Fokus neues Gelenk - John Beckmann - E-Book

Fokus neues Gelenk E-Book

John Beckmann

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Beschreibung

Der Einsatz von Hüft- und Kniegelenksprothesen gehört heute zu den häufigsten Operationen. Doch trotz aller Routine ist der Gelenkersatz noch immer ein großer chirurgischer Eingriff. Prof. Dr. med. Johannes Beckmann beantwortet die häufigsten Patientenfragen zur Diagnostik und Durchführung von Operationen, beschreibt geeignete Nachsorge- und Reha-Maßnahmen und informiert über alternative Behandlungsmethoden. Außerdem finden Patienten hier Rat zu möglichen Risiken, Erläuterungen zu den wichtigsten Hilfsmitteln sowie Übungen zur Mobilisation und praktische Alltagstipps.

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Seitenzahl: 114

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Prof. Dr. med. Johannes Beckmann

FOKUS

NEUES GELENK

Antworten zu

• Eingriff

• Mobilisation

• Nachsorge

Bildnachweis

Mit 10 Illustrationen Mascha Greune und 8 Fotos von Prof. Dr. Johannes Beckmann.

Impressum

Umschlaggestaltung von STUDIO LZ, Stuttgart, unter Verwendung eines Motivs von shutterstock.

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Der Verlag und der Autor übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien, Methoden oder Informationen entstehen könnten.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Unser gesamtes Programm finden Sie unter kosmos.de/herbig.

© 2021, Herbig in der

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-96859-504-7

Projektleitung: Ramona Imhof

Redaktion: Raphaela Tiroch, Stuttgart

Gestaltungskonzept, Gestaltung und Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

E-Book-Produktion: Satzwerk Huber, Germering

Produktion: Hanna Schindehütte

INHALT

Vorwort

1 Grundlagen

2 Vorbereitung

3 Operation – Was kommt auf mich zu?

4 Nachbehandlung

5 Risiken

6 In aller Kürze

7 Anhang

VORWORT

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, sehr geehrte Patientinnen und Patienten,

möglicherweise waren Gelenkbeschwerden und Einschränkungen bei Bekannten, Verwandten oder bei Ihnen selbst Anlass, einen professionellen Ratgeber zu erwerben. Vielleicht haben Sie bereits diverse Schmerzmittel eingenommen, Spritzen ins Gelenk bekommen oder verschiedenste Behandlungsmethoden ausprobiert oder hatten gar schon eine oder mehrere Operationen. Die Schmerzen sind aber wieder zurückgekehrt, regelmäßig und weiter zunehmend. An ausgiebigen Sport ist schon länger nicht mehr zu denken oder Sie haben zumindest deutliche Abstriche in Kauf genommen. Oder schlimmer: Bereits das Aufstehen schmerzt, Sie wachen vielleicht sogar nachts von Schmerzen auf. Das Laufen ohne Schmerzen ist kaum mehr möglich – oder nur noch auf kurzen Strecken. Für längere Wege nehmen Sie vorbeugend ein Schmerzmittel. Auch wenn es einmal »bessere« Phasen gibt, so werden diese seltener, und Ihre Lebensqualität hat dadurch in den vergangenen Monaten deutlich abgenommen. Für all das soll ein fortgeschrittener Gelenkverschleiß, eine Arthrose, verantwortlich sein. Man hat Ihnen nun dazu geraten, sich ein künstliches Gelenk einsetzen zu lassen. Sie zweifeln aber vielleicht noch und fragen sich: »Und jetzt wirklich ein künstliches Gelenk?«

Seit Jahren betreue ich in meiner Sprechstunde Patienten, die vor der gleichen Entscheidung stehen und eine ähnliche Leidensgeschichte hinter sich haben. Ich kenne die Ängste und Zweifel vieler Patienten, denn sie haben schon viel Gutes, aber auch Schlechtes über künstliche Gelenke gehört oder gelesen. Auch wenn das Einsetzen neuer Gelenke für spezialisierte Operateure zur Routine ihres beruflichen Alltags gehört, ist es für die Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes ein einschneidendes Erlebnis. Die Entscheidung für oder gegen eine solche Operation ist nicht leicht, und oft haben Ärzte leider zu wenig Zeit, den Ängsten und Sorgen ihrer Patienten zu begegnen, alle Fragen zu beantworten und die individuelle Entscheidungsfindung vertrauensvoll zu unterstützen. Viele Fragen ergeben sich zudem oft erst später, nach einer Weile des Nachdenkens daheim.

