Fleischträume - Alexander Knörr - E-Book

Fleischträume E-Book

Alexander Knörr

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Beschreibung

Rätselhafte und schreckliche Dinge geschehen! Jeden Tag! Ein unheimliches Buch zieht seine Leser in den Bann und lässt nicht mehr von ihnen ab. Süße Verführungen bringen den Tod. Geister treiben ihr Unwesen und versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Fremde machen Jagd auf Menschenfleisch und uralte Schriften sprechen von Freude und Leid in ein und demselben Satz. Sind das alles Träume, die uns plagen? Vorahnungen oder die bittere Realität? Ist es nur unsere Fantasie, die uns Streiche spielt? Alexander Knörr hat 13 gruselige Geschichten geschrieben und in diesem Buch zusammengetragen, die mit all unseren Ängsten spielen. Dabei verzichtet er darauf, literweise Blut zu vergießen. Der Autor führt seine Leser viel subtiler in seine Geschichten und packt sie als Leser an den Nackenhaaren, die sich ihnen reihenweise aufstellen werden! Der Künstler Tommy James Peters fertigte zu jeder Geschichte eine passende Illustration. Und als Bonus gibt Peters noch eine weitere Geschichte aus seiner Feder dazu.

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Seitenzahl: 252

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Ähnliche


Contents

Impressum

Vorwort

Abfall

Aufwachen

Der Reeser Bär

Kirschen kann niemand widerstehen!

Rote Lichter

Das Tattoo

Fleisch

Der Albtraum

Die Blätter lügen nicht

Der Rausch des Feenlandes

Ruhestörung

Der Sammler

Die Vegetarierin

Das Ritual

Danksagung

Alexander Knörr

illustriert von Tommy James Peters

Fleischträume

Fantastische und schaurige Kurzgeschichten

Bonusgeschichte ››Der Albtraum‹‹

von Tommy James Peters

Alle Texte, Textteile, Grafiken, Layouts sowie alle sonstigen schöpferischen Teile dieses Werks sind unter anderem urheberrechtlich geschützt. Das Kopieren, die Digitalisierung, die Farbverfremdung, sowie das Herunterladen z. B. in den Arbeitsspeicher, das Smoothing, die Komprimierung in ein anderes Format und Ähnliches stellen unter anderem eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung dar. Verstöße gegen den urheberrechtlichen Schutz sowie jegliche Bearbeitung der hier erwähnten schöpferischen Elemente sind nur mit aus-drücklicher vorheriger Zustimmung des Verlags und des Autors zulässig. Zuwiderhandlungen werden unter anderem strafrechtlich verfolgt!

Deutsche Erstausgabe, 1.Auflage

Die Originalausgaben erschien Dezember 2013

im mysteria Verlag als Paperback & eBook

© 2013 mysteria Verlag

Publishing Rights © 2013 Alexander Knörr

E-Book Erstellung: www.AutorenServices.de

Lektorat: Marlon Baker

Illustrationen im Buch & Cover: Tommy James Peters

Vorwort

Irgendwann musste das ja passieren!

Schon als kleiner Junge habe ich eine lebhafte Fantasie gehabt. Das erzählten jedenfalls meine Eltern immer und meine Mama sagt das natürlich heute noch. Und es war auch so. Noch heute lebe ich quasi in zwei Welten. Diese Aussage würde normalerweise dazu führen, dass man einen Psychiater anruft und den lieben Herrn Knörr in eine geschlossene Anstalt einliefern ließe.

Aber als Autor darf man das! Und schon als Kind wollte ich immer schreiben. Ich wünschte mir schon mit sechs Jahren zu Weihnachten eine Schreibmaschine und ein Telefon. In der Schule war ich immer hocherfreut, wenn es darum ging, einen Aufsatz zu schreiben. Das hat mich immer fasziniert und noch mehr war ich von den Reaktionen fasziniert, was mein geschriebenes Wort alles bewirkte. Da waren viele Reaktionen dabei. Von der Verblüffung und dem großen Lob, bis hin zum Zitat zum Schulleiter zu kommen, da dieser mir vorwarf, meine Aufsätze und Referate nicht selbst zu schreiben.

Mit jungen vierzehn Jahren habe ich zuhause auf meiner Schreibmaschine meinen ersten Roman geschrieben. ››Tollwut‹‹ hieß er und die Story liegt mir heute noch am Herzen. Dann folgte ein erster Ausflug in das Science-Fiction-Genre und ich schrieb mein zweites Manuskript.

Leider bin ich in der Folge mehrmals umgezogen und in den Wirren der Umzieherei sind irgendwo diese beiden ersten und unveröffentlichten Manuskripte verloren gegangen. Geblieben sind nur ein paar Notizen in einem Notizheft und meine lebhafte Fantasie.

