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Er tötet nicht nur. Er konserviert seine Opfer. Jahrelang. Eingefroren. In eisigem Rätsel am Hafen von Kopenhagen. Eine junge Frau, seit zwei Jahren spurlos verschwunden, wird gefunden - tot, tiefgefroren, kunstvoll inszeniert an einem verlassenen Ort. Wer versteckt seine Opfer jahrelang in der Kälte, bevor er sie zur Schau stellt? Bald wird klar: Sie ist nicht das einzige Opfer dieses Phantoms. Ein methodischer Täter geht um, intelligent, geduldig und mit einem beunruhigenden Wissen über industrielle Kältetechnik. Kommissar Magnus Olsen vom Kopenhagener Sonderdezernat, selbst gezeichnet von einer persönlichen Tragödie, die ihn mit der unerbittlichen Kälte des Meeres verbindet, übernimmt die Ermittlungen. Ihm zur Seite steht die analytische Liv Dalgaard. Olsen spürt die minutiöse Planung hinter dem Grauen - und die Gefahr, die von diesem unsichtbaren Gegner ausgeht. Die Spuren führen in die industrielle Schattenwelt des Hafens, zu Fischfabriken und Kühltransportern. Als die Schwester des letzten Opfers auf ihrer eigenen Suche nach der Wahrheit ins Visier des Täters gerät und verschwindet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Olsen muss nicht nur einen schwer fassbaren Mörder entlarven, sondern auch Claras Leben retten, bevor es zu spät ist. Ein packender Nordic-Noir-Thriller, der tief in seelische Abgründe führt. Düster, atmosphärisch und beklemmend bis zur letzten Seite. Der zweite Fall von Magnus Olsen. Auch ohne Vorkenntnisse der Serie ein intensives Leseerlebnis. Begleiten Sie jetzt Magnus Olsen in die dunkelsten Ecken Kopenhagens - Hochspannung ist garantiert.
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Seitenzahl: 339
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Frost
MAGNUS OLSEN
NORDIC NOIR
PSYCHOTHRILLER
A.Hermanns
Magnus Olsen - Frost (Nordic Noir Psychothriller Reihe Teil 2)Hinweis: Jeder Band dieser Reihe erzählt eine abgeschlossene Geschichte und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.
Liebe Leserin, lieber Leser,Herzlich willkommen zu einem neuen Fall aus der Magnus-Olsen-Reihe, in der bereits viele Bände erschienen sind! Wir hoffen, dass Sie auch diese Ermittlung in Kopenhagen, die auf dem düsteren Refshaleøen beginnt, fesseln wird.Wenn Ihnen das Buch gefällt, freuen wir uns über Ihre Bewertung nach der Lektüre. Sie hilft uns und anderen Lesern, die Serie zu entdecken. Wir wünschen Ihnen packende Lesestunden und bedanken uns herzlich für Ihre Unterstützung!
© 2025 A.Hermanns
Verlagsangaben:only12books VerlagFünfhausenstraße 24a31832 [email protected]
Rechtliche Hinweise:Alle Rechte vorbehalten.Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Haftungsausschluss:Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.
Auflage 2025
Prolog
Das blaue Licht pulsierte unruhig, wie ein künstlicher, nervöser Herzschlag in der feuchten Novemberdunkelheit von Refshaleøen. Es fraß sich gierig durch die Schwärze, zerriss die Nacht in Fetzen, warf zuckende, fast panische Reflexe auf die rissigen, rostbraunen Containerwände und den spiegelnden Asphalt, der unter den nackten Glühbirnen der wenigen Laternen wie frisch vergossenes, kaltes Öl glänzte. Der Wind heulte leise, ein dünnes Klagelied, das durch die engen Gassen zwischen den gestapelten Stahlriesen zog, ein einsames Geräusch, das sich mit dem fernen, gedämpften Puls der Stadt und dem gelegentlichen Stöhnen des korrodierenden Metalls vermischte. Er trug den beißenden Geruch von Salz und nassem Stahl mit sich, vermischt mit einem schwachen, süßlichen Hauch von verfaulendem Unrat aus einem nahen, überquellenden Container, und noch etwas - etwas Falsches, das man nicht benennen konnte, das einem aber die Haare zu Berge stehen ließ.
Lasse, der junge Streifenpolizist, spürte die Kälte bis ins Mark. Er zog den steifen Kragen seiner durchnässten Uniformjacke enger, das raue Material kratzte auf seiner Haut. Die Kälte hier draußen, an diesem gottverlassenen, von der Stadt vergessenen Rand, war anders als in den belebten Straßen Kopenhagens. Sie war feuchter, beißender, erbarmungsloser. Sie kroch unter die Schichten seiner Kleidung, nistete sich in seinen Knochen ein wie eine Krankheit. Sein eigener Atem bildete dicke weiße Schwaden in der eisigen Luft, die sofort vom Wind verweht wurden.
Langsam, fast zögernd, näherte er sich dem dunklen Volvo, der sich mit fast obszöner Intimität an die rostige, von Pockennarben übersäte Flanke eines namenlosen Containers schmiegte. Unfall, hatte es in der ersten Meldung geheißen. Ein Wort, das hier, in dieser unwirklichen Szenerie, immer absurder klang, je näher er kam. Seine Stiefel hinterließen dunkle, feuchte Spuren auf dem ölverschmierten Boden. In den Pfützen zitterten die blauen Lichtreflexe wie zerbrochenes Glas.
Sein Magen krampfte sich zusammen. Nein. Das Wort pulsierte in seinem Schädel. *Falsch. Alles hier ist falsch.* Der Schaden am Auto war ein schlechter Scherz, eine Beleidigung der Vorstellung von einem Unfall. Ein paar tiefe Kratzer im Lack, eine lächerlich kleine Delle im vorderen Kotflügel, kaum sichtbar unter den tanzenden blauen Lichtern, die die Regentropfen auf dem Metall funkeln ließen wie winzige, gefrorene Saphire. Zu wenig. Nicht genug dafür. Nicht genug für *diese* endgültige, beängstigende Stille, die über dem Wagen zu schweben schien.
Seine Finger, trotz der Handschuhe klamm, umklammerten den kühlen, geriffelten Schaft der schweren Maglite-Taschenlampe fester. Er hob sie an, der helle Lichtkegel durchschnitt die feuchte Luft und traf auf das beschlagene Seitenfenster des Fahrers. Kondenswasser perlte an der Innenseite herunter, zog träge Bahnen durch den milchigen Film und gab nur einen verzerrten Blick frei. Er musste näher treten, presste sein Gesicht fast gegen die kalte Scheibe, sein eigener warmer Atem verursachte einen weiteren blinden Fleck auf der Scheibe.
Am Steuer saß eine junge Frau. Reglos. Dunkle, feuchte Haarsträhnen fielen wie schwarze Schlangen in ihr blasses, fast durchscheinendes Gesicht, klebten an der Wange. Die Augen waren geschlossen, die Lider wie mit Klebstoff verklebt, violett unterlaufen, die Wimpern mit winzigen Eiskristallen bedeckt, die im direkten Licht der Lampe gespenstisch glitzerten. Der Kopf leicht zur Seite geneigt, an die dunkle Kopfstütze gelehnt, als würde sie schlafen.
