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Hermann Weinhauer

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Beschreibung

Die US-Streitkräfte rücken auf Nürnberg vor. Kampfkommandant Wolf kratzt die letzten verfügbaren Reserven zusammen, um die Verteidigung der Stadt zu organisieren. Abgekämpfte Trümmerverbände der Waffen-SS und der Wehrmacht, außerdem Jugendliche und Männer vom Volkssturm, vom Reichsarbeiterdienst und vom Bodenpersonal der Luftwaffe stellen sich der gegnerischen Übermacht entgegen. Unter ihnen befindet sich auch Unterscharführer Schulte, der Protagonist dieser Geschichte. Als der Feuersturm losbricht, muss der kampferprobte Schulte noch einmal durch die Hölle auf Erden gehen … Hermann Weinhauers neuster Erlebnisbericht schildert eindrücklich den Endkampf um die symbolträchtige Stadt Nürnberg. Einmal noch wirft die deutsche Führung ein letztes Aufgebot an Truppen in eine sinnlose Schlacht, um ein paar Tage mehr Zeit herauszuschinden … Erleben Sie die Schlacht um Nürnberg in ihrer ganzen Brutalität, indem Sie sich jetzt dieses E-Book kaufen.

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Jill & Moni

von

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Feuersturm über Nürnberg

 

»Was für ein verdammter Mist«, flucht SS-Unterscharführer Michael Schulte vor sich hin. Seine Gruppe, die zum SS-Panzergrenadier-Regiment 38 der 17. SS-Panzergrenadier-Division «Götz von Berlichingen« gehört, hat gerade eine kurze Rast eingelegt.

Eigentlich sollte das Regiment im Raum Franken aufgefrischt werden. Doch der schnelle Vormarsch der 3. und 45. US-Infanterie-Division zwang die deutsche Führung, diese Einheit vorzeitig wieder in den Kampf zu schicken.

Nun sitzt er, angelehnt an das Ortseingangsschild der Stadt, im Freien und blickt in den wolkenlosen blauen Himmel Frankens. Die SS-Männer sind seit den frühen Morgenstunden damit beschäftigt, Stellungen zur Verteidigung der alten Reichsstadt zu bauen.

Sein Kamerad SS-Rottenführer Sven Wache blickt ihn verwundert an.

»Was ist denn mit dir los Micha?«, erkundigt er sich bei seinem Gruppenführer. Dieser senkt nun seinen Blick nach unten auf den staubigen Boden, zeigt aber mit dem rechten Zeigefinger nach oben. Wache schaut in die angegebene Richtung. »Nürnberg – Stadt der Reichsparteitage« steht dort auf dem Schild, unter dem Schulte sitzt.

»Ich war das letzte Mal 1938 hier. Damals war ich noch Kameradschaftsführer meines HJ-Banns. Wenn ich daran denke, wie stolz wir durch das wunderschöne Nürnberg marschiert sind mit der anschließenden Parade auf dem Zeppelinfeld. Damals, als ich die Paradeformationen der Schutzstaffel gesehen hatte, entschloss ich mich einmal diesem Orden anzugehören. Genau das war der Moment, der mein Leben unweigerlich beeinflusste. Und nun? Ich bin tatsächlich als SS-Mann zurückgekehrt, aber nicht um eine Parade abzuhalten, sondern zur Verteidige Nürnbergs gegen die arroganten Amis.« Wache kann eine Mischung aus Wut und Lethargie in der Stimme seines Kameraden erkennen, den er bereits aus den Kämpfen in der Normandie kennt.

Er gesellt sich zu ihm, holt eine zerdrücke Schachtel Zigaretten aus seine Tarnjacke und steckt sie dem Kameraden in den Mund. Auch er selbst genehmigt sich eine. Danach kramt er nach seinen Streichhölzern und steckt die beiden Glimmstängel an.

»Das sind meine letzten von den guten amerikanischen. Hab' sie von den Ardennen bis hierher gerettet, also genieße sie«, meint er aufmunternd mit einem verschmitzten Lächeln zu seinem Kameraden. Er klopft ihm freundschaftlich auf die Schultern, sodass die schmutzige, in verschiedenen Grün- und Brauntönen gefärbte Uniformjacke staubt. Schulte blickt auf und zwingt sich ein mattes Lächeln ab.

»Los, los Männer. Es geht weiter!«, hören die beiden Landser den Befehl ihres Zugführers. Wieder schnappen sie sich die Spaten sowie Spitzhacken, legen Schützengräben an und bauen Barrikaden oder verschließen die größtenteils zerstörten Häuser mit Holzlatten, Möbelresten und Sandsäcken, was nun den ganzen Vormittag dauert.

Die warme Frühlingssonne scheint den schuftenden Männern wohltunend auf die ausgelaugten Körper. Trotz des klaren Tages erscheint kein feindliches Flugzeug über den deutschen Stellungen rund um Nürnberg. Nur weit in der Ferne erkennen die SS-Männer ab und an kleine dunkle Punkte am blauen Himmel. Da sie eigene Flugzeuge schon ewig nicht mehr gesehen haben, werden es wohl feindliche Flugzeuge sein. Doch sie lassen sich davon nicht stören, da genug Luftspäher abgestellt und zahlreiche Flugabwehrgeschütze in Nürnberg stationiert sind.

