Flucht 2 - Anastasia Reyes - E-Book

Flucht 2 E-Book

Anastasia Reyes

0,0

Beschreibung

Die Ukrainerin Svetlana Pawlenko und der Russe Alexej Petrow sind nun verlobt und teilen sich ihre kleine Welt mit ihrer 2 Monate alten Tochter Sofia. Doch als Wladimir Putin auch noch Litauen überfällt, beginnt der 3. Weltkrieg und die Vergangenheit holt Svetlana ein. Sie und ihr kleiner Bruder, haben nämlich schon einmal einen Krieg miterlebt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2023

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Personen

Svetlana Artjomowa Pawlenko (Hauptperson)

Ihor Artjomowitsch Pawlenko (Svetlanas kleiner Bruder)

Inna Antonowa Sutulowa (Svetlanas beste Freundin)

Nikolaj Iwanowitsch Petrow (Svetlanas und Ihors Adoptivvater)

Irina Igorjewna Petrowa (Nikolajs Frau, Svetlanas und Ihors Adoptivmutter)

Alexej Nikolajewitsch Petrow (Sohn von Nikolaj und Irina, Svetlanas Verlobter)

Sofia Alexejewna Petrowa (Svetlanas und Alexejs Tochter)

Ljudmilla Nikolajewna Petrowa (Alexejs große Schwester, Nikolajs und Irinas älteste Tochter)

Alina Fjodorowna Didenchuk (Bekannte)

Isidor und Artur Fjodorowitsch Didenchuk (Alinas kleine Brüder, zweieiige Zwillinge)

Ihor „Iharjok“ Wladimirowitsch Sidorenko (Bekannter)

Polina „Polinotschka“ Ihorjewna Sidorenko (Iharjoks kleine Schwester, die er als Baby adoptiert hat)

Marija Iwanowa Sutulowa (Innas Mutter)

Anton Alexandrowitsch Sutulow (Innas Vater)

Jurij Antonowitsch Sutulow (Innas kleiner Bruder)

Zimafej Alexejewitsch Zhigalkowitsch (Innas Freund)

Vaidotas Robertas Bergner (Ihors Freund)

Melanie Bergner (Vaidotas‘ Mutter)

Eric Bergner (Vaidotas‘ Vater)

Emma Bergner (Vaidotas‘ kleine Schwester, die später nicht mehr vorkommt)

Mattana Bergner (Melanies Mutter, Vaidotas‘ Oma)

Matthias Bergner (Melanies Vater, Vaidotas‘ Opa)

Ona Kudirka (Melanies jüngere Schwester, Vaidotas‘ Tante)

Gabija Kudirka (Vaidotas‘ Cousine)

Inhaltsverzeichnis

Erstes Buch

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

Zweites Buch

6. Kapitel

7. Kapitel

Erstes Buch

1.

Sie standen am Flughafen, die Sonne schien und es war dennoch kalt. Vaidotas, Melanie, Eric und Emma wollten zu der Verwandtschaft nach Kaunas (Litauen) fliegen, um Vaidotas‘ 9. Geburtstag zu feiern. Denn Sie hatten ihre Familie schon so lange nicht mehr gesehen.

Am Flughafen wehte ein sehr starker Wind; er wehte Svetlanas lange braune Haare ganz durcheinander, sodass sie sie zu einem Zopf zusammenband. Da ihre braunen Augen tränten, kniff sie sie zusammen. Ihor stand neben ihr, ihm machte der Wind nichts aus.

„Viel Glück euch allen,“ sagte Svetlana und umarmte einen nach dem anderen, „und dir alles Gute zum Geburtstag, Vaidotas.“ „Danke,“ sagte Vaidotas lachend. Man sah ihm an, dass er sich freute.

Ihor kam ebenfalls auf ihn zu, umarmte ihn und sagte: „Viel Glück und von mir auch alles Gute. Pass bitte gut auf dich auf!“

„Ja, das mache ich, keine Sorge,“ Vaidotas klopfte ihm auf die Schulter, „du bist der Beste, Ihor.“

„Vaidotas, kommst du?“ Melanies braune Augen lächelten freundlich und sie reichte ihrem Sohn die Hand hin, „wir müssen ins Flugzeug einsteigen.“

„Ok,“ der Junge nahm ihre Hand, „bis bald! In einem Monat kommen wir wieder!“ „Tschüss! Bis bald!“ rief auch die dreijährige Emma und winkte; Eric winkte ebenfalls.

