Food Story - Elise Museles - E-Book

Food Story E-Book

Elise Museles

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Beschreibung

Der Ernährungsratgeber, der unsere Beziehung zum Essen von Grund auf verändert - von der bekannten Ernährungspsychologin Elise Museles Jeder Mensch hat seine individuelle Essgeschichte. Diese umfasst die persönliche Einstellung zu bestimmten Lebensmitteln und Gerichten, Essrituale oder Glaubenssätze gegenüber der eigenen Ernährung. Mit ihrer innovativen Food-Story-Methode ruft die Ernährungspsychologin und Lebensmittelexpertin Elise Museles dazu auf, damit einhergehende negative Denkmuster im Sinne einer Food Story zu verstehen, die umgeschrieben werden kann. Dieser Ernährungs-Ratgeber geht der Frage auf den Grund, wie unsere Food Story entsteht, welche Nahrungsmittel bestimmte Emotionen auslösen und was wir gegen falsche Glaubenssätze tun können. Museles bietet dafür Reflexionsfragen, Journaling-Übungen und Anregungen, die uns sowohl am Herd als auch im Innern zur Ruhe kommen lassen. Ausgewählte Rezepte mit speziell ausgewählten Zutaten helfen, glücklich, fokussiert oder ruhig zu sein. Praxisbuch mit Fotos, Rezepten, Selbstreflexionen und viel Platz für Notizen!

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Seitenzahl: 324

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Elise Museles

Food Story

Ersetze alte Glaubensmuster und finde deine individuelle Ess-Persönlichkeit

Aus dem amerikanischen Englisch von Wolfgang Beuchelt und Brigitte Rüßmann

Knaur eBooks

Über dieses Buch

»Mach dich auf und erzähl deine Essgeschichte neu!« Elise Museles, Ernährungspsychologin

Jeder Mensch hat seine individuelle Essgeschichte. Diese umfasst die persönliche Einstellung zu bestimmten Lebensmitteln und Gerichten, Essrituale oder Glaubenssätze gegenüber der eigenen Ernährung. Mit ihrer innovativen Food-Story-Methode ruft die Ernährungspsychologin und Lebensmittelexpertin Elise Museles dazu auf, damit einhergehende negative Denkmuster im Sinne einer Food Story zu verstehen, die umgeschrieben werden kann.

Dieser Ernährungs-Ratgeber geht der Frage auf den Grund, wie unsere Food Story entsteht, welche Nahrungsmittel bestimmte Emotionen auslösen und was wir gegen falsche Glaubenssätze tun können. Museles bietet dafür Reflexionsfragen, Journaling-Übungen und Anregungen, die uns sowohl am Herd als auch im Innern zur Ruhe kommen lassen. Ausgewählte Rezepte mit speziell ausgewählten Zutaten helfen, glücklich, fokussiert oder ruhig zu sein.

Praxisbuch mit Fotos, Rezepten, Selbstreflexionen und viel Platz für Notizen!

Inhaltsübersicht

Für Steven, Noah und [...]

Einleitung

Warum Food Story?

Was im Kopf passiert, ist so wichtig wie das, was auf dem Teller liegt

Nimm dir einen Stift

Sei die Hauptfigur deiner Food Story

Die Food-Story-Methode

Teil 1: Entdecke deine Food Story

Kapitel 1: Was ist eine Food Story?

Kapitel 2: Erkenne deine Food Story

Kapitel 3: Finde heraus, was dich einengt

Kapitel 4: Forsche nach den Wurzeln

Teil 2: Lass los, was dir nicht länger entspricht

Kapitel 5: Verabschiede dich von deiner alten Food Story

Kapitel 6: Blende den Food Noise aus

Kapitel 7: Nimm keinen Stressmit an den Tisch

Teil 3: Komm in Einklang mit deinem Körper

Kapitel 8: Lade dich zum Essen ein

Kapitel 9: Iss dich glücklich

Kapitel 10: Wie möchtest du dich fühlen?

Teil 4: Schreibe deine Food Story neu

Kapitel 11: Gib dir selbst den Vorrang

Kapitel 12: Ran an den Stift

Kapitel 13: Auch du bist nur ein Mensch

Kapitel 14: Wenn Essen nicht die Lösung ist

Teil 5: Lebe deine neue Food Story

Kapitel 15: Gute Vorbereitung ist alles

Kapitel 16: Mach deine Küche zum Wohlfühlort

Kapitel 17: Entwickle dich und bleib wissbegierig

Rezepte

Mengenangaben

Glücklich

Konzentriert

Strahlend

Stark

Geborgen

Sinnlich

Ruhig

Dein Food-Story-Vermächtnis

Dank

Rezeptliste

Für Steven, Noah und Daniel, die mir halfen, meine Food Story neu zu schreiben

Einleitung

Als du einst ein Baby warst, da hast du gegessen, wenn du hungrig warst, und aufgehört, wenn du satt warst. Ohne Bedenken, Kalorienzählen, Selbstkritik und ohne Theater. Essen war so einfach und natürlich wie Atmen und fand ohne Aufwand und Komplikationen statt.

Irgendwann veränderte sich das alles. Essen war nicht mehr einfach und natürlich, sondern wurde etwas Verwirrendes, Strapaziöses und Frustrierendes. Plötzlich gab es endlose »Regeln«, was man essen »sollte« und was nicht, Richtlinien zum Körpergewicht und Ratschläge, wie man die »perfekte Figur« bekommt. Essen wurde zum Quell der Besorgnis, zum Stress: Was soll ich zum Frühstück essen? Warum fällt es mir so schwer, mich an einen Ernährungsplan zu halten? Was ist der richtige Plan? Fühle ich mich danach aufgebläht? Warum wirken alle anderen so entspannt und nur ich bekomme das mit der Ernährung nicht hin?

Wenn dir das vertraut vorkommt, bist du nicht allein und hier genau richtig. Egal, wie gestresst, erschöpft und überfordert du dich gerade fühlst, und egal, wie viele Diäten und Detox-Kuren du schon probiert hast, auch du kannst Frieden und Freude am Essen finden. So essen, dass es sich gut anfühlt. Ein entspanntes und selbstsicheres Verhältnis zum Essen bekommen. Wieder lernen, deinem Körper und seiner inneren Weisheit zu vertrauen, um glücklich und gesund zu sein, ohne Schuldgefühle oder schlechtes Gewissen.