Schulte und Wache sind gerade dabei, ein weiteres Schützenloch auszuheben, als sie aus dem Augenwinkel einen Kraftradmelder auf einem BMW-Solo-Krad heranbrausen sehen. Der Melder erkundigt sich bei den Soldaten nach dem Zugführer und wird sogleich von den Männern eingewiesen. Schnellen Schrittes eilt er zum Oberscharführer, der ebenfalls gerade dabei ist, die Stellungen auszubauen und übergibt ihm eine Meldung. Der Kradmelder grüßt und verschwindet schnell wieder. Den Schweiß wischt sich der Oberscharführer aus dem Gesicht und überfliegt den Meldezettel. Wenige Sekunden später ertönt der Befehl zum Sammeln. Der Zug soll in Richtung Buchenbühl abmarschieren, da man dort in Kürze mit dem Auftauchen von feindlichen Panzerspitzen rechnet.

Schöner Dreck, denkt sich der Unterscharführer, und wir haben nicht einmal schwere Waffen.

Die SS-Männer marschieren so schnell wie möglich zum angegebenen Stadtteil, da Schützenpanzer oder Lastkraftwagen für die Einheit nicht verfügbar sind. Unterwegs begegnen ihnen alle möglichen Formationen. Sie sehen Einheiten des Reichsarbeitsdienstes, die ebenfalls Stellungen ausheben, kleine Einheiten der Hitlerjugend mit geschulterten Panzerfäusten und auch Einheiten des Volkssturms. An einer Straßenkreuzung sehen sie, wie sich eine Anzahl von RAD-Männern an einer 8,8-cm-Flak zu schaffen machen, die mit größter Anstrengung versuchen, das Flugabwehrgeschütz in Stellung zu bringen. Allerdings sehen sie weit und breit keine Zugmaschine. Dafür aber eine Menge Sandsäcke, die bereits in der Nähe aufgestapelt sind. Schließlich erreichen sie nach mehreren Umwegen, die durch schwere Zerstörungen durch den alliierten Terrorbomber hervorgerufen wurden, den befohlenen Sammelpunkt.

Schnell werden sie durch einen ortskundigen Parteifunktionär eingewiesen. Der Blockwart, welcher in seiner sauberen, braunen Uniform zwischen den von den schweren Kämpfen gezeichneten Waffen-SS-Männern sehr verloren ausschaut, bemüht sich redlich eine feste Stimme an den Tag zu legen. Er erklärt dem Zugführer schnell, von wo die feindlichen Truppen angeblich kommen sollen, welche Häuser bereits notdürftig befestigt sind und wo die eigenen Truppen stationiert sind. Es stellt sich heraus, dass der Zug einen Straßenabschnitt samt Kreuzungsbereich besetzen soll.

Vor ihnen befindet sich eine Einheit des 21. Luftwaffen-Feldregiments, das von einem Panzer-Vernichtungstrupp der Nürnberger Hitlerjugend unterstützt wird. Links schließt sich eine Kompanie des Volkssturms an und rechts eine Einheit des Reichsarbeitsdienstes.

Unterscharführer Schulte beobachtet seinen Zugführer genau, aus dessen Gesicht leicht abzulesen ist, was er von der ganzen Sache hält. Anscheinend gleichen sich die Gedankengänge der beiden Männer.

Als der Parteiangehörige seines Weges geht, ruft der Oberscharführer seine Gruppenführer zusammen.

»Hergehört Männer, der Goldfasan hat mir gerade die momentane Lage erläutert. Es ist in Kürze mit dem Auftauchen von Feindkräften zu rechnen. Die einzigen Einheiten in unserer Nachbarschaft, die ich als einigermaßen kampfkräftig einschätze, sind die Kameraden der Luftwaffe vor uns. Alle anderen sind vermutlich kampfungewohnt. Wir sind in diesem Abschnitt die einzige SS-Einheit, weil die restlichen Einheiten unseres Regiments auf andere Abschnitte aufgeteilt werden. Anscheinend wollen die oberen Herren unser Regiment auseinanderpflücken und als Korsettstangen für die übrigen Truppengattungen einziehen. Ich schicke sogleich die Melder los, um die Lage dem Bataillonskommandeur zu melden und um Kontakt mit den Nachbarn aufzunehmen. Der Parteibonze hat uns auch Panzerfäuste zugesichert, die in Kürze hier eintreffen sollen. Wir werden sehen …«

Nachdem die verschiedenen Gruppen auf die Gebäude aufgeteilt wurden, verschwinden die SS-Männer auch schon in den Häusern.

Kurze Zeit später sind Schulte und seine Männer gerade dabei, ihre Stellung mit Möbeln und allem möglichen Hausrat zu verbarrikadieren, als zwei Hitlerjungen mit einer schweren Holzkiste erscheinen. Sie stellen sie bei Unterscharführer Schulte ab, weswegen er seine Arbeit unterbricht, und sie öffnet. Er erblickt zufrieden einige Panzerfäuste, doch die Freude währt nur kurz.

»Was soll denn dieser Blödsinn?«, fragt er die beiden Hitlerjungen. Er nimmt eine der Panzerfäuste und wirft sie seinem Kameraden Wache zu.

»Sieh dir das an Sven«, der Rottenführer fängt die Nahkampfwaffe elegant auf und schaut seinen Gruppenführer fragend an.

»Es sind keine Zünder drin!«, ruft der Unterführer, während er jede einzelne Waffe kontrolliert.