Friedlich.
Zu friedlich. Eine inszenierte, unheimliche Ruhe.
Ihre Haut hatte die Farbe und Beschaffenheit von gefrorenem Talg, eine unnatürliche, pergamentartige Blässe, unter der bläuliche Adern wie ein feines Spinnennetz schimmerten. Die Haut spannte sich straff über die hohen Wangenknochen und die scharfe Linie des Kiefers, als wäre sie zu dünn für den Schädel darunter, als wollte er sie von innen durchbohren. Die Lippen, blaugrau und leicht geöffnet, gaben den Blick auf das bleiche Zahnfleisch frei, als hätte sie im letzten Augenblick nach Luft geschnappt - oder als wäre ihr die Seele wie ein kalter Hauch entwichen. Eine Präsenz der Kälte ging von ihr aus, eine tiefe, alles durchdringende Kälte, die das Glas der Scheibe zu durchdringen schien, als strahle sie aus dem Inneren des Wagens, eine Grabeskälte, die die Feuchtigkeit auf der Innenseite der Scheibe, wo ihr warmer Atem sie berührte, augenblicklich zu Eisblumen erstarren ließ. Diese Stille war nicht nur die Abwesenheit von Geräuschen - sie war schwer, greifbar, falsch.
Lasses Atem stockte, brannte in seinen Lungen. Ihm wurde übel. Der lose Sicherheitsgurt, der schlaff über seiner Brust hing. Die fast unversehrte Karosserie. Die wächserne, tiefgefrorene Puppe hinter dem Lenkrad, arrangiert wie eine makabre Schaufensterdekoration. Nichts. Absolut nichts passte hier zusammen.
Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter, heiß und scharf wie ein Messer, heftiger als der beißende Wind. Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.
Das war kein Unfall.
Das war etwas anderes. Etwas bewusst Herbeigeführtes. Etwas, das bis ins kleinste Detail inszeniert war. Etwas unvorstellbar Kaltes und Bösartiges.
Seine Hand zitterte leicht, als er nach seinem Funkgerät griff, die Finger steif vor Kälte und Schock. Er musste mehrmals auf den Knopf drücken, bis die Verbindung hergestellt war, seine Stimme klang fremd und rau, als er die Anforderung durchgab. Er brauchte Verstärkung. Er brauchte die Spezialisten. Die Besten.
Sofort.
Teil 1
Der Novembermorgen lag ruhig über Kopenhagen. Kein lautes Erwachen, sondern ein stilles Grau breitete sich über der Stadt aus. Der Himmel war bedeckt, eine gleichmäßige Wolkenschicht. Sanfter Regen fiel auf die Fensterscheiben von Magnus Olsens Wohnung, ein gleichmäßiges Geräusch, das durch das alte Glas drang.
Draußen, auf den nassglänzenden Straßen von Christianshavn oder Vesterbro – die Viertel hatten ihre eigene Atmosphäre –, spiegelte der Asphalt das orangefarbene Licht der Laternen, die noch im dämmerigen Morgen leuchteten. In den Pfützen zeichneten sich die Lichter der Stadt als flüchtige Muster ab, die sich mit dem leisen Wind veränderten.
Durch die geschlossenen Fenster drangen die Geräusche des beginnenden Tages gedämpft herein: das Summen des Verkehrs, das Geräusch einer nahenden S-Bahn, das entfernte Signal einer Sirene, das in der Weite verklang und eine tiefe Ruhe hinterließ. Die Klangkulisse der Großstadt wirkte an diesem Morgen unter dem grauen Himmel und dem Regen ruhig, fast nachdenklich.
Inmitten dieser ruhigen Umgebung lag die Wohnung von Magnus Olsen. Sie befand sich in einem alten Mietshaus, dessen Fassade von Zeit und Wetter gezeichnet war – verwaschener Putz, gealterte Steine, Fensterscheiben, die das Licht weich brachen. Von außen hatte das Gebäude den Charme vergangener Zeiten. Innen war der Raum klar und aufgeräumt.
Spartanisch traf es nicht ganz. Eher schlicht und funktional, eine bewusste Reduktion auf das Wesentliche. Das Mobiliar war einfach: ein Sofa unter einem neutralen Bezug, das einen leichten Rauchgeruch verströmte. Ein Holztisch mit zwei stabilen Stühlen. Ein schmales Bett. Ein einzelnes Bücherregal, dessen Fächer nur wenige ausgewählte Bände enthielten. Die Wände waren weiß, mit der Zeit leicht getönt, hier und da Spuren, wo einst Bilder hingen. Kein Teppich lag auf dem Holzboden, der bei jedem Schritt leise unter den Füßen arbeitete.
Es war nicht ungemütlich – die Heizung summte leise, alles war sauber, fast penibel geordnet –, aber es fehlte eine gewisse Lebendigkeit. Die persönliche Note, die ein Raum oft erst durch kleine Unordnungen erhält. Stattdessen herrschte eine Klarheit, die mehr war als nur die Abwesenheit von Dingen. Eine tiefe Stille lag im Raum, die von den Wänden sanft zurückgetragen wurde. Eine Stille, die nicht bedrückend war, sondern konzentriert, als würde der Raum selbst Raum zum Nachdenken geben. Das Licht, das durch die regennassen Scheiben fiel, war weich und tauchte den Raum in ein gleichmäßiges Licht, das die Konturen klar ließ, aber die Ecken in sanfte Schatten hüllte.
In diesem Raum bewegte sich Magnus Olsen. Der Dreiundvierzigjährige hatte einen ruhigen Blick, auch wenn seine Augen eine gewisse Müdigkeit zeigten, unterstrichen von leichten Schatten. Dahinter lag eine Wachsamkeit, eine stille Konzentration, die immer präsent war. Seine Bewegungen waren bewusst, kontrolliert, jeder Schritt überlegt, als wolle er die geordnete Ruhe des Raumes bewahren. Er stand an der Theke der kleinen Küche, dem Raum den Rücken zugewandt, und wartete, bis die Kaffeemaschine ihre Arbeit beendet hatte. Ein Geräusch, das die Stille durchbrach, ohne sie zu stören.
Er trug eine bequeme Hose und ein einfaches T-Shirt, das seine schlanke Statur zeigte. Die Narbe über seiner rechten Augenbraue – ein heller Strich, ein Zeichen vergangener Ereignisse – war im Morgenlicht sichtbar. Manchmal spürte er sie kaum noch. Heute war sie einfach ein Teil seiner Geschichte auf seiner Haut.
Der Kaffee tropfte in die gläserne Kanne. Es war Teil seines morgendlichen Ablaufs, der seinem Tag Struktur gab, die er schätzte, seit sich vieles in seinem Inneren verändert hatte. Aufstehen, waschen, Kaffee kochen, anziehen, zur Arbeit fahren. Jeden Tag der gleiche Rhythmus. Er hielt ihn im Fluss des Lebens, schuf eine verlässliche Basis inmitten der Unwägbarkeiten. Keine Hektik, keine Ungeduld. Nur eine ruhige Routine, ausgeführt mit der Sorgfalt eines Menschen, der gelernt hat, im Hier und Jetzt zu sein, weil das ständige Verweilen in der Vergangenheit zu viel Kraft kostet.
