Fastenaktion 2021: Themenheft zur Fastenaktion -  - E-Book

Fastenaktion 2021: Themenheft zur Fastenaktion E-Book

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Beschreibung

Spielraum! Da geht noch was! Manchmal stehen wir uns selbst im Weg. Verbeißen uns in Ziele, die schon längst nicht mehr passen. Sehen Mauern da, wo der Weg eigentlich frei ist. Wie wäre es, wenn wir mal mehr spielerische Leichtigkeit ins Leben ließen? Dazu lädt die Fastenaktion 2021 "Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden" ein. So kann diese besondere Zeit vor Ostern zu einer Entdeckungsreise werden: Wie viel kindliche Unbefangenheit steckt in mir? Was für Träume habe ich - und was hält mich davon ab, sie zu verwirklichen? Eine Fastenaktion voller Freude und Fantasie. Im Themenheft ZUTATEN findet man alles rund um das Fastenmotto: Reportagen, Hintergrundtexte, Interviews, Film- und Musiktipps sowie Materialien für die Praxis (Gottesdienstentwurf, Andachtsimpulse, Bühnenstück, Impulse für Kinder-, Schul- und Konfirmandengruppen). Unverzichtbar für die Fastenzeit in der Gemeinde!

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Seitenzahl: 137

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Bestellmaterial zur Fastenaktion, Infos und Anregungen unterwww.7-wochen-ohne.de

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7wochenohne

IMPRESSUM

Herausgeber: Gemeinschaftswerk derEvangelischen Publizistik gGmbH (GEP gGmbH),Emil-von-Behring-Straße 3, 60439 Frankfurt am Main

Geschäftsführer: Direktor Jörg BollmannEinzelprokura: Bert WegenerAufsichtsratsvorsitzender:Kirchenpräsident Dr. Dr. h.c. Volker Jung

Amtsgericht Frankfurt am Main HRB 49081,USt-ID-Nr. DE 114 235 916

Telefon 069 / 580 98 - 0, Fax 069 / 580 98 - 100,www.gep.de

Konto: EvangelischeKreditgenossenschaft eG Kassel,IBAN: DE 79 5206 0410 0004 1000 34,BIC: GENODEF1EK1

Fastenaktion „7 Wochen Ohne“

Telefon 069 / 580 98 - 247, Fax 034206 / 652 08

E-Mail: [email protected]

Internet: www.7-wochen-ohne.de

Geschäftsführer von „7 Wochen Ohne“: Arnd Brummer

Kuratorium: Susanne Breit-Keßler (Vorsitzende), Michael Birgden, Markus Bräuer, Arnd Brummer, Henning Kiene, Sebastian Knöfel, Ursula Ott, Dorothea Siegle, Martin Vorländer.

Projektleitung: Frauke Grothe

Textredaktion: Hanna Lucassen

Bildredaktion: Dorothee Hörstgen, Lena Uphoff

Gestaltungskonzept: Lena Gerlach

Layout und Satz: Ellina Hartlaub

Dokumentation und Schlussredaktion: Julika Exner und Serpil Pak

Druck: Elbe Druckerei Wittenberg GmbH

© 2020 by edition chrismon in der Evangelischen Verlagsanstalt GmbH, Leipzig

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk ist einschließlich seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ist ohne schriftliche Einwilligung des Verlags unzulässig.

ISBN 978-3-96038-260-7

eISBN 978-3-96038-262-1

Bestellnummer: 238260

Der Verlag hat sich bemüht, die Rechteinhaber der einzelnen Texte und Bilder ausfindig zu machen. Der Verlag ist selbstverständlich bereit, eventuell bestehende Ansprüche angemessen zu entgelten.