Dieser Ratgeber soll Ihnen dabei helfen, viele Fragen zu beantworten und Unsicherheiten rund um ein neues Gelenk zu beseitigen, damit Ihnen die Entscheidung dafür oder dagegen leichter fällt. Dabei will ich Ihnen realistische Vorstellungen und Erwartungen nahebringen und Sie mit weiterführenden Tipps versorgen. Sie selbst und auch Ihr Arzt werden davon profitieren, wenn Sie sich als informierter und aktiver Patient auf die Operation einlassen. Der langfristige Erfolg ist in hohem Maße davon abhängig, dass Sie selbst realistisch, aktiv und in vertrauensvoller Partnerschaft mit Ihren Ärzten und Therapeuten an Ihrer Genesung mitwirken.

Ich hoffe, dass dieser Ratgeber möglichst viele Ihrer Fragen beantworten und Ihnen zeigen kann, dass Sie mit Ihren Beschwerden nicht alleine sind. Es gibt eine Vielzahl von Patienten, denen es so geht wie Ihnen. Aus der Reihe von Möglichkeiten, Ihre konkreten Beschwerden anzugehen, steht am Ende die, Ihnen durch ein künstliches Gelenk Lebensqualität zurückzugeben.

Das Kapitel »Was sind realistische Erwartungen hinsichtlich eines künstlichen Gelenks?« liegt mir besonders am Herzen, da hier die Vorstellungen und Erwartungen von Arzt und Patient häufig stark auseinandergehen.

Eine gute Entscheidungsfindung, vor allem aber gute Besserung und eine erfolgreiche Therapie wünscht Ihnen

Ihr Prof. Dr. med. Johannes Beckmann

NEUES GELENK: GRUNDLAGEN

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Wie sieht ein Gelenk aus? Anatomische Grundlagen

Jedes Gelenk ist grundsätzlich die Verbindung zweier Gelenkpartner. Die einander zugewandten Anteile sind von Knorpel überzogen. Das geschilderte Wunderwerk des Knorpelüberzugs beider Gelenkpartner zusammen ermöglicht das Bewegen, Verschieben, Gleiten und/oder Rollen unter Belastung gegeneinander – und dies im normalen, gesunden Zustand ohne Geräusche und Beschwerden. Bei gesunden Gelenken sorgt die absolut glatte Oberfläche in Verbindung mit der Gelenkschmiere für ideale Gleiteigenschaften.

Sieht man sich die anatomische Zeichnung des Kniegelenks an, so erkennt man, dass es aus drei Gelenkanteilen aufgebaut ist: Es gibt einen innenseitigen (sog. medialen), einen außenseitigen (sog. lateralen) Gelenkanteil und einen dritten Gelenkanteil unter der Kniescheibe (sog. retropatellarer) mit der Kniescheibe (sog. Patella) selbst und ihrem Gleitlager am Oberschenkelknochen.

