Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In der vorliegenden Publikation Forschende Fachdidaktik II werden Forschungs- und Projektergebnisse der Abteilung Fachdidaktik des treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik der Universität Graz präsentiert. Die Abteilung Fachdidaktik fördert mit den durchgeführten Projekten die Weiterentwicklung von sprachlehr- und -lerntheoretischen Untersuchungen, die aus dem universitären fremdsprachlichen Unterricht hervorgehen. ProjektleiterInnen sind vornehmlich Sprachlehrende, die ihr Praxiswissen in einen forschenden Kontext stellen. Die Gestaltung der Beiträge richtet sich nach dem Forschungshintergrund der einzelnen Projekte, welcher als handlungsforschender Ausgangspunkt für die Beschreibung des konkreten Projektverlaufs dient. Die AutorInnen resümieren ihre Projektergebnisse und betten diese in einen sprachendidaktischen Zusammenhang ein. Diese Implikationen ermöglichen eine Reintegration in den konkreten Unterrichtskontext.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 319
Veröffentlichungsjahr: 2019
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Daniela Unger-Ullmann / Christian Hofer
Forschende Fachdidaktik II
Sprachenlernen im wissenschaftlichen Diskurs
Narr Francke Attempto Verlag Tübingen
© 2019 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen www.narr.de • [email protected]
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
ISBN 978-3-8233-8348-2 (Print)
ISBN 978-3-8233-0193-6 (ePub)
In der vorliegenden Publikation Forschende Fachdidaktik II werden Forschungs- und Projektergebnisse der Abteilung Fachdidaktik des treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik der Universität Graz präsentiert. Die Abteilung Fachdidaktik fördert mit den durchgeführten Projekten die Weiterentwicklung von sprachlehr- und -lerntheoretischen Untersuchungen, die aus dem universitären fremdsprachlichen Unterricht hervorgehen. ProjektleiterInnen und ForscherInnen sind vornehmlich Sprachlehrende, welche ihr Praxiswissen in einen forschenden Kontext stellen. Diesbezügliche Forschungscharakteristika sind Erörterungen von Frage- und Problemstellungen aus der Unterrichtspraxis sowie die Integration der Forschungsergebnisse in das Unterrichtsgeschehen, etwa mittels unterstützender Handlungsleitfäden.
Die Gestaltung der Beiträge richtet sich nach dem Forschungshintergrund der einzelnen Projekte, welcher als handlungsforschender Ausgangspunkt für die Beschreibung des konkreten Projektverlaufs dient. Die AutorInnen resümieren des Weiteren ihre Projektergebnisse und betten diese in einen sprachendidaktischen Zusammenhang ein. Diese Implikationen ermöglichen eine Reintegration in den konkreten Unterrichtskontext.
Daniela Unger-Ullmann lenkt in ihrem einführenden Beitrag Praxisrelevante Überlegungen zur Angebotsentwicklung in der universitären Fremdsprachenlehre den Blick auf die Gestaltung und Konzeption des Lehrangebots an einem universitären Sprachenzentrum. Dabei kristallisiert sich heraus, dass sich die Lehrplanung an einem dynamischen und sich stetig verändernden Handlungsfeld orientiert. Veränderungen in der Hochschullandschaft und sich wandelnde Lernanliegen von Studierenden bedürfen einer Weiterentwicklung sowie Anpassung des Lehr- und Lernangebots im universitären Kontext. Die Autorin zieht in diesem Zusammenhang Bedarfserhebungen heran, die alle Handlungsbeteiligten, auch Lehrende und Lernende, in den Konzeptionsprozess mit einschließen.
Christian Hofer geht in seinem Beitrag Die SprachLernBegleitung: Vom Lehren zum Beraten auf das am treffpunkt sprachen umgesetzte Projekt SprachLernBegleitung ein. Dieses bietet Sprachenlernenden die Möglichkeit, sich in einem beratenden Setting und ergänzend zum Sprachunterricht in individuellen Lernanliegen begleiten zu lassen. Der Schwerpunkt des Beitrags ist ein ExpertInneninterview mit den ProjektmitarbeiterInnen, wobei der Beratungskontext innerhalb des Lehr- und Lerngeschehens berücksichtigt wird. Außerdem werden stattgefundene SprachLernBegleitungen hinsichtlich inhaltlicher Lernanliegen der zu beratenden Studierenden analysiert und dargestellt.
In Learning styles and learner strategies präsentiert Marjorie Rosenberg die Umfrageergebnisse ausgewählter Englischkurse auf dem Niveau B1. Aufbauend auf konkreten Sprachlerntypenkonzepten untersucht die Autorin, welche Lernkanäle und methodisch-didaktischen Zugänge die befragten Studierenden bevorzugen. Dabei stellt sie zur Diskussion, inwiefern diese in der konkreten Unterrichtsplanung zum Tragen kommen. Methodenvielfalt und ein gewisses Maß an Flexibilität in Lehrkonzepten ergeben sich dabei als lerntypengerechte Eckpfeiler.
Kaori Sohar fokussiert in ihrem Beitrag Lehrstrategien zur Wortschatzvermittlung im Fremdsprachenunterricht. Eine Fallstudie im Bereich Japanisch als Fremdsprache den Lernbereich Wortschatzerwerb im Japanischen. Die Autorin geht ausführlich auf bestehende wissenschaftliche Ergebnisse und Lehrkonzepte ein. Im Rahmen einer Fallstudie am treffpunkt sprachen erprobt sie mit AnfängerInnen das Read-and-Look-up-Vermittlungskonzept von Michael West und begibt sich in eine evaluierende Analyse.
In SUDaFU-Studie: Aspekte des Syntaxerwerbs im universitären Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht stellt Andreas Lieb die Forschungsergebnisse einer Studie vor, welche für den Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht von Bedeutung sind. In seinen Untersuchungen fokussiert der Autor den Syntaxerwerb auf den Niveaustufen A1 bis B2. Im Rahmen ausgewählter Lernformen (Autonomes Lernen, Beratendes Lernen, Kooperativ-kollaboratives Lernen und Reflektierendes Lernen) entwickelte er entsprechende Unterrichtskonzepte, die in universitären Deutschkursen bereits erprobt wurden. Er arbeitet heraus, welche der verwendeten Lernformen den Erwerb syntaktischer Strukturen positiv beeinflussen.
