Flawless Skin - Tödliche Leidenschaft - Ceryna James - E-Book

Flawless Skin - Tödliche Leidenschaft E-Book

Ceryna James

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Beschreibung

"Ich bin derjenige, vor dem Väter ihre Töchter warnen. Ich bin derjenige, nach dem sich Frauen umsehen, wenn sie nachts alleine nach Hause laufen und das Gefühl haben verfolgt zu werden. Ich, bin ein Monster!" Die junge FBI Agentin Samantha Blake wird in die Kleinstadt Grand Marais geschickt, um der örtlichen Polizei bei der Aufklärung einer Mordserie zu helfen, bei der die weiblichen Opfer gefoltert und brutal getötet werden. Sie muss dort mit dem stellvertretenden Sheriff Brian Moore zusammenarbeiten, der nichts unversucht lässt, sie ins Bett zu bekommen. Auch Samantha fühlt sich zu ihm hingezogen, will aber keine Affäre mit ihm eingehen. Dennoch müssen sie sich als Team beweisen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Denn dieser scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein und verfolgt seine ganz eigenen Pläne, welche Samantha und Brian in ernsthafte Gefahr bringen und dunkle Geheimnisse aufdecken.

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Ceryna James

Flawless Skin - Tödliche Leidenschaft

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Prolog

Zarte makellose Haut war es, die ich unter meinen Fingerspitzen fühlte, als ich mit ihnen sanft wie eine Feder über ihren Körper strich.

Jeden Zentimeter ihrer Haut musste ich mit meinen Fingern erkunden.

Es war ein Zwang, den ich nicht zu kontrollieren vermochte.

Sie wimmerte.

Wollte nicht, was ich da mit ihr machte, doch ich ignorierte es.

Ihr ganzer Körper zitterte.

Sie hatte Angst.

Wusste nicht, was ich mit ihr tun würde.

Wollte wieder nach Hause.

Doch jetzt war sie mein und ich würde jeden Augenblick auskosten.

Also ließ ich mir weiter Zeit, umrundete sie abermals.

Betrachtete sie, wie sie mit den Armen nach oben, an der hölzernen Deckenkonstruktion gefesselt dastand.

Nackt, bis auf ihren Slip.

Stöhnend verbarg ich mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und inhalierte ihren unvergleichlichen Duft, bevor ich mein Messer zur Hand nahm.

Ich konnte nicht länger widerstehen.

Der erste Schnitt, direkt unterhalb ihres Schlüsselbeins.

Blut trat aus der Wunde und begann über ihre Haut der Schwerkraft zu folgen.

Ein tiefes Knurren bahnte sich seinen Weg aus meiner Kehle.

Nichts außer dem Tod hätte mich jetzt noch aufhalten können. Musste beenden, wofür ich sie zu mir geholt hatte.

Ein weiterer Schnitt.

Dieses Mal an ihrem noch makellosen Bauch.

Schwer atmend, sah ich in ihre feuchten blauen Augen, bevor ich vor ihr auf die Knie sank.

Meine Finger bohrten sich in ihr nacktes Fleisch, als ich sie an ihrem Hintern packte und dabei zusah, wie das Blut nach unten rann.

Ich schnitt sie in den Oberschenkel, die Wade.

Immer wieder ritzte ich sie mit meinem Messer, bis ihre einst makellose Haut übersät von Schnitten war.

 

Als ich mit ihr fertig war, bewunderte ich mein Werk.

Doch sie würdigte es kein bisschen!

Wimmernd hing sie in ihren Fesseln und flehte um ihr Leben.

Sie war wieder nicht die Richtige!

Wut kroch durch meine Adern und ich verlor die Beherrschung.

Ich schnitt ihre Fesseln durch und zerrte sie unsanft zu der Wanne mit Bleiche.

1. Die Frau im Schaufenster

 

Samantha(Rückblick)

 

Ich war noch klein.

Gerade einmal zarte sieben Jahre alt, als ich mich morgens auf dem Weg in die Schule befand.

