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Lügen haben spitze Klingen. Der zweite Band des Spiegel-Bestseller-Fantasyabenteuers im koreanischen Setting. Um ihr Leben zu retten, müssen die gescheiterten Attentäter in den Dienst von König Joon treten: Sie sollen ihm ein weiteres mächtiges Relikt des Drachenherrschers beschaffen, den Ring seiner Schwester, der Herrscherin von Kithan. Diese neue Mission scheint erst recht unmöglich. Denn wie sollen sich die Freunde je wieder vertrauen? Haben sie doch gerade bewiesen: Sie sind alle Verräter durch und durch. "Mai Corland lässt alle ihre Figuren mit einzigartigen Stimmen, Gedanken, Geheimnissen und Sehnsüchten förmlich aus dem Buch hervorspringen. Ich habe bis zur letzten Seite mitgefiebert und konnte das Buch nicht aus der Hand legen!" Nisha J. Tuli über Five Broken Blades "Ein exzellent gebauter epischer Fantasy-Roman." Abigail Owen Für Fans von Sarah A. Parker, Leigh Bardugo, Rebecca Yarros, Thea Guanzon oder Carissa Broadbent
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Seitenzahl: 581
Veröffentlichungsjahr: 2025
Mai Corland
Liebe ist Krieg
Um ihr Leben zu retten, müssen die gescheiterten Attentäter in den Dienst von König Joon treten: Sie sollen ihm ein weiteres mächtiges Relikt des Drachenherrschers beschaffen, den Ring seiner Schwester, der Herrscherin von Kithan.
Diese neue Mission scheint erst recht unmöglich. Denn wie sollen sich die Freunde je wieder vertrauen? Haben sie doch gerade bewiesen: Sie sind alle Verräter durch und durch.
»Mai Corland lässt alle ihre Figuren mit einzigartigen Stimmen, Gedanken, Geheimnissen und Sehnsüchten förmlich aus dem Buch hervorspringen. Ich habe bis zur letzten Seite mitgefiebert und konnte das Buch nicht aus der Hand legen!« Nisha J. Tuli über Five Broken Blades
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Mai Corland ist in Korea geboren, in New York aufgewachsen und vor der Kälte des Winters nach Florida geflohen, um zu studieren. Wegen einer Reihe fragwürdiger Entscheidungen lebt sie jetzt wieder im Norden. Wenn sie nicht gerade schreibt, hält sie mit beiden Händen einen Cappuccino fest umklammert. Unter ihrem Namen Meredith Ireland hat sie bereits einige YA-Romane verfasst.
Erschienen bei FISCHER E-Books
Die Originalausgabe erschien 2025 unter dem Titel »Four Ruined Realms« bei Entangled Publishing, Shrewsbury.
Für die deutschsprachige Erstausgabe:
© 2025 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, 60569 Frankfurt
Lektorat: Hanka Leo
© Karte: Elisabeth Turner Stokes
Covergestaltung: Guter Punkt, München, nach einer Idee von Elizabeth Turner Stokes
ISBN 978-3-10-492104-4
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[Triggerwarnung]
[Widmung]
Vorbemerkung der Autorin
[Karte von Yusan]
Die Hauptfiguren
Weitere wichtige Figuren
Was bisher geschah
Kapitel 1 Aeri
Kapitel 2 Mikail
Kapitel 3 Royo
Kapitel 4 Mikail
Kapitel 5 Euyn
Kapitel 6 Sora
Kapitel 7 Tiyung
Kapitel 8 Aeri
Kapitel 9 Royo
Kapitel 10 Mikail
Kapitel 11 Tiyung
Kapitel 12 Sora
Kapitel 13 Tiyung
Kapitel 14 Euyn
Kapitel 15 Aeri
Kapitel 16 Royo
Kapitel 17 Tiyung
Kapitel 18 Aeri
Kapitel 19 Mikail
Kapitel 20 Euyn
Kapitel 21 Sora
Kapitel 22 Royo
Kapitel 23 Aeri
Kapitel 24 Mikail
Kapitel 25 Sora
Kapitel 26 Tiyung
Kapitel 27 Sora
Kapitel 28 Euyn
Kapitel 29 Mikail
Kapitel 30 Royo
Kapitel 31 Aeri
Kapitel 32 Mikail
Kapitel 33 Royo
Kapitel 34 Sora
Kapitel 35 Euyn
Kapitel 36 Aeri
Kapitel 37 Tiyung
Kapitel 38 Mikail
Kapitel 39 Royo
Kapitel 40 Tiyung
Kapitel 41 Mikail
Kapitel 42 Tiyung
Kapitel 43 Mikail
Kapitel 44 Aeri
Kapitel 45 Mikail
Kapitel 46 Royo
Kapitel 47 Sora
Kapitel 48 Aeri
Kapitel 49 Euyn
Kapitel 50 Royo
Kapitel 51 Tiyung
Kapitel 52 Mikail
Kapitel 53 Aeri
Kapitel 54 Tiyung
Kapitel 55 Royo
Kapitel 56 Sora
Kapitel 57 Aeri
Kapitel 58 Mikail
Kapitel 59 Tiyung
Kapitel 60 Euyn
Kapitel 61 Tiyung
Kapitel 62 Royo
Kapitel 63 Aeri
Kapitel 64 Sora
Kapitel 65 Euyn
Kapitel 66 Mikail
Kapitel 67 Royo
Kapitel 68 Tiyung
Kapitel 69 Euyn
Kapitel 70 Aeri
Kapitel 71 Royo
Kapitel 72 Aeri
Kapitel 73 Mikail
Kapitel 74 Sora
Kapitel 75 Royo
Kapitel 76 Aeri
Kapitel 77 Mikail
Kapitel 78 Tiyung
Kapitel 79 Mikail
Epilog Aeri
Danksagung
our Ruined Realms ist düstere Abenteuer-Fantasy voller geschliffener Klingen, Giftküsse und einer neuen Macht in den Reichen. Darum enthält die Geschichte Elemente, die möglicherweise nicht für alle Leserinnen und Leser geeignet sind. Es gibt Darstellungen von Gewalt, Blut, Tod (darunter dem Tod von Familienangehörigen, Gefangenen und Tieren), Haft, Giftmord, Ertrinken, Ausweidung, Folter, Klassismus, Sexismus und sexuellen Handlungen, teils in sehr expliziter Sprache. Thematisiert werden u.a. Leibeigenschaft, Körperverletzungen, sexueller Missbrauch von Kindern, Kolonisierung und Völkermord. Wer auf diese Elemente sensibel reagiert, sei hiermit gewarnt – und wappne sich für den Kampf um den Goldring des Drachenherrschers …
Für mein Herz und meinen Sonnenschein
und meinen Mann aus Stahl
Korea hat eine reichhaltige Mythologie und eine eigenständige, sehr lebendige Kultur. Als in den USA adoptiertes Kind koreanischer Herkunft habe ich bei der Ausgestaltung der Welt von Four Ruined Realms aus meiner eigenen Lebensgeschichte und meinen persönlichen Erfahrungen geschöpft. Dennoch soll darauf hingewiesen werden, dass diese Geschichte weder ein historischer Roman noch Fantasy vor dem Hintergrund der realen Welt ist; sie spielt in einem einzigartigen Setting, das von meinen Recherchen zu koreanischen Mythen, Legenden und kulturellen Besonderheiten inspiriert ist. Dabei habe ich mir immer wieder künstlerische Freiheiten herausgenommen und hoffe, dass den Leserinnen und Lesern die Lektüre ebenso viel Freude macht wie mir das Schreiben dieses Buches.
Aeri Diebin, Prinzessin von Yusan, König Joons Tochter
Mikail Ehemaliger königlicher Meisterspion von Yusan
Royo Auftragsschläger aus Yusan
Euyn Verbannter Kronprinz von Yusan, König Joons Bruder
Sora Giftmädchen aus Yusan, ehemals Leibeigene von Fürst Seok
Tiyung Einziger Sohn von Fürst Seok, im Stillen Kerker eingesperrt
König Joon König von Yusan
Quilimar Königin von Khitan, Schwester von Joon und Euyn
Generalin Vikal Oberbefehlshaberin der khitanesischen Streitkräfte
Fürst Seok Fürst von Gain im Süden Yusans und Fronherr von Daysum
Daysum Soras Schwester und Seoks Leibeigene
Fürst Bay Chin Fürst von Umbra im Norden von Yusan
Fürst Dal Fürst von Tamneki im Osten von Yusan (verstorben)
General Salosa General der yusanischen Palastgarde
Zahara Yusanische Spionin
Fallador Gayanischer Prinz im Exil
Gambria Falladors Cousine
Ailor Mikails Ziehvater
Uol Priesterkönig von Wei
Fünf der gefährlichsten, durchtriebensten und verräterischsten Menschen im Reich Yusan verbünden sich für eine gemeinsame Mission: die Ermordung des Gottkönigs Joon. Die Juwelendiebin Aeri bietet dem Auftragsschläger Royo ein Vermögen für seinen Einsatz als Leibwächter auf ihrer Reise in die Hauptstadt, wo sie dem König die Unsterbliche Krone stehlen soll. Sora, ein von Fürst Seok in Leibeigenschaft gehaltenes Giftmädchen, wird als Belohnung für die Ermordung des Königs die Freiheit für sie und ihre Schwester in Aussicht gestellt, doch auf dem Weg muss sie sich von ihrem langjährigen Feind begleiten lassen: Tiyung, dem einzigen Sohn des Fürsten. Euyn, einst Kronprinz von Yusan, fristet sein Leben in der Verbannung, bis Mikail – sein früherer Liebhaber und Meisterspion des Königs – ihn ausfindig macht und ihm die Chance gibt, seinem Bruder den Thron zu entreißen. Trotz vieler Hindernisse und versteckter Motive beginnen sie, einander zu vertrauen, aber ihre Bündnisse zerbrechen jäh, als sich herausstellt, dass König Joon von Anfang an im Hintergrund die Strippen gezogen hat. Sein eigentliches Ziel erfüllt sich: Seine Tochter Aeri hat ihm die furchtlosen Killer zugetrieben, die ihm nun den Goldring des Drachenherrschers bringen sollen – ein mächtiges Relikt im Besitz seiner Schwester, der Königin von Khitan.