Eva Seidl und Birgit Simschitz nehmen in ihrem Beitrag Forschungsbasierte Unterstützung von Erasmus-Incoming-Studierenden im akademischen Alltag die Study Abroad Research zum Ausgangspunkt ihres Projekts. Sie stellen den Forschungsbedarf, sich mit Erfahrungen von Austauschstudierenden eingehender auseinanderzusetzen, fest und fokussieren Mobilitätsstudierende, die sich für ein Semester in Österreich aufhalten. Analysiert werden dabei das Erleben eines Auslandsaufenthalts, unter anderem unter Berücksichtigung interkultureller Konfliktbereiche, sowie Lehrmethoden, Lernstile und Leistungsanforderungen.
In Integration von Kunst in den Fremdsprachenunterricht. Möglichkeiten und Vertiefung ist es Maria Kravanjas Bestreben, Kunst in den sprachendidaktischen Rahmen zu integrieren, womit sie sich auch auf eine kulturkundliche und kunstpädagogische Ebene begibt. Zentrales Ziel ihres Forschungsprojekts ist es, eigens entwickelte kunstorientierte Sprachlernübungen für unterschiedliche Niveaustufen und Sprachen einzusetzen und einer Evaluierung hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit zu unterziehen. Dabei wurden sowohl Sprachenlernende als auch Sprachlehrende befragt. Ein aus den Untersuchungen heraus erstelltes Handbuch für Lehrende ermöglicht einen praxisnahen Transfer in den Sprachunterricht und stellt in der Erstellung von Lehrkonzepten eine Bereicherung dar.
Lisa Hammer untersucht in ihrem Beitrag Angst beim Sprachenlernen den Themenbereich Angst in Sprachlernprozessen. Ausgehend von der aktuellen Forschungslage zum Thema Emotionen und neurodidaktische Aspekte des Lernens nimmt sie auf folgende Projektziele Bezug: das Aufzeigen der Angstproblematik im Sprachunterricht, den Einfluss der Angst auf den Lernprozess, die Bemerkbarkeit der Angst im Unterricht sowie die konkrete Erarbeitung didaktischer Methoden und Maßnahmen. Die Autorin richtet einen multiperspektivischen Blick auf den Themenbereich und berücksichtigt die Sichtweise von Lernenden und Lehrenden. Auf diese Weise leistet das Forschungsprojekt einen Beitrag zur Schaffung einer angstfreien Lernatmosphäre im Sprachunterricht.
Daniela Unger-Ullmann und Christian Hofer danken allen AutorInnen für ihre dargebrachten Beiträge und dem Verlag für die Bereitschaft, dieses Buch in sein Programm aufzunehmen. Insbesondere danken die HerausgeberInnen Eva Townley für ihre Hilfe beim Korrigieren und Formatieren der Texte.
Der vorliegende Beitrag Praxisrelevante Überlegungen zur Angebotsentwicklung in der universitären Fremdsprachenlehre beschäftigt sich konzeptionell mit ausgewählten Fragestellungen und Zielsetzungen des Managements im Bereich Angebot und Nachfrage und fokussiert insbesondere die produktive Interaktion der am Entwicklungsprozess beteiligten AkteurInnen: Hochschulleitung – Leitung der Sprachlehreinrichtung – Sprachlehrende – Studierende. Gleichzeitig werden im Format einer Bedarfserhebung konkrete Erfahrungen mit der am treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik der Karl-Franzens-Universität Graz institutionalisierten Angebotsentwicklung beschrieben. Eingangs adressiert der Beitrag die identitätsstiftende Funktion von Angebotsentwicklung für die Profilbildung universitärer Sprachenzentren im Allgemeinen und für treffpunkt sprachen im Besonderen. Hervorgehoben werden die zunehmende Bedeutung von Entwicklungsprozessen in der Angebotslegung vor dem Hintergrund einer sich ständig verändernden Hochschullandschaft. Lehrangebote werden als keine statische und institutionsübergreifende Konstante verstanden, sondern als eine institutionell geprägte Größe, die es in dialogischen Prozessen zwischen den beteiligten AkteurInnen zu verhandeln gilt.
Für den Erfolg einer dynamischen Angebotsentwicklung sind bestimmte Rahmenbedingungen, insbesondere die Unterstützung und Anerkennung der Sprachlehreinrichtung seitens der Hochschulleitung entscheidend. Die enge Verbindung zwischen Hochschulleitung und Leitung der Sprachlehreinrichtung spiegelt sich in den Zielvereinbarungen wider (vgl. Unger-Ullmann/Seidl 2017, S. 110f.). Diese stellen ein zentrales Element für die Lehrangebotsentwicklung dar und erfolgen in einem produktiven Austausch zwischen Rektorat und Management. Die Veränderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen fordert von universitären Sprachenzentren, deren Aufgabe es ist, die Sprachkompetenz der Studierenden zu erweitern, eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Ausrichtung ihres Lehrangebots. Lehre ermöglicht nicht nur die Vermittlung von Sprachkenntnissen, die im Zusammenhang mit Aspekten der Sprachlehr- und -lernforschung stehen, sondern bildet die Grundlage für einen gesellschaftspolitisch relevanten Wissenschaftsbetrieb, der durch einen grenzüberschreitenden Plurikulturalismus und die damit verbundene Mehrsprachigkeit charakterisiert ist.
Trotz knapper finanzieller Ressourcen entspricht das Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik den aktuellen Forderungen nach didaktisch ansprechender Lehre. Mit Blick auf die Förderung der Sprachkompetenz wird die kontinuierliche Weiterbildung der Studierenden als wesentliches Merkmal des Zentrums hervorgehoben. Weiterbildungsmaßnahmen unterliegen transparenten Kriterien (vgl. treffpunkt sprachen 2019a) und entsprechen den methodisch-didaktischen Anforderungen im universitären Sprachlehrkontext. Bezug nehmend auf die Förderung der Sprachkompetenz als entscheidenden Faktor der Angebotsentwicklung stellt die Zielvereinbarung ein nachfrageorientiertes Lehrangebot in den Mittelpunkt. Aufgabe des Zentrums ist es, das Angebot der Lehre durch Bedarfserhebungen zu flankieren bzw. zu sichern. Dabei spielt die Meinung der Studierenden, die aktiv am Unterrichtsgeschehen teilnehmen, eine zentrale Rolle, zumal deren Professionalisierungsinteressen eine wesentliche Grundlage für die Auslastung der Sprachkurse bilden.
