0,99 €
Ein junger Mann, Ende 20, taumelt mit einem Aufenthalt im frostigen Prag ins neue Kalenderjahr, in dieses seltsame 2017, hinein. Ein Taumel aus der Ich-Perspektive, zwischen verkatertem Winterblues, erwärmenden Lichtblicken, schmerzlichen Gefühlen, sinnlich-sinnestrübender Lebenslust und dem unauslöschbaren Funken der immerwährenden Zuversicht.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2021
Andy Schweigard
Frohes Neues JahrKafkas Träume und so
Sowas wie ein Kurzroman
Ein junger Mann, Ende 20, taumelt mit einem Aufenthalt im frostigen Prag ins neue Kalenderjahr, in dieses seltsame 2017, hinein.
Ein Taumel aus der Ich-Perspektive, zwischen verkatertem Winterblues, erwärmenden Lichtblicken, schmerzlichen Gefühlen, sinnlich-sinnestrübender Lebenslust und dem unauslöschbaren Funken der immerwährenden Zuversicht.
© 2021 Andreas SchweigardGeibelplatz 1, 93051 Regensburg
http://www.einpaarmikrogramm.de
Covergestaltung und alle Bilder: Andy Schweigard
An die, die mit mir die Nächte teilten. Und an den Winter.
Prolog
Dies ist (k)eine wahre Geschichte.Dies ist meine Geschichte.Dies ist für dich.
„Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“
Franz Kafka
Erstes Kapitel: Frohes Neues Jahr I
Es war Winter. Januar.
Schwups hinein ins neue Jahr.
Es war kalt. Auch Kummer da.
Ich hatte es davor mit einer interessanten jungen Frau verkackt.
Oder sagen wir so, es hatte die letzten Tage nicht mehr so geklappt.
Eine kurze Zeit lang schienen uns da Flügel gar zu tragen.
Dann fuhr ich wie auf Schienen in ´nem Leichenwagen.
Als Mitfahrer in diesem Kasten hinten drin,
aber auch als der Chauffeur,
denn natürlich musste ich mir eingestehen,
dass ich Mitschöpfer der Misere war.
Hatte meinen guten Teil auch dazu beigetragen,
dass dieses junge Glück nun nicht mehr so recht die Sonne sah.
Jetzt so zur Jahreswende schien die aufkeimende Liebesfreude jedenfalls
vorbei.
Und ich trat dann ein wenig mich beschissen fühlend
und ein wenig trinkend in das neue Jahr hinein.
Auf einer Reise so, allein.
In Prag.
Für Düsternis und Kummer im Januar die perfekte Stadt.
Besonders am Morgen, Nachmittag und Abend danach.
An Tagen nach so Alkoholgelagen.
Und ich trottete verkatert, frierend und mit wenig Schlaf,
nun durch diese Straßen, in diesem frohen neuen Jahr.
Schnee lag bald auf meinem Haar.
Ich wollte, musste, mich irgendwie irgendwo erwärmen.
Was zog mich an diesem Tage an?
Das Foltermuseum, bitte sehr!
In dunkelfroher Erwartung da hinein.
Am Eingang hörte ich eine brennende Hexe schreien.
Vom Tonband, so will ich der Klagerufe Herkunft mal bezeichnen.
Und jetzt, als ich diese Zeilen hier schreibe, da höre ich sie wieder in
meinem Kopf.
Höre, wie dieses Kreischen an meine Schläfen klopft.
Und in mein Inneres dringt.
Nein, diese Schreie waren jetzt nicht wirklich schlimm.
Doch dort an diesem Tage genau das,
was auf meine trübe Birne wie ein steter quälender Tropfen prasselt.
Oder anders ausgedrückt: Diese Töne begannen mich schnell zu nerven.
Begannen mich zu nerven,
während ich mich langsam in diesem Museum ein klein wenig
erwärmte.
Und ich erwärmte da erstmal nicht so wirklich mein Herzchen.
Denn abgesehen von dem sich endlos wiederholenden Klageruf,
da war dieses Museum, in dem was es zeigen wollte,
ziemlich gut.
So lagen hier interessante alte Folterinstrumente gleich im ersten Raum.
Folterinstrumente, welche auf so einen Mechanismus bauen,
bei dem ein längliches Etwas an einem Ende in alle Richtungen
auseinandergeht,
wenn man an der andern Endung da so dreht.
Und damit hatten ein paar Knechte ihr Unding getrieben,
hatten sich daran ergötzt diese Apparatur in alle möglichen des
Menschens Körper Öffnungen zu schieben.
Um dann am herausragenden Stile noch zu drehen,
das im Körper befindliche Ende war dabei sich auszudehnen,
der Rest ist leider abzusehen…
Für mich hier jedenfalls der richtige Ort,
um in des Menschen schwarzen Abgrund auf Entdeckungstour zu gehen.
Und wie es da scheinbar doch immer irgendwo ist,
versteckt sich in dieser dunkelsten Schwärze auch ein bisschen Licht.
Wehe den sich an die Schatten Klammernden, wenn es hervor dann
bricht.
So wie es das auch diesmal tat.
Als ich dann vor einem Folterstuhle stand,
der da war mit Nägeln voll gespickt.
Also die Fläche auf der man sitzt.
Dazu stand dort dann eine Geschicht´...
Ob sie da wirklich stand oder mehr aus mir selber trat,
kann ich heute nicht mehr sagen.
Jedenfalls überkam mich was.
So eine Einsicht,
ein Gefühl, wie ein aufrichtiger Mensch, der da gefoltert wird,
dann irgendwann Licht, Wärme und seine eigene tiefste Unschuld spürt.
Während Nägel und ausbreitende Stäbe sich den Weg tief in sein Fleische bahnen,
da kann dieser Mensch das höchste Glück erahnen.
Doch ist dies dann nicht nur ein Trug unseres Gehirns,
damit der Leidende die unsägliche Pein so nicht mehr spürt?
In meinem Kopf die Antwort dazu nein.
Hinter tiefstem Leiden verbirgt sich oft der wahren Freuden Schein.
Spürte diesen Schimmer auch wieder in mir,
trottete dann weiter,
von Foltergeschichten ein bisschen erwärmt,
in das frohe neue Jahr hinein…
Zweites Kapitel: Frohes neues Jahr II
Doch so ganz war ich von diesem Lichte an diesem Neujahrstag in Prag noch nicht durchdrungen. Stolperte wieder hinaus auf die Straßen, nachdem ich meine Foltermuseumsrunde hatte gemacht.
Fühlte mich weiterhin von Kälte, Kummer und dem Kater des Vortages geplagt.
Hey, hatte ich denn im Prager Nachtleben nicht gar ein hübsches Mädel geküsst?
Aber dabei doch eigentlich viel mehr die Neujahrsgrüße der anderen vermisst.
So wie ich es immer noch tat.
Als ich nun aus dem Schmerzenskabinette trat.
[Heute trete ich zurück,
wage als Erzähler der Geschichte von oben einen Blick.
Und wie sieht das ganze nun aus?
Irgendwie fast das ganze Leben so ein Gang durch das Torturenhaus.