Der Frühling trieb schon eine ganze Weile die Blumen und Bäume dazu an, zum Leben zu erwachen und der sonnige Morgen hatte einen ganz speziellen Duft, den ich bereits in diesem Alter liebte.

Immer wieder blieb ich stehen, sah den ersten Bienen dabei zu, wie sie sich an den neuen Blüten gütlich taten.

Beobachtete Schmetterlinge, die aufgeregt umherflatterten oder die Vögel in den Bäumen, die fröhliche Frühlingslieder zwitscherten.

Meine Mutter schickte mich immer eine halbe Stunde zu früh zur Schule, da sie genau wusste, dass ich an fast jeder Ecke stehen blieb und mir alles ansah.

Nachdem ich den kleinen Park verlassen hatte, steuerte ich die Bäckerei an, bei der ich mir jeden Morgen vor der Schule etwas zum Essen kaufte.

»Guten Morgen meine Süße«, begrüßte mich die Besitzerin des Geschäftes, wie gewohnt. »Wieder das Übliche?«

Ich nickte eifrig und sie gab mir lächelnd ein mit Käse belegtes Körnerbrötchen und einen Blaubeermuffin.

Zahlen musste ich dafür nicht, denn meine Mutter kam jeden Samstag her und glich die Rechnung aus.

»Danke«, sagte ich leise und huschte aus dem Laden.

Ja, ich war schüchtern in diesem Alter.

Das änderte sich erst in der Pubertät.

Ich setzte meinen Weg, an mehreren Geschäften vorbei fort.

Doch als ich am Spielzeugladen ankam, blieb ich stehen und sah mir die Auslage an.

Eine wunderschöne Puppe saß in einem rosa Hochstuhl.

Um sie herum hingen oder lagen die schönsten Anziehsachen, die sich ein kleines Mädchen für ihre Puppen nur wünschen konnte.

Gerade als ich näher herantreten wollte, fiel mir in der Spiegelung eine Frau auf, die auf der anderen Straßenseite stand und in meine Richtung sah.

Ich war mir nicht sicher, ob sie mich, oder die Dinge im Schaufenster anstarrte, aber ich fühlte mich zunehmend unwohl und ging weiter.

Immer wieder blickte ich über die Schulter, um zu sehen, ob sie mir folgen würde.

Doch sie blieb an Ort und Stelle stehen und sah weiterhin auf das Schaufenster.

Ich war froh, mich geirrt zu haben.

Mal wieder hatte mich nur mein leichter Verfolgungswahn übermannt, den ich schon immer hatte, ohne dass jemand den Grund dafür herausfinden konnte.

Vermutlich überlegte sie nur, ob sie ihrer Tochter diese Puppe oder eines der zauberhaften Kleider kaufen sollte und ich hatte einfach zu viel hineininterpretiert.

Also hakte ich die Sache ab und ging weiter meinen Weg zur Schule.

 

Wie immer verging die Zeit während des Unterrichts wie in Zeitlupe.

Es war langweilig!

Mit drei Jahren konnte ich bereits lesen und schreiben, im Alter von vier mit den Zahlen bis Zehn rechnen.

Alles was die Lehrerin meinen Mitschülern beibrachte, konnte ich bereits seit langem.

Doch obwohl meine Mutter schon etliche Gespräche mit dem Schulleiter hatte, weigerte er sich mich zu versetzen.

Er wollte noch dieses Schuljahr abwarten, wovon ich überhaupt nicht begeistert war.

Ändern konnte ich daran jedoch nichts, weswegen mir nur übrigblieb meine Zeit abzusitzen und durchzuhalten.

 

Als die Glocke endlich das Ende des Schultages einläutete, packte ich meine Sachen zusammen und rannte aus dem Gebäude.

Leider kam ich nicht sehr weit.

Gerade als ich zur Tür hinausging, wurde ich an meinem Jackenärmel festgehalten.

Es war Sindy.

Obwohl sie in meine Klasse ging, war sie einen ganzen Kopf größer als ich und auch zwei Jahre älter.