BILDNACHWEISE

Titelbild: Katharina Mikhrin/Westend61/gettyimages

S. 2–3 Christian A. Werner; S. 4–5 iStockphoto, St. Johannisgemeinde Uslar, Lena Uphoff; S. 6 PR; S. 8–9 Isabela Pacini; S. 10–12 Nora Klein; S. 13 privat; S. 14–15 Pat Meise, privat; S. 16 Maria Feck; S. 20–21 imago images/Everett Collection, privat, Film Kino Text, Sony Pictures Classics; S. 22–23 MFM+, imago images/Mary Evans, Johannes Meier/streetsfilm, Pandora Film; S. 24–25 PR; S. 26–27 akg images/TT News Agency, PR; S. 28–29 privat, PR; S. 30–31 Isadora Tast, Monika Höfler; S. 32–33 privat, Jens Wegener; S. 34–35 privat; S. 36–37 privat; S. 38 Katharina Mikhrin/Westend61/getty images; S. 39 Nicole Kohlhepp/EKHN; S. 42–43 Isadora Tast, privat; S. 45 Isadora Tast; S. 47 Magic Bowls/Unsplash; S. 48 Sebastian Lock; S. 51 Jung Ho Park/Unsplash; S. 52 privat; S. 53 Isabela Pacini; S. 54 Isadora Tast; S. 55 Magdalena Jooss; S. 56 Marlena Waldthausen; S. 57 Paulina Hildesheim; S. 58–59 Christian A. Werner, Sebastian Lock

Wie schön,

dass Sie (wieder) dabei sind! Es kommt mir vor, als sei eine Ewigkeit seit der vergangenen Fastenaktion vergangen. Die Pandemie wirkt wie eine Zeitenwende. Erinnern Sie sich noch, als wir ohne Masken einkaufen gingen, uns zur Begrüßung umarmten, im Zug eng neben Unbekannten hockten, und gelassen „Gesundheit“ wünschten, wenn einer von ihnen niesen musste?

Das Fastenmotto „Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden“ formulierten wir noch im Davor, und es hat durch den Virus nicht an Relevanz verloren – im Gegenteil. Uns trieb um, dass sich die Gräben in unserer Gesellschaft vertiefen, wenn Menschen auf ihren Meinungen beharren, und alles blockieren und abtun, was von außen hineinweht. Politiker:innen etwa greifen manche gute Idee nicht auf, wenn sie von der anderen Partei kommen. Eltern mit Vollzeitstellen grenzen sich von „Latte-macchiato-Müttern“ ab. Fleischesser:innen verspotten Veganer:innen, Menschen, die von „Genderwahn“ sprechen, die Doppelpunkt-Schreibenden.*

Wir stehen manchmal fest in unseren Ansichten und Standpunkten, in unseren Feindbildern und Rollenzuschreibungen. Sehr fest. Da ist kaum Spiel, wenig Bewegung. Wir blockieren damit nicht nur die anderen, sondern auch uns selbst. Kennen Sie das auch: Man spürt genau, dass man sich verrannt hat, ist selbst nicht glücklich, kommt da aber irgendwie nicht mehr raus. „7 Wochen Ohne“ lädt Sie ein: Versuchen wir doch mal, diese Blockaden (in und zwischen uns) zu lockern. Und den Spielraum zu entdecken, den es gibt. Wie gut, dass wir nicht nur ein Standbein haben, sondern auch ein Spielbein – das ist das Bein, das in der Luft ist, wenn wir einen Schritt tun. Das Standbein hält den Bodenkontakt, es trägt das Gewicht, die ganze Last. Das Spielbein aber, das ist frei! Hat es leicht und luftig, kann vorwärts, rückwärts, seitwärts … Dabei ist es ebenso wichtig wie das andere: Ohne Spielbein würden wir umkippen, sobald der Wind kräftig weht. Es gibt uns Halt, weil es uns beweglich macht. Und außerdem: Beine, die nur stehen, werden schwer, das Blut sackt ab, staut sich. Deshalb wechseln die Beine ständig die Rollen. Jedes darf mal spielen gehen. Nein, muss!

Heute ist ein kalter Tag, ich sitze hier in Frankfurt im Homeoffice – was für ein hochgestochenes Wort für den Laptop, den ich auf den Küchentisch gestellt habe. Das Heft ist so gut wie fertig. Ich würde sehr gerne erfahren, ob die Inhalte für Sie hilfreich sind. Füllen Sie uns den Fragebogen auf Seite 7 aus? Sie können das auch online tun auf unserer Homepage. Danke!