Mit einem leisen Geräusch war die Maschine fertig. Magnus drehte sich ruhig um. Er nahm einen weißen Keramikbecher aus dem Regal – den einzigen seiner Art hier – und schenkte sich schwarzen Kaffee ein. Der vertraute, herbe Geruch stieg ihm in die Nase. Er trat an den Tisch, auf dem eine Zeitung und ein sauberer Aschenbecher lagen, auch wenn ein Hauch von kaltem Rauch in der Luft lag. Sein Blick fiel auf eine andere Tasse Kaffee, die dort stand, halbvoll, der Inhalt kalt, eine feine Haut auf der Oberfläche. Er musste sie gestern Abend übersehen haben. Eine kleine Abweichung von seiner Ordnung. Es brachte ihn kurz aus dem Takt.
Sein Blick wanderte zur Tischkante, wo unter der Zeitung etwas hervorschaute. Ein heller Rand. Behutsam zog er es hervor.
Ein Foto.
Etwas vergilbt, die Oberfläche leicht berieben vom häufigen Ansehen. Es zeigte eine Frau und einen kleinen Jungen, lachend, die Augen zusammengekniffen gegen eine Sonne, die hinter ihnen alles in ein warmes, goldenes Licht tauchte – ein Licht, das an diesem stillen Morgen besonders fern wirkte. Astrid und Emil. Seine Familie. Die Namen hallten leise in seinen Gedanken nach.
Er hielt das Foto, seine Finger strichen unbewusst über die Oberfläche. Sieben Jahre. Eine lange Zeit und doch so nah. Sieben Jahre, seit das Meer sie zu sich genommen hatte. Die Sturmflut vor Tornby, seinem früheren Heimatdorf an der Westküste Jütlands. Ein Ort, den er seitdem gemieden hatte. Er betrachtete Astrids Lächeln, die feinen Linien um ihre Augen. Er sah Emils Augen, klar und blau, voller Lebensfreude.
Ein tiefes Gefühl durchfuhr ihn, ein Ziehen unter den Rippen. Kein schneidender Schmerz mehr wie am Anfang. Es war zu einem stillen Begleiter geworden, ein Teil von ihm. Die Trauer und das Gewicht der Erinnerung. Das Gefühl des Überlebenden. Das Wissen, nicht dagewesen zu sein. Dieses Gewicht war es auch, das ihn jeden Morgen aufstehen ließ – weil Aufgeben keine Option war, keine Antwort auf ihr Lachen auf dem Foto.
Seine Finger schlossen sich fester um das Bild. Für einen Augenblick schien seine Fassung zu schwanken, sein Atem ging flacher. Dann, mit bewusster Ruhe, schob er das Foto wieder unter die Zeitung, ließ die Erinnerung für den Moment ruhen. Er trank einen Schluck Kaffee. Heiß und herb, fast ohne Geschmacksempfindung. Nur ein weiterer Teil seiner Routine.
Präsent sein. Das zählte. Den Schmerz durch Konzentration und Arbeit in Schach halten. Nicht darin versinken.
Er trat ans Fenster, die warme Tasse in der Hand, deren Wärme seine Finger nur langsam annahmen. Er blickte hinaus auf die nassen Straßen, auf das ruhige Grau über den Dächern Kopenhagens. Die Lichter der entgegenkommenden Autos zogen Streifen auf den Asphalt, ihre Scheinwerfer schnitten durch den Regen. Einzelne Gestalten eilten unter Regenschirmen dahin, leicht gebeugt gegen den Wind, Silhouetten im Morgenlicht. Das Geräusch der Scheibenwischer eines Busses drang leise herauf.
Magnus’ Blick war nicht auf die Details der Szenerie gerichtet. Er war nach innen gekehrt, in eine nachdenkliche Stille. Es war, als suchte sein Blick etwas in der Ferne, etwas Verlorenes. Oder als wäre er in Erwartung. Eines Zeichens? Einer Veränderung? Einer Aufgabe? Er wusste es nicht genau. Nur ein Gefühl, eine leise Ahnung, die ihn manchmal beschlich, wenn die äußere Ruhe sehr tief wurde.
Ein Frösteln überlief ihn, unabhängig von der Temperatur im Raum, eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus. Der Anblick des Regens rief ein Unbehagen hervor, eine körperliche Reaktion. Es war nicht nur das Wetter. Es war die Erinnerung. An die Kraft des Wassers, an die Dunkelheit, an den Wind, an die Nacht, die Astrid und Emil mit sich riss.
Die Sturmflut.
Er spürte für einen Moment wieder Salz auf der Haut und hörte das mächtige Rauschen der Wellen. Ein kurzes Schwindelgefühl erfasste ihn. Er schloss die Augen, ballte die Hände unmerklich, atmete tief durch, schob die Bilder beiseite. Der Gedanke an Tornby, an den Strand und das Meer dort, war meist eine ferne Erinnerung. Heute fühlte sie sich näher an.
Er öffnete die Augen wieder. Der Schwindel war verflogen, die Bilder traten zurück. Nur das Unbehagen blieb, eine kühle Strömung unter seiner ruhigen Oberfläche. Er trank noch einen Schluck Kaffee, dann stellte er die Tasse entschlossen auf die Fensterbank.
Genug davon.
Zeit für die Arbeit. Die Spezialeinheit. Der Ort, an dem er sich auf das Außen konzentrieren konnte, an dem die Konfrontation mit den Schattenseiten anderer seine eigenen für eine Weile in den Hintergrund treten ließ. Ein notwendiger Fokus.
Er zog sich an. Die Uniform passte wie angegossen, eine vertraute zweite Haut. Dunkle Hose, korrektes Hemd, robuste Jacke. Jedes Kleidungsstück war Teil des Ablaufs, der ihn zu Kommissar Olsen machte, dem Ermittler. Er prüfte seine Taschen: Schlüssel, Dienstmarke, Handy. Alles an seinem Platz. Ordnung. Konzentration. Ruhig ging er zur Tür. Kein Blick zurück in die stille Wohnung, auf den Kaffee, die Zeitung, das Foto unter ihr. Er schloss die Tür hinter sich, das Klicken des Schlosses ein finales Geräusch.
Draußen im Treppenhaus war die Luft kühler, roch nach feuchtem Putz und dem Alter des Hauses. Er ging die Stufen hinunter, seine Schritte hallten leise auf dem Holz. Er war bereit. Bereit für den Tag, die Arbeit, die Herausforderungen anderer, um den eigenen Raum zu geben, wenn die Zeit dafür reif war. Er hatte die Stille seiner Wohnung verlassen. Er ahnte nicht, dass sie bald auf eine unerwartete Weise durchbrochen werden würde, auf eine Art, die seine innere Ordnung auf die Probe stellen würde. Der ruhige Morgen trug mehr in sich als nur Regen. Etwas lag in der Luft. Eine Veränderung. Unausweichlich.
