Frauenhand auf Männerpo - Gaby Hauptmann - E-Book

Frauenhand auf Männerpo E-Book

Gaby Hauptmann

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Beschreibung

Ironische und witzige Stories rund um Beziehungen zwischen Frauen und Männern - von Bestseller-Autorin Gaby Hauptmann! Ebenso unterhaltsam und hinterhältig wie Gaby Hauptmanns Erfolgsromane ist dieses Buch mit seinen Geschichten. Mit leichter Hand und einer kräftigen Prise Ironie gewürzt, sind diese Storys ein Lesevergnügen, das sich weder Frau noch Mann entgehen lassen sollten: Wie immer weiß Gaby Hauptmann anschaulich und augenzwinkernd aus dem Beziehungsdschungel zu berichten, der für ihre Heldinnen ebenso viele Überraschungen bereithält wie für ihre Leserinnen und Leser

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Inhalt

Cover & Impressum

Statt eines Vorworts: Ich bin auch wer!

Geträumt

Frauenhand auf Männerpo

Die Jammerer

Frühlingserwachen

Ideen

Begegnung auf Messers Spitze

Festreden

Liebesspiel

Kinder

Der wahre Segen der Menschheit

Mütter

Mutterliebe

Väter

Zärtlichkeit … zärt… äh – was?

Männerfreundschaft

Ein Traum auf vier Rädern

Eitelkeiten

Der Liebesflug

Der Egoist

Hoch geehrt nützt wenig

Eifersucht

Szenen einer Ehe

Hoffnung

Es war einmal ein kleiner Spatz

Die kleine Welt

Der Irrläufer

Surfen

Kleine Aufklärung

Tschüs!

Sechs Schwestern und ein Geheimnis

Pferde

Der Liebesbrief

Zurück zum Ex

Männerphantasien

Der Weihnachtstraum

Als der Weihnachtsmann streikte • Aufbruch

Baumhäuser, Ruinen und Russische Eier

Das Sekundengeschenk

Allein gelassen

Visionen, Frust und Lust

Partylust

Ganz ehrlich

Statt eines Nachworts: Nur ein toter Mann …?

Quellennachweis

Guide

Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

ISBN 978-3-492-98414-0 © Piper Verlag GmbH, München 2000, 2005, 2010, 2018 Covergestaltung: Favoritbuero, München Covermotiv: Peter Zvonar/shutterstock und Falcona/shutterstock Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

STATT EINES VORWORTS: ICH BIN AUCH WER!

Ich hasse Übermütter. Und ich hasse Karrierefrauen, die alles locker unter einen Hut bekommen. Denn nichts davon ist wahr, oder zumindest das meiste beschönigt, übertrieben. Sie machen sich wichtig damit und finden sich toll. Schaut her, mit meinen angeklebten Fingernägeln habe ich alles fest im Griff, denn ich bin ein Organisationstalent. Keiner kommt bei mir zu kurz: Mein Püppchen ist mein Sonnenschein, für meinen Mann koche ich Trennkost auf koreanisch, meinen Körper forme ich jeden Tag, zum spirituellen Training meines Geistes fliege ich regelmäßig in ein Kloster nach Nepal, und meine Kunden bewundern mich als eine gelungene Mixtur aus Wirtschaftswoche und Vogue. Des Nachts bemühe ich mich selbstverständlich um eine ausgeglichene Libido.

Was sonst.

Allen Frauen in ihrer Umgebung begegnen sie mit einem »Ich weiß gar nicht, was ihr habt« und ziehen sich dabei gekonnt die Lippen nach.

Glauben Sie es nicht. Irgendwo liegt da die Leiche im Keller. Denn Erfolg, Schönheit, Kind, Sport und Mann sind sicherlich zu vereinbaren. Für viele Frauen muß es vereinbar sein. Aber nicht an einem Tag, und selten in einer Woche.

Nehmen Sie mich.