»In keiner!«, verkündet er empört. Ungläubig untersucht nun auch Wache die zugeworfene Waffe und erkennt ebenfalls sehr schnell das Problem.

Wütend schaut Schulte einen der Hitlerjungen an und zeigt dabei auf die Holzkiste.

»Was soll der Blödsinn, hab ich gefragt. Die sind völlig wertlos! Wo sind die Zünder?«

Einer der Hitlerjungen, ein vielleicht 15-jähriger, blonder Junge, schaut den Unterscharführer mit seinen strahlend blauen Augen nur verunsichert an und zuckt mit den Schultern.

Entschuldigend meint er: »Unterscharführer, wir haben vom Kampfkommandanten nur den Befehl bekommen, diese Kiste hierher zu bringen. Alles andere wissen wir nicht.«

Dem Unterscharführer ist klar, dass die Jungen nichts für diese Misere können. Deshalb schickt er sie schnellstens wieder zurück, um dem Kampfkommandanten zu melden, dass in den Panzerfäusten die Zünder fehlen.

Schulte schaut den beiden Hitlerjungen, die schnell davoneilen, nachdenklich hinterher.

Kurz darauf hören die SS-Männer lauter werdenden Artilleriebeschuss, während die Abenddämmerung beginnt sich abzuzeichnen. Der Unterscharführer hat sich gerade in eine ruhige Ecke des Hauses verkrochen und ist dabei, an seine Verlobte einen Brief zu schreiben. Die beiden kennen sich bereits seit Kindertagen und waren in der Schule dann ein Paar geworden. Im letzten Heimaturlaub vor Beginn der Ardennenoffensive hatte sich Schulte ein Herz gefasst und um ihre Hand angehalten.

Plötzlich rennt der SS-Sturmmann Siegfried Zöge in den Raum.

»Uscha, in den Häuserreihen vor uns, dort wo die Schlipssoldaten liegen, geht der Arie-Segen runter!«

Schulte rappelt sich auf, knickt den angefangenen Brief fein säuberlich zusammen und eilt dem Sturmmann hinterher.

Im Sichtschutz aus mehreren zusammengenagelten Holzlatten steht der Unterscharführer am Fenster und blickt durch sein Zeiss-Glas.

Er kann die Einschläge der feindlichen Artillerie genau erkennen. Teilweise stürzen Häuserwände ein und dicke Staubschwaden wallen durch die Straßen. Hin und wieder sieht Schulte einige Soldaten durch den Staub flitzen und in einen anderen Hauseingang verschwinden.

Der Artilleriebeschuss dauert knapp eine Stunde bevor er schlagartig aussetzt. Schulte weiß genau, was das bedeutet. Nun werden die ersten amerikanischen Einheiten anrücken.

»Macht euch fertig. Gleich wird der Tanz beginnen!«, fordert er seine Männer auf, ohne die Augen vom Fernglas zu nehmen. Durch den Staub und Rauch kann Schulte nun vereinzelte Panzer und Infanterie erkennen. Aus den vorderen Gebäuden werden einige Schüsse abgegeben, doch große Gegenwehre sind nicht zu erkennen.

»Uscha, vom Zugführer kam die Nachricht, dass unsere linken und rechten Nachbarn flöten gegangen sind und wir somit Gefahr laufen, umgangen zu werden. Wir sollen uns Richtung Ziegelstein absetzen!«, meldet wieder SS-Sturmmann Zöge.

Nun nimmt Schulte das Glas von den Augen.

»Verdammt nochmal. Das ist doch zum Kotzen! Alles sammeln und zum Ausgang runter«, flucht er. Zu Wache gewandt fügt er hinzu: »Die Panzerfäuste werden mitgenommen!«

Wenige Augenblicke später steht die Gruppe gedeckt im Ausgang des zweistöckigen Hauses.

»Also gut Männer«, wendet er sich an seine Kameraden, »sprungweise absetzen nach hinten. Gegenseitig Deckung geben«. Die ersten drei SS-Soldaten, unter ihnen Rottenführer Wache als stellvertretender Gruppenführer, verlassen den Ausgang. Der Rest hält Ausschau nach den Feinden. Diese sind jedoch noch nicht auszumachen, da die Amerikaner nur sehr langsam vorrücken. Nun entfernen sich auch die anderen Soldaten, gefolgt von Unterscharführer Schulte. Sie werden dabei durch den vom Artilleriefeuer verursachten Staub gedeckt. Geschützt durch die einbrechende Dämmerung gehen auch die anderen Gruppen des Zuges mit ihnen zurück.

Unangefochten erreichen sie die ersten Straßenzüge von Ziegelstein, wo der Zug sich sammelt. Der Oberscharführer macht eine kurze Bestandsaufnahme, wobei er zufrieden feststellt, dass seine Einheit keine Verluste zu verzeichnen hat. An den ersten Häusern von Ziegelstein werden sie abermals von einem Parteibonzen empfangen.

»Was ist los? Wieso geht ihr zurück?«, ruft dieser im typischen fränkischen Dialekt dem Zugführer entgegen und gestikuliert dabei wild mit den Armen.

Im Hintergrund kann man noch immer die Granateinschläge hören, dunkler Rauch steigt nach oben. Langsam, aber unaufhaltsam senkt sich die Nacht über Nürnberg.