Im Rahmen des Lehrangebots von treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik dienen die in der Zielvereinbarung genannten Kursformen (vgl. Karl-Franzens-Universität Graz 2019a, S. 4) als wichtiges Instrument zur Vernetzung fächerübergreifender Themen. Das Kursangebot beruht darauf, Sprachenvielfalt in Form von kommunikativen Sprachkursen für Studierende aller Fakultäten, Internationale Studierende, Universitätsbedienstete, AbsolventInnen sowie Externe zu fördern. Die Kurse sind sowohl fachlich als auch pädagogisch-didaktisch hochwertig, orientieren sich an europäischen Standards (Europäischer Referenzrahmen des Europarats) und vermitteln den KursteilnehmerInnen eine gute fremdsprachliche Zusatzqualifikation für ihre spätere Berufslaufbahn.
Förderung der Sprachenvielfalt durch
Sprachkurse für Studierende philologischer und nicht philologischer Studienrichtungen,
fachspezifische Sprachkurse mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa,
Kursangebote für Universitätsbedienstete, AbsolventInnen und externe TeilnehmerInnen.
Gewährleistung der Aus- und Weiterbildung im Sprachenbereich durch
Aus- und Weiterbildungsmodule für (angehende) Sprachlehrende in der Erwachsenenbildung,
Aus- und Weiterbildungsmodule für Sprachenstudierende und interessierte Studierende anderer Studienfächer, die sich mit der Thematik Sprachen und Sprachenlernen in einem größeren Zusammenhang auseinandersetzen wollen,
Angebote an Weiterbildungsseminaren für Sprachlehrende.
Verstärkung der Informations- und Zusatzangebote zum Thema Sprachenlernen durch
Informationsangebote auf der Homepage (Links, Zusammenfassungen etc.),
Zusatzangebote zur Förderung des Sprachenlernens.
Eine Stärkung der Position des Zentrums für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik geht mit einem innovativen Lehrveranstaltungsangebot einher und schließt die Verbindung von Angebot und Nachfrage mit ein. Zeitgemäße Lehrangebote stellen eine der wichtigsten Komponenten dar, über die ein Sprachenzentrum im tertiären Bildungsbereich verfügen muss, um den Anforderungen des Aus- und Weiterbildungssystems zu genügen.
Eine zentrale Anforderung an Universitäten und Hochschulen ist die nachfrageorientierte Ausgestaltung des Lehrangebots. Dies gilt sowohl für den Aufbau der Lehrveranstaltungen als auch für deren inhaltliche Schwerpunktsetzung. Vorrangiges Ziel von universitären Einrichtungen ist es, den bestehenden Bedarf möglichst genau zu bestimmen, um das Angebot entsprechend modifzieren zu können. Die Erhebung der Bedarfe am treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik erfolgt im Rahmen der Sichtung von Angeboten anderer Weiterbildungsanbieter und der Befragung von KursteilnehmerInnen in schriftlicher (Fragebögen) und/oder mündlicher (Interviews) Form.
Ein Vergleich der Angebote bereichsspezifischer Institutionen kann einen wichtigen Beitrag zur Modifikation des eigenen Lehrangebots leisten und zu einer größeren Akzeptanz bei Lehrenden und Studierenden führen. Diesbezüglich ist es für treffpunkt sprachen bedeutsam, einzelne Sprachen, die Zielgruppe, das allgemeine und vertiefende bzw. fachspezifische Kursangebot, Besonderheiten sowie Kursformen (Einzel- und Gruppenunterricht) und Kosten von Bildungsdienstleistern, die den gleichen räumlichen Einzugsbereich abdecken, zu analysieren (vgl. Schlutz 2006, S. 50f.).
Die Analyse des Angebots wird ganz wesentlich durch Faktoren beeinflusst, die beispielsweise gesellschaftsrelevante Fragestellungen oder arbeitsmarktbezogene Veränderungen betreffen. Des Weiteren spielen Aspekte, wie die bestehende Nachfrage von spracheninteressierten Personen und das Interesse der Hochschulen an Weiterbildungsmaßnahmen, deren Stellenwert in Zielvereinbarungen hervorgehoben werden sollte, eine wichtige Rolle. Entwicklungskonzepte der Hochschulen können eine starke Auswirkung auf die Gestaltung des Lehrangebots haben (vgl. Faulstich et al. 2007, S. 134f.). Sie schränken jedoch die Einführung neuer, innovativer „Produkte“ ein und gehen mit der Anforderung einher, sich der Profilbildung der jeweiligen Hochschuleinrichtung anzupassen. Aus diesem Grund ist es nicht zielführend, von einer bestehenden Profilbildung auf den entsprechenden Bedarf zu schließen und aus einem von der Hochschulleitung festgelegten Lehrangebot eine diesbezügliche Nachfrage abzuleiten. Vielmehr sollte die Entscheidung über Bedarf und Nachfrage von Seiten der Sprachlehreinrichtung getroffen werden, um den „manifesten Bedarf“ (Schlutz 2006, S. 41), der sich in der statistischen Darstellung der TeilnehmerInnenzahlen widerspiegelt (vgl. Unger-Ullmann 2018, S. 175f.), in die Angebotsentwicklung mit einfließen zu lassen und individuelle Präferenzen der Zielgruppe sowie diverse Kosten-Nutzen-Rechnungen zu berücksichtigen.
Tabelle 1: Beispiel für ein Angebot einer Sprachschule ©treffpunkt sprachen
Um die persönlichen Wünsche der Zielgruppe auszuloten, galt es zunächst, eine Situationsanalyse (vgl. Meffert et al. 2012) durchzuführen, die sich in drei Bereiche unterteilt:
Kontextanalyse,
Markt- und Ressourcenanalyse,
Zielgruppenanalyse.