Das Kniegelenk ist hierbei die bewegliche Verbindung zwischen Oberschenkel und Unterschenkel und ermöglicht ein Abwinkeln bzw. Beugen des Knies bis zu einem Winkel von etwa 140 Grad. Mit zunehmender Beugung erlaubt das Gelenk auch eine geringe und kaum wahrnehmbare Drehung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel, die allerdings nur für wenige Bewegungsabläufe notwendig ist. Bei durchgedrückten Knien ist normalerweise eine volle Streckung, im Bereich der Kniekehle sogar eine leichte Überstreckbarkeit von bis zu 10 Grad möglich. Alle Knochen, der Oberschenkelknochen (sog. Femur), der Unterschenkelknochen (sog. Tibia), und die Kniescheibe (sog. Patella) sind durch den Kapselbandapparat verbunden. Das gesamte Gelenk wird von einer Kniegelenkkapsel umfasst. Die beiden Seitenbänder stabilisieren das Kniegelenk an seiner Innen- und Außenseite, daher werden sie auch Innen- bzw. Außenband genannt. Die beiden Kreuzbänder stabilisieren das Gelenk nach vorne und hinten und werden auch vorderes und hinteres Kreuzband genannt. Von enormer Bedeutung für Beweglichkeit und auch Stabilisierung sind natürlich auch die das Kniegelenk umgebenden Muskelgruppen mit der vorderen Streck- und hinteren Beugemuskulatur des Oberschenkels. Die Kniegelenkkapsel ist auf der dem Gelenk zugewandten Seite von Gelenkschleimhaut ausgekleidet, welche die Gelenkflüssigkeit (Gelenkschmiere) produziert. Diese unterstützt die optimale Beweglichkeit des Gelenks und ermöglicht die Ernährung des Knorpels. Grundpfeiler für die reibungsfreie Gelenkbewegung ist aber der Knorpelüberzug der beiden Gelenkpartner. Dessen einzigartige glatte, das heißt gesunde, Flächen zusammen mit der Gelenkschmiere ermöglichen die reibungsfreie Bewegung gegeneinander. Zusätzlich zur Knorpelschicht gibt es in den beiden Hauptgelenkanteilen zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelknochen innen- und außenseitig mit dem Innenmeniskus und dem Außenmeniskus noch zwei weitere spezielle Knorpelstrukturen. Diese halbmondförmigen Gebilde bestehen aus einem knorpelähnlichen Fasergewebe und dienen dem Kniegelenk als zusätzliche Puffer und Stabilisatoren der Bewegung. Insbesondere verteilen sie die beim Gehen und Stehen einwirkende Last auf eine größere Fläche und gleichen die unterschiedliche Form von Ober- und Unterschenkelknochen aus. Das Knie wird umgeben, stabilisiert und bewegt durch eine Vielzahl von Muskeln, durch den eigentlichen »Motor« des Knies.

Anatomie des Kniegelenks

Anatomie des Kniegelenks

Dieser Aufbau und vor allem das koordinierte Zusammenspiel sind äußerst komplex und damit leider auch verletzungsanfällig. Das Kniegelenk kann nur problemlos funktionieren, wenn alle Gelenkpartner schädigungsfrei zusammenpassen und von den ebenso komplexen umgebenden, stabilisierenden Strukturen (Bänder, Sehnen und Muskeln) genauso schädigungsfrei unterstützt werden. Entsprechend augenscheinlich erscheinen die Bedeutung jedes einzelnen Teils und der entsprechende Erhalt oder Ersatz im Falle der Schädigung. So werden unter anderem stabilisierende Bänder substituiert und geschädigte Gelenkanteile ganz oder teilweise ersetzt. Ansonsten ist das Knie wie ein ausgeschlagenes oder unrund laufendes Kugellager und nimmt langfristig Schaden. Die einzelnen Strukturen muss man sich wie die Glieder einer Kette vorstellen: Versagt ein Glied, versagt die Kette.

Die Komplexität der Anatomie des Kniegelenks erfordert eine genaue Kenntnis aller Strukturen. Da – mit sehr wenigen Ausnahmen wie z.B. bei angeborenen Fehlbildungen – nichts so gut wie das Original ist, sind zum einen der Erhalt und zum anderen der frühzeitige Ersatz von möglichst jeder einzelnen Struktur im gesamten Zusammenspiel so immens wichtig.