Der Parteiangehörige, welcher ebenfalls eine ordentliche, braune Uniform trägt, will wissen, warum die SS-Männer ihre Stellungen ohne Befehl verlassen haben. Es entbrennt ein heftiges Wortgefecht zwischen dem Parteimann und dem Oberscharführer, wobei der Zugführer versucht, dem braun-Uniformierten klarzumachen, dass die Stellung nicht zu halten war. Er begründet das Geschehen mit den Nachbareinheiten, die sich ohne Absprache zurückgezogen hätten. Allerdings will der NSDAP-Anhänger davon nichts wissen und verweist auf bestehende Befehle des Kampfkommandanten und des Gauleiters.

Nun wird es dem Oberscharführer zu viel. Mit dem Hinweis, dass sie in diesem Fall umgangen worden wären und gar nicht mehr als Kampfeinheit zur Verfügung stünden, lässt er den Partei-Gefolgsmann einfach stehen und entfernt sich. Dieses Verhalten wiederum scheint dem NSDAP-Getreuen zu weit zu gehen. Unvermittelt zieht er eine Walther P38 hervor und zielt damit auf den Oberscharführer, der ihm bereits den Rücken zugekehrt hat.

Verdutzt bleibt der SS-Unterführer Schulte stehen, als er das metallische Klicken der Waffe hört und bemerkt, wie seine umstehenden Männer nun ihrerseits auf den Parteigenossen anlegen. Auch Schulte zögert keine Sekunde und richtet sein G 43 auf den braun-Uniformierten.

Der Zugführer dreht sich um und blickt in die bedrohliche Mündung der Walther. Doch viele Jahre des Kampfes haben ihn abgebrüht. Mit seitlich ausgestreckten Armen, in der rechten Hand seine MP 40 haltend, deutet er wortlos auf seine schussbereiten Männer. Ein überlegenes Lächeln zeichnet sich auf dem Gesicht des SS-Oberscharführers ab.

Der NSDAP-Anhänger scheint sein aussichtsloses Unterfangen nun einzusehen und lässt seine Pistole sinken. Mit einem freundlichen Lächeln läuft der Zugführer nun einen Schritt auf den Parteimann zu, der nichts Negatives zu befürchten scheint. Der SS-Oberführer, der den Partei-Mann um eine Haupteslänge überragt, steht nun kurz vor seinem Gegenüber. Unvermittelt schlägt er in einer flüssigen Bewegung mit der Schulterstütze seiner MP 40 zu und trifft den Parteianhänger zielsicher in der Magengegend, worunter der Getroffene mit einem lauten Stöhnen auf der staubigen Kopfsteinpflasterstraße zusammensackt. Dort bleibt er mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen.

Ohne ihm weitere Beachtung zu schenken und kostbare Zeit zu verlieren, teilt der Oberscharführer seine Männer ein. Zum Glück rücken die Amerikaner nicht weiter vor, sondern begnügen sich mit der Besetzung des Vororts Buchenbühl. Nur das Donnern der feindlichen Artillerie ist immer wieder zu vernehmen. Allerdings richtet der Artilleriebeschuss keine weiteren Schäden an den unbewohnbaren Häusern an, da die Altstadt von Nürnberg zum Großteil bereits zerstört ist.

Schulte und seine Gruppe besetzen ein fast vollständig zusammengefallenes Haus, in dem sie Wachen einteilen. Der Rest der Männer zieht sich in den noch intakten Keller zurück. Von den ehemaligen Bewohnern hingegen ist nichts mehr zu sehen.

Die erschöpften Männer hören die Einschläge der amerikanischen Artillerie, die dumpf immer wieder ertönen, kaum noch. Die Luft ist mild, beinahe warm. Mit voller Ausrüstung liegen die Männer auf dem staubigen Betonboden des Kellers und sind bald eingeschlafen.

Schulte sitzt in einer Ecke des Kellers und lehnt mit dem Rücken an einer ehemals weiß gestrichenen Wand. Unter dem schein einer flackernden Kerze versucht er seinen angefangenen Brief weiterzuschreiben, doch gibt er dieses Unterfangen bald auf und ist ebenfalls schnell eingeschlafen.

In dieser Nacht werden weder von den deutschen Verteidigern noch von den amerikanischen Angreifern große Unternehmungen unternommen, denn durch die Verdunklung und fehlende Beleuchtung ist die Gefahr durch Eigenbeschuss zu groß. Einzig die amerikanische Artillerie beschießt vorher festgelegte Ziele mit Punktfeuer.

 

*

 

Als der neue Tag anbricht, steigt im Osten langsam eine trübe Helle auf. Der klare, wolkenlose Himmel verspricht einen genauso milden und trockenen Tag wie die vorangegangenen.

Es herrscht eine merkwürdige Stille in Nürnberg. Nichts deutet in diesen Minuten darauf hin, dass sich tausende von amerikanischen Soldaten zum Sturm auf Nürnberg bereit machen.

Die deutschen Soldaten sitzen in ihren Stellungen und harren der Dinge, die noch kommen werden. Die Männer, die noch Schokolade haben, essen ein paar Bissen oder rauchen ihre letzten Zigaretten. Einige haben sogar noch etwas Verpflegung, an der sie sich nun bedienen.

»Noch keine neuen Befehle?«, fragt Schulte den Rottenführer Wache, als er durch die Stellungen seiner Gruppe geht und mit seinen wenigen Männern aufmunternde Worte wechselt.

