Fateful Night with my Boss - Katie McLane - E-Book
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Fateful Night with my Boss E-Book

Katie McLane

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Beschreibung

Er ist ihr neuer Boss. Und der heiße One-Night-Stand, an den sie sich nicht erinnern kann.

CLAIRE: Ich habe alles verloren. Job. Freund. Wohnung. Aber ich toppe das. Zwei Tage später flüchte ich mit einem Filmriss aus dem Bett eines verdammt heißen Fremden.
Wenigstens klappt das Vorstellungsgespräch bei New Yorks bestem Scheidungsanwalt, aber schon der erste Arbeitstag belehrt mich eines Besseren.
Denn Hudson Drake ist nicht nur mein neuer, launischer Boss, sondern auch der erste One-Night-Stand meines Lebens. Zu meinem Glück bietet er mir einen Neustart an, aber bald tauchen die ersten Probleme auf. Unsere Gegensätze, seine Gefühlsarmut.
Und die wachsende Anziehungskraft, die wir schließlich nicht mehr ignorieren können.
Genauso wie die beiden Striche auf dem Schwangerschaftstest.

Für alle, die diese Tropes lieben:

*Spicy Boss Romance*

*One Night Stand*

*Lawyer*

*Accidental Pregnancy*

*Grumpy / Sunshine*

*Band of Brothers*

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Playlist
Kapitel 1 - Claire
Kapitel 2 - Hudson
Kapitel 3 - Claire
Kapitel 4 - Hudson
Kapitel 5 - Claire
Kapitel 6 - Hudson
Kapitel 7 - Claire
Kapitel 8 - Hudson
Kapitel 9 - Claire
Kapitel 10 - Hudson
Kapitel 11 - Claire
Kapitel 12 - Hudson
Kapitel 13 - Claire
Kapitel 14 - Hudson
Kapitel 15 - Claire
Kapitel 16 - Hudson
Kapitel 17 - Claire
Und so geht es weiter
Fateful Night with a Rockstar
Fateful Night with the CEO
Fateful Night with a Billionaire

 

 

Fateful Night With My Boss

 

Von Katie McLane

 

 

Buchbeschreibung:

Er ist ihr neuer Boss. Und der heiße One-Night-Stand, an den sie sich nicht erinnern kann.

 

Claire Daniels:

Ich habe alles verloren. Job. Freund. Wohnung. Aber ich toppe das. Zwei Tage später flüchte ich mit einem Filmriss aus dem Bett eines verdammt heißen Fremden.

Wenigstens klappt das Vorstellungsgespräch bei New Yorks bestem Scheidungsanwalt, aber schon der erste Arbeitstag belehrt mich eines Besseren.

Denn Hudson Drake ist nicht nur mein neuer, launischer Boss, sondern auch der erste One-Night-Stand meines Lebens.

Zu meinem Glück bietet er mir einen Neustart an, aber bald tauchen die ersten Probleme auf. Unsere Gegensätze, seine Gefühlsarmut.

Und die wachsende Anziehungskraft, die wir schließlich nicht mehr ignorieren können.

Genauso wie die beiden Striche auf dem Schwangerschaftstest.

 

 

 

Über den Autor:

Gestatten? Katie McLane. Musik im Blut, Pfeffer im Hintern, Emotionen im Herzen, prickelnde Geschichten im Kopf.

 

Ich lebe mit Mann, Maus und Hund im Herzen NRWs und schreibe Romance für alle Sinne.

Meine Liebesromane drehen sich um dominante Männer und starke Frauen. Sind voll prickelnder Leidenschaft, überwältigendem Verlangen und absoluter Hingabe. Vereinen intensives Knistern, süße Sehnsucht und tiefe Gefühle.

Und sie treffen mit all ihren Emotionen mitten ins Herz - bis zum Happy End.

 

(Fateful Nights 1)

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

Impressum

1. Auflage, 2022

© Katie McLane – alle Rechte vorbehalten.

Cover: Dream Design – Cover and Art, Renee Rott

Lektorat: Franziska Schenker

 

Katie McLane

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

[email protected]

www.katie-mclane.de

 

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

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Playlist

 

»Not The End Of The World« – Katy Perry

»Step Back In Time (Mousse T’s Classic Disco Shizzle)« – Kylie Minogue

»Oxygen Levels Low« – Colyn

»The Drop« – Dimitri Vegas, David Guetta & Nicole Scherzinger feat. Azteck

»Juice« – Lizzo

»Running (Original Mix)« – Anyma feat. Meg Myers

»Holding Back The Years« – Simply Red

»Is It A Crime« – Sade

»Rocket« – Goldfrapp

»Secret Love Song« – Little Mix feat. Jason Derulo

»Close To You« - Dayglow

»A Second To Midnight« – Kylie Minogue & Years & Years

»The Rain« – Smash Into Pieces

»All I See« - Between Us

»Break Up Twice« – Lizzo

»Nighttime« – 53 Thieves feat. Tolan

»Garota« – Erlend Øye

»Perfect« – One Direction

 

 

Oder bei Spotify hören unter »Playlist zu Fateful Nights with my Boss«:

https:/ /open.spotify.com/playlist/3xFJi6DwSaKvKnjVxWDiOU

Kapitel 1 - Claire

»Es tut mir so leid, dass Sie ebenfalls gefeuert wurden, Claire.«

Ich schniefe und werfe dem Mann, der heute Morgen noch mein Chef war, einen Blick zu. »Danke, Mr. Hoffer.«

Seine Mitleidstour kann er sich sonst wohin stecken, hätte er seinen Job ordentlich erledigt, müssten wir uns beide keinen neuen suchen.

Eilig verstaue ich die Kleinigkeiten, mit denen ich meinen Schreibtisch bei Mason & Partners in den letzten vier Jahren ein wenig persönlicher gestaltet hatte.

»Ich sorge dafür, dass Sie ein sehr gutes Zeugnis bekommen.«

»Danke, Mr. Hoffer.«

Das ist wohl das Mindeste, nachdem ich mir den Hintern für ihn aufgerissen habe.

»Alles Gute.« Damit dreht er sich um und verschwindet.

»Arschloch«, murmele ich, werfe einen letzten Blick in die Schubladen und über meinen Arbeitsplatz.

Okay, das wars dann wohl.

Frustriert stülpe ich den Deckel auf den Karton und bemerke, dass einige Kolleginnen mich mitfühlend ansehen. Ach nein, Ex-Kolleginnen.

»Sind Sie fertig?«

Die kalte Stimme des Personalchefs, der ein paar Schritte weiter aufgetaucht ist, trifft mich unvorbereitet und ich zucke zusammen.

»Natürlich, Sir.«

Ich zwänge den Karton unter meinen Arm, straffe die Schultern und nehme meine Handtasche. Dann marschiere ich hocherhobenen Hauptes an ihm vorbei Richtung Ausgang. Er folgt mir, ich höre es an seinen quietschenden Schuhen, und ich spüre seinen Blick in meinem Rücken, genauso wie den vieler anderer an ihren Schreibtischen.

Am Empfang gebe ich meine Schlüssel und die Zugangskarte ab, wobei er mir genauestens auf die Finger schaut.

Als ob ich aus diesem Saftladen auch nur eine Büroklammer mitgehen lassen würde, pah!