„Tschüss!“ riefen auch Svetlana und Ihor. Sie winkten, bis die Bergners im Flugzeug saßen. Die Geschwister wussten jetzt schon, dass sie die Bergners vermissen würden.

„Svetlana, mir ist kalt!“ jammerte Ihor. „Aber du hast doch deine Jacke an,“ entgegnete Svetlana.

„Mir ist aber trotzdem kalt!“ protestierte er und verschränkte die Arme.

„Also gut,“ seufzte sie, „komm, wir gehen nach Hause.“

Sie ging los und er folgte ihr, die Bushaltestelle war ganz in der Nähe und sie mussten daher nicht weit gehen. Als sie sie erreichten, setzten sich die Kinder sofort hin.

„Ist ein Monat lang, Svetlana?“ fragte Ihor neugierig.

„Das kommt ganz darauf an,“ antwortete Svetlana.

„Worauf?“ er sah sie fragend an.

„Auf den Menschen,“ sie drehte sich zu ihm nach links um und lächelte, „jeder Mensch hat ein anderes Zeitgefühl.“

„Und wieso?“

„Weil nicht jeder gleich ist!“ Svetlana rollte genervt mit den Augen, „du bist schließlich auch anders als ich!“

„Aber eines haben wir alle gemeinsam!“ rief Ihor strahlend.

„Ach ja? Was denn?“

„Wir alle sind verschieden und trotzdem gut, so wie wir sind.“

„Das ist mein Bruder!“ dachte sie stolz.

Ihor war sehr schlau, viel schlauer als die meisten Teenager.

Da hörte Svetlana ein Geräusch und horchte auf, - der Bus kam. „Ihor,

komm, steh auf!“ befahl sie, „der Bus kommt!“

Ihor gehorchte, sie stiegen ein und setzten sich auf die ersten Sitzplätze.

Hinter ihnen saßen eine blondhaarige Frau und zwei ebenfalls blondhaarige Kinder, die auch Russisch sprachen.

Das kannte Svetlana schon, denn seit sie mit Ihor aus der Ukraine nach Wien geflohen war, hörte sie immer wieder Leute, die Russisch oder Ukrainisch sprachen.

„Vielleicht sind sie auch Ukrainer,“ dachte sie, „es ist immer eine große Freude für mich, wenn ich irgendwo unterwegs bin und zufällig auf Landsleute von mir treffe.“

Ja, hier waren echt sehr viele ukrainische Flüchtlinge. Einpaar kannte sie sogar, wie zum Beispiel Alina, Isidor und Artur oder Iharjok und Polina.

Immer, wenn Svetlana im Bus hörte, dass jemand Russisch oder Ukrainisch sprach, wollte sie auch etwas sagen, um zu zeigen, dass sie das auch konnte.

Ihor tippte sie an und flüsterte: „Die hinter uns sprechen auch Russisch!“

„Ich weiß,“ flüsterte sie zurück, „ich habe ihnen zugehört!“

„Darf ich sie auf Russisch ansprechen?“

„Nein, tu das lieber nicht.“

„Wieso denn nicht? Ich will ihnen zeigen, dass ich auch Russisch kann!“ „Ja, wir kennen diese Leute nicht. Die wundern sich dann vielleicht, weil sie dich nicht kennen.“

„Und was ist daran so schlimm?“ er verstand sie nicht.

„Naja,“ erklärte sie, „die Leute reagieren dann nicht immer positiv.“

„Achso!“ rief er, „das verstehe ich natürlich!“

„Na, siehst du,“ meinte sie lachend und blickte aus dem Fenster, um sich die schönen Häuser der Stadt anzuschauen.

„Nächste Haltestelle: Hardtgasse!“ ertönte die Sprechstimme im Bus. Rasch drehte Svetlana sich zu Ihor um und befahl: „Ihor, wir müssen aussteigen!