Zunächst einmal geht es darum, deine eigene Ess-Geschichte, deine Food Story, zu verstehen. Unser Verhältnis zu unserem Körper und zum Essen ist von weit mehr bestimmt als nur von Kalorien und unserem Stoffwechsel. Um inneren Frieden mit der Ernährung zu finden, braucht es mehr, als nur mehr Kohl zu essen, mehr Wasser zu trinken oder mehr Yoga zu üben. Es geht darum, die Macht der eigenen Food Story zu entschlüsseln und die Teile neu zu schreiben, die uns nicht guttun.

Das Leben ist nämlich zu kurz, um Zeit mit Essensängsten zu verschwenden. Du hast weit Besseres zu tun, als dir den Kopf über Essen zu zermartern. Du hast wunderbare Kinder, einen tollen Beruf, willst den Urlaub planen, dir Träume erfüllen, Erinnerungen schaffen. Ein gestörtes Verhältnis zum Essen raubt uns nur Zeit, Energie und Freude und verhindert, dass wir ein freies Leben führen.

Ich spreche aus Erfahrung. Es gab eine Zeit, da war meine Food Story höchst negativ. Alles drehte sich um Verzicht, strenge Regeln und Kontrolle – und hätte mich fast meine Ehe gekostet. Der Mann, der heute mein Ehemann ist, war es so leid, dass ich aus jedem Kohlenhydrat, jedem Stängel gedünstetem Brokkoli (ohne Salz, ohne Butter) ein Drama machte, dass er irgendwann sagte: »Ich halte das nicht mehr aus«, und wir uns für eine Weile trennten.

Das ist nur ein Beispiel, wie eine negative Food Story unserem Leben schaden kann. Ein gestörtes Verhältnis zum Essen kann eine Ehe, die Karriere und Freundschaften ebenso zerstören wie unsere geistige und körperliche Gesundheit. Es kann auf unsere Kinder abfärben, denn Kinder beobachten genau, wie wir uns ernähren, wie wir über Essen sprechen und wie wir uns beim Essen verhalten. Sie saugen dies alles auf und nehmen es sich zum Vorbild (selbst wenn es so wirkt, als bekämen sie nichts mit, merken sie alles).

Das Fazit: Es wirkt sich auf alle Bereiche unseres Lebens aus, wenn wir ein angespanntes, negatives oder auch nur schiefes Verhältnis zum Essen haben. Es ist wie ein tonnenschweres Gewicht, das uns herunterzieht. Aber genug der schlechten Nachrichten. Die gute Nachricht ist, dass wir unser Verhältnis zum Essen neu schreiben können, sobald wir es als Food Story, also als Geschichte betrachten, die nicht in Stein gemeißelt ist. Wir können eine neue Seite aufschlagen und die Geschichte umschreiben. Wir können ein neues Leben beginnen, in dem wir uns viel besser fühlen.

Warum Food Story?

Im ersten Beruf war ich Anwältin für Einwanderungsrecht. Dabei lernte ich, welche Macht persönliche Geschichten haben. Erzähl eine Geschichte auf die eine Weise und du verlierst womöglich den Fall. Präsentiere sie anders, aus einer neuen Perspektive, und du bringst vielleicht jemanden dazu, seine Meinung, Richtlinien oder sogar das Gesetz zu ändern. Eine neue Geschichte verändert alles!

Nach vielen Jahren als Anwältin schwenkte ich um und folgte meiner wahren Passion: Menschen dazu zu befähigen, ein gesünderes, glücklicheres Leben zu führen. Schon als ich noch als Anwältin arbeitete, suchten Freund*innen und Familienangehörige bei mir Rat in vielen Wellness-Fragen, und irgendwann wurde mir klar: »Das könnte meine Berufung sein.« Ich wurde geprüfte ganzheitliche Ernährungsberaterin und Ernährungspsychologin und eröffnete meine eigene Praxis, um Menschen zu helfen, ihr Essverhalten, ihr Denken und ihr Leben zu verändern.

Kam jemand Neues zu mir, fragte ich immer: »Kannst du mir etwas über dein Verhältnis zum Essen erzählen?«, und hoffte, so das Gespräch in Gang zu bringen. Stattdessen erntete ich oft leere Blicke, hängende Schultern und knappe Antworten.

»Es ist kompliziert!«

»Ich weiß nicht.«

»Oh, ich mag gar nicht dran denken!«

Das war eine klare Sackgasse. Ich musste eindeutig meinen Ansatz überdenken. Ich dachte an meine Ausbildung als Anwältin und formulierte meine Frage anders: »Wie sieht deine Food Story, deine Ess-Geschichte, aus?« Aha!

Als meine Klient*innen anfingen, ihr Verhältnis zum Essen als eine Geschichte mit Themen, Wendungen der Handlung, Nebenfiguren und Bösewichten zu sehen, begannen sie viel dynamischer über ihre Gedanken und Gefühle zum Thema Essen zu sprechen. Es gab ihnen eine neue Möglichkeit, mir zu erzählen, was sie mochten und was nicht, welche Gedanken ihnen vor jedem Bissen durch den Kopf gingen, welche Essenserfahrungen sie in der Kindheit gemacht hatten, welche Mahlzeiten einen besonderen Erinnerungswert für sie haben oder was sie über ihren Körper zu hören bekamen. Nach dieser Frage konnten meine Klient*innen viel offener über ihre Schwierigkeiten und Wünsche reden. Indem sie ihre Geschichte erzählten, erkannten sie leichter, dass es bei ihrem Verhältnis zum Essen nicht nur um sie ging. Andere Menschen und äußere Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle.

Ich fing an, Workshops zum Thema Food Story zu geben, fragte Freund*innen und Kolleg*innen nach ihren Geschichten und konnte sehen, wie vielen ein Licht aufging, wenn sie sagten: »Darüber habe ich noch nie nachgedacht.« Ihnen wurde plötzlich klar, warum sie bestimmte Vorstellungen hatten und warum sie sich für manches schämten. Indem sie ihre Ernährung als Food Story betrachteten, erkannten sie schlagartig, dass sich diese Geschichte, wie alles im Leben, ständig weiterentwickelt und verändert. Sie waren nicht in einem Kapitel gefangen, sondern Teil einer sich entfaltenden Erzählung.