Und nun wünsche ich Ihnen eine Fastenzeit, die Ihnen das Herz freimacht. Schwingen Sie Ihr Spielbein!

HANNA LUCASSEN„7 Wochen Ohne“-Teamwww.7-wochen-ohne.de

* Wir verwenden ab sofort den geschlechtergerechten Doppelpunkt, weil sich dieser auch für Computer-Vorleseprogramme für Menschen mit Sehbehinderung eignet. Diese machen an der Stelle des Doppelpunkts eine kleine Pause.

Impressum

Editorial

Einsteigen

Siebenwochenschau

Fragen an Sie

Lesen

ARND BRUMMER: So offen die Welt

HANNA LUCASSEN: Bitte aufwachen …

GISEL A MATTHIAE: So sind wir alle Narren

„In einem Dialog beginnt die Wahrheit zu zweit“ Interview mit FRIEDEMANN SCHULZ VON THUN

Hören und sehen

JANNEK SUHR: Filmtipps

CLAUDIUS GRIGAT: Musiktipps

CAROLA GÄDE: Kinderbücher

Innehalten

Sieben Andachtsimpulse

SUSANNE BREIT-KESSLER: Alles auf Anfang

CORNELIA COENEN-MARX: Von der Rolle

HEINRICH BEDFORD-STROHM: Das Spiel mit dem Nein

SABINE HABIGHORST: Dir zuliebe?

KATHRIN OXEN: Geht doch!

ANGELIKA OBERT: Richtungswechsel

RALF MEISTER: Die große Freiheit

Anwenden

MARTIN VORLÄNDER: Gottesdienstentwurf

JOHANNES MEIER: Ideen für Jugendgruppen

INGE SCHNEIDER: Sieben Wochen – sieben Szenen

Cartoon

Diese Materialien gibt es auch als Download. Zugriff unter:7wochenohne.evangelisch.de/zutaten_2021

Passwort: Aktion2021_Spielraum

Ihre Sätze der Zuversicht

„Zuversicht! Sieben Wochen Ohne Pessimismus“ – so hieß die Fastenaktion 2020. Wir baten Sie, uns zu schreiben, welche Sätze Ihnen in Krisenzeiten helfen und Hoffnung geben. Vielen Dank für 230 kostbare Einsendungen – hier die meistgenannten Sätze.

Die Top-Five

1.Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.

2.Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

3.Dem Vergangenen Dank, dem Kommenden: Ja!(Dag Hammarskjöld)

4.Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“(2. Timotheus 1,6–7)

5.Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand. (Arno Pötzsch)

Zu Gast in Uslar

TV-Eröffnungsgottesdienst am 21. Februar

Astrid Jasper (r.) ist Pfarrerin der St. Johanniskirche Uslar (o.) und empfiehlt den Laden „Jacke wie Hose“ (u.).

Eine top gekleidete Gemeinde, eine schiefergedeckte Kirche aus dem 13. Jahrhundert, eine dynamische Pfarrerin. Wir freuen uns auf unsere Gastgeber beim ZDF-Gottesdienst zur Eröffnung der Fastenaktion 2021. Die St. Johannisgemeinde in Uslar ist genau die richtige dafür, sie räumte schon einige Blockaden aus dem Weg.

Stichwort Kinderarmut: Bis 2019 konnten Kinder, deren Eltern Sozialleistungen beziehen, in Schule und Kita oft nicht mitessen. Die Familien mussten pro Kind einen Euro bezahlen und zudem aufwendige Anträge stellen. Das „Forum Kinderarmut“ des Diakonischen Werkes in Uslar, in dem sich die Kirchengemeinde engagiert, änderte das. Es übernahm von 2014 bis 2019 den Eigenanteil, unter anderem mithilfe von Spenden und Kollekten, und überzeugte die Ämter, die Bürokratie zu vereinfachen. Prompt vervielfachte sich die Zahl der Kinder an den Mittagstischen. Die Uslarer Erfahrungen legten den Grundstein für die gesetzliche Neuregelung: Seit August 2019 müssen Familien bundesweit keinen Eigenanteil mehr bezahlen.