Ich habe Kind und Freund, darf aus meinen eigenen Büchern vorlesen und für den Stern schreiben. Und das ist schon alles. Mein letzter Kosmetikbesuch war, als meine Freundin mich im Krankenhaus besuchte und mir dort eine Maske angedeihen ließ, und kürzlich ging ich auf Drängen einer anderen Freundin mal wieder ins Karate – nach siebzehn Jahren, obwohl ich einen Grün-Gurt habe. Mein Pferd ist ein Freigänger und gehört inzwischen einem anderen Karottenverteiler, Flüge buche ich nie, weil ich keine Zeit für Urlaub habe, und angeklebte Fingernägel hätten bei mir die Lebensdauer von höchstens einer Stunde, dann würde ich wieder richtig zupacken wollen.

Bin ich eine Karrierefrau?

Ich denke schon, dennoch. Es gibt Frauen, denen bleibt nichts anderes übrig, als Karriere zu machen, denn sonst werden sie zum Sozialfall. Ich bin so eine. Meine Tochter zum Beispiel ist ein nachträgliches Wunschkind. Hätte ich sie geplant, wäre ich heute noch kinderlos, denn ich hätte mich nicht getraut, mich freiwillig in den Status der Superfrau zu begeben. Freischaffend, alleinerziehend, prädestiniert dazu, unterzugehen.

Die neidischen Blicke nach den Nachbarstaaten, wo schon Kleinstkinder tagsüber untergebracht werden können, ohne daß es das eigene Gehalt kostet, nützen nichts. Ich lebe in Deutschland.

Kampf war angesagt, voller Einsatz, jonglieren mit den Unmöglichkeiten des Lebens. Fragen Sie mal einen Mann, wie er alleine mit einem Kind und Beruf klarkommt. Ohne Frau. Geht nicht, ist in neunzig Prozent der Fälle die Auskunft, begleitet von erstauntem Kopfschütteln.

So ein Quatsch, dazu sind doch Frauen da. Frau, Beruf und Kind? Geht! Wenn Männer Frauen nichts zutrauen, das trauen sie ihnen zu. Danke!

Ich habe Gerhard Schröder bei einer Talkshow angedroht, in die Politik zu gehen, denn vielleicht habe ich ja doch einmal die Chance, für Dinge zu kämpfen, die nicht nur mich angehen.

Aber dafür braucht es eine Lobby. Dazu braucht es viele junge Frauen, die sich dazu entschließen, Beruf und Kind zu vereinbaren. Sich nicht hochqualifiziert als Bauklötzchenstaplerin abqualifizieren zu lassen. Fünf Studienjahre, um zu wissen, wie die Spülmaschine funktioniert? Den Doktor, um sich als höchstes Ziel einer promovierten Mutter in den Kindergarten-Elternbeirat wählen zu lassen?

Nein, um arbeiten zu können, brauchen wir die Bedingungen dazu. Kindergärten mit Schichtbetrieb, Möglichkeiten zum Essen und Schlafen. Geht nicht, sagen die Männer.

Nehmen wir doch einmal unsere Sprößlinge und setzen sie den Abgeordneten während einer Bundestagsdebatte auf den Tisch: »Halten Sie doch mal bitte, bin in fünf Stunden wieder zurück.« Mal sehen, wie schnell sich Dinge bewegen lassen, wenn man plötzlich mit den Tatsachen konfrontiert wird und nicht mehr in höheren Politikerebenen schwebt.

Wenn wir dann den Boden für unsere Arbeit geschaffen haben, brauchen wir nur noch die passenden Männer. Einen Mann vom Kaliber: »Du warst heute zwar zehn Stunden im Büro, aber warum sind die Betten nicht gemacht?« schicken wir ins Männerhaus. Wir brauchen Partner. Keine Erpresser. Und keine, die uns mit ihren Erwartungen drangsalieren. Hast du dies, hast du das, warum tust du nicht, warum läßt du mich nicht?

Wenn die jungen Frauen verstanden haben, daß sie den Märchenprinzen in sich selbst entdecken müssen, dann ist schon viel gewonnen. Kein Warten auf den großen Blonden mit dem großen Geldbeutel. Selber machen! Kein Warten auf einen Mann, der einem alles erlaubt. Sich selber was gönnen!

