sagte Lonny und warf einen anerkennenden Blick in die Kühlbox, ehe er wieder Will ansah. Lonny hatte eine Truckermütze auf dem Kopf. Wie alle männlichen Mitglieder der Kirche trug er einen Bart, und unter den Ärmeln seines T-Shirts lugten zwei Schlangentätowierungen hervor, die sich von seinen Unterarmen bis hinunter zu seinen Handrücken wanden.

„Ich dachte, du kommst erst morgen“, sagte Will, der sich jetzt auf der Lichtung umschaute und sich fragte, ob Lonny wirklich allein war?

„Es ist etwas passiert.“

„Was für ein Etwas?“

„Die Art von Etwas, bei der ich automatisch an dich denken musste.“ Lonny schenkte ihm ein Lächeln und kam dann die gut zehn Schritte von dort, wo der Pickup parkte, zu der Stelle herüber, wo Will stand. „Es gibt da einen kleinen Job, den du für uns erledigen könntest.“

„Ich mag den Job, den ich jetzt habe.“

Lonny umkreiste den Bock und betrachtete das tote Tier. Dann stieß er ein leises Pfeifen aus und schnalzte mit der Zunge. „Ein echtes Prachtexemplar.“

„Sobald ich ihn gehäutet und von den Knochen befreit habe, sollten so etwa fünfundsiebzig Pfund brauchbares Fleisch dabei rauskommen.“

„Wirst du den Kopf behalten?“

„Ich habe daran gedacht, ihn mir drinnen an die Wand zu hängen.“

Jetzt starrte Lonny ihn an. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe und dann über seinen Gaumen. Er fischte etwas zwischen seinen Zähnen heraus und schnippte es fort. „Dieses Geweih wäre ein schönes Geschenk für John oder den Vater.“

„Ich habe ihn mit einem Herzschuss erledigt. Das Fleisch dürfte trotzdem gut sein. Ich muss ihn bloß an den Haken hängen und mich ans Werk machen.“

Lonny lächelte ihn an. „Du hast hier draußen eine wirklich nette Sache am Laufen. Glaub nicht, wir hätten das vergessen.“

Will musterte Lonny von oben bis unten. Der Mann maß knapp über einsachtzig und war damit fast so groß wie Will, aber dürr und mager. Seine Unterarme mit den Schlangentätowierungen waren ganz Muskeln und Sehnen und nicht viel sonst. Außerdem hatte Will gehört, dass Lonny sie einzusetzen verstand. Obwohl er nie mit eigenen Augen gesehen hatte, wie Lonny jemandem wehtat, waren ihm durchaus entsprechende Geschichten zu Ohren gekommen. Einige behaupteten, Lonny könne mit beiden Fäusten so schnell zuschlagen, wie eine Klapperschlange zubiss.

„Ich dürfte zwanzig Minuten brauchen, um den Hirsch zu häuten und die Knochen auszulösen. Dann nochmal eine Stunde, um die Sehnen zu entfernen und die Muskelgruppen zu trennen. Hast du so viel Zeit?“

„Häute das Tier einfach und pack’s mir hinten auf den Wagen. In Eden’s Gate gibt es genug Leute, die sich um das Fleisch kümmern können. Und lass den Kopf dran.“