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Fräulein Emma und Ringelfuchs Nüsschen im Goldrausch! Den ganzen Winter lang haben sie ihr neuestes Abenteuer vorbereitet: die Goldsuche am Funkelbach. Hoch oben im Norden, in einem idyllischen kleinen Tal, fernab der Zivilisation soll es eine alte Goldgräberhütte geben - und jede Menge kostbares Gold. So lange schon träumt Fräulein Emma von einem echten Goldsucher-Abenteuer und nun ist es endlich soweit: Über eine Freundin hat sie von der alten Hütte erfahren, hat den ganzen Winter lang geplant, Landkarten studiert und die Ausrüstung zusammengestellt und nun beginnt endlich die große Reise. Gemeinsam mit Ringelfuchs Nüsschen macht sich Fräulein Emma auf den Weg in die Wildnis - werden die beiden das kostbare Gold finden? Eine Abenteuergeschichte voller Überraschungen, Gold und verrückter Erlebnisse - kann man einen Bären eigentlich mit einem Topf in die Flucht schlagen?
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Veröffentlichungsjahr: 2024
© 2024 by Emma Elisa Zimbelmann
Sauerbruchstraße 11, 38440 Wolfsburg
Alle Rechte vorbehalten.
Idee, Text und Umschlagmotiv/-Gestaltung: Emma Elisa Zimbelmann
ISBN 978-3-7579-4092-8
www.cutieandthefox.de
Jetzt war das Abenteuer nah!
Das kleine rote Auto holperte und polterte über all die Steinchen und Löcher in der staubigen Straße - falls man das hier überhaupt noch eine Straße nennen konnte.
Vor etwa einer Stunde hatten sie die große Schnellstraße verlassen. Diese war asphaltiert, hatte einen Mittelstreifen und sogar eine Fahrbahnbegrenzung an beiden ihrer Ränder. Ab und an sind ihnen dort sogar noch andere Autos entgegen gekommen. Doch dann führte sie ihr Vorhaben auf immer kleinere und abgelegenere Straßen und immer weiter und tiefer in die Wildnis hinein. Die nächste Straße war nur noch einspurig gewesen, bot aber immer noch genügend Platz, um einem entgegenkommenden Auto auszuweichen. Doch irgendwann war auch diese kleine Straße zu Ende und ging in das über, über das Fräulein Emma und das kleine Ringelfüchschen nun hinweg polterten. Im Rückspiegel konnte Fräulein Emma sehen, wie sie mit dem kleinen roten Auto eine riesige Staubwolke hinterließen. Im Radio lief ihr Lieblingslied und bei ihr war Nüsschen, ihr kleiner flauschiger Ringelfuchs. Den größten Teil der Fahrt hatte das kleine Ringelfüchschen zusammengerollt auf dem Beifahrersitz gelegen und geschlafen - doch nun war das Abenteuer nah und das kleine Ringelfüchschen ganz aufgeregt: Es war auf Fräulein Emmas Schoß herüber geklettert und saß nun aufrecht auf ihren Beinen. Es reckte sein kleines Köpfchen in die Höhe und steckte die Nase aus dem Fenster, um in den vorbeisausenden Wald hineinzuschnuppern.
Inzwischen war es nicht mehr weit - vielleicht noch zwei oder drei Kilometer - dann waren sie endlich an ihrem Ziel. Doch die Straße war inzwischen so schmal und so holprig geworden, dass sie nur noch langsam voran kamen: Ein geübter Jogger wäre inzwischen wohl schneller gewesen als Fräulein Emma und Nüsschen in ihrem kleinen roten Auto auf der schmalen und holprigen Straße.
Fräulein Emmas und Nüsschens Abenteuer begann schon irgendwann im Winter. Fräulein Emma hatte schon viele Jahre lang den Traum, zu einem echten Goldsucher-Abenteuer aufzubrechen. Doch das war gar nicht so einfach: die Gegenden und Gebiete, in denen man Gold finden kann, sind alle ziemlich abgelegen und weit weg von der Zivilisation. Auf den vielen Abenteuern, Wanderungen und Ausflügen, die Fräulein Emma und das Ringelfüchschen bisher unternommen haben, hatten sie eine Menge gelernt und viele Erfahrungen gesammelt. Doch dieses Abenteuer würde ihr größtes werden: Sie würden zum Funkelbach reisen, um dort nach Gold zu schürfen!