Während ich ein Jahr früher als andere eingeschult wurde, musste sie ein Mal eine Klasse wiederholen.

Und das war auch der Grund, warum sie mich hasste und keine Gelegenheit ausließ, um mich zu ärgern.

»Wo willst du denn so schnell hin, hm?«, fragte sie mich und baute sich vor mir auf.

Auch ihr Gefolge, bestehend aus drei anderen Mädchen kam dazu und stellte sich hinter Sindy.

»Nach Hause«, antwortete ich leise und sah auf meine Schuhe.

»Nach Hause zu Mami, damit sie mir sagen kann wie toll und wie schlau ich doch bin!«, quietschte sie mit verstellter Stimme und zog dabei Grimassen, was die anderen zum Lachen brachte.

Ich entgegnete nichts, sah einfach weiter nach unten.

Gegen sie hatte ich ohnehin keine Chance, egal was ich sagte oder tat.

Meist wurde es nur noch schlimmer, wenn ich versuchte, mich zu wehren.

»Du bist ein Freak, Samantha! Keiner kann dich leiden!«

Mit ganzer Kraft schubste sie mich und beförderte mich dadurch zu Boden.

Ich fiel ungebremst auf meinen Po.

»Na, weinst du gleich? Bist halt doch noch ein kleines Baby! Schreist du jetzt gleich nach deiner...«

»Was ist hier los?«, unterbrach die Stimme von Misses Kessler Sindys Satz.

Erschrocken sahen sich die Mädchen an und rannten davon, während ich wieder aufstand und meinen Hintern rieb.

»Alles in Ordnung mit dir, Samantha?«, fragte mich meine Musiklehrerin und legte mir besorgt ihre Hand auf die Schulter. »Soll ich deine Mutter anrufen, damit sie dich abholt?«

Ich schüttelte schnell den Kopf.

»Alles ok, danke«, hauchte ich und setzte mich ebenfalls in Bewegung.

Ich wollte nicht, dass meine Mutter von den Schwierigkeiten mit meinen Klassenkameraden erfuhr.

Sie hatte schon genug Sorgen.

2. Alte Heimat

 

Samantha

 

Auf den Tag genau sechsundzwanzig Jahre war es nun her, dass mich meine Mutter aus sich herausgepresst und anschließend verlassen hatte.

Ein Straßengraben und eine schmutzige Wolldecke, waren alles, was sie mir in dieser kühlen Frühlingsnacht zugestand.

Hätte nicht zufällig jemand seinen Hund ausgeführt, wäre mein Leben beendet gewesen, kaum das es begonnen hatte.

Wer sie war und warum sie mich nicht wollte, war bis zum heutigen Tag nicht geklärt.

 

Grand Marais, eine Kleinstadt im Bezirk Cook County Minnesota.

Hier wurde ich geboren und nun war ich nach all den Jahren wieder hier.

Gerade stand ich völlig übermüdet vor einem Deputy, der allem Anschein nach geistig invalide war, da er nicht dazu in der Lage schien, eigenständig zu denken.

»Wissen sie was?«, machte ich auf mich aufmerksam. »Ich werde jetzt zu meinem Hotel fahren, auspacken, mich frisch machen und ein paar Stunden schlafen. Danach komme ich wieder her.«

»Tut mir leid Ma'am, aber der Sheriff gab mir die klare Anweisung, sie nicht gehen zu lassen, bevor er nicht da ist.«

»Deputy...« Ich sah auf sein Namensschild. »Larkin, ich wurde aus meinem wohlverdienten Urlaub hier her beordert, saß fast zwölf Stunden im Flugzeug und habe seit zweiunddreißig Stunden nicht mehr geschlafen!« Ich legte meine Hände flach auf den Tresen, der sich zwischen uns befand und kam ihm näher. »Vorhin sagten sie mir, der Sheriff kommt erst in fünf Stunden zum Dienst. Also erklären sie mir doch bitte, warum ich so lange hier rumstehen muss, wenn ich genausogut schlafen könnte!?«