Im Rahmen der Kontextanalyse wurden universitätsinterne Regelungen, welche das Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidatik betreffen, gemeinsam mit dem Organisationsteam und den Lehrbeauftragten besprochen. Neben der eingangs erwähnten Zielvereinbarung des treffpunkt sprachen mit dem Vizerektorat für Studium und Lehre standen Akkreditierungsrichtlinien im Mittelpunkt, die den Studierenden zugutekommen sollten. Eine Anrechnung zeitsparender Sprachkurse, die in geblockter Form angedacht waren, stand für alle Gesprächsbeteiligten außer Frage. Ziel war es, das bestehende Kursangebot mit neuen, jedoch kürzeren Lehrveranstaltungen1 zu ergänzen und Studierenden auf diese Weise die Möglichkeit zu bieten, sich neben ihrem regulären Vollzeitstudium sprachenspezifisch weiterzubilden (zu kompakten Angeboten vgl. Schlutz 2006, S. 118).
In Bezug auf die Markt- und Ressourcenanalyse war es naheliegend, die tabellarische Auswertung des Angebots anderer Sprachkursanbieter (vgl. Tabelle 1) heranzuziehen und auf Differenzierungsmerkmale zu achten. Dabei konnte festgestellt werden, dass sich die meisten Sprachkursanbieter in ihren allgemeinen und fachspezifischen Kursangeboten nur geringfügig unterscheiden und wenige Besonderheiten (z.B. Stadtführungen, Sprachencafés, Chor, Tanzkurse, Kochkurse oder Lesungen) aufweisen. Um sich von den herkömmlichen Angeboten abzuheben, wurden im Hinblick auf die Studierenden, auf die im Rahmen der Zielgruppenanalyse noch gesondert eingegangen wird, Lehrveranstaltungen von den Lehrbeauftragten vorgeschlagen, die sich auf eine gezielte Erweiterung der Sprachkompetenz konzentrieren. In diesem Zusammenhang war es von Bedeutung, die sprachlichen Unsicherheiten der Lernenden, die sich in den allgemeinsprachlichen Kursen erkennen ließen, mit vertiefungs- und fachspezifischen Angeboten zu kompensieren. Neben Aussprachetrainings, Grammatiktrainings, Perfektionierungskursen und Schreibkompetenzkursen sollten auch Student Exchange Trainings (sprachliche Vorbereitung auf einen Auslandsaufenthalt) und Workshops zur interkulturellen Kompetenz zur Wahl stehen. Diskussionsbedarf bestand in der Festlegung der einzelnen Niveaustufen, da sich nach Ansicht einiger Lehrbeauftragter Vertiefungskurse erst ab dem Mittelstufenniveau (B1) lohnen würden. Entscheidend für die Einführung neuer Lehrveranstaltungen waren Kriterien, die sich auf Gruppengröße, Abgeltung und Inhalte bezogen. Beträgt die Gruppengröße bei allgemeinsprachlichen Kursen des treffpunkt sprachen 24 TeilnehmerInnen, so erging die Bitte der Lehrbeauftragten an die Zentrumsleitung, die Gruppengröße auf 18 TeilnehmerInnen für das Student Exchange Training und auf 14 TeilnehmerInnen für das Aussprachetraining aus Gründen der Effektivität zu reduzieren. In Bezug auf die Abgeltung konnte von Seiten des Managements zugesichert werden, dass das bisherige Abgeltungsmodell von treffpunkt sprachen (€ 52,09 brutto pro UE) auch für die vertiefungs- und fachspezifischen Kurse gültig ist. In Kooperation mit dem Büro für Internationale Beziehungen der Universität Graz wurden die Inhalte des Student Exchange Trainings festgelegt:
Communicative situations
Vocabulary
Intercultural dimensions
Dealing with official matters
Looking for an apartment
Talking to your landlord/-lady or your host family
Situations in daily life (e.g. meeting friends and colleagues)
Dealing with university-related matters
Talking about your studies
Preparing for lectures/seminars
Authorities and administration
Specific vocabulary for the university and your studies
Housing and looking for an apartment
Daily life (meetings, food, travelling and traffic)
Regional knowledge
Rules and customs
„Dos and Don’ts“
Cultural no-gos
University life
Valuable knowledge about the life in the respective country/city
Kursbeschreibung Student Exchange Training © treffpunkt sprachen
Mit dem Student Exchange Training wird der Versuch unternommen, Outgoing-Studierende der Universität Graz nicht nur in sprachlicher, sondern auch persönlicher Hinsicht zu unterstützen. Gleichzeitig bietet es für treffpunkt sprachen gute Chancen, sich an der Universität zu profilieren, da das Angebot die Studierenden in ihrem Vorhaben bestärken soll, ein Semester oder ein Jahr im Ausland zu verbringen (zur Förderung der Mobilität vgl. Karl-Franzens-Universität Graz 2019b, S. 39). Zweifelsfrei steht die Motivation der Studierenden, an einer Weiterbildung dieser Art teilzunehmen, in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrer Lebenssituation. Saul Robinsohn (1971, S. 13) bezeichnet diese Lebenssituation als „Verwendungssituation“, in der sich Studierende den internationalen Anforderungen zu stellen haben. Nun liegt es an der universitären Sprachlehreinrichtung selbst, zu ermitteln, welche sprachlichen Kompetenzen Outgoing-Studierende benötigen, um ihre „Verwendungssituation“ im Ausland zu bewältigen. Sei es die Erledigung behördlicher Wege, die Wohnungssuche, der Austausch mit VermieterInnen oder der Gastfamilie, gängige Alltagssituationen (z.B. Treffen mit FreundInnen und KollegInnen), die Regelung von universitären Angelegenheiten, das Sprechen über das eigene Studium oder die gezielte Vorbereitung auf Lehrveranstaltungen. Neben den genannten Kommunikationssituationen spielen interkulturelle Dimensionen, wie das landeskundliche Wissen, Regeln und Gepflogenheiten, „Dos and Don’ts“, kulturelle Fettnäpfchen, der universitäre Alltag und Wissenswertes zum Leben im jeweiligen Land/in der jeweiligen Stadt eine entscheidende Rolle. Aus diesem Bedarf leiten sich die Inhalte des Student Exchange Trainings ab, mit deren Absolvierung die entsprechenden sprachlichen Kompetenzen erreicht werden können. Neben der Nutzung vorhandener freier Lehrkapazitäten erschließt sich das Student Exchange Training als zusätzliche Finanzierungsquelle und ermöglicht die Akquirierung ferngebliebener Interessensgruppen.