»Nein, Uscha. Oberscharführer Ehrhardt ließ melden, dass die momentane Stellung unbedingt zu halten ist. Auch vom Bataillon kamen wohl keine weiteren Anweisungen. Michalke, der in der Nacht beim Bataillonsgefechtsstand war, meinte aber, dass es ein großes Donnerwetter wegen des Goldfasans gab. Der Parteibonze wollte wohl gleich ein Standgericht für den Oscha einsetzen.« Schulte schüttelt nur den Kopf.

Als ob wir keine anderen Sorgen haben, denkt er sich, belässt es aber lieber beim Schweigen. Als sein Blick auf die Holzkiste mit den Panzerfäusten ohne Zünder wandert, kommt ihm eine Idee, wie man sie vielleicht doch noch verwenden könnte.

»Wache, schnapp dir noch zwei Mann und sammle alle Handgranaten ein, die wir noch haben. Danach schraubt ihr die Sprengtöpfe von den Panzerfäusten und bindet sie mit irgendetwas an die Handgranaten fest. So haben wir vielleicht wirkungsvolle Sprengmittel für die mit Sicherheit anrückenden Panzer.«

Schnell gibt der Rottenführer zwei seiner Männer ein Zeichen, wonach sie zu den anderen Soldaten flitzen, um besagte Handgranaten einzusammeln. Zwei weitere Männer suchen den Keller und die noch vorhandenen Wohnräume der Ruine nach Bindfaden, Schnürsenkeln, Draht oder Ähnlichem ab, um die Sprengmittel zu verbinden, sodass das Vorhaben ihres Gruppenführers in die Tat umgesetzt werden kann.

Kurz darauf beginnt jedoch wieder das Artilleriefeuer der Amerikaner, wogegen die Deutschen unterschiedlichste Kaliber einsetzen. Von 150-mm-Geschossen bis 81-mm-Granatwerfern ist alles vertreten. Stahl- sowie Steinsplitter fliegen überall umher und ein gelblich-grauer Rauch, der mit jeder Denotation dichter wird, steigt hoch. Häuser, die sowieso nur noch Ruinen sind, beginnen zu Brennen und erschweren zusätzlich die Sicht. Bereits gibt es erste Verwundete, die jedoch, nachdem sie verbunden wurden, bei der Truppe bleiben.

Sturmmann Zöge, den ein Splitter an der Wange gestreift hat, kommt angelaufen, doch nimmt er kaum Notiz von der Verwundung.

»Uscha, in den Nachbarabschnitten bei den Luftwaffen-Feldverbänden und beim Nachbarzug greifen die Amis mit Infanterie und Panzerunterstützung an. Noch wird dort gehalten, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis die Amis auch hier auftauchen. Oberscharführer Ehrhardt lässt ausrichten, dass auch wir eine Gruppe der Hitlerjugend zugeteilt bekommen.«

Während der Sturmmann dies meldet, versucht Rottenführer Wache mit einem Verbandspäckchen die Blutung zu stillen. Nachdem der SS-Soldat verbunden ist, schickt Schulte ihn wieder zurück, um die Hitlerjungen schnellstmöglich in ihre Stellung zu bringen und einzuweisen. Derweil schärft der Unterscharführer seinen Männern äußerste Wachsamkeit ein, da Schulte sich von den Amerikanern nicht überrumpeln lassen will. Wenn sie bei den Nachbarn auf zu starken Widerstand stoßen, werden sie es sehr schnell an anderen Stellen versuchen.

Kurze Zeit später hören die SS-Männer das Rasseln von Panzerketten.

»Die sind schon recht nahe«, meint ein junger SS-Mann. Die Sicht ist durch Rauch und Qualm behindert.

Schulte versucht den jungen Soldaten zu beruhigen.

»Nein, noch lange nicht. Es sind noch mindestens 300 bis 400 Meter und wir sind hier in der Deckung nicht schlecht dran. Wir dürfen uns nur nicht zu zeitig bemerkbar machen!«

Der junge SS-Mann gibt keine Antwort. Schulte kann sehen, wie elend ihm zumute ist. Aus dem dicken Qualm nähern sich mehrere amerikanische Panzer, zwischen und hinter denen die Deutschen schemenhaft amerikanische Infanteristen erkennen können.

Plötzlich bleiben die Panzer stehen und feuern ein paar Granaten in die umliegenden Häuserruinen. Auch in der Nähe von Schultes Gruppe schlagen Granaten ein, doch sind sie ungezielt und auf Verdacht abgefeuert. Anscheinend sind die amerikanischen Panzerbesatzungen misstrauisch und nervös. Als keine Gegenwehr kommt, setzen sich die M4 Shermans wieder langsam in Bewegung.

Auch die amerikanische Infanterie nähert sich zwar langsam, aber stetig. Immer wieder springen die feindlichen Soldaten in Häusereingänge oder hinter Mauerresten und suchen Deckung hinter einigermaßen intakten Mauern. Sie durchsuchen systematisch die naheliegenden Häuser, oder das, was von ihnen noch übrig ist. Andere wiederum bleiben stur hinter den heranrollenden Panzern. Doch noch immer ist kein Schuss aus den Waffen der Gruppe Schultes, oder den gegenüberliegenden Soldaten gefallen.

Als die amerikanische Kampfgruppe höchstens noch 50 Meter entfernt ist, bekommen sie von der Nachbareinheit der linken Flanke Feuer. Sofort gehen die Amerikaner in Deckung, was auch Schulte und seine Männer ausnutzen, um die feindliche Infanterie unter Beschuss zu nehmen.

