9,99 €
Fantasie und Wirklichkeit sind miteinander verwoben. Die Zeiten ändern sich und der Zeitgeist mit ihnen. Geschichten aus der Vergangenheit treffen auf heutige Verhältnisse und können in Ausblicke auf Veränderungen in der Zukunft ergänzt werden. Die Zeit ist eine liegende 8 und die Genussregion Oberfranken reitet über das Auf und Ab. Mal kommen Aliens aus den weiten Weiten des Weltalls, mal sitzen alte Kelten in Menosgada und ihre Nachkommen trinken statt Met Bier und Wein. Omas und Opas, Frauen und Männer, Kinder und Kindeskinder sind verbunden durch das Band der Liebe. Die Heimat und ihre sprachliche Mundart sind der Raum für Zugehörigkeit. Übersetzungen ins Hochdeutsche helfen für das allgemeine Verständnis. Ältere Leserinnen und Leser werden sich erinnern und jüngere können etwas davon lernen. Die Generationen können sich untereinander austauschen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 194
Veröffentlichungsjahr: 2023
Wolfgang Vonbrunn
Frankensitzt genüsslich auf der Zeit
und die dreht ihre Runden auf dem Karussell
amüsante Geschichtenvon gestern und heute und aus der Zukunft
© 2023 Wolfgang Vonbrunn
ISBN Softcover: 978-3-347-79487-0
ISBN Hardcover: 978-3-347-79489-4
ISBN E-Book: 978-3-347-79493-1
ISBN Großschrift: 978-3-347-79494-8
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice",
An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Text: Wolfgang Vonbrunn
Cover: Wolfgang Vonbrunn
Foto Rückseite: Karin Vonbrunn
Fotos:
S. 36 aus Wikipedia „Mainroth“
alle anderen Fotos sind aus dem Archiv
der Familie Wolfgang Vonbrunn
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
die Zeiten ändern sich immer wieder und der Zeitgeist dreht sein Fähnlein jeweils nach dem Wind.
In diesem Buch sind echte Geschichten, erlebte Gschichdla (teilweise auf Frängisch, der wohlgerundeten Sprache, mit Übersetzungen, wo ich sie für nötig hielt) und freie Fantasie untrennbar miteinander verwoben. Was wahr und was erfunden sein könnte, ist für Sie aber gar nicht entscheidend. Sie sollen sich gut unterhalten fühlen.
Der Thomas Gottschalk kommt öfter vor, mal mit echten, mal mit ausgedachten Geschichten. Da Sie ihn kennen, werden Sie die sicher richtig zuordnen können.
Ironie kommt auch oft vor. Da es beim Schreiben kein Zeichen dafür gibt, müssen Sie sie schon selber herausfinden.
Ich bin mir sicher, dass Sie sich an der einen oder anderen Stelle im Buch finden werden. „Ja, so war das damals.“ Aber die Zeit bleibt nicht stehen. Die geht sogar in der Zukunft weiter.
Man muss das Buch nicht in einem Stück durchlesen. Es hat keinen durchgehenden Zusammenhang, aber viele Querverbindungen.
Die Geschichtchen springen hinüber und herüber, hinauf und hinunter, in der Zeit vor und zurück.
Hüpfen Sie mit wie ein Känguru-Papa, nein, eher wie eine Känguru-Mama, deren Kleines Schluckauf hat, und haben Sie Spaß!
