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Als Kindermädchen für Cilla, Tochter des berühmten Sängers Chris Cole, lebt Stevie das Leben, von dem viele träumen. Sie hat alles, was man sich wünschen kann. Alles. Bis auf ihn. Auf der Feuerinsel der Glückseligen rückt ihr Traum in greifbare Nähe. Doch ihre Liebe zu Chris wird alsbald auf eine harte Probe gestellt, als seine Tochter bei einem Ausflug spurlos verschwindet. Erfüllt von Terror und Kummer muss Chris sich plötzlich alten Dämonen und neuen Ängsten stellen, während die Geister der Vergangenheit ihn einholen und Stevie in einer waghalsigen Rettungsaktion in Gefahr bringen.
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Seitenzahl: 375
Veröffentlichungsjahr: 2018
Alle Namen, Charaktere und Vorfälle in diesem Roman sind das Werk des Autors und rein fiktiv.
Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen und Vorkommnissen sind zufällig.
Für meine Mama und meinen Bruder Kevin.
Mit großem Dank an Biggi.
Feuerinsel Der Glückseligen
Lanzarote wird von den Einheimischen liebevoll „Isla del
Fuego“ genannt, weil die Insel ausschließlich aus Lava besteht.
Schon Homer bezeichnete die Kanaren in der Antike als „Insel der Glückseligen“.
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Epilog
Es war ein schwarzer Tag für Christopher Cole.
Er brauchte nicht den letzten Schluck Whisky trinken um zu wissen, dass seine Zukunft ebenso farblos und traurig aussah wie sein derzeitiges Spiegelbild.
Seine Frau war gestorben. Seine geliebte Vanessa, die Mutter seiner elf Monate alten Tochter.
Es war der letzte Tag ihres Sommerurlaubs auf den Kanaren, aber Vanessa hatte unbedingt noch ein letztes Mal mit der neuen Yacht auf See hinausfahren wollen. Er arbeitete gerade an einem neuen Song und zog es vor in ihrem angemieteten Haus zu bleiben und auf ihre Tochter aufzupassen. Jetzt wünschte er sich, er wäre mit ihr gegangen. Die kleine Yacht war einfach zu handhaben und sie war nicht das erste Mal allein hinausgefahren; er hatte keinen Grund gesehen sich Sorgen zu machen. Doch der Abend wurde stürmisch und als sie am nächsten Morgen nicht zurück war, wusste er Bescheid. Er wusste es einfach. Sie war fort. Für immer.
Die örtliche Polizei sowie die Küstenwache suchten alles nach ihr ab. Sie fanden die Yacht nicht weit draußen auf dem Meer, verlassen und sich schweigend in den Wellen wiegend. Keine Spur von Vanessa. Man nahm an, dass sie während des Sturms von Bord geschleudert wurde, aber wirklich wissen tat man es nicht. Es gab weder Beweise noch irgendwelche Anhaltspunkte, die Ausschluss darüber gaben was passiert sein könnte.
Vanessa Cole wurde einundzwanzig Jahre alt.
Ihre Familien hatten damals gesagt, sie wären zu jung zum Heiraten, aber nachdem sie sich als Backpacker in Südamerika kennen und lieben lernten, war beiden schnell klar, dass sie ihr Leben miteinander teilen wollten. Vanessa wurde schwanger und Chris war nur zu glücklich eine ehrliche Frau aus ihr zu machen. Natürlich waren sie jung, spontan und ungestüm, aber Chris wollte nie wieder ohne sie sein. Als Musiker verdiente er genug Geld um seine kleine Familie alleine ernähren zu können; sein erstes Studioalbum war solch ein Hit, dass es sogar Goldstatus erhielt. Die letzte Singleauskopplungen stand in den britischen Musikcharts wochenlang auf Platz Eins. Alles lief hervorragend für ihn, bis zu diesem verheerenden Abend auf Lanzarote.
Fast eine Woche war es nun her, als er Vanessa mit einem schnellen Kuss verabschiedete und er sich wieder seiner Gitarre widmete. Er musste sein zweites Album fertig stellen und hatte eine Deadline einzuhalten.
Wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich. Wie sie ihn anlächelte, wie sie sich für einen Kuss hinunterbeugte, während die Sonne hinter ihr strahlte und ihn so sehr blendete, dass er sie kaum ansah. Die Szene spielte sich immer wieder vor seinem inneren Auge ab. Sie war für immer in sein Gehirn gebrannt.
Als wollte sein Unterbewusstsein ihn vorwurfsvoll fragen warum er ihr nicht seine volle Aufmerksamkeit geschenkt und ihr noch einmal gesagt hatte, wie sehr er sie liebte.
Warum war er nicht mit ihr hinausgefahren? Warum hatte man sie ihm weggenommen? Warum musste sie gleich sterben? Und was sollte er jetzt tun? Was wurde aus seiner Tochter?
Von einer Sekunde zur nächsten hatte sich sein Leben schlagartig verändert. Auf einmal war er ein allein erziehender Witwer. Ein berühmter, allein erziehender Witwer.
Mit dreiundzwanzig.
Er starrte in die goldbraune Flüssigkeit in seiner Hand. Die Hand mit dem Ehering.
Der Whisky konnte ihm keine Antwort geben... und er wusste, dass er nicht die Lösung war. Es musste weitergehen. Irgendwie. Auch wenn er nicht wusste wie.
Das glückliche Babylachen nebenan erinnerte ihn daran, weshalb er nicht aufgeben durfte. Sie brauchte ihn. Er war alles, was sie noch hatte. Sie war alles, was er noch hatte.
Er fragte sich, wer bei ihr war. Seine Eltern und alle Gäste der Trauerfeier waren bereits gegangen, sein Freund und Manager Odin war ebenfalls schon fort.
Sein Glas auf dem Couchtisch vergessend, quälte er sich aus dem Sessel und machte sich auf den Weg in die Küche.
Mit Entsetzen musste er sich eingestehen, dass er in den letzten Stunden keinen Gedanken an sie verschwendet hatte. Er hatte nur die Beileidsbekundungen angenommen, Hände geschüttelt, Menschen umarmt und sich formell bedankt. So wie man es wohl von jemandem erwartete, der gerade seine Frau verloren hatte und in dessen Haus man nach einer Beerdigung einkehrte. Auch wenn sie keine Leiche zum Beerdigen hatten... die örtlichen Behörden hatten seine Frau offiziell für tot erklärt und nach sechs ermüdenden Tagen die Suche beendet. Odin hatte eine kleine Trauerfeier in seinem Haus arrangiert. Chris war es gleichgültig. Er hatte noch nie ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Familie gehabt und Vanessas Eltern waren nicht gekommen weil sie ihm die Schuld an ihrem Schicksal gaben. Ihm war es egal. Keine der Umarmungen gaben ihm etwas, keine seiner Gäste bedeutete ihm besonders viel. Alles, was er wollte und liebte war Vanessa. Und nun war sie fort. Er war wie taub und fühlte nichts.
Nur dieses kleine Mädchen, das da in ihrem Kinderwagen saß, war das einzige, das sein Herz höher schlagen ließ.
