Faserland von Christian Kracht. Textanalyse und Interpretation. - Magret Möckel - E-Book

Faserland von Christian Kracht. Textanalyse und Interpretation. E-Book

Magret Möckel

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Christian Kracht: Faserland - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 457

Textanalyse und Interpretation zu

Christian Kracht

FASERLAND

Magret Möckel

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Kracht, Christian: Faserland. Roman. München: dtv, 2007 (Reihe „AutorenBibliothek“).

Über die Autorin dieser Erläuterung: Magret Möckel, geboren 1952 in Lindau an der Schlei (Schleswig-Holstein), Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität in Hamburg. Erstes und Zweites Staatsexamen in Hamburg. Seit 1979 Lehrerin für Deutsch und Englisch, erst an einem Gymnasium in Vechta, dann in Friesoythe, seit 2003 in Oldenburg an der Graf-Anton-Günther Schule. Dort leitet sie die Fachgruppe Deutsch. Außerdem arbeitet sie für das Fach Deutsch in Kommissionen der Landesschulbehörde mit. Die Einbeziehung und Aufbereitung von Gegenwartsliteratur für die Schule ist ihr stets ein wichtiges Anliegen.

Frau Möckel ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Er hat mehrere Arbeiten zu Autoren der neueren deutschen Literatur sowie zur Museums- und Unterrichtsdidaktik veröffentlicht.

Hinweis: Ergänzendes Material zu dieser Königs Erläuterung „Darstellung der Literaturdebatte um Christian Krachts Roman Imperium (2012)“ kann auf den Webseiten des Verlages unter www.bange-verlag.de sowie www.königserläuterungen.de heruntergeladen werden (kostenpflichtig).

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

2. Auflage 2012

ISBN 978-3-8044-6958-7

© 2007, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Werbefoto der britischen Firma Barbour © Barbour

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Christian Kracht: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

3.3 Aufbau

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Der Icherzähler

Beziehung zu anderen Personen

Nigel

Alexander

Rollo

Weitere Personen

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Gesprochene Sprache

Jugend- und Szenesprache

Rhetorische und stilistische Figuren

Persönlicher Stil

Dingsymbole und Leitmotive

3.7 Interpretationsansätze

Individuum und Gemeinschaft

Die Frage nach der Identität

Zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation

Literarische Einordnung des Romans

Popliteratur

Postmoderner Roman

Anti-Entwicklungsroman

Roman der Abschiede

Die Verarbeitung der NS-Zeit in der Gegenwartsliteratur

Deutschland – Vaterland – Faserland

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 ***

Aufgabe 2 *

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 *

Literatur

Zitierte Ausgabe

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Internet-Adressen

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht:

Im 2. Kapitel beschreiben wir Christian Krachts Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar.

Seinen ersten Roman Faserland schrieb er mit 29 Jahren. Mit dem Protagonisten gemeinsam hat der Schriftsteller Kracht die elitäre Internatszeit und die Vermögensverhältnisse der Eltern.

Der Debütroman Faserland wird bei seinem Erscheinen der zu dieser Zeit in der Hochblüte befindlichen Popliteratur zugeordnet. Dies liegt u. a. an der Einbeziehung von Musiktiteln und Markennamen, am unbekümmerten, an eine eher junge Leserschaft gerichteten Stil, an der Offensichtlichkeit der Kritik am Establishment. Die Grenzen zwischen ernster und unterhaltender Literatur werden aufgehoben.

Der Roman wird nach eigenen Angaben später als Beginn einer Trilogie (1979 und Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten) bezeichnet.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Faserland – Entstehung und Quellen:

autobiografische Elemente (Herkunft aus wohlhabender Familie, Internat Salem)

Einflüsse aus der zeitgenössischen Popliteratur (bes. Bret Easton Ellis: American Psycho, 1991)

literarische Romantraditionen (Anti-Entwicklungsroman, Reiseroman)

Inhalt:

Der Icherzähler, ein junger Mann aus vermögenden Verhältnissen, reist aus dem Norden Deutschlands (Sylt) bis in den Süden (München) und über die Grenze in die Schweiz. Dabei besucht er Partys und In-Kneipen; seine Tage sind durch Rauchen, Alkohol, Drogen und dem Gefühl der Einsamkeit und Leere bestimmt. Der vorherrschende Markenfetischismus unterstreicht diese Atmosphäre der existenziellen Verlassenheit noch. Am Schluss stirbt einer seiner ‚Freunde‘, Rollo, wahrscheinlich durch Selbstmord, und der Protagonist verlässt Deutschland. Der Roman bricht ab, als sich der Icherzähler über einen See in der Schweiz rudern lässt.