Denn durch seinen komplexen Aufbau ist das Knie leider auch anfällig für Verletzungen. Die häufigste ist die Innenbandverletzung, gefolgt von Meniskusrissen und Kreuzbandrissen. Auch Knorpelschäden können durch Unfälle entstehen.

Faszination Knorpel

Es ist ein faszinierendes Material, welches die Natur hervorgebracht hat. Knorpel besteht zu über 80 Prozent aus Wasser (der große Rest besteht aus Kollagenfasern und Zellen), und trotzdem kann der Knorpel extreme Belastungen aushalten. Pro Quadratzentimeter – das sind lediglich vier kleine Kästchen auf einem Blatt karierten Papiers – kann der Knorpel einen Druck von 150 Kilogramm abpuffern. Kommt ein normalgewichtiger Mensch nach einem Sprung wieder auf dem Boden auf, muss sein gesamtes Knie rund 1000 Kilogramm abfangen, also etwa eine Tonne Gewicht. Landet ein übergewichtiger Zeitgenosse nach einem Sprung auf seinen Füßen, ist die Belastung noch höher. Knorpel und Knie sind nicht für andauernde Überlastungen geschaffen. Als der Homo sapiens vor vielen Hunderttausend Jahren entstand, war sein Körperbau ziemlich perfekt auf die damaligen Anforderungen abgestimmt. Unsere Vorfahren legten täglich lange Strecken zu Fuß zurück, harte Böden aus Stein, Asphalt oder Marmor waren unbekannt. Sportlich motivierte Überlastungen der Gelenke infolge des Trainings für den nächsten Marathon waren ihnen fremd, und hinsichtlich ihrer Ernährung spielte das Phänomen Übergewicht keine Rolle.

Neben der großartigen Pufferwirkung verfügt Knorpel über eine einzigartige Gleitfähigkeit, die der von Eis auf Eis entspricht. Bei dem Satz: »Das läuft ja wie geschmiert« sollte man zuallererst an einen gesunden Knorpel denken. Kein von Menschenhand geschaffenes Material weist diese hohe Belastbarkeit in Kombination mit der extremen Gleitfähigkeit auf.

Hüfte

Sieht man sich die anatomische Zeichnung des Hüftgelenks an, so erkennt man deutliche Unterschiede zum Kniegelenk. Die Form des Hüftgelenks ähnelt dem Kugelgelenk und ist damit deutlich »einfacher«.

Der Aufbau der straffen Kapsel und die Formgebung führen zu einer Art Formschluss. Damit ist auch die Verletzungsanfälligkeit geringer. Am Knie hingegen ist die Verbindung durch diverse einzelne Bänder und eine dünnere Kapsel gehalten. Damit ist dieser deutlich geringere »Formschluss« anfälliger für Verletzungen.