Ich erlebte bei Klient*innen bahnbrechende Erfolge und Heilung bisher ungeahnten Ausmaßes. Sobald sie erkannten, dass sie ihre Geschichte ihrem heutigen Ich entsprechend anpassen konnten, änderte sich auch ihre Haltung zum Essen. Plötzlich waren sie in der Lage, Muster zu erkennen, die nicht mehr zu ihnen passten. Sie machten sich nicht mehr um jeden Krümel auf ihrem Teller Sorgen. Essen war nicht länger eine Zerreißprobe, sondern ein köstlicher Quell der Nahrung. Sie begegneten sich selbst viel wohlwollender. Für die meisten meiner Klient*innen ergab durch die Entdeckung der eigenen Food Story auf einmal alles einen Sinn.

Dir kann das auch helfen.

Was im Kopf passiert, ist so wichtig wie das, was auf dem Teller liegt

Während ich meine Botschaft verbreitete und anderen half, enträtselte ich nach und nach auch meine eigene Food Story. Ich hatte schon einen langen Weg hinter mir und die Zahlen auf der Waage beschäftigten mich nicht mehr so sehr. Es ging mir nicht mehr nur darum, »dünn zu sein«, sondern darum, »gesund zu sein«. Ich wusste, welche Nährstoffe mein Körper braucht. Ich betrieb »Clean Eating«, mied raffinierten Zucker und füllte meinen Teller mit einem Regenbogen der neuesten Superfoods. Ich dachte, ich sei geheilt, weil ich nicht mehr zwanghaft auf mein Äußeres achtete, sondern mehr darauf, wie ich mich fühlte.

Dennoch! Tief in mir war ich weiterhin angespannt. Ich war nicht mehr auf die »perfekte Ernährung« fixiert, sondern darauf, alles zu tun, um »gesund zu sein«. Tat ich wirklich alles, um das Beste aus mir zu machen? Vielleicht brauchte ich mehr Grüngemüse, sollte häufiger entgiften, mich mehr pflegen, könnte meine Mahlzeiten noch besser vorbereiten?! Außerdem setzte ich mich immer mehr unter Druck, meiner jungen wachsenden Familie ein gutes Vorbild zu sein und zu praktizieren, was ich predigte. Von außen wirkte es, als hätte ich diese ganze Wellness-Sache im Griff. Innerlich setzte ich mir lächerlich hohe, unerreichbare Standards und verlangte von mir, stets der Inbegriff von Gesundheit und Wohlbefinden zu sein. Ich erkannte das Problem aber nicht, da es ja unter dem Mäntelchen von »Gesundheit« und »Wellness« daherkam. Es ist schon paradox. Da versuchte ich, das Beste aus mir herauszuholen, fühlte mich dabei aber überhaupt nicht gut.

Als ich genauer analysierte, warum ich Essen und Selbstliebe für mich so verkompliziert hatte, erkannte ich, dass es in meiner Macht lag, meine inneren Dialoge und das, was ich für eine gesunde und glückliche Food Story hielt, umzuschreiben. Ich suchte nach liebevollen Essenserinnerungen, wie die Freude, jeden Abend im Kreis der Familie zu essen, als ich aufwuchs, oder die scheinbar mühelose Bewirtung meiner Mutter, die Feiertage mit der Familie so bedeutsam machte. Ich erinnerte mich an die Sportbegeisterung meines Vaters, der jeden Tag ins Fitnessstudio ging, um etwas für sich zu tun, und wie er diese Sportbegeisterung an meinen Bruder, meine Schwester und mich weitergab.

Ich erinnerte mich daran, worum es beim Essen wirklich geht: Verbundenheit, Ernährung, Energie, Freude und Liebe. Ich dachte an all die guten Dinge, die Essen für mich tun konnte, und hörte auf, mir Sorgen zu machen, was es mir antun könnte. Ich fing an, meinen Körper als Verbündeten und Essen als meinen mich umhegenden Freund zu betrachten. Ich schrieb meine Food Story so um, dass sich mein Inneres und mein Äußeres einander anpassten: Die Selbstgespräche in meinem Kopf wurden so gesund und positiv wie das Essen auf meinem Teller.

Vermutlich hast du dieses Buch in die Hand genommen, weil du auch irgendetwas an deiner Food Story ändern möchtest. Vielleicht möchtest du die unablässig kritisierende Stimme in dir zum Schweigen bringen oder aus dem Muster ausbrechen, ab Neujahr, ab Montag oder ab der nächsten Mahlzeit alles anders machen zu wollen. Vielleicht möchtest du eine Feier (mit Schokotorte und allem) einfach genießen und dann ohne Schuldgefühle wieder zum Alltag übergehen. Vielleicht möchtest du dich nicht mehr dafür verurteilen, dass du nicht isst (oder aussiehst) wie all die Influencer*innen aus dem Internet. Vielleicht möchtest du deinen Perfektionismus loswerden und einfach wieder Mensch sein. Vielleicht möchtest du auch etwas komplett anders machen und dem Essen endlich erlauben, dir zu helfen, ein wundervolles Leben zu leben, statt es ständig verändern und kontrollieren zu wollen.

Egal, warum du hier bist, du kannst deine Geschichte verändern. Du kannst lernen, die Stimme deines Körpers wieder zu hören und ihr zu vertrauen. Du kannst alle Regeln fallen lassen, alle Ausreden über Bord werfen, und vor dir liegt deine Zukunft als leere Seite für deine Food Story!

Schön! Aber wie soll das gehen?!

Nimm dir einen Stift

Jetzt bist du dran: Nimm einen Stift in die Hand und schreibe deine Food Story neu. Nimm dieses Buch als deinen persönlichen Coach, der dir Schritt für Schritt erklärt, wie du all diese Klippen aus Schuld, Scham und Überzeugungen, die wir um das Essen aufgebaut haben, umschiffen kannst. Food Story ist dein Mentor, dein Cheerleader und auch dein bester Freund, der dich bei jedem Schritt begleitet. Es ist deine schriftliche Erlaubnis, dich selbst zu lieben und dein wahres, aber verschüttetes Ich kennenzulernen, und seine beiden Säulen geben dir erst das Rüstzeug und dann die Rezepte an die Hand, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Food-Story-Methode

In diesem Buch geht es um dich. Wenn du nach einem strengen Ernährungsplan suchst, bist du hier falsch. Hier findest du inspirierende Fragen, anregende Übungen und offene Felder mit viel Platz, um deine Gedanken, Gefühle und Erkenntnisse festzuhalten. Außerdem bekommst du alles, was du brauchst, um selbstquälerische Gedanken und hausgemachten Stress zu verbannen und deine Selbstsicherheit wiederzufinden.