Teil 2
Nach der letzten Stufe der Holztreppe erreichte Magnus den schmalen Hausflur. Ein kalter Luftzug schlug ihm entgegen. Die schwere Eichentür vor ihm schluckte das spärliche Morgenlicht und bildete ein dunkles Rechteck, das in die feuchte Wirklichkeit draußen führte. Er schlug den Kragen seines Mantels höher, eine Geste gegen die Kälte, die von außen und von innen zu kommen schien. Seine Hand lag auf dem kalten Metall der Türklinke, bereit, die Wohnung zu verlassen, als ihn ein Geräusch zusammenzucken ließ.
Es war das schrille Klingeln seines Diensthandys. Ein Störfaktor im alten Treppenhaus, ein drängender Ton, der seine Aufmerksamkeit forderte. Es war nicht sein Privattelefon. Es war der Ruf der Arbeit, der Spezialeinheit. Ein Ruf, der selten Gutes signalisierte, der fast immer bedeutete, dass Düsteres an die Oberfläche drängte.
Mit einer effizienten Bewegung ließ er die Klinke los und zog das Smartphone aus der Manteltasche. Das Display leuchtete im Halbdunkel und zeigte eine interne Nummer an - die Zentrale oder Høgh, sein Vorgesetzter. Er nahm den Anruf entgegen und hielt sich das Gerät ans Ohr.
»Olsen.«
Seine Stimme war tief und heiser, aber bestimmt. Keine Begrüßung, nur die Bestätigung seiner Bereitschaft.
Am anderen Ende der Leitung hörte er Høghs Stimme. Nicht panisch, aber mit dem Unterton professioneller Dringlichkeit, der Magnus signalisierte, dass dies kein Routinefall war.
»Magnus. Gut, dass ich dich erreiche. Bist du schon unterwegs?«
»Auf dem Weg«, antwortete Magnus knapp, während sein Blick über die Feuchtigkeitsflecken an der Wand wanderte. Die Hintergrundgeräusche aus Høghs Büro waren kaum zu hören.
»Gut. Vergiss den normalen Dienstbeginn. Wir haben etwas auf Refshaleøen.« Høgh machte eine kurze Pause. »Wir haben ein Auto gefunden. Sieht nach einem Unfall aus, aber ... die Umstände sind merkwürdig.«
Merkwürdig. Ein Wort, das im Polizeijargon vieles bedeuten konnte. Es konnte eine Ungereimtheit sein oder etwas Dunkleres. Magnus spürte, wie sich eine kalte Konzentration in ihm bildete. Die Leere in ihm wich und machte dem Ermittler Platz.
»Details?«, fragte Magnus, seine Stimme wurde leiser.
»Industriegebiet, altes Containerterminal. Ein Volvo lehnt an einem Container. Am Steuer eine junge Frau. Identität unklar, Papiere wahrscheinlich auf dem Beifahrersitz, Kollegen haben sie nicht angerührt.« Wieder eine kurze Pause. Magnus stellte sich vor, wie Høgh aus dem Fenster starrte. »Sie scheint schon eine ganze Weile tot zu sein, Magnus. Viel länger als der Unfall her sein kann, falls es einen gab.«
Länger tot.
Die Worte blieben in der Leitung hängen. Kein einfacher Verkehrsunfall. Etwas anderes. Etwas Falsches.
»Und?«, fragte Magnus.
»Und der erste Beamte vor Ort, ein junger Kollege, hat sofort nach uns gefragt.« Høghs Stimme klang ernster. »Er sagt, dass etwas nicht stimmt. Er kann es nicht benennen, aber sein Bauchgefühl sagt ihm, dass etwas faul ist. Sehr faul.«
Magnus nickte langsam, eine Bestätigung, die Høgh nicht sehen konnte. Ein Bauchgefühl. Oft wichtiger als Fakten, ein Sensor für Dissonanzen. Wenn ein junger Beamter die Sondereinheit anforderte, weil etwas „nicht stimmte“, war es meist ernst. Die professionelle Routine übernahm die Kontrolle, legte sich wie ein Panzer um seine Gefühle. Gedanken an die Vergangenheit, die Schwere des Morgens, die Stille der Wohnung - all das wurde beiseite geschoben. Es war ein Schutz vor dem Schmerz.
»Verstanden. Ich übernehme«, sagte Magnus. Kein Zögern. Das war sein Job.
»Gut. Liv ist informiert, sie checkt die Datenbanken. Wir treffen uns vor Ort. Sie kennt die Position.«
»Okay.«
»Und Magnus ...« Høghs Stimme wurde leiser, fast persönlich. »Sei vorsichtig. ‚Seltsam‘ ist vielleicht noch untertrieben.«
»Immer«, antwortete Magnus und beendete das Gespräch.
Er steckte das Handy weg. Die Stille im Treppenhaus schien jetzt aufgeladen mit der Bedeutung des Anrufs. Refshaleøen. Das alte Werftgelände, heute ein Areal aus Industriebrachen, Eventlocations und verlassenen Ecken. Ein Ort am Rande der Stadt, isoliert, windig. Eine junge Frau, längst tot, in einem offenbar verunglückten Auto. Etwas stimmte nicht.
Die innere Leere wurde von kalter, klarer Konzentration überlagert. Wieder griff er nach dem Türgriff, fester. Er stieß die Tür auf und trat hinaus in den nasskalten Novembermorgen.
Regen schlug ihm entgegen, feiner, eisiger Nieselregen. Der Wind zerrte an ihm, pfiff leise durch die Gassen. Er zog den Mantel enger. Er blickte die Straße hinunter. Ein paar Gestalten eilten über den Bürgersteig, die Schirme tief heruntergeklappt, anonyme Silhouetten im Grau. Niemand nahm Notiz von ihm. Er wandte sich seinem Auto zu.
Seinem alten Volvo 240 Kombi. Dunkelgrau, kantig, unauffällig. Ein Relikt, aber zuverlässig. Der Lack war matt, kleine Rostflecken an den Radkästen, aber der Motor lief. Magnus hatte ihn vor Jahren gekauft. Das Auto gehörte zu seiner Routine. Es passte zu ihm.
Er ging über den nassen Bürgersteig, seine Schuhe hinterließen Spuren auf dem Kopfsteinpflaster. Er zog den Schlüsselbund hervor, das leise Klimpern war im Regen kaum zu hören. Er öffnete die Fahrertür, der Mechanismus klickte. Er ließ sich auf den Fahrersitz sinken, der Stoff war kühl und klamm.
Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss, drehte ihn. Der Anlasser ächzte kurz, dann sprang der Motor mit einem tiefen Brummen an. Die Vibrationen übertrugen sich auf Lenkrad und Sitz. Alles geschah mit ruhiger Effizienz. Während der Motor warm lief, zückte er wieder sein Diensthandy, tippte eine Nachricht an Liv Dalgaard, seine Partnerin: »Refshaleøen. Bin unterwegs. Treffen vor Ort.« Sekunden später vibrierte das Gerät. Die Bestätigung: »Verstanden. Bin in 15 Minuten da.« Liv war schnell, präzise, zuverlässig. Ihre analytische Art war oft der Gegenpol zu seiner intuitiven Methode.