»Ma'am, die Anweisung...«

»Ihre Anweisung ist mir scheißegal!«, wurde ich nun etwas lauter. »Denn sie macht keinen Sinn! Aus diesem Grund, werde ich jetzt in mein Hotel fahren und um punkt acht Uhr wieder hier sein.« Der verbohrte Holzkopf vor mir holte Luft, um mir etwas zu entgegnen, aber ich erhob mahnend meinen Zeigefinger. »Ich bin im Kampfsport ausgebildet, also legen sie es nicht darauf an!«

»Dro...drohen sie mir etwa Ma'am?«, stotterte er herum.

Doch darauf gab ich ihm keine Antwort, sondern verdrehte lediglich die Augen.

»Lass gut sein Larkin!« Mischte sich nun ein anderer Deputy ein. »Sie hat recht. Lass sie einfach verschwinden und später wieder kommen. Was soll sie hier die ganze Zeit über?«

Dieser überaus gutaussehende Deputy lächelte mich freundlich an und bedeutete mir mit einem Nicken, dass ich gehen soll. »Danke Deputy?«

»Furgison, Ma'am. Deputy Furgison.«

 

Endlich im Hotelzimmer angekommen, verzichtete ich darauf, meinen Koffer auszupacken.

Das hatte später auch noch Zeit.

Ich stellte mich unter die Dusche und ließ mich anschließend völlig kaputt ins Bett fallen.

Kaum hatte ich meine Augen geschlossen, fiel ich in einen tiefen Schlaf und erwachte erst wieder, als das Telefon neben mir klingelte.

Schlaftrunken tastete ich danach.

»Ja?«

»Ma'am?«, hörte ich Deputy Holzkopf am anderen Ende der Leitung. »Der Sheriff ist schon etwas früher erschienen und wünscht ihre Anwesenheit.«

»Wie spät ist es?«

»Halb sieben, Ma'am.«

»Bin gleich da«, knurrte ich und legte wieder auf.

Warum musste er ausgerechnet heute eineinhalb Stunden zu früh erscheinen!?

 

Zwanzig Minuten benötigte ich, um wieder vor dem Deputy zu stehen, der mir mit einem Kopfnicken die Richtung deutete, in die ich gehen musste.

Sheriff Robert Kinkade, war in das Schild an der Tür eingraviert, vor der ich nun stand.

Ich hatte von meinem Vorgesetzten schon einiges über ihn gehört.

Verheiratet, einen Sohn, der nicht in seine Fußstapfen treten wollte und lieber nach Florida abhaute und eine Hutschnur, die sehr schnell riss.

Die wichtigste Information über diesen Kleinstadtsheriff war jedoch, dass er Frauen in seinem oder ähnlichen Berufen ablehnte und für völlig unfähig darin sah, solch eine Arbeit zu verrichten, weshalb mein Boss mich auch als Spezial Agent Sam Blake angekündigt hatte.

Einerseits graute es mir vor der Zusammenarbeit mit ihm, doch andererseits freute ich mich diebisch auf seine Reaktion, wenn er erkannte, dass eine Frau, statt der von ihm angeforderte männliche Agent gekommen war.

Nachdem ich geklopft hatte, drang ein ruppiges »Ja« zu mir durch und ich trat ein.

»Wer zur Hölle sind sie?!«, wetterte er direkt los, als er zu mir aufgesehen hatte und mich mit seinen braunen Augen anfunkelte.

»Spezial Agent Samantha Blake.« Ich streckte ihm höflich meine Hand zum Gruß entgegen. »Freut mich sie kennenzulernen, Sheriff Kinkade.«

Wie ich es schon fast erwartet hatte, ignorierte er meine Hand und starrte mich stattdessen an.

Sein Gesichtsausdruck war ein Potpourri aus Emotionen.

Verwunderung, Wut, Entsetzen und Abscheu.

Diese Kleinstadtsheriffs, mit ihren Vorurteilen, waren immer wieder eine wahre Freude! 