»Alles Gute, Claire.«

Ich zwinge mich zu einem freudlosen Lächeln und sehe die Empfangsdame an. »Danke, dir auch.«

Das »Bis morgen« liegt mir auf der Zunge, doch das wird es nie mehr geben. Also wende ich mich ab, stolziere durch die Glastüren und zum Fahrstuhl.

Auf dem Weg zur Metro begegnen mir mitleidige Blicke, von fremden Menschen.

Steht mir etwa auf der Stirn, dass ich gerade gefeuert wurde?

Im Zug lasse ich mich auf einen freien Sitzplatz sinken und bemerke, dass die Frau gegenüber mich anstarrt. Oder genauer gesagt, auf meinen Bauch.

Ich sehe hinab, auf meinen Schoß, und seufze stumm.

Ja, vermutlich weiß jeder in New York, was es zu bedeuten hat, wenn man einen dieser berühmten braunen Kartons mit sich herumschleppt.

Beschämt schaue ich auf und die Frau gegenüber verzieht voller Anteilnahme das Gesicht, zuckt mit den Schultern.

Weshalb ich mich in Teilnahmslosigkeit flüchte, um alledem zu entfliehen. Zu Hause, bei meinem Freund, kann ich mich später ausheulen. Jetzt und hier gebe ich mir keine Blöße.

Zwei Stunden früher als sonst schließe ich die Tür zu unserem Apartment auf und schlurfe zum Esstisch, um die Kiste mit meinem persönlichen Zeug darauf abzustellen. Dann stoße ich die Luft aus und schaue mich um.

Durch das nächstgelegene Fenster dringen ein paar Sonnenstrahlen ein, in denen Staubflocken tanzen, und bis auf den Straßenlärm herrscht Stille. Ein Zustand, den ich kaum ertrage. Selbstvorwürfe und Sorgen schwirren durch meinen Kopf, schnüren mir die Kehle zu.

Reiß dich am Riemen, das ist kein Weltuntergang!

Genau. Und ab morgen kümmere ich mich um einen neuen Job. Wäre doch gelacht, wenn es in dieser Stadt keine Anwälte mehr gäbe, die erfahrene und rechtssichere Assistentinnen suchen.

Beruhigt hänge ich meine Tasche an die Garderobe, streife die Pumps ab und stöhne erleichtert auf.

Verflucht sollen sie sein, dass ich nicht mal mehr die Schuhe wechseln durfte.

Nach dem Duschen schlüpfe ich in bequeme Sachen und laufe mit Handtuchturban in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen, gebe schon mal Zucker in den Porzellanbecher. Zur Ablenkung koppele ich mein Handy mit dem Bluetooth-Lautsprecher und starte bei Spotify meine aktuelle Lieblingsplaylist.

Mit der gefüllten Kaffeetasse gehe ich zum Kühlschrank, gebe einen Schuss Milch hinein und weiter zum Wohnzimmerfenster. Von dort aus habe ich einen guten Blick auf die belebte Straße sowie die Geschäfte und Schnellrestaurants auf der anderen Seite.

Das dumpfe Gefühl von Verzweiflung breitet sich in mir aus. Solche Annehmlichkeiten fallen wohl erst einmal flach, wir müssen das Geld zusammenhalten. Klar habe ich ein wenig gespart, aber wer weiß, wie lange die Jobsuche dauern wird. Und Unvorhergesehenes kann auch jederzeit passieren.

Auf diese Überlegungen folgen weitere Schwarzmalereien und ehe ich es mich versehe, stecke ich mitten in einem Negativstrudel, der mich in die Tiefe zu reißen droht. Hitze explodiert in meinem Körper, meine Kopfhaut juckt unangenehm.

Genervt reiße ich mir das Handtuch vom Kopf und werfe es auf den Sessel neben mir, kämme mein nasses Haar mit den Fingern und schüttele es auf. Die Beklemmung lässt nach, ich atme auf.

Da erklingt ein metallisches Kratzen an der Tür und ich fahre herum, starre mit wild pochendem Herzen hinüber. Dann wird das Schloss entriegelt, die Tür geöffnet und mein Freund Henry betritt die Wohnung.

»Großer Gott!« Ich stoße die Luft aus und presse mir die freie Hand aufs Dekolleté.

Irritiert schaut er auf, hält kurz inne und drückt die Tür zu. »Claire? Was tust du schon hier?«

»Hoffer wurde gefeuert.« Tränen schießen mir in die Augen und ich laufe zu ihm, um mich in seine Arme zu schmiegen.

Allerdings weicht er mir aus, stellt seine Tasche im Flur ab und geht stattdessen zum Esstisch.

Verwirrt sehe ich ihm nach.

»Ja, und?« Hinter dem Stuhl auf der anderen Seite des Tisches bleibt er stehen, stützt sich mit beiden Händen auf die Lehne. »Was hat das mit dir zu tun?«

Ich blinzele und zwei Tränen lösen sich, doch ich wische sie fort. »Mich hat man gleich mit rausgeschmissen.«

»Hm.« Er runzelt die Stirn und schürzt die Lippen, starrt vor sich hin.

Meine Brust zieht sich zusammen. »Hm? Ist das alles?«

»Kopf hoch, du wirst bald etwas Neues finden.«

In meinem Magen bildet sich ein Knoten.

Ich schlucke, will zu ihm gehen. »Henry –«

»Nein.« Endlich hebt er den Blick, aber was ich darin sehe, sorgt für ein flaues Gefühl in meinem Bauch. »Bitte. Ich hatte es zwar anders geplant, aber ich denke, es ist besser, wenn wir es heute hinter uns bringen.«

»Was genau?« Alarmiert kneife ich die Augen zusammen.

»Ich möchte, dass du ausziehst.«

»Was?« Das ist ein Hieb in die Magengegend. »Warum?«

»Weil ich Schluss mache.«

Verzweifelt kralle ich die Finger fester um die Tasse und öffne den Mund, doch alles, was herauskommt, ist ein Ächzen.

»Ich halte deine ganze Romantik und Klammerei keinen Tag länger aus, es hat alles in mir erstickt.«

»Du willst mich verarschen.«

»Sehe ich so aus?«

Nein, leider nicht.

»Aber –«

»Bitte, Claire, keine unnötigen Diskussionen. Es ist vorbei.«

Das kann nicht wahr sein, oder? Erst mein Job und jetzt das?

Erneut steigen Tränen in mir auf, doch ich halte sie mit aller Kraft zurück.

»Und wie ich mich dabei fühle, ist dir egal? Warum hast du kein Wort gesagt?«

»Das habe ich versucht.«

Ärger kocht in mir hoch. »Ach ja? Ich kann mich an nichts dergleichen erinnern.«

»Weil du nur deinen Job im Kopf hast und dein soziales Engagement. Und den Rest der Zeit hast du mich mit deinen übertrieben romantischen Anwandlungen überflutet.«

Er schüttelt sich, wirklich wahr, er schüttelt sich.

Mir klappt der Mund auf, trotzdem fehlen mir die Worte. Fast ein Jahr wohne ich hier mit ihm zusammen und die ersten Monate waren wunderschön.

Oder habe ich mich dermaßen getäuscht? Wie konnten wir uns nur so schnell voneinander entfernen? Nein, es muss einen Grund haben und –

In meinem Innern verkrampft sich alles vor Schmerz, Wut und Enttäuschung.