Das andere Mädchen, das seine Tochter gerade zum Lachen brachte war... Wer war sie?
„Wer sind Sie?“
Erschrocken drehte die junge Frau sich zu ihm um. „Oh, hi. I-ich bin vom Catering. T-tut mir leid, Mr. Cole, ich wollte nicht... ich meine...“
Sie schien nervös. Chris war an diesem Abend nicht in der Stimmung für Fans. Dabei war sie sehr hübsch. Sie trug ihre hellblonden Haaren in einem unordentlichen Dutt auf dem Kopf; einige Strähnen hatten sich wohl im Laufe ihres Arbeitstages gelöst und rahmten ein bezauberndes, ebenmäßiges Gesicht mit einem schönen Lächeln ein. Die Augen waren groß und von einem hellen Graublau, versteckten sich aber hinter einer dieser neumodischen Nerdbrillen, die sie sehr intelligent wirken ließen, ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch taten. Unter der Schürze versteckte sich eine wohlgeformte und schlanke Figur mit langen Gliedern und recht üppiger Oberweite. Auf eine intellektuelle Art und Weise war sie wunderschön, auch wenn es ihm nicht bewusst auffiel.
„Wofür entschuldigen Sie sich?“ Er sah sie mit einem halben Lächeln an und hob seine Tochter aus dem Kinderwagen. Er gab ihr einen Kuss auf die runde Wange und pustete dann über den weichen Haarflaum. Freudig gurgelnd umschloss sie seinen Zeigefinger. „Scheinbar haben Sie sie ja hervorragend unterhalten.“
„Wie heißt sie?“
„Das wissen Sie nicht?“
„Na ja...“ Sie sah ihn merkwürdig an. Er musste doch wissen, dass er sein Privatleben so gut es ging aus der Presse heraushielt und niemand den Namen seiner Tochter kannte. Den Tod seiner Frau hatte er natürlich nicht verheimlichen können.
Er hatte ihr tiefempfundenes Mitgefühl. Einen geliebten Menschen zu verlieren war schon schlimm genug, aber so in der Öffentlichkeit zu stehen wie er es tat und nach solch einem Unglück ständig von Reportern umzingelt zu sein war bestimmt nicht leicht. „Niemand kennt den Namen Ihrer Tochter, Mr. Cole.“
„Chris, bitte.“ Er sah kurz auf sie hinunter bevor er sich wieder seiner Tochter widmete. Sie war in seinen Armen schläfrig geworden. „Sie heißt Cilla.“
„Cilla.“
Der Name war speziell, das wusste er, aber Vanessa hatte es außergewöhnlich geliebt – in vielerlei Hinsicht.
Dies erzählte er nun einer Servicekraft vom Catering. Einer Frau, die er nicht kannte und die im Anschluss womöglich sofort loslief um diese wertvollen Informationen an die Presse zu verkaufen. Doch ein Blick in ihre hellen Augen sagten ihm, dass er es nicht bereuen würde; irgendetwas an ihr strahlte Vertrauen aus.
Was verrückt war. Er kannte sie nicht. Wäre sein Manager hier gewesen, er hätte ihn für seine Naivität zusammengefaltet.
„Und Sie?“ entgegnete er nun.
„Ich? Was soll mit mir sein?“ Sie winkte sich selbst ab und begann die letzten Teller von Essensresten zu säubern.
Wie ihre beiden Kollegen hätte sie schon längst zu Hause sein und ihren Feierabend genießen können, aber irgendjemand hatte den Kinderwagen mit dem Baby in die Küche geschoben und es war um sie geschehen.
„Was tun Sie, wenn Sie nicht gerade Essen wegschmeißen?“
Sie hielt inne, Essen wegzuschmeißen und sah zu ihm hinüber.
Chris war dem Anlass nach ganz in schwarz gekleidet. Der Anzug war maßgeschneidert, aber er hatte die Krawatte gelockert und den obersten Knopf seines Hemdes geöffnet. Er war noch jung so wie sie, schmal gebaut und hatte die Figur eines jungen Mannes der in der Blüte seines Lebens stand. Er war sehr groß, schlank und spielte Tennis und Fußball – kein Fitnessstudio, selten Gewichte. Er war einer von diesen Männern, die das Glück hatten nicht zuzunehmen. Vermutlich würde er immer diese schlanke, leicht trainierte Figur beibehalten. Sie beneidete ihn darum. Sie brauchte nur eine Pizza schräg ansehen und hatte gleich drei Kilo mehr auf den Rippen.
Ohnehin war er ein sehr gut aussehender Mann mit dem braunen, nun zerzausten Haar und den sommerblauen Mandelaugen, umrandet von dichten Wimpern. Dazu die tiefe Urlaubsbräune und der Kontrast war perfekt und nahm einem fast den Atem. Sie liebte seine sinnlichen Lippen und wie die geschwungenen Mundwinkel von Natur aus nach oben deuteten. Seine Zähne waren weiß, gerade und ließen sein Lächeln schon fast niedlich wirken.
Alles an ihm sah entweder blendend aus oder war jungenhaft süß, aber es passte hervorragend zusammen und ließ ihn einfach unverschämt gut aussehen. Kein Wunder, dass jedes zweite Mädchen im Land ihm hinterher lief.
Wenn sie nur sehen konnten, was sie gerade sah. Wie er mit seiner Tochter auf dem Arm dastand, alleine und voller Kummer... Es war herzzerreißend. Sie wären allesamt in Ohnmacht gefallen.
Aber nicht sie. Sie sah ihn nicht als Christopher Cole den verwitweten Sänger, sondern als Christopher Cole den gebrochenen Mann.
Und genau dies war wohl der Unterschied, dass sie sich an diesem ersten Tag ihrer Bekanntschaft, auf der Trauerfeier seiner Frau, so gut unterhalten konnten. Sie ließ sich von seinem Bekanntheitsgrad nicht einschüchtern.