Doch unsere fünf Klingen haben andere Pläne …
Auf dem Ostmeer
Ich habe dieses Schiff so satt – das ewige Schaukeln, das Eingesperrtsein, und alle wollen mich umbringen. Einfach anstrengend.
Trotzdem ist die Woche auf dem Ostmeer für mich nicht annähernd so schlimm gewesen wie für Euyn. Seine Kajüte grenzt rechts an meine, und ich habe ihn Tag und Nacht würgen hören. Ich glaube, er ist einfach nur seekrank, aber sicher bin ich mir nicht. Ich wäre ja mal nachschauen gegangen, aber irgendwie habe ich Angst, dass er mich mit seiner Armbrust erschießt.
Mit »irgendwie« meine ich, dass ich schon ernste Bedenken habe.
Aber so ist das wohl, wenn alle plötzlich herausfinden, dass du die Tochter des Königs bist und sie von Anfang an betrogen hast.
Ich höre Schritte vor meiner Kajüte und erstarre, klammere mich an meinem Buch fest. Da kommt jemand. Ich werfe einen Blick auf die Möbel, die ich vor die Tür geschoben habe. Die Kabinentür verfügt zwar über ein Schloss, aber ich hatte meine Zweifel, dass ein so kleiner Bolzen auf einem Schiff voller Mörder ausreichen würde. Also habe ich mich sofort, nachdem wir an Bord gegangen sind, mithilfe aller beweglichen Möbelstücke in meiner Kajüte verbarrikadiert. Ich war nur ein paarmal draußen, um mir was zu essen zu stibitzen und um meinen Nachttopf auszuleeren.
Das Geräusch verstummt, und ich atme erleichtert auf. Ich wende mich gerade wieder meinem Buch zu, als es an der Tür klopft.
Mein Herz macht einen Sprung. Royo?
Ich sehne mich danach und fürchte mich davor, ihn wiederzusehen. Ich will ihm sagen, dass ich nicht wusste, dass es König Joons Plan war, ihn zusammen mit Sora, Euyn und Mikail zu ihm zu bringen. Fürst Bay Chin hatte nur beiläufig erwähnt, dass Royo mich zuverlässig beschützen könne. Ich ahnte nicht, dass er ihn noch aus anderen Gründen dabeihaben wollte. Aber das habe ich Royo nicht gesagt, denn er würde mir eh nicht glauben.
Seine Kajüte ist links neben meiner. In der letzten Woche habe ich Dutzende Male mein Ohr an die dünne Wand gepresst. Ich habe seine Schritte und sein Schnarchen gehört, so weit geht es ihm also gut. Doch er spricht nicht mit mir. Vielleicht hat er seine Meinung geändert und mir verziehen. Aber vielleicht will er mich auch umbringen – so wie er es vor einigen Jahren mit seiner Freundin gemacht hat.
Ich seufze und beiße mir auf die Lippe bei dem Gedanken, dass ich nicht die Einzige bin, die lügt. Ich sollte ihm lieber aus dem Weg gehen, denn seit dem Thronsaal ist mir klar, dass es mit meiner Menschenkenntnis nicht sehr weit her ist.
Ein zweites Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. Ich zögere, aber die Neugier siegt.
»Wer ist da?«, frage ich mit kratziger Stimme. Nachdem ich eine Woche lang mit niemandem gesprochen habe, kommt mir meine eigene Stimme fremd vor.
»Ich bin’s, Sora.«
Erleichtert, aber auch ein wenig enttäuscht stehe ich vom Bett auf und schiebe die Möbel ein Stück beiseite, damit ich die Tür eine Handbreit öffnen kann.
Draußen steht Sora und sieht wie immer atemberaubend aus. Ihre violetten Augen leuchten, ihr makelloser Teint ist taufrisch, und sie trägt ein edles grünes Kleid. Ich seufze tief. Sogar ihr schwarzes Haar sitzt perfekt – und das, obwohl niemand von uns ein richtiges Bad genommen hat, seit wir Yusan verlassen haben. Wie ist das möglich?
»Ja?«, frage ich.
»Wir nähern uns dem Hafen von Quu.« Ihre Stimme klingt auch jetzt wie ein Glockenspiel im Wind. »Kommst du mit mir aufs Deck? Wir sollten uns besprechen, bevor wir Khitan erreichen.«
Sora hat eine hübsche Grundsatzrede gehalten, nachdem man uns auf diese tödliche Mission geschickt hat, den Goldring des Drachenherrschers zu stehlen. Während wir anderen von all dem Verrat, der im Thronsaal ans Licht gekommen ist, noch völlig erschüttert waren, hat Sora uns mit einem Plan zusammengebracht. Sie will die grausame Königin von Khitan – meine Tante – dazu bringen, Yusan den Krieg zu erklären und König Joon noch einmal aus dem Palast zu locken. Auf diese Weise hätten wir die Gelegenheit, die Krone zu stehlen und den König zu töten.
Meinen Vater.
Ich habe gemischte Gefühle dabei, aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um über meinen Vater nachzudenken – Sora wartet auf mich. Ich reiße mich zusammen und nicke. Dann werfe ich mir meinen pelzgefütterten roten Umhang über und schlüpfe durch die Tür nach draußen.
Sora lächelt mir kurz zu, als wir die Treppe hinaufsteigen. Sie ist offenbar die Einzige, für die es einen Unterschied macht, dass ich meinen Vater hintergangen habe – dass ich mich am Ende für meine Freunde entschieden habe.
Auf dem Deck peitscht uns der kalte Wind entgegen, und ich fröstle. Das Tageslicht blendet mich. Der Himmel ist irgendwie grau und gleichzeitig schmerzhaft grell. Unter uns brodelt das Ostmeer, und die sprühende Gischt hat das Deck in eine Rutschbahn verwandelt. Doch die frische Luft fühlt sich gut an, nachdem ich so lange in meiner Kajüte eingepfercht war. Seit einigen Tagen herrscht schwerer Seegang, ein Vorbote des bevorstehenden Monsuns. Wir haben Glück, dass der Regen noch nicht eingesetzt hat, sonst wäre diese Reise um einiges schlimmer gewesen.
Kopfschüttelnd blicke ich hinauf in die dichten Wolken. Kaum zu glauben, dass es noch schlimmer hätte kommen können.
Mein Blick wandert zu Mikail und Euyn am Bug des schnittigen Expressschiffs. Mikails große, athletische Gestalt lehnt an der Reling, seine blaugrünen Augen suchen den Horizont ab. Euyn steht rechts von ihm, mit etwas mehr Abstand als sonst. Der Bart des Prinzen ist ungepflegt, und seine schlanke Statur wirkt ein wenig ausgemergelt, aber die beiden sind immer noch die tödlichsten Männer, die ich kenne.
Ich schlucke heftig und gehe weiter in ihre Richtung.
Dann sehe ich Royo, der etwas abseits steht. Er trägt eine Pelzjacke und macht ein finsteres Gesicht. Götter, hab ich ihn vermisst. Seine raspelkurzen schwarzen Haare sind zu einem dichten Schopf gewachsen. Mein dämliches Herz macht einen Sprung, als unsere Blicke sich treffen. Es war die reinste Folter, nur durch eine dünne Wand von ihm getrennt zu sein. Am liebsten würde ich jetzt zu ihm rennen, aber das wäre aus verschiedensten Gründen keine gute Idee, wobei der entscheidende vielleicht der ist, dass er mich über Bord werfen würde. Und ich kann nicht schwimmen.
Er tut so, als würde er mich nicht sehen, strafft aber die breiten Schultern, als ich mich zu ihm geselle. Seine Hände sind zu Fäusten geballt, ein Kiefermuskel zuckt. Ich wende den Blick ab, als würde mir seine Reaktion keinen Stich versetzen. Da erst wird mir bewusst, dass auch Euyn und Mikail kein Wort miteinander wechseln.
Verwunderlich ist das nicht. Nach allem, was wir durchgemacht haben, ist es nur logisch, dass wir nicht gut aufeinander zu sprechen sind. Und jetzt müssen wir zusammenarbeiten. Ich weiß ja nicht mal, wie wir ein vernünftiges Gespräch hinbekommen sollen, geschweige denn gemeinsam einen Krieg vom Zaun brechen.