»Du hast eine andere.«

Für eine Sekunde hält er inne. »Nein.«

»Doch. Du hast gezögert.«

Er seufzt. »Hör mit diesen Ausflüchten auf. Du bist nun mal so, wie du bist, und wirst dich niemals ändern, das ist mir in den letzten Wochen bewusst geworden.«

»Also Grund genug für dich, mit einer anderen zu vögeln, ja?«

Da schüttelt Henry den Kopf, richtet sich auf. »Schluss jetzt, es reicht. Sieh einfach zu, dass du bis Sonntagmittag verschwunden bist, ich ziehe so lange zu Mike.«

Damit marschiert er ins Schlafzimmer und wirft die Tür hinter sich zu.

Fassungslos stehe ich da und starre ihm nach. Kann weder denken noch fühlen.

Nur Katy Perry lässt sich davon kein bisschen beirren, aus der Box tönt »Not The End Of The World«.

 

*

 

»Bitte, womit hat er das begründet? Das ist doch gequirlte Scheiße.«

Ich schluchze laut auf und lehne mich schwer gegen die Schulter meiner besten Freundin. »Was soll ich denn jetzt machen?«

»Diesem Arschloch kräftig in die Eier treten.«

»Scheiß doch auf Henry.« Ich richte mich auf, nehme mir ein Taschentuch aus der Box auf meinem Schoß und schnäuze mich. »Ich habe jetzt weder Job noch Wohnung, das ist viel schlimmer.«

»Stimmt auch wieder.« Blayney streicht sich die lila und grünen Wolldreads auf die rechte Seite, teilt mit den Fingern drei Strähnen ab und flechtet sie innerhalb weniger Sekunden zu einem losen Zopf, den sie über ihre Brust baumeln lässt.

»Was für ein Mist!« Ich lege den Kopf in den Nacken, schließe die Augen und presse meine kalten Fingerspitzen auf die geschwollenen Lider.

»Du könntest wieder hier einziehen.«

»Und was ist mit deiner Mitbewohnerin?«

»Die liegt mir schon seit Wochen in den Ohren, wie gern sie mit ihrem Freund zusammenwohnen will. Sie verbringen eh fast jeden Tag miteinander, also sitzt sie nicht auf der Straße, wenn ich sie rausschmeiße.«

»Kannst du das denn so einfach?« Ich hebe den Kopf, schaue sie an.

Sie grinst. »Klar, steht im Vertrag. Dringender Eigenbedarf.«

Mein Magen verkrampft sich und ich starre auf das Taschentuch in meinen Händen hinab. Mein Gesicht brennt vom Heulen, die Nase ist zum größten Teil zugeschwollen. »Ich glaube, ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn sie meinetwegen gehen muss.«

»Ach, was! Willst du etwa obdachlos werden? Oder zu deiner Mutter nach Baltimore zurückkehren?«

Die Vorstellung lässt mich schaudern, nach der Scheidung ist sie in ein winziges Apartment gezogen und zu einer schrulligen Katzenlady mutiert.

»Nein.«

»Na, also! Dann leihen wir uns Samstagfrüh den Gemeindebus und holen deine Klamotten. Hast du ein bisschen Geld beiseitegelegt, um dir die nötigsten Möbel zu kaufen?«

Ich nicke und schniefe, versinke in Erinnerungen an den Umzug vor zehn Monaten. »Wir waren doch glücklich, wo ist das alles nur geblieben?«

»Männer! Ich bin echt froh, Single zu sein.«

Verdutzt mustere ich ihr weiches, rundes Gesicht. »Vermisst du denn gar nichts? Die Geborgenheit, gemeinsame Momente und eine Schulter, an die du dich anlehnen kannst?«

»Nein.«

»Und willst du keine Familie gründen? Irgendwann?«

Sie grinst und ihre leuchtend grünen Augen funkeln. »Mir reichen die Kids, um die wir uns in der Gemeinde kümmern. Die kann ich abends wieder abgeben.«

»Stimmt. Vielleicht sollte ich mich auch von diesen Lebenszielen verabschieden und meine Energie sinnvoller einsetzen, ich habe echt die Schnauze voll von New Yorker Mistkerlen.«

»Sehr gut.« Blayney stößt mir den Ellbogen in die Seite. »Und um das zu feiern, gehen wir Samstagabend aus.«

»Och nö, muss das sein?«

»Und wie! Du brauchst Ablenkung, musst deinen Kopf freibekommen. Damit du dich ab Montag auf die Jobsuche konzentrieren kannst.«

»Ich weiß nicht ...«

»Vertrau mir, Claire. Lass alles raus, zieh einen Schlussstrich und sieh nach vorn. Du warst in den letzten zwei, drei Monaten schon unglücklich genug.«

Voller Kummer schaue ich meine beste Freundin an, sie hat mitten ins Schwarze getroffen. Viel um die Ohren, kaum noch Paarzeit und wenn ich mit ihm kuscheln wollte, war Henry nie in Stimmung.

»Hat man mir das angemerkt?«

»Den anderen ist es vielleicht nicht aufgefallen, mir schon. Deswegen war es höchste Zeit, dass ihr euch trennt.« Sie nimmt meine Hand und drückt sie.

Ich erwidere den Druck. »Danke, dass es dich gibt und du immer für mich da bist.«

»Hey, wozu sind wir sonst beste Freundinnen? Seit über zwanzig Jahren.«

Sie hält mir die Faust hin. »BFF.«

Ich vollende den Fistbump mit meiner Hand. »Best Friends Forever.«

»Wir gehen durch dick und dünn.«

»Und bis ans Ende der Welt.«

Wir grinsen uns an und ich ziehe sie in meine Arme. »Hab dich lieb.«

»Hab dich auch lieb.« Eine ganze Weile hält sie mich fest, ist mein Fels und schenkt mir Ruhe.

Doch schließlich richtet sie sich auf. »Jetzt machen wir dir die Couch fertig, okay? Morgen früh sieht die Welt etwas freundlicher aus und du kannst vielleicht schon mit der Jobsuche anfangen.«

Ich nicke und wir erheben uns. »Aber zuerst fahre ich in die Wohnung und hole ein paar Sachen, die definitiv mir gehören.«

 

*

 

»Gehen wir noch in einen Club?«

Hinter uns fällt die Tür der Bar zu, in der wir die letzten drei Stunden verbracht haben, und ich drehe mich zu Meghan um. Sie und Blayney sind freiberufliche Kolleginnen und wir haben uns heute Abend spontan zusammengetan, um die Stadt unsicher zu machen.

»Also, ich –«

Meine Freundin hängt sich bei mir ein. »Na klar. Hast du einen Vorschlag?«

»Wie wäre es mit dem Nemesis?« Meghan schaut uns nacheinander an. »Der ist echt cool. Super Musik und total offene Leute, wenn ihr versteht, was ich meine.« Sie wackelt mit den Augenbrauen.

Nein, tue ich nicht, ist mir aber auch egal. Muss am Weißwein liegen.

»Worauf warten wir dann noch?«

»Ich rufe uns ein Uber-Taxi.« Meghan tippt bereits auf ihrem Handy herum.

Ich schließe die Augen und atme tief durch. Die kühle Luft tut gut und für einen Moment habe ich das Gefühl, dass die Wirkung des Alkohols nachlässt.