Du lernst, wie du all das Hintergrundrauschen über Ernährung, den Food Noise, ausblenden kannst und zum Experten für deinen Körper wirst (ja, du!). Du lernst, mit welchen Schritten du deine Gesundheit an erste Stelle stellen kannst, statt dich erst um tausend andere Dinge (und Menschen) zu kümmern und dabei deine eigenen Bedürfnisse zu vergessen. Du erkundest, wie du proaktiv mit Essen dein Wohlbefinden und damit deinen Tag steuern kannst. Ich verrate dir mein Geheimnis, wie du dich auch in schwierigen, hektischen oder extrem belastenden Zeiten gut fühlen kannst. Mit einem Spaß machenden Entrümpelungsritual verwandelst du die Energie und Stimmung deiner Küche (ganz ohne neue Gerätschaften!) und machst sie zu einem Wohlfühlort, wann immer du sie betrittst. Am Ende wirst du alle Werkzeuge zur Hand haben, die du brauchst, um deine neue Food Story anzunehmen und zu leben!

Rezepte und Rituale

Und nun ist es Zeit, zu kochen und zu genießen! Nachdem wir uns ein Leben lang dafür gescholten haben, Gelüsten nachzugeben, oder uns bestimmte Lebensmittel strikt verboten haben (hallo, Kohlenhydrate!), fällt es vielen schwer, den Einkauf, neue Rezepte und das Essen selbst wieder zu genießen. Ja, wirklich genießen, gespannt sein, sich inspiriert fühlen und einfach Spaß haben! Genau deshalb musste ich einen ganz neuen Ansatz finden, damit du Essen auf völlig neue Weise erleben kannst. Nein, ich werde dir nicht sagen, was du essen sollst (obwohl du hier sehr viel Gemüse findest). Stattdessen biete ich dir einen (wissenschaftlich fundierten) entspannten neuen Blickwinkel, der dir das Ruder wieder in die Hand gibt.

In diesem Teil finden sich Dutzende nährstoffreiche Rezepte und ein paar einfache Rituale, die nach Stimmungen sortiert sind. Du beginnst immer mit der einfachen Frage: »Wie möchte ich mich fühlen?« Glücklich, konzentriert, strahlend, stark, geborgen, sinnlich oder ruhig und entspannt? Dann wählst du ein Rezept, ein Ritual oder beides, was dieses Gefühl fördert.

Wie wär’s z.B. mit Bohnen-Tostadas mit buntem Krautsalat und Avocado, um deine Stimmung zu heben, mit Glasiertem Lachs mit Ingwer, Zitrone und Tamari für die Konzentration oder dem Iss-dich-hübsch-Salat mit knackiger Yambohne, leicht süßen Pekannüssen und frischer Grapefruit-Vinaigrette für strahlenden Glanz (dazu nach Wunsch eine Geeiste Himbeer-Rosenwasser-Milch!). Gerösteter Delicata-Kürbis mit Feigen, Rucola und Tahina-Soße und Schoko-Chili-Torteletts schenken deinem Essen eine sinnliche Note. Oder bewahre die Ruhe mit Wurzelgemüse-Kichererbsen-Suppe und einer frischen Ladung Heidelbeer-Mandel-Muffins mit knusprigem Nuss-Topping.

Du kannst die Wirkung dieser Mood-Booster mit einem Tanzritual, Teeritual, Schreibritual, Sonnenritual oder sogar mit einem Kuschelecken-Ritual noch verdoppeln. Frage dich einfach immer wieder: »Wie möchte ich mich fühlen?« Und dann koch, iss und lebe genau danach!

Sei die Hauptfigur deiner Food Story

Food Story hilft dir, ein wunderbares neues Kapitel deines Lebens aufzuschlagen, schenkt dir Hoffnung, Zuversicht und Erleichterung und gibt dir den Glauben an deine Fähigkeiten zurück. Lass die Vergangenheit ruhen. Die alten Geschichten sind geschehen. Hör auf, dich wegen Essen verrückt zu machen, und beginne dein neues Kapitel. Deine neue Ess-Geschichte fängt mit diesem Buch an.

Die Food-Story-Methode

Teil 1

Entdecke deine Food Story

Kapitel 1

Was ist eine Food Story?

Beim Thema Essen hat jeder seine Geschichte.

Wie wir über Essen denken und fühlen, was wir uns verbieten, wobei wir zügellos zuschlagen oder wonach wir schmachten … hinter all diesen Dingen steckt eine Geschichte.

Vielleicht steckt hinter deiner Food Story deine Mutter, die auf deine guten Schulleistungen stolz war und jede Eins mit einem Kuchen belohnte.

Oder dein Vater, der über Jahre mit seinem Gewicht kämpfte und manchmal einen geheimen Süßigkeitenvorrat im Handschuhfach anlegte (»Das ist unser kleines Geheimnis, nicht der Mama verraten, okay?«).

Vielleicht hat deine Food Story auch mit deiner WG zu tun, in der du Diätgetränke und Abführmittel kennengelernt hast. Oder mit deiner Lieblingstante, bei der es immer nach köstlicher Tomatensoße roch und bei der du dich immer vorbehaltlos geliebt fühltest, wenn sie dich umarmte.

Deine Food Story ist ein Eintopf aus vielen Zutaten. Wie du aufgewachsen bist, welches Verhältnis deine Familie und die Menschen, die dein Leben beeinflusst haben, zum Essen hatten, die Werbebotschaften, denen du ausgesetzt warst, deine positiven wie negativen Erinnerungen an Essen usw. – aus alldem setzt sich deine persönliche Ess-Geschichte zusammen.

Deine Food Story ist das, was du über Essen und Ernährung glaubst und wie du mit dir selbst darüber sprichst, sei es laut oder auch nur in deinem Kopf.

Vielleicht dreht sich deine Geschichte um Kontrolle und Perfektionismus (»Ich muss immer genau nachhalten, was ich esse, sonst gehe ich auseinander«) oder um Verwirrung (»Ich bin einfach unfähig. Ich weiß nie, was ich essen darf und wie viel«) oder um Belohnung (»Ich arbeite den ganzen Tag, ich habe mir die Margarita und die Nachos verdient«). Vielleicht verleiht dir die Geschichte, die du dir erzählst, innere Sicherheit oder sie macht dich unglücklich, beklommen und du fühlst dich ungenügend.