Miranda - die Zauberhexe, die Fräulein Emma vor einiger Zeit bei ihrer Bruchlandung im Zauberwald kennengelernt hatte, und die nun zu einer guten Freundin geworden war - erzählte einmal, dass ihre Familie ein Stückchen Land oben am Funkelbach besaß und dass ihr Großvater dort, vor vielen, vielen Jahren, nach Gold gesucht hätte. Miranda war selbst noch nicht dort gewesen, interessierte sich aber auch nicht besonders für die Goldsucherei. Fräulein Emma hingegen, war ganz aus dem Häuschen, als sie diese Geschichte hörte: So lange schon wollte sie sich mal als Goldsucherin betätigen und das war ihre große Chance!
Der Funkelbach lag ziemlich abgelegen: Weit oben im Norden befand sich das kleine, verschlafene Städtchen Funkelheim und von dort aus war es noch ein gutes Stückchen hinein in die Berge, bis man überhaupt in die Nähe des Funkelbaches kam.
Ach das würde ein tolles Abenteuer werden!
Nachdem Fräulein Emma diesen Plan gefasst hatte, war es ein vorbereitungsreicher Winter geworden. Sie besorgte sich alle verfügbaren Landkarten aus der Umgebung des Funkelbaches und verbrachte viele lange Abende damit, sie zu studieren. Es war gar nicht so einfach, die Anreise zu planen. Es gab nur wenige Straßen in der Region und lediglich eine Handvoll Wanderwege. Einer der Wanderwege schien aber sehr vielversprechend zu sein: an seinem Anfang gab es einen kleinen Parkplatz - dieser war über eine schmale holprige Straße zu erreichen - und von dort aus könnten sie dem Wanderweg für eine ganze Zeit lang folgen: Dieser führte für ein paar Kilometer direkt am Funkelbach entlang, bevor er sich dann abkehrte und zurück durch die Berge wand. An der Stelle, von der aus der Wanderweg wieder zurück in die Berge führte, wären Fräulein Emma und das Ringelfüchschen auf sich allein gestellt: von dort aus würden sie weiter dem Lauf des Funkelbachs folgen, bis sie irgendwann zu der alten Goldgräberhütte von Mirandas Großvater kämen. Allerdings gab es auf diesem letzten Stück der Anreise überhaupt keinen Weg mehr. Fräulein Emma und Nüsschen würden das letzte Stück quer durch den Wald marschieren müssen. Sie waren sich außerdem ziemlich sicher, dass sie den ganzen Weg - vom Wanderparkplatz bis zu der alten Hütte - nicht an einem einzelnen Tag schaffen würden. Sie würden eine Nacht dort am Abzweig des Wanderweges zelten müssen, bevor sie am nächsten Tag weiter ziehen und die alte Goldgräberhütte erreichen würden.
Das war alles wirklich sehr abenteuerlich. Und auch Miranda wusste nicht genau, in welchem Zustand sich die alte Hütte ihres Großvater eigentlich befand und was es dort noch alles gab. Fräulein Emma besorgte sich daher lieber eine eigene Goldwaschpfanne und eine Schaufel. Was den Rest ihrer Campingausrüstung anging, war sie und das kleine Ringelfüchschen durch all ihre zahlreichen Abenteuer sehr gut ausgestattet.
Drei Wochen lang wollten sie am Funkelbach verbringen und Gold schürfen. Fräulein Emma hatte zwar eine Angelrute, aber wer weiß schon, wieviel Glück sie beim Angeln haben würden? Also müssten sie die meisten ihrer Vorräte selber mitbringen! Fräulein Emma kaufte daher eine ganze Menge Reis und Erdnüsse, Bohnen und Schinken, getrocknete Früchte und natürlich jede Menge Schokolade ein. Und mit all diesen vielen Vorbereitungen ging der Winter blitzschnell vorüber und schon hielt der Sommer Einzug im Lande: Jetzt waren es nur noch ein paar wenige Tage, bis das große Abenteuer endlich losging und es wurde Zeit, den Rucksack zu packen!