Später dann habe ich meinen Traum verwirklicht und habe – zunächst mit der Recherche und dem Schreiben von Artikeln in Fachzeitschriften und Sachbüchern über frühe Kulturen, Parawissenschaften und der Möglichkeit außerirdischen Lebens – zu schreiben begonnen. Dann aber wurde der Drang in mir, auch ein wenig wieder die Fantasie spielen zu lassen und nicht immer nur harte Fakten und Denkmodelle aufzuschreiben, wieder entflammt und ich fing an, Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben.

Nur für mich. Eines Tages las ich eine Ausschreibung vom Twilightline Verlag für die Buchreihe ››Dunkle Seiten‹‹. Man solle doch eine fantastische und gruselige Kurzgeschichte schreiben und einreichen. Ich nahm daran teil und meine erste Kurzgeschichte, die veröffentlicht wurde, war ››Kirschen kann niemand widerstehen‹‹, die auch hier mit in das Buch eingeflossen ist.

Die Leser fanden meine Geschichte gut und auch meine zweite Geschichte, die in den ››Dunklen Seiten VI‹‹ veröffentlicht wurde (››Im Rausch des Feenlandes‹‹) wurde stets gelobt. Also fasste ich den Entschluss, dieses Buch mit dreizehn fantastischen, ab und zu gruseligen, Kurzgeschichten zu schreiben. Da ich schon bei meinen Sachbüchern immer viel auf Bilder setzte, wusste ich jedoch, dass ich einen Illustrator brauchte, der mir zu diesen Geschichten immer eine kleine Zeichnung machen sollte.

Tommy James Peters kannte ich von seinen sagenhaften Exo-Comics, über die ich mich immer wieder bestens amüsierte. Diese kleinen Comic-Bildchen, die sich den grenzwissenschaftlichen Themen widmen, die ich in meinen Sachbüchern verarbeite, sind einfach genial! Und damit war es nur noch mein Wunsch, eben Tommy James Peters mit ins Boot zu holen und seine Zeichnungen mit meinen Geschichten zu kombinieren. Tommy war sofort mit von der Partie und wir machten uns beide an die Arbeit.

Nun, wir finden, wir haben eine gute Arbeit abgeliefert. Ob dies einfach nur allerschlimmste Selbstüberschätzung ist, oder der Wahrheit entspricht, können nicht wir entscheiden, sondern alleinig Sie als Leser! Deswegen wächst in uns wieder die Spannung.

Die Spannung auf das Feedback zu diesem tollen Buch, dass wir jetzt im mysteria Verlag veröffentlichen. Viel Spaß beim Lesen und gruseln und einige erquickende Lesestunden wünschen Ihnen,

Alexander Knörr und Tommy James Peters

Abfall

Mit Mühe bewegt er erst das eine, dann das andere Augenlid, schlägt langsam seine Augen auf, die irgendwie verklebt sind.

Mann, was ist denn mit mir los?, denkt sich Michael dabei, als er versucht, seinen Arm zu heben, um sich den Glibber aus den Augen zu wischen, der dort hängt, als hätte er entweder drei Wochen am Stück geschlafen, was sehr unwahrscheinlich war, oder dass ihm sein Hund Furby alternativ vollgeschlabbert hat.

Das passiert öfter mal, wenn er schläft und Furby dann seine Liebe kundtun muss. Dann schleckt er sein Herrchen von oben bis unten ab und versieht ihn mit einer millimeterdicken Speichelschicht. Und das macht er mit einer solchen Akribie und Hingabe, da wäre jeder Knochen neidisch.

››Hm, aber Furby ist nicht hier, so viel weiß ich noch. Wo bin ich?‹‹ Michael versuchte, sich weiterhin irgendwie zu bewegen. Zuerst seine Arme, die überhaupt nicht reagierten. Alles fühlt sich an … Ja, wie fühlt es sich an? So, als wenn man in einer komischen Haltung eingeschlafen ist, den Arm unter seinem Bauch geklemmt und verdreht, und nun ist der Arm, die Hand, alles eingeschlafen bis zur Schulter.

Man spürt rein gar nichts von dieser Extremität und kann sie hin und her schütteln wie ein Anhängsel. Genau so fühlt sich das nun an, nur schütteln kann er den Arm nicht. Keinen seiner Arme. Aber auch sonst fühlt er nichts, keine Beine, keine Füße. Normalerweise spürt Michael immer seine Zehen, die ihm oft irgendwie entgleiten und dann ganz kuriose Sachen machen. Dann stehen irgendwie zwei Zehen übereinander, die gar nicht übereinander gehören, oder die große Zehe krümmt sich wie der Ansatz eines Hügels und versucht sich darin, die anderen Zehen anzustiften, es ihr gleich zu tun. Also seine Zehen machen immer ganz verrückte Sachen und er fühlt diese auch immer und überall.

Manchmal kann man Michael beobachten, wenn er beispielsweise am Essenstisch sitzt, sich mit seinem Gegenüber unterhält und dann sieht, wie seine Gesichtszüge entgleisen. Wenn dann Marion, seine Freundin, ihn fragt: ››Was ist los? Spielen deine Zehen wieder E-Gitarre dort unten?‹‹ Dann fühlt er sich erwischt, tritt einmal fest auf und spürt dann sofort, wie sein Gesicht rot anläuft.