Komm, halt dich an mir fest!“ Sie drückte auf den roten Knopf, stellte sich vor die Türe und hielt sich an der Stange fest.

„Ok,“ ihr kleiner Bruder ging hinter ihr her und hielt sich an ihrem Pullover fest.

Mit einem Ruck blieb der Bus stehen und sie stiegen aus. Das Haus der Petrows war nicht weit entfernt, von der Bushaltestelle bis zur Haustüre waren es nur ein paar Schritte.

Als Svetlana die Haustüre öffnete, hörte sie bereits Sofias heiteres Gebrabbel und die heitere Stimme von Alexej, der mit ihr spielte.

„Die zwei haben anscheinend ihren Spaß zusammen,“ dachte sie und ging mit Ihor ins Wohnzimmer.

„Hallo, Liebling,“ sie setzte sich neben Alexej und Sofia auf das Sofa und küsste ihn auf die Wange, „hallo, meine kleine Prinzessin,“ sie nahm Sofia und legte sie auf ihren Schoß. „Hallo, Svetlana,“ Alexej küsste sie ebenfalls auf die Wange, „hallo, Ihor.“

„Hallo,“ sagte Ihor, „Alexej, wo sind Tante Irina, Onkel Nikolaj und Ljudmilla?“

„Die sind kurz einkaufen gegangen,“ antwortete Alexej, „und ich habe solange mit Sofia gespielt und wir hatten großen Spaß zu zweit.“

„Ja, das denke ich mir,“ meinte Svetlana. Das Baby fing an zu quietschen und sah seine Mutter strahlend an. „Genau, Sofia, da hast du recht!“ lachte sie.

„Womit hat sie recht?“ fragte Ihor.

„Ihor, das war sarkastisch gemeint,“ erklärte sie.

„Achso,“ er nahm sich seine Schultasche, setzte sich an den Tisch und schrieb etwas.

„Was machst du da, Ihor?“ fragte Svetlana. Er antwortete: „Ich schreibe meine Deutschhausaufgabe, die wir für das Wochenende von Frau Lampl bekommen haben. Wir müssen einen Aufsatz über unser schlimmstes Erlebnis schreiben. Habt ihr keine Hausaufgabe bekommen?“

„Nein, haben wir nicht,“ antwortete sie lachend, „Frau Wintersteiger hat uns begnadigt.“

„Wie bitte?“ er sah sie geschockt an, „du lernst doch so gerne für die Schule!“

„Ihor, das war Spaß,“ meinte sie, „natürlich bin ich sehr wissbegierig, was die Schule betrifft. Trotzdem bin ich froh, dass wir einmal keine Hausaufgaben bekommen haben. Alexej, bist du auch froh darüber?“

„Ja, ich bin auch froh darüber,“ Alexej nickte.

„Hoffentlich hat Vaidotas großen Spaß in Litauen!“ rief Ihor. „Ja,“ sagte Svetlana, „mich würde interessieren, wie Melanie und Eric das mit der Schule geregelt haben.“

„Vaidotas ist für die Zeit, in der er in Litauen ist, entschuldigt,“ antwortete Ihor, „mein Aufsatz ist fertig.“

„Schon?“ fragte Svetlana überrascht.

„Ja, ich habe gestern schon angefangen. Darf ich meinen Aufsatz vorlesen?“

„Klar!“

Ihor nahm sein Deutschheft und las vor:

„Mein schlimmstes Erlebnis

mein schlimmstes Erlebnis war meine Flucht aus der Ukraine. Nochmal zur Erklärung: Seit dem 24. Februar 2022 sind russische Truppen in die Ukraine einmarschiert, damit meine ich nicht nur die umkämpften Separatistengebiete im Osten, denn dort ist schon seit dem Jahr 2014 Krieg.

Was sind die Separatistengebiete? Damit meine ich die Städte Luhansk und Donezk, die Gebiete im Donbass.

Am Morgen kündigte der russische Präsident Wladimir Putin im Fernsehen in den Regionen, die Russland als Volksrepubliken anerkannte, eine militärische Operation an.

