Fastenaktion 2022: Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand - Fastenlesebuch -  - E-Book

Fastenaktion 2022: Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand - Fastenlesebuch E-Book

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Beschreibung

7 Wochen ohne Stillstand – der motivierende Begleiter durch die Fastenzeit Egal, wie klein oder groß unser Ziel ist, ob wir eine schlechte Gewohnheit aufgeben möchten, bewusst auf etwas verzichten wollen oder eine Veränderung im Leben anstreben: Übung macht den Meister und die Meisterin! Manchmal klappt nicht alles sofort, doch es ist gut, sich auf den Weg zu machen. Deswegen: Lasst uns gemeinsam üben! Dazu lädt die Fastenaktion der Evangelischen Kirche ein. Mit dem persönlichen Begleitbuch wird die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern für Sie zu einer Entdeckungsreise: Was ist möglich, wenn ich mich auf den Weg mache und Tag für Tag ein wenig übe? - Lesebuch zur Fastenzeit 2022: Denkanstöße und Weisheitsgeschichten - Einladung zur Selbstreflexion: Erzählungen und Bibeltexte - Loslegen, durchhalten, Ziele erreichen: Übungen und Coaching-Tipps - So sehe ich das: Raum für eigene Notizen und Gedanken - Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand – das Begleitbuch zur Fastenaktion 2022 Das Fastenlesebuch: Inspiration für jeden Tag Die Wochen vor Ostern sind seit jeher eine Zeit der inneren Einkehr. "7 Wochen Ohne", die Fastenaktion der Evangelischen Kirche, lädt seit mehr als 30 Jahren ein zum Fasten im Kopf. Was brauche ich wirklich im Leben, worauf kann ich auch mal verzichten? Jetzt ist die richtige Zeit, etwas Neues auszuprobieren und Klarheit zu gewinnen – lassen Sie sich von Geschichten aus dem Leben und Bibelstellen durch Ihre Fastenzeit begleiten!

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Susanne Breit-Keßler (Hrsg.)

Üben!

Sieben Wochen ohne Stillstand

DER BEGLEITER DURCH DIE FASTEN ZEIT

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2021 by edition chrismon in der Evangelischen Verlagsanstalt GmbH, Leipzig

Printed in Germany

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt.

Fotos: Cover: Imgorthand/Getty Images Woche 1: Alexa Vachon, 2: Sebastian Wells, 3: Melina Mörsdorf, 4: Thomas Victor, 5: Meike Kenn, 6: Marzena Kubatz, 7: Julia Sellmann

Cover: Ellina Hartlaub, Frankfurt

Satz: Formenorm, Friederike Arndt, Leipzig

Druck und Bindung: BELTZ Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza

ISBN 978-3-96038-293-5

eISBN (PDF) 978-3-96038-294-2

eISBN (E-Pub) 978-3-96038-295-9

www.eva-leipzig.de

Inhalt

Vorwort

Mein Ziel1

Loslegen2

Dranbleiben3

Freuen4

Knoten lösen!5

Stille6

Neu vertrauen7

Autorinnen und Autoren

Vorwort

Susanne Breit-Keßler

Weil grad Zeit ist: Üben!

In den Achtzigerjahren blödelte sich die österreichische Popband „Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV)“ durch die Charts. Ich gehörte und gehöre zu ihren Fans, denn ich liebe geistreichen Nonsens. Manchmal auch den, der einfach nur zweckfrei zum Lachen bringt. In einem ihrer Songs, dessen Text Mitglieder der EAV schon in der Schulzeit geschrieben hatten, gibt es eine hinreißend alberne Sequenz. Die Band tönt: „Und jetzt, weil grad Zeit is’: Ein Gitarrensolo!“ Das Solo erfolgt, klingt überaus mäßig, und die Sänger reklamieren: „Ja, ja, üben!“

Manchmal macht es Spaß, etwas Unbekanntes auszuprobieren, zu merken, dass man es (noch) überhaupt nicht kann, und sich dann fidel allein oder mit anderen ans Werk zu machen. Leichten Sinnes und mit Lust an der Sache. Aber Üben ist nicht immer eine heitere Angelegenheit. Ein Instrument wirklich erlernen, das Tanzen, Schauspielern, Singen, Malen – das sind hohe Anforderungen. Genauso wie das Studium einer fremden Sprache oder eine anstrengende Sportart zu trainieren.

Und dann die Zeiten, in denen das Leben besonders schwerfällt. Man muss nach einer Operation sich wieder bewegen lernen oder durch große Veränderungen überhaupt neue Orientierung im Dasein finden. Der Verlust eines geliebten Menschen nötigt dazu, allein zurechtzukommen. Üben … Leben üben. Jeden Tag neu. Was einen dabei aufrechterhält, ist die Erfahrung, dass Üben nicht Stillstand bedeutet, sondern Bewegung. Und die vollziehen wir nicht allein: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (Jesaja 41,10). So kann’s gehen.