Sora sieht uns alle der Reihe nach an, ihr Gesichtsausdruck ist entschlossen. »Es steht zu viel auf dem Spiel, um jetzt nicht zusammenzuarbeiten. Ich kann verstehen, dass wir niemandem in dieser Runde mehr unser Vertrauen schenken wollen, aber ich gebe meine Schwester nicht auf. Und ich lasse Tiyung nicht im Stillen Kerker verrotten, wenn er überhaupt noch …«
Sie verstummt und schüttelt den Kopf. Dann holt sie bebend Luft und streicht sich mit den zarten Händen über das Kleid. Mein Vater hat Tiyung in den Stillen Kerker geworfen, das Gefängnis unter dem See, in dem der königliche Palast steht. Wir können uns nicht sicher sein, dass Ty noch am Leben ist, das ist uns allen bewusst.
Sora reckt das Kinn hoch und versteckt die zitternde Hand hinter dem Rücken. »Ich werde nicht sterben, bevor Fürst Seok nicht zu meinen Füßen um Gnade winselt. Ich bin auch nicht gerade begeistert von euch allen, aber nur so geht es. König Joon denkt, dass wir den Ring stehlen, aber wir müssen Königin Quilimar überreden, dass sie uns hilft, ihn aus dem Qali-Palast zu locken. Wir müssen ihn töten und Euyn ein für alle Mal auf den Thron heben, sonst werden wir alle sterben, und viele andere werden leiden, die bessere Menschen sind als wir.« Sie blickt jeden von uns eindringlich an und bringt die Sache auf den Punkt: »Unsere Liebsten stehen auf dem Spiel. Wenn jedes Vertrauen dahin ist, dann lasst Rache unsere treibende Kraft sein.«
Ich studiere ihre aufrichtige Miene, ihre Entschlossenheit. Es muss anstrengend sein, wenn man wie Sora ist, wenn man immer moralisch überlegen sein muss. Es ist so viel einfacher, sich auf das Niveau der anderen herabzubegeben. Aber vielleicht steigt das Gute ja von allein nach oben so wie Quark und Molke.
»Woher wissen wir, dass sie nicht mehr für Joon arbeitet?« Euyn deutet vage in meine Richtung.
Ich beiße mir auf die Lippe, während sich mir der Magen umdreht. Jetzt bin ich mir sicher, dass sie alle darüber nachgedacht haben, mich umzubringen. Bislang war es nur eine Theorie gewesen.
»Weil sie ihn am Ende verraten hat«, erwidert Sora mit einem Achselzucken. »Und er hat sie auf eine Selbstmordmission geschickt.«
Ich spüre den Drang, mich – und zu einem gewissen Grad auch meinen Vater – zu verteidigen, doch es lässt sich nicht leugnen, dass es ihm egal ist, ob ich lebe oder sterbe. Ja, er hat mir versprochen, mich als seine Tochter anzuerkennen und meine Mutter posthum zu seiner Ersten Königin zu erklären, aber was sind seine Versprechen wert? Er hat sich nie für mich interessiert, nicht ein einziges Mal in neunzehn Jahren. Andererseits war ich auch nicht allzu besorgt um seine Sicherheit und sein Wohlergehen.
Vor einem Jahr hat er geschworen, er würde von nun an der Vater sein, den ich verdiene, dass er nicht mehr der skrupellose junge Mann sei, der er einmal gewesen ist. Rückblickend war es dumm von mir, ihm zu glauben, aber ich war nach dem Verlust meiner Mutter so am Boden zerstört und brauchte so dringend das Gefühl, nicht allein zu sein, dass ich den Honig, den er mir um den Mund geschmiert hat, gierig aufgeleckt habe. Meine Mutter hat immer gesagt, das Einzige, was wir bräuchten, sei Joons Liebe, und ich dachte, sie hätte recht. Gift kann wie Zuckerwerk sein, wenn man nur hungrig genug ist. Aber auf unserer Reise in die Hauptstadt, auf meiner Mission, ihm all diese Mörder zu bringen, hatte ich das Gefühl, ihnen wichtiger zu sein, als ich es für ihn jemals war. Als ich es für ihn jemals sein werde.
Aber das war alles, bevor sie herausgefunden haben, dass ich Joons Tochter bin. Sein einziges Kind.
»Wir brauchen also eine Audienz bei dieser Königin, ist das der Plan?«, fragt Royo. Das tiefe Grollen seiner Stimme lässt mir die Knie weich werden.
Mikail fährt sich mit der Hand durch die kastanienbraunen Locken. »Das ist leichter gesagt als getan. Seit Wei vor fünfzehn Jahren versucht hat, den König von Khitan ermorden zu lassen, ist es nur wenigen gestattet, sich dem Thron mehr als hundert Fuß zu nähern. Sie nennen es das ›Hundert-Fuß-Dekret‹. Und wir können unsere verräterischen Absichten schlecht vor dem versammelten khitanesischen Hofstaat hinausposaunen. Es wimmelt überall von yusanischen Diplomaten und Spionen.«
Auf Deck breitet sich eine Stille aus, die nur vom Schlagen der Wellen gegen den Bug und dem Kreischen der Möwen unterbrochen wird. Ich drehe mir das schulterlange Haar um den Finger. Die Vögel kündigen an, dass wir in Kürze das nördliche Reich Khitan erreichen, und es gibt einen neuen Haken an dem ohnehin unausgegorenen Plan.
Sora tippt sich ans Kinn. »Es muss einen Weg geben, näher als hundert Fuß an die Königin heranzukommen. Euyn ist ihr Bruder. Und Aeri ist –«
»Eine Prinzessin«, knurrt Royo.
Es ist nicht nett gemeint.
»Wir sollten beide eigentlich tot sein«, sagt Euyn. »Und meine Schwester hat für ihre Blutsverwandtschaft nichts übrig. Genauso wenig wie alle anderen in meiner Familie.« Seine braunen Augen verengen sich, als er den Blick auf mich richtet, obwohl er vom schweren Seegang gerade noch etwas grüner im Gesicht wird.
Das hat gesessen. Aber er hat recht. Mein Vater hat Euyns Hinrichtung angeordnet, mein Onkel hat versucht, mich umzubringen, und ich habe mich dazu verschworen, meinen Vater zu ermorden. Ich habe gehört, dass meine Tante mehr als einen Versuch unternommen hat, meinen Vater zu beseitigen. Das Familienchaos der Baejkins. Je mächtiger die Dynastie, umso größer die Probleme.
»Königin Quilimar muss doch einen irgendwie gearteten inneren Kreis haben«, drängt Sora. »Niemand kann ganz allein regieren.«
»Einen Hauptmann der Palastwache oder Hofdamen. Generäle vielleicht?«, frage ich.
Mikail wirft mir einen verächtlichen Blick zu, und ich verlagere mein Gewicht, um auf alles gefasst zu sein. Das hier ist … nicht gut. Euyn kann ich vielleicht noch entkommen, zumal er seinen Bogen nicht dabeihat, aber Mikail tötet mit einer Geschwindigkeit, die ich noch nie vorher gesehen habe. Ich habe ein paar Wurfmesser in den Innentaschen meines Umhangs, aber das ist ein schwacher Trost. Sollte es mir gelingen, eins auf ihn zu schleudern, wäre ich im nächsten Moment selbst tot.
Als letzter Ausweg bleibt mir natürlich das Amulett. Unwillkürlich fasse ich mir an den Kragen meines Kleides. Das Zeitenglas des Drachenherrschers ist da, wo es immer ist, an einer Halskette, die ich unter meiner Kleidung verstecke. Bevor wir an Bord dieses Schiffes gegangen sind, habe ich darüber nachgedacht, es zur Flucht zu benutzen. Ich hätte es tun können – die Zeit einfrieren und verschwinden. Aber wo hätte ich hingehen sollen? Außerdem wusste ich, dass sie es ohne mich nicht schaffen würden. Ich liebe sie alle, ich kann gar nicht anders. Auch wenn sie gerade ausgesprochen wenig für mich übrighaben.
»Vikal«, sagt Euyn und wischt sich über die Stirn. »Die Generalin der khitanesischen Streitkräfte. Ihr schenkt Quilimar sicher Gehör. Soweit ich weiß, stehen sie sich sehr nahe.«
Mikail zögert. »Das stimmt, aber wenn es damit getan wäre, mit einer Generalin zu sprechen, hätte Joon nicht so einen Aufwand betrieben, uns mit der Sache zu beauftragen. Er hat uns nicht ohne Grund für diese Mission ausgewählt. Welche einzigartigen Fähigkeiten hatte er im Sinn? Wo ist der Haken? Etwas Entscheidendes entgeht uns, aber ich komme nicht darauf.«
Alle drehen sich zu mir. Royo tut so, als würde er woanders hinschauen, aber auch er wartet auf meine Antwort. Das Problem ist: Ich habe keine Ahnung.
»Ich weiß es wirklich nicht«, sage ich. Sie starren mich mehr oder weniger ungläubig an. »Ich wünschte, ich wüsste es. Er hat mir nur erzählt, dass du eine Gefahr für den Thron darstellst, und wollte dich lebend haben, aber mit minimalen Kollateralschäden.«
Am Bug des Schiffes herrscht Schweigen, es knistert vor Spannung. »Kollateralschäden« war der Begriff meines Vaters, nicht meiner, aber er hängt in der Luft und hört sich mit jeder Sekunde schlimmer an.