Wie sehr ich mich täusche, merke ich im Eingangsbereich des Clubs. Der kleine Vorraum hinter dem Eingang ist warm und dunkel, die Wände werden im gleichen Blau angestrahlt wie das Logo draußen über der Tür. Über eine lange Treppe gelangen wir ins Untergeschoss, wo uns im Kassenbereich der Elektrobeat entgegenschallt. Sogleich setzt mein Körper den Rhythmus in kleine Bewegungen um, meine Schultern schwingen hin und her. Irgendwie fühle ich mich unbeschwert und locker, sämtliche Sorgen sind weit weg.

Am Ende eines nächsten Flurs gelangen wir in einen Saal mit hoher Decke und ich schaue mich fasziniert um, während meine Freundin mich nach links zerrt. Die angedeuteten Gewölbebögen an den Seiten sind in blaues Licht getaucht, genauso wie die Wände und die Tanzfläche in der Mitte, unter den gedimmten Kronleuchtern. Dort tanzt eine ausgelassene Menge zu einem aktuellen Dancehit, der langsam über meine Hüften in die Füße sickert. Die Lust, zu tanzen, steigt.

»Was willst du trinken?«

Meine Freundin schreit mir so laut ins Ohr, dass ich zu ihr herumfahre. Wir haben vor der Bar angehalten, die von unten mit violettem Licht in Szene gesetzt wird. Auch hier ist megaviel los und das schwarz gekleidete Personal dahinter hat alle Hände voll zu tun.

»Egal. Das Gleiche wie du.«

»So ist es richtig.« Grinsend dreht sie sich zum Tresen um und macht auf sich aufmerksam.

Ich wende mich wieder der vollen Tanzfläche zu, bewege mich verhalten zu der energiegeladenen Musik.

Zu schade, dass meine Freundin nicht gern tanzt, denn sie hat zwei linke Füße, wie sie selbst sagt.

Kurz darauf tippt mir jemand auf die Schulter, ich drehe mich um und Blayney drückt mir eine Margarita in die Hand. Ohne Salzrand, selbstverständlich hat sie daran gedacht.

»Du bist ein Schatz.« Erfreut nehme ich ihr das Glas ab und warte, bis alle ihr Getränk in der Hand halten.

Wir stoßen an und trinken.

Wow, die Mischung ist verdammt gut.

Ich nehme noch einen großen Schluck.

Der Song geht in einen neuen über und weil ich einer ihrer größten Fans bin, erkenne ich »Step Back In Time« von Kylie Minogue sofort. Ein Remix in einem groovy Discostyle.

Ich juchze. »Woo-hoo, wie geil ist das denn? Hier, halt mal.«

Eilig vertraue ich Blayney mein Glas an und schiebe mich ein paar Schritte in die Menge. Hebe die Arme und übergebe meinen Körper dem Beat. Mit geschlossenen Augen singe ich jedes einzelne Wort mit, schwinge die Hüften und Schultern. Meine Laune steigt, wird zu Euphorie und spült alle schlechten Gedanken oder Gefühle davon. Das schafft Kylie bei mir immer, besonders mit den schnelleren Songs.

Weswegen ich zwei weitere Tracks auf der Tanzfläche bleibe, bevor ich zu meinen Mädels zurück tänzele und meine Margarita genieße.

Wir trinken und schreien einander ins Ohr, trotzdem kann ich kaum die Füße stillhalten. Das Fieber hat mich endlich wieder gepackt.

Durch mein berauschtes Hirn wabert die Erkenntnis, dass ich schon Monate nicht mehr ausgegangen bin. Höchstens mal zum Essen, mit Henry.

Dann löst der Gedanke sich auf und ich grinse dümmlich.

Heute Abend scheiße ich auf alles, was mit meinem Freund – Pardon, Ex-Freund zu tun hat.

Deshalb leere ich mein Glas und reiche es meiner Freundin, zusammen mit meiner Verzehrkarte. »Hier, die nächste Runde geht auf mich.«

Sie streckt den Daumen in die Luft und kümmert sich direkt um Nachschub.

Ich schiebe die Ärmel meiner Bluse hoch, wackele weiter mit den Hüften und schaue mich um. Überall ist Bewegung in der Menge und vom Eingang her erscheinen immer wieder neue Gäste. So wie eine kleine Gruppe verdammt heißer Typen.

Mein Blick bleibt an demjenigen hängen, der mir am nächsten steht.

Er ist schlank, aber gut gebaut und mindestens einen Kopf größer als ich. Seine Haarfarbe kann ich in dem Licht nicht eindeutig erkennen, vielleicht dunkelblond. Sein Profil wirkt ein wenig kantig, was mir gefällt. Genauso wie die angedeuteten Muskeln unter dem hellen Hemd.

Als er sich zu seinen Begleitern umdreht, gewährt er mir einen Blick auf seinen strammen Hintern und ich schürze verwegen die Lippen.

Da kommt doch glatt mein Blut in Wallung.

Die neuen Getränke werden weitergereicht, erneut stoßen wir an und ich nehme zwei große Schlucke.

Wow, die schmecken immer besser.

Und langsam wird mir herrlich leicht im Kopf.

Die vier Typen rücken näher und einer von ihnen zwängt sich in eine Lücke vor der Bar.

Irritiert kneife ich die Augen zusammen und mustere ihn, die wilde Frisur und den Vollbart, den schwarzen Tunnel-Ohrring. Irgendwie kommt der Kerl mir bekannt vor, sieht aus wie ein Rockstar.

Hm, cool. Ob man hier öfter VIPs trifft?

Ich zucke mit den Schultern, schaue weiter.

Und begegne dem Blick desjenigen aus ihrer Runde, der mir gerade aufgefallen ist.

Hottie. Ja, das passt gut.

Sein Mund verzieht sich zu einem so sexy und vielsagenden Lächeln, dass sich in meinem Bauch ein heißes Prickeln ausbreitet.

Oh, wow! So etwas kann er?

Ich erwidere sein Lächeln, wende mich aber wieder meinen Freundinnen zu.

Hottie beobachtet mich, das spüre ich.

Weshalb ich ihn nach einer Weile erneut ansehe.

Himmel noch eins, sein intensiver Blick geht mir durch und durch, löst eine Welle von Verlangen in mir aus. Mein Schoß erwacht zum Leben und ich presse verzweifelt die Schenkel zusammen.

Schnell wende ich den Kopf ab und hebe das Glas an die Lippen.

Beruhige dich, Daniels, du bist nur beschwipst.

Und untervögelt.

Oops, habe ich das gerade wirklich gedacht?

Angestrengt krame ich in meinem Gedächtnis, gehe Woche um Woche rückwärts.

Scheiße, wann hatten Henry und ich eigentlich das letzte Mal Sex? Gott, ist das traurig! Und das in einer Beziehung, nach nicht einmal zwei Jahren.

Ich atme tief durch und blinzele, straffe die Schultern.

Egal, es ist vorbei.

Darauf noch einen Schluck Margarita.

Wie, schon leer?

Verdutzt starre ich das Glas an. Seufze und reiche es meiner Freundin. Mit einem breiten Grinsen drehe ich mich um und kehre auf die Tanzfläche zurück.

Meghan hatte recht, die Musik ist echt gut hier, extrem tanzbar und nicht nur dieser elektronische Kram.

Ich schließe die Augen und lasse mich in die Musik fallen, vom Beat tragen.

Als ich sie wieder öffne, steht Hottie mit seinen Kumpels bei einem Drink zusammen, sein Blick ruht allerdings auf mir.

Wow, warum ist mir plötzlich so heiß?