Schulte und Wache schnappen sich je einen selbstgebauten Sprengkörper und hetzen die wenigen Meter zu den amerikanischen Panzern, wobei sie immer wieder Deckung nehmen. Ihre Männer können die feindlichen Soldaten erfolgreich niederhalten, während die Shermans mit den Bord-MGs auf die deutschen Soldaten schießen. Doch haben die Bordschützen die beiden heranpirschenden SS-Männer nicht erkannt. Wieder liegen die beiden in Deckung.

Ein letztes Mal einen Überblick verschaffen, ein letztes Mal tief Luft holen und schon schnellen die beiden hinter einem Mauerrest hervor. Wache platziert seine Sprengladung vorn am Laufwerk des ersten Shermans, während Schulte es schafft, den Stiel seiner Handgranate zwischen Turm und Wanne zu verkanten.

Beide haben die Handgranaten gezündet und sprinten wieder in Deckung. Sie hören, wie Schüsse an ihnen vorbei pfeifen, werden aber nicht getroffen. Wie gejagte Tiere schlagen sie haken, halten ihre Köpfe unten und werfen sich in Deckung. Ein stechender Schmerz durchzieht Schultes rechtes Knie, als er auf einen Geröllstein aufschlägt und ein unterdrücktes Stöhnen seinem Mund entfährt.

Augenblicke später erschallen zwei, kurz hintereinander folgende Detonationen. Die beiden SS-Männer können den Druck und die Erschütterungen spüren, als Erde und Gesteinsbrocken umherfliegen und prasselnd auf ihren Helmen landen. Schulte kniet sich hin und riskiert einen kurzen Blick über die fast gänzlich zusammengefallene Mauer. Er erkennt, dass beim vorderen Sherman zwei Laufrollen abgerissen wurden und in der unteren Wanne ein Loch klafft. Den hinteren Panzer kann er nicht richtig sehen, da er vom vorderen verdeckt wird. Doch scheint eine tiefschwarze Rauchfahne aufzusteigen. Ebenfalls kann er mehrere feindliche Infanteristen erkennen, die merkwürdig verkrümmt um den ersten Panzer herumliegen, sowie er die typischen, wehklagenden Schreie von Verwundeten durch den Gefechtslärm hört.

Schnellgeht er wieder in Deckung, als mehrere Kugeln an ihm vorbei pfeifen und hinter ihm in eine weitere Mauer einschlagen. Anscheinend haben die restlichen Amerikaner ihn entdeckt. Immer wieder hören sie das laute Klatschen, wenn Geschosse in die Mauer einschlagen.

Den beiden Soldaten ist der Rückweg zu den Kameraden versperrt. Durch lautes Rufen versuchen sie, ihre Situation den Kameraden verständlich zu machen, doch sie kommen gegen den Gefechtslärm nicht an. Während die beiden Männer zusammen überlegen, wie sie nun wieder in ihre Stellung kommen, erschüttert abermals eine starke Detonation das nähere Umfeld. Dann tritt Ruhe ein.

Schnell überblicken die beiden die neue Lage und erkennen ihre Chance. Geduckt laufen sie im Zick-Zack von Deckung zu Deckung die wenigen Meter zur Stellung. Mit brennenden Lungen vom beißenden Rauch erreichen sie ihre Kameraden. Dort erwartet sie bereits SS-Sturmmann Zöge mit seinem durchgebluteten Verband. Kurz berichtet er, dass die selbstgebauten Sprengsätze auch eine eindrucksvolle Wirkung gegen die feindliche Infanterie aufweisen.

Derweil sind auch einige Hitlerjungen in Stellung gegangen. Neben ihren alten tschechischen Gewehren mit fünf Schuss Munition haben sie auch einige Stielhandgranaten mitgebracht. Doch nach dem Verlust von zwei Panzern und mehreren Infanteristen ist den Amerikanern in diesem Abschnitt vorerst die Lust am Angriff vergangen, weswegen sie sich weiter feuernd zurückziehen.

Schulte und seine Männer schicken ihnen noch einige Schüsse nach, doch werden sie vom Munitionsmangel schnell gezwungen, das Feuer einzustellen. Auch in den Nachbarabschnitten kehrt langsam Ruhe ein. Allerdings macht sich die feindliche Artillerie wieder sehr stark bemerkbar, weswegen die deutschen Stellungen mit Artillerie aller Kaliber erneut eingedeckt werden. Zügig gehen die SS-Männer wieder in Deckung der Trümmer und in die Keller der Ruinen.

Schulte bleibt im verwüsteten Erdgeschoss des Hauses und behält das Vorfeld, so gut es bei dem Artilleriefeuer geht, in Blick. Er kann kaum seinen Kopf heben, da unentwegt ein Zirpen und Zwitschern von Stahl in der Luft zu hören ist und von den Decken der muffigen Kellergewölbe der Mörtel rieselt. Während des Artilleriefeuers, das eine dreiviertel Stunde anhält, werden mehrere Männer verwundet. Ein Soldat ist gefallen, als ein faustgroßer Splitter in seine Brust eingeschlagen und aus seinem Rücken herausgetreten ist.