»Na ja, überlegen wir doch mal«, sagt Euyn. »Sora ist ein Giftmädchen. Ich bin ein guter Schütze.« Er hält inne und starrt Mikail an. »Und du bist ein Spion. Ein Lügner. Ein Manipulant. Und ein Verräter.«
Mikails Lippen verziehen sich zu einem gekünstelten Lächeln. Er sieht seinen Geliebten mit hochgezogener Braue an.
Es ist super unangenehm.
Wir anderen schauen irgendwohin, nur nicht zu den beiden. Offenbar haben auch sie sich die ganze Zeit gemieden. Ich habe zwar keine weiteren Stimmen in Euyns Zimmer gehört, trotzdem bin ich davon ausgegangen, dass die beiden sich ausgesprochen haben. Danach sieht es jetzt aber nicht aus. Mir wird eng ums Herz. Der missglückte Mordversuch hat alle Bande in unserer Gruppe zerrissen – selbst die engsten.
Eine große Welle prallt seitlich gegen den Rumpf und bringt das Schiff heftig ins Wanken. Wir suchen uns alle etwas, woran wir uns festhalten können. Ich greife nach dem dicken Tau, das vom Mast herunterhängt. Lieber hätte ich mich an Royo geklammert, aber der ist in jeder Hinsicht weit weg.
Sobald sich die See beruhigt hat, setzt Sora wieder zu sprechen an. Sie wirkt entschlossen, die Wogen zwischen uns zu glätten, doch Mikail kommt ihr zuvor.
»Über die Geheimnistuerei lässt sich diskutieren, wenn du willst, aber ich muss dich daran erinnern, dass du selbst nicht ganz unschuldig bist«, schnaubt er in Euyns Richtung. »Du warst nicht gerade mitteilsam, was die Jagd auf Chul als Sport betrifft.«
Euyn schaut demonstrativ zur Seite, doch Soras Blick schnellt zu ihm. »Chul? Hast du gerade Chul gesagt?«
Ihr Atem geht schnell, sie hat den Blick auf Euyn geheftet. Der Seegang ist seit der letzten großen Welle etwas ruhiger, aber Sora habe ich noch nie so aufgebracht gesehen. Was passiert hier gerade?
Ich schaue zu Royo und dann zu Mikail, aber sie wirken ebenfalls überrascht. Mikails Blicke schnellen zwischen Euyn und Sora hin und her; Royo runzelt die Stirn.
»Das habe ich …«, beginnt Mikail zögernd.
»Chul wer?«, fragt sie nach. Schweigen. »Chul wer, Euyn?«
»Sora …«, sagt er sanft. Aber er sieht sie nicht an. Er schürzt die Lippen – was auch immer es ist, er will es ihr nicht sagen, und das kann nichts Gutes bedeuten.
»War es Inigo, wie das Dorf? Chul Inigo?« Sie lässt nicht locker.
Royo geht einen Schritt auf sie zu. Ich weiß immer noch nicht, was los ist, aber sie wirkt zunehmend verstört. Wer in aller Welt ist Chul Inigo?
Euyn schüttelt den Kopf. »Sora, ich –«
»Hast du meinen Vater wie ein Wildschwein gejagt?«, brüllt sie. »Zu deinem krankhaften Vergnügen!«
Ach du Scheiße.
Euyn wird so weiß wie die Segel, und das ist Bestätigung genug.
Alles um mich herum geschieht jetzt wie in Zeitlupe. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, ich hätte mein Amulett in der Hand. Mikail zieht erstaunt die Brauen hoch. Royo fällt die Kinnlade herunter. Soras Ausdruck aber verändert sich blitzartig. Entsetzen, Kränkung und etwas, das ich nicht benennen kann, huschen über ihr Gesicht, bevor sich ihr schönes Antlitz vor Wut verzerrt.
Sora macht einen Satz nach vorn, doch Mikail bekommt sie gerade noch zu fassen, bevor sie Euyn an die Gurgel gehen kann. Royo eilt ihm zu Hilfe, indem er seine muskulösen Arme um ihre Taille schlingt. Sie ziehen Sora gerade noch zurück, als sie die Hände ausstreckt und mit ihren Nägeln durch die Luft fährt. Sie will Euyn unbedingt in die Finger kriegen, und sei es nur mit den Fingerspitzen.
Ich habe gesehen, wie sie tötet, aber ich habe nie gesehen, dass sie es auch wollte – ein furchterregender Anblick.
Als sie ihn nicht erreicht, stößt Sora einen derart verzweifelten Schrei aus, wie ich noch nie einen gehört habe. Der animalische Laut geht mir durch Mark und Bein. Tödliche Wut und herzzerreißender Kummer in einem.
»Du hättest im Exil verrecken sollen!«, kreischt sie.
Royo und Mikail schleifen sie fort. Mikail wirft Euyn über die Schulter einen angewiderten Blick zu.
Er wusste nicht, dass Chul Soras Vater war.
Sie schleppen Sora förmlich zum Heck des Schiffes, während sie weiter heulende Klagelaute von sich gibt. Die Besatzungsmitglieder schwirren geschäftig umher und tun so, als würden sie nichts davon mitbekommen, aber Soras Auftritt entgeht niemandem.
Euyn und ich bleiben allein am Bug zurück, er mit dem Rücken zu mir. Er spannt die Schultern an und umklammert die Reling. Ich mache mich darauf gefasst, dass er gleich etwas sagen wird. Doch er beugt sich vor und erbricht sich heftig ins Meer.
Wir haben das Festland beinahe erreicht. Der Palast des Himmelskönigs schimmert durch den Nebel auf dem Gipfel des Oligarchenbergs, und dann taucht in der Ferne der Hafen auf.
Gute Götter, wir sind geliefert.
Auf dem Ostmeer
Ich will ehrlich sein: Toll ist das nicht.
Euyn wusste es. Ich lasse die Schultern sinken, atme meine Enttäuschung aus und stelle fest, dass ich nicht im Mindesten überrascht bin. Natürlich wusste er es. Er hat Sora erkannt, als wir ihr in Rahway zum ersten Mal begegnet sind – daher dieser Ausdruck in seinem Gesicht, als ich nach ihrem vollen Namen gefragt habe. Er hat es sich zusammengereimt, und dann hat er es für sich behalten.
Es gibt Momente, wie diesen hier zum Beispiel, wo ich mich frage, ob ich einen wie ihn wirklich lieben kann. Ist es Liebe, oder bin ich nur wie ein Laoli-Abhängiger – süchtig nach dem schwindelerregenden Auf und Ab? Wird er je ein guter König sein, oder ist er genauso schlimm, sogar schlimmer vielleicht als sein Bruder?
Ich schiebe meine Zweifel beiseite. Fürs Erste habe ich dringendere Probleme als die Zukunft Yusans.
Sora war der Kitt, der die Gruppe zusammengehalten hat, und jetzt zerbricht sie. Bei all meiner Eloquenz fehlen mir diesmal die Worte. Sie will Euyn an die Kehle, und ich kann es ihr nicht verdenken, aber ich kann auch nicht zulassen, dass sie ihn umbringt. So ein großer Heuchler bin ich dann doch nicht. Ich habe akzeptiert, dass Euyn Jagd auf Menschen gemacht hat, und kann ihm schlecht vorwerfen, dass er Dinge für sich behält, nachdem ich ihm selbst eine Menge Lügen aufgetischt habe – zum Beispiel die, Joons Ermordung sei Quilimars Idee gewesen. Genau genommen halte ich mehr vor ihm geheim, als er es umgekehrt könnte, nicht zuletzt, dass ich kein Yusaner bin.
In Sachen Ehrlichkeit kann ich mir keine Überheblichkeit leisten.
Und schon beschließe ich, wie immer zu Euyn zu halten. Auch wenn ich diesmal nicht gerade erfreut darüber bin.
»Er hat ihn verschont, Sora«, sage ich.
Sie hört kurz auf zu weinen, lässt ihr schwarzes Haar über die Schulter fliegen und wirft mir einen wütenden Blick zu. Schätze, den habe ich verdient. Es ist nicht ganz leicht, die Jagd als Freizeitvergnügen in ein gutes Licht zu rücken.
Ich versuche es anders.
»Euyn wurde verbannt, weil Chul überlebt hat«, sage ich. »Weil Euyn ihn hat gehen lassen.«
»Er hat es nicht verdient, auf den Thron zu steigen. Den Tod hat er verdient«, erwidert sie.
Sie schaut mich mit ihren schönen Augen herausfordernd an. Da ist wieder diese Seite von ihr – tougher als jeder Krieger. Sie könnte ihn auf der Stelle ohne Zögern und ohne Reue töten.
»Den Tod haben wir alle verdient, Sora.«
Ihr Gesichtsausdruck ändert sich; sie wirkt überrascht. Uns verbindet mehr, als man meinen könnte. Aus welchen Motiven auch immer sind wir beide mehrfache Mörder. Wir stehlen Seelen und hoffen, dass Yama unsere Schulden stundet. Fast egal, welchen Maßstab man anlegt – den Tod verdient haben wir beide ganz sicher.
Sora atmet durch und entspannt sich fast unmerklich. Sie wird Euyn nicht töten, jedenfalls nicht jetzt, und das ist schon mal etwas.
»Wir alle haben Dinge getan, die nicht rückgängig zu machen sind«, füge ich hinzu. »Aber sterben muss vor allem Joon.«
»Und wenn wir ihm den Ring bringen …«, setzt Royo an.