Kurz danach gab es Explosionen in Gebieten wie Kramatorsk oder Mariupol. Aber auch in der Hafenstadt Odessa, in Kiew-wo ich herkomme-, in der Oblast Saporischschja und Charkiw wurden Explosionen gemeldet.

In dieser Nacht habe ich mir mit meiner großen, damals 15-jährigen Schwester Svetlana ein Bett geteilt, da ich manchmal mit ihr in ihrem Zimmer schlafe. Da haben wir eine Sirene gehört, unsere Eltern haben uns aufgeweckt und gesagt, dass der Krieg angefangen hat. Das hat mich sehr geschockt. Ich dachte, dass das ein Traum war, in dem unsere Quarantäne schon vorbei war, aber leider war das nicht so.

Ihr müsst euch das einmal vorstellen, wenn man so geweckt wird, ist das für einen ein Alptraum, aus dem man nie wieder erwacht. Man wacht quasi in einer neuen Welt auf, in der sich die Geschichte wiederholt.

Da habe ich zum Fenster hingeschaut und gesehen, dass der Himmel ganz grell, wie am Tag, geworden ist. Und erst da habe ich gemerkt, dass da etwas faul ist. Und wie ihr ja alle wisst, bin ich Asperger-Autist und mag es nicht, wenn Pläne sich ändern; ich bin aber auch sehr geräuschempfindlich. Und als ich diese Schüsse gehört habe, habe ich, 1. weil ich furchtbare Angst hatte und 2. weil die Schüsse für mich viel zu laut waren, zu weinen angefangen.

Svetlana hat mich getröstet und wir sind mit unseren Eltern in den Keller gezogen. Da es das Gesetz gab, dass Männer zwischen 18 und 60 Jahren die Ukraine nicht verlassen dürfen, musste mein Papa in den Krieg ziehen.

Am nächsten Tag bin ich mit meiner Mama und meiner großen Schwester in den Zug eingestiegen, um nach Polen zu fahren.

Von Polen aus wollten wir über Berlin nach Wien flüchten, da die Familie von Svetlanas bester Freundin dort lebt.

Während der Zugfahrt nach Polen ist uns Kindern das Schlimmste passiert, was einem Kind passieren kann: Ich habe Hunger bekommen als der Zug angehalten hat. Mama hatte noch etwas Geld bei sich, umgerechnet waren das glaube ich 5 €.

Sie ist also ausgestiegen, um eine Kleinigkeit zum Essen zu kaufen.

Aber kaum, dass sie ausgestiegen ist, ist auch der Zug weitergefahren und sie hat ihn nicht mehr erreicht. Seitdem hat Svetlana auf mich aufgepasst und mich gepflegt, als ich von Corona Fieber bekommen habe. Sie war sehr tapfer und ist meine Heldin. Wenn ich groß bin, will ich so werden wie sie.

Und der zweite schlimme Moment war, als Mama Svetlana geschrieben hat, dass Papa gefallen ist.

Als wir dann nach einer sehr langen Flucht bei einer russischen Familiemeinem Onkel Nikolaj, meiner Tante Irina und ihren beiden Kindernuntergekommen sind, erhielten wir die Nachricht, dass die Mama auch tot ist.

Onkel Nikolaj und Tante Irina haben uns daraufhin adoptiert, ich bin Onkel von einem zuckersüßen, 2 Monate altem Mädchen geworden und habe zum ersten Mal in meinem Leben Freunde gefunden.

Ende

Wie fandet ihr es?“

„Es war sehr schön,“ Alexej war zu Tränen gerührt. „Das war wirklich sehr schön,“ meinte Svetlana, „du hast alles auf den Punkt getroffen. Das war wirklich eine sehr schlimme Zeit. Bin ich wirklich eine Heldin für dich?“ Ihor nickte.

Sofia fing an zu brabbeln und sah ihre Mutter so an, als ob sie gerade „Mama! Mama!“ sagen wollte.

„Danke, Ihor,“ Svetlana nahm die Kleine auf den Arm, „ich gehe und lege Sofia schlafen.“ Sie ging in ihr Zimmer und legte ihre Tochter in ihre neue Wiege.