Wahrscheinlich würde er noch nicht einmal rot werden. In der Situation, in der er sich momentan befand.

Die Augen funktionierten aber schon einmal. Das war doch gar nicht so übel. Der Rest könnte auch ein übler Kater sein. Dabei war er gar nicht feiern.

Michael versucht, seine Gedanken zu sammeln und sich zu konzentrieren. Er schaut um sich, die Augen sind das einzige, das er bewegen kann. Und er hat auch immer noch diesen Glitsch in den Augen und sieht noch ein wenig verschwommen, aber durch immerwährendes Zwinkern wird die Sicht langsam besser. Was ist das rechts von ihm? Er sieht nur einen grauen Schleier und weit entfernt ein paar geometrische Muster, die er aber nicht deuten kann. In diesem Grau nimmt er leichte Schattierungen wahr. Aber weiter bringt es ihn auch nicht.

OK, denkt sich Michael, dann versuchen wir mal, was wir links so sehen. Michael bewegt sein Augenpaar nach links und versucht, den Kopf ein wenig zu bewegen, da dieser nicht gerade liegt, sondern leicht nach rechts zeigt. Das mit dem Bewegen des Kopfes war wohl nichts. Aber er sieht einen hellen Lichtschein.

Ah, das könnte der Himmel sein, denkt Michael. ››Stimmt, ich kann jetzt sogar ein paar hellblaue Stellen sehen. Das ist eindeutig der Himmel und einige weiße, dicke und flauschige Wolken, die vorüberziehen.‹‹ Michael ist begeistert.

Jetzt versucht er, erneut seine Augen und den Kopf noch ein wenig mehr zu drehen, damit er sieht, was links von ihm ist. Ganz leicht gelingt es ihm, seinen Kopf etwa zwei bis drei Zentimeter zu drehen. Ein riesen Erfolg wenn man bedenkt, dass er bisher nur seine Augen bewegen konnte.

››OK, du lebst noch und hast noch einen Körper‹‹, beruhigte sich Michael in diesem Moment, der ihn wieder glücklicher machte. Dachte er doch schon, dass er vielleicht gestorben wäre und nun erst lernen müsse, mit seiner ››Seele‹‹ zu sehen.

Gott sei dank kann ich meinen Kopf bewegen!, denkt er.

››Weiter geht's, wo sind wir?‹‹

Angestrengt bewegt er seinen Kopf und die Augen millimeterweise nach links. Erst sehr verschwommen wie alles andere, dann immer klarer sieht er rötlich-braune, eckige Muster vor sich, zwischen ihnen eine gräuliche Masse, teilweise in Grüntönen unterbrochen. Nach und nach erkennt Michael, was er da vor sich hat.

››Das ist eine Backsteinmauer!‹‹, jubelt er förmlich innerlich. ››Ich liege in einem Hinterhof. Boh, wie komme ich denn nur hier her? Wenn ich mich nur erinnern könnte.‹‹

Erschöpft gönnt er seinen Augen eine Pause, schlägt sie zu und dreht den Kopf wieder in eine angenehmere Position.

Michael kommt wieder zu sich.

››Wie lange war ich denn jetzt wieder weg?‹‹ Michael versucht, seine Gedanken in Worte zu fassen, aber es kommt nichts über seine Lippen als ein leises Ächzen. Ihm ist ganz schwummrig. Wie ein in die Ecke geklatschter Schwamm, denkt er sich.

Genau wie vorhin versucht Michael, sich nach und nach zu bewegen. Er testet die Beweglichkeit seiner Arme und Hände, seiner Beine und Füße – Oh Gott, wie froh wäre er jetzt, wenn er spüren könnte, dass sich seine Zehen wieder übereinanderstellen. Nichts. Doch etwas ist anders. Er spürt etwas auf seinem Körper. Ein leichtes Kribbeln auf seiner Haut macht sich breit.

Endlich!, denkt sich Michael und jubelt innerlich.

Er versucht, seinen Körper irgendwie zu bewegen – vergeblich. Mit seinen Augen sucht er wieder die Umgebung ab. Er war ja wirklich in einem regelrechten ››Loch‹‹ gelandet. In einem solchen Loch würde man vielleicht Abfall entsorgen, der nicht gefunden werden soll. Aber als Betrunkener – wie kommt man als Betrunkener in diese missliche Lage? Michael war immer noch davon überzeugt, auch wenn er sich an rein gar nichts erinnern konnte, dass er wohl sturz betrunken gewesen sein muss, wenn er in diese Situation gelangt ist.

Er fühlte, wie sich das Kribbeln ausbreitete. Von den Armen her über den Bauch. Es war ein angenehmes Gefühl, irgendwie kitzelte es. Und für Michael war es der Beweis, dass sein Zustand sich besserte.