»Dann verrät und tötet er uns«, sage ich. »Oder er zwingt uns, das Wasserzepter aus Wei zu stehlen, was ebenfalls unseren sicheren Tod bedeuten würde. Es wäre nicht gerade originell, uns noch ein zweites Mal von Joon reinlegen zu lassen.«
»Du meinst, er wollte Hwan gar nicht begnadigen?« Royo runzelt sichtlich verwirrt die Stirn.
Hwan ist der Mann, der für den Mord an seiner eigenen Tochter im Gefängnis sitzt. Den Royo freizubekommen versucht hat. Es wundert mich, dass Royo nicht selbst darauf kommt: Joon mag uns große Belohnungen versprochen haben – Titel, Landbesitz und Begnadigungen –, hatte aber nie vor, am Ende Wort zu halten. Einem Gottkönig bedeuten Versprechen an unsereins wenig.
Royo dagegen ist ein Ehrenmann, und deshalb kann er einen wie Joon nicht verstehen. Royo und Sora glauben an das absolut Gute und Böse. Sie sind nicht so moralisch flexibel wie Menschen an der Macht. Daher wird Joon sie vernichten. Joon vernichtet jeden, der sich ihm nicht beugt.
»Nein«, antworte ich. »Es sei denn, er hätte was davon. Der König kümmert sich nie um einfache Leute, wenn es nicht seinen Zwecken dient. Mag sein, dass er Hwan in den Stillen Kerker bringen lässt, aber nur, um ihn foltern zu können, wenn es ihm passt.«
Royo reibt sich die alte Narbe quer über sein Gesicht. »Dann muss König Joon sterben.«
Sora seufzt und nickt. Ihr Zorn ebbt ab. Ihr Rücken krümmt sich; sie verliert die stolze Haltung. Ohne flammenden Zorn bleibt uns nur die Glut der Trauer. In vieler Hinsicht ist der Zorn besser, weil er uns zumindest Halt gibt. Trauer ist nichts als eine leere Weite.
»Du blutest«, sagt Sora.
Sie schaut auf meinen Hals. Ich fasse hin, und meine Finger sind blutrot. Sie hat mich gekratzt, als sie auf Euyn losgehen wollte.
»Ich werd’s überleben.«
»Weißt du sicher, dass Euyn meinen Vater verschont hat?«
In ihren Augen schimmern Tränen und ein wenig Hoffnung. Gut, dass ich sie diesmal nicht zu belügen brauche.
»Ganz sicher. Dein Vater war es, der dem Rat erzählt hat, dass Euyn im Westwald auf Menschenjagd war.«
»Und du wusstest es auch.«
Sie schaut mich forschend an, und auch Royo linst zu mir herüber. Ich würde gern lügen, aber das würde nur meinem Ansehen dienen. Wenn ich diese neue Mission erfüllen will, muss ich die Wahrheit sagen, so oft wie möglich zumindest.
»Ja«, sage ich.
Sie schaut mir in die Augen. »Wusstest du, dass er mein Vater ist?«
»Nein. Das schwöre und gelobe ich. Ihr seht euch gar nicht ähnlich.«
Sie senkt den Blick auf ihre Hände, auf die Fingernägel, an denen Blut klebt. Wir werden viel davon vergießen müssen, um die, die wir lieben, zu retten. Ich habe mich damit vor langen Jahren abgefunden und Sora genauso.
»Glaubst du wirklich, dass Euyn ein guter König sein wird?«, fragt Royo.
Ich atme tief ein. Glaube ich es?
»Ich glaube, wir haben alle Entscheidungen getroffen, auf die wir nicht stolz sind«, sage ich. »Und ich glaube, ein Mensch ist mehr als die Vorwürfe gegen ihn. Von uns hoffe ich das zumindest. Euyn hat sich verändert und entwickelt sich weiter. Und wird zumindest ein besserer König werden als sein Bruder.«
»Vielleicht hoffst du das aber auch nur«, sagt Royo.
Sie warten beide auf eine Antwort, und ich zucke mit den Schultern. »Und wenn schon.«
Eine Glocke ertönt und verkündet unsere Ankunft in Khitans Hauptstadt.
»Der Hafen von Quu!«, ruft der Kapitän und schreitet über das Deck. »Wir erreichen Quu!«
Gerade rechtzeitig, dass ich Royos Worte vergessen kann.
Ich sehe zu Sora hinüber, die sich wieder aufgerichtet hat, sich noch einmal zusammenreißt. Ich habe Papiere für sie gefälscht, weil sie auf ihren echten als Leibeigene ausgewiesen ist. Zwar sind Leibeigene und Sklaven frei, wenn sie die Grenze nach Khitan überschreiten, aber das Nachbarreich muss zumindest so tun, als hätten sie sich eingeschlichen. Auch Aeri und Euyn habe ich neu ausgestattet, weil sie offiziell beide tot sind. Und ich selbst reise sowieso nicht unter meinem echten Namen in ein fremdes Land ein. Ich benutze meinen echten Namen nie.
Es mag kein sehr hoffnungsvoller Beginn dieses Unterfangens sein, tote Lügner nach Khitan zu schmuggeln, aber Joon wird sich noch wundern. Eine Schlacht gegen ihn mögen wir verloren haben, aber den Krieg gewinne ich.
Erst einmal muss ich mich mit einem weiteren offiziellen Toten treffen – mit Fallador, dem exilierten Prinzen von Gaya –, damit er uns den Weg zur Königin ebnet. Und damit er und ich unsere Heimat befreien können.
Quu in Khitan
Wir haben es bis nach Khitan geschafft, ohne uns gegenseitig umzubringen – das ist ja schon mal was.
Die Hauptstadt grenzt unmittelbar an den Hafen, wie Tamneki, das ebenfalls am Meer liegt, nur sieht Quu kein bisschen aus wie Yusan. Ein riesiger Berg thront über der Stadt, in dessen Hänge Villen eingemeißelt sind, mit einem goldenen Palast auf dem Gipfel. Er strahlt wie ein Leuchtturm, sogar in diesem Regen.
Ich zupfe mir die Kapuze meines Mantels zurecht. Ich hatte überlegt, mir auf dem Schiff den Kopf zu rasieren, aber ich weiß nicht, irgendwie habe ich mich an die Haare gewöhnt. Wir stapfen durch die regennassen Straßen von Quu. Kopfsteinpflaster; so weit das Auge reicht; und bunt getünchte Häuser, die in engen Reihen stehen. Wir kommen an Fassaden vorbei, die apfelrot, grasgrün, tiefblau oder senfgelb gestrichen sind. Ein einziger Mischmasch, und dasselbe gilt für die Leute hier. Neben zahlreichen Khitanesen leben hier auch Yusaner, sogar der ein oder andere Weianer, und manche stammen ganz offensichtlich aus den Außenlanden. Ein Potpourri aus vertraut und fremd. Vor allem die Frauen, die sich wie Männer anziehen, mit Waffen an den Gürteln und Hosen an den Beinen, irritieren mich.
Ich wusste, dass wir an einen unbekannten Ort reisen, aber ich hatte nicht erwartet, dass Khitan dermaßen fremd sein würde.
Nachdem wir eine Weile gefühlt im Zickzack gelaufen sind, erreichen wir schließlich das Gasthaus Zur Grauen Küste. Von der Lobby aus kann ich das Salz riechen und die Segel der Schiffe sehen, während Mikail uns eincheckt. Es ist ein ziemlich netter Ort, auch wenn Euyn die ganze Zeit vor sich hin meckert. Kein Palast, aber trocken und warm. Alles, was man bei einem Sturm braucht.
Mikail gibt mir den Schlüssel. Die Mädchen sind sofort nach unserer Ankunft in den Waschräumen verschwunden, und da sind sie immer noch. Ich überlege, ob ich auf Aeri warten soll, aber nein, das sollte ich nicht. Ich habe ihr nichts zu sagen. Oder zu viel. Manchmal kommt das aufs Gleiche raus.
Ich gehe rauf in mein Zimmer und werfe meine Tasche auf einen gemusterten Sessel. Die Waffen darin klirren, aber die Goldbarren und der Brillant mit Millionenschliff sind futsch – die Palastgarde hat sie mir abgenommen, bevor man uns auf diese Reise geschickt hat. Das ganze Geld, das ich für Hwans Freilassung angespart habe. Die jahrelange Blutarbeit. All die Schreie, all der Tod, all die Male, die ich ihm von der Schippe gesprungen bin, für nichts. Ich habe es nie an mich rangelassen, was ich getan habe, all das Grauen, weil ich es tun musste, ich hatte keine andere Wahl. Aber nun, da alles umsonst war, bricht es über mich herein.
Das Flehen um Gnade, die Schreie und Todeskämpfe hallen in meinem Kopf wider. Die Geister vergangener Untaten blicken auf mich herab. Die Männer, die mir nichts getan haben und die ich habe bluten lassen. Meine Schultern sacken nach vorn, das Gewicht ist zu groß. Das Gurgeln, das Bitten und Betteln, die Tränen. Ich halte mir die Ohren zu, damit es aufhört. Es bringt nichts, die Stimmen sind in mir.