Er legte den ersten Gang ein, löste die Handbremse. Langsam setzte sich der Volvo in Bewegung. Die Fahrt durch das verregnete Kopenhagen begann.
Zunächst durch belebtere Straßen. Vorbei an geschlossenen Cafés mit beschlagenen Fenstern, vorbei an kleinen Läden. An den Bushaltestellen warteten Menschen in dicken Jacken, die Gesichter grau wie der Morgen. Der Verkehr war zäh, ein Strom aus Blech und Scheinwerfern, die Rücklichter spiegelten sich auf dem nassen Asphalt. Die Scheibenwischer arbeiteten in einem gleichmäßigen Rhythmus, schoben das Wasser beiseite. Ein Rhythmus, der die Eintönigkeit unterstrich.
Magnus starrte konzentriert auf die Straße, die Hände am Lenkrad. Seine Gedanken kreisten um Høghs Informationen. Junge Frau. Schon lange tot. Seltsame Umstände. Refshaleøen. Was konnte an der Unfallstelle so falsch sein, dass die Spezialeinheit nötig war? Falsche Lage der Leiche? Fehlende Bremsspuren? Spuren, die nicht zusammenpassten? Er hatte schon viel gesehen. Inszenierte Unfälle, als Unfälle getarnte Selbstmorde. Aber Høghs Tonfall, die Bitte des jungen Kollegen ... da war etwas. Eine Ahnung von etwas anderem. Die Kälte im Wagen schien sich zu vertiefen.
Je weiter er sich vom Zentrum entfernte, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Die dichte Bebauung wich breiteren Straßen, Lagerhallen, Gewerbegebieten. Die Farben wurden grauer. Ziegel, Beton, Wellblech, alles nass und dunkel vom Regen. Er erreichte die Brücke nach Refshaleøen. Hier draußen frischte der Wind auf, peitschte den Regen gegen die Scheiben, rüttelte am Auto. Unter ihm lag das dunkle, aufgewühlte Wasser des Hafens.
Refshaleøen empfing ihn mit einer Atmosphäre von Weite und Verlassenheit. Das ehemalige Werftgelände war eine Mischung aus verrosteten Hallen, modernen Gebäuden, verfallenen Baracken und leeren Asphaltflächen mit Pfützen. Selbst an sonnigen Tagen wirkte das Gelände oft wie ausgestorben. An diesem grauen Morgen war die Trostlosigkeit mit Händen zu greifen. Der Himmel schien näher, bleiern. Der Nieselregen trübte die Sicht, die Konturen verschwammen im Grau.
Die Fahrt über das Gelände unterstrich die Einsamkeit. Kaum ein anderes Auto war unterwegs. Magnus folgte der Beschilderung zum alten Containerterminal. Mit jedem Meter stieg die Spannung. Was würde ihn erwarten? Was bedeutete hier „seltsam“?
Dann sah er es. Das pulsierende blaue Licht. Mehrere Polizeiwagen. Ihr kaltes Licht warf Reflexe auf die nassen Container und den Asphalt. Ein Störfaktor in der stillen Szenerie, ein Signal der Unruhe.
Er wurde langsamer. Uniformierte hatten das Gelände abgesperrt, gelbes Flatterband spannte sich zwischen Pollern und Streifenwagen. Dahinter, an die rostige Wand eines Containers gepresst, stand er: wieder ein alter Volvo. Dunkel. Der vordere Kotflügel schien leicht eingedrückt, der Schaden klein.
Magnus hielt am Rand der Absperrung und stellte den Motor ab. Die plötzliche Stille im Auto war intensiv. Eine Weile saß er nur da und beobachtete das Geschehen. Die Polizisten bewegten sich langsam mit ernsten Gesichtern innerhalb der Absperrung. Trotz der Anwesenheit der Polizisten lag eine seltsame Stille über dem Ort. Der Wind pfiff leise zwischen den Containern, trug Gesprächsfetzen oder das Knistern von Funkgeräten herüber, aber darunter lag eine falsche Stille.
Ein Gefühl kroch in Magnus hoch, kalt, instinktiv. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es war nicht nur der Ort, es waren nicht nur die Umstände. Es war die Atmosphäre. Eine Kälte, tiefer als die des Morgens. Eine Stille, lauter als jedes Geräusch. Etwas war hier geschehen, das sich dem normalen Verständnis entzog. Das Wort »merkwürdig« erschien ihm unzureichend.
Er holte tief Luft, die nach Regen und Metall roch. Er stieß die Wagentür auf und trat hinaus in den Regen von Refshaleøen. Der Wind zerrte an seinem Mantel, peitschte ihm die Tropfen ins Gesicht.
Die Jagd hatte begonnen.
Teil 3
Magnus schlug die Tür seines Volvos auf. Das Geräusch zerriss die Stille auf dem verlassenen Gelände von Refshaleøen. Er blieb kurz stehen, die Hand am Türrahmen, und nahm die Atmosphäre des Ortes in sich auf. Kalte, feuchte Luft drang in seine Lungen. Der Nieselregen war zu einem feinen Sprühnebel geworden, der sich auf Haut und Kleidung legte. Die Kälte war spürbar, verstärkt durch den Wind, der über die offenen Flächen zwischen rostigen Containern und verfallenen Lagerhallen wehte.
Sein Blick schweifte über das Gelände. Gelbes Absperrband flatterte im Wind, eine auffällige Linie in den Grau-, Braun- und Rosttönen der Umgebung. Dahinter standen uniformierte Beamte, die Schultern gegen die Kälte hochgezogen, die Gesichter meist ausdruckslos, aber angespannt. Sie sprachen kaum, ihre Blicke waren auf den dunklen Volvo gerichtet, der an der rostigen Wand eines Schiffscontainers lehnte.
Es herrschte eine ungewöhnliche Ruhe. Nicht die Ruhe eines abgelegenen Ortes, sondern eine bedrückende Stille. Selbst die üblichen Geräusche einer Polizeisperre - Funkverkehr, gedämpfte Gespräche, das Klappern von Geräten - schienen von der Weite und Trostlosigkeit des Ortes verschluckt zu werden.
Magnus spürte, wie sich die Haut über seiner rechten Augenbraue leicht spannte. Ein bekanntes Signal. Es trat auf, wenn er unter Druck stand, wenn seine Sinne geschärft waren, wenn sein Instinkt ihm sagte, dass etwas nicht stimmte, auch wenn sein Verstand die Gründe dafür noch nicht erfassen konnte.