Stichwort Mode: Die Johannisgemeinde betreibt seit 2007 den Secondhandladen „Jacke wie Hose“ in der Uslarer Innenstadt. Eine Hose gibt es ab 3 Euro, T-Shirts ab 50 Cent. Kein Ramsch, das ist den 50 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wichtig, die auch für das Vorstellungsgespräch oder Konfirmation das Richtige raussuchen. Die Erlöse fließen in diakonische Projekte, unter anderem vom „Forum Kinderarmut“.

„Hier kaufen Gymnasiallehrerinnen und Hartz-4-Empfänger“, sagt Pfarrerin Astrid Jasper, „für die, die das aus Armut tun, ist es deshalb nicht stigmatisierend.“ Sie lacht, als sie eine Episode erzählt: Vor zwei Jahren etwa kam eine junge Frau morgens in den Laden gewetzt, sie bräuchte etwas Schickes für ihre standesamtliche Trauung. Termin: heute Mittag um 12 Uhr. Sie seien mitten im Umzug, erzählte sie hastig, hätten einfach keine Zeit gehabt. Hochzeitskleider gibt es auch, aber sie fand ein edles kürzeres Kleid und zog glücklich von dannen. Eine halbe Stunde ging die Ladenglocke wieder: ein junger Mann, er brauche ein Outfit für seine Hochzeit. Standesamt, heute Mittag um 12 Uhr. Ja, es war ihr Partner … Und auch er fand etwas. Na klar.

Live im ZDF: Eröffnungsgottesdienst am Sonntag, 21. Februar, 9 Uhr

Weiterschreiber

Frank Muchlinsky war so frei. Der Theologe und Publizist schreibt bei „7 Wochen Ohne“ die Fastenmails. Normalerweise sieben Wochen lang, im vergangenen Jahr aber hörte er nach Ostern einfach nicht auf. Warum? Weil in der Zwischenzeit die Corona-Pandemie ausbrach und wir kaum etwas so dringend brauchten wie Zuversicht – das Motto der Fastenaktion. Muchlinsky verschickte weiter wöchentliche Texte voller Zuversicht, seit Oktober über den Newsletter von evangelisch.de. Die Leserschaft ging mit: „Die Fastenmails sind für mich immer eine Vorfreude auf Ostern, wie bei Kindern der Adventskalender vor Weihnachten“, schrieb etwa eine Frau, „jetzt habe ich eine Vorfreude auf das Ende der Pandemie – wann auch immer das sein mag.“ Frank Muchlinsky ist Pastor der Nordkirche und Redakteur bei evangelisch.de. Er hat viele Jahre in der Erwachsenenbildung und in der Diakonie gearbeitet und lebt in Frankfurt und Hamburg.

Die Fastenmails – 2021 zum Aktionsmotto „Spielraum!“ – können Sie kostenfrei abonnieren unter 7wochenohne.evangelisch.de/fastenmail

Wochenmottos

Den sieben Wochen der Fastenzeit 2021 sind jeweils ein Motto und eine Bibelstelle zugeordnet:

1. WOCHE:

17.–23. Februar

Alles auf Anfang

Sprüche 8,23.29–31

2. WOCHE:

24. Februar–2. März

Von der Rolle

Jeremia 1,4–8

3. WOCHE:

3.–9. März

Das Spiel mit dem Nein

Exodus 1,15–20

4. WOCHE:

10.–16. März

Dir zuliebe?

1. Korinther 13,4–7

5. WOCHE:

17.–23. März

Geht doch!

Genesis 13,1–11

6. WOCHE:

24.–30. März

Richtungswechsel

Numeri 22,21–32

7. WOCHE:

31. März–5. April

Die große Freiheit

Markus 16,1–4

FASTENGRUPPEN IN GANZ DEUTSCHLAND FINDEN:www.7-wochen-ohne.de

[email protected]: 069/580 98-247

Spiel die Bibel

Diese beiden sind Noah und Gott – wie Michael Sommer sie sieht. Der Dramaturg und Grimme-Preisträger ist bekannt für seine „Weltliteratur to go“: In zehnminütigen Videos spielt er mit Playmobilfiguren Klassiker nach, humorvoll reduziert aufs Wesentliche. Nach Goethe und Shakespeare wagt sich Sommer jetzt an die Bibel. Im Oktober begann er mit Mose, bis zum Herbst 2021 sollen alle 66 biblischen Bücher als Playmo-Filmchen online stehen.