„Ich studiere, das hier ist nur nebenbei.“
„Was studieren Sie?“
„Englische Literatur und Psychologie.“
„Was macht man denn damit?“
„Ich würde gerne in einem Verlag als Lektor oder später als Herausgeber arbeiten.“
„Ich meinte mit Psychologie.“
„Menschen helfen, keine Ahnung.“ Sie hob die Achseln. „Es ist sehr interessant.“
„Und Sie lesen also gerne?“
„Was wird das? Ein Vorstellungsgespräch?“
„Vielleicht. Ich könnte ein Kindermädchen gebrauchen.“ Er scherzte nur, aber kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wusste er, dass er genau das brauchte. „Also?“
Sie schüttelte lachend den Kopf. „Ja, ich lese gerne. Sie auch?“
„Hin und wieder. Kommt drauf an, welches Buch mir in die Hände fällt. Meist habe ich aber keine Zeit.“ Während er seine schlafende Tochter zurück in den Kinderwagen legte, erwischte er sich selbst bei einem Geständnis. „Manchmal wünschte ich mir, ich hätte etwas Vernünftiges gelernt.“
„Was meinen Sie?“
„Eh...“ Sich seiner Worte bewusst werdend, richtete er sich auf und versuchte sich zu erklären. „Ich... Na ja, nach dem College ging ich für ein Jahr zum Backpacken nach Südamerika, wo ich Vanessa kennenlernte. Ich habe schon immer Musik gemacht, wissen Sie? Vanessa unterstützte mich in all meinen Ideen und Träumen, und als wir zurückkehrten, habe ich nur dieses eine Ziel verfolgt. Ich hatte Glück. Und jetzt... Auch wenn ich wollte, ich kann nichts anderes. Ich wüsste auch nicht, was ich machen sollte. Klingt das erbärmlich?“
„Ganz und gar nicht. Viele Menschen wissen nicht, in welche Richtung sie beruflich gehen sollen. Nur weil man studiert, heißt ja nicht, dass man weiß, was man will.“
„Aber Sie wissen doch, dass Sie Lektorin werden wollen.“
Sie lachte kurz auf. „Erst seit Kurzem.“
„Wenigstens haben Sie eine Art Plan. Ich weiß nur, wie man singt und Songs schreibt, das ist alles. Aber der Job lässt mir keine Zeit um mich allein um Cilla zu kümmern. Sie braucht eine Mutter.“
Obwohl er dabei auf seine Tochter hinuntersah, war seine Stimme meilenweit fort. Er versuchte so sehr den Schmerz zu überspielen, doch mit jeder Faser seines Körpers strahlte er Kummer und Trauer aus. Sie hatte es gesehen, den gesamten Nachmittag über wenn sie ins Wohnzimmer kam um nach dem Essen zu sehen. Das gezwungene Lächeln, die höflichen Gesten und formellen Danksagungen... Er schien so verloren und taub, als wenn er nichts wahrnahm außer den Schmerz in seiner Brust.
Doch das, was gerade zwischen ihnen passierte, dieser Austausch echter Gefühle und Gedanken, war echt.
„Sie werden bestimmt wieder jemanden finden“, sagte sie dann. „Vielleicht nicht im nächsten Jahr, aber Sie sind noch jung. Zu jung um allein zu bleiben. Geben Sie sich selbst etwas Zeit.“
„Ich weiß nicht...“ Er hob die Schultern und konzentrierte sich auf das sanfte Wippen des Kinderwagens. „Mag schon sein.“
„Möchten Sie etwas anderes tun?“
Er war der berühmte Singer/Songwriter Christopher Cole, sie waren sich fremd, und doch fragte sie ihn ob er einen anderen Karriereweg einschlagen wollte. Sie wusste nicht, was in sie gefahren war, aber sie fühlte sich wohl in seiner Nähe und hatte keine Bedenken offen auszusprechen was sie dachte.
„Was meinen Sie?“
„Ich meine, möchten Sie etwas Neues erlernen, einer anderen Tätigkeit nachgehen, einen normalen Beruf ausüben?“
„Was? Nein, ich rede nur so daher...“
„Tun Sie das wirklich?“
Nun forderte sie ihn heraus, all das in Frage zu stellen, was er sich so mühselig im letzten Jahr aufgebaut hatte.
Erst sah er sie nur an, dann wandte er sich wieder seiner schlafenden Tochter zu. Alles war besser, als sich mit seinen tiefsten Ängsten und Gefühlen auseinander zu setzen. Wer war sie überhaupt? Diese fremde Frau hatte einen merkwürdigen Einfluss auf ihn, eine Art, die ihn dazu veranlasste alles von sich preiszugeben. Sie wusste ohnehin schon zu viel. Mehr als die meisten. Dennoch konnte er nicht aufhören über das nachzudenken, was sie gesagt hatte.
„Können Sie sich also etwas anderes vorstellen außer vor Millionen von Fans aufzutreten?“
„Ich weiß nicht... Nein... Doch, schon... Nein, irgendwie nicht. Ach, ich weiß auch nicht.“
Sie betrachtete ihn nachdenklich und amüsierte sich über seine ahnungslose und schon fast hilflose Art. Zudem versuchte er ihr auszuweichen. Es war so offensichtlich, dass er sich nur mit dem Kinderwagen beschäftigte weil ihm das Thema unangenehm war. Oder jedenfalls zu schwierig um sich jetzt in diesem Augenblick und in ihrer Gegenwart damit auseinander zu setzen.
Doch so leicht gab sie nicht auf.
„Was werden Sie also tun?“
„Was meinen Sie?“
„Alles. Ihre Tochter. Ihr Job. Ihr Leben. Wie es weitergehen soll.“
Nun wandte er sich ihr komplett zu und sah von seinen ein Meter neunzig fassungslos auf sie hinunter. „Wer sind Sie?“
„Ich bin Stevie.“
„STEEEVIIIIEEE!!!“
Der Schrei hallte durch das gesamte Haus.
Im Wohnzimmer sah Cilla von ihrem Malblock auf und das Kindermädchen an, das sie nun seit fünf Jahren kannte und liebte. Sie hatte ihre Mutter nie kennengelernt, jedenfalls konnte sie sich nicht an sie erinnern, und Stevie war in den letzten Jahren immer für sie da gewesen. Tag und Nacht. Eigentlich war sie wie eine Mutter für sie. Sie hatte nie jemand anderen gekannt und konnte sich niemand anderen an ihrer Seite vorstellen. Alles, was sie wusste und alles, was sie konnte, hatte Stevie ihr beigebracht.
„STEEEVIIIIEEE!!!“
Aufstöhnend löste Stevie ihren Blick vom Laptop und setzte ihre geflickte Brille ab. „Was ist jetzt passiert?“
„Ist Daddy böse auf dich?“
„Nein, Süße, mach dir keine Sorgen.“ Sie steckte den Bleistift in den zerzausten Dutt auf ihrem Kopf und folgte der Stimme, die sie nun seit fünf Jahren jeden Tag hörte.
Wer hätte gedacht, dass sie solch ein Naturtalent war wenn es um Kinder ging? Natürlich hatte sie sich in den letzten fünf Jahren mehr als einmal gefragt, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, aber schon vor ihrer Bekanntschaft mit Chris wusste sie, dass sie ihm niemals etwas würde abschlagen können. Und an dem Abend der Raue hatte sie eine Seite an ihm kennengelernt die noch immer den meisten Menschen unbekannt war.
Dabei hatte sie ganz andere Ziele verfolgt.
Sie wollte ihr Studium zu Ende bringen und für einen Verlag arbeiten, keine Ersatzmutter für ein Kleinkind sein. Aber vom ersten Augenblick an hatte sie Cilla in ihr Herz geschlossen und geliebt. Dabei war sie ein fremdes Baby und die Tochter eines berühmten Sängers. Sie konnte es sich nicht erklären. Vielleicht war es die deprimierende Atmosphäre der Trauerfeier, das Wissen, dass die Kleine mit elf Monaten bereits eine Halbwaise war oder einfach nur Schicksal. Was auch immer es war, sie sah in die blauen Augen des Babys und war verloren.