Fräulein Emma suchte all ihre Ausrüstung und alle Vorräte zusammen, ordnete die Landkarten und packte alles in ihren großen Wanderrucksack. Das Zelt, den Schlafsack, ihr Kopfkissen, den kleinen Campingkocher, der ihr bereits viele Jahre lang zuverlässig gedient hatte, Besteck, eine Zahnbürste, Unterhosen und Socken und all die Dinge, die man während eines solchen großen Abenteuers brauchen würde.
Als der Rucksack fertig gepackt war, war er zum Bersten voll: Vollgestopft bis oben hin mit all den Dingen, die sie mitnehmen wollten. Ja und diesen schweren, randvollen Rucksack musste Fräulein Emma jetzt irgendwie hochgehoben und auf ihre Schultern gesetzt kriegen. Doch das war gar nicht so einfach! Fräulein Emma packte den Rucksack an einem seiner Trageriemen und wuchtete ihn unter lautem Stöhnen auf ihr Sofa. Das kleine Ringelfüchschen, das bisher teilnahmslos auf dem Bett gelegen und vor sich hin geschlummert hatte, öffnete kurz seine Augen und hob verschlafen das Köpfchen: was machte Fräulein Emma da bloß wieder? Nüsschen sah ihr einen Moment lang interessiert zu und rollte sich dann wieder zusammen, um in Ruhe sein Nickerchen fortzusetzen.
Fräulein Emmas Rucksack stand nun groß und mächtig auf dem Sofa. Wie sollte sie diesen randvollen Rucksack denn jetzt auf ihre Schultern gesetzt kriegen? Fräulein Emma stand einen Moment lang grübelnd da.
Und wie sollte sie diesen Rucksack dann auch noch quer durch die Wildnis getragen bekommen?
Sie schüttelte den Kopf und überlegte. Dann ging sie vor dem Sofa mit dem darauf thronenden Rucksack in die Knie. Sie fädelte zuerst ihren einen Arm durch den ersten Trageriemen des Rucksacks und dann ihren anderen Arm durch den anderen Trageriemen. Sie rückte die Trageriemen noch ein wenig zurecht und schloss dann den Bauchgurt des Rucksacks.
„So!” dachte sie. Der Rucksack war also auf ihren Schultern, jetzt musste sie nur noch irgendwie aufstehen.
Sie stützte sich links und rechts mit beiden Armen auf ihrem Sofa ab und versuchte aufzustehen. Langsam und mühevoll drückte sie ihre Beine durch und ihr gelang es, sich mit dem gigantischen Rucksack auf ihren Schultern hinzustellen.
„Puh!” dachte sie „Der ist wirklich schwer!”
Noch immer hielt sie sich am Sofa fest. Sie stand mit dem Oberkörper ein ganzes Stück nach vorn gebeugt, um das große Gewicht des schweren Rucksacks auszugleichen und um nicht direkt das Gleichgewicht zu verlieren und nach hinten umzufallen. Vorsichtig ließ sie die Hände vom Sofa los: erst die eine Hand, dann die andere. Nun drückte das ganze Gewicht des Rucksacks auf ihre Schultern, auf ihren Rücken und auf ihre Knie. Letztere fingen schon jetzt an zu schmerzen. Dieser Rucksack war eindeutig zu schwer! So konnte sie den ganz sicher nicht irgendwo hoch oben im Norden durch die Wildnis tragen.
Sie torkelte mit dem schweren Rucksack auf ihren Schultern quer durch das Zimmer und watschelte mit wackeligen Schritten herüber zum Bett. Als sie vor dem Bett angekommen war, drehte sie sich herum und ließ sich mit samt des großen Rucksacks rückwärts auf das Bett fallen. Boff. Das kleine Ringelfüchschen, das noch immer auf dem Bett gelegen und geschlafen hatte, erschrak. Es warf Fräulein Emma einen garstigen Blick zu, hüpfte vom Bett herunter und versteckte sich anschließend unter dem Sofa.