Urplötzlich bildete sich ein Bild in seinem Kopf. Das Bild einer jungen, sehr hübschen Frau, die ihn in einer Bar ansprach. ››Aha, du warst also in einer Bar und hast doch gesoffen‹‹, pflichtete sich Michael innerlich bei. ››Kein Wunder, dass du so dermaßen versackt bist.‹‹

Das Bild der Frau wurde klarer. Ihre blonden Haare legten sich über ihre wunderbar geformten Schultern und schlängelten sich hin bis zu ihren Doppel-D-Körbchen, die in einem anscheinend viel zu engen Top steckten. Sie war sicherlich 1,70 Meter groß und hatte umwerfende grüne Augen, mit denen sie ihn anfunkelte. Dass er mit dieser tollen Frau mitgegangen ist, war sicher kein Wunder. Aber warum hatte er sich denn so mit Alkohol abgeschossen? Hatte er mit ihr nichts Besseres zu tun?

Das Kribbeln wurde immer heftiger. Zwischendurch spürte er ein Kneifen in den Armen und in der Brust. Fast automatisch versuchte er, an sich herunterzuschauen, um zu sehen, was denn da nun so kribbelte und kneifte. Er senkte die Augen, und hob ganz leicht den Kopf an. Dann erschrak Michael. Er war ja nackt! Nackt wie Gott ihn schuf, lag er da in der Gosse. Jetzt nahm er auch seine Umgebung noch etwas mehr wahr. Um ihn herum lag Abfall. Kartons, Säcke mit Müll und dazwischen er. Nackt! Das Kribbeln konnte er nun auch identifizieren. Da waren Hunderte Fliegen und Maden auf seinem Körper und tummelten sich dort beim Insektensamba.

Igitt, was ist denn hier los?, dachte er sich. Er konnte immer noch nicht sprechen. Nur leicht den Kopf bewegen.

››Aua! Was war denn das wieder?‹‹ Michael suchte nach der Stelle an seinem Körper, wo er eben einen heftigen Stich gespürt hatte. ››Du Dreckvieh, geh da weg!‹‹, stöhnte er leise und unverständlich. Kann es sein? Da grub sich doch so eine eklige, fette Made in seinen Bauch. Mit ihrem Hinterteil ragte sie noch aus seinem Körper heraus und wedelte mit diesem hin und her. Michael wollte sie herausziehen, doch jede Bewegung seiner Arme war unmöglich. Er konnte mittlerweile gerade mal die Fingerspitzen zusammendrücken.

Wenn das in dem Tempo so weitergeht, dann fressen mich diese Viecher auf, bevor ich mich wieder bewegen kann!, dachte sich Michael und verspürte eine leicht aufsteigende Panik. Doch dann beruhigte er sich wieder.

››Junge, Junge, denke daran, du kannst nach und nach immer mehr bewegen. Und das hier ist eine Made, die sich da an dir gütlich tut. Das ist noch kein Weltuntergang‹‹, beruhigte er sich durch seine Gedanken. Doch jedes Kribbeln, jedes Ziepen und Zwicken hatte nun eine andere Bedeutung und verursachte in ihm ein regelrechtes ››Kopfkino‹‹ in dem er die Szenarien, dass sich ganze Hundertschaften von Maden in ihn hineinfressen würden, widerspiegeln ließ.

Mit einem Blick an sich herunter, seinen Bauch entlang, konnte er diese Gedanken jedoch wieder wegfegen. Da waren ein paar Einzelne, die an ihm knabberten. Das Meiste waren Fliegen, die auf ihm herum latschten.

Glücklicherweise konnte Michael weder spüren noch sehen, was unter ihm passierte. Denn durch die Müllsäcke, auf denen er lag, die als Quelle der Maden dienten, die auf ihm tanzten, kamen wirklich etliche Tausende von Maden heraus und nahmen den einfacheren Weg an das frische Fleisch. Sie nagten am Rücken von Michael und bildeten einen regelrechten Teppich von hungrigen Leibern, die sich in seinen Körper fraßen. Auch die natürlichen Öffnungen nahmen sie als Maden-Autobahn in den Körper.

Michael spürte nichts davon und war ahnungslos.

Allerdings schlich sich nun langsam Angst bei ihm ein. Irgendwann sollte ihn doch jemand hier finden und einen Arzt rufen. Was ist, wenn nicht? Wie lange könnte er hier liegen, bis ihn eine Unterkühlung heimsucht? Die Angst schlich immer mehr in ihm hoch und äußerte sich in Panik. Seine Augen waren das einzige, das er wirklich bewegen konnte und so übernahmen diese die ganze ››Arbeit‹‹.

Sie flitterten aufgeregt hin und her. Jetzt nahm Michael die Geräusche seiner Umgebung immer intensiver wahr. Jedes Knistern oder Fiepen schreckte ihn auf und seine Augen suchten die Ursache des Tones. Dieses Fiepen wurde immer mehr und intensiver, auch das Knistern im Müll um ihn herum. Was das wohl war? Michael schaute wieder an sich herunter und sah mitten auf seinem Bauch eine für ihn riesig wirkende Ratte!