Vielleicht denkst du: »Ach wo, ich hab keine Ess-Geschichte.« Aber das ist nicht wahr. Wir alle haben eine Food Story, dich eingeschlossen!

Aber lass mich dir meine Geschichte erzählen.

Meine persönliche Food Story

Als kleines Mädchen, das mit Pferdeschwanz durch die heiße Sonne Südkaliforniens hüpfte, hatte ich ein völlig entspanntes Verhältnis zum Essen. Ich pflückte Orangen von den Bäumen im Garten, wenn ich Hunger bekam (und wenn ich satt war, ließ ich sie hängen). Wenn ich eine Handvoll bunter Jellybeans knusperte, war mein einziger Gedanke: »Mensch, sind die lecker!« Ich aß, wenn ich hungrig war, hörte auf, wenn ich satt war, und kannte keine Schuldgefühle. Der Beginn meiner Pubertät veränderte dann alles.

Es fing an, als ich neun Jahre alt war: Ich stand auf einer kalten Waage beim Arzt und irgendwo über mir wurde mit gedämpfter Stimme gesprochen. Ich war zwar für meine alljährliche Untersuchung da, hoffte aber insgeheim, meine Mutter würde mit Dr. Gordon über das Stechen von Ohrringlöchern sprechen, worum ich meine Eltern seit Monaten anbettelte. Als ich höflich fragte, ob ich mir Ohrlöcher stechen lassen könne, sagte Dr. Gordon zu mir, wenn ich mich ganz toll anstrengen und fünf Pfund abnehmen würde, könne ich wiederkommen und mir Ohrlöcher stechen lassen. Nichts in der Welt wollte ich so sehr, also nickte ich bereitwillig.

Ich habe an den Arztbesuch sonst wenig Erinnerung, aber ich weiß noch genau, wie ich mich danach gefühlt habe. Ich wollte unbedingt die Anweisungen des Arztes befolgen, den Erwachsenen in meinem Leben gefallen und mir mein Geschenk verdienen. An diesem Nachmittag begann ich, weniger zu essen, mehr Sport zu machen, mich gewissenhaft zu wiegen, bis zur Erschöpfung. Die Zahlen auf der Waage wurden kleiner und schließlich machten wir einen neuen Termin.

Als ich endlich meine Ohrlöcher gestochen bekam, weinte ich: Der Schmerz durchfuhr mich wie ein Messer. Aber ich hatte mir bewiesen, dass ich alles erreichen konnte, wenn ich nur wollte, auch die Zahlen auf der Waage.

Etwa zur gleichen Zeit kämpfte mein Vater mit seinen eigenen Diät-Dämonen und verschloss den Kühlschrank in guter Absicht mit einem Vorhängeschloss, um spätabendlichen Snack-Attacken vorzubeugen.

»Wollt ihr noch etwas, bevor ich abschließe?«, rief er zu meinen Geschwistern und mir die Treppe hinauf, bevor er den Kühlschrank mit einer massiven Kette und einem lächerlich großen Schloss sicherte. Den Schlüssel bekam meine Mutter. Aber meine Schwester und ich fanden heraus, dass die Kette etwas Spiel bot und wir mit unseren kleinen Händen Käsewürfel und Möhrenstifte herausziehen konnten – unser neues Lieblingsspiel.

Der Spaß verging bald, als wir Freunde zu Besuch hatten und dank des in Ketten gelegten Kühlschranks an dem wichtigen Kindheitsritual des heimlichen späten Naschens nicht teilhaben konnten. Mit einer verlegenen Ausrede bugsierte ich meine Freunde in einen anderen Teil des Hauses und kochte vor Wut, dass unsere Familie nicht normal sein konnte. Ab da traf ich mich lieber bei anderen zu Hause. Angeblich hatte das Schloss zwar nichts mit uns Kindern zu tun, wurde aber unweigerlich ein Teil unserer Ess-Geschichten, jeweils in anderer Gestalt: gestörte Essgewohnheiten, Scham, Entsagung und Verlegenheit.

Als Teenager wurde ich auf einer reinen Mädchenschule ständig daran erinnert, dass ich auf mein Gewicht achten sollte. Kalorienzählen und Diätgetränke waren ebenso selbstverständliche Teile unseres Lebens wie unsere Schuluniformen und unsere ehrgeizigen Pläne, irgendwann die Welt zu beherrschen. In dieser Zeit passte ich mich immer mehr meiner Mutter und ihren Freundinnen an, die sich ihre beneidenswert schlanken Figuren dadurch bewahrten, dass sie Essen auf dem Teller umherschoben, fettfreies Dressing mit ins Restaurant nahmen und bestimmte Nahrungsmittelgruppen schlicht mieden. Ich übernahm ihre Mantras und probierte dann extremere Diätarten aus. Als ich achtzehn war und die Highschool abschloss, hatten meine Freundinnen und ich für die Abschlussfeier die reinste Hungerdiät hinter uns. Noch nicht einmal sauer Eingelegtes war erlaubt. Ich erinnere mich lebhaft, dass ich meiner Freundin mit dem Ruf »Zu viel Salz!« ein Gürkchen aus der Hand schlug (ich sage nur: Flüssigkeitseinlagerungen und aufgeblähter Bauch!). Ich probierte auch Diätpillen und ernährte mich alles andere als normal.

Diese Gewohnheiten hielten sich auch auf dem College und irgendwann nahm ich sie mit an die Ostküste, wo ich Jura studierte und Steven traf, den Mann, mit dem ich heute verheiratet bin. Wir verliebten uns auf den ersten Blick, zogen schließlich zusammen und träumten von unserem Leben nach dem Abschluss.

Aber all diese Träume zerplatzten an einem Abend, der eigentlich ein ganz besonderer hätte sein sollen.

Wir sitzen in einem weltberühmten, schicken Restaurant etwa eine Stunde außerhalb von Washington, D.C. Die Restaurantkritiken, die dreimonatige Warteliste und die kunstvoll angerichteten Speisen lassen mich erwartungsfroh erschaudern. Ich kann es kaum glauben, dass der Tag endlich gekommen ist, an dem wir mit Champagnergläsern an einem Ecktisch sitzen, vor uns Teller, die eher an edle Kunstwerke erinnern als an Speisen.