Sie war gleich am nächsten Morgen eingezogen und hatte ihren neuen Job aufgenommen. Zu Anfang hatte sie ihr Studium fortgesetzt, gewillt, sich nicht von ihrem ursprünglichen Weg abbringen zu lassen. Schnell hatte sie jedoch erkennen müssen, dass ihr schlichtweg die Zeit zum Lernen blieb. Erst als Cilla in den Kindergarten kam, hatte sie dort anknüpfen können wo sie aufgehört hatte. Doch der Reiz eines Studiums war verloren. Ob es ihr gefiel oder nicht: sie war ein Vollzeitkindermädchen. Sie hatte sich damit abgefunden und wurde mit den Jahren nicht nur Cillas Ersatzmutter sondern auch beste Freundin.
Sie war nun sechs Jahre alt, ging in die erste Klasse und war so hübsch wie ihr Vater. Irgendwie war Stevie froh, dass sie nicht viel von ihrer Mutter hatte, denn die ständige Erinnerung an Vanessa hätte ihm zu weh getan. Die sommerblauen Mandelaugen, das Lächeln mit den nach oben geschwungenen Mundwinkeln... Bis auf die blonden Haare glich sie Chris von Kopf bis Fuß.
Für ihn waren die ersten Jahre sehr schwer gewesen, auch wenn Stevie immer an seiner Seite war, ihm zuhörte, gut zusprach und Trost spendete. Sie war immer ehrlich zu ihm und verschönerte nichts. An manchen Tagen ging es ihm so schlecht, dass er nicht aufstand, an anderen wollte er nicht einmal seine Tochter sehen. Seine Lieder wurden melancholisch und traurig. Aber die Menschen liebten den trauernden Witwer; der Schmerz in seiner Stimme berührte sie weil er echt war.
Doch Stevie ließ ihn nicht in seinem Sumpf untergehen sondern päppelte ihn wieder auf. Sie war von Natur aus ein sehr positiv denkender Mensch und meist gut gelaunt. Wie ihre Mutter hatte sie eine schon beinahe weise Sichtweise auf das Leben. Sie zeigte Chris wie schön das Leben trotz solcher Schicksalsschläge und Verluste sein konnte, erfreute sich mit ihm an Kleinigkeiten und badete in dem unbeschwerten Kinderlachen seiner Tochter. Sie achtete darauf, dass er bei allem, was Cilla erlernte, dabei war. Er verpasste weder ihre ersten Schritte, ihre ersten Worte noch das Fahrradfahren oder Schwimmen. Er war bei ihrer Einschulung dabei und war so stolz, dass er ihr ein Kaninchen schenkte und Stevie eine Gehaltserhöhung gab.
Sie war dankbar dafür, aber sie brauchte das Geld nicht. Sie lebte in einem wunderschönen Landhaus in den Surrey Hills, brauchte weder Essen noch Miete bezahlen sondern nur auf ein Kind aufpassen, das sie vom ersten Tag an so sehr liebte als wäre es ihr eigenes. Sie brauchte kein Geld. Sie hatte alles, was sie sich wünschen konnte.
Alles bis auf ihn.
Sie hatte Chris immer geliebt. Die ganzen Jahre über. Doch sie wusste, dass es hoffnungslos war. Sie waren Freunde geworden, und das musste ihr reichen. Sie hatte sich mit ihrer Rolle in seinem Leben abgefunden.
Ohnehin ließ er seit Vanessas Tod niemanden wirklich an sich heran. Erst seit einem guten Jahr begann er sich wieder mit Frauen zu treffen, aber keine blieb länger als ein paar Tage an seiner Seite. Sobald sie ihm zu anhänglich wurden, trennte er sich von ihnen. Es war ein Kommen und Gehen im Hause Cole, und jedes Mal saß Stevie da und betete, dass er sich nicht in eine von ihnen verliebte. Es tat weh mit anzusehen, wie er ein Mädchen nach dem anderen mit nach Hause brachte, während sie immer die zuverlässige Freundin ohne Privatleben blieb, die ihm dabei half seine Tochter großzuziehen.
„STEEE-“
„Bin ja schon da!“
Sie schneite in das hauseigene Musikstudio und fand ihn in seinem drehbaren Ledersessel auf Rollen vor. Er trug Jeans, ein graues T-Shirt, war barfuß und sah einfach blendend aus mit zerzaustem Haar und einem Bleistift hinter dem Ohr. In all den Jahren hatte er nichts von seiner jungenhaften Attraktivität eingebüßt.
Chris hielt ihr einen Zettel hin. Sie griff danach.
„Was ist das?“
„Wofür habe ich bei Ping Pong Wear hundertfünzig Pfund bezahlt?“
„Das heißt Ping Po Zhen“, korrigierte sie ihn und studierte seine Kreditkartenabrechnung. Sie war nicht gerade niedrig, aber eine sechsjährige Tochter zu haben war auch nicht gerade günstig. „Du wolltest doch, dass Cilla Selbstverteidigung lernt. Dafür braucht sie ja wohl einen Gi. Und Ping Po Zhen hat die besten.“
„Einen was?“
„Einen Gi! Du weißt schon, diese weißen Anzüge mit Gürtel.“
Er nahm ihr die Rechnung wieder ab und setzte sich schmollend zurück. „Ich dachte, die kriegt man gestellt.“
„Träum weiter.“ Sie verdrehte die Augen und ließ sich auf den Drehstuhl neben dem seinen fallen. Sie nickte auf das Mischpult. „Bist du weitergekommen?“
„Gut, dass du fragst.“ Er ging nach nebenan in den Aufnahmeraum und kehrte mit seiner akustischen Gitarre zurück. „Was sagst du zu diesem Solo hier?“
Stevie lehnte sich zurück und lauschte seinem Spiel. Sie mochte den Klang seiner Gitarre oder auch des Klaviers im Wohnzimmer, aber hin und wieder verlor er sich in seinen Gedanken und übertrieb es ein wenig.
Dieses Mal war keine Ausnahme.