››Oh Gott! Eine Ratte!‹‹, stöhnte er.

Ratten verursachten schon in einem ››normalen‹‹ Zustand eine Panik in ihm. Waren sie doch Überträger aller möglichen Krankheiten und schlichtweg eklig. Aber je länger er die Ratte betrachtete, etwas anderes blieb ihm ja nicht übrig, umso mehr verlor sie den Schrecken, denn dieses Biest fraß die Maden von seinem Körper, holte sogar die halb in sein Fleisch eingefressene Made wieder heraus und pulte noch das letzte Stückchen davon aus seinem durchtrainierten Körper. OK, seinem durchtrainierten Körper mit leichter Speckwulst. Aber das sollte ja momentan sein kleinstes Problem sein.

Michael freute sich, dies mit anzusehen, und feuerte die Ratte regelrecht an. Ein wenig flüstern konnte er ja schon und so flüsterte er in ihre Richtung: ››Braves Mädchen, mach schön Happi Happi und fress dem Onkel die letzten Maden von der Wampe.‹‹

Er hatte nun ein leichtes Lächeln auf den Lippen, das in seiner Situation sicherlich aussah, als wäre er dem Wahnsinn nahe. Aber war das so verkehrt? Er war ganz sicher dem Wahnsinn nahe. Wie sollte es denn jemandem gehen, der nackt in einem abgelegenen Häuserloch lag, mitten in Abfall und von Ratten und Maden angefressen wurde. Da konnte man schon wahnsinnig werden.

In der Beruhigung, dass die Ratte nun sein Madenproblem lösen würde, legte er seinen Kopf wieder zurück und entspannte sich. Dabei merkte er sehr wohl, dass er auf etwas glitschigem mit dem Hinterkopf lag, da er aber sowieso keine Chance hatte, festzustellen, was dies war, war es ihm auch ziemlich egal und er spannte einfach mal aus.

Dabei versuchte er seine Gedanken zu sortieren und erneut festzustellen, was passierte, nachdem er diese Top-Frau in der Bar kennengelernt hatte. Wieder kamen ihm Bilder in den Kopf und Worte. Er sah die gleiche Frau. Dieses Mal jedoch nur schemenhaft und mit einem weißen Kittel anstatt dieses heißen Tops am Leibe – wie bei einer Krankenschwester oder Ärztin.

››Jetzt dreh ich komplett durch – haben wir Doktorspiele gemacht?‹‹, kam Michael in den Sinn.

Dieses Szenario passte zwar nicht zu ihm, aber es passte zu den Worten, die ihm durch den Kopf gingen. Immer wieder vernahm er Worte, die eigentlich nur zu einem Arzt oder Ärztin passen würden. Satzfetzen wie ››Entspannen Sie sich. Hier legen wir noch eine Kanüle. Notieren Sie bitte seine Herzfrequenz‹‹ passten zwar zu einem Arztszenario, aber doch nicht zu der heißen Mama, die er in der Bar aufgerissen hatte. Wie passte das zusammen? Und warum sah er sie in einem Arztkittel, sah grelles Licht, Kabel und Kanülen und hörte dann aber eine Männerstimme?

Michael war verzweifelt und seine Gedanken flogen nur so hin und her.

››Aua!‹‹ Oh, seine Stimme war schon fester geworden, bemerkte er nach dem heftigen Schmerz, den er von seiner Brust her erfuhr und dem Aufschrei, den er abgegeben hatte.

Michael nahm seine Kraft zusammen und hob den Kopf. Da war seine gerade zur Lieblingsratte erkorene Freundin doch wirklich dabei, ihn dort anzuknabbern wo überhaupt keine Made war. Dieses Mistvieh biss ihm genüsslich in die Brust und hatte einen ordentlichen Brocken Haut und Fleisch herausgerissen, an dem sie sich gütlich tat. Sie hockte auf ihm und hielt das Stück Fleisch mit ihren Minihänden fest, und knabberte daran.

››Hör auf! Du sollst mich nicht anfressen, du blöde Kuh!‹‹, wisperte Michael und dabei liefen ihm Tränen der Verzweiflung aus den Augenwinkeln. Und als würde sie ihn verspotten, biss die Ratte in diesem Moment noch einmal herzhaft zu. Michael zuckte zusammen und spürte, dass seine Hand sich zu einer Faust zusammenrollte. Er hob wieder den Kopf und sah nun mehr als ein Dutzend Ratten auf seinem Körper stehen und sitzen und alle hatten sie kleine Fetzen von seinem Fleisch in ihren Händen und genossen das lebende Buffet.

››Neiiiiin!‹‹, schrie Michael aus voller Kraft, doch es kam lediglich ein leises Wimmern über seine Lippen.