Aber ich lächle weder, noch esse ich.

Ich habe einen Kloß im Hals und mein Magen krampft.

Was für eine absurde Situation: Fein gemacht sitze ich mit der Liebe meines Lebens vor einem Fünf-Gänge-Menü, um meinen Jura-Abschluss zu feiern, und bekomme noch nicht einmal einen winzigen Happen herunter. Und er spricht ausgerechnet jetzt davon, dass wir uns wohl besser trennen sollten.

Was ist der Grund? Essen. Ja, genau, Essen! Wir lieben uns, aber er möchte eine Frau, die entspannt essen kann. Eine Frau, die seine Vorliebe für Schokolade, Wein und wohltuende, lange Essen teilt, so wie das, vor dem wir gerade sitzen. Viel wichtiger noch, eine Frau, die im Hier und Jetzt lebt, den Augenblick genießt und nicht ständig abgelenkt ist und von selbst gewählten strengen Regeln beherrscht wird wie ich. Jemand, der nicht ständig nervös und ängstlich ist. Wir haben alles, was der andere für eine lange Beziehung sucht. Wir lieben beide große Hunde, Klettertouren in den Bergen, Tanzen auf lauten Konzerten, spirituelle Bücher und Reisen an exotische Orte.

Wenn da nicht das Problem mit dem Essen wäre. Das Drama ums Essen.

Solange ich denken kann, musste ich mein Essen immer kontrollieren, hatte Angst, was es mit mir machen könnte (Nehme ich zu? Fühle ich mich aufgebläht? Werde ich meinem Heißhunger verfallen?). Nie im Leben hätte ich gedacht, dass all die ängstlichen Gedanken in meinem Kopf mir die Beziehung zu dem Mann ruinieren könnten, den ich heiraten will.

An diesem Abend sieht Steven plötzlich während des Essens, wie ich Sahnesoße an den Tellerrand schiebe. Er sieht mir in die Augen und sagt: »Ich liebe es, zu essen und essen zu gehen, und es ist mir wichtig, eine der wesentlichsten Freuden des Lebens teilen zu können. Das kann ich mit dir nicht. Einfach nie. Du hast immer Angst vor dem, was du isst, oder isst einfach nicht. Du kennst nur deine Regeln. Ich habe Angst, dass du dich damit kaputtmachst. Das ist schwer mit anzusehen.«

Der Chefkoch unterbricht uns. Nicht der Ober, sondern der Chefkoch in seiner weißen Jacke mit aufgesticktem französischem Namen. Alles hier ist ein wenig manieriert, aber das ist die geringste meiner Sorgen. Er fragt: »Ist alles in Ordnung? Mir ist aufgefallen, dass Sie gar nicht essen. Niemand kommt hierher, um nicht zu essen.«

Das ist Salz in meine Wunden. Ich will schreien: »Lassen Sie mich in Ruhe! Was ich esse, geht Sie gar nichts an.« Aber nichts kommt über meine Lippen, nur ein Quieken, als ich versuche, meine Tränen zurückzuhalten.

Dies ist keine schöne Szene und es ist auch kein dummer Streit. Das reicht tiefer.

Stevens Worte treffen mich. Selbstkontrolle, um mein Gewicht zu halten, ist Teil meines Lebens, solange ich denken kann. Ich hielt es nur nie für ein Problem. Ich sehe gut aus, ernähre mich gesund. Es geht mir gut damit. Für mich ist das überhaupt kein Thema.

Mir läuft es kalt den Rücken herunter, als Steven mich mitten im Satz unterbricht und sagt, was er mir den ganzen Abend versucht hat zu erklären: »Elise, es tut mir leid, ich kann so nicht weitermachen.«

Essen ist Teil seines Lebens und des Lebens seiner Familie. Er erinnert mich daran, dass wir schon über eine eigene Familie gesprochen hatten, und er ist nicht bereit, mein gestörtes Essverhalten da hineinzubringen. Er möchte die gemeinsame Zeit genießen, keinen Stress und mir nicht dabei zusehen, wie ich besessen Kohlenhydrate, Fettanteile oder Salzkörner zähle. Mein Stress überträgt sich auf ihn, macht ihn nervös und angespannt.

Also trennen wir uns.

Nach dem Abschluss zog ich nach Kalifornien, wo ich mich in die Arbeit als Anwältin stürzte, und begann mit der Heilung meiner Food Story.

Das Essen mit Steven war ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich erkannte, dass ich innerlich nicht gesund war und dass meine komplizierte und verworrene Ess-Geschichte andere Bereiche meines Lebens beeinflusste. Das war für mich ein Weckruf. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass meine ums Essen kreisenden Gedanken nicht nur meine Beziehung zu meinem Körper störten, sondern auch meine Beziehung zu anderen Menschen, und mich davon abhielten, den Moment zu genießen und ein erfülltes Leben zu leben.

Ich wollte mit Leichtigkeit essen können, ohne Stress und komplizierte Regeln. Ich wollte, dass Essen mir Genuss, Nahrung und ein Gefühl der Gemeinschaft schenkte. So, wie es eigentlich sein sollte.

Wer hätte gedacht, dass unser verpatztes Festessen solch eine Offenbarung sein könnte? Aber das war es.

Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich, dass meine Food Story mir schon seit Jahren Probleme gemacht hatte. Je mehr Kontrolle ich anstrebte, um meinen strengen Überzeugungen zu folgen, desto mehr geriet mein Leben aus den Fugen. Das Problem begleitete mich überallhin und wirkte sich auf alles aus, meine Karriere, meine Selbstsicherheit, meine Beziehungen … und fast auf meine Ehe.

Aber es gibt etwas, was ich mir jeden Tag sage: »Ich bin niemals gefangen. Wie auch immer meine Ess-Geschichte gerade aussieht, sie lässt sich umschreiben. Ich bin der lebende Beweis dafür.«

Ich habe inzwischen eine neue Food Story, eine, die ich Seite für Seite neu geschaffen habe. In der ich mich dem Essen entspannt hingeben kann und meinen Körper akzeptiere. In der ich das Zusammensein in der Küche mit meiner Familie genieße (meine zwei Söhne sind begeisterte Köche). In der ich voller Wonne mit meinem Mann in unserem Lieblingsrestaurant schlemme. In der ich Tausende Frauen inspiriert habe, ihre eigene Food Story zu erkunden. Stress spielt heute keine Rolle mehr. Heute ist meine Food Story eine Geschichte des Annehmens, der Dankbarkeit, der Liebe und der Freude am Essen.