Sie wiegte diese Wiege und sang Sofia etwas vor:

„Schlaf, mein Kindlein, wieg dich leise, bajuschki baju. Ochs und Esel in dem Stalle schaun dir freundlich zu.

Schlaf, mein Kindlein, wieg dich leise, bajuschki baju. Träume gehen auf die Reise, schlaf, mein Kindlein, du.

Schlaf, mein Kindlein, wieg dich leise, bajuschki baju.

Englein singen dir die Weise allersel’ger Ruh.“

Sie selbst kannte das Lied schon, seit sie klein war. Ihre verstorbene Mutter Anastasija hatte es ihr und Ihor immer vor dem Schlafengehen vorgesungen und das wollte sie ihrer Tochter weitergeben.

Denn Svetlana hatte gemerkt, dass Sofia mit diesem Lied viel schneller einschlief als ohne dieses Lied. Und so wurde dieses Lied zu einem Schlafritual; auch diesmal hatte es wieder gewirkt: Sofia war sofort eingeschlafen.

„Sie sieht wie ein kleiner Engel aus,“ dachte Svetlana, „sie ist genauso hübsch wie Alexej; ganz der Vater.“ Sie bereute es nicht, sich letztes Jahr gegen eine Abtreibung entschieden zu haben. Sofia war ihre kleine Prinzessin und sie wollte unbedingt später mit Alexej noch Kinder bekommen.

Sie hörte, wie sich die Haustüre öffnete und Irina, Nikolaj und Ljudmilla nach Hause kamen. Aber das war ihr jetzt egal, sie wollte einfach nur mit Sofia alleine sein.

In der ukrainischen Stadt Makijiwka in der besetzten Oblast Donezk wurde durch ukrainischen Artillerieeinsatz eine berufsbildende Schule zerstört. 400 russische Soldaten, die diese Schule als Kaserne benutzt hatten, wurden getötet.

Mindestens eine Zivilistin starb bei Luftangriffen durch Russland, die wenige Stunden vor Mitternacht in Kiew und anderen Städten stattfanden. Am Beginn des neuen Jahres trat eine Verordnung in Kraft, das die Erhöhung des Personals der russischen Armee vorschrieb. Putin brauchte Soldaten? Nun, dann hätte er Svetlanas und Ihors Heimatland nicht überfallen sollen!

Svetlana wusste noch ganz genau, wie sie sich gefühlt hatte. Angst war da gewesen, Angst und Machtlosigkeit. Auf der Flucht hatten sie und Ihor beide Eltern verloren, kurze Zeit später kamen sie bei den Petrows unter und Svetlana hatte sich in den großen, braunäugigen, braunhaarigen Alexej Petrow verliebt.

Ein paar Wochen später hatte sie ihres und Alexejs gemeinsames Kind unter dem Herzen getragen und kurz vor ihrem 16. Geburtstag unter großen Schmerzen ein Mädchen namens Sofia zur Welt gebracht. Und nun kamen Putins Bomben noch immer und trafen sie mitten ins Herz.

Also bekam sie einen großen Schock, als sie die Nachrichten einschaltete. Putin hatte nun seine Truppen auch an die litauische Grenze geschickt und die Gefahr für noch eine Invasion war sehr hoch.

Also rief Ihor am Abend Vaidotas an. „Hallo, Vaidotas,“ sagte er, „seid ihr schon in Kaunas angekommen? Wie war dein Geburtstag?“

„Ja, wir sind schon angekommen,“ antwortete Vaidotas, „mein Geburtstag war super. Meine Tante Ona hat mir ein Kätzchen geschenkt.

Es ist ganz schwarz, wie ein Panter!“

„Echt? Cool!“ rief Ihor, „hast du schon einen Namen?“

„Ja,“ antwortete sein Freund, „ich nenne ihn Rimas. Das ist ein litauischer Jungenname.“

„Wow, das ist ein schöner Name.“

„Danke“

„Bitte, da gibt es noch etwas, was ich dich gerne fragen würde…“

„Was denn? Bereitet dir etwas Sorgen?“

„Ja, sehr Große sogar. Wir haben gerade die Nachrichten gehört und die Nachrichtensprecher sagen, dass an der litauischen Grenze jetzt auch russische Truppen gesichtet wurden.“