Nein. Ich schüttle den Kopf und richte mich auf. All das kann nicht umsonst gewesen sein. Es hat mich hierhergeführt. Ich werde einen unschuldigen Mann befreien. Und indem wir den König töten, werden wir einen Haufen Gefangene retten, die den Tod nicht verdient haben. Es wird vielleicht nicht ausreichen, um das Unrecht auszugleichen, aber schaden kann es auch nicht.
Ich schüttele die Erinnerungen ab und entzünde ein Streichholz, um Feuer zu machen. Wir haben einen Job zu erledigen.
Das trockene Holz im Ofen erwacht zum Leben, die Flammen tanzen auf den Scheiten. Feuer ist der schönste Trost, wenn man nass und erschöpft ist. Nur eins ist noch besser: die Arme des Menschen, den man liebt.
Aeri.
Nein. Nicht Aeri. Prinzessin Naerium.
Sie war die ganze Zeit über eine verdammte Prinzessin. Und sie hat nichts gesagt.
Der Gedanke versetzt mir einen Stich. Ich habe kein Geld und kein Mädchen mehr, und das nur, weil sie mich von Anfang an verarscht hat. Und obwohl ich das alles wusste, konnte ich mich nicht zusammenreißen. Ich habe an der Wand meiner Kajüte gelauscht, um sicherzustellen, dass es ihr gut geht. Ich habe Wache gehalten, um die anderen daran zu hindern, sie umzubringen. Weil sich das zwischen uns echt angefühlt hat. Weil ich mich einsam fühle. Weil ich ein totaler Vollidiot bin.
Ich lege stöhnend den Kopf in den Nacken. Ich starre an die Zinndecke. Ich muss damit aufhören. Ich brauche einen kühlen Kopf. Es muss mir egal sein, was mit Prinzessin Naerium passiert. Aeri ist für mich gestorben – ich muss es endlich akzeptieren.
Aber ich kann nicht.
Ich kehre immer wieder zu der Tatsache zurück, dass Aeri in der Arena die Krone gestohlen hat. Sie hat ihren Part des Plans erfüllt. Sie hat sich für uns entschieden und den König hintergangen.
Nein, sie hat ihren eigenen Vater hintergangen. Die ganze Zeit hat sie so getan, als würde sie den König nicht kennen, und ich bin darauf hereingefallen. So wie ich generell auf sie hereingefallen bin – hoffnungslos, idiotisch. Ohne Bezug zur Realität.
Außerdem hat sie, nachdem wir gefangen genommen worden sind, um meine Freilassung gebeten. Nur um meine.
Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht, während sich meine Gedanken zum hundertsten Mal im Kreis drehen. Meine Narbe schmerzt, mein ganzes Gesicht. In der Woche auf dem Schiff sind meine Wunden verheilt und meine Kopfschmerzen zurückgegangen. Körperlich fühle ich mich so gut wie seit Umbra nicht mehr, aber was Aeri betrifft, so schlecht wie noch nie.
Und Bay Chin.
Während Aeri mich überfordert, will ich von dem Fürsten des Nordens nur eins: ihn bluten sehen. Er war es, der Aeri aufgetragen hat, nach mir zu suchen. Er war es, der Hwan hinter Gitter gebracht hat. Ich weiß nicht, warum – ich habe nicht den Grips, um das alles zu durchschauen. Aber ich habe die Muskeln. Ich werde Khitan wieder verlassen und Bay Chin bei seinem letzten Atemzug ins Gesicht sehen. Ich werde das Letzte sein, was er sieht, bevor sein Blick stumpf wird.
Es klopft an der Tür, und ich bin schon halb dort, als mir klar wird, dass ich nur so schnell öffnen will, weil ich insgeheim hoffe, es könnte Aeri sein. Die Wahrscheinlichkeit ist gering. Sie hat mich auch auf dem Schiff nicht besucht. Kein einziges Mal. Hat sich nicht entschuldigt. Hat sich nicht erklärt. Nichts.
Weil es sie nicht kümmert. Nicht wirklich.
Ich lasse den Stachel tief in meine Eingeweide sinken. Ich brauche den Schmerz – er ist das einzige Mittel, um mich aus meiner Dummheit zu erlösen.
Ich drehe den Türknauf, und es ist nicht sie. Ich schüttele die Enttäuschung ab. Es ist Sora, mit vor Traurigkeit geröteten Augen. Weil sie ihre Schwester und Tiyung vermisst. Oder weil Euyn ihren Vater gejagt hat. Oder aus irgendeinem anderen beschissenen Grund, wegen dem wir hier sind.
»Wir müssen jetzt, wo wir in Khitan sind, mal unseren Plan durchgehen.« Ihre Stimme klingt erschöpft. Sie ist noch die Beste von uns. Die Einzige, die niemanden angelogen hat. Na ja, genau genommen habe ich das auch nicht, außer mich selbst, aber das zählt nicht.
»Okay.« Ich nehme mir noch eine Klinge und stecke sie in meinen Gürtel.
Sora will einen Krieg anzetteln. Ich finde immer noch, wir sollten Joon einfach den Ring geben, aber wenn es stimmt, was Mikail gesagt hat, ist Soras Plan meine einzige Chance, Hwan zu retten.
Das ist allerdings ein großes Wenn. Der Meisterspion könnte auch lügen. Ich kapier echt nicht, warum ihm alle immer glauben.
Dann klopft sie an die nächste Tür nebenan. Aeris Zimmer. Möbel werden verrückt, dann öffnet sich die Tür einen Spaltbreit. Ein Teil ihres Gesichts erscheint, bevor sie die Tür weiter aufmacht und auf den Flur hinaustritt. Als sie mich bemerkt, hält sie inne. Mit ihren großen braunen Augen sieht sie mich an – ein bisschen ängstlich, ein bisschen hoffnungsvoll.
Ich schaue weg.
Es war leichter, sie zu hassen, bevor ich die Sorge in ihrem Blick gesehen habe. Sie wirkt schuldbewusst, als ob es ihr leidtäte, aber wenn das der Fall wäre, hätte sie es doch mal gesagt. Ach was. Sie hat genauso viele Gewissensbisse wie der Rest ihrer Familie – gar keine.
Als Nächstes gehen wir zu Euyns Suite. Nach einer Weile öffnet er. Er schreckt zurück und lässt die Schultern hängen, als er Sora erblickt. Seit wir Yusan verlassen haben, ist er dünner geworden, seine Wangenknochen spitzer. Ich glaube, er war seekrank. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich beim Wachehalten gehört habe, wie er sich übergeben hat.
Euyn ist allein in seiner Suite.
»Wo ist Mikail?«, frage ich.
»In seinem Zimmer«, antwortet Euyn. »Eine Tür weiter.«
Er zeigt nach links, dann schließt er die Tür wieder. Mit einem Klicken wird der Riegel umgelegt. Wir drei blicken uns an, dann gehen wir weiter. Der Flur hat eine hässliche rot-weiße Tapete. Ich starre auf die Wände, den Boden, irgendwohin, um nicht Prinzessin Naerium ansehen zu müssen. Ich kann sie trotzdem neben mir spüren. Ich will trotzdem den Arm nach ihr ausstrecken.
Ich schiebe die Hände in meine Jackentaschen.
Sora klopft an Mikails Tür, aber niemand antwortet. Sie sieht mich an. Ich hämmere mit der Faust gegen das Holz für den Fall, dass er eingeschlafen ist.
Nichts.
»Er muss rausgegangen sein«, sage ich.
»Was, wenn ihm etwas passiert ist?«, meint Aeri. Sie spielt mit dem Saum ihres kurzen Kleides. Ich wende den Blick von ihren Beinen ab, was mir schwerer fällt, als es sollte.
»Lass uns Euyn fragen«, schlägt Sora vor.
Euyn braucht wieder zwei Lebzeiten, bis er die Tür aufmacht. Ich dachte, nach der Konfrontation mit seinem Bruder im Thronsaal wäre er vielleicht weniger paranoid. Offenbar nicht.
»Hat Mikail gesagt, dass er noch rausgeht?«, erkundigt sich Sora.
Euyn schüttelt den Kopf und zieht die Brauen zusammen. »Nein, er sollte da drin sein.«
»Ist er aber nicht«, sage ich.
Euyn streicht sich über den Bart und sieht sich dabei wachsam um. »Das ist seltsam. Aber kommt jetzt bitte rein oder geht wieder.«
Er hält den Türknauf umklammert. Ich habe keine Ahnung, was seiner Meinung nach passieren könnte oder warum er glaubt, dass eine geschlossene Tür ihn davor bewahren würde. Ein Tritt, und die Holztür wäre Geschichte. Aber ich schweige.
»Ich könnte sein Schloss knacken«, bietet Aeri an.
Alle Blicke richten sich auf sie.
Stimmt. Sie ist ja eine Diebin. Eine Taschendiebin. Eine Schwindlerin. Und eine Prinzessin.
Euyn verzieht den Mund. »Seid vorsichtig. Vielleicht hat er Fallen aufgebaut.«
Na prima.
»Sollen wir lieber warten?«, fragt Sora.
Aeri schüttelt den Kopf. »Wir müssen nach ihm schauen. Was, wenn es ihm nicht gut geht? Ohne ihn schaffen wir es nie, an die Königin heranzukommen.«
Alle sehen ein, dass sie recht hat. Euyn spricht zwar auch Khitanesisch, aber Mikail ist der Einzige, der wirklich Ahnung davon hat, wie es hier so läuft. Er ist der Einzige, der uns zum Thron bringen kann.