Die meisten von uns merken nicht, wie sehr unsere Food Story unser Leben beeinflusst, bis wir uns die Zeit nehmen, sie zu erkennen und zu entwirren.

Die eigene Food Story umschreiben

Als Vivian sich wegen Kochunterricht für ihre Familie an mich wandte, dachte sie eigentlich an ihre beiden Töchter. Sie sollten ein gesundes Selbstbild haben und sie wusste, dass dies in ihrem Verhältnis zum Essen und ihren Körpern verwurzelt sein würde. Was sie nicht sah, war, dass sie durch ihre Ernährungsprobleme kein wirklich gutes Vorbild für ihre Kinder war, denn die beobachteten genau, wie sie aß, über Essen sprach und sich beim Essen verhielt, und folgten ihrem Beispiel. »Es war mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass sich meine jahrelangen Jo-Jo-Diäten und meine derzeitigen Essgewohnheiten auf meine Kinder auswirken könnten, bis du mich nach meiner Food Story gefragt hast«, sagte sie zu mir.

Denn eine negative Food Story kann das gesamte Leben negativ beeinflussen und auch auf diejenigen abfärben, die man am meisten liebt. Mahlzeiten sind mit Angst behaftet. Man ist dauernd mit bohrenden Fragen beschäftigt. Man kann anscheinend nicht aufhören, sich zu überessen, fühlt sich außer Kontrolle oder schämt sich für seine Essgewohnheiten. Oder man fühlt sich gelangweilt und hat keine Idee, was man für die Familie kochen soll. Allein der Gedanke an Essen schmerzt oder erschöpft einen und raubt Energie, statt zu nähren.

Hat man hingegen eine positive Food Story, wird alles im Leben so viel einfacher. Einkaufen wird zum inspirierenden Erlebnis, Kochen ist Entspannung. Die Entscheidung, was man essen soll, fällt leicht. Essen ist Nahrung und Genuss. Frustrierende Gewohnheiten (wie am Ende eines anstrengenden Tages zu viel zu essen) lösen sich in nichts auf. Du fühlst dich … gut. Mit einer freudvollen Beziehung zum Essen fühlt sich dein gesamtes Leben anders an, und zwar nicht nur für dich, sondern für alle um dich herum.

Da du jetzt weißt, dass du eine Food Story hast, und dir über ihre Bedeutung für dein Leben bewusst wirst, kannst du auch einen Schritt weiter gehen und sie umschreiben: Erkenne deine derzeitige Geschichte, all das, was dir jeden Tag im Kopf herumspukt, vermutlich ohne dass du es wirklich merkst.

Bist du bereit? Irgendetwas sagt mir, dass die Antwort ein klares und lautes »Ja!« ist.

Kapitel 2

Erkenne deine Food Story

Erkennst du ein frustrierendes Muster, wenn du dein Leben betrachtest? Gibt es etwas Entmutigendes, Negatives, an das du dich immer wieder selbst erinnerst? Vielleicht sagst du dir tagein, tagaus, Geld sei dein Problem: »Ich bin in finanziellen Dingen so unfähig. Das war schon immer so.«

Oder es geht um Zeit: »Ich komme immer zu spät. So bin ich nun mal!«

Oder vielleicht um die Arbeit: »Ich kann es mir nicht leisten, Urlaub zu nehmen. Ohne mich bricht im Büro alles zusammen.«

Oder etwa um Beziehungen: »Es gibt keine vernünftigen Männer mehr. Die sind alle schon vergeben!«

Oder aber es geht dabei um Essen und die Geschichte geht in etwa so: »Was Essen angeht, habe ich keinerlei Selbstkontrolle«, oder: »Ich hatte schon immer Probleme mit dem Essen und werde sie vermutlich immer haben«, oder: »Ich weiß genau, was ich essen sollte, halte mich nur nie daran«, oder: »Gesundes Essen ist langweilig und schmeckt nicht! Ich mag nicht den Rest meines Lebens nur Karnickelfutter knabbern!«

Uns allen spuken täglich Geschichten durch den Kopf. Manche davon stärken uns und helfen uns, voranzukommen. Andere aber geben uns das Gefühl, festzustecken, nicht von der Stelle zu kommen. Manchmal halten wir uns diese Geschichten immer wieder vor, ohne es wirklich zu merken. Die Geschichte brennt sich uns förmlich ein, läuft wie Hintergrundmusik ständig in unserem Kopf und beeinflusst unsere alltäglichen Entscheidungen.

Wenn man sich erst einmal bewusst ist, dass man sich selbst etwas erzählt, kann man diese Geschichte entschlüsseln und sie verändern, sollte sie einen beim Thema Essen belasten, unglücklich über den eigenen Körper machen und das Gefühl geben, das eigene Leben nicht ändern zu können.

Was wir uns selbst erzählen und die Worte, die wir uns selbst gegenüber verwenden, haben direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität. Sie können unsere Stimmung und unseren Tagesablauf verändern. Das ist keine persönliche Annahme, sondern stützt sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse.

Die Forschung zu Worten und Geschichten

Unzählige Studien belegen, dass Worte fast alle Aspekte unserer körperlichen und seelischen Gesundheit direkt beeinflussen. Sie beeinflussen unsere Physiologie (alle Abläufe in unserem Körper einschließlich Stoffwechsel und Verdauung), unsere kognitiven Funktionen (unsere Fähigkeit, uns zu konzentrieren und klar zu denken), unsere Stimmung (wie wir uns fühlen, unser Leben empfinden und mit Stress fertigwerden) und natürlich unsere Leistungsfähigkeit (wie gut wir bestimmte Aufgaben bewältigen können, wie etwa E-Mails beantworten oder das Essen für die nächste Woche planen).

