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„Free Frieda“ erzählt die Geschichte von dem kleinen Küken Frieda, dass das Licht der Welt in einem Brutschrank erblickt. Mit ihr schlüpfen das lustige Küken Trudi und der kleine, schüchterne Hahn Hansi. Als Legehühner müssen die drei Freunde sämtliche Stationen der Massentierhaltung durchlaufen. Aber was macht ein Hahn in der Legebatterie? Hansi lebt in ständiger Gefahr von den „weißen Gestalten“ entdeckt zu werden, daher müssen sich Frieda und Trudi einiges einfallen lassen, um ihn zu verstecken. Die Geschichte klärt Kinder altersentsprechend über die Bedingungen und Auswirkungen für die Tiere auf. Dabei stehen die drei tierischen Helden und deren Freundschaft im Vordergrund. Das Buch regt zum Nachdenken, Diskutieren und Mitfühlen innerhalb der Familie an, ohne dabei mit erhobenem Zeigefinger belehren zu wollen. Aber „Free Frieda“ macht auch Hoffnung, denn jeder Einzelne kann etwas tun, um Hühnern wie Frieda und ihren Freunden zu helfen. Eine abenteuerliche Geschichte für kleine und große Tierfreunde sowie Familien, die mit offenen Augen die heutigen Haltungsformen in der Intensivtierhaltung hinterfragen. Massentierhaltung geht uns alle an. Hinsehen und nicht die Augen vor dem Leid der Tiere verschließen, ist der erste Schritt in eine bessere Zukunft, nicht nur für die Tiere! Empfehlung: Eine Geschichte für die ganze Familie (für Kinder ab acht Jahren)
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Seitenzahl: 82
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Für Nele, Ella und Sophie und alle Kinder mit offenen Augen und Hoffnung im Herzen
Inhalt
Brüterei kommt von Brüten
Ein Hahn legt kein Ei
Glück im Unglück
Trudi in Fahrt
Einstallung
Die Suche
Manege frei
Tag - Nacht oder Nacht - Tag
Krähen verboten
Was ist ein Hühnerleben wert?
Wunder gibt es immer wieder
Die letzte Reise
Der große Tag
Friedas Schlusswort
Woher kommt das Ei
Es ist Montag. Irgendwann im Mai, irgendwo in Deutschland. Langsam geht die Sonne auf. Es verspricht ein schöner Frühlingstag zu werden.
Eigentlich ein schöner Tag um das Licht der Welt zu erblicken. Und hier, gleich bei Dir um die Ecke, beginnt an diesem frühen und schönen Morgen die Geschichte von dem kleinen Küken Frieda.
Tock, Tock, Tock.
Und nochmal Tock, Tock, Tock. Alles begann an diesem Morgen mit einem zaghaften Klopfen, so leise, dass man es eigentlich durch die schwere, weiße Tür hindurch gar nicht hätte hören können.
Die weiße Tür befand sich inmitten einer Fabrik, die bei genauer Betrachtung gar keine richtige Fabrik war. Anders wie in einer normalen Fabrik, hörte man nicht eine einzige Maschine, es liefen keine Arbeiter umher und es wurden auch keine Autoreifen, keine Fensterrahmen, keine Türschilder, keine Joghurtbecher oder ähnliches hier hergestellt. Lange Flure erinnerten an einen Besuch im Krankenhaus.
Wie auch dort, gingen rechts und links von den Fluren viele große und schwere Türen ab. Doch hinter diesen Türen waren keine Zimmer, sondern nur Schränke, gefüllt mit Blechen, die wie Backbleche im Ofen gestapelt waren. Nur halt viel mehr davon. Fast vom Boden bis zur Decke, so dass sich sogar ein großer Basketballspieler auf die Zehenspitzen hätte stellen müssen, um in das oberste Fach gucken zu können. Dann hätte er gesehen , dass auch das Blech in der obersten Reihe, genau wie alle anderen Bleche, gefüllt war mit Eiern. Die Frühlingssonne schien auf das Dach der Fabrik, doch hier bei den seltsamen Schränken bemerkte das niemand. Denn die Flure hatten keine Fenster und das künstliche Licht in den Schränken dämmerte vor sich hin.
Tock, Tock, Tock. Da war es wieder, das hartnäckige Klopfen. Es kam aus einem der Schränke oder genauer gesagt, aus einem Ei, das sich hinter einer der weißen Türen, in einem der seltsamen Schränke befand. Tock, Tock, Tock.