Ich wünsche Ihnen ein vergnügliches Lesen
Ihr Wolfgang Vonbrunn
Inhaltsverzeichnis
Von Karl dem Großen zu den Rolling Stones
Eine wohlgerundete Sprache
Ein Riese brachte uns die arabischen Ziffern
Das Erbe der Ahnen
Großmutter und Enkeltochter – ein Generationen-Hüpfspiel
Wir Franken können freilich Französisch
Sokrates: „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“
Von Neuenmarkt-Wirsberg nüber auf Kasendorf, nunter nei die Türkei, ninter auf China – und mit Seide wieder heim
Mit dem Thomas Gottschalk und den anderen in der Schule
Kulmbacher Burgen
Kulmbacher Schulen
Genau in die Mitte
Der Junge, der zum Prinzen und dann zu einem König wurde
Ein Gespensterlein auf Reisen
Brautsuche
Hochzeiten und anderes Theater
Unsere Zukunft
Familienfeste
Sex – mit Abschweifungen
Der Volksglaube ist tief verwurzelt
„Su a scheiß Kaff!“
Löwen und Giraffen und andere Lang- und Kurzhälse
Venus und Mars
Den Albtrauf nauf, den Albtrauf nunter
Von ganz, ganz gestern bis weit nei morgen
Von Karl dem Großen zu den Rolling Stones
Wunkendorf
In der „schlechten Zeit“ ging es auch den Leuten im klimatischen Gunstraum Maintal des Kulmbacher Landes nicht gut. Da gibt es zwar immer noch Namen wie „An den Weinbergen“, „Rebenstraße“ oder „Weinleite“ heute auf Straßenschildern, das Wirtshaus am Weißen Main heißt „Weinbrücke“, aber der Weinbau ist schon längst aufgegeben worden, weil das süffige Kulmbacher Bier den Leuten viel besser geschmeckt hat als der saure Wein. Die „Ködnitzer Weinleite“ ist heute ein Naturschutzgebiet.
Auf dem „Geberch“, der Alb-Hochfläche des Fränkischen Juras, waren die Voraussetzungen noch schlechter: „Viel Steine gab´s und wenig Brot“ und das Wasser ist im Kalkgestein versickert. Trotzdem machte sich eine kinderreiche Mutter mit einem ihrer Söhne und einem „Laddäwäichäla“ (Leiterwagen zum Ziehen) auf den langen und mühsamen Weg von Burghaig über Kasendorf hinauf nach Wunkendorf. Sie wusste aus Erfahrung, dass die Bauersleut da oben freundlicher und hilfsbereiter waren als die vergleichsweise reicheren, aber geizigeren Nachbarbauern.
Die Frauen freuten sich, wenn die beiden kamen, es war eine willkommene Abwechslung ich ihrem doch sehr abgeschiedenen Leben und die „Städter“ brachten neben Kleinigkeiten vom Jahrmarkt, wie Zuckerperlenketten für die Kinder, vor allem Neuigkeiten mit. Fernsehen in die große, weite Welt gab es noch nicht und so plauderte man eben über die kleine, aber deutlich vielfältigere Welt in der Stadt Kulmbach und den Dörfern im Maintal.
Und der Leiterwagen füllte sich mit landwirtschaftlichen Produkten wie heute der Korb auf dem Bauernmarkt.
Auf dem Rückweg ging es noch über Zultenberg und dann „die Huählgass“ (Hohlgasse) nunter – ein mühsamer Weg in der schlechten Zeit, aber erfolgreich.
In der Zukunft
Ein paar Jahre später, als das deutsche Wirtschaftswunder etwas verspätet auch in Wunkendorf an die Tür klopfte, saßen die Männer im Wirtshaus und spielten Schafkopf, als zwei fremde Männer erschienen, Bier tranken und sich angeregt miteinander unterhielten.
Den Einheimischen war sofort klar, dass die nicht aus der Gegend sein konnten. Als sie ihnen neugierig zuhörten, merkten sie auch bald, dass die auch nicht aus ihrer Zeit stammen können.
„Des senn doch Aliens!“
Der Eine sagte: „Die Autobahnausfahrt hier haben wir ‚Schirradorf‘ genannt.“
Der Andere: „Das ist gut, das kennt hier bestimmt jeder.“
„Häähh??“ (Wie bitte?)
„Schirradorf?? Des hod doch groud su 261 Eiwohnä, mit Kind und Kegel! A Autobohnausfohrd??? A Autobohn gibt´s vo München über Nürmberch auf Berlin. Des senn Städd! Miä homm dou ka Autobohn und miä braugn a kanna. Unvorschdellbor suwos!“
Der Andere sagte: „Wir bauen da heroben auf der Albhochfläche bei Feulersdorf so viel Tomaten an, dass wir sie in ganz Europa verkaufen können und Paprika und Gurken und Auberginen.“
Der Eine wieder: „Sollten wir die Autobahnausfahrt lieber in ‚Feulersdorf‘ umbenennen?“
„Das braucht es nicht: In unseren Lkws sind Navis eingebaut.“
„Häähh??“
„Domaden? Bei uns auf dä Höhj? Die Domaden kumma doch alla aus Holland! Mid m Binnenschiff den Rhein und donn den Maa rauf. Ich ko mich nuch erinnern, dass die dou früher gedreideld homm, mit Gäul dro!“
„Ja und donn hods dou die „Maaküh“ gäim, dou wor a eisäna Kiädn (Eisenkette) im Fluss, die hod die „Maaküh“ naufgezueng. Des is bis Bamberch ganga. Dä Könich selbä hod des vo dia Hessen oukaafd (Königlich Bayerische Kettenschleppschiffahrt-Gesellschaft).“
„Und wos senn denn ‚Oubäschienen‘?“
„Unvorschdellbor suwos bei uns!“
Die beiden fremden Männer im Wunkendorfer Wirtshaus waren keine Aliens von einem anderen Stern. Nur, die Uhr in ihrer Zeitkapsel ging nicht ganz richtig. Sie waren etwas zu früh dran!