Im Rahmen der Zielgruppenanalyse ist darauf zu achten, an welche Personen sich das fachspezifische Angebot richtet. Über welche Qualifikationen (Studium und Kompetenzen) sollen die potentiellen TeilnehmerInnen verfügen? Welche Anforderungen können an die Zielgruppe gestellt werden? Welche Erwartungen haben die TeilnehmerInnen an den Anbieter? Bezüglich dieser Fragestellungen ist es ratsam, sich das Zielgruppenprofil am treffpunkt sprachen genauer anzusehen.
treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik
TeilnehmerInnen nach Fakultäten
Zweistündige Semestersprachkurse für Studierende (Bereich Fremdsprachen)
Wintersemester 17/18
Sprache
Theo
Rewi
Sowi
Gewi
Nawi
Urbi
And.
TU
MUG
KUG
Ext.
Summe
Englisch
2
51
22
36
22
25
10
6
1
1
3
179
Französisch
0
28
23
71
26
27
9
10
7
3
10
214
Italienisch
6
14
21
38
21
14
4
6
1
1
6
132
Spanisch
0
26
45
74
62
54
12
20
6
0
11
310
Andere Sprachen
4
23
44
158
108
80
17
45
6
1
51
537
Summe
12
142
155
377
239
200
52
87
21
6
81
1372
Summe in %
0,87
10,35
11,30
27,48
17,42
14,58
3,79
6,34
1,53
0,44
5,90
100,00
Sommersemester 18
Sprache
Theo
Rewi
Sowi
Gewi
Nawi
Urbi
And.
TU
MUG
KUG
Ext.
Summe
Englisch
1
25
25
27
34
30
8
7
1
0
6
164
Französisch
0
20
22
60
22
19
5
6
5
1
13
173
Italienisch
1
5
14
25
17
12
4
6
0
1
10
95
Spanisch
0
10
29
63
57
40
6
12
7
0
9
233
Andere Sprachen
2
20
16
74
53
46
11
19
2
0
37
280
Summe
4
80
106
249
183
147
34
50
15
2
75
945
Summe in %
0,42
8,47
11,22
26,35
19,37
15,56
3,60
5,29
1,59
0,21
7,94
100,00
TeilnehmerInnen gesamt nach Fakultäten (Bereich Fremdsprachen)
Studienjahr 17/18
Sprache
Theo
Rewi
Sowi
Gewi
Nawi
Urbi
And.
TU
MUG
KUG
Ext.
Summe
Englisch
3
76
47
63
56
55
18
13
2
1
9
343
Französisch
0
48
45
131
48
46
14
16
12
4
23
387
Italienisch
7
19
35
63
38
26
8
12
1
2
16
227
Spanisch
0
36
74
137
119
94
18
32
13
0
20
543
Andere Sprachen
6
43
60
232
161
126
28
64
8
1
88
817
Gesamtsumme
16
222
261
626
422
347
86
137
36
8
156
2317
Gesamtsumme in %
0,69
9,58
11,26
27,02
18,21
14,98
3,71
5,91
1,55
0,35
6,73
100,00
Legende:
Theo: Theologie
Rewi: Rechtswissenschaftliche Fakultät
Sowi: Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Gewi: Geisteswissenschaftliche Fakultät
Nawi: Naturwissenschaftliche Fakultät
Urbi: Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftliche Fakultät
And.: Andere, z.B. Fachhochschulen
TU: Technische Universität Graz
MUG: Medizinische Universität Graz
KUG: Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Ext.: Externe
TeilnehmerInnen nach Fakultäten © treffpunkt sprachen
Mit 27,02 % sind Studierende, die der Geisteswissenschaftlichen Fakultät angehören, in den Sprachkursen am treffpunkt sprachen am meisten vertreten. Ihnen folgen StudentInnen, die naturwissenschaftliche (18,21 %) und bildungswissenschaftliche (14,98 %) Fächer inskribiert haben. Studierende der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie der Rechtswissenschaften sind nur mit 11,26 % und 9,58 % vertreten. Geht man von der Zielgruppe aus, welche am stärksten am treffpunkt sprachen präsent ist, so liegt die Vermutung nahe, dass ein Grundinteresse am Sprachenlernen von Seiten der geisteswissenschaftlichen TeilnehmerInnen besteht. Die Messlatte der Anforderungen lässt sich bei ihnen aufgrund der sprachlichen Vorerfahrungen durchaus höher legen, zumal vielen die elementaren Fertigkeiten (Hören, Lesen, Schreiben, Sprechen) durch ihr (Sprachen-)Studium vertraut sind. Um die persönlichen Wünsche dieser Zielgruppe auszuloten, wurde ein Fragebogen entwickelt, der eine Auswahl an Lehrveranstaltungen enthält, die vom Organisations- und Lehrendenteam vorgeschlagen wurden.2
Bedarfserhebung Studienjahr 2019/20
Bitte wählen Sie die für Sie relevanten Kursformen/Sprachen aus. Mehrfachantworten sind möglich. Mit der Teilnahme an dieser Umfrage leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung des Kursangebots bei treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik.
Aussprachetraining (ab Niveau A2/15 UE)
□ Englisch
□ Französisch
□ Italienisch
□ Spanisch
Grammatiktraining (ab Niveau B1/30 UE)*
□ Französisch
□ Italienisch
□ Spanisch
* Für Englisch wird bereits ein Kurs ab dem Niveau B2 angeboten.
Perfektionierungskurse Niveau C1 (30 UE)
□ Englisch
□ Französisch
□ Italienisch
□ Spanisch
Schreibkompetenz (ab Niveau B1/30 UE)*
□ Französisch
□ Italienisch
□ Spanisch
* Für Englisch wird bereits ein Kurs ab dem Niveau B2 angeboten.
Student Exchange Training (ab Niveau A2/15 UE)*
□ Englisch
□ Französisch
□ Italienisch
□ Spanisch
□ Niederländisch
□ Russisch
□ Schwedisch
*Das Student Exchange Training soll Studierende auf einen Auslandsaufenthalt vorbereiten. Themenschwerpunkte: Sprache und Kultur des Ziellandes.