Gerade als das Artilleriefeuer abebbt, geraten die SS-Männer von Schulte, aber auch der anderen Gruppen, unvermittelt ins Feuer, das aus einigen umliegenden Gebäuden kommt. Da die deutschen Verbände zu schwach sind, um alle Gebäude zu besetzen, sind die Amerikaner anscheinend unter dem Schutz des Artilleriefeuers in die umliegenden, unbesetzten Gebäude eingesickert. Immer wieder ertönen kurze Feuerstöße aus Maschinenpistolen und Gewehren. Steinsplitter und Infanteriekugeln fliegen an den Häuser- und Mauerwänden entlang.

Schulte schafft es gerade so, sich in eine andere Deckung zu werfen, doch ein hinter ihm hockender Hitlerjunge von vielleicht 14 Jahren wird von einer Geschossgarbe an Hals und Kopf getroffen und sackt nach einem kurzen Schrei zusammen. Sein Blut spritzt einem seiner Kameraden in das kindliche Gesicht, der auf den Hosenboden fällt und kurz wie versteinert sitzen bleibt. Sein Blick klebt an seinem toten Freund, dem das Blut im Takt seines Herzschlags aus der Halswunde spritzt. Sekunden später springt er panisch schreiend auf, wirft seine Waffe weg und rennt immer noch schreiend ins Hinterland.

Glücklicherweise wird er von keiner Kugel und keiner Artilleriegranate, welche regelmäßig das Hinterland beharkt, getroffen.

Unterscharführer Michael Schulte blickt dem armen Jungen betroffen nach.

Ein einziger Wahnsinn, was diesen Kindern hier angetan wird, schießt es ihm durch den Kopf. Doch lange Zeit bleibt ihm nicht, sich Gedanken darüber zu machen, denn der Krieg fordert seine volle Aufmerksamkeit. Wieder schlagen kurz vor ihm Kugeln ein. Wieder wird ein Kamerad getroffen und kippt lautlos vornüber. Dort, wo das Herz liegt, färbt sich seine vom Staub und Mörtel gräuliche Uniform langsam rot. Kurz darauf hört Schulte ein metallisches Plingen, das von einem weiteren seiner Männer kommt, der niedergestreckt wurde. Blut sickert aus einer Kopfwunde in den Staub aus Stein, Mörtel und Beton.

Scharfschützen, jagt es dem Unterscharführer durch den Kopf.

»Achtung, Köpfe runter! Scharfschützen!«, schreit er zu seinen Männern.

»Wir müssen zurück!«, ruft Rottenführer Wache seinem Gruppenführer zu.

Schulte weiß, dass sein Kamerad Recht hat, doch er kann diese Stellung nicht einfach aufgeben.

»Schick einen Melder zum Oscha«, befiehlt er.

»Geschlossenes Feuer auf die Häuserzeile schräg links vor uns. Dort, wo der Balkon mit der geschmiedeten Brüstung ist, das Fenster links daneben!« Dort vermutet Schulte den feindlichen Scharfschützen.

Schon feuern die Männer gezielt auf besagte Stellungen der feindlichen Infanterie und des Scharfschützen. Rings um die vermuteten Feindstellungen schlagen die Geschosse ein. Putz spritzt von den Wänden und die Infanteriegeschosse zerfetzen die noch vorhandenen Fensterrahmen, doch sobald sie sich aus ihrer momentanen Deckung hervorwagen, werden sie aus der gegenüberliegenden Häuserzeile unter Feuer genommen. Das Feuer der Deutschen wird schwächer.

»Verdammt noch mal!«, schimpft Schulte und schlägt mit der Faust auf den staubigen Boden. Er blickt sich um und sieht seine Männer, die kaum die Köpfe aufrecht halten können. Die verbarrikadierten Fenster stehen genauso unter Feuer wie der Hauseingang und die Stellungen im zerstörten Erd- und Obergeschoss.

Schulte gibt schweren Herzens den Befehl, dass sich seine Männer zurückziehen sollen. Während sie sich sprungweise nach hinten durch die durchbrochene Rückwand absetzen und nach einer neuen Deckung suchen, werden sie immer wieder von den Amerikanern beschossen.

Kurze Zeit später laufen sie ihrem Zugführer, der in Begleitung zweier weiterer Kameraden und ihrem Melder ist, in die Arme. Schnell gehen sie in einer Hausruine in Deckung.

»Was ist los?«, stellt der Oberscharführer seine kurze Frage.

»Wir mussten uns zurückziehen, Oberscharführer. Unsere Stellung war nicht mehr zu halten. Die Amis haben die Häuser rings um unsere Stellung besetzt und haben uns aus Überhöhe beschossen. Mindestens ein Scharfschütze war dabei. Er hat Rottenführer Hansen und den Schützen Klose getroffen. Einen der Hitlerjungen hat es auch erwischt, Hals- und Kopftreffer durch eine Maschinenpistole. Ein weiterer Bengel hat die Nerven verloren und ist stiften gegangen.«

Betroffen blickt der Zugführer auf den Boden. Auch von seinen anderen Einheiten hat er ähnliche Berichte erhalten. Die Verluste steigen und Ersatz ist nicht in Sicht.

»Gut, geht noch 50 Meter weiter zurück. Dort ist eine MG-Stellung mit einem alten 08/15 aufgebaut. Sucht euch dort eine geeignete Stellung. Danach soll ein Melder zur Kompanie gehen und Verpflegung sowie Munition holen.« Der Zugführer gibt seinem Gruppenführer noch einen kameradschaftlichen Schlag auf den Stahlhelm und schon ist er zur nächsten Gruppe unterwegs.