„Viel zu lang!“
„Findest du?“
Sie rieb sich die Hände an der ausgewaschenen Jeans und stand auf. „Das wird sich kein Mensch anhören wollen, Chris.“
„Meinst du?“
„Ja, das meine ich.“ Sie wusste, er würde noch seinen Manager und besten Freund Odin zu Rate ziehen, aber am Ende tat er oft das was sie sagte. Dabei wusste sie gar nicht, weshalb er auf sie hörte. Sie hatte keine Ahnung von Musik und ging schlichtweg nach ihrem Gefühl. „Cilla und ich wollten morgen in den Zoo. Was ist mit dir? Kommst du mit?“
„In den Zoo!“ Er sah überrascht zu ihr auf und legte die Stirn in Falten. „Gibt es da etwas Besonderes zu sehen seit ich das letzte Mal da war?“
„Wann warst du denn das letzte Mal im Zoo?“
„Hmm...“
„Also seitdem ich hier wohne, warst du noch nicht im Zoo. Das heißt, dass du mit deiner Tochter noch nie hingegangen bist. Und das heißt für mich, dass du morgen mitkommst. Keine Widerrede.“
„Was ist morgen für ein Tag?“
„Versuch es gar nicht erst.“
„Im Ernst, Stevie. Welcher Tag ist morgen?“
„Sonntag.“
„Sonntag! Du weißt doch, wie voll es an den Wochenenden im Zoo ist. Wenn mich jemand erkennt... Das ist immer so ätzend.“
„Das hättest du dir überlegen sollen bevor du ein Kind gezeugt hast. Also, morgen zehn Uhr. Setz einen Hut und deine Sonnenbrille auf. Du gehst mit deiner Tochter in den Zoo.“ Und bevor er sich erholen konnte, setzte sie sofort hinterher: „Lass uns doch dieses Jahr auch mal endlich in den Urlaub fahren.“
„Urlaub?“
„Ja, Urlaub. Die Sommerferien beginnen in zwei Wochen.“
„Ach nein... In sechs Wochen fängt die Tour an und ich muss mich noch vorbereiten.“
Sie wusste es war nur eine Ausrede. „Wir fahren nie in den Urlaub, Chris. Findest du nicht, deine Tochter sollte mal etwas anderes sehen als die Landschaft Englands? So schön sie auch ist.“
„Ich weiß, es ist nur...“ Er druckste herum und ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Der schwarze Tag fiel genau in die erste Ferienwoche.
„Vanessas fünfter Todestag.“ Ihre Stimme klang wie abgestorbener Sprudel.
„Ja.“
Das war alles, was er sagte. Ein einziges Wort. Und es sagte so viel aus als hätte er ihr seine ganze Seele offenbart. Doch sie wollte nicht, dass er an diesem Tag wieder in Trauer und Erinnerungen verfiel. Sie wollte, dass er lernte das Schicksal zu akzeptieren und damit lebte.
„Ich bin anderer Meinung. Ich finde, wir sollten dieses Jahr auf die Kanaren. Nach Lanzarote.“
„Wieso denn gerade da hin?“ Er war wie gelähmt und schrumpfte in seinem Ledersessel zusammen. Nie würde er noch einmal einen Fuß auf diese Insel setzen. Die Insel auf der Vanessa verschwunden und sein gesamtes Leben aus den Fugen geraten war. „Da will ich nicht hin. Niemals wieder.“
„Chris, es muss sein.“
„Wieso?“
„Du weißt wieso. Du musst da hin. Für dich selbst und für deine Tochter. Für uns alle. Du wirst Vanessas Tod nie richtig verarbeiten oder mit ihrem Verlust leben können, wenn du nicht zurückkehrst und dich deinen Dämonen stellst. Du lebst in einer Seifenblase, in der du Musik machst und von einem Tag in den nächsten übergehst, aber wirklich leben tust du nicht. Du vegetierst dahin. Wann bist du wirklich wach? Wann bist du im Moment und fühlst etwas? Vermutlich auf der Bühne... oder im Bett fremder Frauen.“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hätte sie sich die Zunge abbeißen können. Wer war sie schon, dass sie glaubte, sie könnte ihm vorschreiben was er zu fühlen hatte, für wie lange und vor allem bei wem? Sie war sein Kindermädchen, sie waren Freunde geworden. Nichts weiter. Er betrog niemanden mit seinen Handlungen. Dennoch empfand sie so. In ihren Augen gehörte sie schon lange ihm. Es tat weh, wenn er sich mit anderen traf.
„Es tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen.“
„Nein.“
Sein Blick war gesenkt, und deshalb bemerkte sie das halbe Lächeln nicht als er dann kaum merklich den Kopf schüttelte.
Stevie biss sich auf die Unterlippe. Am liebsten hätte sie die Zeit zurückgedreht und ihre Worte ungeschehen gemacht. Sie war sich durchaus darüber im Klaren, dass sie eine Linie überschritten hatte.
Dabei wusste Chris, dass sie Recht hatte. Das hatte sie meistens. Und er vertraute und respektierte ihre Meinung. Sie wollte stets das Beste für seine Tochter und ihn.
„Okay.“
Stevie war so überrascht, dass sie sich an ihrem eigenen, angehaltenem Atem verschluckte und husten musste. „Was hast du gesagt?“
Er sah auf und sie an. Mit einem leichten Achselzucken wiederholte er seine Worte. „Ich sagte Okay. Gut?“
„Chris, ich -“
„Nein, es stimmt was du sagst. Wir fliegen am ersten Ferientag. Bitte kümmere dich um alles. Und sag Pete Bescheid, er soll uns hinfliegen.“
Damit war das Thema erledigt. Er drehte ihr den Rücken zu und beschäftigte sich wieder mit seinem Mischpult, während sie nur dastand und das Gefühl nicht loswurde, sie hätte eine bedeutende Grenze überschritten.
Zwei Wochen später war es soweit.
Stevie hatte sich um alles gekümmert. Das Hauspersonal bekam drei Wochen Urlaub, alle Termine wurden abgesagt. Cillas Unterrichtsstunden im Ballett, Klavier und Wing Tsun mussten ebenfalls umdisponiert werden. Sie selbst hatte bis auf eine Zahnreinigung und einen Abend mit ihrer besten Freundin keine Verpflichtungen. Ihr Leben gehörte den Coles. Das wussten Familie sowie Freunde. Sie buchte ein Feriendomizil auf Lanzarote und kaufte mit Cilla gefühlt alle Geschäfte leer.
Ihr erster Urlaub. Das musste gefeiert werden.
Sie flogen vom nahegelegenen Privatflughafen in Dunsfold aus nach Arrecife. Stevie war erst ein Mal mit Chris' Hawker Jet geflogen und musste sich des öfteren kneifen. Hin und wieder konnte sie ihr Glück kaum fassen, auch wenn in Christopher Coles Leben nicht immer alles glänzte.
Die Presse zum Beispiel hatte von seinem ersten Urlaub in fünf Jahren Wind bekommen, so dass Internet und Zeitungen überquollen mit Schlagzeilen und dem üblichen Klatsch und Tratsch. Man kramte Vanessas Tod wieder heraus und begann mit fast denselben Theorien über ihr Verschwinden wie damals. Zudem wurde wie so oft in den letzten Jahren Stevies Verhältnis zu Chris in Frage gestellt. War sie nur das Kindermädchen oder doch seine Geliebte? Hatte er eine neue Freundin? Es tauchte ein Foto von ihnen auf, als sie gemeinsam den Zoo verließen. Dann eines, wo sie sich mit verschränkten Armen gegenüberstanden. Die Frage lautete: Dunkle Wolken am Liebeshimmel?
Es war verrückt und ein Eindringen in das Privatleben mehrerer Menschen, aber wie immer zuckte Chris nur die Achseln und ignorierte es. Meist las er sich nichts davon durch. Ihm war es egal, solange seine Tochter aus allem herausgehalten wurde.