Viel Freude bei der Lektüre wünsche ich Ihnen! Ihre

Susanne Breit-Keßler

1

Mein Ziel

Dies ist das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, schaute über Juda und Jerusalem. Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des Herrn!

Jesaja 2,1–5

Mein Ziel

Susanne Breit-Keßler

BIBLISCHE MINIATUR ZU JESAJA 2,1– 5

Martin Luther King meinte: „Der Glaube gibt uns Kraft, tapfer zu tragen, was wir nicht ändern können, und Enttäuschungen und Sorgen gelassen auf uns zu nehmen, ohne je die Hoffnung zu verlieren.“ Ohne je die Hoffnung zu verlieren … Jesaja schreibt an sein Volk, das in der Verbannung lebt. Jahre gehen dahin, Lebenszeit verstreicht. Das Interesse an allem, was rundherum geschieht, erlischt. Hoffnung erlahmt. Das „anything goes“, alles geht, verwandelt sich in ein „rien ne va plus“. Nichts geht mehr, schon gar nicht vorwärts.

„Ich lebe und ihr sollt auch leben“, sagt Jesus. Nur mit Bildern der Hoffnung bewegt sich etwas. Man muss den Mut haben zu träumen, um kräftig kämpfen zu können. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren oder fixieren, was wir vor Augen haben, dann finden wir uns je nach Charakter gleichgültig, verdrossen oder apathisch mit den Dingen ab, wie sie nun einmal sind. Ohne Hoffnung bewegt sich gar nichts. Was der Prophet Jesaja vor Augen malt, hat mit Gottvertrauen zu tun. Wer das hat, der holt daraus den langen Atem der Geduld, hält durch und bleibt in Bewegung.

Ohne Hoffnung bewegt sich gar nichts.

Solange ein Mensch bereit ist, auf die Sprache Gottes in seinen Träumen zu hören, Botschaften zu entschlüsseln, die in den Bildern seiner Seele verborgen sind, so lange ist alles möglich. Träume zeigen, was Mann und Frau selbst dafür tun müssen, damit Wünsche und Sehnsüchte Wirklichkeit werden. Aus den eigenen Träumen und Fantasien kommt die Kraft, sich wach der Vergangenheit und der Gegenwart zu stellen. Aus ihnen kommt die Energie, mit der Wirklichkeit, mit ihren Aufgaben, Konflikten und Möglichkeiten umzugehen.

Sie verändern die Einstellung zur Realität, können Hinweise geben, was zu tun oder auch zu lassen ist. Zugleich ist es weise, sich nicht komplett zu übernehmen. Es reicht erst einmal, dass uns Träume und Fantasien Hoffnung auf ein anderes Leben geben, auf unerwartete Wendungen, auf Überraschungen, die einen auch umhauen können. Märsche in den Niederungen oder durch Abgründe enden endlich. Es geht aufwärts. Nach oben, in neue menschliche Höhen. Wir kommen in Bewegung und werden handlungsfähig.

Jesaja ist alles andere als romantisch oder realitätsfremd. Er spricht unmissverständlich von Gericht und Zurechtweisung: „Gott wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker.“ Ohne Klarheit kommen auch große Visionen nicht aus. Träumen wir mit geschlossenen und offenen Augen – des Nachts und am Tage, in einer stillen Stunde. Pflegen wir schöne, humane und realisierbare Utopien vom friedlichen Miteinander. Und erleben wir, dass „bei Gott kein Ding unmöglich ist“ (Lukas 1,37).

DAS KANN JA HEITER WERDEN …

Karl Weber

„7 Wochen ohne Stillstand“ – das kann ja heiter werden. Wo ich mich so gern ausruhe, mich zurücklehne und den lieben Gott einen guten Mann sein lasse. Ich brauche meine Pausen. Brauche Zeiten der Stille, des Durchhaltens, des Hörens – Zeiten der Passivität, in denen es in mir und um mich herum ruhig und langsam wird. Ich genieße Stillstand und komme viel zu selten dazu, mir solche Zeiten auch wirklich zu nehmen. Das diesjährige Fastenmotto reizt mich zum Widerspruch: zu laut die Stimmen, die alles anders machen wollen, zu schnell die Nachrichten und Schlagzeilen, die jede Stunde eine neue Sau durchs Dorf treiben, zu voll der Kalender mit unzähligen dienstlichen und privaten Terminen, zu zerstörerisch die Ideologie des ewigen Wachstums. Immer mehr, immer schneller, alles, nur kein Stillstand – STOP! Ich mache da nicht mit, habe vor allem den Eindruck, wir bräuchten eigentlich weniger und leiser und nachhaltiger und durchdachter und langsamer.