Anatomie des Hüftgelenks

Das Hüftgelenk ist die bewegliche Verbindung zwischen dem Becken und dem Oberschenkelknochen (Femur). Es ermöglicht ein Abwinkeln bzw. Beugen bis zu einem Winkel von etwa 140 Grad. Als »Kugelgelenk« erlaubt das Hüftgelenk auch Drehbewegungen (die sog. Rotation) von etwa 30 bis über 60 Grad sowohl nach innen wie nach außen sowie ein Abspreizen (sog. Abduktion) und Anspreizen (sog. Adduktion) des Beins von jeweils 20 bis über 50 Grad. Die Gelenkpfanne ist der Teil des Beckenknochens, in den der kugelrunde (gesunde) Hüftkopf eingebettet ist. Diese Pfanne überdacht den Hüftkopf idealerweise nur zu 70 bis 80 Prozent und ist am Rand umkleidet mit einer Gelenklippe (dem sog. Labrum), einer faserknorpeligen Struktur ähnlich dem Meniskus am Knie. Diese Gelenklippe vergrößert die Gelenkpfanne wie eine Art Spoiler und stabilisiert es. Durch Zug und Druck bzw. Einklemmung kann sie Schaden nehmen. Das gesamte Gelenk ist wiederum durch die sehr straffe Hüftgelenkkapsel umkleidet, aufgebaut aus teils ringförmigen Bandstrukturen. Auf der dem Gelenk zugewandten Seite ist die Kapsel wie bei jedem Gelenk von Gelenkschleimhaut ausgekleidet, welche die Gelenkflüssigkeit (Gelenkschmiere) produziert. Diese unterstützt die optimale Beweglichkeit des Gelenks und ermöglicht die Ernährung des Knorpels. Grundpfeiler für die reibungsfreie Gelenkbewegung ist aber der oben genannte absolut glatte (gesunde) Knorpelüberzug der beiden Gelenkpartner. Als Besonderheit am Hüftgelenk ist der Unterdruck im Gelenk zu erwähnen. Die kugelige Form zusammen mit der randbildenden Gelenklippe bildet über die Gelenkschmiere eine Art abgeschlossenes System. Dies ist vergleichbar mit einer Kontaktlinse, die an sich fest auf dem Auge anhaftet, aber dennoch verschiebbar ist. Ein weiteres Beispiel sind zwei sehr glatte Oberflächen, z.B. Kunststoffoberflächen, mit einem geringen Flüssigkeitssaum dazwischen. Man kann diese beiden Partner dann schwer voneinander abheben, aber gut verschieben. Die Physik lässt grüßen.

Das Hüftgelenk wird umgeben, zusätzlich stabilisiert und vor allem bewegt durch eine Vielzahl von Muskeln, dem eigentlichen »Motor« der Hüfte. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Gesäßmuskeln. Sie müssen nicht nur das Becken in der Waagerechten halten, sondern es auch noch aufrichten und zudem die Beinachse stabilisieren. Ungenügende Muskelkraft im Gesäß führt so fast zwangsläufig zu einem Hinken sowie Einknicken ins X-Bein. Dies hängt vom Grad des Ausfalls und dem Ermüdungsgrad ab. Beides muss daher nicht sofort augenscheinlich sein und kann nur wenige Grad betragen. Bei geringen Ausmaßen (wie z.B. erst bei Ermüdung) führt aber das zunehmende Wegknicken von Becken und/oder Beinachse zur Überlastung anderer Muskeln und Bänder und kann dann häufig Schmerzen am Oberschenkel, Knie oder sogar an den Füßen verursachen. Diese immense Bedeutung der Stabilität im Rumpf und der Becken-Bein-Achse wird auch im Sport immer bewusster wahrgenommen. (Nähere Informationen dazu gibt z.B. das »Stop-X«-Programm der Deutschen Kniegesellschaft.) Durch krankhafte Veränderungen in der Hüfte und auch durch Operationen im Bereich der Muskeln – auch bei manchen operativen Zugängen zum künstlichen Hüftgelenk – kann diese Muskulatur (weiter) geschwächt werden.

Gehen oder rennen, bergauf und bergab, hüpfen und springen, Treppen steigen, in die Hocke gehen und hinknien – all dies ist nur möglich durch die stabile Beweglichkeit und Beugefähigkeit der Knie- und Hüftgelenke mit all ihren Strukturen und umgebenden Sehnen, Bändern und natürlich Muskeln. Die Belastungsfähigkeit gesunder Gelenke sorgt dafür, dass selbst das Zehnfache unseres Körpergewichts von ihnen getragen werden kann. Beim Gehen auf ebenen Wegen müssen z.B. die Hüftgelenke das Dreifache des Körpergewichts tragen und beim Treppengehen oder Stolpern schon das bis zu Zehnfache. Die Steigerungen bei Sportarten, die mit Sprüngen oder Landungen aus größeren Höhen einhergehen, können teilweise nur gemutmaßt werden. Glücklicherweise fängt hier aber die Muskulatur generell einen Großteil dieser Belastung ab.

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Was ist Arthrose, wie entsteht sie und wie sieht sie aus?