Schnell wende ich mich ab und ziehe den Reißverschluss an meinem Ausschnitt ein Stückchen tiefer, tanze weiter. Doch meine Aufmerksamkeit driftet immer öfter zu dem Typen schräg hinter mir.

Er beobachtet mich, oder?

Ich gehe ein wenig in die Knie, schwinge die Hüften und fahre mit den Fingern von den Oberschenkeln über meine Seiten hinauf. Strecke die Arme, fühle den Rhythmus in meinen Adern, Glückshormone rasen durch meinen Körper.

Im Rhythmus der Musik drehe ich mich langsam um meine Achse, sehe zu Hottie hinüber und mir wird noch heißer.

Er reicht sein Glas an den Typen neben ihm weiter, kommt auf mich zu.

Oh, Gott, und er sieht so verdammt sexy dabei aus. Erst recht, als er den Mund zu diesem selbstgefälligen Grinsen verzieht, das mir direkt zwischen die Beine schießt.

Einen Schritt von mir entfernt bleibt er stehen und steigt in den Tanz ein, ohne mich aus den Augen zu lassen.

Wie er sich bewegt, vor allem die Hüften, schickt die nächste Hitzewelle durch meinen Körper.

Heißt es nicht, dass solche Männer auch gut im Bett sind?

Ich lege noch mehr Leidenschaft in meine Bewegungen, genieße seine Aufmerksamkeit und Blicke.

Mit jedem Song kommt er näher, ergreift schließlich meine rechte Hand. Weicht zurück, zieht ruckartig an meiner Hand und dreht mich ein.

Überrascht pralle ich gegen seinen Körper, unsere Arme um meine Mitte geschlungen, und schaue zu ihm auf, direkt in seine Augen.

Gott, fühlt sich das gut an. Und wie er riecht!

Dann schiebt er mich wieder von sich, wirbelt mich umher und ich verfalle automatisch in die passenden Tanzschritte. Noch einmal dreht er mich ein, diesmal in beide Arme. Schenkt mir erneut diesen aufregenden Blick und meiner wandert zu seinem Mund, der vollen Unterlippe.

Gleich darauf entlässt er mich aus der Tanzhaltung und ich starre ihn an. Mir dreht sich der Kopf, in meinem Körper ist jede einzelne Zelle in Aufruhr und mein Herz rast. Mein Atem beschleunigt sich und ich kämpfe um meine Selbstbeherrschung, doch eine Sekunde später ist sie verschwunden.

Ich löse meine Hände aus seinen, trete so nah an ihn heran, dass sich unsere Oberkörper berühren, und lege sie um sein Gesicht. Dann schließe ich die Augen und küsse ihn.

Ein Blitz rast durch meinen Körper, ich bin verloren.

 

*

 

Sobald mein Bewusstsein erwacht, beginnt das Pochen in meinem Schädel.

Ich stöhne leise, drehe mich auf den Rücken und lege mir eine Hand auf die Stirn.

Was haben Henry und ich denn gestern Abend gemacht?

Angestrengt denke ich darüber nach, was noch ein wenig mehr wehtut, doch dann fällt es mir wieder ein.

Henry ist Vergangenheit.

Und ich war mit ein paar Mädels unterwegs, Blayney und ... verdammt, wie hieß sie gleich?

Scheiße, wie viele Margaritas hatten wir gestern?

Ein unbekannter Duft steigt mir in die Nase, ich taste nach dem Laken auf meiner Brust und schnüffele daran. Mmh, sehr angenehm, ein Wohlfühlgeruch. Gleichzeitig wird mir das weiche Kissen unter dem Kopf bewusst.

Oh, dann habe ich es wohl nicht mehr bis zur Couch geschafft und liege im Bett von Blayneys Mitbewohnerin.

Erneut ziehe ich an dem Laken, sauge den Duft ein. Einen guten Geschmack hat sie ja.

Voller Behagen rekele ich mich, halte inne.

Moment mal, irgendetwas ist anders.

Ich schiebe eine Hand unter das Laken und taste umher.

Du meine Güte, ich bin nackt!

Ich seufze und strecke die Arme über den Kopf, lausche in die Wohnung, doch es ist vollkommen still.

Ob sie schon wach ist?

Ich reibe mir über die Augen, blinzele und schaue zur Decke hinauf.

Stutze und neige den Kopf zur Seite, ein mieses Gefühl steigt in mir auf. Über mir befindet sich eine Reihe von Strahlern, direkt in die Decke eingelassen.

Lampen, die ich noch nie gesehen habe.

Und das Morgenlicht fällt in einem anderen Winkel herein.

Ähm ... wo bin ich?

Mein Gehirn braucht ein paar Sekunden, um die Informationen zu verarbeiten und in Erkenntnis umzuwandeln.

Entgeistert fahre ich hoch, presse mir das Laken an die Brust. Das Pochen in meinem Schädel wird heftiger, weswegen ich kurz die Lider zusammenpresse und leise aufstöhne. Als es abklingt, schaue ich mich um.

Ich befinde mich auf der linken Seite eines Kingsize-Bettes und in einem Schlafzimmer, das dreimal so groß ist wie meines. Der Boden ist mit dunklem Holz ausgelegt, die Wände und Einbauschränke auf der linken Seite sind weiß. Rechts, vor einer Säule zwischen den beiden riesigen Fenstern, steht eine schwarze Kommode mit goldfarbenen Griffen und Beinen. Dahinter sehe ich eine helle wildlederne Couch mit Beistelltisch und am anderen Ende des Raumes hängt ein riesiger Bildschirm, darunter befindet sich ein zur Kommode passendes Sideboard.

Ganz langsam zählt mein Hirn eins und eins zusammen, mein Herz hämmert los und ich beiße mir auf die Lippe. Dann nehme ich sämtlichen Mut zusammen und drehe den Kopf zur Seite, halte die Luft an.

Oh. Mein. Gott!

Da liegt ein Typ neben mir auf dem Bauch, ab dem Hintern abwärts vom Laken bedeckt. Mein Blick wandert höher, über den Rücken mit den austrainierten Muskeln und zu dem hellbraunen, herrlich verwuschelten Haar. Die ebenfalls muskulösen Arme sind nach oben angewinkelt und zur Hälfte unter dem Kissen vergraben. Von seinem Gesicht ist nur die rechte Hälfte zu sehen, doch ich erkenne ihn trotzdem.

Es ist der heiße Typ aus dem Club letzte Nacht, Hottie.

Mir entfährt ein Ächzen, woraufhin ich die Hand vor den Mund schlage und erneut die Luft anhalte. Mein Puls pocht in meinen Ohren, trotzdem lausche ich angestrengt und beobachte ihn.

Gott sei Dank, keine Regung, keine Veränderung.

Erleichterung überflutet mich, wird aber gleich darauf von einer Frage verdrängt.

Was, zum Teufel, ist hier letzte Nacht passiert?

Darüber kannst du später nachdenken, jetzt musst du erst einmal raus hier.

Übervorsichtig schiebe ich mich aus dem Bett und weiche rückwärts zurück, den Blick auf den Typen geheftet.

Ich schaue mich um und finde mein Höschen gleich neben einem schwarzen Häufchen Stoff, der vermutlich seine Unterwäsche darstellt, und steige eilig hinein. Wobei mein Schoß mir klarmacht, was ich letzte Nacht getrieben habe. Es pocht und pulsiert zwischen meinen Beinen, als ob ich die halbe Nacht heftig gevögelt hätte.