Aufbau:

Acht Kapitel, chronologisch erzählt (eine Woche und ein Tag), Zeitsprung von zwei Tagen zwischen Kapitel 7 und 8; Reise von Norden in den Süden Deutschlands und darüber hinaus (Bewegung entlang einer vertikalen Achse); Reflexionen, Assoziationen und Erinnerungen unterbrechen immer wieder die chronologisch wiedergegebene Handlung.

Personen:

Der Icherzähler ist namenlos. Seine Angaben über andere Personen und angebliche „Freunde“ sind extrem subjektiv und widersprüchlich, seine Eindrücke über andere ändern sich oft plötzlich und drastisch.

Icherzähler:

junger Erwachsener aus wohlhabenden Verhältnissen,

abgebrochene Schulbildung im Internat,

keine enge familiäre Bindung und keine verlässlichen freundschaftlichen Beziehungen,

extremes Markenbewusstsein,

konstanter Alkohol- und Drogenkonsum,

Sensibilität für optische, akustische und olfaktorische Reize,

Eigenschaften: sozial unsicher, widersprüchlich urteilend, überfordert, ohne Selbstkritik.

Weitere wichtige Personen des Romans (aus ähnlich reichen Verhältnissen stammend) sind:

Nigel:

wohnt im Hamburger In-Viertel Pöseldorf,

betreibt ein bewusstes Understatement (trägt löchrige Jeans),

„der am wenigsten eingebildete Mensch“ (S. 36),

ein „im Grunde asozialer Mensch“ (S. 38),

schockiert den Icherzähler durch eine Einladung zum Gruppensex.

Alexander:

ehemals bester Freund des Icherzählers, Zimmergenosse im Internat,

wohnt in Frankfurt am Main,

pflegte früher bizarres Hobby (suchte auf der ganzen Welt nach Spuren eines Modern-Talking-Songs),

Trennung in der Vergangenheit nach Streit (vermutlicher Trennungsgrund ein Mädchen namens Varna),

Erinnerung verursacht starke emotionale Reaktionen bei Icherzähler (Erbrechen).

Rollo:

lebt in München-Bogenhausen,

aufgewachsen in elterlicher Villa am Bodensee,

Eltern gehen in Indien ihren spirituellen Bedürfnissen nach,

Rauchen und Drogenkonsum,

Tendenz zur Selbstaggression, emotionale Instabilität.

Der Erzähler bezeichnet diese Personen als Freunde, obwohl das Verhalten zueinander diese Bezeichnung nicht rechtfertigt.

Stil und Sprache Christian Krachts:

Der Erzähler kommuniziert mit dem impliziten Leser. Dies tut er weitgehend im mündlichen Erzählstil, auch wenn immer wieder Episoden eingeschoben sind, die als abgeschlossene Erzähleinheiten erkennbar sind. Dem Leser werden Geheimnisse anvertraut, aber auch Informationen bewusst vorenthalten. Darüber hinaus erläutert, informiert, begründet, urteilt der Erzähler und bezieht auch eine mögliche Reaktion des Adressaten ein. Merkmale der Mündlichkeit, der Jugend- und Szenesprache und die Funktion eingesetzter rhetorischer Figuren werden im Einzelnen dargestellt. Wichtige Dingsymbole und Leitmotive sind die grüne Barbourjacke des Erzählers, das Blickmotiv sowie Zigaretten bzw. das Rauchen.

Interpretationsansätze:

Hier werden vier verschiedene Linien verfolgt:

Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft: Der Protagonist befindet sich im Dilemma. Einerseits ist er auf der Suche nach Identität und Individualität, andererseits ist er ebenso auf Gemeinschaft und Gruppenzugehörigkeit angewiesen. Outfit, Marken und äußere Zeichen des Milieus täuschen nicht darüber hinweg, dass die einzelnen Personen nicht wirklich als Kommunikationspartner wahrgenommen, sondern dass nur Rollen gespielt werden. Es fehlen Liebe, Akzeptanz und Respekt. Ganzheitliche Identitäten und sinnvolle Lebensentwürfe gelingen nicht.