››Hilfe! Helft mir doch! Es muss mich doch jemand hier finden, bitte helft mir!‹‹, schluchzte Michael unter Tränen und sackte ohnmächtig zusammen.

Das war zu viel für ihn.

Michael wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, von dem Zeitpunkt an, an dem er in Ohnmacht gefallen war. Als er wieder wach wurde, fühlte er sich wie in einem Traum. Er hatte von der hübschen Ärztin geträumt. Sie war gar keine Ärztin, sondern eine Krankenpflegerin, aber sie war mit ihm auch nicht intim gewesen. Nein, im Traum hatte er nun klarere Vorstellungen davon bekommen, was mit ihm geschehen war.

Diese Frau hatte ihn mit irgendeinem Cocktail gefügig gemacht und ihn in ein Labor verschleppt, in dem er komische Untersuchungen über sich ergehen lassen musste. Auch hier konnte er sich schon kaum bewegen. Mehr wusste er nicht. Er war in einem Labor gewesen, und sie stellten irgendwelche Experimente mit ihm an. Wann das war, ob es wirklich erst gestern gewesen war, oder schon vor Wochen oder Monaten, das konnte er gar nicht sagen. Seine Erinnerung war nur in Fetzen vorhanden und kam auch nur scheibchenweise wieder hervor.

Er wusste nur eines, er war dort als auch hier fast vollkommen bewegungsunfähig. Aber wo war er noch mal? Oder hatte er alles nur geträumt? Ja, es muss ein Traum gewesen sein, denn er spürte eindeutig etwas Bekanntes. Es fühlte sich an, als wenn jemand mit einer rauen Zunge über ihn leckte. Über sein Gesicht und dabei dieses mit dickem Glibber überzog.

››Furby, mein Lieber, bist du das?‹‹, stammelte Michael hervor und öffnete seine Augen.

Ein Augenpaar schaute ihn an und leckte weiter lässig über sein Gesicht. Doch das Gesicht des Hundes passte nicht zu Furby. Das war nicht Furby, sondern irgendein Straßenköter.

››Du bist nicht Furby. Geh weg, lass mich in Ruhe‹‹, versuchte er, dem Hund klarzumachen.

Doch dann überkam ihm die Idee, dass ein Hund in einer Stadt meistens nicht alleine unterwegs war und irgendwo sein Herrchen sein musste – selbst wenn es ein Penner wäre, würde der ihm doch helfen.

››Halt, bleib hier. Wo ist dein Herrchen? Hole dein Herrchen!‹‹, rief er dem Hund zu.

Der ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und leckte ihm weiter das Gesicht genüsslich ab. Langsam tat es richtig weh und Michael verspürte stechende Schmerzen von seinem Gesicht, aber auch von seinem Körper, von seinen Beinen, seiner Seite und … von seinem Gemächt ausgehend.

Schmerzen? Es tat höllisch weh! Eigentlich ein gutes Zeichen, seine Gefühle kamen wieder, aber was war das?

Michael schüttelte leicht den Kopf, um den Hund abzuwimmeln, schlug die Augen wieder auf und kämpfte sich mit seinem Kopf langsam nach oben. Die Ratten waren immer noch da, mittlerweile hatte er riesig wirkende Löcher am Leib und an den Beinen aber auch auf seinem Schoß saßen mittlerweile sicher acht bis zehn dieser Viecher und fraßen seine Weichteile auf.

››Neiiin!‹‹, schluchzte Michael erneut, ließ seinen Blick nach rechts schweifen, dort sah er, wie ein anderer Hund gerade mit allen Vieren sich gegen seinen Körper stemmte, zwischen den Zähnen ein blutiges Stück aus der Seite seines Körpers und dies regelrecht herausriss.

Der andere Hund leckte nun weiter an seinem Gesicht herum. Alles war feucht und Michael realisierte, als ein Tropfen Blut in seine Augen lief, dass dieses Feuchte nicht nur Geifer des Hundes war, sondern auch Blut. Sein Blut! Das ihm vom Gesicht lief.

››Nein, Nein, Nein‹‹, stammelte Michael – ihm fiel nichts Besseres ein, so verzweifelt war seine Situation.

Dann spürte er, wie der Hund, der sein Gesicht die ganze Zeit ableckte, ganz behutsam seine Lippe mit den Zähnen nahm und diese abknabberte. Höllische Schmerzen strömten durch seinen gesamten Körper und er war wieder kurz vor der Bewusstlosigkeit. Doch er wusste, wenn er jetzt das Bewusstsein verlieren würde, dann würde er wohl nie mehr erwachen. Er würde dann sterben und gefressen werden. Er wurde ja jetzt schon bei lebendigem Leibe aufgefressen.

Und es war ein fürchterlicher Anblick, der ihm größtenteils erspart blieb, weil er seien Blickwinkel nicht so weit ausweiten konnte, wie ein Außenstehender ihn sehen könnte, wäre denn jemand da gewesen.