Frau und Karriere, Frau und Beruf. Es liegt an uns. Es liegt daran, daß wir uns nicht als Schatten hinter irgendwelchen breiten Schultern verstehen. Es liegt an uns, ein Netzwerk aufzubauen, wie Männer uns das schon längst vormachen. Sie klammern sich aneinander, lassen ungebetene Gäste (weiblicher oder außerirdischer Art) nicht hinein, bestimmen, wer wo und wann in Führung geht, machen es unter sich aus. Na bitte!

Wir haben auch Schultern. Vielleicht nicht so stark, aber dafür flexibel, diplomatisch und anpassungsfähig. Und vor allem haben wir ein gemeinsames Interesse: Wir wollen einen Beruf, wir wollen Erfolg, wir wollen vielleicht ein Kind, und wir wollen möglicherweise einen Mann. Aber wir bestimmen. Über unseren Körper, über unseren Weg und über unser Ziel.

Und wenn es uns endlich klar ist, daß es ganz alleine an uns liegt, ob wir Arbeiterin, Sachbearbeiterin oder Chefin werden, ob wir fordern oder geben wollen, ob wir ledig bleiben, heiraten oder mit einer Frau zusammenziehen wollen, wenn wir uns von der öffentlichen Meinung, von der Meinung der Chefs und von der Meinung der Nachbarn unabhängig gemacht haben, dann haben wir ihn endlich kapiert, den schlichten Satz:

»Ich bin auch wer!«

Geträumt

Ich habe das Glück gerochen und gesehen. Es war wie ein Sonnenstreifen auf meiner Haut. Der Morgentau benetzte meine Füße, und ich war glücklich. Glücklich – denn der Tag hatte begonnen, die Nacht war vorbei, ich spürte, ich sah, ich roch, ich lebte. Alles, was ich war, war ich jetzt, in diesem Augenblick. Eine Spinne, die ihr Netz verließ, eine Raupe, die zum Schmetterling wurde, eine Ameise, die ihren Ballast abwarf. Um mich herum lebte, zirpte und summte es, und ich war ein Teil davon. Einfach ein Teil und trotzdem unverwechselbar. Ich war ich. Welch ein Traum.

FRAUENHAND AUF MÄNNERPO

Als er an ihr vorbeiging, stellte es ihr mitten im Satz das Lächeln ab. So einen Hintern an einem Mann hatte Lisa noch nie gesehen. Instinktiv drehte sie sich nach ihm um. Seine Figur, seine Haltung, seine Art, sich zu bewegen – alles wirkte kraftvoll und dennoch geschmeidig, mehr Tier als Mensch, eine Großkatze auf der Pirsch.

Lisa hielt den Atem an. Sie mußte ihn unbedingt von vorne sehen, sie durfte den Zeitpunkt nicht verpassen, wenn er von der Toilette zurückkommen würde. Mit einem unbewußten Seufzer drehte sie sich zu Gerold um. Er war mit seinen Artischocken beschäftigt und schmatzte, leckte und saugte leise vor sich hin. Sie hatte es gewußt! Es war jedesmal so! Wenn sie sich nach langem Suchen und etlichen Vergleichen endlich für etwas entschieden hatte, geriet sie garantiert zwei Tage später an ein noch schöneres Stück.

Mit fast allen ihren Möbeln war es ihr so passiert und vor kurzem auch noch mit ihrem Wagen: gebraucht, aber günstig – und prompt sah sie eine Woche später dasselbe Modell mit weniger Kilometern, mehr Extras und gesteigerter Power zum selben Preis. Und jetzt das!

Sie hatte es geahnt, als Gerold ihr den Ring überstreifte und auf Geheiß des Pfarrers der Kuß folgte. Es lag förmlich in der Luft, und während sie Gerolds Lippen spürte, sah sie, wie sich der aufsteigende Kerzenrauch vor den hohen, bunten Kirchenfenstern zu einem hämischen Grinsen kräuselte.