Beschämt presse ich kurz die Augen zusammen, erinnere mich aber an mein Vorhaben, ich muss abhauen.

Bis zur Schlafzimmertür finde ich noch eine dunkle Herrenjeans und meinen BH, den ich ebenfalls direkt überstreife.

Aber wo ist der Rest, verfluchte Scheiße?

Mich überkommt Panik und ich flüchte aus dem Schlafzimmer, lehne die Tür nur an. Durch einen Flur, von dem links und rechts weitere Zimmertüren abzweigen, gelange ich zu einer Treppe und eile sie barfuß hinunter. Links befindet sich das offene Esszimmer, genauso exklusiv eingerichtet wie das Schlafzimmer, weshalb ich mich nach rechts wende und ein paar Schritte weiter laufe.

Nur, um wie vom Donner gerührt stehen zu bleiben.

»Oh, wow!«

Das Wohnzimmer ist beinahe so groß wie Blayneys Wohnung und dahinter geht es raus auf eine nur unwesentlich kleinere Terrasse. Die Sonne scheint geradewegs herein, lässt die weißen Polstermöbel auf dem dunklen Parkett erstrahlen. Ergänzt wird das Ganze von je einem schwarz-goldenen Couch- und Beistelltisch sowie einem passenden Highboard links und einem weißgrauen Teppich unter den Couchen.

Wo ich endlich meine Klamotten entdecke. Die dunkle Skinny-Jeans und die himbeerrote Bluse wirken hier eindeutig fehl am Platz.

Ich tappe hinüber, schlüpfe schnellstmöglich in die Sachen und finde darunter auch meine Schuhe sowie meine kleine Handtasche. Der Inhalt scheint vollständig zu sein, also schnappe ich mir meine Schuhe und haste hinaus. Verirre mich in eine wunderschöne weiße Küche, schaue in zwei Gästezimmer und finde schließlich den Ausgang.

So leise wie möglich ziehe ich die Tür zu und atme dermaßen erleichtert auf, dass mir flau wird.

Mach schon, aus den Latschen kippen kannst du auf der Straße.

Sehr witzig.

Ich folge meinem Verstand und eile zum Fahrstuhl. Streife die Schuhe über, während ich auf die Kabine warte.

Im Foyer verlasse ich eilig den Aufzug und möchte mich genauso davonstehlen.

Allerdings dreht sich ein Kopf in meine Richtung und ich zucke zusammen.

Einen Portier gibt es auch? Wo bin ich nur gelandet?

Ich straffe die Schultern, werfe mein Haar nach hinten. Lächele ihm freundlich zu und stöckele an ihm vorbei zum Ausgang.

Er erwidert es und widmet sich wieder seiner eigentlichen Tätigkeit, vermutlich lesen.

Auf dem Gehweg sehe ich mich um und wende mich nach links, zur nächsten Kreuzung. Fische das Smartphone aus meiner Handtasche und lese die Straßenschilder. East 51st Street Ecke 1st Avenue.

Okay, ich bin an der Eastside, nicht weit weg von der Queensboro Bridge, über die es direkt rüber nach Long Island City geht, zu Blayneys Wohnung.

Auf meinem Smartphone rufe ich die App der New York City Subway auf, gebe Start- und Zielpunkt ein und lasse mir die Verbindungen anzeigen. Dann mache ich mich auf den Weg zur nächsten Metro-Station.

Die gesamte Fahrt über wühle ich in meinem Hirn, erinnere mich an den Club, Hottie und dass wir miteinander getanzt haben. Dann der Kuss und –

Nichts!

Sooft ich darüber nachdenke, da ist nichts.

Scheiße, Scheiße, Scheiße!

Ich presse Augen und Lippen zusammen, wie blöd bin ich eigentlich?

Keine Ahnung, ob es gut war oder wir wenigstens Kondome verwendet haben.

Mir wird heiß und schnell tippe ich mir eine Erinnerung ins Handy. Ich muss dringend einen Termin bei meiner Gynäkologin machen, damit sie mich auf jegliche Krankheiten untersucht.

Von der Zielstation eile ich nach Hause, die Treppe hinauf und in die Wohnung.

Wo ich erst einmal aufatme und wenige Schritte später im Übergang zwischen Wohnzimmer und offener Küche stehe, vor dem Esstisch.

Meine beste Freundin sieht von ihrem Buch auf, lehnt sich zurück und grinst. »Sieh an, Ms. Daniels! Na, wie war deine Nacht mit diesem heißen Typen?«

Ich plumpse auf den Stuhl ihr gegenüber, lege Tasche sowie Schlüssel auf den Tisch und falle regelrecht in mich zusammen. »Keine Ahnung.«

Sie lacht. »Wie bitte? Willst du mich verarschen?«

Ratlos sehe ich ihr direkt in die Augen und schüttele langsam den Kopf. »Nein, es ist genau so. Der allererste One-Night-Stand in meinem Leben und ich kann mich an keine einzelne Sekunde davon erinnern.«

 

 

Kapitel 2 - Hudson

»Guten Morgen, Mr. Drake.«

Ich nicke der Servicekraft zu, die im Eingangsbereich der Castell Rooftop Lounge Getränke serviert, ignoriere ihren flirtwilligen Unterton und marschiere geradewegs zu unserem üblichen Tisch am Übergang zur Dachterrasse.

Meine drei besten und vermutlich einzig wahren Freunde sind bereits da, reden und lachen.

»Guten Morgen, zusammen.«

»Morgen, Hudson«, tönt es mir beinahe synchron entgegen.

Ich lasse mich neben Kayden auf die Sitzbank fallen und seufze. »Habt ihr schon bestellt?«

»Ja, aber mit dem Hinweis, auf dich zu warten.« Mit einem Fingertippen schiebt er die hellgraue Brille seinen Nasenrücken hinauf, hebt den Arm und nickt jemandem vom Personal zu.

Mir gegenüber beugt sich Brooks vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Hände lässig dazwischen verschränkt. »Hat dich die scharfe Blondine aufgehalten?«

Ich erwidere sein Grinsen. »Leider nein, sie war schon weg.«

»Eine Schande.«

»Finde ich auch.«

»Ich muss sagen, mir hat sie auch gefallen.«

River, der neben ihm sitzt, schnaubt. »Du warst mit deinen beiden Babes wohl nicht ausgelastet, was?«

Brooks wendet sich ihm zu. »Neidisch?«

»Ja, sicher.« Der CEO der Luxushotelkette, zu der auch diese Lounge und das Hotel darunter zählen, verdreht spöttisch die Augen.

»Was soll ich denn machen, wenn sie mir alle nachlaufen? Ich wollte keine der beiden enttäuschen.« Brooks lehnt sich zurück, fährt sich mit einer Hand durch das blonde, hochgestylte Haar.

Kayden und ich lachen leise, so etwas nennt man wohl aufopferungsvolle Fanarbeit.

Eine junge Kellnerin serviert den Champagner, und wir bedanken uns. Dann tritt sie einen Schritt zurück und himmelt mein Gegenüber an.