„Die Bibel to go“: anzuschauen auf evangelisch.de und auf dem YouTube-Kanal „Sommers Weltliteratur to go“

Die Sinnfluencer sind los

Loten mit yeet den Spielraum im Netz aus: Alex Brandl, Sarah Vecera, Julia Schnizlein, Damian Carruthers, Roman und Chris, Josephine Teske (v. l. n. r.).

Influencerinnen und Influencer – das sind die, die ihr hippes Leben vermarkten. Auf Facebook, Instagram und Co. werben sie für Lifestyle und Marken. Und Sinnfluencer? Die nutzen ihre mediale Präsenz für Sinnvolles: Zeigen, wie sie ohne Plastik leben, zum Beispiel, oder wo sie sich sozial engagieren. Immer mehr Leute im Netz beschäftigen sich auch mit dem Glauben. Seit Februar 2020 gibt es yeet, das Netzwerk für evangelische Sinnfluencer:innen, die sich auf ihren Kanälen an junge Menschen wenden und ihre Sprache sprechen. Streitbare Theologinnen, dichtende Musiker, nachdenkliche Diakoninnen – das Netzwerk startete mit elf Gesichtern und wächst seither beständig. Auch Michael Sommer, der Playmo-Literat (s. o.) ist dabei. yeet.evangelisch.de

So offen die Welt

Die Fastenaktion 2021 lädt ein, die innere Freiheit zu erkunden – und die äußere zu nutzen

ARND BRUMMER

Geschäftsführer der Aktion „7 Wochen Ohne“

Das geht gar nicht! Das haben wir noch nie so gemacht! Das machen wir schon immer so! Die Blockaden in einer Gemeinschaft sind Regeln und Traditionen. Sie finden sich in Satzungen, Beschlüssen und gelebter Wirklichkeit. Viele dieser Regeln sind bewährt, ja sie sind gut und richtig. Und gerade in den Wochen und Monaten, seit uns die Corona-Pandemie erschüttert hat, erfüllten die zum Teil scharfen Bestimmungen ihren Sinn.

Nebenbei gesagt: Das aktuelle Motto der Aktion „7 Wochen Ohne“ 2021 wurde schon im frühen März 2020 – vor der Corona-Pandemie hierzulande – von unserem Kuratorium festgelegt. Weitsicht oder Zufall? Der Streit über Strenge und Notwendigkeit von Regeln wurde rasch zum Thema von Gesprächen am Mittagstisch, in Kirchengemeinden, Vereinen und kulturellen Organisationen. Radikale Ablehner demonstrieren auf den Straßen. Großveranstaltungen wie die Fußball-EM, die Olympischen Spiele, Festspiele und Konzerte fallen ins Wasser. Während die einen toben, meinen andere, dies sei jetzt halt so.

Wann und wie weit können wir unseren Mitmenschen entgegenkommen?

Aber eine dritte Gruppe in vielen Organisationen versucht, aus der Welt der Blockaden neue Wege zu menschlicher Gemeinschaft zu finden. Brüder und Schwestern suchen mit Fantasie und Kreativität nach Spielräumen. Gemeinden können Gottesdienste nicht mehr in kleinen Kirchen mit eng zusammengezimmerten Bänken feiern. So gehen sie hinaus auf Markt- und Sportplätze. Und anstatt ihres Gesangs ertönen Geigen, Gitarre, Posaunen und Trompeten. Firmen, Schulen und Universitäten ersetzen persönliche Nähe durch digitale Kontakte zwischen den „Homeoffices“, zum Beispiel in Videokonferenzen. Und die allgemeine Maskenpflicht lässt Freude oder Verärgerung bei den Nächsten nur noch akustisch wahrnehmen.