Workshops zur interkulturellen Kompetenz (ab Niveau A2/15 UE)
□ Englisch
□ Französisch
□ Italienisch
□ Spanisch
Bedarfserhebung Studienjahr 2019/20 © treffpunkt sprachen
Im Rahmen dieser Umfrage3 konnten unterschiedliche Meinungen zum Lehrangebot eingeholt werden, die eine Perspektivenvielfalt in der Angebotsentwicklung zulassen. Insgesamt wurden 935 KursteilnehmerInnen zu ihren persönlichen Vorstellungen und Wünschen befragt. Aus den 5.189 eingeholten Antworten4 ergab sich folgendes Ranking:
Gesamtauswertung der fachspezifischen Kurse © treffpunkt sprachen
Aussprachetraining: 20 %
Perfektionierungskurse: 19 %
Student Exchange Training: 18 %
Workshops zur interkulturellen Kompetenz: 17 %
Grammatiktraining: 14 %
Schreibkompetenz: 12 %
20 % der befragten KursteilnehmerInnen würden sich in den Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch ein Aussprachetraining wünschen. 956 Rückmeldungen sind als eindeutiger Hinweis zu sehen, dass Studierende bislang wenig Möglichkeiten hatten, ihre Aussprache zu verbessern. Auf Platz 2 folgen die Perfektionierungskurse in den Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch, wobei die Englischkurse auf Niveau C1 mit 514 Rückmeldungen eine klare Favoritenrolle einnehmen. Mit 18 % ist das Student Exchange Training, welches Studierende auf ihren Auslandsaufenthalt vorbereiten soll, gut im Ranking vertreten. Hier sind vor allem die Sprachen Englisch mit 305 Rückmeldungen und Spanisch mit 220 Rückmeldungen vorrangig. Eine Einführung dieses neuen Programms ist durch die Drittplatzierung durchaus gerechtfertigt. Workshops zur interkulturellen Kompetenz wünschten sich 17 % der KursteilnehmerInnen, das Grammatiktraining 14 % und die Schreibkompetenz lediglich 12 %.
Im Hinblick auf die Auswertung der Umfrage ergibt sich nach einer eingehenden Kosten-Nutzen-Rechnung folgendes Lehrangebot für das Studienjahr 2019/20:
Wintersemester 2019/20
935.003 Englisch Oberstufe 1, Gruppe A, 2st.
C1/1. Phase
935.004 Englisch Oberstufe 1, Gruppe B, 2st.
C1/1. Phase
935.005 English Pronunciation Training, 1st. (max. 14 TN)
ab B1
935.006 English Grammar Training, 2st.
ab B2
935.027 Französisch Aussprachetraining, 1st. (max. 14 TN)
ab A2
935.038 Italienisch Aussprachetraining, 1st. (max. 14 TN)
ab A2
935.054 Spanisch Aussprachetraining, 1st. (max. 14 TN)
ab A2
Lehrangebot Studienjahr 2019/20 © treffpunkt sprachen
Sommersemester 2020
935.203 Englisch Oberstufe 2, Gruppe A, 2st.
C1/2. Phase
935.204 Englisch Oberstufe 2, Gruppe B, 2st.
C1/2. Phase
935.205 English Student Exchange Training, 1st. (max. 18 TN)
ab B1
935.206 English Academic Writing, 2st.
ab B2
935.223 Französisch Student Exchange Training, 1st. (max. 18 TN)
ab A2
935.234 Italienisch Student Exchange Training, 1st. (max. 18 TN)
ab A2
935.249 Spanisch Student Exchange Training, 1st. (max. 18 TN)
ab A2
935.278 Russisch Student Exchange Training, 1st. (max. 18 TN)
ab A2
935.282 Schwedisch Student Exchange Training, 1st. (max. 18 TN)
ab A2
Die Workshops zur interkulturellen Kompetenz werden aus Kostengründen in die Student Exchange Trainings integriert. Da es beim Grammatiktraining nur 670 und bei der Schreibkompetenz lediglich 552 Rückmeldungen in den Sprachen Französisch, Italienisch und Spanisch gab, wurde der Entschluss gefasst, diese Lehrveranstaltungen im Studienjahr 2019/20 nicht anzubieten. Eine Ausnahme bildet das English Grammar Training, das sich bei den Studierenden der Anglistik und Amerikanistik seit dem WS 2018/19 größter Beliebtheit erfreut.
Die organisatorische Abwicklung der Kurse erfolgt ausschließlich über das Büro von treffpunkt sprachen. Jedes Semester umfasst offiziell 15 Kurswochen, treffpunkt-sprachen-Lehrende sind daher zur Abhaltung von mindestens 14 LV-Terminen pro Semester als Präsenzeinheiten verpflichtet (aliquot bei vier, sechs- oder achtstündigen Kursen). Der 15. Termin kann per Moodle als Online-Einheit angeboten werden. Bei allen treffpunkt-sprachen-Kursen besteht Anwesenheitspflicht, was den Studierenden zu Unterrichtsbeginn mitgeteilt wird. Die Anwesenheit ist Voraussetzung für den Erhalt eines Zeugnisses (80 %) bzw. einer Teilnahmebestätigung (70 %). Im Hinblick auf den Bewertungs- und Prüfungsmodus setzt sich die Bewertung aus verschiedenen Kompetenzen (schriftlich und mündlich) zusammen. Dabei findet die aktive Teilnahme der Studierenden starke Berücksichtigung, um den kommunikativen Leistungsaspekt des Kurses hervorzuheben.
Zur Gesamtnote zählen
Mitarbeit,
Hausübungen (mind. 4),
Zwischenklausur (60 Minuten),
Endklausur (90 Minuten) oder mündliche Prüfung (Semesterkurse),
Endklausur und mündliche Prüfung (Vorbereitende Sprachkurse, Intensivkurse).
Die Gewichtung der Teile ist grundsätzlich frei wählbar. Für die positive Absolvierung eines Kurses gelten
mind. 61 % bei Fremdsprachen, DaF-Kursen,
mind. 71 % bei Vorbereitenden Sprachkursen (RO/SL/ITAT).
Der Bewertungs- und Prüfungsmodus muss den KursteilnehmerInnen zu Kursbeginn deutlich kommuniziert werden. Während des Kurses sind genaue Aufzeichnungen über die Leistungen der Studierenden zu führen, um sich bei Kritik und Nachfragen seitens der Studierenden abzusichern. Bei negativen Beurteilungen sind alle Lehrenden verpflichtet, eine kurze Begründung in schriftlicher Form an die Leitung von treffpunkt sprachen zu schicken.