»Mr. Montgomery, ich wollte Ihnen unbedingt sagen, wie sehr ich Ihre Musik liebe. Ich bin praktisch Ihr größter Fan.«

Er sieht sie an und verzieht den Mund zu dem Grinsen, das zu seinem Markenzeichen geworden ist. »Vielen Dank.«

»Dürfte ich Sie vielleicht um ein Autogramm bitten, bevor Sie gehen?«

Seine Mundwinkel wandern ein Stück höher. »Natürlich, Süße, wo auch immer du es hinhaben willst.«

Ich schüttele den Kopf, um ihn zu warnen, aber zum Glück strahlt sie ihn an.

»Danke, Mr. Montgomery, vielen Dank.«

Kaum ist sie verschwunden, beuge ich mich vor. »Pass auf, was du sagst. Ich sage nur Me Too.«

»Ich dachte, du seist Scheidungsanwalt.«

»Was nicht bedeutet, dass ich von anderen Fachgebieten keine Ahnung habe.«

»Reg dich ab, war doch nur Geplänkel. Das erwarten die Leute von einem Rockstar.«

»Weder haben wir die Siebziger noch bist du Mick Jagger«, mischt sich River ein. »Sei vorsichtig, falls du nicht im Knast landen willst.«

»Du immer mit deinem Pessimismus.« Brooks beugt sich vor und ergreift seinen Champagner. »Worauf trinken wir?«

Wir folgen seinem Beispiel und ich gebe einen Vorschlag ab. »Auf scharfe Frauen und heiße Nächte?«

»Auf scharfe Frauen und heiße Nächte.«

Die anderen erwidern den Trinkspruch, wir stoßen die Gläser aneinander und lehnen uns zurück, um den feinperligen Veuve Clicquot zu genießen.

Kurz darauf serviert man uns den Brunch und wir plaudern über die vergangene Woche, tauschen Wissen sowie Anekdoten aus. Nach dem Essen bestellen wir eine letzte Runde Kaffee, reden über Politik sowie Weltgeschehen und die Entwicklungen der Wirtschaft. Eines von Kaydens Lieblingsthemen, das er zu seinem Job gemacht hat.

»Und ansonsten kann ich euch immer noch Kryptowährungen empfehlen. Die Wertsteigerung letzte Woche betrug durchschnittlich –«

»Alter, bist du endlich fertig?« Brooks verzieht das Gesicht. »Ich gehe jetzt pinkeln, dann will ich nichts mehr davon hören, okay?«

Er springt auf und River folgt ihm, das ist meine Gelegenheit.

»Ich brauche mal wieder einen guten Tipp von dir. Die letzten drei Scheidungen haben ordentliche Honorare abgeworfen und nächsten Monat läuft ein Investment aus.«

»Wie viel kannst du erübrigen?«

»Aktuell acht bis zehn Millionen.«

Kayden nickt. »Ich schaue mal, was passen könnte, und rufe dich an.«

»Bestens, danke.«

»Hast du heute noch etwas vor?«

Ich seufze. »Ja, leider. Meine Eltern veranstalten um fünf eine kleine Party, anlässlich Jackys Verlobung. Da kann der arme Vaughn schon mal sehen, was auf ihn zukommt.«

»Stimmt, er stammt ja aus Chicago.«

»Mh-hm.«

»Unglaublich, dass deine Eltern sich dafür zusammentun.«

»Nicht wahr? In der Firma klappt die Zusammenarbeit seit der Scheidung hervorragend, vielleicht können sie das ausnahmsweise mal aufs Private übertragen.«

»Kommen ihre aktuellen Partner auch?«

»Jepp.«

»Das wird interessant.«

»Wem sagst du das.«

Ja, hier steckt das eigentliche Problem. Die vier können normalerweise keine einzige Minute in einem Raum verbringen, ohne sich an die Gurgel zu gehen. Weil alle meinen, sich voreinander aufspielen zu müssen.

»Und gleichzeitig versuchen sie, dich zu verkuppeln.«

»Davon gehe ich aus.«

»Mein Beileid.«

Ich verziehe das Gesicht. »Sie sind mein schlechtestes Vorbild und geben trotzdem nicht auf, welch Ironie. Möchtest du vielleicht mitkommen? Als mein Flügelmann?«

Da hebt er abwehrend die Hände. »Ich habe schon genug mit meiner eigenen Familie zu tun, was das angeht.«

»Das Los der High Society. Na ja, mir soll es recht sein, so ist mein Einkommen auf jeden Fall gesichert.«

Mein Freund lacht leise. »Und dazwischen sprießen ein paar unverbesserliche Romantiker.«

Allein bei der Vorstellung von Kuschelabenden, Pärchenaktivitäten und Familiengründung wird mir ganz anders, dafür werde ich mein Single-Leben niemals aufgeben.

Meine Schwester hingegen ist eine von den Unverbesserlichen und seit fast drei Jahren sehr glücklich. Wie sie das in unserer Familie geschafft hat, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.

Die anderen beiden kehren zurück, wir leeren unsere Tassen und Gläser. Ich bestelle einen Wagen vom Limousinenservice, wir begleichen die Rechnung und brechen auf. Auf dem Weg zum Ausgang hält die junge Servicekraft Brooks ein T-Shirt und einen Stift hin.

»Wie heißt du, Süße?«

»Vanessa.«

»Vanessa.« Grinsend zieht er die Kappe vom Stift, schreibt die Widmung auf den Stoff und setzt seine schwungvolle Unterschrift darunter. Dann beugt er sich zu ihr, doch River packt ihn am Arm und drängt ihn nach draußen.

»Sorry, ich muss leider gehen.«

»Trotzdem danke, Mr. Montgomery.« Mit überglücklicher Miene drückt sie das Shirt gegen ihre Brust.

Kayden und ich verabschieden uns mit einem Nicken, erhalten aber keine Reaktion. Nun, wir sind das gewohnt. Seit der Highschool.

Vor dem Hoteleingang verabschieden wir uns mit Handschlag und Schulterklopfen, wünschen uns eine erfolgreiche Woche und gehen getrennte Wege.

Meine Limousine parkt bereits am Straßenrand und der Fahrer öffnet mir die hintere Tür. »Guten Tag, Mr. Drake.«

»Ah, Benjamin, wie schön, Sie mal wiederzusehen.«

»Geht mir genauso, Sir.« Er lächelt.

Ich gleite auf die Rückbank und zücke mein Handy, checke auf der Fahrt schon einmal meine Mails.

Zu Hause mache ich es mir mit dem Tablet-PC und einem Drink auf der Terrasse bequem, schaue mir die neuesten Sportnachrichten an.

Bedauerlicherweise muss ich gestehen, dass meine Aufmerksamkeit bald nachlässt, und meine Gedanken stattdessen zur letzten Nacht zurückkehren.

Die Süße mit den goldblonden Wellen und sanften Kurven hat vom ersten Augenblick an mein Interesse erregt. Genauso wie diese pinkfarbene Bluse mit dem frechen Reißverschluss-Ausschnitt. Allerdings war ich überrascht, wie einfach es war, sie herumzukriegen. Ich weiß, sie war angetrunken, aber so etwas hat mich noch nie gestört. Und bei der Kleinen hatte der Alkohol definitiv positive Auswirkungen.

Momentaufnahmen der letzten Nacht fluten mein Hirn, von ihrer ungezügelten Leidenschaft, den ungefilterten Reaktionen, und mein Schwanz wird augenblicklich hart. Der Sex hat mich extrem befriedigt, was selten genug vorkommt, denn die meisten Weiber, die ich flachlege, missverstehen einen One-Night-Stand als Show oder billigen Porno.