Langsam ging er auf die Absperrung zu. Seine Schuhe hinterließen Spuren auf dem nassen Asphalt. Sein Blick fiel auf den Volvo. Dunkelblau, fast schwarz im trüben Licht, ein älteres Modell. Der Schaden am vorderen Kotflügel, wo der Wagen den Container berührt hatte, war gering. Kratzer im Lack, eine leichte Delle im Blech. Nichts, was ohne besondere Umstände den Tod eines Insassen erklären könnte. Die Art, wie das Auto dort stand - fast parallel zum Container, nicht in einem Winkel, der auf einen heftigen Aufprall hindeutete - verstärkte sein Unbehagen. Es wirkte gestellt.
Er nickte einem jungen Beamten an der Absperrung zu, der ihn erkannte und respektvoll zur Seite trat. Magnus betrat den Bereich um das Fahrzeug, und die Luft schien hier noch kälter, noch schwerer zu sein.
»Magnus.«
Die Stimme kam von links, ruhig, klar. Er wandte den Kopf. Liv Dalgaard stand ein paar Meter entfernt, den Blick ebenfalls auf den Volvo gerichtet, ihre Haltung konzentriert. Sie musste kurz nach ihm angekommen sein.
Ihre Erscheinung wirkte wie immer beherrscht und kompetent. Mit ihren achtunddreißig Jahren besaß sie eine natürliche Autorität, die auf ihrem Verstand und ihrer Erfahrung beruhte. Sie trug einen dunkelgrünen Wollmantel im Vintage-Stil über einer schwarzen Hose und robuste Lederstiefel - Stiefel, die schon viele Tatorte gesehen hatten. Es war ihre typische Mischung aus einem Hauch von Unkonventionalität und pragmatischer Funktionalität. Ihr dunkles Haar war zu einem Dutt zusammengebunden. Ihr Gesicht war ungeschminkt, die Züge klar, der Blick hinter der schlichten Brille wach und prüfend.
Sie nickten sich kurz zu. Kein Lächeln, keine überflüssigen Worte. Ein Ausdruck jahrelanger Zusammenarbeit, ein stilles Einverständnis. Jeder kannte und respektierte die Stärken und Schwächen des anderen. Sie waren ein Team.
»Hast du schon was?«, fragte Magnus leise, seine Stimme rau im Wind.
Liv drehte ihm kurz das Gesicht zu, ihre Blicke trafen sich. »Nicht viel.« Ihre Stimme klang ruhig, als sie ein kleines Notizbuch und einen Stift aus ihrer Manteltasche zog. Ihre bevorzugte Art, Fakten zu notieren. »Der Wagen ist nicht als gestohlen gemeldet. Zugelassen auf Erik Jensen, Rentner aus Valby, Jahrgang 1948.«
Ein Rentner aus Valby. Name, Alter und Wohnort passten nicht zu der jungen Frau, deren Umrisse Magnus durch die beschlagene Seitenscheibe erkennen konnte. Das erste Detail, das nicht stimmte.
Gemeinsam näherten sie sich dem Volvo, ihre Schritte wurden langsamer, vorsichtiger. Sie blieben an der Seitenscheibe stehen und schauten hinein.
Der Anblick ließ selbst den erfahrenen Magnus Olsen kurz innehalten. Auf dem Fahrersitz saß eine junge Frau, vielleicht Mitte zwanzig. Den Kopf zur Seite geneigt, an die Kopfstütze gelehnt, die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war extrem blass, fast wächsern. Die Haut wirkte durchsichtig und leblos. Die Lippen waren bläulich, leicht geöffnet. Langes, dunkles, feuchtes Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Sie trägt eine dunkle Jacke und Jeans. Ihre Hände lagen ruhig im Schoß, fast unnatürlich gefaltet. Nichts deutete auf einen Kampf, auf Panik oder einen Unfall hin. Sie wirkte merkwürdig friedlich, fast arrangiert. Das Licht im Inneren des Wagens war durch die beschlagenen, regennassen Scheiben gedämpft, was die Szene unwirklich erscheinen ließ.
Magnus‘ Blick prüfte die Einzelheiten. Der Sicherheitsgurt lag über der Brust, wirkte aber locker, nicht straff wie nach einem Aufprall. Er sah keine sichtbaren Blutspuren, keine Verletzungen im Gesicht oder am Oberkörper. Nur diese unheimliche Blässe und diese seltsame Ruhe.
Liv beugte sich leicht vor, ihre Augen suchten den Beifahrersitz ab. »Da«, sagte sie leise und deutete mit dem Kopf. »Der Führerschein.«
Ein laminierter Führerschein lag dort, neben einer Parkscheibe und einem leeren Kaffeebecher. Das Foto zeigte eine junge Frau, die der Toten ähnlich sah - aber lebendig wirkte, vielleicht gequält lächelte. Ein uniformierter Polizist leuchtete auf Livs Zeichen hin kurz mit seiner Taschenlampe durch die Scheibe auf den Ausweis.
»Maja Larsen«, las er mit gedämpfter Stimme. »Geboren am 12. Mai 1999.« Sechsundzwanzig Jahre alt. Er sah Liv fragend an. »Der Name kommt mir bekannt vor.«
Livs Blick war auf ihr Notizbuch gerichtet, ihr Stift wanderte schnell über das Papier. »Kein Wunder«, sagte sie trocken, ohne aufzublicken. Ihre Stimme klang geschäftsmäßig. »Maja Larsen. Vor fast zwei Jahren als vermisst gemeldet. Große Suchaktion damals. Und dann keine Spur mehr.« Sie hob den Kopf, ihr Blick fiel auf die reglose Gestalt im Wagen. »Fast zwei Jahre verschwunden, und jetzt taucht sie hier auf. Kalt und tot.«
Sie machte sich eine Notiz, dann sprach sie weiter, eine Aufzählung von Fakten mit unterschwelligem Gewicht. »Die Kollegen, die zuerst hier waren, berichten von keinen sichtbaren Verletzungen, die den Tod erklären würden. Das passt nicht zu dem leichten Aufprall.« Sie deutete auf den Gurt. »Der Gurt ist seltsam locker. Nicht wie nach einem Aufprall. Und ...« Sie zögerte kurz, ihr Blick traf wieder Magnus. »Sie sagen, dass die Leiche extrem kalt ist. Viel kälter als die Umgebungstemperatur. Unnatürlich kalt.«
Extrem kalt. Das Wort verband sich mit dem blassen Aussehen der Toten, mit der arrangierten Ruhe. Ein weiteres Detail, das nicht passte und eine neue, beunruhigende Dimension eröffnete.
Liv notierte weiter, ihr Stift kratzte leise über das Papier: »Personalien: Maja Larsen, 26 Jahre alt, vermisst seit ca. 2 Jahren. Todesursache unklar. Leichte Unfallspuren am Auto. Verdächtige Position. Auffällige Körperkälte.«
Magnus‘ Blick fiel auf Maja Larsens blasses Gesicht. Er versuchte, hinter die Oberfläche zu blicken. Er sah keine Kampfspuren, keine Abwehr, keine Panik. Nur diese geordnete, unnatürliche Ruhe. Seine Intuition, geschult durch viele Begegnungen mit dem Tod, deutete auf eine Antwort, die sich aus den widersprüchlichen Details zusammensetzte - geringe Schäden, lockerer Gurt, extreme Kälte, lange Abwesenheit, unnatürliche Haltung. Ein bewusst inszeniertes Bild.