Die heutige Bundesautobahn A 70 hat tatsächlich die Ausfahrt 21 zu der „Mega-City“ Schirradorf. Und Las Vegas hat 1905 auch erst klein angefangen!
Auf der Homepage „scherzer-gemuese.de“ krabbelt ein süßer, kleiner Zweipunkt-Marienkäfer. Wenn du ihn mit der Maus fangen willst, reißt er blitzschnell aus. Wenn du ihn in Ruhe lässt, krabbelt er wieder sechsbeinig und sicher sucht er Blattläuse. Ein Symbol für den auch in Feulersdorf praktizierten biologischen Pflanzenschutz.
Der Blick nach vorne, also in die Zukunft, ist schon schwierig. Rückwärts betrachtet lässt sich manches erklären, aber vorwärts? Wenn man da den richtigen Riecher hätte, könnte man viel Geld verdienen.
1965 haben 5 englische Schreihälse (später waren es vier) in Berlin ein Konzert in der Waldbühne gegeben. Es waren die „Steine in Bewegung“, laut BRAVO „die härteste Band der Welt“. Anschlie-ßend war die Waldbühne total zerdeppert, von den eigenen Berliner Zuschauern, den Jugendlichen!
Nicht von den Rolling Stones!
Die saßen da schon in ihrem bescheidenen Hotel und haben den nächsten Auftritt an gleicher Stelle geplant. Wer hätte denn gedacht, dass die BERliner sooooo lang zum Reparieren brauchen? 2014 (!) war es dann soweit.
Und die Berliner Finanzaufsicht dreht am Hamsterrad. Sie versuchen verzweifelt, einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem Angebot für eine Reparatur und der Endabrechnung nach Fertigstellung. Da ist eine vergessene Währung dabei, von der sie nicht wissen, wie man die mit dem EURO umrechnet und die Zahlen vor diesen Benennungen haben so gar nichts miteinander zu tun! Aber sie haben es schon auch schwer, so im Dunkeln. Die haben doch eine neue Beleuchtungsanlage erhalten: Die schaltet automatisch ein, wenn sich jemand bewegt.
Wenn also einer am Tag nach dem legendären Zertrümmern von Bänken und Stühlen und Köpfen in ein englisches Wettbüro gegangen wäre, seinen baumwollenen Sparstrumpf auf den Tisch gelegt hätte und gesagt hätte: „Ich wette mein ganzes Hab und Gut, dass diese Rolling Stones 2014 wieder in Berlin in der Waldbühne auftreten und danach auf einer ihrer Welttourneen auch das Berliner Olympiastadion zum Kochen und Platzen bringen!“
Der Gammler müsste heute kein Bürgergeld beantragen, obwohl er sein Leben lang nichts gearbeitet hat.