Schnell finden sie die beschriebene Stellung. Wieder scheint der Feind nur zögerlich nachzurücken, da von ihm noch nichts zu sehen oder zu hören ist.

Das besagte MG 08/15 aus dem ersten großen Krieg wird von zwei Volkssturmmännern bedient, die dies gut und gern auch bereits im ersten Krieg getan haben. Schulte betrachtet die Stellung und muss feststellen, dass sie ein ausgezeichnetes Schussfeld haben sowie sie gut durch Steine und Sandsäcke gesichert ist. Anscheinend haben die alten Volksstürmer noch nicht alles vergessen.

Der Unterscharführer lässt seine Männer und die Hitlerjungen in den umliegenden Häusern in Stellung gehen und befiehlt ihnen, die Stellungen so gut wie möglich auszubauen, also die Zeit bis zum nächsten Kampf sinnvoll zu nutzen. Sofort machen sie sich an die Arbeit. Die Fenster werden wieder verbarrikadiert und Steine aus den Mauern geschlagen, um Schießscharten zu erhalten.

Unterscharführer Schulte ruft Sturmmann Zöge zu sich, da sich dieser noch drei der Hitlerjungen schnappen und zum Kompanie-Gefechtsstand eilen soll, um Verpflegung und Munition zu holen. Unverzüglich machen sich die vier auf den Weg.

Keine halbe Stunde später sieht er, wie ihr Zugführer und seine Begleiter zurückgeeilt kommen. Schulte winkt ihnen zu.

»Die Amis stoßen rechts und links an unserem Zug vorbei. Der Volkssturm verkrümelt sich fast überall. Eben haben wir eine ganze Gruppe gesehen, wie sie ihre Waffen und Helme weggeworfen haben und sich den Amerikanern ergaben. Verdenken kann man es den alten Männern ja nicht. Ich werde der Kompanie melden, dass wir so jedenfalls keine Stellung halten können. Die Amis sickern überall in die entblößten Räume ein. Früher oder später werden wir umgangen und eingekesselt. Die sollen uns gefälligst Reserven schicken, die die Lage bereinigen. Momentan ist die Lage links und rechts von uns recht unklar«, instruiert der Oberscharführer außer Atem Schulte.

Der Zugführer nimmt noch einen kräftigen Schluck aus seiner Feldflasche und verabschiedet sich.

Gerade als langsam die Abenddämmerung einbricht, kommen Zöge und seine drei Begleiter wieder.

»Uscha, in der Altstadt herrscht Chaos. Das Weinlager am Zoll wurde wohl von Nürnbergern geplündert und es taumelten zahllose Betrunkene herum. Etliche wurden von der Artillerie der Amerikaner erfasst, verwundet oder getötet. Auch ein Güterwaggon am Rangierbahnhof, der voll mit Lebensmitteln und Kleiderdepots war, soll geplündert worden sein.«

Diese Meldungen machen den Unterscharführer fassungslos. Seine Männer schlagen sich an der Hauptkampflinie mit den Amerikanern rum, die tapfere Jugend von Nürnberg unterstützt, kämpft und fällt ebenfalls und die Nürnberger Bürger beginnen indes zu plündern.

Schnell wird die Verpflegung und die Munition auf die Männer verteilt. Wachen werden aufgestellt, damit der Rest der Gruppe versuchen kann, ein wenig Schlaf zu finden. Schulte holt seinen begonnenen Brief hervor und schreibt weiter. Seine Gedanken wandern zu seinen Eltern und zu seiner großen Liebe.

Die amerikanische Artillerie feuert unablässig Störfeuer in die verschiedenen Stadtteile von Nürnberg, um die Verteidiger nie wirklich zur Ruhe kommen zu lassen.

Ab und an kommen Melder und Patrouillengänger zur Gruppe, wobei sich zeigt, dass die Amerikaner in allen Abschnitten Geländegewinne zu verzeichnen haben. Auch in den Widerstandszentren Almoshof, Lohe und der SS-Kaserne konnten die Angreifer vorrücken. Zwar mussten sie schwere Verluste hinnehmen, haben aber an Gebiet gewonnen. Die deutsche Hauptkampflinie wurde dadurch sowohl im Norden, Osten und auch Südosten durchbrochen.

Geschlafen wird im zwei-Stunden-Rhythmus, sodass jeder der Soldaten und Hitlerjungen einmal zur Ruhe kommt, die Gruppe aber von unangenehmen Überraschungen geschützt bleibt.

Die Nacht verläuft, abgesehen vom unaufhörlichen Artilleriebeschuss auf das gesamte Nürnberger Stadtgebiet, relativ ruhig.

Noch vor dem Tagesanbruch kommt wieder ein Melder in die Stellung von Unterscharführer Schulte. Auch der vielleicht 13-jährige braunhaarige Bursche mit starkem fränkischem Akzent ist als Mitglied der Hitlerjugend zu erkennen. Er meldet ordnungsgemäß und übergibt dem Gruppenführer einen knapp gehaltenen Befehl.

Schultes Augen weiten sich beim Lesen der Nachricht. Rottenführer Wache, der eine verdreckte Uniform mit zerknautschter Feldmütze trägt und unrasiert ist, sieht seinem Kameraden fragend an. Dieser reicht ihm den Zettel wortlos herüber.

Auch der SS-Rottenführer überfliegt die Meldung.

»Ein Angriff?

---ENDE DER LESEPROBE---