„7 Wochen ohne Stillstand“ – das kann ja heiter werden. Wo meine Pläne und Ziele und Visionen vor mir liegen wie ein unerklimmbarer Berg. Jeden Tag kommen neue dazu. Und jeden Tag sterben einige – unerledigt, zugedeckt von Dingen, die plötzlich wichtiger sind, die unerwartet all meine Kraft kosten, bis sie dann auch wieder zugedeckt werden und ich sie vergesse. Wünsche, Ziele, Pläne, Visionen sterben in mir ab und hinterlassen kleine Spuren wie alte Narben: die unerfüllten Wünsche, frühere Verletzungen, Wendungen des Lebens, Rückschläge. Sie alle erzählen von Plänen, aus denen nichts geworden ist. Und da soll ich mir immer wieder neue dazulegen und riskieren, dass sie wieder sterben? Immer mehr, immer schneller, alles, nur kein Stillstand – STOP! Ich mache da nicht mit. Habe auch hier den Eindruck, ich bräuchte nicht mehr, sondern weniger und leiser und nachhaltiger und durchdachter und langsamer.

Bräuchten wir nicht weniger statt mehr, leiser statt lauter, langsamer statt schneller?

„7 Wochen ohne Stillstand“ – das kann ja heiter werden. werden. Vor mir auf dem Schreibtisch liegt meine Bibel, die Seiten wellig, der Buchrücken brüchig. Ich streiche mit dem Finger über die alten Worte, lese Jesajas Vision, geträumt so lange vor meiner Zeit: Menschenscharen aus allen Völkern zusammen auf dem Weg zum Berg Gottes, zu seiner Hütte inmitten unserer Welt. Schwerter werden zu Pflugscharen und Pfeile zu Sicheln, fröhliche Lieder statt hasserfüllter Parolen, lachende Gesichter statt tränenüberströmter Wangen, offene Hände statt geballter Fäuste, kein Krieg, kein Leid, kein Geschrei. Das klingt für mich nach Ruhe und nach Frieden und am Ende auch nach Stille. Die Welt kommt an ihr Ziel, und das Leben der Menschen – auch mein Leben – ist plötzlich, wie Gott es gemeint hat. Ein Text voll Ruhe und trotzdem voller Aufforderungen: „Lasst uns wandeln zum Hause des Herrn“, „Lasst uns wandeln im Lichte des Herrn“. Also doch keine Ruhe, doch kein Stillstand? Der Schlüssel zu meinem Unbehagen liegt in diesem Vers versteckt: „Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem und er wird richten unter den Nationen und wird viele Völker zurechtweisen.“

Gott schaut mir beim Planen zu. Gott sieht meine Eile, meine Hast, die Narben der gestorbenen Pläne, der eingeschlafenen Visionen. Und dann weist er mich zurecht. Ich erlebe das manchmal: Er sitzt neben mir und schaut auf den Scherbenhaufen vor mir, und dann spricht er, ein leises Flüstern: „Es ist gut. Siehe, ich mache alles neu.“ Und dann treibt es mich plötzlich wieder hinaus auf die Straßen meines Lebens, zu anderen Menschen, zu den offenen Fragen und Geheimnissen und Wundern, die diese Welt für mich bereithält. Dann fällt alle Trägheit von mir ab, weil seine Geistkraft mich lebendig macht. Und dann erkenne ich: Meine Pläne sind immer nur ein Teil seiner Zukunft. Seine Pläne übersteigen die meinigen, sind größer, weiter, heller, klarer. Aber ich kann mein Planen und Denken und Träumen in seins legen und daran mitwirken, dass Gottes Traum von einer besseren Welt wahr wird. Auch in den kommenden „7 Wochen ohne Stillstand“. Ja, das kann heiter werden.

Was sind Ihre spontanen Assoziationen zum diesjährigen Fastenmotto?

GARTENZWERGKRIEGER

Andreas Malessa

Der Gospelchor singt hinreißend, wirklich. Das Lied „Down by the Riverside“ enthält den ziemlich oft wiederholten Kehrvers „I ain’t gonna study war no more“, weshalb Moni beim vierten oder fünften Mal flüsternd ihren Mann fragt „Heißt doch: Ich studiere das Kriegführen nicht mehr, stimmt’s?“ Jannik nickt, applaudiert in den jubilierenden Schluss des Songs hinein und denkt an morgen früh.