»Ich wollte vom FBI einen voll ausgebildeten Agent mit Erfahrung und nicht ein Mädchen, das gerade erst gelernt hat auf die Toilette zu gehen!«, schimpfte er weiter.

Bevor ich reagieren konnte, ging die Tür auf und ein weiterer Mann in Uniform trat ein.

Meine Fresse, sah der gut aus!

Beinahe wäre mir die Kinnlade heruntergeklappt.

Er war etwa einen Kopf größer als ich, hatte markante Gesichtszüge, einen sexy Dreitagebart, dunkelbraunes Haar, welches am Oberkopf etwa zehn Zentimeter maß und nach hinten gestylt war, der Rest kurzgeschoren.

Als er näher kam, sah ich seine Augen.

Sie hatten ein wunderschönes Grün.

Am liebsten wäre ich ihm direkt um den Hals gefallen, doch ich behielt meine Professionalität, reichte ihm die Hand und lächelte.

»Spezial Agent Samantha Blake«, stellte ich mich auch ihm vor.

Das Lächeln, welches er mir schenkte, als er meine Hand ergriff war umwerfend.

»Stellvertretender Sheriff Brian Moore.«

Gott, seine Stimme vibrierte mir durch jede meiner Zellen!

»Gut dass du da bist Brian«, unterbrach uns der Sheriff. »Sagtest du nicht, das FBI schickt uns einen richtigen Agent?«

»Ich bin ein richtiger Agent!«, ging ich auf seine erneute Provokation ein. »Auch wenn sie der Ansicht sind, ich wäre gestern erst den Windeln entstiegen, habe ich die volle Ausbildung des FBI genossen und sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis Bestnoten. Des Weiteren bin ich bereits seit einem Jahr Spezial Agent im Einsatz, habe jeden meiner Fälle zur Aufklärung geführt und noch nie hat sich jemand über meine Arbeit beschwert.« Meine Augen huschten kurz zu Moore, der mich grinsend mit seinem Blick fixierte, bevor ich wieder zum Sheriff sah. »Einen geeigneteren Agent als mich, können sie für ihren Fall nicht bekommen. Und sie haben jetzt genau zwei Möglichkeiten. Entweder sie rufen meinen Vorgesetzten an und sagen ihm, dass sie doch keine Hilfe benötigen oder sie aktzeptieren mich.«

Abwartend verschränkte ich die Arme vor der Brust und beobachtete seine Reaktion.

Er war eindeutig sauer.

Doch dumm war er nicht.

Er wusste genau, dass er dringend Hilfe brauchte.

»Was macht sie besser, als jeden anderen Agent?«

»Sie meinen als jeden männlichen Agent«, stellte ich fest und erhielt ein verächtliches Schnauben als Antwort. »Ich habe nicht nur die Ausbildung des FBI, sondern auch in fast allen Bereichen der Forensik, Medizin und Psychologie. Und bevor sie fragen, ich habe ein fotografisches Gedächtnis und einen IQ von knapp einhundertsiebzig, dadurch war es kein Problem, das alles während meiner FBI-Ausbildung zu bewältigen.«

Als ich meinen Mund wieder geschlossen hatte, starrte mich der Sheriff ungläubig an, während Moore anerkennend durch die Zähne pfiff.

»Fotografisches Gedächtnis?«, hakte Kinkade nach und ich nickte.

»Und wenn es nur ein Staubkorn auf dem Glas einer Brille ist, mein Gehirn speichert es ab und ich kann es jederzeit abrufen.«

Der Sheriff fuhr sich mit einer Hand durch sein graues Haar und atmete tief durch.

»Sie werden nicht alleine arbeiten!«, lenkte er endlich ein. »Moore wird ihr Partner, solange sie hier sind und das ist nicht verhandelbar!«

»Darin sehe ich kein Problem.«

»Und er sollte mit den Leuten hier sprechen, nur wer zu dieser Stadt gehört, wird auch akzeptiert. Die Menschen hier sind manchmal etwas seltsam.«

Wäre mir gar nicht aufgefallen!