»Kann ich deine Haarnadeln ausleihen, Sora?«, fragt Aeri.
Sora runzelt die Brauen, nimmt dann aber die beiden silbernen Haarnadeln aus ihrer Frisur und reicht sie Aeri.
Wir gehen zurück zu Mikails Zimmer, und Aeri überprüft die Tür. Sie kauert sich auf den Boden und presst ihre Wange in den zerschlissenen Teppich. Der Schlitz unter der Tür ist minimal. Ich glaube nicht, dass sie irgendetwas sehen kann, aber sie nimmt einen Degen aus ihrem Umhang und führt die Klinge unter der Tür hindurch. Ich frage mich, was sie vorhat, bis mir klar wird, dass sie versucht, eventuelle Fallen auszulösen.
»Ich glaube, wir sind sicher«, sagt sie.
Sie kniet sich hin und späht durchs Schlüsselloch, bevor sie die Nadeln hineinsteckt und mit ihnen herumhantiert. Binnen Sekunden springt das Schloss auf. Dass der Adel in der Lage ist, Schlösser zu knacken, erscheint mir ungewöhnlich, aber sie meinte ja, sie hätte sich eine Weile allein durchschlagen müssen. Das könnte allerdings auch wieder eine Lüge gewesen sein.
Als sich die Tür öffnet, reiße ich Aeri zur Seite für den Fall, dass sie bei ihrer Sicherheitsprüfung etwas übersehen hat. Sie verliert das Gleichgewicht und landet mit dem Rücken an meiner Brust. Erinnerungen an Rahway, als wir uns in der engen Gasse versteckt haben, kommen hoch. Der Geruch nach Blumen kriecht mir in die Nase.
Sie dreht sich zu mir um und schaut mich mit diesen wunderschönen Augen an. Ihre Lippen öffnen sich.
»Danke«, haucht sie.
Mein Herz schwillt an, und ich will sie. Noch immer.
Aber es spielt keine Rolle. In Rahway sind wir vor der Königlichen Garde davongerannt, weil sie sonst von ihnen erkannt worden wäre. Weil ich sonst herausgefunden hätte, dass sie eine Prinzessin ist.
Ich zwinge mich dazu, sie loszulassen und einen Schritt zurückzugehen. Ich muss wirklich damit aufhören, sie zu berühren.
Wir spähen durch die jetzt weit geöffnete Tür ins Zimmer. Ich sehe keine Fallen, aber bei jemandem wie Mikail kann man nicht vorsichtig genug sein.
Langsam betreten wir alle den Raum – er ist nicht groß. Ein Bett, ein Stuhl, eine Kommode, ein Nachttisch und ein Waschraum.
Das Bett ist gemacht, und Mikails Tasche steht darauf. Wir wissen sofort, dass hier niemand ist.
Er ist weg.
Quu in Khitan
Fallador sieht noch besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte, und das will was heißen. Er ist einen halben Kopf kleiner als ich, aber genauso muskulös. Seine Haltung und seine Gesten sind vornehm und entspannt, aber er ist auch hochintelligent. Er ist so alt wie ich – plus minus ein, zwei Monate vielleicht. Und wir dürften beide nicht hier sein.
Offiziell sind wir vor bald zwanzig Jahren beim Blutfest umgekommen. Ihn hat Joon ebenso zur Waise gemacht wie mich, aber Fallador musste sich nicht auf das gute Herz eines Fremden verlassen. Adelige Verwandte versteckten ihn und brachten ihn nach Khitan, wo er seitdem den Königshof bei Laune hält. Gefallene Majestäten sind in jedem der vier Reiche beliebt, besonders so charmante wie er.
Vor allem aber ist er ein wichtiger Informant für mich, seit ich ein Spion bin.
Falladors Villa liegt auf halber Höhe des Bergs der Oligarchen, der sich hinter Quu erhebt. Je näher einer am Gipfel wohnt, auf dem der goldene Palast des Himmelskönigs thront, desto höher der gesellschaftliche Rang.
Interessant, wo diese Gesellschaft doch so auf Gleichheit bedacht ist.
Wir setzen uns in sein Empfangszimmer. Er stellt ein Tablett mit Tee und Creme-Dim-Sums zwischen uns. Fallador sitzt auf der Couch, ich ihm gegenüber auf einem der Polstersessel. Seine grünen Augen funkeln wie das Blattgold um uns her. Dieses Land ist ins Gold verliebt wie Tamneki in seine Wasserspiele. Jeder tut, was er kann, um seinen Status zur Schau zu stellen.
»So bald hätte ich dich nicht wieder erwartet«, sagt er lächelnd.
Wir sind in Kontakt, aber persönlich habe ich ihn zuletzt vor über einem Jahr gesehen. Eigentlich meint er, dass er nicht erwartet hätte, mich lebend wiederzusehen. Manchmal überrascht es mich selbst.
»En Gaya«, sage ich in unserer Muttersprache, auf die Heimat.
Er lächelt. »En Gaya.«
Wir heben unsere Teetassen und trinken. Es ist ein guter, starker Tee von der Insel. Der Geruch erinnert mich an zu Hause, so wie alles, was mit Fallador zu tun hat. Wenn wir unter uns sind, sprechen wir Gayanisch, eine Wohltat, von der ich immer wieder vergesse, wie dringend ich sie brauche.
»Nicht dass ich es nicht lieben würde, mit dir zu plaudern, aber was verschafft mir die Ehre deines Besuches?«, fragt er. »Ich nehme an, von dem plötzlichen Herrschaftswechsel hast du bereits gehört.«
Ich nicke. »Ich bin Teil einer Gesandtschaft, die im Auftrag von König Joon die neue Regentin beglückwünschen soll.«
Ich probiere meinen ersten Schwindel an ihm aus. Es ist der glaubwürdigste – mit Euyn hierherzukommen, könnte Teil einer diplomatischen Kontaktaufnahme mit der neuen Herrscherin von Khitan sein. Der König ist vor einem Monat praktischerweise verstorben, und seitdem vertritt Quilimar ihren kleinen Sohn als Regentin.
Fallador grinst. »Nur dass sie schon vergangenen Monat Würdenträger aus Yusan zu Gast gehabt hat.«
Pech.
»Können wir trotzdem eine Audienz bekommen?«, frage ich und beuge mich vor.
Er tut es mir nach, bereit, mir ein Geheimnis zuzuflüstern. Seine Haut hat denselben warmen Braunton wie meine, ein hübscher Kontrast zu seinem weißen Hemd. Als er sich mir nähert, durchfährt mich jähes Verlangen. Aber Fallador und ich sind keine Liebenden, nie gewesen. Mich verlangt nur nach meiner Heimat.
»Vor einer Woche wurde ein Mordanschlag auf Quilimar verübt«, sagt er. »Seitdem empfängt sie niemanden mehr.«
Ich lehne mich mit einem Seufzen zurück. Diese zeitliche Nähe kann kein Zufall sein. Aber warum? Warum sollte Joon uns damit beauftragen, den Ring zu holen, und es uns zugleich schwer machen, an Quilimar heranzukommen? Seit ewigen Zeiten trachten Herrscher der Reiche einander nach dem Leben. Mordanschläge sind also nichts Neues, aber was ist hier das Endziel? Und wer ist in diesen Plan verstrickt? Könnte jemand ganz anderes die Fäden ziehen? Oder wäre mir das nur lieber?
»Ist es möglich, dass die Generalin dahintersteckt?«, frage ich.
Generalin Vikal ist eine skrupellose Strategin. In gewisser Weise müssen Frauen so sein, um sich Respekt zu verschaffen, ob hier oder in Yusan. Besonders dort. Wenn eine Frau Gnade walten lässt, hält man sie für schwach.
Fallador schüttelt den Kopf. »Wohl kaum. Es geht das Gerücht, dass die Generalin mit Quilimar das Bett teilt. Ihr vielleicht geholfen hat, den früheren König loszuwerden. Der Mordanschlag wurde allerdings von Vikals Stellvertreter verübt.«
»Vielleicht will Vikal selbst auf den Thron.«
»Möglich wäre es.« Er streicht sich über das Kinn mit dem Grübchen. »Aber nach dem Attentat hat die Generalin ihren Leutnant öffentlich in Stücke zerhackt, bei den Zehen angefangen. Zu guter Letzt hat sie seinen Kopf ins Meer geworfen. Das passt nicht ganz ins Bild einer Komplizin.«
Ihr Sterne, dem Kontinent Dasseos geht doch nichts über grausame Hinrichtungsarten. Piteua ist eine der schlimmsten – die khitanesische Entsprechung zu Lingchi. Übersetzt bedeutet es »Tod von den Füßen aufwärts« und ist genau das, was Fallador mir beschrieben hat. Man spürt bei lebendigem Leib, wie einem ein Körperteil nach dem anderen abgehackt wird. Die Strafe ist nur für schwerste Verbrechen vorgesehen, und versuchter Königsmord gehört natürlich dazu.
»Ich erkundige mich bei meinen Quellen, wie ihr reinkommen könnt«, sagt er.
»Ich danke dir, mein Freund.«
Ich stelle meine Tasse ab, ohne mir anmerken zu lassen, wie enttäuscht ich bin. Ich hatte auf einen schnellen, einfachen Weg gehofft, an eine Audienz zu kommen. Aber nichts ist mehr schnell und einfach. Nicht nach diesem Attentatsversuch.