Interpretation vor dem Hintergrund literarischer Tendenzen und Traditionen: Elemente der Popkultur, der Postmoderne, des Entwicklungsromans und des Abschiedsmotivs werden konkret herausgearbeitet.

Einordnung in Bezug auf literarische Verarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Deutschland: Der Protagonist wittert überall alte Nazis und bezieht immer wieder die Zeit des „Dritten Reichs“ in seine Gedanken mit ein. Der Roman zeigt, dass auch im ausgehenden 20. Jahrhundert die Vergangenheit noch nicht bewältigt worden ist.

Deutung als Kritik am Deutschland der achtziger und neunziger Jahre: Der Protagonist lehnt Deutschland als sein Vaterland ab. Der Roman beschreibt Deutschland als ein Land, das durch verfehlte Politik, die innere Leere einer Konsumgesellschaft, Arroganz und Dünkel bestimmt ist.

2. Christian Kracht: Leben und Werk

Christian Kracht (geb. 1966)© ddp images/dadp

2.1 Biografie

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

1966

Gstaad, Schweiz

Geburt am 29. Dezember als Sohn wohlhabender Eltern. Der Vater ist Generalbevollmächtigter des Zeitungsverlegers Axel Springer.

1978

Ontario,

Kanada

Besuch der Lakefield College School.

12

1985

Salem,

Bodensee

Abitur im Elite-Internat Schloss Salem.

19

1990

Hamburg

Volontariat bei der Zeitschrift Tempo. Beiträge für die B. Z., Freundschaft mit Eckhart Nickel.

24

1993

Somalia

Für eine Reportage über obdachlose Jugendliche erhält Kracht den Axel-Springer-Preis. Aufenthalt in Somalia.

27

1995

Der Roman Faserland erscheint.

29

1997

Indien (Neu Delhi)

Kracht wird für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel Südasien-Korrespondent.

31

1998

Bangkok, Thailand

Wohnung in Bangkok, von dort aus bereist Kracht Asien. Erscheinen des Reisebreviers Ferien für immer (zusammen mit Eckhart Nickel). Kracht wird Kolumnist für Welt am Sonntag.

32

1999

Die von Kracht herausgegebene Anthologie mit Pop-Texten Mesopotamia erscheint sowie Der gelbe Bleistift, eine Sammlung von Krachts Asien-Essays. Freundschaft mit Ingo Niermann. Werbekampagne für die Bekleidungskette Peek & Cloppenburg (mit dem Pop-Autor Benjamin v. Stuckrad-Barre).

33

2001

Galle,

Sri Lanka

Der Roman 1979 erscheint. Übersiedlung nach Sri Lanka.

35

2004

Nordkorea, Kathmandu (Nepal) und San Francisco

Studienaufenthalt in Nordkorea. Kracht gibt zusammen mit Eckhart Nickel die Kulturzeitschrift Der Freund heraus. Ausgedehnte Expeditionen im Himalaja.

38

2005

Afghanistan, Paraguay

Die Hörbuchversion von Yasushi Inoues Das Jagdgewehr, bei der Kracht einer der Sprecher ist, erscheint. Das Theaterstück 1979 wird vom Schauspielhaus Zürich aufgeführt.

39

2006

Tansania, Afrika

Zusammen mit Ingo Niermann besteigt Kracht den Kilimandscharo. Gemeinsame Arbeit am Roman Metan. Die totale Erinnerung – Kim Jong Ils Nordkorea erscheint, ebenso das Kompendium New Wave. Tätigkeit als Kolumnist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Titel: Brief aus ...; im Wechsel mit Nicole Krauss und Jenny Erpenbeck).

40

2007

Buenos Aires, Argentinien

Erscheinen des Romans Metan (zus. mit Ingo Niermann). Die von Kracht gelesene Hörbuchversion von Truman Capotes Frühstück bei Tiffany erscheint. Übersiedlung nach Argentinien. Mitarbeit am Projekt „Die Große Pyramide“ in Ostdeutschland.[1] Zusammenarbeit mit den Künstlern Andreas Gursky und Elmgreen & Dragset.