Fräulein Emma hingegen lag nun - wie ein kleiner Krabbelkäfer im Wald - rücklings auf dem Bett und zappelte mit den Armen und Beinen und versuchte sich von der Last des Rucksacks zu befreien. Das Gewicht des Rucksacks zog sie nach hinten und es war schwer, sich aus seinen Fängen wieder zu befreien. Sie löste erst den Bauchgurt, fädelte dann den einen Arm aus dem Trageriemen und danach den anderen. Als sie endlich wieder frei war, trat sie einen Schritt vom Bett zurück und betrachtete das drauf liegende Ungetüm von einem Rucksack. Fräulein Emma kratzte sich am Kopf und musste kichern.
„Das haut so nicht hin, oder Füchschen?!” sagte sie und drehte sich zu dem kleinen Ringelfüchschen herum, das unter dem Sofa in Deckung gegangen war. Fräulein Emma beugte sich herunter, doch das Füchschen sah sie bloß mit großen Augen fragend an.
„Okay,” sagte Fräulein Emma schließlich „wir packen alles nochmal aus und schauen, was wir zu Hause lassen können. Und du, kleiner Fuchs, bekommst auch einen Rucksack!”
Die Tage vergingen und Fräulein Emma sah noch einmal ihre gesamte Ausrüstung durch: An ihrem Proviant und dem Futter für das kleine Füchschen konnte sie nichts groß ändern, aber sie packte einige Gegenstände wieder aus und überlegte, welche anderen Gegenstände sie vielleicht ersetzen könnte. Jetzt nahm sie lieber den kleineren Topf mit, packte ein paar Ersatzsocken wieder aus, ersetzte einige Gegenstände und so wurde der große schwere Rucksack nach und nach ein klein wenig weniger schwer. Es war immer noch eine ganze Menge Gepäck, das sie dabei hatten, aber nicht mehr so viel wie zu Beginn der Planungen.
Und schließlich - auf den heutigen Abend - freute sich Fräulein Emma ganz besonders: Heute Abend schneiderte sie einen Rucksack für das kleine Ringelfüchschen! Nach langer Zeit würde sie endlich mal wieder ihre Nähmaschine hervorholen und eine kleine Tasche für Nüsschen herstellen. Dann könnte das kleine Ringelfüchschen sein Essen selber tragen und Fräulein Emma musste nicht alles in ihrem riesigen Rucksack alleine schleppen.
Sie hatte noch etwas von diesem schönen, hellblauen Stoff mit den weißen Blüten darauf - dieser würde sich hervorragend eignen, um dem kleinen Ringelfüchschen seinen eigenen Rucksack herzustellen.
Die Nähmaschine ratterte den ganzen Abend lang und Fräulein Emma sprang immer wieder von ihrem Stuhl auf, nahm am kleinen Ringelfüchschen Maß und passte den kleinen Rucksack schließlich an. Doch auch wenn sie mit dem Ringelfüchschen sprach und ihm erzählte, was sie da gerade machten, sah es sie die meiste Zeit bloß verwundert an.
„Fräulein Emma kommt auch immer auf seltsame Ideen!” musste das kleine Füchschen in all seiner Verwunderung gedacht haben.
Und dann, irgendwann, war der kleine Rucksack endlich fertig und passte ganz wunderbar auf den Rücken des kleinen Füchschens.
„So! Jetzt haben wir beide einen Rucksack und ich muss nicht immer alles alleine tragen!” freute sich Fräulein Emma, als sie und das kleine Ringelfüchschen mit ihren großen und kleinen Rucksäcken in ihrer Wohnung hin und her liefen.
Jetzt waren sie bereit und das große Abenteuer am Funkelbach konnte endlich beginnen!
Inzwischen hatte die schmale Holperstraße unsere beiden Abenteurer ganz schön durchgerüttelt. Doch hier war es endlich zu Ende. Das kleine rote Auto polterte auf den abgelegenen, kreisrunden Parkplatz. Mit einem Quietschen hielt es an.