Ich nickte seine letzte Bedingung lediglich ab, denn ich hatte keine Lust mehr auf diese unproduktive Unterhaltung.

»Also, können wir nun endlich über den Fall reden?«

»Na dann kommen sie mal mit Spezial Agent Blake«, meinte Moore und bedeutete mir schmunzelnd, ihm zu folgen. Er führte mich einen schmalen Gang entlang, in ein weiteres Büro. »Setzen sie sich.« Ich folgte seiner Handbewegung und sah zwei Holzstühle, die vor einem alten, heruntergelebten Schreibtisch voller Unterlagen standen und setzte mich auf den Rechten.

Moore schloss die Tür und ich spürte regelrecht seinen Blick in meinem Nacken, also drehte ich mich zu ihm um.

»Wollen sie mich weiter anstarren, oder reden wir jetzt über den Fall?«

Seine Augen blitzten mich amüsiert an und ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus.

Ohne ein Wort zu sagen, setze er sich in Bewegung und machte es sich auf seinem Bürostuhl bequem.

»Wie viel wissen sie über diesen Fall?«

»Sie haben drei weibliche Leichen, im Alter zwischen achtzehn und achtundzwanzig, die sie im angrenzenden Wald an einen Baum gelehnt fanden. Die erste Tote fanden sie vor fünfzehn Monaten, die zweite vor zwei Monaten und die letzte vor wenigen Tagen. Alle weisen die gleichen Verletzungen auf und ihre Untersuchungen haben ergeben, dass die Frauen vor ihrem Tod gefoltert wurden«, fasste ich zusammen.

»Richtig. Und bisher konnten wir keine Spuren finden, da er die Opfer in Bleiche badet, bevor er sie im Wald ablegt.«

»Ich muss mir die Leichen ansehen, Moore.«

»Sicher, aber nennen sie mich doch bitte Brian.«

»Gerne. Wenn sie mir jetzt die Leichen zeigen, dürfen sie mich Sam nennen.«

Brian lachte und stand auf.

»Dann kommen sie mal mit, Sam.«

Er führte mich den Flur zurück und in ein Treppenhaus, die Stufen ein Stockwerk hinunter, bis zu einer Metalltür mit Sicherheitsschloss.

Mit seiner Schlüsselkarte entriegelte er die Tür und wir konnten eintreten, landeten abermals in einem Flur, wo sich eine weitere Metalltür und ein Aufzug befanden.

»Bekomme ich auch noch so eine Karte?«

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Sheriff sonderlich begeistert davon wäre. Und da sie keinen Schritt ohne mich machen dürfen, brauchen sie auch keine«, klärte er mich auf und drückte die Doppeltür auf, welche uns direkt in die Rechtsmedizin führte.

Ein Mann, etwa mitte bis ende Fünfzig kam uns lächelnd entgegen.

»Mein Junge, was führt dich zu mir? Und das mit einer solch reizenden Begleitung.«

»John, darf ich vorstellen? Das ist Spezial Agent Samantha Blake. Sam, das ist Doktor John Levitt.«

»Ah, sie sind hier wegen dem Serienmörder«, kombinierte er richtig und reichte mir die Hand.

»Das ist korrekt.«

»Wollen sie überprüfen, ob ich meine Arbeit richtig gemacht habe?«, fragte er argwöhnisch.

»Nichts läge mir ferner, Doktor! Ich möchte mir lediglich ein eigenes Bild vom Mörder und seiner Vorgehensweise machen und das ist einfacher, wenn ich es mit eigenen Augen sehe, statt nur den Bericht darüber zu lesen.«

Er hob seine Augenbrauen und lächelte mich ehrlich an.

Meine Erklärung reichte ihm wohl aus, seine Skepsis mir gegenüber abzulegen.

»Nun, die erste Leiche kann ich ihnen allerdings nicht mehr zeigen, da sie bereits beerdigt wurde. Aber ich habe Fotos und meinen Bericht, den sie lesen können.«

»Ihre Akte über das erste Opfer, habe ich bereits gelesen.«, antwortete ich, während wir bereits zu der Wand liefen, in der sich die Kühlfächer befanden.