Ich erhebe mich und Fallador auch. Wir reichen uns die Hände. Er hat warme Finger, einen festen Griff. Wir schauen uns in die Augen, und zwischen uns springt ein Funke über, eine spürbare Energie. Aber dann schaue ich weg. Das tue ich immer, denn manche Tür, die man öffnet, lässt sich nie wieder schließen.
»Ehe ich’s vergesse: Das ist heute Morgen für dich angekommen.« Er gibt mir einen versiegelten Umschlag. Der Brief ist mit einer intakten Tonschicht überzogen und trägt das Siegel des Qali-Palasts.
Ich betrachte ihn von allen Seiten.
»Du kannst dir vorstellen, wie überrascht ich war, dass ich eine Adlerpost bekam, die für dich bestimmt war«, sagt er mit einem sanften Lächeln.
Ich hebe eine Augenbraue. Er wusste, dass ich kommen würde, und hat es bis eben nicht erwähnt. Natürlich nicht. Fallador lässt sich nie früher als nötig in die Karten schauen.
»Ich hätte gar nicht gedacht, dass Joon mich so sehr vermisst«, sage ich.
Ich öffne den Umschlag mithilfe eines Dolchs, den ich im Ärmel trage, zwinge mich, gleichmäßig zu atmen, mich nicht zu verraten, und lese die kurze Botschaft. Sie ist verschlüsselt und bedeutet dechiffriert:
Fort
Ein Wort nur, das per Adlerpost gesendet wurde, damit es mich schnell erreicht. Keine Unterschrift. Aber ich erkenne Zaharas Handschrift und ihren Code. Sie war meine Stellvertreterin und muss deshalb jetzt die amtierende königliche Meisterspionin sein. Und dennoch teilt sie mir mit, dass Joon den Palast verlassen hat und sie nicht weiß, wo er ist.
Aber wo ich bin, hat sie gewusst, und wen ich kontaktieren würde. Noch mehr überrascht mich jedoch, dass sie mir weiterhin zuarbeitet.
Es sei denn, das alles ist eine Intrige.
Ich zerdrücke den Zettel in der Faust, als sei sein Inhalt nicht weiter wichtig. Was hat Joon vor? Hat er wirklich den Palast verlassen, oder will er nur, dass ich das glaube? Er muss zwingende Gründe haben, falls er sich wirklich außerhalb des Palasts in Lebensgefahr begibt. Aber welche?
»Du hast also noch mehr Freunde im Palast?« Fallador hebt seinerseits eine dichte Augenbraue. Von mir und Euyn weiß er natürlich. Es ist ein offenes Geheimnis.
»So könnte man es nennen.«
Ich werfe Nachricht und Umschlag in das Kaminfeuer und lasse sie in Flammen aufgehen. Ich stütze mich auf den Sims und sehe zu, wie sie zu Asche zerfallen. Warum sollte Joon fortgehen? Und warum sollte Zahara es mir sagen? Er hat sie eingesetzt. Ihm hält sie die Treue. Zumindest scheinbar – jeder kann heimliche Allianzen pflegen, selbst königliche Meisterspione.
Vor der Tausendjahrfeier hat sie mir den Spruch »Sicherheit im Tode« mit auf den Weg gegeben. In dem Moment glaubte ich, sie wolle mir raten, die Verschwörer zu töten, statt sie lebend vor den Thron zu bringen. Aber wenn sie von Joons Plänen gewusst hat, vielleicht wollte sie mir dann raten, besser meine Giftpille zu schlucken, als dass der König mich für seine Zwecke einspannt.
Aber warum? Und von wem kann ich mehr erfahren?
»Adoros«, sagt Fallador.
Ich löse den Blick von den Flammen. Er hat mit mir gesprochen, und ich habe es nicht gemerkt, bis er meinen Namen gesagt hat. Meinen echten Namen. Adoros hat mich seit meiner Kindheit niemand mehr genannt. Aber wir beide waren als Kinder Freunde. Vor einer halben Ewigkeit sind wir gemeinsam durch die Zauberkrautfelder gelaufen.
Wir schauen einander in die Augen.
»Das Imperium wird uns niemals verstehen, egal, wie sehr du ihn liebst.« Er legt mir eine Hand auf die Schulter und bedenkt mich mit einem bedeutungsvollen Blick, ehe er wieder lächelt.
Das ist mehr, als er je zuvor zu Euyn oder meinen Beziehungen zum Königshaus gesagt hat. Als ich erfuhr, dass Fallador gerettet worden war und im Exil lebte, dachte ich, er würde mich dafür verurteilen, dass ich unter unseren Todfeinden Karriere machte. Aber das tat er nie. Stattdessen sagte er: »Wenn dich ein Iku verschlingt, wachsen dir davon keine Kiemen.« Vielleicht sieht er es inzwischen anders. Ich würde gern behaupten, dass mir seine Meinung egal ist, aber das stimmt nicht.
Nach den traditionellen Wangenküssen zum Abschied verlasse ich seine Villa und trete in den strömenden Regen hinaus. Heute hat der Monsun begonnen, und das gibt uns achtundzwanzig Tage, ganze zwei Sunsaes, bis wir wieder in Yusan sein müssen. An der Spitze der khitanesichen Armee, hoffe ich.
Für alle Fälle schwöre ich auf die Sterne, dass, wenn Joon meinen Vater anrührt, ich ihm alles nehme, was ihm je etwas bedeutet hat. Nicht zuletzt seine Tochter.
Sora mag Aeri vertrauen, aber ich tue es nicht. Sie verschweigt etwas, und ich werde herausfinden, was es ist.
Mit hochgeschlagenem Kragen biege ich auf dem Rückweg zum Hafen in ein Gewirr schmaler, gewundener Gassen ein. Abseits der Hauptstraße, die in sanften Kurven vom Berg der Oligarchen ins Tal führt, gibt es kleine, kurvenreiche Verbindungswege. Die sind mir momentan lieber.
Wenn der Monsunregen einsetzt, behelfen sich die meisten Menschen mit Regenschirmen, aber ich nicht. Ich brauche freie Sicht nach allen Seiten. Ein gefütterter Regenmantel wäre allerdings nicht übel. Ich werde mir einen kaufen. In Khitan wird mit Papiergeld bezahlt, und Fallador hat mir zum Abschied eintausend Denar gegeben. Es sollte mehr als genug sein, um unsere Ausgaben zu decken, aber es gibt immer auch andere Möglichkeiten, an Geld zu kommen.
Schon an der ersten Kreuzung bestätigt sich, dass mir jemand folgt. Beim Verlassen der Villa habe ich einen Schatten bemerkt, und jetzt höre ich ein Geräusch. Ich seufze. Wer auch immer mich beobachtet, ist schrecklich dilettantisch. Richtig beleidigend, sich so wenig Mühe zu geben.
Noch eine Ecke weiter werde ich umzingelt – von drei khitanesischen Spionen.
Jemand hat sie auf mich angesetzt. Schon wieder ein Verrat aus unserer Mitte.
Ich seufze noch einmal. Erneut hat jemand gelogen.
»Meisterspion«, sagt eine von ihnen. »Wir haben den Auftrag, Euch mitzunehmen.«
»Bedaure, ich habe schon andere Pläne«, entgegne ich.
Es donnert, und ich greife nach meinem Dolch. Ich stelle mich mit dem Rücken zur Außenwand einer gelben Villa, sodass zwei der Spione rechts und links von mir sind und eine mir gegenüber.
Die Frau tritt vor. Sie muss ranghöher sein als die beiden Männer, aber alle drei sind jünger als ich. Kein Wunder, dass sie so unbedarft sind – offenbar noch nicht lange im Dienst. Sie sehen sogar aus wie Spione mit ihrer tristen dunklen Kleidung. Wobei einer von ihnen einen Regenmantel trägt, der mir eigentlich ganz gut gefällt.
»Waffe fallen lassen«, befiehlt die Frau.
Ich lächle. »Und warum sollte ich das wohl tun?«
Sie ist noch weit genug weg, dass ich in die Offensive gehen kann. Blitzschnell trete ich einen, dann zwei Schritte auf sie zu, und beim dritten springe ich mit gezücktem Dolch auf sie los. Ich bohre ihr die Klinge in den Hals.
Genauso schnell ziehe ich sie wieder heraus. Röchelnd fällt sie zu Boden. Der zweite Spion nähert sich mir jetzt von hinten. Nicht dumm von ihm, aber er ist viel zu langsam. Ich lasse den Arm zurückschwingen und schlitze ihm den Bauch auf. Ziehe die Klinge hoch, bis ich auf das Brustbein stoße. Er krümmt sich und heult so laut auf, dass es den nächsten Donner übertönt.
Ihr Sterne, kann er nicht in Würde sterben?
Ich reiße die Klinge heraus und schneide ihm die Kehle durch, damit er still ist. Schaulustige oder hilfsbereite Passanten kann ich nicht gebrauchen. Glücklicherweise suchen die meisten bei dem Regen in ihren Häusern Schutz.
Der letzte Spion hat noch nicht mal sein Schwert gezogen. Ich schüttele den Kopf. Er hätte wirklich Fischer werden sollen oder so etwas.