„Da sind wir, kleiner Fuchs!” sagte Fräulein Emma und streichelte das kleine Ringelfüchschen, das sich auf die Hinterbeine gestellt hatte, aus dem Fenster sah und ganz aufgeregt mit dem Schwänzchen wedelte.
„Bist du bereit für unser großes Abenteuer?” fragte Fräulein Emma.
Das Ringelfüchschen sah sie mit großen Augen an.
„Ja?!” hakte sie nach.
Das kleine Ringelfüchschen nieste ganz aufgeregt und konnte es kaum erwarten endlich auszusteigen. Fräulein Emma öffnete die Autotür und das Füchschen sprang sofort heraus und rannte völlig aufgeregt über den kleinen Parkplatz. Es schnupperte an den Blumen und begann sofort damit, ein paar Schmetterlinge zu jagen.
Fräulein Emma freute sich ebenfalls auf das Abenteuer und war auch ganz aufgeregt, war durch die lange Fahrt allerdings ein wenig träge geworden. Gemächlich stieg sie aus dem Auto aus, streckte sich, atmete tief ein und schloss für einen Moment lang die Augen. Ach war das schön! So weit weg von allem, so einsam - und nur sie, das Füchschen und die Natur.
Als Fräulein Emma die Augen wieder öffnete, zerfetzte Nüsschen gerade einen Tannenzapfen.
„Was machst du denn da schon wieder?!” lachte sie und schüttelte den Kopf.
„Ach dieses kleine Füchschen hat nur Quatsch im Kopf.”
Behäbig schubste Fräulein Emma die Autotür zu und schlenderte ein wenig über den Parkplatz. Am Rande des Parkplatzes stand eine verwitterte alte Landkarte. Das Holz des Kartenständers war durch die Zeit und das raue Wetter ganz blass und grau geworden. Auf der Karte war gerade noch so die Zufahrtsstraße des Parkplatzes zu erkennen – alles Andere war verblasst und unlesbar. Zum Glück hatten sie ihr eigenes Kartenmaterial mitgebracht! Mit diesem hier hätten sie sich ganz sicher nur verlaufen.
Fräulein Emma betrachtete noch einen Augenblick lang die alte Karte und schlenderte dann zurück zum Auto und öffnete den Kofferraum. Sie zog die Wasserflasche aus der Seitentasche ihres Rucksacks und trank etwas. Heute war es ganz schön heiß! Hier im Wald war es noch sehr viel angenehmer als in der Stadt oder auf der Straße - aber auch hier auf diesem kleinen Wanderparkplatz spürte sie die drückende Hitze sehr deutlich.
Als sie genug getrunken und die Wasserflasche wieder verstaut hatte ging sie neben dem Auto in die Hocke und rief das kleine Füchschen herbei.
„Hey Tiger! Komm mal her.” rief sie zu Nüsschen.
Sie wusste gar nicht so recht warum, aber irgendwie hatte sich dieser Spitzname für das kleine Ringelfüchschen in letzter Zeit irgendwie eingeschlichen. Nüsschen unterbrach den noch immer andauernden Kampf mit dem Tannenzapfen.
„Wollen wir langsam los in unser Abenteuer?!” fragte Fräulein Emma.
Nüsschen blickte noch einmal auf den Tannenzapfen und dann wieder zu Fräulein Emma.
„Na komm, wir wollen los!” sagte Fräulein Emma und winkte das kleine Ringelfüchschen zu sich herüber.
Behäbig und ohne auch nur den geringsten Anflug von Eile trottete das Füchschen über den Parkplatz herüber zu Fräulein Emma.
„Wir müssen dir deinen Rucksack aufsetzen.” sagte sie und streichelte das Füchschen am Kopf. Dieses witterte seine Chance auf ein paar zusätzliche Streicheleinheiten und rollte sich direkt auf den Rücken, um sich von Fräulein Emma das Bäuchlein streicheln zu lassen.
„Na so war das jetzt aber nicht gedacht!” lachte Fräulein Emma und streichelte dem kleinen Füchschen den entgegengestreckten Bauch.