Die Implementierung und Durchführung der neu konzipierten Lehrveranstaltungen ist abhängig von jenen Personen, die mit der praktischen Umsetzung beauftragt werden. Lehrkräfte müssen sich mit den neuen Inhalten identifizieren können und sich der erforderlichen Kompetenzen bewusst sein. Durch die Konzepterstellung der neuen Kurse, die in Zusammenarbeit mit der Leitung der Sprachlehreinrichtung erfolgt, werden etwaige Unsicherheiten bezüglich Aufbau und Ablauf der Lehrveranstaltung ausgeräumt. Vorrangig ist, dass das Lehrangebot sowohl in organisatorischer als auch in methodisch-didaktischer Hinsicht Qualität aufweist und für eine Realisierung tragfähig ist. Das neue Lehrangebot fügt sich gut in das Programmprofil von treffpunkt sprachen ein und eröffnet Möglichkeiten, sich an der Universität Graz zu positionieren. Durch die im Wintersemester 2018/19 durchgeführte Umfrage kann ein hinreichender Bedarf nachgewiesen werden. Personelle (Organisationsteam und Lehrkräfte), sächliche (Räume, Ausstattung und Medien) und finanzielle (Kosten-/Ertragsschätzung) Ressourcen, die für die Umsetzung des Vorhabens erforderlich sind, stehen bereit und dürften aufgrund von bisherigen Erfahrungswerten die Grenzen des Machbaren nicht überschreiten.
Lehrangebote und deren Tragfähigkeit müssen im Rahmen von Evaluationen transparent und nachvollziehbar gemacht werden. Nutzen und Wert der implementierten Lehrveranstaltungen lassen sich erst nach einer bestimmten Laufzeit ermitteln, wenn sich beispielsweise erworbene Zertifikate als ausschlaggebend für die Karriere erwiesen haben oder gewonnene Sprachkenntnisse in verschiedenen Lebens- und Berufssituationen angewandt werden können. Für die Leitung einer Sprachlehreinrichtung ist der tatsächliche Nutzen eines fachspezifischen Lehrangebots in der Regel schwer einzuschätzen. Dies führt in der Lehrplanung meist zu komplexen Überlegungen, welche den Aufwand und Ertrag betreffen. Stehen diese in einem angemessenen Verhältnis zueinander oder lassen geringe Effektivität und hohe Kosten des Lehrangebots zu wünschen übrig? Diese Komplexität erhöht sich zunehmend, wenn es sich bei den AuftraggeberInnen nicht nur um die Hochschulleitung, sondern um politische Einrichtungen handelt, die sprachenspezifische Programme in Auftrag geben und diese als gesellschaftspolitische Investition in die Bildung verstehen. Demzufolge ist es für die Zentrumsleitung umso wichtiger, die Qualität der Programme nach außen sichtbar zu machen und sich als verlässlicher Bildungsanbieter zu positionieren.
Als gelungenes Beispiel für ein qualitätsvolles Bildungsprogramm kann das Sommerkursangebot Sprache – Kultur – Literatur von treffpunkt sprachen genannt werden, das einen wichtigen Beitrag zur Internationalisierung der Karl-Franzens-Universität Graz leistet (vgl. treffpunkt sprachen 2019b). Dieses richtet sich an (angehende) DeutschlehrerInnen und Studierende der Philologie aus Ost-, Mittel- und Südosteuropa, China, Kanada, Mexiko und den USA, die ein fundiertes philologisches Vorwissen mitbringen und an der österreichspezifischen landes-, kultur- und literaturgeschichtlichen Ausrichtung interessiert sind.
Die Kurse auf den Niveaustufen B2 und C1 bereiten Studierende und externe TeilnehmerInnen gezielt auf die sprachliche Realität in der österreichischen Bildungs- und Alltagswelt vor. Im Mittelpunkt des vielfältigen Lehrangebots stehen Kommunikationsfähigkeit und handlungsorientiertes Lernen, um mit diversen sprachlichen Kontaktsituationen im deutschsprachigen Raum zurechtzukommen.
Mit dem Ziel, durch die Vermittlung der Sprache und der Bearbeitung landeskundlicher und literaturwissenschaftlicher Themen einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten, ist der dreiwöchige Sommerintensivkurs eine ausgezeichnete Möglichkeit, persönliche Begegnungen zu schaffen und den kulturellen Austausch zu fördern (vgl. Unger-Ullmann 2010). Das Stipendienprogramm des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung bietet vor allem qualifizierten InteressentInnen, die über sehr gute Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen und denen die Möglichkeit der Partizipation aus finanziellen Gründen versagt bliebe, die Chance, an diesem internationalen Programm der Universität Graz teilzunehmen.
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums im Juli 2017 führte treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik eine Umfrage durch, in der 244 AbsolventInnen, die das Programm Sprache – Kultur – Literatur zwischen 2008 und 2016 besucht hatten, gebeten wurden, Fragen zu ihrem beruflichen Werdegang zu beantworten (s. Anhang). In Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse von Philipp Mayring (vgl. 2015) galt es dabei, Daten zum Persönlichkeitsprofil der AbsolventInnen, zur Motivation und Weiterempfehlung des Programms sowie zum Erwerb verschiedener Kenntnisse und Fertigkeiten, die für die berufliche Entwicklung von Bedeutung sind, zu ermitteln. Die von Mayring vorgeschlagene Verfahrensweise der qualitativen Inhaltsanalyse attestiert die Verwendung offener Fragebögen, die nach bereichsspezifischen Faktoren, wie z.B. Aus- und Weiterbildung, Erwerb von Kenntnissen/Fertigkeiten während der Teilnahme am Sommerintensivkurs sowie Beschäftigungsverhältnisse der AbsolventInnen, kategorisiert wurden.
Aufbauend auf den 52 Rückmeldungen und den grundlegenden Axiomen von Mayring (vgl. ebd., S. 70) galt es, wenig inhaltstragende Textbestandteile, die sich aus der schriftlichen Beantwortung der Fragen ergaben, zu eliminieren. Mit der Übernahme der inhaltstragenden Textbestandteile erfolgte eine Bündelung von gleichen und ähnlichen Aussagen, die über die Auszählung von Wortkombinationshäufigkeiten zu Gegenstandsbereichen zusammengefasst wurden. Die Ergebnisse der Auswertung seien im Folgenden skizziert.
Im Hinblick auf die Geschlechterverteilung der AbsolventInnen des Programms Sprache – Kultur – Literatur waren 90 % der TeilnehmerInnen Frauen und 10 % Männer, welche die Gelegenheit nutzten, ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen.