Die Presse wartete bereits vor dem Flughafen, als Chris' schwarzer SUV vorfuhr. Sie hatten Schwierigkeiten ins Hauptgebäude zu kommen um durch die Sicherheitskontrolle zu gehen, während Cilla sich nur an ihren Vater klammerte und sich in den Aufschlägen seiner Lederjacke vergrub. Blitzlichter prasselten auf sie ein wie Feuerwerk; Reporter hielten ihnen Mikrofone, Handys und Diktiergeräte vor die Gesichter.
Chris kommentierte nichts und ging nur schnurstracks mit der Sonnenbrille auf der Nase und seiner Tochter auf dem Arm durch die gierige Meute, gefolgt von Stevie und Odin Smith, einem Schrank von einem Kerl mit blonder Mähne und schmutzig blondem Rauschebart.
Stevie verstand sich blendend mit dem herzensguten Manager. Schon zu Anfang ihrer Bekanntschaft zog sie ihn mit seiner einschüchternden Statur auf. Er sah wahrhaftig wie der Vater des Donnergottes und eher wie ein Bodyguard einer Heavy Metal Band aus als wie der Manager eines Singer/Songwriter. Doch Chris schwor auf Odin, den er seinen engsten Freund nannte. Er war eingeladen worden sie zu begleiten, aber Odin lehnte dankend ab; Tourvorbereitungen und Termine mit Veranstaltern, Werbeträger und anderen wichtigen Leuten konnten nicht verschoben werden.
„Kann ich Rosalie behalten während ihr in Urlaub seid?“ fragte er als sie im Gebäude waren, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen, das bei einem Mann mit seinem Aussehen schon fast komisch wirkte.
„Sicher. Wenn sie keinen Urlaub nehmen möchte.“
„Will sie bestimmt, aber sie macht immer diese wahnsinnig köstliche Lasagne. Ich kann nicht drei Wochen ohne diese Lasagne leben!“
„Wie gesagt, wenn sie bleiben möchte.“
„Yeah.“ Odin machte eine siegreiche Faust. Er wusste, dass es Chris' Köchin einerlei war ob sie arbeitete oder nicht. Sie hatte nur einen Sohn, der normalerweise bei ihrem Exmann in Neapel wohnte, sich aber derzeit auf einem Austauschjahr in Amerika befand, und so zog sie momentan nichts in ihre Heimat. Sie war demnach froh um jede Beschäftigung und bekochte den jüngeren Odin nur zu gern.
„Und keine Orgien“, warnte Chris ihn lachend, als sie sich dann mit einer Männerumarmung voneinander verabschiedeten.
Odin klopfte ihm auf den Rücken. „Und du erholst dich gut. Viel Glück.“
Chris wusste seine Worte zu schätzen und nickte nur betrübt, bevor Odin sich mit einer ausgestreckten Faust an Cilla wandte. Das Mädchen kannte diesen Gruß und stieß ihre dagegen. „Dir viel Spaß, Mädchen. Mach nicht alle Jungen verrückt.“
„Jungen sind doch so doof!“
„Meine Rede.“
Vater und Tochter rückten zur Sicherheitskontrolle vor. Odin drehte sich zu Stevie um.
„Ich muss sagen, ich bin beeindruckt.“
Sie sah sein Grinsen und musste lachen. „Wieso?“
„Du hast ihn dazu gebracht wieder runter zu fliegen. Ich habe ihn fünf Jahre bearbeitet irgendwo Urlaub zu machen und das Wort Kanaren habe ich nicht mal gedacht, geschweige denn Lanzarote. Wie hast du das nur hingekriegt?“
Stevie beugte sich mit einem Augenzwinkern vor. „Seine Tochter ist immer ein gutes Druckmittel.“
Odin warf den Kopf zurück und lachte schallend, woraufhin Stevie einen Blick zu Chris hinüber warf um sicherzugehen, dass er nichts von ihrem Gespräch gehört hatte. Der war jedoch zu sehr damit beschäftigt, seiner Tochter die rosa Chucks auszuziehen. Der Anblick reizte sie zu einem Lächeln, denn Cilla hielt sich mit beiden Händen an seinen Schultern fest, während er auf einem Knie vor ihr hockte und versuchte die Knoten aus den Schnürsenkeln zu lösen.
„Das muss ich mir merken.“
„Ich und meine große Klappe.“ Sie legte beide Hände an ihre Wangen und schüttelte den Kopf. Sie erinnerte sich zu gut an die letzte Woche daheim; ihr graute es beinahe vor diesem Urlaub. Chris war furchtbar angespannt und launisch gewesen, hatte nicht gewusst was mitzunehmen war und überall nach Gründen gesucht doch nicht zu fliegen. Er hatte Angst und überspielte seine Furcht indem er schlechte Laune vorschob. Sie kannte ihn zu gut. „Ich hoffe, ich habe das richtige getan. Er hat wirklich Angst, weißt du?“
„Da muss er jetzt durch“, erwiderte Odin. „Es ist an der Zeit, und das weiß er so gut wie du und ich. Lass dich von seinen Launen nicht abschrecken. Er kommt drüber weg. Ich hoffe, ihr habt eine schöne Zeit.“
Nun zwinkerte er ihr mit einem Wissen zu, das sie beschämte. Er ahnte von ihren Gefühlen für ihn und zog sie in einer Bärenumarmung an sich, während er ihr Glück wünschte. Dann verabschiedete er sich und machte kehrt, um sich wieder durch das Pressevolk zu zwängen, die vor dem Flughafengebäude in Stellung gegangen waren und auf einen Satz des beliebten Musikers hofften. Doch sie wurden enttäuscht, denn nur Odin marschierte breitschultrig und mit düsterem Blick durch die Menge, stieg in Chris' SUV und fuhr kommentarlos davon.
Stevie lächelte bei diesem Schauspiel. Odin war in den letzten Jahren zu einem guten Freund geworden, doch ihr war es peinlich, dass er offensichtlich von ihren Gefühlen für Chris wusste. Zumal diese schon seit solch einer langen Zeit unerwidert blieben. Der Urlaub zu dritt half nicht ihre Hoffnung zu heben. Dafür kannten sie sich zu lange und zu gut. Tief in ihrem Innern wünschte sie es sich zwar, doch ihr Kopf wusste es besser.
Für ihn gehörte sie vermutlich bereits zum Inventar, dachte sie dann als sie sich schließlich auf den butterweichen, cremefarbenen Sessel im Flugzeug niederließ. Und in den letzten Wochen war er schlichtweg ein einziges Nervenbündel gewesen; seine Stimmung wurde schlimmer je näher der Abflugtag rückte.
Nun blieb er die meiste Zeit einfach nur stumm.
Sie musste eingeschlafen sein, denn als sie das nächste Mal die Augen öffnete und aus dem Fenster sah, konnte sie bereits das Meer sehen. Sie trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und drehte den Kopf um zu sehen was die anderen trieben.
Cilla saß an einem Tisch und malte mit Musik auf den Ohren – pinke Kopfhörer wie es sich für die Tochter eines Sängers gehörte. Chris hatte sich auf der einzigen Couch im Jet ausgestreckt und schlief. Pamela, die junge Stewardess und Tochter des Piloten, blätterte hinten in der Galley in einer Zeitschrift.