Er öffnete eines, zog die Bare heraus und entfernte das Tuch, mit welchem der Leichnam abgedeckt war.

Sofort schlug mir der Geruch von Bleiche in die Nase.

Der Pathologe reichte mir die Akten vom zweiten und dritten Opfer, damit ich die Bilder der inneren Organe sichten konnte. Anschließend gab er mir Handschuhe und ich begann damit, die Leiche genauer in Augenschein zu nehmen.

Überall am Körper befanden sich kleine Schnitte.

Sie waren nicht tief, hätten aber Narben hinterlassen.

An ihrem Hals hatte sie dunkle Würgemale und an den Handgelenken sah man deutliche Fesselspuren.

»Der Täter ist definitiv Rechtshänder«, erklärte ich nach der Begutachtung des zweiten Opfers, das die gleichen Verletzungen aufwies.

»Wie kommen sie darauf Sam?«, fragte mich Brian, während der Doktor schmunzelte.

»Hast du meinen Bericht noch nicht gelesen, Junge?«

»Nein. Bis vorhin, als der Boss mich zu Sams Partner erklärt hat, hatte ich noch nichts mit dem Fall zu tun«, verteidigte er sich.

»Sehen sie hier den Bluterguss am Hals?«, fragte ich und zeigte darauf. »Auf der linken Seite ihres Halses sieht man deutlich die Abdrücke von Fingern, auf der rechten die des Daumens. Bei der anderen Leiche ist es gleich und ich würde ein Monatsgehalt darauf verwetten, dass es beim ersten Opfer ebenso war.«

Ich blickte zu Doktor Levitt auf, der grinsend nickte.

»Gut kombiniert, Agent Blake.« Er stützte sich auf der Metallbare ab und fixierte mich mit seinem Blick. »Und ist ihnen noch etwas aufgefallen?«

»John, sie ist nicht eine deiner Praktikanten und auch keine Rechtsmedizinerin!«, mischte sich Brian ein.

»Die Rechtsmedizin ist einer der Teilbereiche der Forensik, die ich erlernt habe.«

Ich zwinkerte ihm lächelnd zu und wandte meinen Blick wieder dem Doktor zu, der mich erwartungsvoll ansah.

»Das erste und zweite Opfer waren bereits tot, als sie in Bleiche gebadet wurden. Sie jedoch...« Ich zeigte auf den Leichnam vor mir. »...Wurde darin ertränkt, was man anhand der Bilder von der Lunge, sowie der Luft- und Speiseröhre gut erkennen kann.«

Bei der Vorstellung schnürte es mir den Hals zu.

Ein grausamer Tod.

»Ich frage mich, warum er sie ertränkt hat und die anderen Beiden nicht.«

»Entweder hat sie etwas getan, dass ihn in Rage gebracht hat, oder er hat jetzt generell seine Vorgehensweise geändert, um sich eine größere Befriedigung zu verschaffen. Serienmörder machen das sehr oft. Auch der Abstand zwischen den Morden verringert sich oftmals, weil der Kick mit der Zeit nicht mehr so lange anhält«, beantwortete ich Brians Frage.

»Unser Killer hat die Zeitabstände auch verkürzt, sogar drastisch!«, erwiderte er.

Das war mir auch schon aufgefallen.

Normalerweise ging das etwas langsamer vonstatten.

»Es kann gut sein, dass es noch mehr Opfer gibt, die nicht gefunden wurden, oder im Leben des Mörders etwas passiert ist, was ihn so eskalieren lässt.«

 

Nachdem wir uns vom Doktor verabschiedet hatten, gingen wir wieder in Brians Büro.

Er ließ mich auf seinem Drehsessel sitzen, während er neben mir stehen blieb und sich mit den Händen auf dem Tisch abstützte.