Die Kletterrosen rechts vom automatischen Garagenrolltor wuchern so üppig, dass beim Öffnen manchmal ein paar Blätter und Blüten abgerissen werden. Unvermeidlich. Wenn man durch den Keller zum Auto geht und das Tor von innen öffnet – wer weiß, was außen wieder gewachsen ist! Die Blumenrabatten, in denen die Rosen und Ranken wurzeln, gehören aber zum Grundstück des Nachbarn. Der hatte beim Kauf seines Hauses vertraglich ein „Überfahrtrecht“ zusichern müssen. Stand so im Grundbuch. Moni und Jannik fahren also täglich über seinen Grund und Boden. Rein juristisch. Rein praktisch – und auch raus praktisch – überfahren sie dabei immer mal ein paar seiner Blumen. Herr Nachbar bepflanzte die Grünflächen rechts und links der Garageneinfahrt nämlich mit Sorten, die zuverlässig in die Breite wachsen. Rhododendren, Hortensien, Sträucher aller Art. Als er unter die Büsche auch noch Markierungssteine setzen wollte, war es zum lautstarken Eklat gekommen. Morgen früh wird Jannik wieder rausschlingern. Rückwärts.

Gibt es heute mehr Kriege als zu Jesajas Zeiten?

Der Chordirigent erklärt jetzt etwas langatmig, dass der Prophet Jesaja um 700 vor Christus eine Wallfahrt zum Berg Zion imaginierte, dass Gott „die Völker zurechtweisen“, alle Kriege beenden und ein Friedensreich herbeiführen würde. Die Band intoniert „I’m goin’ up the mountain“, der Chorleiter ruft: „Schwerter zu Pflugscharen! Lasst uns pflügen statt schießen“, dann schmettern die Stimmen.

Moni denkt an die Skulptur vor der UNO. An den heroischen Schmied, der das Schwert krumm hämmert. Und an die Aufnäher auf den Jacken der Friedensdemonstranten in der DDR. Gibt es heute mehr Kriege als zu Jesajas Zeiten oder hören wir nur von allen? Können machtlose Kleinbürgerinnen wie sie die Kriegstreiber der Welt stoppen? „Frieden schaffen ohne Waffen“, herrje, das trugen ihre Eltern als Aufdruck auf Halstüchern.

Jannik denkt ans Pflügen. Man müsste ein paarmal vor und zurück durch seine Blumenhecken pflügen, ratzfatz die ganze blöde Gartenumrandung unserer Garageneinfahrt zu einem matschigen Forstweg verbreitern! Hätte ich einen bulligen SUV mit Frontgitter, wie die Trucks in Australien einen haben, wenn sie Kängurus überfahren, dann … Das Lied endet mit donnerndem Finale. Applaus, Applaus.

„Diese Plastik, die die Sowjets in den Garten der UNO gestellt haben …“, sagt Moni, als sie im Foyer des Saales noch ein Glas trinken. Jannik fällt beim Stichwort „Plastik“ ein, dass morgen die gelben Tonnen rausgestellt werden müssen. Würde er die seines Nachbarn rammen, läge sein Vorgarten voll Plastikmüll, ha!

Moni bricht mitten im Satz ab und starrt Richtung Ausgang. „Sie war auch im Konzert!“

„Wer?“

„Unsere Nachbarin! Die Frau vom Gartenzwergkrieger.“

„Wo?“

„Da, am Ausgang.“

Als die beiden, freundlich Guten-Abend-und-auf-Wiedersehen murmelnd, an ihr vorbei sind, sagt Jannik: „Das Schwierige am Frieden schaffen ist ja, nicht zu sagen, was man denkt, und nicht zu machen, was man könnte.“

„Wie kommst du denn darauf?“

ES LEBE DIE UTOPIE! VOM PRINZIP HOFFNUNG

Siegfried Eckert

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, dieses geflügelte Wort wird Helmut Schmidt zugeschrieben. Was für ein humorloser Gedanke mit schrecklich gestutzten Flügeln, für einen, dem die Fantasie verloren gegangen sein muss. Warum nicht über den Tellerrand der Tagespolitik blicken?

Ganz anders war der in rote Wolle gewickelte Philosoph Ernst Bloch gestimmt, dessen Denken von der Utopie, dem Noch-Ausstehenden, der Zukunft, die auf uns zukommt, lebte. Die Welt braucht Visionäre, Menschen mit Utopien, Propheten und Prophetinnen, die über den Tag hinaus eine Hoffnung in sich tragen. Schöne Aussichten sind möglich, auch wenn wissenschaftliche Vorhersagen apokalyptisch anmuten.