„Hahahaha!! Selten so gelacht. Als 75-jährige Opas auf Welttournee und auf der Bühne als Rocker hüpfen und schreien??? Mid na Gudnomdschdeggn? Ich schmeiß mich weg!“
„Bei dennena ihrm Lebenswandel wäUnd mit 75
rd doch eh kannä 50!“
„Wie sollen denn die solange zusammen aushalten können? Die gehen doch jetzt schon einander an die Gurgel! Liest mä fei ständig im Revolverbläddla.“
„Ich souch euch edzz amoll wos voraus: 1990 gehen die Leud mit 60 in Rendn! Des wäd sich Vorruhestandsregelung odä Altersruhestandsergänzungsgesetz nenna odä su ähnlich. Und mit 75 – wenns da nuch lebbsd – hoggsd da im Schaugelschduhl und höösd die Schallbladden aus di 60er Johr: die Beatles, die Rolling Stones und den Roy Black. Su schaud die Zukumfd aus!“
Am Tag nach der „Waldbühnen-Schlacht“ mit 87 Verletzten und 75 Festnahmen steht die weitsichtige, unverheiratete ältere Frau im Wettbüro am Schalter 2 und wuchtet ein 2 Liter-Einmachglas mit den angesammelten Brautschuhpfennigen auf den Tresen und sagt: „Ich wette meinen Kupferschatz voller unerfüllter Hoffnungen, dass man für das nächste Konzert der Rolling Stones in der Berliner Waldbühne im Internet eine Eintrittskarte für 500 EURO angeboten bekommt und online mit dem Smartphone kaufen kann.“
Alla Kinnä und Kinneskinnä vo därä Fraa könna sich drümmä Häuser kaafn und nuch Casas auf Malle und schwimmende Baumhäuser auf den Malediven.
„Hald amoll!! Die Fraa hod ja gor kanna Kinnä! Dann erbt ja der Staat den irren Reichtum. Nojaa, dä bringd na scho durch!“
„Internet“ ? „Kenn ich ned. Wos soll denn dess saa?“
„500“ ? „Ich war 1969 in Berlin beim John Mayall in der Kongresshall. Des woär ausverkaafd, obä ich hob im Schwazzhandel a Kaddn für 16 Marg grichd, o dä Kassa hädd sa 14 gekosd.
Die 150 Schwazzhändlä, wu jedä 2 Marg verdiend ghobd hod, homm sich donn mid dia 5 Saalodnä gebrügeld und homm sich ümsünsd dinna auf die Drebbn ghoggd in därä Schwangeren Auster. Dou hosd da gedochd, die grichd Zwilling! Soo senn die Preise!“
EURO ? „Wos soll denn dess saa? A Währung? Ihr glabd doch im Ernst ned, dass miä unnä Marg häägeibn!!! Die is nuch vom Ludwich Erhard aus Fürth und seinem ‚Wohlstand für Alle‘, dä woär selbä digg und sei Zigann woär nuch digger. Und geraachd hod dä in aller Öffendlichkeid!“
„Online“ ? „Des is beschdimmd aus dem neumodischen Englisch! Des koo ich ned.“
„Smartphone“ ??? Bei einem Zukunftskongress Anfang der 1990er Jahre in Kalifornien saßen Wissenschaftler und Politiker aus der ganzen Welt beisammen und diskutierten, was kommen würde. Das Smartphone war nicht dabei.
Der Begriff „schlaues Telefon“ kam 1999. Heute ist dieses „Wischkäsdla“ nicht mehr wegzudenken. Es gibt schon erste Ampeln im Fußboden, die man sieht, wenn man beim Laufen nach unten auf sein Smartphone starrt.
In der Vergangenheit
Der Blick nach hinten, also in die Vergangenheit, müsste doch viel leichter sein – wenn das Vergessen nicht wäre. Und man das „alte Zeug“ hinter sich lassen will, weil man ja fortschrittlich sein möchte.
Unsere Bauern im Wirtshaus in Wunkendorf, die sich eine Autobahn partout nicht vorstellen konnten, hätten einmal weit zurückschauen sollen!
Die Autobahntrasse geplant hat kein Geringerer als Karl der Große.
Damals baute man die karolingischen Altstraßen, um die wichtigen Städte und Stätten verkehrstechnisch miteinander zu verbinden für Reiter und Ochsenkarren.
Und eine „Hochstraße“ für die ganz Großkopferten führte von Bamberg mit dem Königshof Hallstatt zur Grünbürg bei Stadtsteinach und dann weiter ins Egerland, aber nicht durchs überschwemmungsgefährdete Maintal, sondern schnurschdraggs übers „Geberch“ genau durch diese Gegend nach Zultenberg. Dort die schon bekannte Hohlgasse durch den Doggersandstein hinunter oder andersherum hinauf. In Lindenberg standen die Pferde zum Vorspannen.
www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Denkmal/Altstrassen.htm
Die Gegenwart
Es gerät schon Vieles in Vergessenheit. Der Mensch lebt halt im Hier und Jetzt und will, dass es ihm aktuell gut geht.
Neurobiologisch dauert die Gegenwart 3 Sekunden.
Deshalb sind ja auch das Fast Food und der Quickie erfunden worden.