»Nichts!«, meinte er enttäuscht, nachdem wir einige Zeit in seinem Computer gesucht hatten. »Weder Vermisste, die ins Profil passen, noch ungeklärte Morde bei der die Vorgehensweise übereinstimmt.«

Ich pustete die Luft aus meinen Lungen und ließ mich erschöpft nach hinten fallen.

»Mein Instinkt sagt mir, dass wir etwas übersehen.«

»Ihr Instinkt alleine bringt uns leider nichts, Sam.«

»Ich weiß«, erwiderte ich resigniert und fuhr mir mit beiden Händen über das Gesicht.

»Sie sollten sich ein wenig ausruhen und ich suche weiter.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Nein, es geht schon.«

»Sam, wenn sie völlig übermüdet sind, nützen sie niemandem was. Sie können sich hier auf das Sofa legen und sobald ich was gefunden habe, wecke ich sie.«

»Meinetwegen. Aber lassen sie mich bitte nicht zu lange schlafen.«

»Warum? Haben sie noch etwas vor?«

»Auch wenn es sie nichts angeht, aber ja das habe ich. Ich möchte hier zu einer Stelle, an der ich schon seit sechsundzwanzig Jahren nicht mehr war.«

Brian machte große Augen.

»Da waren sie doch sicher noch ein Baby, oder?«

»Gerade erst geboren um genau zu sein, ja.«

Ich stand auf, ging zum Sofa rüber und legte mich hin.

Mittlerweile fand ich die Idee, ein wenig auszuruhen, gar nicht mehr so übel.

»Okay? Das müssen sie mir jetzt aber genauer erklären«, meinte er interessiert und setzte sich auf seinen Stuhl.

»Ich wurde hier geboren. Auf den Tag genau vor sechsundzwanzig Jahren.«

Er zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete mich eingehend.

»Sie wurden hier geboren und dieser Tag war zugleich der letzte, an dem sie hier waren?« Mit der rechten Hand, fuhr er sich nachdenklich über den Nacken.

Ich spannte ihn nicht länger auf die Folter und erzählte ihm meine Geschichte.

»Ich wurde untersucht, als Jane Doe registriert, an die Jugenfürsorge übergeben und direkt im Anschluss in ein Heim. Einen Monat später wurde ich adoptiert«, beendete ich meine Erzählung.

»Wow, das ist heftig. Also keiner weiß, wer ihre leibliche Mutter ist?«

»Nein, nur sie weiß es«, antwortete ich träge.

Meine Augen fielen zu.

Ich konnte sie einfach nicht mehr offen halten.

»Willkommen zurück, Sam und happy Birthday«, hörte ich Brian noch raunen, bevor ich einschlief.

3. Die Suche

 

Killer

 

Sie war wieder nicht die Richtige.

Wimmernd hing sie in ihren Fesseln, nachdem ich mit ihr fertig war.

Flehte um ihr Leben, statt mir zu sagen, dass wir, da wir nun gleich waren, zueinander gehörten.

Wut kroch durch meine Adern und ich verlor die Beherrschung.

Ich schnitt ihre Fesseln durch und zerrte sie zu der Wanne mit Bleiche.

 

Als es Nacht war, konnte ich endlich hinaus und mich auf die Suche machen.

Bereits eine Woche war es her, dass ich die letzte in den Wald gebracht hatte.

Ich streifte durch die Straßen, immer unauffällig in die erleuchteten Fenster schauend.

Nach nur einer Stunde sah ich sie.

Sie saß auf der Fensterbank und las ein Buch.

Meine Beine trugen mich fast schon automatisch näher.

Zum Glück gab es ein paar Büsche in der Nähe, so konnte ich sie ungestört beobachten.

Sie trug ein schwarzes Top mit dünnen Trägern, dadurch war es mir möglich, ihre wohlgeformten Brüste zu erkennen.

Ihre Beine steckten in einer langen Schlafhose und sie wackelte die ganze Zeit über mit ihren nackten Zehen.

Mein Blick wanderte wieder ihren Körper hinauf.

Ein langer schlanker Hals, zarte Gesichtszüge.