»Heirate ihn nur, du wirst schon sehen, was du davon hast!« hörte sie die Kirchenglocken singen, als sie vor das Kirchenportal trat. Daß sie ihrer besten Freundin mit dem Brautstrauß ein blaues Auge warf, tat nur noch ein übriges: Es bestätigte ihr, daß es kommen würde, wie es jetzt kam. Es war nicht ihre Schuld, es war immer so, sie hatte falsch gewählt! Eben war der Mann, der Mann schlechthin an ihr vorbeigeschritten. Wie sollte sie nun noch die Flitterwochen genießen können? Aus dem Traum war ein Alptraum geworden. Sie konnte mit Gerold nicht mehr ins Bett, er war der Falsche!

Lisa nippte aufgeregt an ihrem Rotweinglas und beobachtete dabei ihren frisch angetrauten Ehemann. Er lutschte und zuzelte noch immer hingebungsvoll an seinem Artischockenblatt, spürte ihren Blick, schaute auf und zwinkerte ihr zu.

»Ich trainiere schon mal …«

Lisa erschauerte, im selben Augenblick hörte sie die Tür hinter sich. Das Restaurant ihres Ferienhotels war nicht groß, er mußte an ihrem Tisch vorbeikommen. Sie ließ ihre Serviette fallen und drehte sich danach um. Er kam direkt auf sie zu. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Gleich würde er sich nach ihrer Serviette bücken, und sie würden zusammen hinausgehen.

Was heißt gehen. Schweben würden sie, verheißungsvoll, begehrlich, im Rausch der Erwartung. Aber er schenkte ihr nicht einmal einen Blick, sondern ging zielstrebig an ihr vorbei, verschwand im hinteren Teil des Restaurants. Sie starrte seinem Jeanshintern nach, obwohl er schon lange nicht mehr zu sehen war.

»Was meinst du, Liebling, wollen wir hinaufgehen?«

Gerolds Hand legte sich auf ihre.

»Wie? Was? Das war doch erst die Vorspeise …«

Gerold lächelte ihr verschwörerisch zu. »Ich dachte, zum Auftakt unserer Flitterwochen und unserer Ehe könnten wir mit unserem Menü gleichziehen.« Er senkte die Stimme: »Erst genüßlich die Vorspeise, dann langsam das Hauptgericht und schließlich das köstliche Dessert.«

Lisa schaute ihm in die Augen. Die Iris war unentschlossen schlammgrau, der Kopf zu rund, die Haare zu licht. Alles an ihm war Mensch, keine Spur von Tier. Der Panther war zu spät gekommen, wie würde sie das überleben!

»Wie wäre es mit einem furiosen Hauptgericht?« fragte sie matt, griff nach der Flasche mit dem schweren Rotwein und schenkte ihm nach.

»Es ist mir alles recht, solange du im Speiseplan enthalten bist!«

Lisa trank ihr Glas in einem Zug leer und überlegte, ob der Panther wohl alleine oder zu zweit im Hotel war. Sie würde es herausfinden, denn »Ich bin die Götterspeise« rutschte ihr laut heraus.

»Das weiß und genieße ich.« Gerold nickte ihr zu, während er nach einem neuen Blütenblatt griff.

Lisa hat in ihrem Kopf eine zweite Ebene entdeckt. In dieser Nacht hatte sie zweimal mit Panther geschlafen, was heißt, geschlafen: Er hatte sie über ihren Irrtum hinübergerettet, in ihren Nacken gebissen und mit ihrem Ohrläppchen gespielt, während der Sturm ihren Unterleib rüttelte. Den Orkan würde sie sich aufsparen, bis sie ihn leibhaftig in die Finger bekäme.

Früher als sonst stand sie auf. Gerold öffnete nur kurz die Augen, zog sich aber gleich wieder das weiße Laken über die hellen Schultern.

»Ich geh schon mal ’ne Runde schwimmen«, rief Lisa ihm zu und entschied sich für einen schwarzen Badeanzug. Der streckte ihre Figur vorteilhaft und milderte die Speckröllchen am Bauch. Außerdem gab er ihrem Busen durch leichte Schaumstoffeinlagen das gewisse Etwas. Mit fünfundzwanzig war es gestattet, der Natur etwas nachzuhelfen.