Stevie nutzte den Moment um Chris ungestört betrachten zu können. Er hatte einen Arm hinter den Kopf gelegt, der andere ruhte auf seinem Bauch. Ein langes Bein war auf und gegen das Polster gestemmt. Sein Brustkorb hob und senkte sich in einem entspannten Rhythmus, seine Lippen waren nur leicht geöffnet, das Gesicht ihr zugewandt. Er wirkte so friedlich, als hätte er keinerlei Probleme oder Sorgen, und wie immer wenn sie ihn schlafen sah, wünschte sie sich, sie würde neben ihm liegen und von seinem Arm gehalten werden. Sie sehnte sich so nach seiner Berührung, dass sie sich abwenden und ihre Gedanken eine andere Richtung geben musste.
Sie dankte Gott für Cilla, die plötzlich aufgeregt neben ihr stand und ihr das gemalte Bild hinhielt.
„Das ist für dich, Stevie!“
„Oh, wie lieb von dir. Danke, Süße!“ Sie betrachtete die Malerei mit einem stolzen Lächeln auf dem Gesicht.
Cilla hatte ihren Ausflug in den Zoo vor zwei Wochen nachempfunden, komplett mit einem groben Umriss vom Zoogelände wo sie einzelne Gebäude und Wege eingezeichnet hatte. Sie hatte sich ebenso an einem Raubtier versucht. Die drei Personen hielten sich an den Händen und sollten wohl ihren Vater, ihr Kindermädchen und sich selbst darstellen. Stevie war gerührt. Sie hatte eine Familie gemalt.
„Das soll meine Keira sein...“, erklärte Cilla und deutete auf den kleinen Jaguar, der ihrem neuesten Lieblingsstofftier und somit dem Neugeborenen im Raubtiergehege nachempfunden war. Er war aus dem Zoogeschäft und somit eine Erinnerung an einen wundervollen Tag. „Ich finde, sie ist nicht gut gelungen.“
„Sie ist perfekt, Cil. Ich finde das Bild wunderschön, vielen Dank.“ Sie umfasste mit beiden Händen das Gesicht des Mädchens und beugte sich für einen Kuss auf die Stirn zu ihr hinunter. „Ich liebe dich sehr, weißt du das?“
Cillas Mandelaugen glichen die ihres Vaters, als sie dann zu ihr aufsah und mit einem strahlenden Lächeln nickte. Dann fragte sie: „Wann sind wir denn da?“
„Ich weiß es nicht, aber es kann nicht mehr lange dauern. Sieh mal, man kann schon die Insel sehen.“ Sie hob das Mädchen auf ihren Schoss und blickte mit ihr hinaus.
Chris hatte schon länger wach und mit geschlossenen Augen dagelegen und ihre Konversation verfolgt. Sein Blick ruhte auf die blonden, zusammen gesteckten Köpfe und wie sie gemeinsam aus dem Fenster schauten. Es rührte sein Herz wie vertraut und liebevoll sie miteinander umgingen. Er wusste, Cilla wünschte sich nichts sehnlicher als Stevie zur Mutter zu haben. Das gemalte Bild in Stevies Hand bewies es.
Nur war er soweit? Er verließ sich auf Stevie, vertraute ihr und brauchte sie... Sie war seine beste Freundin. Doch liebte er sie? War er bereit für den nächsten Schritt? War er bereit ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen? Was, wenn es nicht funktionierte oder sich herausstellte, dass sie ihn gar nicht wollte. Würde sie kündigen und ihn und Cilla alleine lassen? Würde er Vanessa betrügen wenn er sich gefühlsmäßig auf jemand anderen einließ und jemand ihre Stelle als Cillas Mutter einnahm? Wenn er daran dachte, wohin dieser Flug führte und was vor ihm lag...
Wie die Vulkane auf der Insel brodelten seine Erinnerungen. All der jahrelang unterdrückte Schmerz, all der Kummer drohten an die Oberfläche zu gelangen.
Chris schloss die Augen, drehte den Kopf ab und verschloss sein Herz und seinen Verstand vor all den Gefühlen, die seit Wochen über ihn einstürzten wie Flutwellen.
In den Vulkanbergen, in einer kleinen Hütte weiter nördlich, wurde mit einem zufriedenen Schmunzeln der Fernseher ausgeschaltet.
Wenn die Klatschpresse Recht hatte und Chris Cole war nach fünf Jahren zum ersten Mal in den Urlaub geflogen, so war sie sich sicher, dass er nach Lanzarote unterwegs war. Sie wusste, er würde eines Tages wiederkommen.
Sie drückte die Zigarette in dem überquellenden Aschenbecher aus und nahm das Telefon auf. Die Nummer kannte sie auswendig. Mit einem selbstsicheren Lächeln sagte sie: „Er ist unterwegs. Endlich ist unsere Zeit gekommen.“
„Ich bin gleich da.“
„Gut.“
Sie legte den Hörer auf die Gabel zurück, stand auf und ging zu der metergroßen Pinnwand hinüber. Sie war übersät mit Zeitungsartikeln, Schlagzeilen, Postern und Fotos von Chris, seiner Tochter und dem Kindermädchen. Alles war fein säuberlich katalogisiert worden. Von den Anfängen seiner Karriere bis heute. Alles, was jemals irgendwo über ihn aufgetaucht war, hatte sie gesammelt und aufgehangen. Es war ihr Lebenswerk.
Lange hatte sie auf diesen Tag gewartet. Nun war er endlich gekommen.
Auflachend griff sie nach der glänzenden Pistole auf dem Tisch und überprüfte das Magazin. Doch sie wusste, dass die Schusswaffe bereit war.
Das war sie seit fünf Jahren.
So wie sie.
Stevie hatte sich Lanzarote anders vorgestellt. Sie wusste von den Vulkanen und dass sie im achtzehnten Jahrhundert sechs Jahre lang den gesamten Süden der Insel verwüsteten, aber dass die Landschaft noch immer so karg, von beigebraunen Hügelketten und mit schwarzen Lavafeldern und Kratern übersät war, hätte sie nicht gedacht. Wusste sie es nicht besser, sie hätte schwören können auf dem Mond gelandet zu sein.
Sie starrte unentwegt aus dem Beifahrerfenster, während Chris den Flughafen hinter sich ließ und den gemieteten BMW X5 gen Süden in Richtung Playa Blanca steuerte.
„Wo sind die Bäume?“ wunderte sich auch Cilla vom Rücksitz und presste nicht nur ihre Nase, sondern auch Keiras Stoffgesicht an die Scheibe.