Überall am Körper hatte Michael offene Stellen, die Ratten und Hunde fraßen zu Dutzenden an ihm herum, teilweise konnte man schon die Knochen sehen. Seine Genitalien und alle weichen Teile waren schon komplett weg und alles war voller Blut, in dem Maden schwammen und das von weiteren, herannahenden Hunden aufgeleckt wurde.

Allein der Blutverlust war so gewaltig, dass jeder sofort sah, dass Michael niemand mehr helfen konnte. Das Perverse an der Sache war, dass Michael immer noch am Leben war und das alles mitbekam. Er spürte nun die Schmerzen eins zu eins und konnte sich mittlerweile auch deswegen nicht bewegen, weil ihm langsam die Muskeln und Sehnen weggefressen wurden.

Michael schloss die Augen, nahm einen letzten Atemzug und fiel dann mit dem Gedanken in Ohnmacht, dass er einfach nur Abfall war. Unwichtig, nicht mehr zu gebrauchen. Mit diesem Gedanken und dem Bild von der jungen, hübschen Frau im Kopf, übermannte ihn die Ohnmacht, aus der er nie wieder erwachen würde.

Zwei Tage später fuhr ein kleiner, schwarzer Lieferwagen in die Seitenstraße eines stillgelegten Industriegebietes. Fuhr zwischen zwei Backsteinwänden in eine tiefgelegene Gasse und hielt zwischen Bergen von Müllsäcken, Kartonagen und einer stinkigen, ekligen Masse. Die Seitentür wurde von zwei jungen Kerlen in weißen Kitteln geöffnet. Diese holten eine Plastikplane hervor, auf der ein lebloser Körper einer jungen Frau lag. Sie war nackt, ihre braunen Haare kurz geschoren.

Aber man konnte erkennen, dass sie sehr gut aussehend war. Die beiden Typen in ihren Kitteln tatschten noch ein wenig an ihren vollen Brüsten und an den Genitalien der Frau herum, als man von einer Frau im Inneren des Transporters ein Rufen vernahm: ››Lasst sie in Ruhe, ihr Perversen, sie ist nur Abfall!‹‹

Dann nahmen die beiden Typen die Plastikfolie mitsamt der Frau und warfen sie unsanft auf die glibberige Masse aus Fleischresten, Knochen, Maden und Fliegen. Ein riesiger Fliegenschwarm wurde aufgewirbelt und die Türen des Transporters schlossen sich wieder. Das Fahrzeug fuhr davon und ließ die Frau zurück – wie Abfall, von dem in ein paar Tagen nichts mehr übrig wäre.

Aufwachen

››Sag mal, was ist denn dieser Kevin für ein Typ? Meinst du wirklich, der wäre was für mich?‹‹ Meg war ganz irritiert von der Vorstellung, dass ihre Freundin Laura als Kupplerin fungierte, nur weil sie jetzt seit drei Monaten von Joachim getrennt war. Sie war fest davon überzeugt, dass sie eigentlich keinen Mann brauchte. Allerdings war sie schon neugierig, was denn dieser Kevin für einer war.

››Das ist ein ganz Süßer. Ich kenne ihn von meinem Pilates-Kurs. Der ist so knackig gebaut, da wirst du mir noch dankbar sein.‹‹

››Pilates? Ein Typ, der Pilates macht?‹‹ Meg konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.

››Du bist dir sicher, dass der auf Frauen steht, oder?‹‹

››Margarete‹‹, konterte Laura, ››hör auf, ihn schlecht zu machen, du kennst ihn noch gar nicht.‹‹

››Boh, hör bloß auf mit ›Margarethe‹, Laura.‹‹ Ihren richtigen, vollen Namen konnte Margarete so gar nicht hören. Sie verabscheute diesen förmlich. Was hatten sich ihre Eltern nur dabei gedacht, als sie diesen bescheuerten Namen auswählten. Aus diesem Grunde war aus Margarete auch ››Meg‹‹ geworden. Hört sich viel besser an. Und ihre Freunde hatten eigentlich ein ››Margarete-Verbot‹‹. Laura brachte den Namen jedoch immer wieder gerne ins Spiel, wenn sie ihre Freundin etwas strenger anpacken musste.

››Komm jetzt und trödel nicht so lange rum, wir sind spät dran, die Jungs warten auf uns.‹‹

››Tun sie das nicht immer? Die müssten sich doch schon daran gewöhnt haben‹‹, erwiderte Meg mit einem heiteren Lachen. ››Ich fühl mich gar nicht wohl dabei, verkuppelt zu werden‹‹, nörgelte Meg vor sich hin.

››Ach Quatsch, verkuppelt. Kevin kommt einfach zu unserer Clique dazu und wenn sich was ergibt, dann soll es wohl so sein, wenn nicht, wird ihn eine andere finden und die Welt sich weiterdrehen. Glaube mir, der bleibt nicht lange alleine.‹‹

Schon klingelte eines der Smartphones, die auf dem Tisch lagen. Laura prüfte mit einem Blick das Display und nahm das Gespräch an. Meg machte sich derweil weiter im Bad zurecht. Nur noch ein paar kleine Handgriffe, dann war sie perfekt gestylt.