Mühselig hämmerte ein kleines Küken von innen an seiner Eierschale. Und wieder: Tock, Tock, Tock und mit einem Mal konnte man einen kleinen Schnabel sehen, der sich aus der braunen Eierschale seinen Weg in die Freiheit bahnte. Gleich machte sich das kleine Küken weiter an die Arbeit. „Das muss doch gehen. Ich will jetzt hier raus, die Welt erkunden!“, dachte es und war ganz aufgeregt, als die Schale brach. Es hatte nun genug von der Enge und wollte endlich etwas erleben. Noch ein energischer Hieb und es hatte so ein großes Loch in die Eierschale gehackt, dass es aus ihr herausschlüpfen konnte und so erblickte Frieda an diesem schönen und sonnigen Morgen das Licht der Welt. Da stand sie nun und wusste gar nicht so recht, was sie von ihrer neugewonnen Freiheit halten sollte.
Frieda hatte gelbe, flauschige Federn, kleine schwarze Knopfaugen und noch etwas zerknautschte und herabhängende Flügel.
Sie war noch etwas wackelig auf den dünnen Beinchen und blinzelte gegen das Neonlicht. Um sie herum herrschte wildes Treiben. Es klopfte nun aus sämtlichen Eiern und überall war das leise Knacken der Schalen zu hören. Zuerst lugten kleine Schnäbelchen hervor und schon bald waren unzählig viele gelbe Kükenkinder geschlüpft.
War das ein Tumult. Die Küken piepsten wie wild durcheinander. Frieda sah sich um. Irgendwie hatte sie sich alles anders vorgestellt. „So viele Küken“, dachte sie bei sich. Das Neonlicht, welches gleichmäßig alle Eier beleuchtet hatte, zwang Frieda die kleinen Augen zusammen zu kneifen. Nur langsam gewöhnten sie sich an das unnatürliche Licht. Erstaunt sagte sie zu sich selber: „Woher kommen nur all die Küken?“ Irgendetwas fehlte hier.
Frieda fröstelte, obwohl die Temperatur angenehm warm war. Es war eher ein inneres Frösteln. „Mama, Mama!“, nun wusste Frieda was ihr fehlte. Wo war ihre Mama? Um sie herum war es laut und hektisch.
„Mama, Mama! Wo bist Du nur?“, rief Frieda. Erst leise, dann immer lauter. So wie Frieda ging es auch den anderen Küken. Obwohl es so viele waren, fühlte sich jedes einsam.
Es war wohl schon einige Zeit vergangen, als Frieda bemerkte, dass ein einziges Ei noch ganz war und daraus noch kein Küken geschlüpft sein konnte.
Gerade als sie es neugierig genauer betrachtete, hörte sie aus seinem Inneren ein zaghaftes Klopfen.
Erschrocken wich Frieda zurück, wartete ein paar Sekunden und schlich sich dann wieder an das Ei heran. Wieder war da das leise Klopfen zu hören.
Frieda klopfte nun auch von außen an die Eierschale und flüsterte dabei: „Hallo, ist da wer drin?“ Stille.
Dann lauschte Frieda wieder am Ei und sprang vor Schreck zurück, als es wieder klopfte und aus dem Ei ein klägliches Gepiepse zu hören war: „Hilfe, Hilfe! Ich komme hier nicht raus!“, piepste die leise Stimme „Wieso nicht?“, fragte Frieda erstaunt. Die Stimme antwortete: „Die Schale ist so fest, ich schaffe es nicht.“ Frieda wunderte sich, aber zögerte nicht lange. Sie hämmerte nun mit ihrem Schnabel auf das Ei und zack, brach es auf. „War doch gar nicht so schwer“, stellte sie erfreut fest und sah zufrieden, über ihr Werk, dem kleinen Küken beim Schlüpfen zu.
„Danke sehr, vielen Dank. Alleine hätte ich es nicht geschafft.“
Vor Frieda stand ein kleines, schmächtiges Küken und schüttelte sich die restliche Eierschale aus den Federn. „Wie meinst du das, du hättest es alleine nicht geschafft?“, fragte Frieda verdutzt. „Ja, ich war schon ganz schwach vor lauter Klopfen und niemand hat mich gehört.“ „Ja, das ist ja auch kein Wunder, wenn du so leise klopfst!“ Frieda sah das kleine Küken auffordernd an und betrachtete es von Kopf bis zu den Krallen.