»Sie wurde nach ihrem Tod hierher gebracht«, sagte er leise, aber bestimmt. Seine Stimme war sanft, aber voller Überzeugung. »Der Unfall ist nur Fassade.«
Liv sah ihn an. Sie widersprach nicht. Ihr Blick war ernst, prüfend, vielleicht zustimmend. Sie kannte Magnus‘ Instinkte, hatte ihn schon oft richtig liegen sehen, auch wenn die Fakten noch fehlten. Aber sie war auch methodisch und rational.
»Möglich«, sagte sie nach einer Pause, ihr Ton war sachlich, auch wenn ihr Blick Verständnis zeigte. »Gut möglich, Magnus.« Sie deutete auf die Zufahrtsstraße. »Dr. Anders Holm ist unterwegs. Die Spurensicherung auch. Wir brauchen ihren Bericht, bevor wir irgendwelche Schlüsse ziehen.« Ihr Blick wurde eindringlich. »Wir brauchen Fakten, Magnus. Spuren am Wagen, an der Leiche, am Fundort. Erst dann wissen wir, womit wir es zu tun haben.«
Ihre bekannte Dynamik war da. Seine Intuition gegen ihre methodische, faktenorientierte Herangehensweise. Ein Spannungsfeld, das ihre Partnerschaft bestimmte - manchmal frustrierend, meistens produktiv. Magnus spürte Ungeduld, nickte aber knapp. Sie hatte recht. Intuition konnte den Weg weisen, Fakten mussten ihn leiten.
Er wandte seinen Blick wieder der toten Frau im Volvo zu. Maja Larsen. Seit zwei Jahren vermisst. Und jetzt hier, an diesem trostlosen Ort, kalt und arrangiert. Der Unfall war nur Fassade. Was war die Wirklichkeit dahinter? Wer hatte das inszeniert? Das Ziehen in seiner Narbe wurde stärker. Das war kein Unfall wie jeder andere. Es war der Anfang von etwas Dunklem, etwas sehr Kaltem.
Teil 4
Ein nasser, kalter Wind wehte über das offene Gelände von Refshaleøen. Kaum hatte Magnus gesagt: »Der Unfall ist nur Fassade«, hingen seine Worte in der kalten Luft, da kündigte sich die nächste Phase an. Zwei graue Lieferwagen ohne Aufschrift bogen langsam um einen großen Containerstapel herum und rollten auf den abgesperrten Bereich zu. Ihre Scheinwerfer durchschnitten den feinen Nebel. Mit leisem Bremsenquietschen kamen sie am Rand der Absperrung zum Stehen, die Motoren verstummten.
Für einen Moment herrschte wieder Stille, nur unterbrochen vom Wind und dem leisen Flattern des gelben Absperrbandes. Dann glitten die seitlichen Schiebetüren der Transporter auf und gaben den Blick auf die Ausrüstung frei. Menschen in weißen Einweganzügen stiegen aus, die Gesichter unter Kapuzen verborgen, die Bewegungen routiniert. Die Spurensicherung. Ihr Erscheinen veränderte die Dynamik des Ortes. Die statische Beobachtung wich einer geschäftigen, aber sehr leisen Aktivität.
Die Männer in Weiß gingen planvoll vor. Schwere Metallkoffer mit Spezialgeräten werden geöffnet, ihr Inhalt im fahlen Licht ausgebreitet: nummerierte Plastiktüten, Pinzetten, Pinsel, Wattestäbchen, sterile Röhrchen, Sprühflaschen. Vorsichtig wurden kleine gelbe Markierungsfähnchen in den nassen, schlammigen Boden gesteckt, um mögliche Spuren zu sichern, die der Nieselregen noch nicht weggespült hatte - ein vager Schuhabdruck, eine kaum sichtbare Reifenspur, ein winziger Gegenstand zwischen rostigen Metallsplittern. Jeder Spur wurde sorgfältig nachgegangen.
Kameras klickten in schneller Folge, ihre Blitze erhellten kurz das diffuse Morgenlicht und warfen harte Schatten auf die nassen Flächen. Sie dokumentierten jeden Winkel des dunklen Volvos von außen, den Zustand des rostigen Containers, an dem er lehnte, den aufgeweichten Boden rund um das Fahrzeug, die Position der Räder. Jeder Kratzer im Lack, jede Delle im Blech, jede Reifenspur, jede Zigarettenkippe, jedes Blatt in der Umgebung wurde registriert und bewertet. Die Techniker bewegten sich mit konzentrierter Langsamkeit, sprachen nur leise miteinander, ihre Stimmen gedämpft. Es war die gründliche, akribische Arbeit, aus kleinsten Fragmenten die Ereignisse zu rekonstruieren - in diesem Fall die Inszenierung danach.
Magnus und Liv waren einen Schritt zurückgetreten. Sie beobachteten die Szene nun aus leichter Distanz, schweigend, aber mit unterschiedlicher Haltung. Für Liv war die Spurensicherung ein notwendiger Prozess, die Grundlage jeder soliden Untersuchung. Sie beobachtete die Techniker aufmerksam, ihr analytischer Verstand registrierte Methoden, Sorgfalt und Spuren, ordnete sie bereits in ein Schema ein. Ihr Blick war ruhig, konzentriert, ihre Gedanken bei den Fakten.
Magnus hingegen fühlte eine wachsende Ungeduld angesichts der langsamen, methodischen Polizeiarbeit. Er respektierte die Notwendigkeit, verstand die Wichtigkeit der Spurensicherung, aber sein Instinkt sagte ihm bereits die Wahrheit, und es fiel ihm schwer, auf die Bestätigung durch Fakten zu warten. Die Techniker in ihren weißen Anzügen, die den dunklen Volvo untersuchten, schienen die Kälte und Unnatürlichkeit des Ortes zu unterstreichen, die Inszenierung noch deutlicher zu machen. Jedes Klicken einer Kamera, jede vorsichtige Berührung einer Oberfläche, jedes nummerierte Fähnchen war eine weitere Bestätigung: Dies war kein gewöhnlicher Ort, kein banaler Unfall. Die Narbe über seinem Auge pulsierte leicht, ein Zeichen seiner inneren Anspannung. Er wollte Antworten, jetzt, nicht später, aber er wusste, dass er warten musste. Gedulden auf die nächsten Schritte.
Und die ließen nicht lange auf sich warten. Kurz nachdem die Spurensicherung mit der Arbeit an der Außenseite des Wagens begonnen hatte, fuhr ein weiteres Fahrzeug auf das Gelände. Ein unauffälliger dunkler Kombi parkte etwas abseits der anderen Autos. Die Fahrertür öffnete sich und ein Mann mittleren Alters stieg aus, den Mantelkragen gegen den schneidenden Wind hochgeschlagen. Es war Dr. Anders Holm, der leitende Gerichtsmediziner des Retsmedicinsk Instituts in Kopenhagen. Eine bekannte Gestalt bei Todesermittlungen.