Deswegen hätte ich heute früh gern noch eine Zusatzrunde eingeläutet. Im Gegensatz zu der Kleinen bleiben meine sonstigen Bekanntschaften so lange wie möglich, wenn sie erst einmal mein Apartment gesehen haben, und ich muss sie beizeiten rausschmeißen.

Aber gut, vorbei ist vorbei. Mal sehen, wer mir nächste Woche über den Weg läuft, da wollen wir einen neuen Club ausprobieren.

Ich blinzele und kehre in die Gegenwart zurück, widme mich wieder den Inhalten auf dem Bildschirm.

Als es schließlich Zeit wird, zum Apartment meines Vaters aufzubrechen, steige ich schnell unter die Dusche und anschließend in einen grauen Abendanzug sowie schwarze Lederschuhe. Zum weißen Hemd wähle ich eine silbrige Krawatte mit dezentem, grafischem Muster und ein passendes Einstecktuch. Dann bestelle ich mir eine Limousine, stecke Brieftasche, Smartphone, Key-Card ein und verlasse meine Wohnung.

Mein Vater, Jonathan Drake, wohnt mit seiner neuen Partnerin in dem Apartment an der Upper West Side, in dem Jacky und ich aufgewachsen sind. Was jedes Mal ein seltsames Gefühl in mir hervorruft, wenn ich dort zu Besuch bin. Zu viele gute wie schlechte Erinnerungen vermischen sich hier, als dass ich die Sache neutral betrachten könnte. Mir wäre es lieber gewesen, er und Melanie hätten sich eine andere Unterkunft gesucht, diese Frau gehört auf keinen Fall dorthin.

Aber meiner vier Jahre jüngeren Schwester zuliebe werde ich mich zusammenreißen und versuchen, mich wie die Schweiz zu benehmen.

Auch die beiden Hausangestellten hat mein Vater behalten und eine davon öffnet mir die Tür. »Master Hudson, wie schön, Sie zu sehen.«

Ich trete ein und begrüße sie mit einem Wangenkuss. »Bitte, Mildred, wann hörst du auf, mich zu siezen? Auch wenn das weder für dich noch für mich schmeichelhaft ist, du hast mir schon die Windeln gewechselt.«

»Daran kann ich mich bestens erinnern.« Lächelnd schließt sie die Tür.

»Sind schon alle Gäste da?«

»Nein, nur die Familie und ein paar Freunde.«

»Gut, dann gehe ich mal rüber.«

»Hudson, mein Junge!« Mit erleichtertem Gesichtsausdruck eilt meine Mutter, Harriet Drake, auf mich zu, um mich mit einem Wangenkuss zu begrüßen.

»Hallo, Mom.«

»Wie geht es dir, du siehst gut aus.«

»Bestens, danke.«

»Es kommen übrigens ein paar junge Damen aus Jacquelyns Freundeskreis.«

»Mh-hm.« Innerlich verdrehe ich genervt die Augen.

Sie hakt sich bei mir ein und schiebt mich zu den anderen, die ich reihum mit Handschlag begrüße. Nur meine Schwester ziehe ich in eine feste Umarmung und bleibe anschließend neben ihr stehen.

»Champagner, Sir?«

Ich drehe mich zu der Servicekraft der Cateringfirma um und nehme mir ein Glas vom Tablett. »Danke.«

Mein Vater wendet sich mir zu. »Wir sprachen gerade über die wirtschaftliche Situation in den Vereinigten Staaten und New York im Speziellen. Wirken sich die Entwicklungen auch auf die Scheidungsverfahren aus?«

Ich grinse. »Natürlich. Bevor das Vermögen ihrer Männer an Wert verliert, schlagen die Ladys noch schnell zu.«

Rundum kommt Gelächter auf, doch ich sehe auch nachdenkliche Gesichter.

Ja, denkt gut darüber nach!

»Klingt, als hättest du ordentlich zu tun«, meint ein Freund meines Vaters.

»Ich habe tatsächlich kaum noch freie Kapazitäten.«

Woraufhin das Gespräch sich dem Thema zuwendet, wohin das Land und die Welt noch hinsteuern.

Nach und nach trudeln auch die anderen Gäste ein und es bilden sich ständig neue Grüppchen. Meine Eltern halten dabei möglichst viel Abstand zueinander, was ich ihnen hoch anrechne, denn heute geht es um meine Schwester.

Zwischendurch führt meine Mutter mich immer wieder mit besagten jungen Damen aus der High Society zusammen, doch leider bestätigen sich jedes Mal meine Befürchtungen. Sie sind lediglich auf der Suche nach einem vermögenden Heiratskandidaten. Aber ich kenne da einen verdammt guten Trick, sodass sie schnell das Interesse an mir verlieren. Ich muss nur erwähnen, dass ich im Job so viele negative Erfahrungen mache, dass sie mich für immer prägen werden. Und sollte ich meine Ansicht ändern, dann nur mit einem Ehevertrag, der meiner Zukünftigen null Komma null von meinem bisherigen Vermögen überlässt.

Gerade konnte ich wieder jemanden loswerden und sehe ihr schmunzelnd nach, während ich mein Glas leere.

Da erhebt mein Vater seine Stimme. »Meine Lieben, ich möchte eine kleine Rede halten. Habt ihr alle etwas zu trinken?«

Wie einige andere auch winke ich einen der Kellner heran, nehme mir einen Champagner und warte, bis sich die Unruhe gelegt hat.

»Vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid, um mit uns die Verlobung unserer Tochter Jacquelyn zu feiern. Natürlich sollt ihr Vaughn bei dieser Gelegenheit kennenlernen und in unseren Kreisen willkommen heißen. Doch vor allem möchten wir euch beiden damit noch einmal herzlichst gratulieren.«

Er wendet sich meiner Schwester zu und hebt das Glas. »Auf Jacquelyn und Vaughn, möge die Liebe euch niemals verlassen und reich beschenken.«

Scheiße, wie kitschig.

»Auf Jacquelyn und Vaughn!«

Wir heben unsere Gläser und trinken auf das zukünftige Brautpaar.

Anschließend flanieren die Gäste an den beiden vorbei und ich reihe mich als Letztes in die Schlange der Gratulanten ein.

Ich ziehe Jacky in eine liebevolle Umarmung, schüttele Vaughn die Hand. »Macht es besser als unsere Eltern, okay?«

Sie wechseln einen glücklichen Blick, er lächelt mich an. »Auf jeden Fall.«

Nur eines muss ich noch loswerden, weswegen ich mit dem Glas auf meinen zukünftigen Schwager deute und ihm direkt in die Augen schaue. »Aber vergiss nicht – wenn ihr je die Scheidung einreicht, vertrete ich meine Schwester. Und dann schicke ich dich in den Ruin.«

 

*

 

»Guten Morgen, Nancy. Haben Sie schon die E-Mails gesichtet, die ich Ihnen gestern geschickt habe?«

Sie presst kurz die Lippen aufeinander, atmet tief durch und sieht mich mit einem gezwungenen Lächeln an. »Guten Morgen, Hudson. Ich bin gerade dabei.«

»Schön. Dann bringen Sie mir doch gleich mal einen Kaffee.« Damit wende ich mich ab und marschiere in mein Büro.

Mein Kalender ist heute gut gefüllt, mit zwei Vorgesprächen, einem Gerichtstermin am Mittag und einem Sondierungsgespräch.

---ENDE DER LESEPROBE---