„Sieht aus wie auf Tatooine“, kommentierte Stevie. Ihre Stimme war so trocken wie die Landschaft um sie herum. „Oder wie die Sahara. Sieh dir mal das Geröll an, da kann ja kein Mensch hergehen.“
„Deswegen auch der SUV“, erklärte Chris und riss seine Augen kurz von der zweispurigen, asphaltierten Straße um Stevies Blick zu folgen. Meterhohe Felsbrocken, Steine und Geröll lagen gleich neben der Straße und erstreckten sich über brachliegendes Feld bis hin zu den Hügelketten und Vulkanen, die am Horizont schon beinahe wie eine Fata Morgana wirkten. „Stellt euch nicht so an. In den Städten ist es besser.“
An manchen Stellen hatte man das Gebröckel für eine Einbuchtung frei geräumt um eine Tankstelle, eine Bodega oder ein Aloe-Vera-Museum in die Kargheit zu stellen, aber wie Chris vorausgesagt hatte, wurde es zivilisierter sobald man sich einem der Orte näherte. Asphaltierte Wege, Palmen, Kakteen und künstlich angelegte Blumenbeete und weiße Hausfassaden mit grünen Fensterläden und Türen. Die Städte waren jedoch so klein, dass sie mit zwei oder drei Straßen gerade mal das Wort Dorf verdienten. Man spürte sofort, dass Lanzarote fernab der touristischen Zentren eine Insel der Einsamkeit, der Muße und der Stille war.
Stevie hatte gelesen, dass die Insel vom Tourismus lebte und war nicht wenig überrascht, als sie eine gute halbe Stunde und gefühlten hundert Kreisverkehren später den Ort Playa Blanca erreichten und dort die Menschenmassen wie ein Schwarm Bienen umherschwirren sah. Das ehemalige Fischerdorf hatte sich in den letzten zwanzig Jahren zu einem Touristenzentrum entwickelt und alle paar Jahre wuchsen immer mehr Hotels und Apartmentanlagen aus dem Boden.
Sie befuhren die einzige Straße, die an der Strandpromenade vorbeiführte. Der Ortskern selbst war zum größten Teil eine reine Fußgängerzone. Restaurants, Bars, zwei Supermärkte und unzählige Geschäfte mit Strandartikel reihten sich nebeneinander auf, die Häuser waren weiß getüncht und nie höher als ein oder zwei Stockwerke. Chris musste mehrmals anhalten um die vielen Zebrastreifen frei zu halten, über die alle paar Sekunden knapp bekleidete Touristen in Badeschlappen schlenderten. Er war nur froh über die Klimaanlage und die getönten Scheiben des Leihwagens.
Stevie machte ebenfalls drei Kreuze, als sie endlich weiterfuhren und den Ortskern hinter sich ließen. Glücklicherweise würden sie nicht inmitten dieses Getümmels wohnen. Der Yachthafen Marina Rubicón war da ruhiger. Sie war beinahe stolz über die Auswahl des von ihr angemieteten Hauses in den Hügeln hinter dem Hafen.
„Residencie San Pedros“, las sie von einem der Straßenschilder ab und sah dann noch einmal zur Bestätigung auf die aufgeklappte Karte in ihrem Schoss hinab. „Da müssen wir hin. Fahr hier rechts.“
„Was? Bist du sicher?“ Chris beugte sich zu ihr vor und schielte auf die Straßenkarte. Dabei verpasste er die Abfahrt.
„Chris! Du hättest hier rechts gemusst!“ Stevies blonder, wie immer zerzauster Dutt flog herum als die Abzweigung an ihnen vorbeirauschte.
„Meinst du? Wie heißt das Viertel?“
„San Pedros! Es stand da hinten auf dem Schild, du bist vorbeigefahren!“ Ihr Zeigefinger schlug immer wieder gegen die Fensterscheibe. „Da hinten müssen wir abfahren. Du musst wenden.“
„Sag nächstes Mal einfach früher Bescheid!“ Er machte einen staubigen U-Turn auf der zweispurigen Straße und fuhr genervt zurück. „Frauen und Karten lesen!“
„Ich habe früh genug Bescheid gesagt, aber du hast mir ja nicht geglaubt und musstest unbedingt selbst nachgucken. Nächstes Mal kannst du selbst die Karte lesen!“
„Nächstes Mal fährst du dann!“ entgegnete er hitzig, eher wütend über das kaputte Navigationsgerät als auf sie.
Der Weg schlängelte sich durch ein paar einspurige Gassen, aber schließlich gelangten sie zu einem Gittertor, an dessen Säule Villa Papaz auf einem Bronzeschild eingraviert war.
„Ein Tor? Das ist doch kein Bungalow... Was hast du da gemietet?“ Chris ließ das Fenster hinunter und sah sofort die Tastatur auf Fahrerhöhe. „Wir brauchen einen Zutrittscode. Hast du einen Zutrittscode?“
„Eh... warte mal...“ Stevie tippte und wischte auf ihrem Handy herum; sie suchte die Email des Eigentümers. Sie hatten in Kontakt gestanden seit sie online das Haus gefunden und gebucht hatte. Sein Englisch war schlecht, aber er schien sehr nett und hatte all ihre Fragen so gut wie es ging beantwortet. Sie fragte sich, ob er ihr den Code für die Einfahrt gegeben hatte. Ihr wurde ganz warm während sie hastig ihre Email-Konversation durchstöberte.
„Warum geht es denn nicht weiter?“ Cilla beugte sich vor und sah zwischen den Vordersitzen ihren Vater und Stevie abwechselnd an. „Ich muss aufs Klo!“
„Gleich, Süße... Ich habe es gleich...“
„Steviiiieee...“ Chris hörte sich an als wollte er ihr jeden Augenblick den Kopf abreißen, aber im nächsten Moment schon fand sie die Zahlenkombination und gebot Einhalt mit hoch erhobener Hand.
„Ich habe ihn! 050162.“
„Nicht so schnell! Noch mal.“ Chris' Finger flogen über die kleine Tastatur. Wie durch Magie öffnete sich das schwarze Gittertor vor ihnen. Er legte den ersten Gang ein und fuhr langsam hindurch und die Einfahrt hinunter.
Ordentlich angeordnete Kakteen und Hibiskusbüsche wuchsen am Rande des kurzen Weges, der in einem kleinen Wendekreis vor dem Haus endete. Das Gebäude war cremeweiß und wirkte imposant, elegant und doch rustikal mit den braunen Balkonen, Fensterrahmen und dem Schindeldach. Ein einziger „Julia“-Balkon sah auf den Vorplatz hinaus. Stevie wusste durch die Fotos des Eigentümers, dass er zu dem Hauptschlafzimmer im ersten Stock gehörte.
Sie klatschte freudig in die Hände, als sie aus dem hohen Wagen glitt und ihn erblickte. „Wunderschön!“
„Du hast das Haus doch nur gemietet wegen dem Ding da“, kommentierte Chris während er begann ihr Gepäck aus dem Kofferraum zu heben.
„Was ist das?“ Cilla starrte gegen die Sonne zum halbrunden Balkon hinauf.
„Oh Romeo, Romeo! Wo seid ihr, Romeo!“ trällerte Stevie lachend, fasste nach Cillas Händen und drehte sich mit ihr im Kreis. „Das ist ein Liebesdrama von Shakespeare. Englische Literatur.“
„Hilf mir doch mal!“ bellte Chris hinüber. „Was ist das nur alles für Zeug?“
Stevie nahm ihm ihr Beauty Case ab. „Das ist zum Beispiel mein Kosmetikkoffer.“