Die Selbstgespräche, die wir still führen, können stark beeinflussen, wie erfolgreich wir sind. Studien zur Verbindung zwischen Sprache und innerer Einstellung bestätigen, dass Sportler*innen, die positive Selbstgespräche führen (»Du hast hart trainiert und verdienst es, hier zu sein«, »Du bist in absoluter Top-Form«, »Du bist optimal vorbereitet«), bei Wettkämpfen erfolgreicher sind als Athlet*innen, die sich nicht selbst anfeuern. Anspornende Worte sorgen für schnellere Laufzeiten, mehr Tore, Pokale, Medaillen und mehr Siege.1

Natürlich muss man auch die richtigen Worte finden. Die Forschung fand heraus, dass schon allein die Worte »Ich freue mich darauf!« Sänger*innen halfen, besser zu singen, die Noten genauer zu treffen.2 Sänger*innen, die sagten: »Ich bin nervös«, schnitten deutlich schlechter ab. Dies unterstreicht, dass Dinge, die wir uns selbst sagen, direkten Einfluss darauf haben, wie unser Tag verläuft.

Aber auch das, was wir aufnehmen, ist wichtig. MRT-Scans zeigen, dass bestimmte Gehirnregionen aktiviert werden, wenn wir unseren Lieblingssong hören, ein schönes Zitat oder Gedicht lesen, das wir lieben.3 Positive Worte sind wie Medizin, aber ohne Nebenwirkungen.

Wir wissen, dass positive Worte und Sätze die Macht haben, unser Leben positiv zu beeinflussen. Wer sich selbst etwas Aufbauendes sagt, sich gut zuredet, hat die besten Startvoraussetzungen für einen gesunden, glücklichen und erfolgreichen Tag.

Natürlich funktioniert das auch andersherum.

Genau wie positiver Zuspruch uns helfen kann, können negative Worte uns negativ beeinflussen. Die Forschung belegt, dass verbaler Missbrauch in der Kindheit die Struktur des Gehirns verändern kann und anhaltende Spuren in der Region des Corpus callosum (Balken) hinterlässt.4 Das alte englische Sprichwort, dass Stöcke und Steine Gebeine brechen, aber Worte keine Schmerzen verursachen (engl.: »Sticks and stones may break your bones, but words will never harm you«), ist leider falsch. Worte verletzen nicht nur möglicherweise, sie tun es. Sie können sich wortwörtlich im Gehirn festsetzen. Dieser Schaden lässt sich zwar beheben, dazu braucht es aber viel Kraft und Geduld.

Genau deshalb sollten wir mit dem, was wir uns selbst sagen, besonders vorsichtig sein und uns dessen bewusst sein. Jedes Wort, das wir laut aussprechen (oder auch still in Gedanken formulieren), hinterlässt Spuren – positive wie negative.

Unser Gehirn und unser Körper hören alles, was wir sagen. Sie hören immer zu. Kein Wort verklingt ungehört. Wer sich immer sagt: »Ich kriege das mit der Ernährung nicht hin«, dessen Körper wird entsprechend reagieren. Wer aber sagt: »Ich achte gern auf mich«, dessen Körper hört Worte der Eigenliebe.

Was also erzählst du dir täglich, wenn es um deine Ernährung, deine Gesundheit, dein Gewicht, deinen Körper geht? Welche Geschichte erzählst du dir immer wieder? Schenkt sie dir Kraft oder schwächt sie dich eher? Hilft diese Geschichte dir, deine Träume zu verwirklichen, oder hemmt sie dich?

Viele meiner Klient*innen haben noch nie darüber nachgedacht, wie ihre Ess-Geschichte, ihre Food Story, derzeit aussieht, wie sie sich anhört, welche Sätze es sind, die sie sich wieder und wieder sagen. Wenn das bei dir auch so ist, ist es an der Zeit, das einmal zu tun.

Acht entmutigende Food Storys

Durch meine Arbeit mit Tausenden von Klient*innen und Workshop-Teilnehmenden, die Frauen in der Online-Gemeinde und durch Familie und Freund*innen ist mir bewusst geworden, dass viele von uns mit einer oder mehreren von acht entmutigenden Food Storys kämpfen. Es gibt zwar unendlich viele verschiedene Food Storys, aber diese acht veranschaulichen die häufigsten Themen, die bei Frauen aller Altersgruppen, von Teenagern bis zu Frauen in ihren Siebzigern und darüber, auftauchen.

Wenn du die folgenden Food Storys liest, frag dich: »Klingt das nach mir? Kommen mir diese Situationen und Sätze irgendwie bekannt vor?« Es kann gut sein, dass du dich in mehreren dieser Geschichten wiedererkennst.

Nur wenn du die entmutigende, ungewollte Food Story erkennst, die du stetig in deinem Kopf abspulst, kannst du sie in eine neue Geschichte verwandeln, die dich stärkt und unterstützt.

1. Die Story der Perfektion
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Meine Klientin Lauren teilte Essen in zwei Kategorien ein: gut und schlecht. Wenn sie etwas in ihrer Vorstellung »Gutes« aß (Grünkohl, Quinoa, nicht geröstete ungesalzene Mandeln), fühlte sie sich selbst auch gut und war stolz auf sich. Wenn sie von ihren strengen Plänen abwich und etwas »Schlechtes« aß (Chips, Schokolade, Kekse), fühlte sie sich erbärmlich und hasste sich dafür. Für Lauren gab es keine Grauzone. Sie war entweder »gut« oder »böse«. Sie maß sich an unvorstellbar strikten, unrealistischen Maßstäben, die niemand einhalten könnte.

Wenn ihre Ernährung nicht perfekt war, fühlte sie sich als absolute Versagerin. Ihr Leben wurde zu einem Teufelskreis aus extremer Entbehrung und Völlerei, zwischen denen sie immer hin- und herpendelte. Jeden Sonntagabend schwor sie sich: »Morgen fange ich neu an. Ab Montag halte ich mich an den Plan. Diese Woche kriege ich das hin!«

Aber wenn der Plan lautet: »Unrealistische Perfektion erreichen!«, kann das nicht funktionieren.

In deinem Kopf hört sich die Story der Perfektion vielleicht so an:

»Ich muss mich an den Plan halten, sonst werde ich [mich mies fühlen, zunehmen, meiner Gesundheit schaden, alles vermasseln].«

 

»Ich muss disziplinierter sein.«

 

»Ich brauche mehr Willenskraft.«

 

»Hm, schon wieder versagt. Heute hab ich’s verbockt, aber Montag lege ich neu los.«

2. Die Story der Scham
Ähnliche Themen: Schuld, Abscheu, Verstecken, Heimlichtuerei