41

2008

Buenos Aires

Verheiratet mit der Regisseurin Frauke Finsterwalder.

Erscheinen des Romans Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten.

42

2009

Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar. Bühnenversion von 1979 wird am Burgtheater Wien gespielt. Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal erscheint (zus. mit Eckart Nickel).

43

2012

Erscheinen des Romans Imperium, um den sich eine Literaturdebatte entspinnt.

46

Braunschweig

Wilhelm-Raabe-Preis für Imperium.

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Globalisierung, Ende des Kalten Krieges nach Mauerfall 1989, soziale Veränderungen, Markenfetischismus

Postmoderne, Aufheben der Unterscheidung zwischen E und U, ernster und unterhaltender Literatur

Boom der Popliteratur Mitte der neunziger Jahre

Merkmale: Unbekümmertheit, umgangssprachlicher oder schnoddriger Stil, Darstellung von alternativen Lebensformen, Identifikation durch vertraute Konsumartikel

Problematische Zuordnung von Faserland zur Popliteratur

Christian Kracht schrieb den Roman Faserland in der ersten Hälfte der neunziger Jahre, also nach dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Krieges, in einer Zeit der wachsenden Globalisierung und Marktorientierung, der sozialen Umbrüche und der Suche nach neuen Werten.

Nach Klaus-Michael Bogdal haben heute Milieus die sozialen Schichten und Klassen früherer Epochen abgelöst. Diese Milieus sind jeweils durch Lebensstile, Codes (also eigene Regel- und Zeichensysteme, die Zugehörigkeit signalisieren), Besitz (als Statussymbol oder Konsumgut), aber auch durch bestimmte ästhetische Neigungen gekennzeichnet. Den Schlüssel für die Literatur der neunziger Jahre sieht Bogdal „nicht in den Ereignissen um 1989, sondern in den siebziger Jahren“, in denen die „ersten bemerkenswerten Kult-Bücher der sich allmählich differenzierenden Milieus“[2] erschienen. In dieser Zeit begann auch in Deutschland die Diskussion um („hohe“, „ernste“) E- und („niedrige“, populäre) U-Kultur.

Christian Kracht gehört zu diesen Kult-Autoren, die – wie etwa Literaturlandkarten im Internet zeigen[3] – von bestimmten Lesergruppen bevorzugt bzw. von ähnlichen oder benachbarten Milieus wahrgenommen werden. Die deutschsprachige Popliteratur hatte in der Mitte der neunziger Jahre ihre Blütezeit. Die entsprechenden Texte von Benjamin von Stuckrad-Barre (geb. 1975), Alexa Hennig von Lange (geb. 1973), Benjamin Lebert (geb. 1982) u. a. wurden zu Bestsellern. Vor allem das junge Publikum schätzte die neue Popliteratur wegen ihrer Unbekümmertheit, ihrem umgangssprachlichen oder schnoddrigen Stil und der Darstellung von alternativen Lebensformen und Ansichten, die sich gegen ein Establishment wie die (Eltern-)Generation der 68er oder das Bürgertum richteten. Dazu kam die hohe identifikatorische Wirkung der Texte durch die Einbeziehung von dem Leser bestens vertrauten Musiktiteln und Markennamen. Den Verlagen bescherten diese Werke nach einer Zeit der Desorientierung und Flaute auf dem deutschsprachigen Literaturmarkt einen neuen literarischen Boom.[4] Zuvor war das Interesse an deutschsprachiger Gegenwartsliteratur deutlich zurückgegangen, das Publikum hatte immer öfter Übersetzungen von Romanen amerikanischer oder englischer Autoren bevorzugt, da diese eine alternative Form gehobener Unterhaltung jenseits der in Deutschland dominanten Unterscheidung von U- und E-Literatur boten. In den neunziger Jahren setzte sich daher zunehmend – u. a. angeregt durch Uwe Wittstock, dem damaligen Lektor des S. Fischer Verlags  – eine andere Sichtweise im Literaturbetrieb durch. Unterhaltsamkeit und Bestsellerstatus wurden nicht mehr nur kritisch gesehen, sondern das Nebeneinander von unterhaltenden und anspruchsvollen Texten, von U- und E-Literatur wurde ausdrücklich zugelassen.