Neugierig verließ sie den kleinen Bungalow. Die spanische Sonne hatte schon etliche Urlauber herausgelockt, die meisten Liegestühle am Pool waren bereits besetzt. Lisa legte ihr Badetuch auf eine kleine Steinmauer, duschte kurz und sah sich dabei verstohlen um. Sie konnte ihn nicht entdecken. War er etwa Langschläfer? Ihre Libido sprang morgens am besten an. Oder womöglich schon abgereist? Das wäre unverzeihlich.

Sie stieg langsam ins Wasser und beschloß zu warten. Sie wollte ihn unbedingt in der Badehose sehen. Ob er wohl behaart war? Ob seine Brustmuskeln so ausgeprägt waren, wie es gestern den Anschein hatte? Ob seine Oberschenkel vibrierten, wenn sie mit ihren Fingernägeln daran hochfahren würde? Ob er mehr als eine Handvoll Männlichkeit hätte? Lisa hatte sich schon fast in Ekstase geschwommen, als sich ihr eine hochgewachsene, schlanke Nixe in einem Nichts von Bikini ins Blickfeld schob. Sie stand am Beckenrand und testete mit ihrer großen Zehe die Wassertemperatur.

Lisa verschluckte sich bei ihrem Schwimmzug, denn hinter ihr tauchte der Panther auf. Er trug eine schwarze Badehose, passend zu seinen schwarzen, dichten Haaren und den dunklen Bartstoppeln, die das kantige Kinn mit der kleinen Kerbe bedeckten. Lisa sah seine durchtrainierte Brust, den festen Bauch und die breiten Oberschenkel, dann war sie am Beckenrand angelangt und mußte wenden. Sie hörte ihr Blut stoßweise in den Ohren pulsieren und überlegte krampfhaft, wie sie ihn für sich gewinnen könnte.

Sie beobachtete, wie er zwei Liegestühle eng nebeneinanderzog und die Badetücher ausbreitete. Kurz darauf sah sie einen Weg: Das schlanke Fabelwesen kam auf das Schwimmbecken zugelaufen und tauchte mit einem Kopfsprung ins Wasser ein, und er setzte sich breitbeinig auf seinen Liegestuhl, um ihr zuzusehen.

Wirkungsvoll wie dereinst Bo Derek entstieg Lisa vor seinen Augen dem Wasser. Sie kam frontal auf ihn zu, hatte den Bauch eingezogen und den Busen hervorgepreßt, bewegte sinnlich ihr Becken bei jedem einzelnen Schritt, strich sich die nassen halblangen Haare effektvoll nach hinten und gönnte ihm keinen Blick, während sie dicht an ihm vorbeilief. Blöderweise lag ihr Badetuch auf der anderen Seite des Beckens, so blieb sie einige Schritte hinter ihm stehen und drehte sich nach ihm um. Es sah nicht danach aus, als ob er sie auch nur andeutungsweise bemerkt hätte.

Fasziniert starrte er ins Bassin, und jetzt erhob er sich auch noch, nahm zwei Schritte Anlauf und glitt ins Wasser, als sei es sein Element.

Gierig beobachtete Lisa, wie er unter seiner Partnerin hindurchtauchte und dann fröhlich lachend zu ihr zurückschwamm. Wenn sie jetzt ins Wasser ginge, würde sie zumindest dieses Element mit ihm teilen, dachte Lisa. Und mit etwas Geschick käme es auch zum Körperkontakt. Sie stieg die Schwimmbadtreppen wieder hinunter und stieß sich ab.

Lisa schwamm eifrig hin, und sie schwamm her, aber sie kam nicht in seine Nähe. Er war nicht zu fassen. Mal sah sie ihn da, mal dort, meistens tauchend wie ein Delphin. Schließlich ging ihr die Kraft aus, und sie kletterte hinaus. Erschöpft setzte sie sich auf ihre Mauer und beobachtete wie alle anderen, welchen Liebestanz die beiden im Wasser vollführten. Schnell war ihr klar, daß dieses dünne, zarte Wesen, dieses gertenschlanke Model, keine Chance gegen ein Vollblutweib wie sie hatte. Es mußte nur die richtige Gelegenheit kommen.