››Das waren die Jungs, sie warten‹‹, bellte Laura in Richtung Badezimmer.

››Jaaaaa‹‹, kam es genervt aus der Richtung des Rufes. ››Ich bin ja gleich soweit.‹‹

Zehn Minuten später waren die Mädels auch komplett im Café ››Sunshine‹‹ angekommen. Einem Szenecafé in Berlin Mitte. Neben Laura und Meg war nun auch ihre Freundin Karina, deren Freund Stefan, Lauras Freund Dirk und eben auch dieser Kevin dort.

Die sechs machten sich einen schönen Abend. Kevin und Meg verstanden sich prächtig und während des Kinofilms, den die sechs sich anschauten, flüsterte Laura ihrem Dirk zu:

››Ich glaube, es knistert bei denen, ein gutes Zeichen‹‹, und legte einen triumphierenden Grunzer nach.

Nach dem Film flanierten die drei Pärchen noch durch den jetzt fast menschenleeren Nebenzug des Stadtteiles und alberten herum. Dabei dachte Meg immer darüber nach, wie sie auf Kevin wirkte und ob dieser einfach nur einen schönen Abend mit ihr verbringen wollte, oder ob vielleicht mehr dahintersteckte. Jede seiner Bewegungen registrierte sie ganz genau und speicherte sie ab. Alles zusammen kombinierte sie in ein kompliziertes Muster, das wohl nur Frauen wirklich nachvollziehen können, und zog daraus den Schluss, dass Kevin doch sehr interessiert an ihr war.

Als Kevin seinen Arm um sie legte und sie sanft zu sich heranzog, lächelte sie nicht nur mit ihren Mundwinkeln. Ihr ganzes Gesicht, ihre Augen, ihre Wangen, alles strahlte förmlich und jeder konnte ihr ansehen, dass sie sehr glücklich war.

Die Szenerie wurde durch lauten Lärm unterbrochen, der von ein paar schweren Motorrädern stammte, die durch die Straßen dröhnten. Das Getöse hallte von den Häuserwänden wider und fing sich in den schmalen Straßen, und schien sich wellenförmig mit immer neuen Lärmquellen auf sie zuzubewegen. Die Männer schauten sofort und instinktiv, woher die Geräusche kamen und die Frauen kuschelten sich noch ein wenig mehr an deren starke Schultern.

Immer näher kamen die Geräusche und im fahlen Licht der Straßenbeleuchtung sah man bedrohlich wirkende große, schwarze Schatten an den Häuserwänden vorbeiziehen. Wenige Meter weiter vorne befand sich eine Kneipe. Die sechs schauten sich kurz an und beschlossen dann einvernehmlich, dass sie noch ein Bierchen in der Gaststätte nehmen würden.

Die Nachtschwärmer hatten es sich in der eher spartanisch eingerichteten und trotz offiziellem Rauchverbot sehr verqualmten Kneipe, gemütlich gemacht und gerade ihre Getränke erhalten, als die Tür der Gaststätte aufsprang und ein paar düster wirkende Gestalten eintraten.

Schlagartig verringerte sich der Geräuschpegel in der Kneipe und die anwesenden Gäste schauten alle schon fast ehrfürchtig, wenn nicht sogar eingeschüchtert zu der Gruppe von acht Männern, die mit schweren, ledernen Motorradklamotten, dicht bestickt mit allerlei Aufnähern, hereinkamen. Auf den breiten Rücken der Männer sah man jeweils einen riesigen Aufnäher, der die gesamte Rückenpartie vereinnahmte. Dort sah man zwei gekreuzte Knochen, darüber den Schriftzug ››Bones MC‹‹ – alles in schlichtem aber beeindruckendem Weiß.

Überall in der Gaststätte hörte man leises Getuschel und auch wenn man nichts verstand, so wusste man als Beobachter doch ganz genau, dass die Gespräche sich um die Biker drehten. Die ››Bones‹‹ sind eine berühmt, berüchtigte Motorradgang, die den allseits bekannten ››Hells Angels‹‹ oder ››Banditos‹‹ in nichts nachstanden. Sie waren bekannt für ihre Brutalität und ihre Lust, überall Ärger und Chaos zu hinterlassen.

So konnte man dies auch in ihren Gesichtern und der Körpersprache ausmachen. Bärtig, mit dunklen Sonnenbrillen und bunten Tüchern um den Hals standen sie da, bei zweien, die nur ärmellose Lederwesten trugen, konnte man bunte, schrille Tätowierungen an den Armen erkennen. Bei manchen waren sogar die Finger und Handrücken mit Buchstaben und Zeichen tätowiert. Einer der düsteren Gesellen hatte die Buchstaben ››K I L L‹‹ auf den Fingern seiner linken Hand tätowiert.