Das Alter der AbsolventInnen lag zwischen 21 und 55 Jahren. 36 % der TeilnehmerInnen waren zum Zeitpunkt der Befragung (von Mai 2017 bis September 2017) zwischen 21 und 25 Jahre alt, 37 % zwischen 25 und 30 Jahre, 13 % zwischen 30 und 35 Jahre, 2 % zwischen 35 und 40 Jahre, 0 % zwischen 40 und 50 Jahre und 2 % zwischen 50 und 60 Jahre. 10 % gaben ihr Alter nicht an.
Die Angabe der Nationalitäten zeigt einen hohen Prozentsatz an TeilnehmerInnen aus Rumänien, Russland und Tschechien. Von 2008 bis 2016 war der Anteil der aus diesen drei Ländern stammenden KursteilnehmerInnen mit insgesamt 45 % am größten, gefolgt von 9 % aus Kroatien und je 8 % aus Serbien, der Slowakei und der Ukraine. 6 % der AbsolventInnen gaben an, aus Ungarn zu sein. Jeweils 4 % der TeilnehmerInnen kamen aus Polen und aus der Republik Moldau, jeweils 2 % aus Montenegro und Slowenien. 4 % der AbsolventInnen machten keine Angaben.
Um die abgeschlossene akademische Ausbildung der AbsolventInnen statistisch erfassen zu können, wurde folgende Einteilung vorgenommen: Bachelor-, Master- bzw. Diplomstudium, Doktoratsstudium und Habilitation. 56 % der AbsolventInnen weisen einen Master- bzw. Diplomabschluss auf, 23 % einen Bachelorabschluss, 13 % ein Doktorat sowie 2 % eine Habilitation. Lediglich 6 % haben ihr Studium noch nicht abgeschlossen.
Bezüglich der gewählten Studienrichtung gaben jeweils 15 % der AbsolventInnen an, Germanistik als Diplomfach oder Germanistik in Kombination mit Anglistik oder einem weiteren Fach studiert zu haben bzw. zu studieren. 10 % haben sich für ein sprachwissenschaftliches Studium entschieden, 9 % für das Lehramt, je 8 % für naturwissenschaftliche, rechtswissenschaftliche, translationswissenschaftliche und andere Studiengänge sowie 4 % für das Studium der Soziologie.
Motivation für den Besuch von Sprache – Kultur – Literatur © treffpunkt sprachen
Auf die Frage, welche Motivation die AbsolventInnen zum Besuch des Sommerintensivkurses hatten, antworteten 41 Personen, dass sie ihre Deutschkenntnisse verbessern wollten, 17 Personen waren an der österreichischen Kultur interessiert, 6 Personen sahen durch das Intensivprogramm die Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen bzw. Kontakte zu knüpfen, je 4 Personen zeigten Interesse an der literarischen Ausrichtung des Programms bzw. an der Stadt Graz, wo das Programm angeboten wurde, und je 3 Personen wollten ein deutschsprachiges Land besuchen bzw. waren an verschiedenen Angeboten des Programms interessiert. Insgesamt 4 Personen wollten neue Erfahrungen im Ausland sammeln, je 1 Person gab an, sich auf die C1-Prüfung vorbereiten zu wollen, Zeit in einer multikulturellen Umgebung verbringen zu wollen, sich für die deutsche Sprache zu interessieren, sich auf den künftigen Beruf vorbereiten zu wollen, sich weiterbilden zu wollen, neue didaktische Methoden kennenlernen zu wollen oder die österreichische Alpenlandschaft genießen zu wollen. Für 1 Person waren die moderaten Kursgebühren ausschlaggebend, 1 Person machte keine Angaben.
Im Hinblick auf die 100 prozentige Weiterempfehlung des Programms Sprache – Kultur – Literatur lässt sich festhalten, dass der Sommerintensivkurs von den AbsolventInnen sehr gut aufgenommen wurde.
Bedeutung des Erwerbs bestimmter Kenntnisse während des Sommerintensivkurses © treffpunkt sprachen
Auf die Frage, wie wichtig den AbsolventInnen der Erwerb von produktiven (Schreiben und Sprechen) und rezeptiven (Lesen und Hören) Fertigkeiten während ihrer Teilnahme am Sommerintensivkurs war, antworteten 40 Personen, dass ihnen das Schreiben und Sprechen sehr wichtig war, und 34 Personen, das Lesen und Hören. Größten Wert legten 32 Personen auf die Erweiterung ihrer Kenntnisse über die österreichische Landes- und Kulturkunde, 30 Personen auf den Erwerb und auf die Erweiterung ihrer interkulturellen Kompetenz sowie 23 Personen auf den Erwerb und auf die Erweiterung ihrer Analyse- und Interpretationskompetenz. Für 21 Personen war die Erweiterung des Wissens über die österreichische Literatur von Bedeutung.
Bedeutung des Erwerbs folgender Kenntnisse im Beruf © treffpunkt sprachen
Im Hinblick auf die Bedeutung des Erwerbs von produktiven und rezeptiven Fertigkeiten für den beruflichen Werdegang gaben 44 Personen an, dass das Schreiben und Sprechen für ihre berufliche Tätigkeit von entscheidender Bedeutung ist. 37 Personen legten größten Wert auf den Erwerb von rezeptiven Fertigkeiten, 20 Personen auf die Erweiterung ihrer Kenntnisse über die österreichische Landes- und Kulturkunde, 28 Personen auf den Erwerb und auf die Erweiterung ihrer interkulturellen Kompetenz sowie 22 Personen auf den Erwerb und auf die Erweiterung ihrer Analyse- und Interpretationskompetenz. Für lediglich 14 Personen war die Erweiterung des Wissens über die österreichische Literatur für ihr berufliches Vorankommen von großer Bedeutung.
Im Zuge der Umfrage haben 79 % der AbsolventInnen angegeben, dass ihre erworbenen Deutschkenntnisse für ihre beruflichen Aufgaben äußerst wichtig sind. Für 15 % sind sie manchmal nützlich, werden jedoch im beruflichen Alltag nicht unbedingt gebraucht, 2 % benötigen andere Fremdsprachenkenntnisse und 0 % sind auf ihre erworbenen Deutschkenntnisse überhaupt nicht angewiesen. 4 % konnten keine Angaben machen, weil sie noch nicht ins Berufsleben eingestiegen waren.