Als Gerold unvermutet hinter ihr auftauchte, fühlte sich Lisa fast belästigt. Auch war ihr sein Angebot, sie mit Sonnenmilch einzucremen, zu profan. Dieser Mann dort würde flirrende Sonnenstrahlen auf sie herunterrieseln lassen oder des Nachts Sternschnuppen über ihrem nackten Körper zerstäuben. Er würde sie baden in einem Meer der Leidenschaften, schwerelos, selbstvergessen, orgiastisch. Er würde mit ihr entfliehen in eine andere Dimension, in die Dimension der vollendeten Liebe. Lisa holte tief Luft. Und da wollte ihr Gerold den Rücken eincremen! Mit Lichtschutzfaktor 20. Als ob sie ein fahlhäutiges Alien kurz vor der Verwandlung in einen sonnenverbrannten Frosch sei.

Aber Gerold ließ nicht locker, und während Lisa es ihm auszureden versuchte, studierte sie mit leichtem Widerwillen seine helle Haut mit den vielen dunklen Pigmentpunkten, den vereinzelten Härchen und dem leichten Brustansatz. Sie hatte zu früh »ja« gesagt, es war eindeutig. Sie war wieder einmal in die Falle getappt.

In derselben Nacht legte sich Lisa eine Strategie zurecht. Während Gerold mit ihr schlief, reihte sie Punkt für Punkt aneinander und ordnete sie chronologisch. Unbeantwortbar schien ihr die Frage, wie Gerold reagieren würde, wenn er vor vollendete Tatsachen gestellt werden würde. Aber da dies ja sinnvollerweise zum Schluß zu geschehen hätte, konnte sie diese Frage zunächst einmal vernachlässigen. Gerold kam lautstark zum Höhepunkt, und Lisa dachte, daß diese unangenehme Verabschiedung ja dann auch ihr neuer Lover für sie erledigen könnte. Sie schlief tief und traumlos, doch am nächsten Morgen war sie frühzeitig startklar.

Diesmal hatte sie ihren Liegestuhl dort belegt, wo ihr Panther am vergangenen Tag gelegen hatte. Sie räkelte sich in der frühen Sonne und wartete. Als er endlich kam, war sie einem Sonnenstich nahe, es war fast Mittag. Eben hatte sie Gerold weggeschickt, er möge ihr einen frischen Saft bringen, auf Frühstück verzichtete sie heute.

Jetzt sah sie, daß ihr Timing perfekt war. Kaum war Gerold in seinen bunten Boxerbadehosen um die Ecke abgebogen, kam der Panther auf sie zu. Sie schenkte ihm einen lasziv verschlafenen Blick, ohne daß er davon Kenntnis genommen hätte, und schlug träge, aber verheißungsvoll die Beine übereinander. Mit der Sohle des Fußes rieb sie dabei langsam, aber erotisch das Schienbein des anderen.

Er zog wie am Vortag zwei Liegestühle zusammen. Lisa beobachtete es aus den Augenwinkeln heraus. Er würde höchstens vier Meter von ihr entfernt zum Liegen kommen. Ihre Rechnung ging auf. Sie griff nach der Sonnenölflasche. Jetzt würde sie sich genießerisch eincremen, bis es ihm die Hose sprengte und er beim Rückenteil nicht anders könnte, als ihr zu helfen.

Doch während sie sich heißes Öl auf die Handinnenflächen träufelte, zeigte ihr schneller Blick hinüber, daß er sich nicht an die Spielregeln hielt: Er hatte sich unnötigerweise auf die falsche Seite gelegt. Vier Meter entfernt von ihr brieten jetzt die Knochen ihrer Nebenbuhlerin in der Sonne. Lisa ließ sich kurz zurücksinken, bevor sie wieder aufrüstete.

Als Gerold kam und ihr vorschlug, an einem organisierten Ausflug teilzunehmen, um Land und Leute zu erforschen, geriet ihre Tagesplanung ins Wanken. Lisa wollte nichts weiter erforschen als das Objekt ihrer Begierde, und das lag ihr quasi zu Füßen, wenn auch nur bildhaft. Auch nebenan schien es Diskussionen zu geben, Lisa schützte Unwohlsein vor und hoffte, daß Gerold sie alleine ließ. Und daß auch er alleine zurückbleiben würde.