Die Konfrontation von Ordnung und Freiheit ist so alt wie die Geschichte unserer Spezies. In jeder Form menschlicher Gemeinschaft, ob Familie, Nachbarschaft, Stamm oder Gesellschaft, war sie fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. Oft genug versuchten Regenten und Diktatoren, Debatten mit Gesetz und Gewalt zu blockieren. Das schön klingende altgriechische Wort „Monarchie“ bedeutet schlicht Alleinherrschaft. „Republik“ hingegen bezeichnet die Festlegung von Formen und Regeln wortwörtlich als gemeinsame „öffentliche Sache“. In zahlreichen biblischen Texten wird deutlich, wie Menschen mit ihrem Glauben an den alleinigen Gott irdische Macht aller Art infrage stellten. Wo Liebe und Weisheit ihre Rolle spielen, können Männer und Frauen als Kinder Gottes Lösungen finden, die sie zunächst nicht für möglich hielten. Und gleichzeitig wird ihnen bewusst, dass auch in engsten Partnerschaften nicht blockiert werden kann, dass die geliebten Nächsten andere Wege zum gemeinsamen Ziel für die besseren halten.

„Wenn du von der Arbeit nach Hause fährst, kommst du ja am Getränkemarkt vorbei. Könntest du mir einen Kasten Weizenbier mitbringen? Ich kriege heute Abend Besuch von meinem Tischtennis-Team.“ Mein Cousin Fritz fragte sacht und freundlich. Barbaras Antwort war scharf und laut: „Ausgeschlossen. Nie mehr werde ich Alkohol für euch kaufen! Als die Kerle das letzte Mal mit dir auf unserem Balkon hockten, schlossen alle Nachbarn die Fenster. Auch ich hielt es kaum aus, als ihr kurz vor Mitternacht laut und falsch irgendwelche Lieder grölten.“

Fritz schwieg und nickte mit dem Kopf. Dann blickte er Barbara in die Augen. „Du hast recht, meine Liebe. Ich verspreche dir, dass so was nicht mehr passiert. Ich habe mit den Kumpels darüber gleich nach dem Abend gesprochen. Wir werden nur noch Getränke mit wenig Alkohol auf den Tisch stellen. Ohne Schnaps wird es nicht zu neuem Rabatz kommen.“ Barbara atmete durch. Dann meinte sie: „Ausnahmsweise werde ich deinen Wunsch erfüllen, weil ich glaube, dass dein Versprechen kein bloßes Geschwätz ist.“

„Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden“ bedeutet nicht, jegliche Form von Grenzen und Regeln zu beseitigen. Wir sollten lediglich darüber nachdenken und miteinander beraten, wann und wie weit wir unseren Mitmenschen entgegenkommen können und dürfen. Und was privat gilt, ist auch öffentlich ein bewährtes Mittel gegen Blockaden. Ihren „Ermessensspielraum“ zu nutzen, ist für Gerichte eine grundlegende Bedingung in strafrechtlichen Prozessen. „Mildernde Umstände“, zu denen auch die Reue der Täter gerechnet wird, können des Ausmaß von Strafen deutlich reduzieren.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, lautet eines der höchsten Gebote. Das gilt auch für unser Fastenmotto. Gehen Sie milde mit dem eigenen Leben um. Lassen Sie sich nicht von jedem erhobenen Zeigefinger demütigen! Sie entscheiden, welche Rolle Sie in Ihrem Leben spielen wollen. Atmen Sie durch und erleben Sie den Spielraum der Liebe, ihre Seele. Und Sie werden spüren, wie Ihre Gelassenheit wächst. Und das wird Ihnen helfen, auch Ihren Nächsten in diesem Sinne zu begegnen.

Doppelbett mit Altarblick.

Bitte aufwachen …

… der Gottesdienst beginnt gleich. Eine mutige Gemeinde im Thüringer Wald vermietet ihre Kirche an Schlafgäste. Hanna Lucassen über eine kühle Nacht im April

HANNA LUCASSEN

Journalistin, „7 Wochen Ohne“-Mitarbeiterin

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