Ein paar Augenblicke später landete ein kleiner Vogel auf dem Dach von ihrem Auto. Und im Bruchteil einer Sekunde war Nüsschen wieder aufgesprungen und knurrte den Vogel grimmig an.
„Ach, lass das kleine Kerlchen!” sagte Fräulein Emma.„Lass uns dir lieber deinen Rucksack aufsetzen.”
Das Vögelchen flog wieder davon und Fräulein Emma holte Nüsschens kleinen Rucksack aus dem Kofferraum und setzte es ihm auf. Vorsichtig steckte sie Nüsschens Pfoten durch die einzelnen Schlaufen und befestigte die kleine Tasche auf dem Rücken des Ringelfüchschens.
„So du kleiner Packesel!” sagte sie, als sie fertig waren. „Jetzt kannst du schon mal loslaufen.”
Und das ließ sich das kleine Füchschen auch nicht mehrmals sagen. Es tobte über den Parkplatz und beschäftigte sich mit allerhand spannenden Dingen wie dem Herumschnüffeln oder dem Nachstellen von kleinen Grashüpfern.
„Und jetzt ich.” stöhnte Fräulein Emma, als sie ihren Rucksack im Kofferraum herumdrehte - während der holprigen Fahrt war dieser wohl durch den Kofferraum gepurzelt. Sie packte den schweren Rucksack am Tragegriff und wuchtete ihn auf die Kante des Kofferraums.
Obwohl sie ihn extra noch einmal neu gepackt hatte und viele Sachen daheim gelassen hatte, war der Rucksack noch immer wahnsinnig schwer. Das lag in erster Linie an all den vielen Lebensmitteln, die sie dabei hatten. Sie wollten drei Wochen lang unterwegs sein und jeden Tag fleißig Gold schürfen - da würde sie viel Hunger haben und eine Menge zu essen brauchen. Da der Funkelbach so weit abseits der Zivilisation lag, hatten sie auch keine Möglichkeit, während ihres Aufenthaltes kurz mal einkaufen zu gehen oder Nachschub zu besorgen. Alles, was sie in den nächsten drei Wochen brauchen würden, mussten sie selber dorthin tragen.
Fräulein Emma stöhnte. Dann setzte sie den Rucksack auf ihre Schultern, knallte den Kofferraum des Autos zu und schloss ab. Sie hielt noch
einmal kurz inne und überlegte, ob sie alles dabei hatte. Ja. Alles da - nichts fehlte. Zumindest nichts, das ihr jetzt in den Sinn kam.
Das Abenteuer konnte beginnen.
„Komm kleiner Fuchs! Los geht's!” sagte sie und das Ringelfüchschen schaute sie kurz an und rannte sofort los und auf dem Wanderweg vorweg in die Wildnis.
Fräulein Emmas Rucksack war schwer und der Wanderweg schmal. Es war ein kleiner Pfad und schlängelte sich über Stock und Stein, über Wurzeln und über umgestürzte Bäume quer durch den Wald. Fräulein Emma liebte das Wandern. Sie war gern unterwegs, sie war gern allein und sie war gern draußen. Sie liebte die Gegenwart des kleinen Füchschens. Doch die ersten Kilometer bei einem neuen Abenteuer waren für sie auch immer die schlimmsten: zu Hause auf dem Sofa vergaß man nur allzu leicht die Strapazen, die ein solches Abenteuer mit sich brachte. Was sie aber nie vergaß war die Schönheit der Natur und die Freude am Draußensein - sie konnte es immer gar nicht erwarten, endlich wieder aufzubrechen und neue Gegenden zu erkunden, neue Dinge zu sehen und mehr über die Natur und die Welt zu erfahren.
Doch das erste Stück des Weges, die ersten Kilometer hinein in jedes neues Abenteuer, waren die Schlimmsten. Mit jedem Schritt, den sie sich von der Zivilisation weg bewegten, wurde ihr auch klar, wie viele Annehmlichkeiten wir alle in unseren Leben hatten. Vor allem aber drückte die Last des Rucksacks auf ihre Schultern und jeder einzelne Schritt war anstrengend und beschwerlich.