Ihr Wunsch ging in Erfüllung, doch wurde ihr Panther kurz danach von Animateuren zum Beachvolleyball geholt. Am Rand des Spielfelds sitzend, hatte Lisa nur Augen für ihn. Er sprang höher als alle anderen, startete schneller und sprintete ansatzloser, seine Bälle waren unerreichbar. Lisa träumte sich in seine braune Haut hinein und mit ihm fort, als könnten sie wie Adler fliegen.

Als Gerold am Abend zurückkam und ihr begeistert von seinem Ausflug erzählte, hörte sie nur mit halbem Ohr zu. Für sie zählten nur ihre Begegnungen mit dem Fremden, und deswegen war es ihr auch während der nächsten drei Tage recht, daß Gerold viel alleine unterwegs war und selbst so viel zu berichten hatte, daß ihm Lisas Gleichgültigkeit ihm gegenüber nicht aufzufallen schien. Lisa konnte sich ungehindert ihren Phantasien hingeben und sich auf die Begegnungen mit ihrem Traummann konzentrieren.

Sie plante und arrangierte und stellte fest, saß ihre Chancen gut standen, denn auch seine Freundin schien ein eigenes Freizeitprogramm auszuleben, und so wagte sich Lisa immer näher und aufreizender an ihn heran.

An diesem Nachmittag, Gerold war eben allein zum Tennisplatz gegangen, erspähte sie ihn am Strand. Er mietete sich ein Surfbrett und schwang sich darauf. Lisa setzte sich in den Sand und sah ihm zu, studierte wieder einmal seinen Körper, bewunderte die raubtierhafte Geschmeidigkeit, die Muskeln, die sich nun bei vollem Einsatz unter der Haut abzeichneten, das wechselnde Spiel der Sehnen, die Leichtigkeit, wie er Wasser und Wind beherrschte. Sie ließ sich sehnsüchtig zurück in den warmen Sand sinken, schloß die Augen, fuhr mit der Hand zärtlich über die warmen, feinen Sandkörner und bildete sich ein, ihn zu streicheln. Plötzlich fiel ein Schatten über ihr Gesicht. Erschrocken öffnete sie die Augen.

Er stand vor ihr. Nein, sie träumte nicht, er war es wirklich! Einem Herzinfarkt nahe, sah sie sich vor ihrem Ziel. Er hatte sie gesehen, er hatte sich für sie entschieden, begehrte sie, sie würden sich an diesem Nachmittag noch volltrunken von aufgestauter Leidenschaft in die Arme sinken! Ihr Herz raste wie verrückt, als er vor ihr in die Hocke ging. Langsam richtete sie sich auf, zog den Bauch ein und strahlte ihn an.

Jetzt! Jetzt würde er es sagen!

Er räusperte sich. Lisa hielt die Luft an.

»Ich wollte Sie nicht stören«, sagte er leise, und seine Stimme klang hocherotisch, so daß Lisa spürte, wie sich ihre Härchen auf dem Rücken aufrichteten und ihre Libido mit einem heftigen Vibrieren absprang.

»Sie stören nicht«, erwiderte sie mit belegter Stimme. Sie würde den Orgasmus ihres Lebens erleben, wovon Frauenzeitschriften immer schreiben: den kleinen Tod. Sie war kurz davor.

»Ich denke, ich muß es Ihnen sagen, Sie haben ein Recht dazu!«

Ja, sag es, schrien alle Sinne in ihr. Sag, daß du mich brauchst, mich willst, mich begehrst, ohne mich nicht mehr leben kannst, sag, daß du mich hier willst, auf der Stelle, und ich werde es tun!

»Ja?« hörte sie sich fragen und ließ sich etwas zurückgleiten, so daß ihr voller Busen besser zur Wirkung kam.

»Ich beobachte es nun bereits seit drei Tagen. Ich denke, es ist an der Zeit, daß Sie es auch wissen!«

»Ja, bitte!« Sie gab ihrer Stimme einen Hauch verruchter Weiblichkeit, genau das richtige Timbre, das sie als höchst verheißungsvoll und stimulierend empfand.

»Nun gut, ich hoffe, es belastet Sie nicht zu sehr!«