Er trug einen dunklen Wollmantel über einem Anzug, die Krawatte etwas gelockert. Sein grau meliertes Haar war vom Wind zerzaust. Sein Gesicht wirkte müde, aber wach, gezeichnet von den langen Arbeitsstunden in den Sektionssälen und an den Fundorten. Seine hellen Augen musterten die Szenerie schnell und umfassend. Sie zeigten Intelligenz, aber auch einen Hauch von Zynismus und professioneller Distanz - das Ergebnis eines Lebens, das täglich mit den Schattenseiten der menschlichen Existenz konfrontiert war. Anders Holm hatte schon viel gesehen, dachte Magnus. Aber vielleicht würde dieser Fall selbst ihn überraschen.
Holm war bekannt für seine Ruhe, seine Gründlichkeit und seine Fähigkeit, auch in den bizarrsten Fällen einen kühlen Kopf zu bewahren. Er verlor keine Zeit mit Formalitäten. Sein Blick erfasste die Szene in Sekundenschnelle - die Uniformierten, die Spurensicherung bei der Arbeit, den dunklen Volvo neben dem Container, Magnus und Liv, die etwas abseits standen. Er ordnete die Elemente, schätzte die Situation ein. Als er näher kam, zog er routiniert ein Paar bläuliche Latexhandschuhe aus der Manteltasche und streifte sie sich über.
Seine Begrüßung war ein kurzes Nicken in Richtung Magnus und Liv, begleitet von einem Heben der Augenbrauen, das Anerkennung und Frage zugleich enthielt. »Olsen. Dalgaard«, sagte er nur, seine Stimme ruhig und tief, unbeeindruckt von Wind und Nieselregen.
»Anders«, erwiderte Liv ebenso knapp.
Magnus nickte stumm. Sie kannten sich seit Jahren. Unzählige Male hatten sie an solchen Orten gestanden, über Leichen gebeugt, schweigend, während Holm seine Arbeit tat, jeder in seiner Rolle, verbunden durch das gemeinsame Ziel, dem Tod seine Geheimnisse zu entreißen. Zwischen ihnen bedurfte es keiner langen Erklärungen.
»Was haben wir?«, fragte Holm direkt, den Blick fest auf den dunklen Volvo geheftet. Er begutachtete den geringen Schaden am Fahrzeug und seine unwahrscheinliche Position. Im Hintergrund klickten noch immer die Kameras der Spurensicherung.
»Maja Larsen, 26. Seit fast zwei Jahren vermisst«, fasste Liv die spärlichen Informationen präzise zusammen. »Heute Morgen von einem Streifenwagen gefunden. Offiziell als Unfall gemeldet, aber der Schaden ist minimal. Keine äußerlich erkennbaren lebensbedrohlichen Verletzungen. Auffällig: Die Kollegen vor Ort berichten von extremer Kälte der Leiche.« Das letzte Wort betonte sie leicht.
Holms Miene veränderte sich nicht merklich. Doch Magnus, der ihn gut kannte, glaubte ein kurzes Aufflackern von gesteigertem Interesse in seinen Augen zu erkennen. »Extreme Kälte«, wiederholte Holm leise, mehr zu sich selbst. »Interessant.« Er schwieg einen Moment, sein Blick wanderte zu den Technikern der Spurensicherung, die die Dokumentation des Außenbereichs abschlossen. »Warten wir, bis sie draußen fertig sind. Keine Kontamination.« Geduld war eine Eigenschaft, die Holm besaß, auch wenn Magnus sie in diesem Moment kaum aufbringen konnte.
Langsam vergingen die Minuten. Der Wind pfiff mit unverminderter Kraft zwischen den hohen Containerstapeln hindurch und trug feinen Sprühnebel mit sich, der sich in Kleidung und Haaren festsetzte. Das Klicken der Kameras hielt an. Magnus verlagerte unruhig sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, spürte die Kälte durch seine Sohlen kriechen. Liv stand reglos da, den Blick auf den Volvo gerichtet, ihr Notizbuch fest umklammert, ihr Gehirn spielte wahrscheinlich verschiedene Szenarien durch. Schließlich gab der Leiter der Spurensicherung Holm ein kurzes Zeichen. Der unmittelbare Außenbereich war gesichert, die Wagentür konnte geöffnet werden.
Jetzt übernahm Anders Holm. Er trat an die Fahrertür, seine Haltung signalisierte Konzentration. Ein Mitarbeiter der Spurensicherung öffnete vorsichtig die Tür, darauf bedacht, keine Fingerabdrücke zu verwischen oder Spuren im Innenraum zu zerstören. Kühle Luft drang aus dem Wageninneren.
Holm beugte sich langsam und planvoll hinein. Er murmelte leise Anweisungen an den Techniker, der ihm mit einer hellen LED-Lampe über die Schulter leuchtete und jeden Schritt, jede Berührung mit einer kleinen Digitalkamera dokumentierte.
Magnus und Liv waren näher gekommen, standen nun direkt hinter Holm und blickten über seine gebeugte Schulter in das Innere des Wagens. Die unmittelbare Nähe zur Leiche verstärkte den Eindruck des Unnatürlichen, des Makabren. Majas Haut wirkte aus dieser Nähe wächsern, unter der Oberfläche ungesund bläulich durchscheinend. Vorsichtig berührte Holm ihren Hals, suchte nach einem Puls - eine reine Formalität. Behutsam hob er eines ihrer Augenlider an, betrachtete die Pupille im Licht der Lampe, prüfte die Trübung der Hornhaut. Seine behandschuhten Finger strichen über ihre kalte, starre Stirn, hoben eine Strähne ihres dunklen, leicht feuchten Haares an, um den Bereich darunter, den Haaransatz, zu inspizieren. Nichts. Keine sichtbare Wunde, keine Blutung.
Dann zog er ein digitales Fieberthermometer aus der Innentasche seines Mantels, ein Modell mit langer Sonde zur Messung der Körperkerntemperatur. Vorsichtig, mit geübten Handgriffen führte er die Sonde ein - eine notwendige Prozedur. Konzentriert wartete er auf das Resultat. Es war still um ihn herum, nur das leise Piepen des Thermometers und das entfernte Heulen des Windes waren zu hören. Magnus spürte, wie sein Atem flacher wurde. Liv stand reglos neben ihm, den Blick auf Holms konzentriertes Gesicht gerichtet.
Holm zog das Thermometer vorsichtig zurück und sah auf die digitale Anzeige. Er sagte nichts, aber die Art, wie er die Augenbrauen kaum merklich hob, war bedeutungsvoll. Er wiederholte die Messung an einer anderen Stelle, das Ergebnis war offenbar das gleiche. Eine Temperatur weit jenseits jeder Norm, die nicht zum Wetter, nicht zum Ort passte.
Schließlich stieg er langsam aus dem Auto, richtete sich auf und schloss für einen Moment die Augen, als würde er die gesammelten Informationen sortieren. Dann drehte er sich zu Magnus und Liv um. Seine Stimme klang immer noch ruhig und kontrolliert, aber seine Worte hatten Gewicht.