Besonders kräftig war es wirklich nicht gebaut; vielmehr war es ziemlich zierlich und kleiner wie die anderen frisch geschlüpften Küken. Es hatte gelb - braune Federn und entpuppte sich als kleiner Hahn.
Verlegen wich er Friedas prüfenden Blicken aus und fügte vorsichtig hinzu: „Ich habe auch noch nicht gefrühstückt und bin ganz schwach auf den Beinen.
Hansi, heiße ich. Und du?“
Hansi versuchte schnell vom Thema abzulenken. „Ich bin Frieda. Schön, dass du da bist, Hansi.“ Frieda war froh und fühlte sich nun nicht mehr ganz so einsam.
Auch Hansi war froh, dass Frieda da war, denn auch er vermisste seine Mama. Erschöpft von den Eindrücken des ersten Tages schliefen die Beiden zusammengekuschelt ein. Plötzlich weckte ein lautes Geräusch die Küken. Erschrocken und verängstigt piepsten alle wie wild durcheinander. Frieda schaute sich um. Ihr Blick fiel auf den kleinen Hansi, der zusammengekauert neben ihr hockte und fragte ihn: „Hast Du das auch gehört? Was war das?“ Hansi wollte gerade antworten, als er mit großen Augen an Frieda vorbei sah. Der kleine Hahn war wie erstarrt und zitterte am ganzen Körper.
„Frieda, was ist das? Und wo sind denn die Federn?“ Durch die geöffnete Tür fiel etwas Licht ein. Eine riesige Gestalt stand vor ihnen und war von oben bis unten in Weiß gekleidet. „Hansi, das ist doch kein Huhn! Aber was kann es denn sein?“, flüsterte Frieda leise zu ihrem Nachbarküken rüber.
Alle Küken waren mit einem Mal verstummt und sagten keinen Mucks mehr. Man hätte eine Feder fallen hören. Diese seltsam gekleidete Gestalt stand nun direkt vor dem Blech mit Frieda und Hansi und musterte alle Küken genau. Auf dem Kopf trug sie eine weiße Haube und hatte einen weißen Mundschutz vor dem Gesicht, so dass nur die großen dunkelblauen Augen sichtbar waren. Die Küken hatten noch nie zuvor einen Menschen gesehen und dieser sah, in seiner seltsamen Kleidung, auch besonders unheimlich aus. Die Küken bekamen es mit der Angst zu tun und versuchten aufgeregt in die hinterste Ecke zu fliehen. Aber das war nicht möglich.
Diesem durchdringenden Blick der dunkelblauen Augen entkamen sie nicht.
Als die weiße Gestalt, die sogar bis zu den Füßen in diesem weißen, plastikartigen Anzug verhüllt war, die Hand in Richtung der Küken ausstreckte, piepsten alle panisch durcheinander. Doch alles Rufen und Wimmern half nichts. Ungeachtet der ängstlichen Küken, bahnte sich die riesige Hand ihren Weg.
Einzelne Küken wurden ergriffen und aus dem Schrank in eine schwarze Tonne verfrachtet. Dann plötzlich entdeckten die starren, dunkelblauen Augen Hansi. Der eindringliche Blick musterte den kleinen Hahn von Kopf bis Fuß und die Hand ergriff ihn mit einer routinierten Bewegung. Frieda rief noch:
„Nein, Nein! Hansi, bleib hier! Hey, lass Hansi los!“ Der gelb-braune Hahn sah mit großen und ängstlichen Augen hilfesuchend Frieda an und verschwand dann aus ihrem Blickfeld.
Überall hörte man das Jammern der Küken, zum einem von den zurück gebliebenen Hennen und zum anderen von den kleinen Hähnen aus der schwarzen Tonne. Dann wurden das Gepiepse und die Rufe der Hähne immer leiser und als die Tonne von der seltsamen Gestalt fortgebracht wurde, waren sie mit einem Mal verstummt. Zurück blieben die kleinen Hennen. Sie waren verstört und hatten große Angst.
Was war gerade geschehen? Wo sind nun all die kleinen Hähne? Alles war still. Frieda fühlte sich einsam, noch einsamer wie zuvor.
Der Platz neben ihr war leer. Da war es wieder, dieses komische Gefühl im Bauch. Frieda kannte es nun bereits. Sie vergrub den Kopf so tief sie konnte in ihrem gelben Federkleid und weinte bis sie vor Erschöpfung einschlief.
Als Frieda aufwachte, war es noch still um sie herum, denn alle anderen kleinen Hennen schliefen noch.